Bergen – und es regnet mal wieder. Naja, noch nicht … aber der Himmel deutet immerhin an, dass da Potenzial besteht. Nach zu kurzer Nacht wache ich gegen 7.00 Uhr auf, schaue aus dem Fenster und entscheide spontan, dass heute mal der frühe Vogel den Wurm fängt.

Ich mache mich im Bad fertig und bin 20 Minuten später im Marktrestaurant beim Frühstück, damit ich gleich um 8.00 Uhr nach Schiffsfreigabe an Land gehen kann. Und da erfahre ich dann auch, dass ich die James Bond Show gestern Abend doch nicht verpasst habe – die wurde nämlich aufgrund des Seegangs durch eine Filmvorführung ersetzt …

Und nachdem mein Hubschrauberrundflug ja abgesagt worden ist (und bei dem Wetter ist das vielleicht auch gut so), bleibt heute ja noch „Bergen auf eigene Faust“ übrig – und das umfasst aus meiner Sicht die Fahrt auf den Fløyen, die Besichtigung der Handelshäuser von Bryggen und des Fischmarkts.

Mit dem Stadtplan, den ich auf dem Schiff bekommen habe, mache ich mich dann direkt auf den Weg zur Talstation der „Fløibanen“ – dabei komme ich dann auch direkt an Bryggen vorbei. Und der Weg dauert nur rund zehn Minuten, dann kann ich die ersten Fotos der windschiefen Holzhäuser machen. Warum die noch stehen, ist mir physikalisch echt ein Rätsel – da ist ja absolut nichts Gerades mehr dran. Aber irgendwie scheinen sie ja zusammen gehalten zu werden …

Und gleich nachdem ich die Straße überquert habe, stehe ich vor einem McDonalds. Eigentlich ja nichts Ungewöhnliches – den gibt’s ja nun auch noch woanders. Hier ist er allerdings auch in eines dieser Holzhäuser integriert – und das so dezent, dass man maximal am Werbeaufsteller davor erkennt, was da im Haus drin ist. Echt stilvoll … obwohl vermutlich ja eher einer Denkmalauflage geschuldet.

Geht man nun links die Straße nach oben, kommt man direkt zur Talstation der Fløibahn. Und da ist aktuell noch nichts los … keine der avisierten Schlangen vor dem Eingang und auch keine Wartezeit beim Betreten des Bahnsteigs.

Da wäre es in der Tat egal gewesen, ob ich bereits im Vorfeld ein Ticket erworben habe oder jetzt hier eins für rund 10 € gekauft hätte. So kann ich jedoch direkt an der Kasse vorbei direkt zum Bahnsteig gehen; das Ticket wird dabei an einer Schranke eingelesen und ich dann durchgelassen. Und so bin ich einer der 70 Passagiere, die mit der nächsten Bahn (fährt geschätzt alle zehn Minuten) nach oben kommen.

Und da aktuell das Wetter noch einigermaßen hält (es regnet noch nicht und teilweise sind noch blaue Flecken am Himmel erkennbar), könnte da oben dann auch noch ein bisschen Sicht sein.

Ich stelle mich am Bahnsteig mal ganz nach vorn – da kann man dann bei der Auffahrt am ehesten Fotos machen. Und stelle fest, dass „ganz nach vorn stellen“ nicht optimal ist – die vordere Tür öffnet sich nämlich an der ersten breiten Stufe … und das ist die vierte oder fünfte von oben. Und so macht halt jetzt jemand anderes die Fotos … wobei – so zwischendurch kann ich mich auch mal nach vorn drängeln.

Nur wenige Minuten dauert die Fahrt mit der Standseilbahn auf den 320 m hohen Berg – dann sind wir auch schon oben auf der Aussichtsplattform. Und ich habe Recht gehabt: „Früher Vogel fängt den Wurm.“ Wir haben eine tolle Aussicht über Bergen, den Hafen, die vorgelagerten Fjorde und auch die Schiffe im Hafen (außer uns haben noch die Costa neoRomantica und die Azura von P&O in Bergen angelegt) … und zwar genau 15 Minuten lang.

Dann kommt nämlich der erwartete Regen (irgendwoher müssen die knapp 300 Regentage in Bergen ja kommen), so dass einerseits die Sicht schlechter wird und anderseits die Ausflugsgruppe des Costa-Schiffes kollektiv zur Bahn strebt. Ich rette mich noch schnell zur Seite unter eine Überdachung, bevor die italienischen Mamas mich auf ihrem Weg ins Trockene plattdrücken (Anmerkung des Verfassers: das ist nicht abwertend gemeint sondern stellt lediglich meinen persönlichen Eindruck der Situation hier oben dar).

