Nach dem Aufstehen (auch heute hat mich der Sonnenaufgang wieder rechtzeitig geweckt) und dem obligatorischen Badbesuch steht heute zunächst wieder das Frühstück im Rossini an. Und von dem einen Ausrutscher vorgestern abgesehen, ist es auch heute wieder ein Traum. Das weich gekochte Ei auf den Punkt, das Minutensteak leicht blutig – so mag ich das. Und Latte und O-Saft runden das ganze einfach ab. Also alles gut … 🙂
Zwanzig Minuten nach dem vereinbarten Treffpunkt sind wir dann komplett und so kann es fast pünktlich losgehen mit unserem Ausflug „DBV 02: Stadtmauer & Altstadt“. Wir fahren zunächst auf eine kleine Anhöhe (da könnte wieder mal „bella vista“ dran stehen) und legen – bereits wenige Minuten nach dem Start – unseren ersten Fotostopp ein. Eine schöne Aussicht auf die Altstadt von Dubrovnik bietet sich uns.
Unser Reiseleiter, der fünf Jahre in Südhessen zur Schule ging und somit fließend Deutsch spricht, nutzt die Pause für erste Erläuterungen. Und hier ist in den letzten gut zwanzig Jahren so viel passiert, dass es da genug zu berichten gibt. Auffällig ist in jedem Fall, dass er wieder von „wir“ spricht, als er vom Wiederaufbau der Altstadt Dubrovniks nach den Zerstörungen am Nikolaustag 1991 berichtet. Es scheint fast so, dass Nationen, die von Krieg oder (internen) Auseinandersetzungen betroffen waren, intensiver zusammengewachsen sind und daher eher eine Art „nationale Identität“, also ein „Wir-Gefühl“, entwickelt haben als das beispielsweise bei uns in Deutschland heute der Fall ist.
Nächster Halt ist ein Parkplatz vor den Toren der Dubrovniker Altstadt, da im von der rund 2 km langen und vollständig erhaltenen Stadtmauer umschlossenen Stadtkern keine motorbetriebenen Fahrzeuge erlaubt sind. Wir setzen unseren Weg also zu Fuß fort und betreten kurz darauf die Altstadt, die im Übrigen ebenfalls zum UNESCO Weltkulturerbe gehört (wieder ein Haken in der Liste), durch das Pile-Tor. Hier stoßen wir zunächst auf den Onofrio-Brunnen, der Ziel einer 12 km langen Wasserförderung war.
An dieser Stelle liegt auch einer der Einstiegspunkte zur Umrundung der Stadtmauer, die teilweise bis zu 25 m hoch ist. „Teilweise“ heißt in diesem Zusammenhang, dass es mal mehr und mal weniger sein kann und die entsprechenden Höhenunterschiede durch die Treppenstufen ausgeglichen werden – wer die komplette Stadtmauer umrundet ist dann rund 900 dieser Stufen hoch bzw. runter gegangen. Von daher ist es vielleicht gar keine so schlechte Idee unseres Reiseleiters, dass wir nur die Südhälfte absolvieren, auf der es deutlich weniger Stufen gibt als auch auf der Nordhälfte – zumal der Ausblick seiner Meinung nach auf beiden Seiten ziemlich identisch ist.
Unterwegs erfahren wir derweil relativ viel über den Krieg im Ex-Jugoslawien, über das heutige Verhältnis der Einwohner in den sechs neuen Republiken zueinander, über die Entwicklung in den einzelnen Ländern und über die (neuen) Sprachen.
Interessant ist übrigens der Einwand eines Mitreisenden, der festgestellt hat, dass es für die Führung einen sog. Audio-Guide gegeben hätte, mit dem man an bestimmten Punkten Informationen abrufen kann: „Da wollte AIDA wohl mal wieder sparen oder warum haben wir so etwas nicht bekommen?“ Irgendwie ist keiner sicher, ob er das Ernst meint – seinem Gesichtsausdruck nach aber durchaus. Schließlich ist es unser Guide, der vorsichtig darauf hinweist, dass er ja nun mal dabei sei und er durchaus auch wüsste was es hier zu sehen gäbe … „Ehm, ja, achso, ja …“
Unser Blick schweift derweil über die Dächer der Altstadt, deren rot-brauner Farbton den Ausblick dominiert. Kleine Gässchen verbinden die einzelnen Häuser mit einander und der „Hauptstraße“ Placa, die vom Pile-Tor schnurgerade bis zum Luza-Platz führt. Es ist schon schwer vorstellbar, dass bei einem montenegrinischen Angriff am 6.12.1991 die Altstadt zu rund 70% (!) zerstört wurde – und heute von den Schäden praktisch nichts mehr zu sehen ist.
