[Werbung] Direkt nach dem Aufwachen geht mein Blick zum Fenster – aber die „Gloria“ liegt nach wie vor neben uns und versperrt den Blick auf die Stadt. Schade – das wird dann wohl heute Vormittag auch so bleiben.
Also gehe ich mal kurz durchs Bad und finde mich dann zum Frühstück im Restaurant ein, wobei ich heute etwas später dran bin, da ich den angebotenen Ausflug zum Schloss Chantilly nicht mitmache. Für diejenigen, die wissen wollen, über was ich heute daher nicht berichten kann – hier die Ausflugsbeschreibung:
„Einst eine mittelalterliche Burg, wurde das Château Chantilly im 16. Jahrhundert zu einem Renaissance-Schloss erweitert und umgebaut und im 18. Jahrhundert dann zu einer barocken Schlossanlage umgestaltet. Dieses prächtige Märchenschloss gilt schon aufgrund seiner Geschichte daher als besonderes „Juwel“ des Kulturerbes in Frankreich. Auch Hollywood hat den Charme erkannt und nutzte das Anwesen als Kulisse im James-Bond-Film „Im Angesicht des Todes“. Nicht weniger eindrucksvoll ist die weitläufige Parkanlage, die verschiedene Stile und Epochen, wie den französischen Garten mit seinen Wasserflächen und Fontänen aus dem 17. Jahrhundert oder den englischen Garten aus dem 19. Jahrhundert, umfasst.“
Vielmehr entscheide ich mich nach dem Frühstück und der morgendlichen Zeitungslektüre (heute auf dem Sonnendeck – mit Poloshirt) für einen kleinen Stadtbummel in Conflans, wobei die Stadt hier im wesentlichen aus Baustellen besteht. Mag sein, dass die mal schön ist, wenn alles fertig ist – im Moment ist die Stadt allerdings nur überschaubar attraktiv. Wobei es natürlich – wie überall hier – auch eine alte Kirche und eine Art Schloss gibt …
Aber es gibt immerhin auch einige Geocaches und einen Adventurecache entlang der Seine. Von daher kann ich dem Vormittag, auch aufgrund der inzwischen wieder sehr angenehmen Temperaturen, durchaus etwas abgewinnen.
Zurück an Bord beginne ich mal mit meinem Videorundgang – wobei das eher ein zusammengestückelter Rundgang werden wird. Es ist trotz des Ausflugs einfach noch zu viel los an Bord als das man an einem Stück mal von vorn nach hinten und von unten nach oben laufen kann. Aber wie auch immer – die wesentlichen Dinge werden wir im Video dann schon wiederfinden.
Ich gehe daher jetzt erst einmal zum Mittagessen, wobei ich mich heute wieder für das Light Lunch Buffet entschieden habe – das ist halt doch flexibler als das gesetzte Essen im Restaurant. Und das Angebot überzeugt ja sowieso: Auswahl an frischen Salaten, ofenfrisches Baguette mit Ei, Geflügelbouillon, Pasta in Spinat-Ricottasauce und Käsekuchencrème. Da lässt sich sicherlich etwas passendes finden ..
Parallel dazu verlassen wir Conflans und machen uns auf den Weg zu unserem finalen Ziel: Paris. Und ich darf noch mal in Erinnerung rufen: morgen werden dort die Olympischen Spiele eröffnet. Klingt erstmal nach einem Super-Reisetermin, führt aber nüchtern betrachtet dazu, dass hier aktuell nichts so läuft wie normal. Welche Auswirkungen das hat – dazu später mehr.
Jetzt setze ich aber erst mal meinen Videorundgang fort und nutze das schöne und warme Wetter für eine weitere Lesesession auf dem Sonnendeck. Das wird später allerdings abgebaut (d.h. die Sonnensegel werden um- und die Liegestühle eingeklappt), da einige der auf dem Weg nach Paris zu durchfahrenden Brücken zu niedrig sind als dass wir mit vollem Aufbau unfallfrei darunter durchfahren könnten.
Das bietet dafür aber die Gelegenheit, mal bei unserem Kapitän vorbeizuschauen und ein paar Fotos im Steuerhaus zu machen und ein kleines „Käptn’s View“-Video zu drehen.
Um kurz vor vier ertönt dann eine Durchsage unseres Kreuzfahrtleiters, der uns alle in zehn Minuten in den Salon bittet, es gäbe wichtige Informationen zu Paris und den geplanten Ausflügen. Aha, jetzt kommts.
