Es ist mitten in der Nacht. Es klingelt in der Kabine. Warum auch immer. Ah, der Wecker. Also nach dem iPhone gegriffen … hier klingelt nichts. Hm … der Piepser? Aufstehen, in die Stiefel springen? Nein, wir sind im Urlaub – hier gibt’s keine Stiefel. Dann dämmert es mir … das Telefon … Also raus aus dem Bett, den Hörer in die Hand genommen und artig meinen Namen gesagt.
Es ist 5.55 Uhr und Herbert ist in der Leitung. Das Wasser in der Dusche liefe nicht – ob ich mal schauen würde, ob’s bei mir läuft. OK, warum nicht … also Tür zum Bad auf, Wasser angedreht – nichts. Ich mache Meldung und frage vorsichtig nach, warum das jetzt wichtig sei – man könne ja alternativ auch schlafen. Ich erfahre, dass es kurz vor sieben wäre – und Herbert erfährt, dass er noch eine Stunde warten muss, bis die Anzeige auf seiner Uhr wieder stimmt … (spätere Nachforschungen haben im Übrigen ergeben, dass die Ursache die fehlerhafte Zeiteinstellung an Danny’s iPhone war und die Sommerzeitumstellung heute Nacht das Teil damit aus dem Tritt gebracht hat).
OK … fassen wir zusammen: es ist noch nicht einmal sechs Uhr, das Wasser läuft nicht und schlafen geht auch nicht mehr. Also ran an den PC und gleich einmal aufgeschrieben wie der heutige Tage begonnen hat. Da das Wasser um sieben immer noch nicht läuft und die Rezeption auch nur auf einen Defekt hinweisen kann ohne jedoch genauere Angaben zum Zeitpunkt zu machen, ab dem die Morgentoilette technisch wieder möglich ist, gehe ich erst einmal an Deck und schaue mit den Einlauf in den Naturhafen von Muscat in Oman an – durchaus beeindruckend, aber lange nicht so spektakulär wie der in Mamaris in der Türkei.
Um 8.30 Uhr treffen wir uns zu unserem Ausflug, gewaschen bin ich noch nicht und auch das Frühstück steht noch aus. Da Waschen ohne Wasser eher schwierig ist, geht es also zunächst ins Weite-Welt-Restaurant zu den obligatorischen Eiern mit Speck (und sonstigen Kleinigkeiten). Gegen 7.45 Uhr kommen Tanja und Herbert dazu und berichten von zwischenzeitlich behobenen Problemen in der Wasserversorgung, so dass auch ich mich auf den Weg in die Nasszelle mache, um für den anstehenden Ausflug zumindest zu Beginn frisch auszusehen.
Pünktlich um 8.30 Uhr stehen wir daher in der AIDA-Bar, bereit für den Ausflug MUS 03 (Fischmarkt, Nakhl & Souk von Muttrah). Die Bewohner zweier Kabinen fehlen noch (hat schon mal ein Ausflug pünktlich begonnen?), treffen dann aber doch noch mit etwas Verspätung ein, so dass wir uns auf den Weg zu unseren Reisebussen machen, mit denen wir den heutigen Tag bis gegen 17.30 Uhr im Sultanat Oman verbringen werden.
Bei der Wahl des Busses haben wir Glück – unser Reiseleiter Ahmed kennt sich nicht nur hervorragend aus sondern ist aufgrund eines Germanistikstudiums in Ägypten auch in der Lage, uns dieses Wissen in nahezu fließendem Deutsch näher zu bringen. Von daher erfahren wir während der Busfahrt nicht nur allerlei Wissenswertes zu unseren jeweiligen Zielen sondern auch viel zur Geschichte und zum Leben im Oman. Und die Bedeutung von „In sha‘ Allah“ („so Gott (Allah) will“) – eine Floskel, die Ahmed pro Satz etwa zwei Mal verwendet.
