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31. Juli 2014: Bergen (Norwegen)

Bergen – und es regnet mal wieder. Naja, noch nicht … aber der Himmel deutet immerhin an, dass da Potenzial besteht. Nach zu kurzer Nacht wache ich gegen 7.00 Uhr auf, schaue aus dem Fenster und entscheide spontan, dass heute mal der frühe Vogel den Wurm fängt.

Ich mache mich im Bad fertig und bin 20 Minuten später im Marktrestaurant beim Frühstück, damit ich gleich um 8.00 Uhr nach Schiffsfreigabe an Land gehen kann. Und da erfahre ich dann auch, dass ich die James Bond Show gestern Abend doch nicht verpasst habe – die wurde nämlich aufgrund des Seegangs durch eine Filmvorführung ersetzt …

Und nachdem mein Hubschrauberrundflug ja abgesagt worden ist (und bei dem Wetter ist das vielleicht auch gut so), bleibt heute ja noch „Bergen auf eigene Faust“ übrig – und das umfasst aus meiner Sicht die Fahrt auf den Fløyen, die Besichtigung der Handelshäuser von Bryggen und des Fischmarkts.

Mit dem Stadtplan, den ich auf dem Schiff bekommen habe, mache ich mich dann direkt auf den Weg zur Talstation der „Fløibanen“ – dabei komme ich dann auch direkt an Bryggen vorbei. Und der Weg dauert nur rund zehn Minuten, dann kann ich die ersten Fotos der windschiefen Holzhäuser machen. Warum die noch stehen, ist mir physikalisch echt ein Rätsel – da ist ja absolut nichts Gerades mehr dran. Aber irgendwie scheinen sie ja zusammen gehalten zu werden …

Und gleich nachdem ich die Straße überquert habe, stehe ich vor einem McDonalds. Eigentlich ja nichts Ungewöhnliches – den gibt’s ja nun auch noch woanders. Hier ist er allerdings auch in eines dieser Holzhäuser integriert – und das so dezent, dass man maximal am Werbeaufsteller davor erkennt, was da im Haus drin ist. Echt stilvoll … obwohl vermutlich ja eher einer Denkmalauflage geschuldet.

Geht man nun links die Straße nach oben, kommt man direkt zur Talstation der Fløibahn. Und da ist aktuell noch nichts los … keine der avisierten Schlangen vor dem Eingang und auch keine Wartezeit beim Betreten des Bahnsteigs.

Da wäre es in der Tat egal gewesen, ob ich bereits im Vorfeld ein Ticket erworben habe oder jetzt hier eins für rund 10 € gekauft hätte. So kann ich jedoch direkt an der Kasse vorbei direkt zum Bahnsteig gehen; das Ticket wird dabei an einer Schranke eingelesen und ich dann durchgelassen. Und so bin ich einer der 70 Passagiere, die mit der nächsten Bahn (fährt geschätzt alle zehn Minuten) nach oben kommen.

Und da aktuell das Wetter noch einigermaßen hält (es regnet noch nicht und teilweise sind noch blaue Flecken am Himmel erkennbar), könnte da oben dann auch noch ein bisschen Sicht sein.

Ich stelle mich am Bahnsteig mal ganz nach vorn – da kann man dann bei der Auffahrt am ehesten Fotos machen. Und stelle fest, dass „ganz nach vorn stellen“ nicht optimal ist – die vordere Tür öffnet sich nämlich an der ersten breiten Stufe … und das ist die vierte oder fünfte von oben. Und so macht halt jetzt jemand anderes die Fotos … wobei – so zwischendurch kann ich mich auch mal nach vorn drängeln.

Nur wenige Minuten dauert die Fahrt mit der Standseilbahn auf den 320 m hohen Berg – dann sind wir auch schon oben auf der Aussichtsplattform. Und ich habe Recht gehabt: „Früher Vogel fängt den Wurm.“ Wir haben eine tolle Aussicht über Bergen, den Hafen, die vorgelagerten Fjorde und auch die Schiffe im Hafen (außer uns haben noch die Costa neoRomantica und die Azura von P&O in Bergen angelegt) … und zwar genau 15 Minuten lang.

Dann kommt nämlich der erwartete Regen (irgendwoher müssen die knapp 300 Regentage in Bergen ja kommen), so dass einerseits die Sicht schlechter wird und anderseits die Ausflugsgruppe des Costa-Schiffes kollektiv zur Bahn strebt. Ich rette mich noch schnell zur Seite unter eine Überdachung, bevor die italienischen Mamas mich auf ihrem Weg ins Trockene plattdrücken (Anmerkung des Verfassers: das ist nicht abwertend gemeint sondern stellt lediglich meinen persönlichen Eindruck der Situation hier oben dar).

Die aktuelle Bahn wäre damit ja schon mal voll – also nehme ich dann die nächste. Und die ist fast leer (klar, sind ja eben auch alle mit runter gefahren), so dass ich dieses Mal den Platz an der Poleposition halten (und hier ist es in der Tat die zweite Stufe des Bahnsteigs) und das eine oder andere Foto bei der Talfahrt machen kann.

