Heute ist Bergfest. Die Hälfte der Kreuzfahrt ist bereits vorbei … unglaublich, wie schnell die Zeit vergeht. Aber es liegen ja noch fünf schöne Häfen auf unserem Weg zurück nach Miami, von daher wollen wir mal nicht sentimental werden.
Traditionsgemäß beginnen wir den Tag mit einem gemeinsamen Frühstück im Yacht Club, wobei wir heute etwas später sind – und das fällt sofort auf: die Außenterrasse ist vollständig besetzt … bis auf einen Tisch, der mit einem „Reserviert“-Schild versehen ist. „Suite 1001“ steht in der Ecke … und das erklärt auch, warum überhaupt eine Reservierung möglich ist (ist sie nämlich eigentlich hier nicht) – Suite 1001 ist eine der beiden Suiten, bei der im Katalog in der Preisspalte „Auf Anfrage“ steht …
Aber auch wir finden nach wenigen Minuten (also kurz bevor wir einen Tisch im Innenbereich genommen hätten) einen freigewordenen Tisch und können uns jetzt endlich dem Frühstück widmen. Wobei ich die Kellnerinnen hier schon bewundere – eine Bestellung wie „einen Darjeeling-Tee „Summer“, ein großes Wasser mit Gas, ein Omelette mit Schinken und Käse, dazu vier oder fünf Scheiben Bacon, noch einmal das gleiche, das Omelette aber zusätzlich mit Tomaten und Zwiebeln, ein Cappuccino, eine kalte Schokolade, ein Apfelsaft, ein O-Saft und ein weichgekochtes Ei“ wird nicht nur aufgenommen sondern auch genau so ausgeführt – und das ohne eine einzige Notiz.
Und während wir frühstücken, wirft unser Schiff vor Port Elizabeth auf St. Vincent und den Grenadinen den Anker – ein weiterer Reedehafen ist erreicht. Bevor wir uns jedoch mit dem Tenderboot auf den Weg an Land machen, versuche ich mit der Touristik an Bord zu klären, wie das jetzt mit der Farewell Lounge ablaufen wird. Und erfahre, dass das wohl so wie bei der Anreise sein wird, man aber versuchen wird, mit eigenen Mitarbeitern das Ganze etwas zu steuern und ins Positive zu beeinflussen. Dafür weiß ich jetzt aber auch, dass deutlich mehr Passagiere für die Lounge angemeldet sind als sich dort tatsächlich aufhalten können – was bedeutet, dass es dort eng werden könnte, wenn nicht viele den Tag am South Beach oder den Geschäften am Ocean Drive in Miami verbringen.
Alternativ könnte ich das Abreisepaket gegen Aufpreis buchen und dann (gemeinsam mit Arndt, Birga und Dennis) zunächst eine Stadtrundfahrt in Miami machen, gegen Mittag in einem Hotel lunchen und danach an den Flughafen gefahren werden. Da ich Miami jedoch schon recht gut kenne (zumindest das, was ich bei einer Stadtrundfahrt sehen würde), entscheide ich mich dafür, die Farewell Lounge zu stornieren und auf das Abreisepaket zu verzichten sondern vielmehr individuell vom Cruise Terminal zum Flughafen zu fahren (entweder mit einem Taxi oder einem Shared Van) und den Tag dort bis zum Abflug in der Business Lounge der Lufthansa zu verbringen.
Die Zeit kann ich dann ja bereits nutzen, um meine Fotos zu bearbeiten und zu sortieren und meinen Reisebericht soweit vorzubereiten, dass ich diesen direkt nach Rückkehr bei amazon.de als E-Book einstellen kann. Und eine Kleinigkeit zu Essen bekomme ich da ja auch …
Nachdem das geregelt ist, schnappen wir uns das nächste Tenderboot und machen uns auf den Weg an Land. Zuvor packen wir natürlich noch ein paar der bereit liegenden Badehandtücher ein, lassen die zur Verfügung gestellten Regenschirme jedoch hier. Wir wollen es ja mal nicht herbeireden. Aber auch für die Mitnahme eines Sonnenschirms können wir uns nicht erwärmen – irgendwie will den niemand tragen 😉
Der Fahrer unseres Bootes hat dabei übrigens einen recht schnellen Gang erwischt – zumindest bewegen wir uns doppelt so schnell wie das Tenderboot des HAL-Schiffes neben uns auf den Kai zu … Hier verlassen wir das Boot, nehmen uns noch einige Getränke am Europa 2 Pavillon mit und machen uns auf die Suche nach einem Wassertaxi.
Das geht allerdings schneller als gedacht – schon steht jemand bei uns, der uns ein Wassertaxi anbietet … sein Boot sei schon auf dem Weg hierher (und in der Ferne sieht man da auch schon ein Boot auf uns zuflitzen). Für die Fahrt an den Princess Margaret Beach werden üblicherweise $5 pro Person berechnet (das ist genau so merkwürdig wie bei den Taxipreisen, die hier ja auch pro Person berechnet werden), wir erhalten jedoch einen verhandlungsbedingten „Nachlass“ von 20%, so dass wir nur $4 zahlen müssen. Dafür sind wir allerdings auch keine fünf Minuten unterwegs bis wir den Strand erreichen.
