Heute geht es tatsächlich los: meine erste Kreuzfahrt mit einem „Nicht-AIDA-Schiff“ beginnt (wenn wir mal die dreitägige Vorjungfernfahrt auf der „Mein Schiff“ und die Postschiffreise in Norwegen mit Hurtigruten unberücksichtigt lassen). Ich bin ziemlich gespannt was mich erwartet, wie es sich auf einem 6.000-Passagier-Schiff lebt, ob amerikanische Kreuzfahrten anders sind als deutsche und ob das zukünftig eine Alternative zu AIDA-Kreuzfahrten sein kann.
Die Anreise nach Fort Lauderdale habe ich nicht über Royal Caribbean gebucht, da ich noch einige Lufthansa-Meilen und airberlin-Punkte auf dem Konto hatte und ich so die Flüge kostengünstig als Prämienflüge in der Businessclass buchen konnte – das ist bei einer Atlantiküberquerung dann doch etwas angenehmer … 😉
Trotzdem beginnt die Reise natürlich auf dem Frankfurter Flughafen, zu dem mich Alexander freundlicherweise mitnimmt. Eingecheckt habe ich gestern Abend bereits zu Hause, so dass ich auch gleich eine neue App auf meinem iPhone ausprobieren kann: Passbook. Nach der Planung von apple soll Passbook ja die zentrale App für alle Tickets, Gutscheine, Fahrscheine u.ä. werden – und ich kann mir gut vorstellen, dass das auch so kommt. Lufthansa macht beispielsweise schon mit und so kann ich meine Bordkarte direkt in Passbook laden. Das Schöne daran ist, dass die Bordkarte jederzeit noch aktualisiert werden kann (wenn sich beispielsweise das Abfluggate ändert) und sie direkt vom Sperrbildschirm erreichbar ist – und zwar ohne sich erst anmelden zu müssen. Außerdem dreht sich die Bildschirmanzeige nicht mehr, wenn man das iPhone vor den Scanner hält. Gefällt mir!
Doch zurück an den Flughafen. Eigentlich müsste ich nur an den Gepäckabgabeschalter, allerdings ist die Schlange dort deutlich länger als die die Schlange vor den Check-In-Schaltern (zumindest im Business-Bereich) – und da dort ja auch Gepäck angenommen wird, stelle ich mich einfach hier an. Und das ist auch gut so – wenige Minuten später bin ich mein Gepäck los. Und Gewichtsprobleme habe ich dieses Mal auch keine (also ich schon, aber meine Tasche nicht) – darf ich doch in Business 2 x 32 kg mitnehmen (wovon ich gerade mal 1 x 24 kg nutze) …
Mein Gate ist A02 – Insider wissen, dass das nicht so optimal ist, wenn man vorher noch in die Lounge will – das sind nämlich gut 10 Minuten Fußweg. Da aber die Schlange an der Sicherheitskontrolle auch recht überschaubar ist, bleibt ja noch genügend Zeit (natürlich habe ich wieder mal viel zu viel „Angst“ eingeplant). Doch zunächst einmal bekomme ich bei der Kontrolle einen Schreck: niemand will meine Kamera zum Sprengstofftest mitnehmen. Für einen kurzen Moment schleicht sich der Gedanke ein, dass ich die Kamera vergessen habe – doch ein kurzer Blick in den Rucksack senkt meinen Blutdruck wieder … alles gut 🙂
Dafür darf ich nach dem Piepsen der Torsonde noch zum „Fummeln“ … und da ist der Typ richtig gründlich. Ich habe ihn dann auch mal beiläufig gefragt, ob bei mir Metall angezeigt wurde (ich hatte meine Halskette noch um) oder ob das Piepsen der „Quote“ geschuldet ist (ich empfehle hier noch mal das Buch: „Die Bombe ist eh im Koffer.“ – nach der Lektüre kennt man diese Details). Und der Typ scheint es auch zu kennen – und es nicht so richtig witzig zu finden … denn seit dem er weiß, dass ich das mit der Quote aus dem Buch weiß, sucht er noch genauer: zunächst müssen die Schuhe aufs Laufband und danach will er noch die Innenseite (!) meiner Socken im Separee sehen (ich hätte die jetzt eher nicht sehen wollen …). Aber jeder wie er mag – gefunden hat er nix … zumindest nix, was die Flugsicherheit über Gebühr gefährdet.
