Heute haben wir den 2. Seetag unserer Reise (naja, genau genommen nur einen 2/3 Seetag, da wir abends in Abu Dhabi einlaufen), der sich uns mit durchgängig heißem Sommerwetter von rund 30°C und wolkenlosem Himmel präsentiert. So macht eine Kreuzfahrt Spaß! Und damit ist der Tagesverlauf (zumindest bis zum Anlegen in Abu Dhabi) auch praktisch schon erzählt – was soll man bei so einem Wetter auch sonst machen als den ganzen Tag in der Sonne verbringen? Zurück ins schlechte Wetter zu Hause (bzw. auf der Anschlusskreuzfahrt mit der AIDAblu von Hamburg aus) geht’s schnell genug – also wird das gute Wetter ausgenutzt bis die Sonnenmilch leer ist.
Das ganze wird lediglich durch das Vielfahrer-Treffen unterbrochen, zu dem wir uns um 11.30 Uhr an der Pier 3-Bar treffen. Wir, das sind heute konkret sechs Personen – neben mir der Kapitän Torsten Kurbjuweit, der Club Direktor, der Entertainment Manager, der Shore Operations Manager sowie der Reise Service Manager. Theoretisch hätten noch zwei weitere Gäste dabei sein können, die ebenfalls mindestens zehn Reisen innerhalb der letzten fünf Jahre absolviert haben (das ist die Voraussetzung, um „Vielfahrer 2“ zu sein) – die haben aber wohl ihr Sonnenbad nicht unterbrechen wollen.
Aber auch nicht schlimm – dann bleiben halt mehr Häppchen für mich übrig 😉 Bei Champagner können wir somit „unter uns“ nett plaudern und die Neuigkeiten rund um AIDA austauschen – die Gelegenheit hat man ja nun auch nicht ständig.
Seine Fortsetzung findet das Programm dann erst mit dem Abendessen (natürlich nach den obligatorischen Aufgüssen in der Sauna) und dem Abend in Abu Dhabi.
Da der zusätzlich ins Programm genommene Ausflug ABU12 („Abu Dhabi bei Nacht“) ausgebucht war, haben wir uns entschlossen, unseren ursprünglichen Plan, das nächtliche Abu Dhabi auf eigene Faust zu erkunden, in die Tat umzusetzen.
So gehen wir pünktlich mit dem Anlegen um 20.00 Uhr von Bord, um mit einem der kostenlosen Shuttlebusse zur Marina Mall, einem Einkaufszentrum rund 20 Minuten vom Hafen entfernt, zu fahren. Hier wechseln wir nun das Verkehrsmittel und gehen auf die Suche nach zwei Taxifahrern die mit uns den Abend verbringen wollen.
Aus diversen Hinweisen im Internet und im AIDA-Forum ist uns zumindest klar, dass wir die silbernen Taxen bevorzugen müssen, da nur diese die Möglichkeit haben, eine Berechtigung für die Einfahrt aufs Hafengelände zu erhalten – und die ist notwendig, da der letzte Shuttlebus um 22.30 Uhr fährt und wir bis dahin vermutlich noch unterwegs sind.
Wir haben unseren Plan für den Abend daher dem zuerst in der Reihe stehenden Taxifahrer vorgetragen: zunächst wollen wir ins Emirates Palace Hotel fahren und dort etwa 15 Minuten Fotostopp einlegen. Von dort aus fahren wir zur Scheich-Zayed-Moschee und machen auch hier ein paar Fotos, um danach zurück zur AIDA zu fahren. Der Fahrer findet das toll und offeriert hierfür sofort einen Spezialpreis: 100,00 € je Taxi. Wir lachen kurz auf und gehen auf den nächsten Taxifahrer zu.
Noch während wir ansetzen, unseren Plan erneut vorzutragen, ist der erste Taxifahrer wieder da, hat einen Bruder, Cousin oder so was Ähnliches mitgebracht (der zufällig auch ein Taxi hat) und bietet die Fahrt erneut für 100,00 € an – jetzt aber für beide Taxen zusammen. Wir lachen zwar nicht mehr – einverstanden sind wir aber auch nicht. Das hat dann auch der Taxifahrer gleich vorstanden und eine neues Angebot offeriert … jetzt würde die Fahrt nur noch 300 Dirham (etwa 60,00 €) kosten – ebenfalls für beide Taxen. Das ist zwar wahrscheinlich immer noch überteuert, dennoch akzeptieren wir das Angebot, teilen uns auf die beiden Taxen auf und fahren los …
Jetzt sitzen wir also verteilt auf zwei Taxen, gesteuert von zwei Taxifahrern, die zwar sehr nett, deren englische Sprachkenntnisse aber überschaubar sind. Lediglich ein Halbsatz geht fehlerfrei: „No problem.“ Ach ja, die Zahlen gehen auch – wobei die hohen Zahlen deutlich sicherer beherrscht werden als die kleineren. Trotz allem sind wir nach wenigen Minuten an der Einfahrt zum Emirates Palace Hotel – bewacht von zwei Security-Beamten. Wir wissen zwar nicht, wie die verwandtschaftlichen Beziehungen zwischen ihnen und unseren Taxifahrern sind – dennoch öffnen sich für uns wenige Sekunden später die Schranken und wir können vorfahren. Das war ja einfach.