Schon von weitem ist zu sehen, dass es nur noch zwei freie Liegen gibt (und die auch noch ohne Auflage) – von daher mieten wir die recht schnell an … auch auf die Gefahr hin, dass man aufgrund der fehlenden Auflagen auf diesen Holzgestellen danach Rücken hat.
Und von daher springen Arndt und ich auch relativ flott in das glasklare, türkisfarbene Wasser des karibischen Meeres, das uns auch heute wieder mit einer angenehmen Temperatur erwartet. Wer eine nette Gegend zum Schwimmen sucht, macht mit der Entscheidung für die Karibik also sicherlich nichts falsch.
Und so verbringen wir den restlichen Vormittag in der karibischen Sonne und betrachten dabei die Fotos aus der Heimat in Facebook (irgendwie hat heute wohl jeder Facebooknutzer ein Foto gemacht, bei dem man den Schneefall zu Hause dokumentiert hat) – und stellen fest, dass wir recht zufrieden sein können, im Moment hier und nicht in Deutschland zu sein.
Gegen Mittag entscheiden wir uns dann für einen Abstecher in die lokale Bar, die neben kleinen Snacks auch verschiedene Mixgetränke (oftmals auf Basis von Rum) anbietet. Und so findet gleich ein Caribbean Blu und ein Beef Burger den Weg in den Harald. Jetzt kann ich nur hoffen, dass die Eiswürfel im Cocktail hier so hergestellt wurden, dass der Urlaub durch deren Genuss nicht beeinträchtigt wird.
Beeinträchtigt wird allerdings der Zahlvorgang … meine Mastercard wird nämlich „wunschgemäß“ abgewiesen. Ich bin angemessen verwirrt … warum sollte die Autorisierung denn wunschgemäß negativ ausfallen? Ich will doch mit der Karte zahlen – dann sollte das doch auch gehen …
Aber das Rätsel löst sich schnell … in der Tat habe ich mal gewünscht, dass Kreditkartenzahlungen auf St. Vincent und den Grenadinen nicht möglich sind – wenn man da nicht ist, kann man da ja auch nichts zahlen wollen – das könnte potenzielle Betrüger dann zumindest mal ausbremsen.
Dummerweise bin ich jetzt aber hier. Und will zahlen. Was ja nicht geht, weil ich vergessen habe, diese Insel für die Nutzung wieder frei zu schalten. Aus Sicherheitsgründen kann ich nämlich für alle Länder der Welt entscheiden, ob eine Kreditkartenzahlung dort zulässig ist. Und da habe ich die Insel wohl vergessen. Memo an mich: da muss ich zukünftig vorsichtiger vorgehen – oder im Bedarfsfall das über das iPhone halt schnell wieder aktivieren.
Hilft jetzt aber alles nichts – muss Arndt die E$250 halt mit Bargeld zahlen 😉 Dafür übernehme ich heute Abend dann die Getränke an Bord …
Aber so weit ist es ja noch nicht … nach dem Essen müssen wir erst einmal sehen, wie wir zurück zur Anlegestelle für die Tenderboote kommen. Das Wassertaxi vom Hinweg ist natürlich nicht mehr da – dafür finden wir aber ein Schild, das auf einen Weg in die Stadt verweist.
Und siehe da – nach einem kurzen Spaziergang am Wasser entlang (weniger als zehn Minuten) kommen wir auf die Hauptstraße, in der sich kleinere Souvenir- und Modegeschäfte befinden. Und ein deutscher Bäcker soll hier wohl für die Brotversorgung zuständig sein … er ist vor wenigen Jahren ausgewandert, da er im Urlaub hier kein deutsches Schwarzbrot bekommen hat – und das wollte er ändern. Leider haben wir seine Bäckerei nicht finden können … aber gut, Schwarzbrot haben wir im Moment ja auch nicht unbedingt gesucht.
Und so machen wir uns auf den kurzen Weg zum Tenderboot, warten noch wenige Minuten und steigen dann ein, um kurze Zeit später zurück an Bord zu sein. Die drückende Schwüle in Verbindung mit der Sonnenmilch, Schweiß und Sand machen dann ein Übriges, so dass ich mich nach Rückkehr auf meine Suite dazu entscheide, zunächst mal in den Ocean Spa zu gehen. Hier kann ich erst einmal schnell duschen bevor ich mich dann in den Whirlpool lege.
Eine Runde Sauna steht jetzt auch noch schnell an , bevor ich mich erneut dusche, mir etwas zu trinken hole und danach im Saunaaußenbereich damit beginne, „Passagier 23“ von Fitzek zu lesen.
