Zunächst einmal die guten Nachrichten … ich bin heute Morgen wieder mal von selbst aufgewacht. Das an sich wäre nur bedingt spannend – interessanter ist aber die Ursache: die Sonne hat durchs Fenster geschienen 🙂 Und das, obwohl der Wetterbericht heute Regen als zumindest wahrscheinlich (>70%) vorhergesagt hat. Das wäre dann das zweite Mal, dass der Wetterbericht daneben liegt – hoffen wir mal, dass es so bleibt.
Da mein heutiger Ausflug (BRI07: Matera – Stadt der „Sassi“) sich bereits um 8.15 Uhr im Theater trifft, mache ich mich – nach einem Abstecher im Bad – gleich auf den Weg ins Rossini zum Frühstück. Das öffnet um 7.30 Uhr – genau richtig, um noch in Ruhe das eine oder andere Brötchen oder ein leckeres Omelette zu essen.
Im Theater dann das üblich Bild … ein paar sind überpünktlich, die meisten pünktlich und ein Ehepaar wird fünf Minuten nach dem Termin telefonisch in der Kabine erreicht und gebeten, bei Gelegenheit einmal vorbeizuschauen.
Aber genau deshalb fangen Ausflüge ja auch erst 15 Minuten nach dem angegebenen Treffpunkt an – vielleicht sollte ich mich zukünftig auch telefonisch abrufen lassen – das spart morgens locker 15 Minuten … 🙁 Aber wie auch immer … Wir machen uns auf den Weg und wie immer erlebe ich, dass Mitreisende, die gestern Abend am Buffet noch kein Bein gerade vor das andere setzen konnten, die sechs Decks bis zum Ausgang und dann die 100 m zum Bus im Spurt zurücklegen als ob die Plätze begrenzt wären. Unglaublich …
Wir sind nur rund 40 Personen, also hätte es gar keinen Grund gegeben zu drängeln … zumindest kann ich wieder die Sitzreihe hinter der hinteren Tür belegen – mit den gleichen Vorteilen wie gestern. Und da wir heute rund 1 1/2 Stunden fahren bis wir unser Ziel, Matera, erreichen, ist es da schön bequem.
Unsere Reiseleiterin, von der wir leider nicht wissen, wie sie heißt, spricht zumindest gut Deutsch, so dass wir auf der Fahrt sicherlich viel über diesen Teil Italiens erfahren werden. Und so ist es auch – so wissen wir jetzt, das Bari zu Apulien gehört und damit ein wichtiger Teil Italiens ist. Denn: Apulien liegt im Absatz des italienischen Stiefels – und was wäre ein Stiefel ohne Absatz?
Unterwegs sehen wir tausende Olivenbäume, womit auch klar ist, dass die Haupterwerbsquelle – neben dem Terrorismus (diesen Versprecher korrigiert unsere Reiseleiterin aber recht schnell) die Herstellung und der Verkauf von Olivenöl ist. Interessant in diesem Zusammenhang ist jedoch, dass die Olivenbäume hier eher klein sind – im Gegensatz zu den bis zu tausend Jahre alten Bäumen, die wir gestern auf Korfu gesehen haben. Das hätte seine Gründe darin, dass man die Oliven vom Baum pflücken kann wenn sie reif sind und nicht aufsammeln müsste wenn sie – überreif wie auf Korfu – in ausgelegte Netze auf der Erde fallen. Und dadurch würden sie deutlich besser schmecken. Irgendwie habe ich das schon mal gehört – gestern auf Korfu … allerdings genau andersrum …
Übrigens ist das Ernten wohl recht mühsam – und deshalb machen das tendenziell keine Italiener sondern nordafrikanische Gastarbeiter, die hierfür für wenige Wochen im Jahr nach Italien kommen – und auch das habe ich schon mal gehört … im Zusammenhang mit polnischen Gastarbeitern und deutschem Spargel …
Unterwegs sehen wir übrigens vereinzelt eine weitere Besonderheit der Region: „Trulli-Häuser“. Hierbei handelt es sich um runde Steinhäuser mit konischen Schieferdächern – optisch wirken sie wie zu groß geratene Zwergenhäuser … und in dem Tal um Alberobello gibt es wohl um die 5.000 Stück davon. Aber das ist ja heute nicht unser Thema – wir sind immer noch auf dem Weg nach Matera zu den Felsenwohnungen („Sassi di Matera“).
