Um kurz nach halb sechs ist die Nacht allerdings zu Ende … so ein bisschen Tribut muss ich dem Jetlag also doch zollen, wobei das nicht wirklich ein Problem ist – in einer knappen Stunde hätte ich ja sowieso aufstehen müssen.
Ich lade also noch schnell die aktuelle Ausgabe der WELT kompakt auf mein iPad, beantworte noch ein paar Mails und Postings in Facebook, mache einen Abstecher durch das Bad und gehe dann in die Hotellobby zum Frühstück. Anstelle von Brötchen gibt es hier halt Bagels und viele süße Sachen – aber natürlich auch Käse, Schinken, Wurst und leckere Muffins. Und das muss man ja zugeben, Muffins können die Amis 😉
Der O-Saft ist frisch gepresst, der Kaffee dünn – aber auch das habe ich hier ja schon öfter festgestellt. Die fehlende Stärke muss dann halt mit Menge kompensiert werden – rein mathematisch gesehen ist das eigentlich gar nicht so kompliziert. 😉
Mein Gepäck habe ich vor dem Frühstück bereits zusammengepackt, so dass ich nur noch schnell auschecken muss bevor ich mich vor dem Hotel in die Schlange für den Shuttlebus zum Flughafen stelle. Der kommt auch kurz darauf, so das ich bereits kurz vor halb neun wieder am Flughafen stehe – so als ob ich gerade aus Deutschland angekommen wäre. Ideal wäre es gewesen, sich jetzt hier an einen der Royal Caribbean Schalter zu stellen, meine Tasche abzugeben und dann einen Shuttle zum Schiff zu nutzen. Leider konnte ich das so nicht buchen – da ist Royal Caribbean leider ein bisschen unflexibel gewesen (eigentlich unverständlich, da ich am Abreisetag den Shuttle ganz problemlos dazu buchen konnte).
Also musste ich mir etwas anderes für den Transfer nach Fort Lauderdale suchen. Denkbar wäre für die rund 35 Meilen lange Strecke ein Mietwagen gewesen – der ist aber am Hafen in Fort Lauderdale nicht zurückzugeben. Und so richtig günstig wäre das auch nicht gewesen. Ein Taxi wäre zwar flexibel, aber noch teurer. Bleibt also ein „Shared VAN“, also ein gemeinsamer Shuttle mit anderen Passagieren, die in die gleiche Richtung wollen.
Und so einen finde ich bei viatorcom.de: für 24 € bietet Supershuttle einen solchen Transfer an. Das schien mir eine echte Alternative zu sein, so dass ich einen Platz für heute gebucht habe. Vorgestern habe ich die Reservierung dann telefonisch noch bestätigt, meine Bestätigungsnummer erhalten und erfahren, dass ich am Flughafen entweder nach blauen Vans oder nach „in goldene Poloshirts gekleideten Guys“ suchen soll.
Und genau das tue ich … eine halbe Stunde lang und bestimmt mehrere Kilometer Fußweg weit – allerdings ohne Erfolg. Also frage ich jemanden, der sich damit auskennt – und der sagt mir, dass es Supershuttle nicht mehr gibt und ich zu American Shuttle gehen soll. Na toll, das hätte die Tante vorgestern am Telefon auch mal erwähnen können – an den weißen Vans bin ich nämlich gefühlte 100 Mal vorbei gegangen …
Und siehe da – die nehmen ganz selbstverständlich meinen Gutschein an und fünf Minuten später sitze ich schon in einem Van in Richtung Fort Lauderdale. Zusammen mit mir fahren noch drei Damen mit, von denen zwei an einem Hotel im Norden von Miami aussteigen und eine bis zum Flughafen von Fort Lauderdale fährt. Die letzten fünf Minuten von dort bin ich dann allein unterwegs, bis wir an Port Everglades ankommen.
Hier werde ich direkt am Check-In abgesetzt, meine Tasche wird mir von einem Porter abgenommen (den „Origami-Anhänger“ hatte ich vorhin schon befestigt) und auf den Weg ins Schiff geschickt. Ich könnte jetzt zwar schon einchecken (was aufgrund der Informationsmappe eigentlich noch nicht zu erwarten war), habe aber meinen Tag im Vorfeld sowieso ein bisschen anders geplant.
