Auch heute muss mich mein Wecker aus dem Schlaf holen … irgendwie klappt das mit dem Aufwachen noch nicht wie geplant … aber egal, so lange die Technik funktioniert und die richtige Zeit am iPhone eingestellt ist, ist ja alles gut.
Wie ich im Laufe des Tages erfahren werde, haben wir heute Nacht wohl auch deutlichen Seegang gehabt – aber offensichtlich nicht in meiner Kabine, gemerkt habe ich zumindest nichts.
Um 9.15 Uhr treffen wir uns zu unserem Ausflug auf Korfu, so dass ich die Zeit vorher noch schnell für einen Besuch im Bad und im Rossini zum Frühstück nutzen kann. Im Bad passiert nichts aufregendes, im Rossini schon eher. Also gut, „passieren“ klingt zu dramatisch – aber es gibt Veränderungen. Vielleicht ist heute einfach zu viel los – auf jeden Fall fällt die Wurst- und Käseauswahl am Tisch eher spartanisch aus (die übliche Etagère ist gleich gar nicht gekommen) und auch das Buffet scheint durch ein Sparprogramm gegangen zu sein. Das ist heute eher nichts … Aber nehmen wir es mal als Ausrutscher und hoffen morgen auf den alten Standard.
Dafür treffe ich heute Bekannte von früheren Reisen (das ist jetzt das dritte Mal in den letzten sechs Monaten – die AIDA-Welt ist manchmal halt doch klein …) im Rossini und sicherlich heute Abend dann auch beim Bingo …
Jetzt geht es aber erst einmal ins Theater – dem Treffpunkt zu unserem Ausflug auf Korfu. Dass wieder mal nicht alle beizeiten da sind, erwähne ich jetzt nicht (wäre sonst eine Wiederholung), dass es aber ein Ehepaar ist, die es geschafft haben, sich auf dem Weg von der Kabine ins Theater zu verlieren, ist schon eher ungewöhnlich. Aber egal, da wir nur 29 Personen sind, findet die Wiedervereinigung im Bus statt.
Das ist aber in der Tat eine schöne Sache – 29 Leute versprechen ein bisschen Individualität beim Ausflug – und Platz im Bus 🙂 Und den nutze ich auch gleich, indem ich die erste Reihe an der hinteren Tür belege – hier hat es Platz, eine Ablage und viel Fenster … sehr sauber. Naja, wenn nicht ein Ehepaar in meiner Nähe immensen Gesprächsbedarf hätte. Zwar nicht mit einander und auch nicht mit mir – dafür aber mit ihrer Umwelt. Jeder Satz der Reiseleiterin wird kommentiert, so dass die nächsten beiden Sätze im akustischen Nirvana untergehen – echt lästig.
Das ist übrigens etwas, was mir durchaus Angst macht. Ich bin auf unserem Ausflug das „Küken“, alle anderen sind – teilweise deutlich – älter. Nicht, dass das jetzt schlimm wäre – aber wenn ich mir manches Verhalten und manche Eigenheiten so anschaue, habe ich durchaus die Befürchtung, dass ich auch einmal so werde … und das würde ich eher nicht wollen … 🙁
Ich hoffe, ich werde da nicht falsch verstanden … aber so ein bisschen Angst, dass das dann einfach so kommt und – noch schlimmer – von mir noch nicht einmal bemerkt wird, das macht mir schon etwas Sorge … Aber gut, vielleicht ist das ja auch der Lauf der Dinge und das muss so sein … warten wir’s ab. Das nächste Mal fahre ich ja wieder in den Ferien – da passe ich dann wieder besser ins Spektrum … 😉
Doch sprechen wir lieber von etwas Positivem: von unserer Reiseleiterin. Die kommt nämlich aus München und lebt jetzt seit über dreißig Jahren auf Korfu – kennt also Land und Leute und spricht natürlich fließend Deutsch. Von daher verspricht das ein interessanter Tag zu werden.
