Schon mal gut, dass wir gestern relativ früh ins Bett gegangen sind, ruft doch der Wecker pünktlich um 7.30 Uhr zum Aufstehen. Dennis‘ und mein Ausflug beginnt heute um 9.15 Uhr, so dass die Zeit bis dahin noch gut ausreicht, um gemeinsam im Yacht Club zu frühstücken.
Kurz nach neun machen wir uns dann auf den Weg. Die Europa 2 hat im Hafen von Portsmouth auf Dominica festgemacht, ein kurzer Holzsteg führt direkt über das Hafenterminal (das man sich allerdings nicht so groß und modern vorstellen sollte wie das in Miami oder Hamburg, sondern eher als einfachen, funktionellen Holzbau) in den Regenwald von Dominica. Denn Portsmouth ist der einzige Hafen in der Karibik, in der Schiffe direkt im Naturpark anlegen dürfen.
Und viel größer als die Europa 2 dürfen die auch nicht sein – denn selbst das relativ kleine Schiff steht vorn und hinten schon etwas über. Eine Mein Schiff, eine der größeren AIDAs oder gar die amerikanischen Megaliner sind für diesen Hafen vermutlich nicht geeignet.
Vielleicht ist das auch der Grund, warum die Mein Schiff, die heute gemeinsam mit uns Dominica besucht, nicht hier sondern weiter südlich im Hafen der Hauptstadt Roseau anlegt. Und trotzdem treffen wir auf einander – der heutige Ausflug zum Emerald Pool mit anschließenden River Tubing wird dort nämlich auch angeboten (und das erklärt auch die begrenzte Teilnehmerzahl bei unserem Ausflug).
Vor dem „Terminal“ warten schon drei Mini-Vans auf uns, so dass sich die rund 25 Teilnehmer entsprechend verteilen können. Und dann geht es auch schon los … wir haben jetzt eine gute Stunde Fahrt über die Straßen Dominicas vor uns (und wer jetzt ein Bild im Kopf hat, wie diese Straßen hier aussehen könnten, der liegt wohl richtig). Unser Fahrer hat sich sogar als „Meister des Schlaglochumfahrens“ bezeichnet – und das macht er in der Tat richtig gut. Dass die dadurch entstehende Slalomfahrt für Leute mit Reiseübelkeit nur suboptimal ist, sei allerdings auch am Rande erwähnt. Aber wenn wir schon keinen wirklichen Seegang haben, dann können wir das ja hier auf der Straße mal simulieren.
Wir nähern uns unserem Zwischenziel, dem Emerald Pool. Diesen zum Weltnaturerbe der Unesco gehörende Wasserfall, der in einem Becken endet, in dem das glasklare Wasser zu einem erfrischenden Bad einlädt, erreichen wir nach etwa 15 Minuten Fußweg durch den Regenwald. Neben einer beeindruckenden Flora kann man hier mit Glück auch das eine oder andere Tier entdecken – wobei unser Reiseführer zumindest die Angst einiger Passagiere nehmen konnte, dass hier allerlei giftiges Getier herumkrabbeln könnte. Es gäbe auf Dominica keine giftigen Tiere …
Von daher wäre eine handtellergroße Spinne zwar durchaus hier heimisch – sie wäre aber nicht giftig. Und auch Schlangen würde es wohl geben, aber auch die seien völlig ungefährlich. Na dann …
Und dafür habe ich dann auch gleich einen kleinen Praxistipp: neben Badeschlappen oder Flip-Flops, die auch ihre Berechtigung haben, sind für diesen kleinen Spaziergang ein paar feste Schuhe sicherlich nicht von Nachteil. Und diejenigen, die sich im Pool auch einmal unter den Wasserfall stellen wollen, sollten ggf. Wasserschuhe o.ä. dabei haben – der Boden im Pool ist nämlich mit Steinen bedeckt.
Aber zurück zum Pool: am Ende des Weges treffen wir auf den Wasserfall (zugegeben, beeindruckend ist anders), der in besagtem Pool endet – und in der Tat zu einem Bad einlädt. Was da alles so drin ist im Pool wollen wir vielleicht gar nicht so genau wissen. Und was sich in den Kleidungsstücken niederlässt, die man während des Planschens einfach auf einen Stein oder eine Wurzel legt, eigentlich auch nicht.