Zunächst steht nämlich noch eine Bootsfahrt mit der „Carrie B“ an. Diese startet auf dem New River und fährt im Hafen an der Oasis of the Seas vorbei. Und da ich ja zumindest ein Foto haben möchte, auf dem das Schiff komplett zu sehen ist, bietet sich das geradezu an. Ich suche mir also ein Taxi, das mich wieder in die Stadt bringt, wobei ich die Bekanntschaft mit einer Mitarbeiterin des örtlichen Sheriffs mache, die mich darauf hinweist, dass Straßen von Fußgängern nur an den gekennzeichneten Überwegen zu queren sind – zum Glück belässt sie es bei einem bösen Blick …
Der Taxifahrer kennt sich nicht wirklich aus (das scheint also nicht nur ein New Yorker Problem zu sein), was allerdings nicht so tragisch ist, da ich bereits zu Hause in weiser Voraussicht die Fahrtroute in Google Maps herausgesucht und ausgedruckt habe – Vorbereitung ist alles … 😉 Und von daher sind wir rund zehn Minuten später direkt am Ablegeplatz der Carrie B. – genau pünktlich zur Abfahrt in einer Viertelstunde.
Die Rundfahrt hatte ich ebenfalls bereits zu Hause gebucht, so dass ich wenige Sekunden später mein Ticket im Austausch gegen meinen Gutschein erhalte und mir einen der Schattenplätze unter dem Dach des Sonnendecks aussuchen kann.
Und das hat auch gerade noch gelangt – kurz darauf kommt nämlich eine Busladung Japaner angefahren – und damit sind die restlichen Plätze im Schatten alle weg. Glück gehabt, 1 1/2 Stunden in der prallen Sonne hätte ich jetzt nicht gebraucht.
Zunächst fahren wir entlang des New River und haben so die Gelegenheit, viele nette Häuser (naja, eher Villen) zu sehen – das günstigste ist für rund $5 Mio. zu haben (nach oben gibt es – abhängig von den Ideen der Architekten und Vorstellungen der Bauherren – praktisch keine Grenzen … aber zugegeben, die Lage ist schon einmalig …
Mich interessiert aber zugegebenermaßen die Oasis mehr … und eine halbe Stunde später liegt sie dann auch vor uns. Das ist schon ein gigantisches Schiff … wobei, mit „Schiff“ impliziere ich von der Form her eigentlich etwas anderes – das ist eher so ein Wohnhausblock, der unten spitz zuläuft, damit er nicht gleich untergeht. Über Schönheit kann man sicher geteilter Meinung sein – ich habe da andere Vorstellungen (und es wird wohl niemanden überraschen, dass das eher so in Richtung AIDAcara & Co. geht). Hoffentlich behält AIDA die Schiffsform bei den beiden Neubauten aus Japan einigermaßen bei …
Aber wie auch immer – die Fotos sind gemacht (wobei für den Größenvergleich leider ein Bezugspunkt fehlt – hier darf aber jeder auf eigene Faust mal nach „Oasis of the Seas“ und „AIDAvita“ googeln – die Bildersuche liefert dann das Gewünschte …)
Und während wir uns auf der Rückfahrt zu unserem Ausgangspunkt befinden, steigt die Spannung. Was wird mich auf dem Schiff erwarten? Was wird anders sein? Was wird ähnlich sein? Wie organisiert Royal Caribbean die Menschenmassen – bei potenziell über 6.000 Passagieren und rund 2.500 Crewmitgliedern? Fragen über Fragen – und bald habe ich auch die Antworten dazu …
Aber zunächst einmal muss ich ja zum Schiff kommen. Wir sind inzwischen wieder an unserer Anlegestelle angekommen, so dass ich jetzt nur noch ein Taxi zum Hafen finden muss. Ich gehe also ein paar Schritte bis zur nächsten Hauptverkehrsstraße – und werde dort mit heimischer Musik („Dicke-Backen-Musik“) überrascht. Das verwirrt mich dann doch – das klingt eher nach Bayern als nach Florida. Ich vergesse meinen Plan mit dem Taxi und folge der Musik – bis ich eine Straßenecke weiter von weiß-blauen Fahnen, deutscher Bierwerbung und einem „Oktoberfest“-Schild begrüßt werde. Unglaublich, ist man davor denn nirgendwo mehr sicher …?
Nun ja, den Amerikanern scheint es zu gefallen (manch einer hat sogar so etwas wie einen Tirolerhut auf dem Kopf) – ich verfolge lieber meinen ursprünglichen Plan, nach einem Taxi zu schauen. Und siehe da – das funktioniert hier ähnlich wie in New York (auch wenn es deutlich weniger Taxen gibt): einfach an den Straßenrand stellen und den Arm heben (also natürlich nur, wenn sich ein Taxi nähert) – und wenige Minuten später bin ich auf dem Weg zu Port Everglades.
Hier haben sich inzwischen die Verhältnisse verschoben: während bei meinem ersten Besuch heute morgen die abreisenden Gäste noch in der Überzahl waren sind es jetzt die neuen Gäste, die auf den Check-In zustreben. Da bin ich ja mal gespannt, wie das von Royal Caribbean gelöst wird … bei AIDA muss man – wenn man nicht die entsprechende Clubstufe hat und damit die „Fast-Lane“ nutzen kann – manches Mal ja schon eine ganze Weile warten.