Zwischenzeitlich meldet sich mein iPhone, oder besser gesagt, die Telekom, mit einer SMS bei mir. Ich hätte ja vor ein paar Tagen den Weekpass gebucht – und der wäre ja auch noch bis Sonntag gültig, aber leider hätte ich die 100 MB Inklusivvolumen verbraucht. Man freue sich daher, mir zum einen die weitere Nutzung mit gedrosselter Geschwindigkeit von 64 kbit/s (kein Schreibfehler!) zu gestatten und zum anderen mir anzubieten, die Geschwindigkeit wieder auf 7,2 Mbit/s zu erhöhen – dafür könne ich entweder einen der „Day Passes“ oder einen neuen „Week Pass“ kaufen. Und da der erste ungefähr für die Hälfte der Woche gelangt hat, mache ich das – in der Hoffnung, dass ich damit die zweite Hälfte schaffe. Trotz allem muss man festhalten, dass ich dann in der Woche für rund 200 MB mit Highspeed sowohl am iPhone als auch am iPad zusammen keine 30 € gezahlt habe – das ist OK. Ich erinnere mich da noch an frühere Urlaube – da waren 30 € weg, wenn man mal kurz versehentlich nach dem Wetterbericht geschaut hat …
Doch zurück auf die Stadtmauer. Während unsere Reisegruppe jetzt gemeinsam das Maritime Museum besucht, seile ich mich ab und verlängere den Freizeitteil des Ausflugs damit um rund 30 Minuten. Ich verlasse die Stadtmauer daher am östlich gelegenen Ploče-Tor und mache mich auf den Weg in Richtung der Seilbahn auf den rund 400 m hohen Srd. Unterwegs nutze ich die Gelegenheit ein paar Kroatische Kuna am Geldautomaten zu besorgen (erstaunlicherweise werden die meisten Automaten hier von österreichischen Banken wie die Erste oder den Raiffeisenverband gestellt) und diese – zumindest teilweise – in eine Cola Zero und Souvenirs zu investieren. Der Kurs ist halt schon deutlich günstiger als bei Zahlung in Euro (der hier i.w. auch problemlos akzeptiert wird).
Nach wenigen Minuten habe ich dann den Weg zur Seilbahn gefunden (hierzu muss man die Altstadt verlassen und wenige Meter entlang der Straße „Ulica Petra Krešimira“ gehen bis die Ausschilderung zur Seilbahn zu sehen ist). Dann geht es noch über die Straße, an einer Pizzeria vorbei und noch etwa 50 Stufen nach oben (aber das kennen wir ja jetzt schon von der Stadtmauer).
Hier befindet sich die Talstation der erst 2010 wieder eröffneten Seilbahn (nachdem diese ebenfalls im Krieg zerstört wurde), die – sobald eine der beiden Kabinen voll ist – innerhalb weniger Minuten auf den Berg Srd fährt. Von hier hat man eine beeindruckende Aussicht auf die Altstadt, insbesondere weil die Stadtmauer mit auf dem Foto ist (was ja beim Rundgang auf der Stadtmauer nicht der Fall ist). Dummerweise gibt es hier nur drei Punkte, von denen aus man die Altstadt sehen kann – und bei allen Punkten steht etwas im Bild: entweder eine Antenne, die Seile der Bahn oder ein Zaun. Das ist nur beschränkt schön – ich habe mich daher zu einem Foto entschlossen, bei dem die Seile der Bahn zu sehen sind … und die fahrende Bahn am Seil hängt – dann wird es stimmiger.
Hier oben ist es – trotz Jacke – übrigens recht windig; von daher mache ich meine Fotos und mich dann auf den Weg nach unten. Das „Round-Ticket“ hat übrigens 87 Kuna gekostet (also rund 11,50 €), die mit Kreditkarte bezahlt werden konnten.
Unten angekommen bummele ich die Placa entlang zum Onofrio-Brunnen, wo wir uns zur Rückfahrt treffen. Unterwegs komme ich dabei an vielen Restaurants vorbei, bei denen man aber die typische kroatische Küche vergeblich sucht – im Wesentlichen sind hier italienische Einflüsse zu finden: „Pizza“ und „Pasta“ dominieren eindeutig die Speisekarten.
Rechtzeitig zur Rückfahrt erreiche ich unseren Treffpunkt, so dass ich wie geplant mit zurück zum Schiff fahren kann. Alternativ hätte es aber auch die Möglichkeit gegeben, mit einem der von AIDA angebotenen Shuttle-Busse zurück zum Schiff zu fahren. Diese dienen normalerweise dem Transfer der Gäste ohne Ausflug, wobei die Hin- und Rückfahrt 7 € p.P. kostet. Mit unserem Ausflugsticket wäre die Rückfahrt allerdings kostenfrei gewesen.
Im Übrigen muss man bei dem Ausflug feststellen, dass das Preis-/Leistungsverhältnis hier schon stimmt. Betrachtet man die Kosten für den Shuttle, den Eintritt für die Stadtmauer und das Maritime Museum, dann stellt man schnell fest, dass sich der „Aufpreis“ für unseren Super-Reiseleiter in jedem Fall gelohnt hat. OK, da kann man natürlich auch mal Pech haben – aber hier und heute hat es, wie auch auf den bisherigen anderen Ausflügen dieser Reise, absolut gestimmt. Und auch, wenn man vieles alleine besichtigen und im Reiseführer nachlesen kann, ein Reiseführer aus Fleisch und Blut ist durch nichts zu ersetzen.