Also werde ich entlassen und mache mich auf den Weg zur Lounge. Eigentlich hätte man die wegen Überfüllung schließen sollen – freie Sitzplätze sind absolute Mangelware (selbst die gern mal zum Aufbau einer persönlichen Schutzzone auf den angrenzenden Sesseln abgelegten Jacken und Zeitungen hat inzwischen jeder weggenommen) und an den Kaffeemaschinen und Getränkezapfanlagen bilden sich lange Schlangen.
Ich organisiere mir dennoch eine Latte und ein Brötchen mit Frischkäse und finde an einem Stehtisch noch ein freies Eckchen, das ich gleich mal okkupiere. Interessant ist übrigens, dass es hier wie selbstverständlich Messer gibt, mit denen ich das Brötchen in zwei Hälften zerschneiden kann. Interessant deshalb, weil man vor wenigen Minuten an der Sicherheitskontrolle ein solches Messer in meinem Handgepäck noch in die Mülltonne befördert hätte … Mir will nach wie vor nicht in den Kopf, warum ich eine Nagelfeile nicht mit an Bord nehmen darf, aber sowohl am Flughafen vor dem Einsteigen als auch beim Essen an Bord Messer praktisch aufgezwungen bekomme – und die nur deshalb nicht gefährlich sein sollen, weil sie offiziell nicht „Messer“ sondern „Butterstreicher“ heißen …
Aber wie auch immer … konzentrieren wir uns auf den Flug. Der geht zunächst von Frankfurt nach Zürich (Flugzeit 35 Minuten), wo ich – nach einem Terminalwechsel – einen Anschlussflug nach Miami habe. Und richtig vermutet – da das Umsteigen in Zürich stattfindet, findet er mit Swiss statt. Ein Prämienflug ab Frankfurt mit Lufthansa war leider nicht mehr verfügbar – aber zum einen geht’s ja so auch und zum anderen werde ich später feststellen, dass die Businessclass der Swiss deutlich besser ist als bei Lufthansa.
Soweit ist es aber noch nicht … zunächst muss ich mich mal auf den Weg zu A02 machen, wo ich pünktlich zum Einsteigen ankomme. Allerdings zum Einsteigen in den Bus – die Maschine steht auf dem Vorfeld. Und so stehen wir jetzt mit dem Bus vor dem Flieger und könnten einsteigen – „könnten“, wenn denn nicht noch jemand fehlen würde. Das merken wir aber erst fünf Minuten später: ein schwarzer Cayenne fährt vor und spuckt zwei Passagiere aus. Einer, der aussteigt und schnurstracks die Treppe nach oben läuft und einer, der noch einen Koffer und eine Aktentasche hinterherträgt. Kaum sind beide oben, geht auch der Daumen der Stewardess, die an der Tür steht, nach oben – und schon öffnen sich auch die Türen unseres Busses und auch wir dürfen dem ominösen Passagier folgen. Da die Maschine keine First Class hat, dürfte es sich im Übrigen wohl um ein HON Circle Member handeln …
Wie auch immer … irgendwann sind wir alle drin im Flieger und es kann losgehen in Richtung Zürich. So richtig lange dauert der Flug ja auch nicht, so dass wir bereits eine Dreiviertelstunde später in Zürich landen. Meine Tasche sollte eigentlich automatisch den Weg nach Miami finden – ich lasse mich überraschen.