Und noch etwas passt – das Wetter. Anstelle des angesagten Regenwetters bei gut 20 Grad werden wir den ganzen Tag von Sonnenschein bei rund 25 Grad begleitet; so kann das die Woche über bleiben – insbesondere weil das Thermometer zu Hause rund 30 Grad zeigt. Der Bootsausflug, den ich ursprünglich gebucht und dann gegen diesen Ausflug getauscht habe, ist übrigens für alle Passagiere abgesagt worden (da man auch auf Korfu an den Wetterbericht geglaubt hat) … und die Alternative heute fängt zumindest schon mal gut an.
Als erstes machen wir uns nämlich auf den Weg zum Kloster Paleokastritsa – und lernen gleich eine Eigenheit Korfus kennen, die uns den ganzen Tag begleiten wird: enge Straßen. Dass Busfahrer bisweilen straßenverkehrstechnische Höchstleistungen vollbringen ist ja nichts wirklich Neues – aber hier müssen sie wirklich etwas können. Da geht es teilweise wirklich um wenige Zentimeter – unsere Reiseleiterin weist sogar zwischendurch darauf hin, dass die Räder des Busses nicht ganz vorn sind und es daher ungefährlich wäre, wenn ein Teil des Busses über dem Abgrund wäre … und das ist oft genug der Fall.
Eine der Mitreisenden lässt sich zu der Bemerkung hinreißen, dass sie das noch nicht einmal mit dem Auto könnte – nun gut, das mag vielleicht auch andere Gründe haben, die zu beurteilen ich mir hier nicht erlauben möchte, aber wir haben schon alle verstanden, was sie uns damit sagen wollte.
Und dennoch kommen wir heil am Kloster an – und sind aktuell nicht nur die erste sondern auch die einzige Gruppe hier. Und das ist auch gut so – haben wir nun doch die Möglichkeit, die orthodoxe Kirche ganz in Ruhe zu besuchen und und von unserer Reiseleiterin viele Details erklären zu lassen.
So erfahren wir zum Beispiel, dass die orthodoxe Kirche recht modern ist – so sind beispielsweise nur wenige Bänke vorhanden, vielmehr steht man in Gruppen zusammen, so dass man auch während des Gottesdienstes unauffällig mal herausgehen kann – hier gilt, besser nur kurz vorbeigeschaut als gar nicht gekommen.
Und auch der Begriff „Halt die Klappe“ hat angabegemäß hier seinen Ursprung: an den Innenseiten der Kirche befinden sich Bänke mit Einzelsitzen, die bei Bedarf nach oben geklappt werden können, so dass man dort (aufgestützt) stehen kann. Will man sich danach wieder setzen, ist die Sitzklappe herunterzuklappen. Und passt man nicht auf (hält die Klappe also nicht fest) fällt sie (geräuschvoll) nach unten – und deshalb wurde dort immer gesagt: „Halt die Klappe (fest)“. Ob das tatsächlich die Basis unserer Redewendung war, man weiß es nicht …
Beim Verlassen des Klosters haben wir noch intensiven Streichelkontakt mit neu geborenen Kätzchen (was im Wesentlichen die anwesenden Damen zu Schnalzlauten mit der Zunge, gehaltvollen Sätzen wie „miez, miez, miez“ und ähnlichem bewegt) – aber trotzdem für zwei, drei nette Fotos sorgt. Weitere Fotos gibt es übrigens beim Blick über die Küste – der Ausblick von hier ist atemberaubend.