Meine Reisetasche ist ja schon seit einer Weile unterwegs (könnte also potenziell schon vor der Kabine stehen) und auch ich stürze mich ins Getümmel. Wobei das hier noch gar nicht nach Getümmel aussieht …
Als erstes erwartet mich die Sicherheitskontrolle – nichts aufregendes, das Handgepäck wird durchleuchtet, ich gehe unbeanstandet durch eine Torsonde (erstaunlicherweise mit Gürtel, Uhr und Portemonnaie) – und das war es auch schon. Mein SetSailPass (das ist mein Kreuzfahrtticket, das ich als PDF-Datei zu Hause downloaden und ausdrucken musste) wird noch kurz mit meinem Reisepass abgeglichen und dann geht es auch schon weiter in die Check-In-Halle.
Hier ist dann in der Tat was los … hunderte Mitreisende versammeln sich in den Schlangen vor den Schaltern. Ich werde direkt abgefangen, mein Deck wird erfragt und ich werde zu den richtigen Schaltern verwiesen. Die Schalter sind nach Decks aufgeteilt und dann jeweils noch mal nach normalen Reisenden (so wie mich) und nach „Crown&Anchor-Clubmitgliedern“ der höheren Stufen (so wie ich bei AIDA). Ich gehe also in die Reihe „Deck 11“ und warte dort mit etwa zwanzig weiteren Reisenden auf einen freien Schalter. Und das dauert in der Tat nicht so lange – es gibt nämlich einige davon. Insgesamt erwarten uns hier für das komplette Schiff nämlich fast 100 Check-In-Schalter (das sind dann also rund 30 Kabinen pro Schalter im Schnitt, wenn das Schiff ausgebucht ist) – und das erklärt dann auch, warum das hier recht zackig geht.
Keine zehn Minuten später stehe ich auch schon vor der Dame am Schalter, gebe meinen SetSail-Pass ab, lege meinen Reisepass und meine Kreditkarte (für das Bordkonto) vor und lächele für das Sicherheitsfoto. Meine Bordkarte liegt bereits bereit, ich muss nur noch ein Gesundheitsformular ausfüllen und angeben ob ich in den letzten sieben Tagen gehustet habe oder Fieber hatte bzw, innerhalb der letzten beiden Tage mit Magen-Darm-Problemen zu tun hatte. Nun hatte ich nicht – sonst hätte ich noch vor der Einschiffung den Schiffsarzt kennen lernen dürfen.
Ich erhalte also meine Bordkarte, eine gute Reise gewünscht und einen Hinweis, in welche Richtung es zum Schiff geht. Unterwegs werde ich dann noch mal von einem der sechs Fotografen abgefangen, der das Begrüßungsfoto machen möchte. Nachdem er meine Bordkarte gescannt hat (wozu das gut ist, werde ich dann später erfahren), darf ich mich hierzu vor einen Rollo mit einem Foto der Oasis stellen – und einen Klick später folge ich wieder den „to ship“-Schildern.
Hätte ich jetzt noch ein Kind unter zwölf Jahren dabei, gäbe es noch einen weiteren Stopp: in einem separaten Bereich werden die Kinder „getaggt“, d.h. mit einem farbigen Abendband versehen, das sie während der kompletten Reise tragen müssen. Dieses markiert die jeweilige Sammelstation, so dass die Kinder bei einem Notfall dort mit ihren Eltern zusammengeführt werden können – eigentlich keine schlechte Idee …
Während ich weiter in Richtung Schiff gehe, schaue ich mir meine Bordkarte mal etwas näher an. Neben dem Namen des Schiffes und meinem Namen finde ich hervorgehoben das Datum der Reise, Informationen zu meiner Essenszeit („Opus Restaurant, Deck 5, My Time Dining“), einen großformatigen Hinweis auf die Sammelstation („E3“), meine Photo-ID („10-56“), eine „Folio-Nummer“ (was immer das ist) sowie meine Kabinennummer („639“)- erstaunlicherweise ohne Angabe des Decks. Das dient wohl der Sicherheit beim Verlust der Karte – während der (unehrliche) Finder die Kabine auf allen Decks suchen muss, kann ich die Karte sperren lassen. Oder schützt auch vor neugierigen Blicken beim Bezahlen – nicht immer will man ja, das jeder weiß, wo genau man wohnt …
Als letztes findet sich in der Ecke noch der bekannte „Coca-Cola“-Schriftzug – ein Zeichen dafür, dass das mit dem im Voraus gebuchten Getränkepaket („Fountain Soda Package“) geklappt hat. Unter Vorlage der Karte bekomme ich damit an allen Bars und in allen Restaurants jederzeit kostenfreie Getränke (alkoholfreie Sodas, also so etwas wie Cola, Diet Coke, Fanta, Sprite usw.).