Ob es eine gute Idee ist, einen auf einem Kreuzfahrtschiff spielenden Krimi während einer Kreuzfahrt zu lesen, sei dabei im Übrigen mal hingestellt. Er fängt zumindest schon mal spannend an … ach ja, und falls den noch jemand lesen will – hier ist der Link zu amazon.de: http://amzn.to/1Dpgnve 😉
Da Arndt und Birga den frühen Abend in der Tat noch für ein Sportprogramm genutzt haben, planen wir das Abendessen für 19.30 Uhr ein – heute ist das „Tarragon“, der Schiffsfranzose, unser Ziel.
Bereits im Vorfeld haben wir ja notwendige Reservierungen in den einzelnen Restaurants vorgenommen, wobei diese i.d.R. aufgrund der Auslastung nur zwei Mal pro Reise, Passagier und Restaurant möglich sind. Ohne Reservierung speisen kann man dafür zu jeder Zeit im Weltmeere und im Yacht Club (und da sogar informell gekleidet).
Doch kommen wir zum Essen. Die Vorspeisen werden hier „vom Wagen“ angeboten, das bedeutet, dass man sich genau anschauen kann, was es gibt und dann mit dem Finger zeigen kann, für was man sich entschieden hat.
Und genauso mache ich das … ich sehe die fünf Gerichte auf dem Wagen, finde alle „irgendwie interessant“ und deute an, dass ich sie alle fünf nehme. „Ist das Ihr Ernst?“ fragt der Kellner erschrocken. Was meint der denn – dass ich Witze über das Essen mache …? 😉 Wobei – dadurch, dass das alles eher kleine Portionen sind, ist der Hauptgang in Verbindung mit allen Vorspeisen des Tages per se erst einmal nicht gefährdet.
Und so beginnt das Ganze mit einer Wildterrine mit Trockenfrüchten und Armagnac, einem Confit von der Traube mit Granatapfel und Couscous, einem ganz hervorragenden Blumenkohlmousse mit Saiblingstatar und Flusskrebsschwänzen, dem Tarte von Tomate und Fenchel, einer Portion Rahmspinat mit Trüffel und Ei und einer Portion leckerem Tatar als Zwischengang bevor es dann zum Hauptgang geht.
Und das ist heute Châteaubriand mit Sauce Bernaise und Pommes Pont-Neuf. Und das ist einfach nur ein Traum von einem Stück Fleisch. Das könnte ich Tag und Nacht essen … Ich bin hier megazufrieden mit der Speisenauswahl.
Ich schließe das Menü mit einem Clafoutis von Sauerkirschen und Mokka mit Sauerampfereiscreme (was immer das genau ist) und einem Espresso ab bevor wir uns auf den Weg ins Theater machen. Hier gibt es heute nämlich eine Sonderveranstaltung „A Tribute to Udo Jürgens“ anlässlich seines Todes vergangene Woche. Wir finden auch noch drei Plätze auf dem oberen Deck und erleben eine spritzige Show, in der an alle großen Hits von Udo Jürgens erinnert wird – und manchen Leuten im Publikum sieht man auch an, dass sie sich erinnern. Zumindest wird es keine Trauerveranstaltung sondern eine fröhliche Erinnerung an einen Ausnahmekünstler.
Parallel dazu habe ich die Kellnerin um Beratung bei der Cocktailauswahl gebeten. Und da fragt die mich doch ernsthaft: „Hatten Sie schon einmal ‚Sex on the Beach'“? Hallo, das geht die doch gar nichts an … und hat doch wohl mit meiner Cocktailberatung auch nichts zu tun. OK, hat es doch … 😉 Und auch wenn ich schon mehrmals ‚Sex on the Beach‘ hatte, habe ich wieder einen bestellt – der passt halt mal genau hier rein.
Apropos Cocktails – die sind hier zwar nicht „im Reisepreis inkludiert“ aber dennoch überraschend günstig. So kostet ein alkoholhaltiger Cocktail 5,50 € und ein alkoholfreier 3,90 € – das ist deutlich weniger als auf AIDA.
Und während ich mich mit dem Sex on the Beach auseinandersetze, lausche ich bekannten Hits wie „Mit 66 Jahren“, „Ich war noch niemals in New York“ sowie „Aber bitte mit Sahne“. Eine schöne Veranstaltung – und punktgenau passend (was vor zwei Wochen noch niemandem klar war) getreu dem Motto von Udo Jürgens, lieber heute zu leben als morgen. Und dem kann ich mich nur anschließen – erfahren wir doch, dass er Ende August noch live auf der MS Europa gesungen hat.
Nach der knapp einstündigen Veranstaltung, bei der doch tatsächlich einige Passagiere eine ungewohnte Energie zeigen, aufstehen und mitfeiern, andererseits es aber auch sofort welche gibt, die sich darüber beschweren, dass man nun ja nichts mehr sehen würde, verlagere ich mich in unsere Kabine, schreibe noch ein bisschen was zum heutigen Tag und mache mich dann auf den Weg ins Bett … denn morgen früh müssen wir um 8.00 Uhr bereits beim Frühstück sein, damit wir den Tender um 9.15 Uhr bekommen – haben wir doch den Ausflug mit dem River Tubing gebucht.