Und trotzdem wollen alle (naja, viele) einmal unter dem Wasserfall stehen – und ja, das ist schon ein schönes Erlebnis. Aber auch nicht ganz schmerzfrei – das Wasser hat bis zum Aufprall auf Kopf oder Schultern schon einen längeren Weg hinter sich, so dass sich das Wasser eher wie Nadelstiche anfühlt.
Als ich kurz mal aus dem Pool nach draußen schaue, sehe ich, das sowohl unsere Mitreisenden als auch unser Guide nicht mehr da sind … irgendwie haben die sich vom Acker gemacht, ohne etwas zu sagen.
Super, so stelle ich mir das vor. Wobei – einer von den anderen sieben Mitfahrern im Auto wird ja wohl mal einen Hinweis geben, dass die erste Sitzreihe noch leer ist …
Aber das ist gar nicht notwendig … nachdem wir den Weg zurück nach oben deutlicher schneller als den Hinweg absolviert haben (und der Hinweg ging stetig bergab), sind wir – warum auch immer – die ersten. Aber man muss ja nicht alles verstehen … ich nutze die Zeit daher, an einem Souvenirstand einen Wandteller zu erstehen bevor auch der Rest unserer Gruppe einläuft und wir uns auf den Weg in Richtung des River Tubing machen können.
Denn das ist zweifelsohne das Highlight des Ausflugs. Und so sind wir alle gespannt, was da auf uns zukommt, nachdem wir rund 20 Minuten später aus unseren Vans steigen. Wir werden kurz begrüßt und mit den Sicherheitsvorkehrungen vertraut gemacht – und die bestehen im wesentlichen aus Schutzkleidung: Helm und Schwimmweste sind obligatorisch. Dazu erhält jeder einen Gummireifen (da gibt es verschiedene Größen – wobei das Maximalgewicht wohl zwischen 100 und 110 kg liegt) und ein Paddel.
Und dann geht es auch schon los: Weste und Helm anlegen und ab ins Wasser. Das kann man – wie die Guides es tun – als „erfrischend“ bezeichnen oder einfach als saukalt. Das Ergebnis bleibt das gleiche … Und wer vom Emerald Pool noch die Wasserschuhe anhat, wird sich hier freuen – denn auch hier bilden viele Steine (darunter ist eine nicht unerhebliche Anzahl klein und spitz) die Basis des Flusses. Und das tut dann schon weh – insbesondere wenn man irgendwo abrutscht und dann eher unkontrolliert an anderer Stelle (viel zu schnell) auftritt.
Von daher bin ich froh, als ich in meinem Reifen liege und auf dem Wasser hin- und hertreibe. Und so langsam kommt da auch etwas Fahrt rein … ich treibe flussabwärts. Wobei sich der Reifen immer so dreht, dass ich rückwärts fahre (aber das ist physikalisch vielleicht genau so zu erklären wie das mit dem herunterfallenden Butterbrot, das immer auf die Butterseite fällt) … inzwischen schaffe ich es aber mit dem Paddel sogar, den Reifen auf der Stelle zu drehen und dann zumindest für kurze Zeit zu sehen, was auf mich zukommt.
Denn das ist schon hilfreich – denn es gibt hier drei Sorten von Steinen: die Steine, die man nicht sieht und spürt, weil sie weiter unter uns sind. Die Steine, die man sieht und spürt, weil man direkt auf sie zufährt und sie auch schon aggressiv aus dem Wasser gucken und – last but not least – die Steine, die man nicht sieht, weil sie knapp unter der Wasseroberfläche sind, die man aber dennoch spürt, weil sie nah genug an der Oberfläche sind und – meistens so groß sind, dass der Reifen auf den Stein fahren kann, aber dann nicht mehr runterkommt. Diese Steine sind doof – dann geht nämlich erst mal nichts mehr.
Manchmal hat man Glück und man kann sich mit seinem Paddel von den Steinen ab- und wegstoßen, manchmal muss man kurz aussteigen und seinen leeren Reifen mit der Hand aus seinem Gefängnis befreien und manchmal ist auch einer der Guides in der Nähe … und der zieht einen dann da runter.