Darüberhinaus sind auf dem Schiff mehrere „Getränkespender“ (sind in etwa so groß wie ein sehr großer Kühlschrank und haben einen 15″-Bildschirm zur Bedienung) installiert, an denen ich ebenfalls jederzeit entsprechende Getränke erhalten kann (und hier ist die Auswahl noch größer – 17 Sorten stehen zur Wahl, viele davon mit verschiedenen Geschmacksrichtungen). Benutzt werden kann der Automat übrigens nur mit einem speziellen Becher, den ich nachher in meiner Kabine finden werde (muss also irgendwie mit einem Chip versehen sein, der die aktuelle Reise enthält).
Etliche Meter und zwei Bordkartenkontrollen weiter ist es dann geschafft – ich betrete die „Oasis of the Seas“!
Mein erster Endruck: Ich fühle mich von den Sinneseindrücken überfordert. Überall blinkt und blitzt es, es läuft sehr laute Musik, Geräusche und optische Eindrücke lösen sich nicht ab sondern gehen in einander über – irgendwie hat das was von Disneyland.
Also trete ich erst einmal einen Schritt zur Seite, atme tief durch und beginne die Gegend systematisch abzuscannen. Offensichtlich bin ich auf der „Royal Promenade“ gelandet – einer Art Enkaufszentrum auf dem Schiff. OK, das erklärt dann auch die Sinneseindrücke, lässt Hoffnung aufkommen, dass es auch ruhigere Ecken auf dem Schiff gibt und bestätigt meine Kabinenwahl über dem Central Park (und nicht wie erst angedacht über dem Boardwalk).
Ich orientiere mich also zunächst mal nach links – dort sehe ich Aufzüge. Und wo Aufzüge sind, da sind vermutlich auch Treppen. Und die bringen mich dann ja vielleicht zunächst mal weg von hier, hin zu meiner Kabine. Es gab keinen Hinweis, dass die Kabinen noch nicht bezugsfertig sind, so dass ich einfach mal mein Glück versuche. Und siehe da – es stimmt. Ich finde hier nicht nur die Aufzüge und Treppen sondern auch die Monitore, über die man sich auf dem Schiff orientieren kann.
Dazu reicht nämlich ein einfacher Schiffsquerschnitt nicht aus – hier braucht es hochformatige 42″-TouchScreens. Und die sind wirklich gut (und werden mir – zumindest in der Anfangszeit – eine echte Hilfe sein). Zunächst kann man die Teile auf die gewünschte Sprache umstellen (ich nehme testweise mal deutsch), dann auf „Kabine suchen“ gehen und nach Eingabe der Kabinennummer (dieses Mal inklusive der Decknummer) erhalte ich einen Plan angezeigt, wo ich mich aktuell befinde, wo meine Kabine ist und wie ich da hinkomme (das erinnert so ein bisschen an ein Navigationssystem). Ist aber gelungen …
Ich mache mich also auf den Weg und komme wenige Minuten (und viele Meter) später an meiner Kabine an. Die Bordkarte passt nicht nur, sie lässt auch das Schloss klicken – und dann liegt sie vor mir: meine Heimat für die nächsten sieben Tage. Und ich gebe zu, dass ich sehr angetan bin.
Eine in warmen Braun- und Grüntönen gestaltete Kabine empfängt mich. Ein großes Bett mit dicker Matratze dominiert den hinteren Teil des Raums, während im vorderen Bereich ein Sofa, ein Tisch sowie ein kleiner Schreibtisch mit Ablage und ein rund 32″ großer Flachbildschirm für ein wohnliches Ambiente sorgen. Dazu kommt ein Schrank mit Schiebetüren (sehr intelligent, spart Platz und klappert nicht, da die Türen nach dem Schließen automatisch festgeklemmt werden), mehrere Schubladen und kleine Verstaufächer am Schreibtisch, eine Minibar, ein Spiegel und eine Zeitschriftenablage.
Und auch das Bad kann überzeugen: neben der üblichen Vakuumtoilette gibt es ein Waschbecken, ausreichende Ablagemöglichkeiten (hier gefällt mir die kleine Schublade für einen Kamm und ähnliche Kleinteile sehr gut) und eine großzügige halbrunde (und damit der vielfach vorherrschenden Anatomie der Gäste angepasste) Dusche mit Schiebetüren. Für die Größe des Raums ist das eine sehr gelungene Einteilung, die auch farblich die Grün-Brauntöne der Kabine übernimmt.