Aufgrund der Tatsache, dass man morgen in Paris Tausende von Bussen und rund 300.000 Besucher für die Olympia-Eröffnung erwartet, ist die Innenstadt zu großen Teilen für den motorisierten Verkehr gesperrt. Was natürlich zur Folge hat, dass eine mit dem Reisebus geplante Stadtrundfahrt nicht stattfinden kann, so dass diese ausfallen muss. Und auch der für den Nachmittag geplante Ausflug nach Montmatre fällt dem zum Opfer.
Aber auch eine individuelle Fahrt nach Paris mit der Metro wird nicht wirklich empfohlen – zum einen ist die voraussichtlich natürlich völlig überlastet, zum anderen sind eine Vielzahl von Metrostationen wohl gesperrt und zu guter Letzt gibt es in Paris – wenn man es denn tatsächlich bis dahin schaffen sollte – eher nicht viel zu sehen, da der Bereich um die Seine wegen Terrorgefahr großräumig abgesperrt ist. Selbst Anwohner dürfen nur mit einem speziellen Ausweis mit einem QR-Code in ihre Wohnungen, wenn sie nicht sogar zu den knapp 5.000 Anwohnern gehören, denen man Hausarrest verordnet hat.
Aber nicko kann tatsächlich kurzfristig noch eine Alternative anbieten (Chapeau!) – und zwar einen Ausflug in die Gärten des Schloss Versailles. Dieser findet statt der Stadtrundfahrt statt, kann aber auch von allen gebucht werden, die ursprünglich keinen Ausflug in Paris hatten. Und wer weder den gebuchten Ausflug machen noch Versailles buchen will, kann kostenfrei stornieren.
Nun, ich hatte in weiser Voraussicht keinen Ausflug gebucht und verzichte auch auf Versailles (das wäre zwar definitiv sehenswert, allerdings bin ich dort schon mehrfach gewesen), so dass ich morgen am Rande von Paris noch einmal einen entspannten „Flusstag im Hafen“ einlege. Und wenn der Wetterbericht Recht behält, wird das noch mal ein schöner Tag auf der SEINE COMTESSE.
Hier an Bord geht es dann heute Abend aber erst einmal noch festlich zu: zunächst steht der Abschiedsempfang mit dem Kapitän und der Kreuzfahrtleitung an und im Anschluss wird zum „Gala-Abendessen“ geladen. Der Dresscode hierzu wird in den Reiseunterlagen mit „es darf gern etwas festlicher sein“ beschrieben. Und ja, es ist zu erkennen, dass die Kleidung ein bisschen förmlicher ist als an den anderen Tagen (auch mein Poloshirt weicht einem Hemd, die blaue Jeans einer schwarzen Chino und die Sneakers ein paar gepflegten Schuhen) – auf Anzug und Krawatte oder gar festliche Kleidung kann aber getrost verzichtet werden.
Das Abendessen ist dafür natürlich auch ein bisschen umfangreicher als an den anderen Abenden – ich habe die Speisekarte einfach mal eingestellt, seht am besten selbst, was da so kredenzt wird.
Und wenn es dann auf dem Tisch ankommt, sieht es so aus 🙂
Womit der heutige Abend allerdings noch lange nicht zu Ende ist – steht für mich doch noch ein Ausflug an: Harald geht ins Kabarett. Ich habe keine Ahnung, ob mir das gefällt und ob ich das danach noch mal brauche – aber einmal sollte man es vielleicht schon erlebt haben, um es zumindest beurteilen zu können. Und so nutze ich die Gelegenheit und habe den Ausflug ins „Paradis Latin Cabaret“ in Paris gebucht. Ich bin gespannt, was mich da erwartet – nicko schreibt dazu:
„Das Nachtleben der französischen Hauptstadt ist untrennbar mit den berühmten Cabarets und Varietés verbunden. Seit Generationen ziehen Namen wie „Moulin Rouge“, „Lido“ oder „Crazy Horse“ Gäste und Einheimische gleichermaßen magisch an. Der Besuch einer der schillernden Shows zählt mit Sicherheit zu den Highlights jedes
Paris-Besuchs.“
Zunächst steht aber mal eine Busfahrt vom Schiff in die Innenstadt an. Und die wird während des Abendessens schon mal um 15 Minuten nach vorn verlegt, da der Busfahrer schon bei der Anfahrt auf umfangreiche Staus gestoßen ist und es sonst vielleicht knapp werden könnte. Und so fahren wir direkt nach dem Essen um 20.15 Uhr am Schiff ab – und sollten (an normalen Tagen) dann gegen 21.00 Uhr am Ziel sein. Beginn der Show ist 21.30 Uhr – da wäre also noch eine halbe Stunde Luft.