Die aktuelle Bahn wäre damit ja schon mal voll – also nehme ich dann die nächste. Und die ist fast leer (klar, sind ja eben auch alle mit runter gefahren), so dass ich dieses Mal den Platz an der Poleposition halten (und hier ist es in der Tat die zweite Stufe des Bahnsteigs) und das eine oder andere Foto bei der Talfahrt machen kann.

Unten zeigt sich dann übrigens auch die beschriebene Situation mit den Menschenschlangen – und davon gibt es zwei: einmal diejenigen, die an der Kasse stehen (ich schätze mal rund 20 Minuten Wartezeit) und dann diejenige, die mit ihren Tickets in die Bahn wollen (da schätze ich mal mindestens eine Stunde). Von daher hätte jetzt das bei AIDA gekaufte Ticket zwar etwas Zeit an der Kasse erspart, das Problem mit dem Warten wäre aber trotzdem da gewesen (und das liegt ganz einfach daran, dass es sich bei den Wartenden um Ausflugsgruppen der Kreuzfahrtschiffe handelt, die alle Gruppentickets haben).

Von daher wäre meine Erkenntnis, dass dieser „Ausflug“ von AIDA nicht zwingend notwendig ist – das Ticket kann man für 10 € auch direkt kaufen … wenn man früh da ist. Meine Empfehlung wäre daher eher, in Bergen mal früh aufzustehen und sich gleich morgens auf den Weg zur Fløibanen zu machen – dann ist man innerhalb weniger Minuten oben und tritt sich dort auch nicht gegenseitig auf die Füße.

Jetzt schaue ich aber mal, wo es das Fischbrötchen gibt, für das ich im Ausflugspaket auch einen Gutschein bekommen habe. Laut Stadtplan ist der Fischmarkt direkt am Hafen gelegen, gegenüber der Straße, in der die Talstation der Bahn liegt.

Und so ist das auch. Nur regnet es halt immer noch, so dass ich mich noch ein bisschen unter der Überdachung der Bahn aufhalte bis ich dann – mit Schirm bewaffnet – den Weg zum Hafen antrete. Glücklicherweise ist der nur kurz – und so stehe ich fünf Minuten später unter dem ersten Marktschirm im Trockenen.

Ja, und hier gibt es dann in der Tat Fisch und auch Meeresfrüchte. Und da es nicht nach Fisch riecht, scheint das auch alles recht frisch zu sein. Wobei es gleichzeitig sehr sauber und steril aussieht. OK, das ist ja nichts Schlechtes für einen Fischverkauf – wer aber sowieso nichts kaufen sondern nur gucken will, der ist auf einem Fischmarkt in Asien, Indien oder Brasilien besser bedient. Da sieht man zwar schon, dass man da besser nichts kaufen sollte (und man riecht es auch) – das Treiben ist aber schöner und bunter.

Aber natürlich sollte das nicht das Kriterium für einen Fischmarkt sein. Und da ich ja hier gleich noch ein Fischbrötchen essen will, ist mir das so natürlich schon lieber. Und so schaue ich mal auf den Plan, wer jetzt meinen Gutschein eintauscht und finde den Laden auch gleich am Ende der Fischhalle.

Und der sieht noch mal steriler aus – und das ist jetzt natürlich auch gut so. Und so bewundere ich zunächst frischen Fisch, riesige Königskrabben und allerlei Meeresgetier bevor ich mich für ein Krabbenbrötchen (das normalerweise auch knapp 10 € kostet) entscheide. Und das mit dem Preis ist kein Tippfehler – das nehmen die hier tatsächlich. Und zwar alle … Wer also zu Hause die „Nordsee“-Preise gewöhnt ist, wird sich hier etwas umgewöhnen müssen.

Wobei – das Krabbenbaguette schmeckt in der Tat sehr lecker. Ob das jetzt diesen Preis wert wäre, das sei aber mal dahin gestellt. Auf der anderen Seite: Wahl habe ich ja eh keine und bezahlt ist das Teil ja auch schon.

Zusammenfassend kann ich also sagen, dass ich jetzt über AIDA rund 10 € mehr bezahlt habe als ich hätte bezahlen müssen, wenn ich das individuell gemacht hätte. Nun gut, das wusste ich ja vorher – der Plan war halt, damit evtl. Schlangen an der Standseilbahn zu umgehen. Dass es die um die Zeit nicht gibt, ist halt nun der Lernfaktor gewesen. Wer allerdings erst später geht und dann nicht nur Reisegruppen vor sich hat, mag mit dem Vorverkaufsticket natürlich schon gut bedient sein – das kann ich allerdings so nicht beurteilen.

Beurteilen kann ich aber, dass das Wetter langsam aber sicher so wird wie man das in Bergen erwartet. Der Himmel ist jetzt vollkommen bedeckt und der Regen scheint auch nicht mehr aufzuhören. Ich entscheide mich daher, den geordneten Rückzug anzutreten und zurück zum Schiff zu gehen.