Und während wir so fahren, fallen mir mal wieder zwei Dinge auf … nachdem moderne Busse inzwischen ja mit Sicherheitsgurten ausgestattet sein müssen, stellt sich mir doch die Frage, warum die niemand anlegt? Unwissenheit kann es nicht sein – vorne leuchtet eine große rote Infoanzeige und an jedem Sitz ist ein entsprechendes Hinweisschild angebracht. Irgendwie schon komisch – insbesondere wenn der Bus voll mit Leuten ist, die zu Hause vermutlich schon beim Rückwärtsfahren aus der Garage den Gurt anlegen … Und – was noch auffällt: in praktisch allen Bussen gibt es vorn eine große Uhr mit roter Leuchtanzeige – und in praktisch keinem Bus geht die richtig. Und es ist jetzt aber nicht so, dass die Uhren mal zwei Minuten vor- oder drei nachgehen – nein, die gehen immer nach irgendeiner unbekannten Mondzeit … oder gibt es vielleicht so etwas wie eine internationale Reisebuszeit, die weltweit gleich ist und deren Systematik wir nur nicht verstehen? Ich muss da bei Gelegenheit mal einen Busfahrer fragen … 😉
Aber zurück zu unserem Ausflug. Kurz vor Matera erfahren wir, dass „die“ hier gerade eine neue Autobahn bauen. Soweit nichts Besonderes – das könnte es bei uns auch geben. Aber auffällig ist die Aussage, dass „DIE“ eine Autobahn bauen. Vor zwei Monaten in Israel und Ägypten haben wir so etwas auch gehört – da sprachen die Reiseleiter aber immer von „WIR“ bauen eine Autobahn. Schon spannend wie die Wahrnehmung des eigenen Landes und die Identifikation damit durch die Einwohner in den einzelnen Ländern doch recht unterschiedlich ist. Bei uns würde man übrigens auch von „DIE“ reden, oder? 🙂
Und endlich erreichen wir unser Ziel … das Schild „toilet out of order“ im Bus hatte einige Damen sowie schon verwirrt. Umso freudiger die Reaktionen als wir endlich vor einer Bar halten und unsere Reiseleiterin auffordert, die Toiletten zu benutzen, da es später keine mehr gäbe. Alle stürzen aus dem Bus und auf die Bar zu, so dass sie doch noch einmal eingreift: „Aber nur, wer auch muss …“ Kommt ein Mann wieder raus: „Ach so …“
Jaja, wer eine Reise macht, der erlebt schon was …
Aber irgendwann sind alle durch und wir werden von Silvio, unserem Reiseleiter in Matera, da die Lizenz unserer Reiseleiterin hier nicht gültig ist, übernommen. Die nächsten 1 1/2 Stunden gehören wir ihm – und er hat viel zu berichten über die „Sassi“ (was wörtlich übersetzt „Steine“ heißt). Und immerhin sind sie ein Weltkulturerbe (Wie viel gibt‘s davon eigentlich? Ob man die alle besuchen kann?).
Und was soll ich sagen – das ist alles hoch interessant. Zum einen sind wieder mal schöne Fotos gesichert, zum anderen ist das schon faszinierend, wie man vor Jahrhunderten hier gelebt hat. Und was heißt Jahrhunderte – wir besichtigen eine Felsenwohnung, die bis 1956 noch bewohnt war.
Auf 55 qm haben hier übrigens 11 Menschen und ein Maulesel gelebt. Ja, richtig gehört – die Tiere lebten ebenfalls in den Wohnungen. Einen eigenen Stall gab es nicht. Die Wohnung bestand dabei – neben dem abgeteilten Stall – aus Abstellflächen, die in die Wände gehauen wurden, aus einer Kommode für die Kleidung (wohlgemerkt: für elf Personen!), einem schmalen Doppelbett, einer Wiege für das kleinste Kind und einer Art Herd. Die anderen Kinder schliefen dann auf der Erde, auf Säcken mit Maisblättern oder – das zweitjüngste – in der herausgezogenen untersten Schublade der Kommode. Fließend Wasser gab es übrigens genauso wenig wie eine Toilette – aber man sollte das mit dem Komfort ja auch nicht übertreiben … 😉
Beeindruckend … und in der nächsten halben Stunde gibt es noch ein bisschen Freizeit, die jeder für seine Zwecke nutzen kann. Einige gehen noch zu einer nahe gelegenen Felsenkirche, andere finden eine versteckte Bar oder befassen sich mit den Souvenirhändlern am Straßenrand (die im Gegensatz zu den arabischen Händlern nicht aufdringlich sind, dafür aber auch nicht mit sich handeln lassen).
Schlussendlich finden wir alle wieder zusammen, verabschieden uns von Silvio und fahren mit der uns nach wie vor unbekannten Reiseleiterin zurück nach Bari zum Schiff. Zu erzählen hat sie offensichtlich auch nichts mehr – aber auch im Bus ist Stille eingekehrt. Das Wetter hat uns ja doch überrascht, indem wir – statt des avisierten Regens – den ganzen Tag mit Sonne bei deutlich mehr als 20 Grad verwöhnt worden sind. Und da kann man schon mal ein Nickerchen machen, nachdem man stundenlang treppab, treppauf durch Matera gelaufen ist …
Zurück in Bari besteht die Möglichkeit, in der Altstadt den Ausflug zu beenden und noch ein bisschen bummeln und shoppen zu gehen – zumal es von hier auch nur rund 20 Minuten zurück zum Schiff sind. Das nehmen einige wahr, wobei ich mich für die Rückfahrt zum Schiff entscheide – das war jetzt genug Kultur für heute, jetzt ist Sonnen angesagt.