Tja, was soll ich sagen – die halbe Stunde Luft reicht nicht wirklich. In der Innenstadt von Paris ist heute wahrlich kein Durchkommen. Und gar nicht mal, weil da so viele Autos unterwegs sind, sondern einzig und allein aufgrund der Tatsache, dass gefühlt jede zweite Straße gesperrt ist. Es gibt schlichtweg keine Möglichkeit, eine Straße zu finden, die über die Seine auf die „richtige“ Seite führt. An jeder Kreuzung stehen Polizisten (Gendarmerie, Police National) mit ihren Autos und Motorrädern und sperren irgendetwas ab. Und wenn sie nicht an einer Kreuzung stehen, fahren sie mit Blaulicht durch die Stadt. Soviel Polizei wie heute Abend hier in Paris habe ich bislang noch nie auf einem Haufen gesehen. Ich vermute mal, dass im restlichen Frankreich aktuell kein einziger Gendarm seinen Dienst versieht – die sind gefühlt alle hier. Einfach nur Wahnsinn.
Tja, und so kommt es, dass wir nach einer Stunde laut Google Maps zwar nur noch 3 km von Ziel entfernt sind, dafür aber 21 km fahren müssen und somit noch 38 Minuten brauchen würden. Und der Grund dafür sind noch nicht einmal die Olympischen Spiele – nein, die Ursache ist der französische Präsident, der sich wohl entschieden hat, genau jetzt in Paris unterwegs zu sein. Und damit sind die wenigen Straßen, die nicht gesperrt wären, jetzt auch noch gesperrt.
Einziger Vorteil – bei der Rumfahrerei in und durch Paris kommen wir auch am Arc de Triomphe vorbei. Zumindest eines der berühmten Bauwerke der Stadt können wir damit aus nächster Nähe sehen 🙂
Das war es dann aber auch schon mit den Vorteilen – ansonsten herrscht hier einfach nur Chaos. Und wer den Pariser Verkehr kennt, kann sich sicher vorstellen, dass das heute noch mal ein bisschen chaotischer zugeht als sonst.
Trotz allem erreichen wir irgendwann unser Ziel – eine Straße über die Seine war befahrbar und die hat unser Fahrer (Dank Google Maps) auch gefunden. Und so sind wir um 21.45 Uhr, 15 Minuten nach dem geplanten Beginn der Show, an unserem Ziel angekommen. Glücklicherweise verfügte unser Bus über eine Toilette – für den einen oder anderen wäre die 90-minütige Fahrt sonst nicht so gut ausgegangen 🙂
Weiterer Glücksfall: die Show hat mit etwas Verspätung begonnen. Wir haben also nur fünf Minuten verpasst und durften auch – trotz laufender Show – noch rein (unsere reservierten Tische waren ganz hinten, so haben wir niemanden gestört – und die Sicht hat das auch nicht beeinträchtigt).
Tja, und da sitzen wir nun an unseren Tischen, jeder ein Glas Champagner vor sich (1/2 Flasche Champagner pro Person gehört zum Ticket dazu) und schauen uns 90 Minuten Show, Tanz, Musik, Gesang, Akrobatik und Magie an. In der Tat ist das alles recht unterhaltsam – ich würde das mal mit den großen Shows vergleichen, die man im Theatrium auf den AIDA-Schiffen so zu sehen bekommt. Dort vielleicht nicht alles in einer Show, sondern auf mehrere Shows verteilt – inhaltlich aber ähnlich zu den heutigen Auftritten des aus 25 Personen bestehenden Ensembles.
Dazu gehört auch die aufwändige technische Unterstützung der Show – mittels LED-Wänden, Lasern und Beamern findet hier eine Mischung aus „Tradition“ und „Moderne“ statt – wer also nur Federboas und Can-Can erwartet, wird verwundert sein. Hier hat durchaus die Gegenwart Einzug gehalten.
Ach ja, einen Unterschied gibt es dann aber doch – das heute ist in Teilen ein bisschen „frivoler“ (so nennt man das wohl). Da sind die Eintrittspreise nun schon recht hoch (das Ticket kostet inklusive dem Champagner 115 €) und trotzdem langt es nur bei den Männern für einigermaßen ausreichende Kleidung; die Damen auf der Bühne müssen teilweise mit wenig bis gar nichts am Körper auskommen … 😉
[Hier würde es nun eigentlich ein dazu passendes Foto geben – leider ist das Fotografieren und Filmen verboten gewesen :-(]
90 Minuten später sind wir dann auch schon wieder auf dem Rückweg zum Schiff. Der Präsident liegt inzwischen wohl auch im Bett und so kommen wir jetzt in knapp 45 Minuten durch. Um kurz nach Mitternacht sind wir zurück auf der SIENE COMTESSE – und ich bin froh, dass ich morgen früh nicht nach Versailles fahre, sondern ein Stündchen länger schlafen kann …