Und trotzdem müssen wir irgendwann weiter … schließlich brauche ich ja noch mein Tzatziki-Gewürz. Bis dahin dauert es aber noch etwas, denn zunächst geht es erst einmal zu einem „der schönsten Aussichtspunkte der Welt“, Bella Vista. Wie oft ich das schon gehört habe (zugegeben, meistens hat es gestimmt) – und auch heute macht der Name seinem Inhalt alle Ehre. Der Blick über die Küste und die azurblaue Adria (mit Farbnamen habe ich es übrigens – wie alle Männer – nicht so … ich unterteile „blau“ normalerweise nur in hell- und dunkelblau – aber hier mache auch ich mal eine Ausnahme – in der Hoffnung, dass das Wasser auch wirklich azurblau ist …) fesselt mich schon. Da kann man durchaus mal ein paar Fotos machen. Das machen übrigens auch meine Mitreisenden – und es ist erstaunlich, was es da auf dem Kameramarkt noch so gibt – das eine oder andere Modell sieht aus wie frisch aus dem Deutschen Museum geklaut (mit Film – wo bekommt man so was heute noch und – viel spannender – wer entwickelt so etwas noch?) …
Ich genehmige mir noch eine Cola light (wobei die Preise hier so hoch sind wie der Ausblick schön) bevor es dann weiter geht nach Makrades, wo wir einen kurzen Spaziergang durch die engen Gassen des Dorfes unternehmen.
Aber vorher steht noch die Busfahrt dorthin an – die Strecke ist nicht weit, dafür aber mit Baustellen gepflastert (das muss hier vor anstehenden Wahlen so sein, damit man sieht, dass etwas getan wird). Und teilweise ist es dann so eng, dass es mit dem Bus nicht mehr vor und zurück geht. Dann reißt Nicos, unser Fahrer, immer sein Seitenfenster auf und schimpft mit einem Bauarbeiter. Der kommt dann zum Bus und schimpft lautstark mit dem Busfahrer. Und wenn sie dann einander genug geschimpft haben, schimpfen beide gemeinsam auf die Regierung – schön, wenn man eine Reiseleiterin hat, die auch solche Kleinigkeiten aus dem Alltag erklärt …
Und noch etwas fällt auf – wenn hier jemand eine Mauer weiß streicht und direkt an der Mauer steht ein Baum, dann ist auch dieser bis auf Höhe der Mauer weiß. Wegen einem Baum setzt hier keiner den Pinsel ab … 😉
In Makrades angekommen können wir dann einen kleinen Eindruck vom griechischen Alltagsleben bekommen:
Zum einen werden wir mit der Grundschule (geht bis zur sechsten Klasse) konfrontiert. Und je nach Größe und Anzahl der Schüler werden diese auch klassenübergreifend unterrichtet: so gab es hier früher drei Lehrer für die Klassen 1/2, 3/4 und 5/6. Dann noch zwei für die Klassen 1-3 und 4-6 und jetzt noch einen für die Klassen 1-6 … ach ja, aktuell hat jede Klasse nur noch einen Schüler … und jetzt befürchtet man übrigens die Schulschließung …
Wir erfahren auch, dass in den letzten Monaten die Tendenz zur Selbstversorgung immer weiter ansteigt – will heißen, dass die örtlichen Bauern ihre Kartoffeln nicht mehr an Zwischenhändler und Supermärkte verkaufen sondern direkt an die Bewohner des Dorfes. Oder eintauschen, gegen Olivenöl zum Beispiel. Mit Globalisierung hat das nichts mehr zu tun – aber ob ein Joghurt besser schmeckt, nur weil erst die Milch 500 km weit weggefahren wird und dann der Joghurt wieder 500 km zurück kommt, ist ja in der Tat fraglich.