Zurück an Bord ist es jetzt erst einmal Zeit für das Mittagessen. Zufällig ist der von Danny und Herbert gebuchte Ausflug zeitgleich zu Ende, so dass wir uns beim Boarding treffen und gleich für das Marktrestaurant verabreden. Hier tauschen wir kurz unsere Erfahrungen aus, bevor ich mich dann den Sonnenstrahlen auf dem FKK-Deck hingebe. Zwar ist auch für heute Regen angesagt gewesen, aber der hat sich wieder mal wie von Zauberhand in Sonne verwandelt. OK, die eine oder andere Wolke ist schon da – aber solange sie ihr Wasser für sich behält, ist das zu verkraften.
Jetzt bietet sich übrigens die Gelegenheit noch einmal über das neue Poolhandtuchkonzept nachzudenken. Es ist in der Tat feststellbar, dass die Liegenreservierer aktuell wohl etwas abgeschreckt werden – zumindest finden sich wenige herrenlose Liegen, die nur von Handtüchern benutzt werden. Das ist das Positive. Andererseits finden sich jetzt viele Urlauber, die von den gelb-weißen Handtüchern absehen und stattdessen entweder eigene Handtücher mitgebracht haben (so wie ich, sind aber sehr wenige), die orangefarbenen Handtücher aus der Sauna nehmen (i.w. nur m FKK-Bereich zu beobachten), die Kabinenhandtücher mitnehmen (vereinzelt), die Zusatz-Wolldecken aus dem Kabinenschrank an Bord schleppen (mehr als von AIDA vermutlich gedacht) oder – und das ist das eigentlich Unangenehme – auf eine Unterlage komplett verzichten (und zumindest in diesen Fällen sollte AIDA zeitnah einschreiten!).
Inzwischen haben sich die Wolken (oder zumindest eine davon) doch entschieden, ihren Wasservorrat mit uns zu teilen, so dass wir uns mehrheitlich in den Saunabereich bzw. direkt in die Sauna verlagern – allerdings ist der Regen wenige Minuten später schon wieder vorbei, so dass alle wieder zurück auf ihre Liegen ziehen.
Und hier liegen wir nun und warten auf das Auslaufen aus Dubrovnik um 16.00 Uhr. Wohlwissend, dass dieser Prozess mit drei langen Tönen aus dem Typhon (Schiffshorn), das nur wenige Meter über uns angebracht ist, eingeleitet wird, hat jeder auf dem FKK-Deck seine Armbanduhr im Anschlag, um rechtzeitig die Finger (oder einen alternativen Gegenstand) in die Ohren zu stecken. Und was passiert? Der Lotse drängelt und zehn Minuten zu früh fliegen uns auf dem FKK-Deck die Ohren weg. Diejenigen, die gerade noch geschlafen haben, springen vor Schreck von der Liege, bei den anderen zucken sämtliche Muskeln gleichzeitig zusammen. Nicht gut.
Und da Kritik ja immer dann wertvoll ist, wenn es auch einen Verbesserungsvorschlag gibt, folgt der sogleich: bei vorzeitigem Ablegen einfach eine kurze Durchsage im Vorfeld, dass es jetzt schon losgeht (oder eine kurze Warnung über die Lautsprecher auf dem FKK-Deck bevor der Typhon-Knopf gedrückt wird) – und alles ist gut.
Aber wie auch immer – das Klingeln im Ohr klingt ab und wird durch Enya’s Orinoco Flow ersetzt … wir verlassen Dubrovnik, das sicherlich ein Highlight dieser Reise war, bei schönstem Wetter.
Ich nehme dann noch den 6-nach-6-Aufguss mit und treffe mich danach mit Danny und Herbert zum afrikanischem Abendessen im Marktrestaurant. OK, vielleicht ein bisschen zu erdnusslastig (ist irgendwie in jeder Soße drin), aber sonst sehr lecker.
Und da der Tag heute so viel geboten hat, nutze ich den Abend jetzt gleich zum Schreiben. Gegen 23.30 Uhr gehe ich nochmal in die Nightfly Bar, die (bereits?) geschlossen hat. Hm, recht früh. Also ab in die AIDA-Bar. Vier Gäste sind noch da – und ich bekomme mit Mühe und Not noch was zu trinken, die Wischlappen hinter der Theke glühen nämlich schon. Und damit ich auch ja nicht auf die Idee komme, danach noch mal etwas bestellen zu wollen, kommt gleich der Hinweis auf „Last Order“ … Also eins steht fest, das mit den Reisen außerhalb der Ferien fällt – insbesondere dann, wenn man mit dem Bus anreisen kann – zukünftig definitiv aus …
Wenige Minuten später bin ich allein mit dem aufräumenden Personal – das Licht ist bereits auf „Putzstellung“ und die Uhr zeigt noch die „23“ vor dem Doppelpunkt. Wahrscheinlich bin ich der einzige Gast, der jetzt noch wach (am Leben?) ist …
Also höre ich jetzt auch auf – ich stelle den heutigen Bericht noch in mein Blog (wenn die nicht auch schon das WLAN schlafen geschickt haben) und gehe dann halt auch ins Bett … 🙁