Laut Bordkarte ist in etwa einer Stunde Boarding, wobei das Gate vorhin noch nicht feststand. Das lässt sich hier aber auf der Anzeigetafel lösen: E26 – und der Hinweis „Proceed to Gate“. Na dann …
Kurze Zeit später weiß ich warum – der Weg ist recht weit, handelt es sich doch um ein anderes Terminal, das mit einer führerlosen Bahn (so wie dem Skytrain in Frankfurt) erreicht wird. Also gut, dann mache ich mich mal auf den Weg – und erreiche viele Meter, unzählige Rolltreppen, eine Toilettenpause und eine Bahnfahrt später E26. Und hier steht jetzt erstmals eine Passkontrolle an – die Schweizer wollen also wissen, wer das Land verlässt. Das war vorhin in Frankfurt übrigens nicht so – niemand wollte außer meiner Bordkarte irgendwann mal so was wie einen Ausweis oder Pass sehen. Da hätte also jeder, der mein iPhone in der Hand hat, fliegen können … alles irgendwie merkwürdig.
Aber egal, ich bin jetzt erstmal am Gate – und 15 Minuten später im Flieger. Ein Airbus A330-300 bringt uns nach Miami – und glücklicherweise war kein Lufthansa-Flug frei … die Business-Class hier ist um Längen besser. Ein Einzelsitz in Reihe 7 erwartet mich – das Platzangebot und der Privatbereich sind hier richtig gut, der Sitz lässt sich zum 180-Grad-Bett umwandeln, es gibt einen USB-Anschluss und das Essen ist nicht nur sensationell gut sondern auch noch reichhaltig.
Ich bin echt begeistert – und so vergehen die 10 1/2 Stunden Flug auch wie im Flug 😉 Die ersten drei Stunden sind wir mal mit Essen und Trinken beschäftigt (inklusive der Servicepausen zwischen den Gängen) – und allein der Getränkeservice beim Essen ist hier umfangreicher als auf meinem kompletten letzten Lufthansaflug in die USA.
Von daher kann ich also SWISS nur empfehlen (zumindest die Businessclass) – und richtig nett ist so nebenbei die schweizerische Aussprache („Darf es noch ein Prallinée zum Koffie sein?“). Und – ja, es darf … 😉
Um 17.30 Uhr Ortszeit (also 23.30 Uhr unser Zeit) landen wir dann pünktlich in Miami. Der Flug ist sehr ruhig gewesen, keine Turbulenzen haben den hervorragenden Gesamteindruck von Swiss getrübt. Ich denke, beim nächsten Interkontinentalflug gewinnt Swiss wieder gegen Lufthansa …
Jetzt kommt die erste Hürde der Reise: die Einreise in die USA. Das habe ich nun ja schon drei Mal machen dürfen – und jedes Mal war anders. Mal schauen, was mich dieses Mal erwartet … Zunächst einmal fällt auf, dass es 40 Schalter gibt, an denen man Pässe kontrollieren kann. Dann, dass dreißig davon nicht besetzt sind und sich die verbleibenden zehn Schalter gleichmäßig auf US-Einwohner und Besucher verteilen. Nur stehen hier halt nur wenige Einwohner an, so dass diese alle in fünf Minuten abgefertigt sind während wir mit Wartezeiten von durchschnittlich einer Stunde rechnen müssen.