Der Balkon ist relativ groß – zwar nicht so breit wie die Balkonkabinen auf der Sphinxklasse von AIDA (da die Kabine auch etwas schmäler, dafür aber länger ist), dafür aber deutlich tiefer als die Balkone auf Deck 8 und 9 auf AIDAdiva & Co. Da kann ich mir durchaus vorstellen auch mal morgens in Ruhe zu Frühstücken ..
In Bezug auf die Kabine geht der Sieg nach Punkten aus meiner Sicht klar an die Oasis – sowohl die Aufteilung, die Einrichtung als auch die Gestaltung machen hier einen wertigeren Eindruck.
Auf meinem Tisch finde ich übrigens – neben dem Tagesprogramm auf Deutsch und Englisch den bereits erwähnten Getränkebecher (natürlich in amerikanisches Manier in XXL-Ausführung), acht Literflachen Evian (das ist das zweite bestellte Paket („Evian Water Package“) gewesen, das ich für die Landausflüge nutzen will) sowie einen kleinen Umschlag mit die Tickets für die vier bereits reservierten Landausflüge vor. Das hat also schon mal alles hervorragend geklappt.
Mein Gepäck ist übrigens noch nicht da … aber gut, hier hat das ja auch (noch) keinen „Priority“-Aufkleber. Nutze ich die Zeit halt für ein bisschen Erkundung – und vielleicht findet sich ja auch irgendwo etwas zu essen … 😉
Ich stelle mir also vor, mal einen Abstecher auf die Promenade auf Deck 5 zu machen – hier sollte es bei Sorrento’s ein Stückchen Pizza geben. Dazu müsste ich im vorderen Treppenhaus sechs Decks nach unten gehen. Aber wo ist jetzt noch mal vorn? Doch da hilft ein Blick auf ein beliebiges Türschild – in den farbigen Kreis um die Kabinennummer ist ein kleiner Pfeil eingearbeitet … und der zeigt immer nach vorn. Das ist nicht schlecht – und hilft hier echt weiter …
Denn: neben Innen-, Außen- und Balkonkabinen (und natürlich den verschiedenen Suiten) unterscheidet man hier noch zwischen „Meerblick“ und „Blick auf den Central Park/Boardwalk“), so dass die Orientierung weiter erschwert wird. Und da helfen solche Kleinigkeiten wie diese Pfeile ungemein weiter …
So auch mir – ich finde nämlich auf Anhieb die Promenade und fühle mich wie in einer Shopping Mall. Neben den verschiedensten Läden findet man hier u.a. auch die Kunsthalle, den Smokingverleih, die Sportsbar, einen Starbucks und eben auch das Sorrento’s. Hier gibt es u.a. verschiedene Pizzastücke (erinnert so ein bisschen an Pizza Hut), von denen ich mir jetzt einmal Pepperoni und einmal Chorizo gönne. Dazu noch eine Diet Coke (Cola light) – und damit ist der erste Hunger erst einmal gestillt.
Dann ist das Internet an der Reihe – irgendwie muss ich ja den Kontakt zur Außenwelt halten. Hierzu gibt es zum einen Internetstationen auf Deck 7, 9 und 14 – und zum anderen WLAN (hier Wi-Fi genannt) auf dem kompletten Schiff. Dazu muss man sich jedoch zuerst Login-Informationen besorgen, wobei das hier über eine der Internetstationen geht. Hierzu muss man seine Bordkarte durch ein Lesegerät ziehen, dann einen Benutzernamen und ein Passwort erstellen – und das wars auch schon.
Jetzt darf ich also ins Internet, allerdings ist mir der Preis dafür noch zu hoch. $0,65 je Minute ist ja nun kein Schnäppchen. Aber dafür gibt es ja im Voraus zu erwerbende Minutenpakete, die den Preis je Minute senken (natürlich nur, wenn man das Volumen am Ende auch aufgebraucht hat – Rückerstattungen gibt es nämlich nicht). Ich entscheide mich für das 500-Minuten-Paket – hört sich erstmal viel an, sind aber am Tag nur gut 60 Minuten … und die sind schnell um, wenn man andere an der Reise teilhaben lassen will.
Ich verbinde mein iPad also mit dem Schiffsnetz, rufe die Startseite im Browser auf und melde mich mit meinen selbst erstellten Zugangsdaten an. Direkt nach der Anmeldung kann ich ein Minutenpaket auswählen, so dass ich einen Klick später $150 los bin (zur Erinnerung: bei AIDA bekomme ich für 159 € eine Wochenflatrate!)