Und noch etwas erfahren (erleben) wir – das Alltagsleben spielt sich auf der Straße ab. Vor jedem Haus stehen entweder Bänke oder es gibt gemauerte Vorsprünge, auf denen die Hausfrau den Tag verbringt. Natürlich sitzt sie da nicht nur rum sondern schält Kartoffeln oder putzt Gemüse. Und die Nachbarin macht das auch – und schon kommt man ins Gespräch … und so geht das hier überall. Sollte ich zu Hause vielleicht auch mal machen – also jetzt nicht das mit den Kartoffeln und dem Gemüse, aber eine Latte kann man ja auch vor dem Haus trinken. Mal schauen, wann mir meine Nachbarn das erste Mal begegnen … 😉
Für uns geht’s jetzt aber erst mal weiter im Programm – das Mittagessen in einer griechischen Taverne in Kassiopi steht an. Und das ist wirklich lecker: Tzatziki mit Olivenbrot, ein leckerer Bauernsalat, Hackfleischbällchen in Tomatensauce und Rindfleisch mit Kartoffeln und Reis – eine Mischung griechischer Speisen erwartet uns. Dazu noch ein sehr nettes Tischgespräch – was will man mehr?
Nach dem Essen bleibt glücklicherweise noch etwas Zeit, so dass ich mich jetzt endlich mal auf die Suche nach dem Tzatziki-Gewürz machen kann – und bei einem Händler werde ich fündig (@Nicole: sollten wir dann im Zeltlager mal ausprobieren – ich bin gespannt). Ich mache noch ein paar Fotos vom Hafen und dann geht es auch schon zurück zum Bus.
Von hier fahren wir nun die Ostküste Korfus entlang zurück zum Schiff, halten noch einmal kurz an einem Aussichtspunkt, von dem aus die albanische Küste gut zu sehen ist (die ist hier nur zwei Kilometer entfernt) und kommen dann kurz nach halb fünf am Hafen an. Mit dem Wetter ist auch weiterhin alles gut gegangen, es hat durchgängig die Sonne geschienen und auch die leichten Regenwolken, die sich am Nachmittag gebildet haben, haben keine wirkliche Funktion gehabt – so viel also zum Thema „Wetterbericht“ …
Ich mache noch ein paar Schiffsbilder (die Aura liegt hier recht günstig im Hafen) und spurte dann zu meiner Kabine, da ich den 5-nach-5-Aufguss noch erreichen will – hat aber leider nicht geklappt, ich stehe erst um 6-nach-5 saunafertig vor der Tür. Naja, gehe ich halt erst mal noch ein halbes Stündchen aufs FKK-Deck – wer weiß, ob oder wann wir hier noch mal Sonne sehen.
Meinen Saunagang hole ich dann halt ohne Aufguss nach bevor ich mich mit Danny und Herbert um 18.00 Uhr zum Abendessen treffe. „Griechenland“ ist heute das Thema im Marktrestaurant – und Danny sitzt auch schon erwartungsvoll am Tisch. Herbert ist nicht zugegen, er „muss noch ablegen“ – wobei er tendenziell aber wohl eher beim Ablegen zuschaut … 🙂
Währenddessen sind jetzt erst einmal griechische Vorspeisen, Tzatziki, Gyros, Lammbifteki und ähnliche Köstlichkeiten gefragt … das ist irgendwie immer noch mein Lieblingsthema. Das Clubtreffen, das jetzt um 18.30 Uhr angesagt ist, schwänze ich, aber sonst wird das mit Bingo ein bisschen eng …
So aber passt das alles gut zusammen – ich gehe vom Essen direkt in die Anytime Bar, um die Urlaubskasse ein bisschen aufzubessern … OK, das haut nicht hin (weil die letzten acht fehlenden Zahlen sich gleichmäßig auf meine Scheine verteilen), dafür darf (muss) ich aber drei Gläser Sekt trinken (zumal Danny und Herbert nicht dabei sind, um zu helfen) – aber irgendwie war ich bei den Schnapszahlenfragen heute nicht sooo schlecht). Aber noch habe ich ja zwei Mal Bingo vor mir – vielleicht wird’s ja noch …
Tja, und damit geht ein langer Tag langsam zu Ende. Ich sitze jetzt wie jeden Abend in der Nightfly Bar (die hier langsam zu meiner Lieblingsbar wird), schreibe diesen Bericht, sortiere die ersten Fotos und freue mich auf die gewonnene Stunde durch die Zeitumstellung in der kommenden Nacht …