Aber wie auch immer – am Ende sind alle am Ziel angekommen und es sitzt keiner mehr mit seinem Reifen auf einem Stein …
Ach ja, wer eine wasserfeste Kamera hat, kann die natürlich mitnehmen und auch die Montage einer Actioncam auf dem Helm müsste funktionieren, da dieser mehrere Lüftungsschlitze hat und somit die Montage mit einem Band möglich sein sollte. Dummerweise habe ich natürlich genau das vergessen – sonst gäbe es jetzt nicht nur Bilder sondern vielleicht auch ein Video.
Die im Wasser an der Strecke verteilten Guides unterstützen uns dabei, bei Bedarf wieder auf den rechten Weg zu kommen, verschieben Reifen in reißerische Bereiche des Flusses oder alternativ in den ruhigeren Weg … wobei die Stromschnellen natürlich am meisten Spaß machen.
Parallel zu unserem Weg über den Fluss können wir auf der Straße unsere Vans beobachten – diese folgen uns mit unserer Kleidung und Rucksäcken zum Ausstiegsort, an dem wir unsere Ausrüstung zurückgeben, einen Rumpunsch trinken (oder alternativ etwas mit ohne Alkohol), Toiletten finden bzw. uns aus unserer nassen Badekleidung schälen können.
Nach einem kurzen Aufenthalt geht es dann zurück zum Schiff, das wir mit fast 1 ½ Stunden Verspätung erreichen und wo die Ausflugsgruppe für die Nachmittagstour bereits auf uns wartet. Und da hatten wir richtig Glück, dass unser Ausflug vormittags stattgefunden hat – bei der Nachmittagstour ist dann nämlich der Aufenthalt am Emerald Pool gekürzt worden, so dass das Baden im Pool weggefallen ist.
Der verspäteten Rückkunft ist allerdings auch das geplante gemeinsame Mittagessen im Yacht Club zum Opfer gefallen. Und während in dieser Situation woanders bestenfalls noch die Option auf eine Pizza oder einen Burger besteht, bietet der Suitenservice für Dennis und mich jetzt natürlich eine echte Alternative zum Mittagessen. Und so werden in rund 20 Minuten (die Zeit zwischen Bestellung und Auslieferung reicht gerade für das Duschen) ein Caesar’s Salad, rosa gebratene Rindfleischscheiben mit Remoulade, ein Club Sandwich, eine Portion Tatar und Spaghetti Carbonara angeliefert.
Und so sitzen wir gemütlich auf der Veranda in der Sonne, wir schauen auf den Regenwald Dominicas und genießen unser Mittagessen … da ist eine Restaurantschließung vor Rückkehr nicht wirklich schlimm.
Das Dessert haben wir bewusst nicht mitbestellt – das gibt’s jetzt nämlich auf dem Pooldeck. Dort treffen wir uns mit Arndt zu einem gemeinsamen Waffelessen und einem Cappuccino. Und wenn wir die Ernährungsthemen mal unberücksichtigt lassen – besser kann es einem doch eigentlich kurz vor dem Jahreswechsel nicht gehen.
Dummerweise scheint mich heute bei der Flussfahrt irgendeine Mücke gestochen zu haben, zumindest sieht es im Ellbogengelenk (also innen im Scharnier) so aus. Und es juckt irgendwie auch. Ich sprühe etwas „Autan – nach dem Stich“ (oder wie das Zeug heißt) drauf – und gehe fast an die Decke. Das brennt irgendwie recht ordentlich – und nicht nur direkt auf dem Stich sondern auch drum herum. Da wäre mir ein Wespenstich fast lieber gewesen – der tut zwar länger weh, dafür aber deutlich weniger. Aber gut, hilft ja nichts. Also Zähne zusammenbeißen, in das grinsende Gesicht von Dennis gucken und sich freuen, wenn der Schmerz nachlässt. Und siehe da – kurz darauf habe ich das fast schon vergessen.
Bevor es nachher dunkel wird, mache ich jetzt noch mal einen kurzen Landgang und mache noch einige Fotos vom Schiff – liegt die Europa 2 hier doch relativ fotogen am Kai. Und Dank der Panoramafunktion des iPhone wird das auch noch richtig gut … denn so ein bisschen Karibikfeeling mit etwas Palmenhintergrund sieht ja auch gut aus.