Aber gut, es hilft ja nichts – ich surfe jetzt also für $0,30 pro Minute … und sofort poppen 25 ungelesene Mails auf. Die hatte ich eigentlich gar nicht gebraucht – aber gut, ist halt so ein Nebeneffekt. Ich melde mich wieder ab (Wichtig! Sonst ist das mit dem Minutenkontingent schnell erledigt) und mache mich auf den Weg zurück in meine Kabine – vielleicht ist ja inzwischen die Tasche da.
Ist sie nicht – dafür lerne ich meinen Kabinensteward kennen. Er freut sich, mich zu sehen, wünscht mir einen tollen Urlaub, gibt mir seine Visitenkarte (!) und erläutert mir die Details der Kabine. Wo sind die Steckdosen, was macht der Masterschalter, wo finde ich den Fön, wie kann ich Frühstück in der Kabine bestellen, … Er fragt nach, in welcher Sprache er die Tagesinfos vorbeibringen darf (ich nehme Deutsch und Englisch) und ob das Bett so bleiben soll oder ob ich die beiden Betten lieber getrennt hätte – dann würde er das heute Abend beim Aufdeckservice machen. Dann erläutert er mir den Ablauf der Rettungsübung und zeigt mir den Weg zur Musterstation. Wow … ich bin gerade schon wieder erstaunt – so freundlich das Housekeping bei AIDA auch ist … damit ist es – zumindest vom Umfang her – nicht vergleichbar.
Ich nutze übrigens die Gelegenheit, mal nach meiner Tasche zu fragen. Immerhin ist die jetzt schon fast sechs Stunden unterwegs. Und genau da liegt das Problem, erklärt er mir. Die zuerst abgegebenen Koffer kommen meistens als letztes an, da diese auf den Wagen nach hinten geschoben werden, dann komme neue dazu und die werden dann meistens zuerst auch wieder ausgeliefert, da die Auslieferung erst starten kann, wenn das Schiff wieder gereinigt ist. Und somit gilt am Anfang „first in – last out“, bis dann im Laufe des Tages umgestellt wird auf „last in – first out“ …
Aber er hat versprochen mal nach der Tasche zu schauen … naja, wo will er denn da jetzt schauen, wenn die irgendwo auf einem Wagen in der Ecke steht …
Wie auch immer – ich habe noch eine gute halbe Stunde Zeit bis zur Seenotrettungsübung. Da befasse ich mich doch mal ein bisschen mit dem Kabinen-TV und schaue mal, welche Informationen es da abzurufen gibt.
Keine fünf Minuten später klopft es an der Tür – mein Kabinensteward grinst mich an. Er habe etwas für mich … und zeigt freudestrahlend auf meine Reisetasche. OK, das kann jetzt auch ein Zufall sein – aber irgendwie bin ich schon wieder überrascht. Das wird hier langsam zur Regel …
Ich ändere also den Plan und verschiebe das Studium des Kabinen-TV auf später, um zunächst einmal meine Tasche auszupacken. Das passt alles problemlos in den Schrank, Bügel und Fächer sind ausreichend vorhanden (da hatte ich aber auch bei AIDA noch nie Probleme). Und damit bin ich endgültig angekommen …
Inzwischen ist es kurz vor halb fünf – Zeit sich mal in Richtung Musterstation zu begeben. Die Übung beginnt hier nämlich nicht mit dem Generalalarm – dieser wird mittendrin „vorgestellt“. Rettungsweste muss ich auch keine mitnehmen, aber auf den Kabinen gibt es sowieso keine. Also gehe ich einfach mal in Richtung Musterstation E3 … und lande in der „Champagne Bar“. Die Plätze dort sind bereits alle besetzt, die meisten haben einen Drink vor sich stehen und führen angeregte Gespräche. Gäbe es die Crew mit den gelben Warnwesten nicht überall, wüsste man gar nicht, dass das hier eine Rettungsübung sein soll.
Man fragt am Eingang zur Bar nach meiner Bordkarte, scannt den Barcode mit einem Handscanner ein – und damit bin ich registriert (das ist in Tat mal was Positives an dieser Übung) und kann eintreten. Ich stelle mich an eine Säule und lasse das Treiben auf mich wirken. Kleidungstechnisch hat sich hier auch niemand auf die Übung eingestellt – Flip-Flops und Shorts dominieren das Bild. Da kenne ich Kapitäne bei AIDA, die hätten so jemand zum Umziehen geschickt … Das erklärt dann aber auch, warum Erstfahrer bei AIDA, die vorher Kreuzfahrten mit Royal Caribbean gemacht haben, so verwundert sind, dass das so Ernst genommen wird.