Dabei begegne ich dann all denjenigen, die das mit dem frühen Vogel ignoriert haben … 😉 Die müssen jetzt halt mit Wartezeiten und vor allem Regen leben – zusammengefasst: alles richtig gemacht und gegen 10.00 Uhr wieder im Trockenen auf der Cara gesessen.

Und zwar mit einem Cappu in der AIDA Bar beim Bearbeiten der Fotos des heutigen Tages. Und so viele werden da jetzt auf dieser Reise ja auch nicht mehr dazu kommen … heute gehe ich nicht mehr raus, morgen haben wir noch einen letzten Seetag und dann ist diese grandiose Reise auch schon wieder vorbei. Unglaublich wie schnell 17 Tage vergehen … da mache ich mir um meine 50-Tage-Jungfernfahrt mit der AIDAprima auch keine Sorgen mehr – das ist ja auch gerade mal drei Mal so lang 😉 Und die Ziele sind ja auch alle phantastisch …

Insgesamt fast 1.000 Fotos stehen daher jetzt zum Sortieren, Beschneiden, Nachbearbeiten und Löschen an. Sind dann doch viel mehr als gedacht – und vor allem will ich hinterher eigentlich nur höchstens 250 behalten. Und so zieht sich das Ganze dann doch bis in den späten Nachmittag hin … wahrscheinlich halten mich die Leute in der AIDA Bar schon für einen Workaholic, weil ich hier immer mit meinem MacBook in der Ecke sitze. 😉

Aber irgendwann ist dann auch das geschafft. 300 Fotos sind übrig geblieben – und die sind fertig bearbeitet und auch schon aufbereitet für den Upload auf generalalarm.de. Das klappt dann allerdings erst wieder im deutschen Mobilfunknetz – sonst wären meine 500 MB für den heutigen Tag relativ schnell verbraucht 😉

Ich überlege, ob ich jetzt noch mal ein Stündchen Sport mache oder den Saunaaufguss mitnehme, entscheide mich dann aber doch für zwei weitere Kapitel in meinem Buch bevor ich gegen 18.00 Uhr zum Essen gehe.

Im Marktrestaurant ist heute Spanien angekündigt – eigentlich ja nicht schlecht. Aber irgendwie komme ich über ein paar Tapas und einen Teller Knoblauchsuppe hier nicht hinaus – die Hauptspeisen machen mich irgendwie alle nicht so an. Lediglich die Paella käme in Frage – da bin ich aber ein bisschen zu verwöhnt … das kommt dann davon, wenn man spanische Freunde hat.

Und so wechsele ich die Lokalität und schaue mal, was es im Calypso so gibt – hier wird die „Vielfalt der Latinoküche“ angeboten. Aber auch hier finde ich irgendwie nur ein paar leckere Vorspeisen … alles andere lacht mich nicht so wirklich an. Und so wird das heute eine bunte Mischung von Vorspeisen und einem großen Teller mit Männerobst zum Abschluss.

Das geht aber auch den anderen an meinem Tisch so … vielleicht ist man nach mehr als zwei Wochen AIDA Buffet aber auch einfach zu verwöhnt und es wird Zeit, dass es daheim einfach mal wieder ein Brot mit Wurst zum Abendessen gibt … einfach um (wie Gabi es treffend bezeichnete) „mal wieder geerdet zu werden“. 😉

Dafür passt heute die Tischgesellschaft – umringt von vier netten Mädels wird das ein richtig netter Abend, der eigentlich auch erst endet, als der erste Staubsauger durchs Calypso geschoben wird.

Wobei „geendet“ nicht ganz stimmt – im Theater läuft jetzt die Schlagershow (OK, da muss ich jetzt nicht sein, wenn das Publikum in Extase gerät und geräuschvoll mitklatscht), danach gibt’s dann aber das legendäre Alpenglühn in der AIDA Bar – und das ist dann ja doch zumindest für eine Brezel und ein Weissbier gut … und es ist schon erstaunlich, wie viele Leute man in den zwei Wochen doch so kennengelernt hat – und sie jetzt irgendwie alle wieder trifft.

Aber irgendwann geht auch der schönste Abend zu Ende und der Harald ins Bett. Draußen ist es jetzt – so wie sich das gehört – endlich mal wieder richtig dunkel … und so fällt auch das Lesen vor dem Einschlafen weg – ich versuche zwar noch, die Aufzeichnung des heutigen AIDA TV anzuschauen (die Livesendung wird jeden Abend um 18.15 Uhr ausgestrahlt), aber irgendwie hat das wohl nicht ganz geklappt … zumindest läuft der Fernseher noch, als ich mitten in der Nacht mal kurz aufwache.

Weiter mit Tag 17: Seetag – auf dem Weg zurück nach Kiel