Zunächst geht es jedoch etwa 90 Minuten mit dem Bus nach Barkha, wo wir den Fisch- und Gemüsemarkt besuchen. Als erstes sollte man sich hier einmal von deutschen Hygienestandards verabschieden – der Fisch liegt direkt am Strand in der prallen Sonne, zehn Meter nebenan werden mit einer Flex Fliesen durchtrennt und die Werkzeuge mit denen die Fische ausgenommen werden, haben auch schon bessere Tage gesehen. Davon einmal abgesehen, ist das Treiben in der Tat faszinierend – der Oman ist wohl noch das „arabischste“ Ziel unserer Reise mit einem Hauch von Orient…
Nach kurzem Stopp geht es weiter durch die Oase von Nakhl direkt zu den heißen Quellen von Al Thowarah, einem beliebten Ausflugsort für die ganze Familie – allerdings nur am Wochenende … und das ist hier glücklicherweise der Donnerstag und Freitag, so dass wir fast allein hier sind. Die Thermalquelle fördert rund 35°C warmes Wasser zu Tage und wird von den Bewohnern der Gegend gern für ein Bad genutzt.
Zum Abschluss des Vormittags besuchen wir noch die Festung von Nakhl, ein im Jahr 1990 restauriertes Fort, von dem man eine hervorragende Aussicht auf die von unzähligen Dattelpalmen gesäumte Umgebung hat.
Zwischenzeitlich meldet sich auch der eine oder andere Magen – Zeit fürs Mittagessen. Wir kehren in einem 5-Sterne-Hotel ein (warum es dann dort aber kein WLAN gibt, wissen die Götter) und können uns an einem recht umfangreichen Buffet (OK, nicht vergleichbar mit den Buffets auf AIDA, aber dennoch sehr lecker) mit lokalen und internationalen Köstlichkeiten versorgen. Sogar Heinneken-Bier steht auf der Speisekarte … im Gegensatz zum im Ausflugspreis inkludierten Buffet allerdings mit einem Preisschild von 7,00 € versehen – von daher sieht der Deal so aus, dass wir unser Geld behalten und das Hotel das Bier 😉
Die nächste Stunde können wir noch in der Poolanlage des Hotels verbringen – und die Abkühlung tut wirklich gut, nachdem auch heute die 35°C-Marke erreicht wird.
Den Abschluss des Ausflugstages bildet dann ein knapp 1-stündiger Rundgang durch den Souk von Muttrah, in dem alles angeboten wird, was man gebrauchen (vor allem aber auch nicht gebrauchen) kann … ein Großteil der lokalen Handarbeitskunst kommt direkt aus China. Für Fans bietet sich aber hier die durchaus günstige Gelegenheit Weihrauch in den verschiedensten Variationen (ich wusste gar nicht, dass es da Variationen gibt) zu erwerben. Und noch etwas fällt auf: im Gegensatz zu den Händlern in z.B. Ägypten sind die Händler hier nicht so aufdringlich – man wird nicht ständig betatscht und irgendwo hin gezerrt sondern lediglich freundlich (wenn auch hartnäckig) angesprochen. Ein netter Ausklang für diesen Tag, wenn auch ein bisschen mehr Treiben im Souk (wir sind jetzt genau zur Öffnung nach der Siesta um 16.00 Uhr dort) sicherlich authentischer wäre.
Nach unserer Rückkehr ist glücklicherweise noch ausreichend Zeit für den Aufguss um 6 nach 6, um die Lebensgeister wieder zu wecken – und das hat Andrea vom Fitness-Team hervorragend gemacht. Weiter geht’s dann mit dem Auslaufen um 19.00 Uhr und dem gemeinsamen Abendessen um 20.00 Uhr – heute wieder im Weite-Welt-Restaurant, nachdem Herbert auf seiner „Restaurant-Vortour“ dort die interessanteren Köstlichkeiten entdeckt hat.
Den Abschluss des Abends bildet dann ein „Mexican Bull“ an der Beach-Bar, bevor wir in Vorbereitung auf den anstehenden Seetag in unseren Kabinen verschwinden.