Hier wird also eher Wert darauf gelegt, dass jeder seine Musterstation mal gesehen hat – und das Alarmsignal gehört hat. Das wird nämlich jetzt zu Gehör gebracht, gefolgt von einem Informationsvideo zum Verhalten im Notfall. Hier erfährt man dann auch theoretisch, wie man die Rettungsweste anlegt – zu Gesicht bekommen wir keine. Die Aufmerksamkeit während des Videos ist eher, naja, zurückhaltend … die meisten finden die Spiele auf ihrem iPhone spannender. Tja, und wenige Minuten später ist auch alles vorbei – ich denke, für die meisten hier ist das ein Programmpunkt gewesen wie die Sailaway-Show … nur halt verpflichtend. Also – der Punkt geht, wenn man mal vom Registrierungsprozess mit Handscannern absieht – an AIDA.
Ich nutze jetzt die Gelegenheit, etwas Luftigeres anzuziehen (die Übung habe ich ja im „AIDA-Standard“ absolviert) und dann mal einen Blick auf das Pooldeck zu werfen. Das ist übrigens Deck 16 … hier hat man also wenigstens etwas vom Ignorieren der Aufzüge. 😉
Zunächst brauche ich ein Poolhandtuch – und das gibt es auf dem Pooldeck … gegen Pfand. Und wer sich bei AIDA über die Pfandregelung mit 15 € aufregt, kann hier gleich weitermachen – geht es hier doch um $25. Vielleicht muss ich doch akzeptieren, dass das inzwischen einfach so Standard ist …
Ich hole also mein Handtuch und beschließe, einen Abstecher in einen der Whirlpools zu machen – davon gibt es ja genug auf dem Schiff. Im Gegensatz zu AIDA sind die meisten übrigens riesig (was aber nicht unbedingt ein Vorteil sein muss) – allerdings tragen sie ihren Namen hier zu Recht (hier heißen die nämlich „hot tub“), denn die Wassertemperatur liegt deutlich erkennbar über der Körpertemperatur … das ist dann also ganz anders als bei AIDA sondern eher ein bisschen wie zu Hause im Garten … Punkt für Royal Caribbean.
Nach einer guten Viertelstunde reicht es dann aber auch … ich schaue mir den Rest der Sailaway-Show im AquaTheater an – und bin ein bisschen enttäuscht. Da bin ich von AIDA mehr gewohnt. Während bei AIDA ein professionelles Showensemble auftritt, tanzen hier ein paar Crewmitglieder, die immerhin gleich gekleidet sind, zu Musik und Gesang vom Band. Das überzeugt – zumindest mich – nicht wirklich, bisher also Punkt für AIDA – aber da kommt ja vielleicht noch mehr.
Ich mache mich also langsam auf den Weg zurück in die Kabine – schließlich muss ich jetzt mal an die Planung für das Abendessen gehen. Da gibt es ja wieder zahlreiche Optionen, vom kostenlosen Hauptrestaurant, über kostenlose (Buffet)restaurants bis zu den aufpreispflichtigen Spezialitätenrestaurants. Und da ich da bei Weitem noch nicht den richtigen Überblick habe, entscheide ich mich für heute der Einfachheit halber mal für den „Windjammer Marketplace“, das Buffetrestaurant auf dem Schiff.
Kleidungstechnisch sollte hier „leger“ die richtige Wahl sein – von daher entscheide ich mich für Jeans und T-Shirt, bevor ich mich auf den Weg auf Deck 16 mache. Die Verfügbarkeitsanzeige im Kabinen-TV stand auf „grün“, so dass es eigentlich genügend Platz geben sollte.
Auch wenn das „Windjammer“ als informelles Buffetrestaurant bezeichnet wird, gibt es doch kleinere Unterschiede zu einem Buffetrestaurant auf AIDA. Das fängt damit an, dass man sich nicht einfach einen freien Platz sucht, sondern darauf wartet, dass man vom Kellner einen Platz zugewiesen bekommt. Hier kann dann seine Wünsche äußern, die i.d.R. wohl auch erfüllt werden (OK, wenn man als Einzelpersonen einen Achtertisch haben möchte, wird das tendenziell wohl eher schwierig, da hier üblicherweise niemand mit an den Tisch gesetzt wird – es sei denn, man möchte das).
Ich bekomme auf meinen Wunsch einen runden Tisch am Rand zugewiesen, es wird eine Stoffserviette mit eingewickeltem Besteck gebracht und eine kostenlose Fanta. Ich mache mich derweil auf den Weg zum Buffet und stelle dabei fest, dass dies nicht wirklich vom Marktrestaurant bei AIDA abweicht. Die Dekoration ist hier etwas zurückhaltender angelegt, die Auswahl steht jedoch in nichts nach. Und auch geschmacklich gibt es nichts zu beanstanden, alles schmeckt sehr lecker. Ich versuche mehrere Vorspeisen, mehrere Hauptgänge (natürlich alles in geringen Mengen) und auch verschiedene Desserts. Die sind hier tendenziell etwas süßer und klebriger als das bei uns üblich ist – aber das ist ja eher dem amerikanischen Stil geschuldet.