Anschließend haben wir dann noch einen kurzen Termin bei der Touristik – wir müssen unseren Ausflug auf San Juan stornieren. Denn zufällig haben wir festgestellt, dass der bereits um 8.45 Uhr beginnt (also eigentlich vor dem Aufstehen) – und das ist jetzt nicht wirklich unser Plan. Dennis hat das auf den Punkt gebracht: „Ich stehe doch nichts nachts auf, um dann mit einem Bus eine Stadtrundfahrt zu machen und zum Abschluss eine Rumprobe zu machen, wo ich dann eh wieder nur Cola kriege.“
Und irgendwie hat er ja Recht … OK, die Rumprobe wäre noch OK gewesen, aber die Uhrzeit ist in der Tat ein KO-Kriterium. Und die Alternative „Mountainbike-Tour“, die Birga bereits gebucht hat, ist für uns keine wirkliche … Wir fahren in wenigen Minuten durch die Altstadt (Weltkulturerbe), schauen uns dann zwei Schlösser an, um dann über eine vielbefahrene Straße an einen Strand zu fahren, an dem wir noch nicht mal eine Stunde Aufenthalt haben. Und so werden wir jetzt wohl eine Stadtbesichtigung auf eigene Faust machen.
So, die Termine sind jetzt also fast alle abgearbeitet (ich muss lediglich noch schnell mal 20.000 Meilen verdienen und unterstütze daher beim Beantragen von Kreditkarten) – jetzt kann ich mich mal meiner Nebenbeschäftigung widmen und ein paar Zeilen in die Technik klimpern … damit Ihr das hier lesen könnt (einen schönen Gruß an dieser Stelle an alle Leserinnen und Leser).
Ein weiterer Tag unserer Reise neigt sich damit dem Ende entgegen … allerdings steht noch das Abendessen vor der Tür. Und das gibt es heute im Sushi-Restaurant auf der Europa 2, dem „Sakura“. Das ist direkt an den Yacht Club angegliedert, was zum einen den Vorteil mit sich bringt, dass die Kleidung heute mal wieder etwas legerer sein kann, zum anderen aber gerade für die „Nicht-Sushi-Esser“ die Möglichkeit bietet, das Essen vom Buffet des Yacht Club zu holen und dennoch gemeinsam mit den Sushi-Liebhabern zu dinieren.
Und so kommt es, dass Arndt und Dennis relativ schnell mit T-Bone-Steaks vom Buffet zurückkehren, während Birga und ich mit einer Hummercremesuppe beginnen, ich zwei Vorspeisen ausprobiere (und mich beide überzeugen) bevor wir dann mit den Maki-Rollen einsteigen. Und ich finde wirklich alles lecker hier … auch den gemischten Sushiteller danach, auf dem ich mir mal eine kleine Auswahl der Sashimi und Nigiri zusammenstellen lasse. Dazu ein warmer Sake – was will man mehr …
Wer jetzt übrigens wissen will, ob das Sushi hier besser ist als das auf AIDA, den muss ich enttäuschen. Denn so leicht lässt sich das nicht beantworten. Qualitativ gibt es bei beiden nichts zu bemängeln – vielleicht sind hier die Makirollen einen Tick raffinierter gefüllt. Aber das ist zum einen sehr subjektiv und zum anderen auch ohne direkten Vergleich nicht wirklich seriös zu sagen. Von daher würde ich da keine wirklichen Unterschiede feststellen wollen … mir schmeckts auf AIDA genau so wie hier (oder auch in Singapur bei Sushi Tai oder in Hamburg im Nido).
Den kulinarischen Abschluss des Abends bilden dann ein Ramazotti an der Sansibar und ein weiterer im Theater. Hier ist nämlich heute wieder Comedy-Zeit: Kaya Yanar mit dem zweiten Teil seiner aktuellen Show. Und der ist meiner Meinung nach noch besser als der erste Teil …
Zumindest weiß ich jetzt, was ein „Deutschen-Witz“ ist, warum Kaya auch lieber Business anstelle von Eco fliegt und wie das so ist mit den Sicherheitsgurten im Flugzeug.
Und ich weiß, dass ich jetzt ins Bett muss … morgen haben wir erneut einen Ausflug, der um 9.15 Uhr beginnt – und somit klingelt auch der Wecker morgen früh wieder um 7.30 Uhr …