Wir sind jetzt also auf dem Gelände und können die ersten Fotos vom Hotel machen – schon mal richtig gut (zumal der Ausflug – wie ich später beim Smalltalk in der Sauna erfahren werde – am äußersten Zaun zum Fotografieren anhielt … da war also nix mit gescheiten Fotos). Wir wollen aber die Steigerung – wir wollen rein. Kleidungstechnisch sind wir jetzt nicht wirklich schlecht gekleidet – ob das Niveau für ein 7-Sterne-Hotel (wenn auch selbst ernannt) aber ausreicht? Wir werden sehen …
Und was soll ich sagen … es funktioniert. Wir marschieren zielstrebig über die Hotelvorfahrt, die übrigens komplett inkl. Straße in hellem Marmor gestaltet ist, zum Eingang, grüßen freundlich und schon öffnen uns zwei hilfreiche Geister die Türen. „Welcome to Emirates Palace Hotel“ …
Die Hotelhalle könnte man nun durchaus als „prunkvoll“ beschreiben, von einem Begeisterungssturm kann aber zumindest bei mir keine Rede sein. Ja, es ist groß, ja, es wurde viel Gold verarbeitet und ja, es sieht sehr edel aus … aber es ist dennoch nur eine Hotelhalle. Ich bin mal gespannt, was uns am Freitag im Burj-al-Arab erwartet – hier haben wir ein Mittagessen in der 27. Etage gebucht, um den Ausblick genießen zu können.
Unsere Taxifahrer haben derweil ein kleines Problem mit der Hotelsecurity … einfach mal so das Taxi abstellen und auf Gäste warten geht nicht – oder zumindest nicht dort, wo sie gerade stehen. Und was machen die beiden – sie fahren los. Und zwar in einen Kreisverkehr vor dem Hotel, den sie nun Runde um Runde fahren bis wir wieder da sind. 1:0 für den individuellen Ausflug.
Zurück in den Taxen geht die Fahrt weiter zur Scheich-Zayed-Moschee – knapp 30 km außerhalb werden wir dann fündig. Die Moschee ist einfach nicht zu übersehen. So etwas habe ich noch nie gesehen – einfach Wahnsinn. Allein die Größe ist schon ein Superlativ für sich. Der Petersdom könnte z.B. komplett im Kuppelbau verschwinden – und auch die knapp 20.000 Einwohner Heusenstamms passen problemlos in die Moschee … sogar denn, wenn jeder noch einen mitbringt.
Aber wir geraten auch in Kontakt zur Moscheen-Security. Positiv allerdings. Wir werden gefragt, ob wir die Moschee von innen besichtigen wollen – klar wollen wir. Geplant ist das zwar erst für morgen (da die Moschee für Nichtmuslimen wohl nur von 10.00 Uhr bis 11.30 Uhr zur Besichtigung geöffnet ist), wenn wir aber schon mal da sind, können wir natürlich auch gleich rein.
Und das ist eine gute Entscheidung. Außer uns sind maximal noch zehn weitere Personen in der Moschee – wir können alles sehen, bestaunen und fotografieren. Es handelt sich um die drittgrößte Moschee der Welt; in ihr finden 40.000 Gläubige Platz, sie beherbergt mit rund 5.000 Quadratmetern den größten Teppich der Welt und hat einen von Svarovski in Deutschland gefertigten Kronleuchter, der bei einem Umfang von 10 m eine Höhe von 15 m aufweist. Um es mit Wolfgang Petry zu sagen: „Das ist Wahnsinn ….“
Nach einer jetzt doch etwas ausgedehnteren Wartezeit von etwa einer Stunde geht es zurück zum Hafen. Ich bin mal gespannt, welche Auswirkungen die lange Wartezeit hat – mit 300 Dirham geben sich die beiden bestimmt nicht mehr zufrieden. Aber zunächst mal wären wir schon froh, wenn wir den Hafen erreichen würden und nicht in einer dunklen Ecke Bekanntschaft mit dem Rest der Familie des Taxifahrers machen müssen – so etwas soll es ja alles schon gegeben haben.
Doch wir haben Glück – eine knappe halbe Stunde später sind wir am Hafen, können die Einfahrt passieren (zumindest das Taxi, in dem ich sitze), da wir die notwendige Genehmigung haben. Das andere Taxi muss zunächst zum Hafenhaupteingang, um eine solche Bescheinigung zu beantragen und abzuholen. Aber auch das ist – gegen Zahlung von 30 Dirham durch den Taxifahrer – rasch erledigt, so dass wir kurz vor 23.00 Uhr am Schiff aussteigen können.
Leider hat sich unsere Vermutung bestätigt – die 300 Dirham erscheinen den Taxifahrer jetzt doch zu wenig. Die Wartezeit an der Moschee, die notwendige Hafenbescheinigung und wahrscheinlich noch die kranke Mutter werden bemüht, um den ausgehandelten Preis nach oben zu bewegen. Aber notfalls können auch wir mit kranken Familienmitgliedern dienen – der Preis bleibt daher wo er ist. Wir bezahlen und verschwinden in Richtung Schiff. Die Taxifahrer bleiben zurück – ein untrügliches Zeichen, dass der Preis zumindest ausreichend war. Und auch für uns hat sich der Abend gelohnt – unser „Ausflugspreis“ sind 10,00 € pro Person – das ist in der Tat ein Schnäppchen, insbesondere wenn man überlegt, was wir alles gesehen haben …
Wir sind inzwischen wieder gut an Bord angekommen, sitzen in der Diva-Bar auf Deck 9 bei Cocktails und Nüssen und planen den nächsten Tag (da die ursprüngliche Planung mit der Innenbesichtigung der Moschee ja nun heute schon erledigt ist), um anschließend ins Bett zu gehen. Zumindest für mich ist die Nacht ja auch schon um 3.45 Uhr beendet, da wir uns um 4.20 Uhr zu unserem Ausflug (ABU10; „Sonnenaufgangstour“) treffen und die Nacht damit kurz genug ist.