Und wenn man dann noch das Pech hat, dass in der Schlange vor einem ein arabisch aussehender Besucher steht, dann dauert es gleich mal noch ein bisschen länger 🙁
Aber auch ich halte den Verkehr auf. Natürlich nicht absichtlich – aber der Beamte nimmt es heute sehr genau. Vielleicht habe ich doch zu viele Stempel mit arabischen und kyrillischen Schriftzeichen im Reisepass … Warum ich in die USA einreisen will, wie lange ich bleiben will, was ich hier genau mache, wie ich meinen Lebensunterhalt verdiene, wieviel Geld ich in welchen Währungen dabei habe, … Das Webcam-Foto und die Fingerabdruckscans sind natürlich auch wieder dabei – hier gibt es inzwischen mehr Fingerabdrücke von mir als ich Finger habe. Aber letztendlich darf ich doch rein – vielleicht auch, weil ich die Testfrage, wann ich das letzte Mal hier war, richtig beantwortet habe (die Antwort steht doch mit Sicherheit auf seinem Bildschirm …)
Die Freude währt aber mur kurz – als nächstes steht die Zollkontrolle an. Und während alle, die vor mir stehen, direkt zum Ausgang geschickt werden, darf ich zunächst noch mal zur Intensivkontrolle. In einem separaten Raum darf ich zunächst zuschauen, wie sich ein offensichtlich dressierter Hund (immerhin ein deutscher Schäferhund) über mein Gepäck hermacht und dann alles noch mal durch ein Röntgengerät fahren lassen – und der Bildschirm wird dabei von sechs (!) Beamten beobachtet … Ich hab jetzt ja nun wirklich nichts zu verbergen gehabt, wenn aber einer gefragt hätte, ich glaube ich hätte sofort gestanden …
Man scheint aber zufrieden gewesen zu sein – zumindest darf ich nach dem Röntgen direkt zum Ausgang gehen …Und genau das mache ich jetzt auch – bevor noch einer auf dumme Gedanken kommt.
Da mein nächstes Ziel das „Hilton Hotel Miami Airport“ ist und es einen kostenlosen Shuttle geben soll, der da hinfährt, folge ich mal den Schildern zu den „Hotelshuttles“. Tja, und dann stehe ich vorm Terminal und finde kein einziges Schild mehr. Also frage ich mich mal durch – und siehe da: ich bin hier richtig. Die Hotelbusse fahren hier alle regelmäßig vorbei – und wenn auf einem der Name meines Hotels steht, soll ich einfach die Hand heben, er würde dann schon halten.
Und genau so kommt es dann auch. Ich warte noch drei, vier Minuten, dann kommt ein silberner Bus mit dem blauen Hilton-Logo vorbei. Ich winke, er hält, der Fahrer springt raus und verstaut meinen Koffer – und schon gehts weiter in Richtung Hotel. Weitere Fahrgäste gibt es nicht und so bin ich knapp zehn Minuten später schon in der Hotel-Lobby und stehe am „Hhonors-Bereich“ an der Rezeption.
Obwohl ich in letzter Zeit relativ wenig in Hilton-Hotels übernachte, genieße ich hier – Dank des Besitzes der Hilton Kreditkarte – nach wie vor Goldstatus. Und das lohnt sich wirklich – nicht nur wegen der Punkte. Als Gold-Mitglied gibt es ein kostenfreies Zimmerupgrade, kostenloses Frühstück, kostenloses WLAN und zwei kostenlose Flaschen Wasser auf dem Zimmer.
Ich konnte somit das günstigste Zimmer ohne Frühstück buchen und zahle daher für die Nacht keine 80 USD – wohne aber in einer Suite mit Balkon (solche Upgrades mag ich!) inkl. Frühstück und WLAN und brauche noch nicht einmal das Taxi vom/zum Flughafen bezahlen.
Und die Suite ist richtig nett … 11. Etage, Blick auf Miami, getrenntes Wohn- und Schlafzimmer, Balkon, zwei Flachbildschirme, Kaffeemaschine, – schade, dass ich nur ein paar Stunden hier bin …
Um dem Jetlag zu entgehen, muss ich den Abend jetzt noch einigermaßen sinnvoll nutzen – vor Mitternacht sollte ich nicht ins Bett gehen. Also schreibe ich noch auf, was heute so passiert ist, lasse mir noch einen leckeren „Blue Lagoon Burger“ aus Beef mit French Fries bringen, schwimme noch ein halbes Stündchen im Pool und skype noch ein Stündchen mit Buenos Aires.
Und dann geht auch der erste Tag meiner „Fremdgeh-Reise“ zu Ende – nach rund 22 Stunden (fast) ohne Schlaf wird das jetzt aber auch langsam Zeit …