Von daher gehe ich auch direkt zu meiner Kabine, packe meine Decktasche und mache mich auf den Weg aufs FKK-Deck. Die Sonne scheint mit aller Macht, Wolken sind praktisch keine mehr zu sehen – das sollte man ausnutzen. Noch ist es hier recht ruhig, aber vermutlich sind alle noch beim Lunch. Und siehe da – es war eine weise Entscheidung, gleich hier hoch zu gehen – eine halbe Stunde später ist hier nämlich keine Liege mehr frei.
Also bleibe ich den Nachmittag in der Sonne liegen (mal schauen, ob der Verzicht auf Sonnenmilch negative Auswirkungen hat), lese und döse ein bisschen. Zwischendurch treffe ich Danny und Herbert auf dem Pooldeck während ich meinen Flüssigkeitshaushalt mit einem alkoholfreien Weizen reguliere und erfahre, dass das mit dem Kabinentausch nicht geklappt hat. Das Schiff wäre wohl ausgebucht – und auch das mit dem Seegang vorgestern Nacht hat wohl gestimmt … zumindest wäre an Schlaf nicht zu denken gewesen, da etwa „jede zwölfte Welle“ hammerschlagähnlich ans Schiff gedonnert wäre. Bis gegen 6.00 Uhr – aber dann hätten kurz darauf die Anlegemanöver begonnen … Da können wir nur hoffen, dass wir bei der „Variolotterie“ für die Reise im Juli mehr Glück haben – zwei Wochen braucht das ja kein Mensch!
Saunatechnisch ist heute nur der 5-nach-5-Aufguss drin, da ich bereits um 18.30 Uhr im Rossini sein muss. Aber – neben dem Aufgusserlebnis – ist es auch immer wieder schön zu sehen, dass nicht jeder, der vor der verspiegelten Scheibe der Sauna liegt, weiß, was dahinter ist. Anders ist es ja kaum zu erklären, wenn da draußen jemand von der Liege aufsteht, seine Leibwäsche richtet (und sich dabei vom Publikum draußen ab-, und damit dem in der Sauna zuwendet) und die Gelegenheit, vor einem Spiegel zu stehen, auch noch für umfangreiche „Inspektionsarbeiten“ nutzt, auf die ich jetzt gar nicht näher eingehen will – die 25 Augenpaare in der Sauna sind aber alle dabei … 😉
Das Abendessen ist dafür heute wieder mal ein Höhepunkt. AIDA lädt ja seine grünen Clubmitglieder auf jeder Reise zu einem kulinarischen Highlight ein, wobei dies je nach Schiff, Route, Reise-Service-Manager und Anzahl der „Grünen“ ganz unterschiedliche Highlights sein können. Dieses Mal habe ich die Wahl zwischen einer Massage und einem Drei-Gang-Menü im Rossini. Und es wird niemanden erstaunen – ich nehme das Essen im Rossini.
Wer die Wahl hat, hat die Qual … und wer die Speisekarte des Rossini kennt, weiß, was ich meine. Ich könnte – geschmacklich gesehen – auch ein 16-Gang-Menü nehmen … so aber muss ich mich für drei Favoriten entscheiden – und das sind das Carpaccio vom Weiderind mit Trüffelvinaigrette (ein Traum), Steak Tatar am Tisch zubereitet mit Kartoffelwedges und als Hauptgang das Rinderfilet unter der Kräuterkruste mit Kartoffelterrine und Portweinjus. Und genau so lecker wie es sich anhört, schmeckt es auch. Vorweg noch einen trockenen Sherry, dazu einen chilenischen Rotwein (mein Lieblingswein auf dem Schiff) und nach dem Essen ein Espresso – und wenn man dazu von AIDA eingeladen wird, dann schmeckt es gleich noch mal so gut …
Und da so ein Essen seine Zeit dauert, wird es heute leider nichts mit Bingo … aber gut, zum einen kann man nicht alles haben, zum anderen steht ja in Zadar noch der Jackpot auf dem Spiel – hole ich mir halt den. 🙂
Den Rest des Abends verdaue ich mit einem Ramazotti an der Ocean Bar (endlich ist mal Wetter für die Bar am Heck von Deck 7) und bringe den Tag zu Papier, pardon, auf den Bildschirm, bevor es mich dann irgendwann ins Bett treibt – schließlich steht morgen Dubrovnik, eines der Highlights unserer Reise, auf dem Routenplan.