Während ich am Buffet bin, wurde zwischenzeitlich auch die Fanta durch eine neue ersetzt (die alte war zu 90% leer) – auch das ist ja nichts ungewöhnliches in den Staaten. Essenstechnisch bin ich zumindest heute Abend sehr zufrieden – das war jetzt also nichts Außergewöhnliches, aber es erfüllt meine Erwartungen komplett.
Wenn ich aber natürlich schon am Vergleichen bin – die Auswahl ist vergleichbar mit dem Marktrestaurant der Sphinx-Klasse von AIDA. Dort gibt es natürlich ergänzend noch das East Restaurant bzw. das Weite-Welt-Restaurant oder alternativ das Bellavista mit entsprechender Auswahl – dazu wird man hier vermutlich dann Bezahlrestaurant bemühen müssen. Und nicht zu vergleichen ist die Auswahl mit den Themenabenden der kleineren AIDA-Schiffe … aber die wird ja auch von den großen nicht unbedingt erreicht.
Auf der anderen Seite darf man natürlich nicht vergessen, dass ich jetzt erst eines von mehr als zwanzig Restaurants ausprobiert habe – dazu wird es also sicherlich noch Ergänzungen geben …
Kleidungstechnisch bin ich übrigens overdressed … 🙂 Shorts und Flip-Flops, manchmal auch Sandalen mit weißen Socken (sind wohl doch noch mehr Deutsche an Bord), dominieren – gern kombiniert mit einem T-Shirt mit merkwürdigen Aufdrucken und einem Basecap. Von daher verstehe ich auch den „Kleidungstipp“ im Cruise Compass: „Schuhe“. Ohne den würden vermutlich viele auch die noch weglassen … 😉
Ich mache jetzt noch einen Abstecher zur Photogalerie – mal sehen, ob das Einschiffungsfoto etwas geworden ist. Und hier kommt jetzt auch die ominöse Nummer auf der Bordkarte ins Spiel. Mit Hilfe dieser Zahlenkombination finde ich nämlich mein persönliches Fotoalbum, in das alle meine Fotos wandern. Die erste Ziffer gibt dabei den Ständer an, in dem der durch die zweite Ziffer bezeichnete Ordner zu finden ist. Und in diesem Ordner finden sich alle Bilder, auf denen ich abgebildet bin … das ist in der Tat ein einfaches System, setzt aber voraus, dass vor jedem Foto die Bordkarte eingescannt wird. Einfach mal so Fotos im Restaurant oder bei einer Party machen, dürfte damit zumindest erschwert werden.
Mein Foto habe ich ruckzuck gefunden – und es sieht sogar einigermaßen gut aus. Es hat eine Größe von 8×10 inch, also etwa 20×25 cm … und kostet, jetzt bitte alle festhalten, $19,95. Da soll sich bei AIDA noch mal einer über die 7,95 € beschweren (obwohl ich das auch für zu teuer halte).
Und so einfach das Ordner-System hier ist – ich glaube dass die Zukunft eher in den Verfahren mit Gesichtserkennung liegt, wie sie AIDA ja aktuell auf der Mar testet, so dass auch ungeplante Schnappschüsse möglich sind.
Zurück auf meiner Kabine beschließe ich, mich kurz hinzulegen und den Cruise Compass von morgen zu studieren. Schließlich will so ein Seetag ja auch geplant werden … tja, leider ist es bei dem Vorsatz geblieben, denn irgendwie muss ich wohl kurz eingeschlafen sein.
Dummerweise war „kurz“ aber so lange, dass ich die Aquashow, für die ich heute reserviert hatte, verpasst habe. Da kann ich nur hoffen, dass bei den weiteren Vorstellungen am Montag ein Plätzchen frei bleibt, denn reservieren kann ich die jetzt leider nicht mehr … 🙁
Tja, und damit endet dann auch der Bericht des ersten Tages. Zugegeben, er ist ein bisschen länger geworden – aber die Eindrücke hier sind einfach nur gewaltig … und vieles habe ich sicher auch noch gar nicht gesehen … Ich werde daher versuchen, an den nächsten Tagen jeweils ein Thema ein bisschen ausführlicher zu behandeln – dann kommt da vielleicht auch ein bisschen Struktur hinein … 😉
Ich gehe jetzt erstmal wieder ins Bett und setze meine Nachtruhe fort … Gute Nacht!