Da die kommenden zwei Tage in Istanbul gut mit Programm versorgt sind, beginne ich den heutigen Tag erst einmal sehr relaxed. Und so sieht man mich um kurz nach acht bereits in der finnischen Sauna; um diese Zeit sind hier – wenn überhaupt – nur vereinzelte Personen anzutreffen, so dass man hier den Tag in Ruhe beginnen kann.
Und nach einer schönen kalten Dusche fühlt man sich dann in der Tat wie neu geboren und nicht nur wie alt aufgestanden, so dass es jetzt mit Luzia und Jakob ins Rossini gehen kann. Da wir erst gegen Mittag in Istanbul einlaufen, bleibt heute auch genügend Zeit für ein ausgiebiges Frühstück, bei dem heute in der Tat kaum ein Wunsch offen bleibt. Ob kleines Steak, Omelette, weich gekochtes Ei, Spiegelei oder Räucherlachs – so gestärkt kann ja heute nichts mehr schief gehen.
Wir wechseln von hier dann direkt ins Theater zur Ausflugspräsentation über Sochi, das man – wenn man im Vorfeld kein individuelles Visum für Russland beantragt hat – nur im Rahmen eines organisierten AIDA-Ausflugs mit einem Gruppenvisum besuchen kann. Aber das kennen wir ja schon von St. Petersburg – und da Sochi jetzt nicht unbedingt nach einem individuellen Landgang verlangt (viele sagen sogar, man müsse in Sochi eigentlich überhaupt nicht von Bord) und ein Visum nicht nur teuer sondern auch aufwändig zu beschaffen ist, haben wir uns für den Ausflug SOC02 („Sochis Highlights & Stalins Datscha“) entschieden. Mal schauen, ob das eine gute Wahl ist …
Jetzt fällt die Wahl aber erst einmal auf die Sonne – die 30-Grad-Grenze ist gesprengt, so dass es Zeit wird, sich auf dem FKK-Deck wieder mal ein bisschen in die Sonne zu legen (die dieses Mal übrigens noch nicht einmal vom Fahrtwind in ihrer Funktion beeinträchtigt wird).
Von hier aus verfolgen wir dann auch den Hafeneinlauf in Istanbul, der sicherlich zu den eindrucksvolleren (analog New York oder Rio de Janeiro) gehört – naja, fast zumindest. Wir fahren in das sog. „Goldene Horn“ ein, vorbei an den bekannten Moscheen wie der Hagia Sofia oder der Blauen Moschee, bis wir direkt vor der Galata-Brücke unseren Liegeplatz erreichen – zentraler geht es nicht, die AIDAaura liegt damit praktisch mitten in Istanbul.
Die Zeit reicht jetzt noch für einen schönen Obststeller im Calypso-Restaurant, bevor ich mich mit Herbert, Tanja, Danny, Katharina und Martina zu unserem heutigen Ausflug „Istanbul – die asiatische Seite“ („IST03“) aufmache.
Nur wenige Schritte vom Schiff entfernt durchqueren wir das Hafenterminal, besteigen unseren Bus und machen uns auf den Weg über die Bosporus-Brücke auf den asiatischen Kontinent. Nur etwa 1,5 km sind die beiden Kontinente voneinander entfernt und Istanbul ist die einzige Stadt der Welt, die auf zwei Kontinenten liegt, nur getrennt durch den Bosporus.
Unser erster Stopp ist nun der Beylerbeyi-Palast; in einer rund einstündigen Führung lernen wir die Sommerresidenz der Sultansfamilie näher kennen. Bevor wir auf einer Rundfahrt den Stadtteil Fenerbahce besichtigen, geht es jedoch noch auf den mit 267 m höchsten Berg Istanbuls, den Çamlica-Hügel, von dem aus wir, ein Glas türkischen Tee in der Hand, einen hervorragenden Ausblick auf die Skyline Istanbuls genießen können.
Zurück auf dem Schiff reicht die Zeit gerade für das Abendessen, das wir im Calypso-Restaurant beginnen. Das Thema heute lautet „Indisch“ – und das war bisher das Beste überhaupt. Hier hat einfach alles geschmeckt. Und trotzdem ist noch etwas Platz für einen Topfenstrudel … der ist zwar nicht typisch indisch, dafür aber „alpenländisch“ und daher im Marktrestaurant zu finden.
Frisch gestärkt geht es dann um 20.00 Uhr auch schon weiter – Luzia, Jakob und ich treffen uns in der AIDA-Bar zum Ausflug „IST20“ („Istanbul bei Nacht“). Auch hier ist der Weg zum Bus schnell erledigt, so dass wir bereits wenige Minuten später den Sonnenuntergang (naja, fast) über der Galata-Brücke und dem Marmara-Meer bewundern können.
Nächster Stopp ist dann der Platz zwischen Hagia Sofia und Blauer Moschee. Diese Parkanlage wird abends von den Einwohnern Istanbuls eingenommen – und während bei uns in ähnlichen Anlagen Schilder aufgestellt werden, die das Betreten des Rasens verbieten (warum eigentlich?) trifft man sich hier mit Familie und Freunden, breitet eine Picknickdecke aus, trinkt Tee, grillt und erfreut sich des schönen Sommerabends.
Wir erfreuen uns derweil an der beleuchteten Blauen Moschee, die – auf einen angeblichen Kommunikationsfehler basierend – sechs Minarette besitzt und der Hagia Sofia. Und während wir versuchen, die Stimmung fotografisch festzuhalten, beginnt der Muezzin der Hagia Sofia die Gläubigen zum Gebet zu rufen. Auf den Fuß folgt der Muezzin der Blauen Moschee und kurz darauf stimmt ein Dritter ein. Wer da jetzt genau was von wem will, ist nicht wirklich auszumachen – fest steht aber, dass diese Aktion nicht nur laut sondern auch sehr beeindruckend ist … das gibt dem Platz noch das fehlende Flair.
Für uns ist es jedoch an der Zeit, unseren Ausflug fortzusetzen – der Taksim-Platz mit seinen Geschäften, Bars und Cafés lädt zum Bummeln oder Verweilen ein. Hier sieht man deutlich, dass Istanbul inzwischen ebenfalls eine „24-Stunden-Stadt“ geworden ist, die nie schläft – zumindest nicht gleichzeitig. Auf der Einkaufsstraße (soll angeblich Fußgängerzone sein, die Bedeutung scheint aber nicht identisch mit unserem Verständnis einer solchen zu sein) herrscht Trubel – tausende Einheimische und Touristen bevölkern Straße und Platz, die von einer Einkaufsstraße in anderen westlichen Metropolen im Übrigen nicht zu unterscheiden ist: alle Labels und großen Marken sind hier genauso vertreten wie Saturn, McD, BK, Pizza Hut, Deichmann und und und …
Eine Dreiviertelstunde später – es ist jetzt 22.15 Uhr – machen wir uns dann auf den kurzen Rückweg zum Schiff, wo wir gegen 22.30 Uhr eintreffen. Jetzt noch kurz durch die Sicherheitskontrolle und dann ist Istanbul, Tag 1, bereits Geschichte. Naja, nicht ganz – wir gehen noch kurz aufs Pooldeck um auch von hier einige Bilder des nächtlichen Istanbuls, der beleuchteten Moscheen und der mit wechselnden Farben angestrahlten Bosporus-Brücke zu machen … und hier auch noch gleich ein Tipp: ein kleines Stativ leistet hierbei gute Dienste (bzw. ist eigentlich unverzichtbar) – und das nächste Mal denke ich auch wieder daran.
Und mit diesen Eindrücken mache ich mich auf den Weg zu meiner Kabine, um zumindest noch ein paar Stunden Schlaf vor unserem Ausflug morgen zu finden – schließlich klingelt der Wecker um 4.00 Uhr (hoffe ich zumindest).