Unten zeigt sich dann übrigens auch die beschriebene Situation mit den Menschenschlangen – und davon gibt es zwei: einmal diejenigen, die an der Kasse stehen (ich schätze mal rund 20 Minuten Wartezeit) und dann diejenige, die mit ihren Tickets in die Bahn wollen (da schätze ich mal mindestens eine Stunde). Von daher hätte jetzt das bei AIDA gekaufte Ticket zwar etwas Zeit an der Kasse erspart, das Problem mit dem Warten wäre aber trotzdem da gewesen (und das liegt ganz einfach daran, dass es sich bei den Wartenden um Ausflugsgruppen der Kreuzfahrtschiffe handelt, die alle Gruppentickets haben).

Von daher wäre meine Erkenntnis, dass dieser „Ausflug“ von AIDA nicht zwingend notwendig ist – das Ticket kann man für 10 € auch direkt kaufen … wenn man früh da ist. Meine Empfehlung wäre daher eher, in Bergen mal früh aufzustehen und sich gleich morgens auf den Weg zur Fløibanen zu machen – dann ist man innerhalb weniger Minuten oben und tritt sich dort auch nicht gegenseitig auf die Füße.

Jetzt schaue ich aber mal, wo es das Fischbrötchen gibt, für das ich im Ausflugspaket auch einen Gutschein bekommen habe. Laut Stadtplan ist der Fischmarkt direkt am Hafen gelegen, gegenüber der Straße, in der die Talstation der Bahn liegt.

Und so ist das auch. Nur regnet es halt immer noch, so dass ich mich noch ein bisschen unter der Überdachung der Bahn aufhalte bis ich dann – mit Schirm bewaffnet – den Weg zum Hafen antrete. Glücklicherweise ist der nur kurz – und so stehe ich fünf Minuten später unter dem ersten Marktschirm im Trockenen.

Ja, und hier gibt es dann in der Tat Fisch und auch Meeresfrüchte. Und da es nicht nach Fisch riecht, scheint das auch alles recht frisch zu sein. Wobei es gleichzeitig sehr sauber und steril aussieht. OK, das ist ja nichts Schlechtes für einen Fischverkauf – wer aber sowieso nichts kaufen sondern nur gucken will, der ist auf einem Fischmarkt in Asien, Indien oder Brasilien besser bedient. Da sieht man zwar schon, dass man da besser nichts kaufen sollte (und man riecht es auch) – das Treiben ist aber schöner und bunter.

Aber natürlich sollte das nicht das Kriterium für einen Fischmarkt sein. Und da ich ja hier gleich noch ein Fischbrötchen essen will, ist mir das so natürlich schon lieber. Und so schaue ich mal auf den Plan, wer jetzt meinen Gutschein eintauscht und finde den Laden auch gleich am Ende der Fischhalle.

Und der sieht noch mal steriler aus – und das ist jetzt natürlich auch gut so. Und so bewundere ich zunächst frischen Fisch, riesige Königskrabben und allerlei Meeresgetier bevor ich mich für ein Krabbenbrötchen (das normalerweise auch knapp 10 € kostet) entscheide. Und das mit dem Preis ist kein Tippfehler – das nehmen die hier tatsächlich. Und zwar alle … Wer also zu Hause die „Nordsee“-Preise gewöhnt ist, wird sich hier etwas umgewöhnen müssen.

Wobei – das Krabbenbaguette schmeckt in der Tat sehr lecker. Ob das jetzt diesen Preis wert wäre, das sei aber mal dahin gestellt. Auf der anderen Seite: Wahl habe ich ja eh keine und bezahlt ist das Teil ja auch schon.

Zusammenfassend kann ich also sagen, dass ich jetzt über AIDA rund 10 € mehr bezahlt habe als ich hätte bezahlen müssen, wenn ich das individuell gemacht hätte. Nun gut, das wusste ich ja vorher – der Plan war halt, damit evtl. Schlangen an der Standseilbahn zu umgehen. Dass es die um die Zeit nicht gibt, ist halt nun der Lernfaktor gewesen. Wer allerdings erst später geht und dann nicht nur Reisegruppen vor sich hat, mag mit dem Vorverkaufsticket natürlich schon gut bedient sein – das kann ich allerdings so nicht beurteilen.

Beurteilen kann ich aber, dass das Wetter langsam aber sicher so wird wie man das in Bergen erwartet. Der Himmel ist jetzt vollkommen bedeckt und der Regen scheint auch nicht mehr aufzuhören. Ich entscheide mich daher, den geordneten Rückzug anzutreten und zurück zum Schiff zu gehen.

Dabei begegne ich dann all denjenigen, die das mit dem frühen Vogel ignoriert haben … 😉 Die müssen jetzt halt mit Wartezeiten und vor allem Regen leben – zusammengefasst: alles richtig gemacht und gegen 10.00 Uhr wieder im Trockenen auf der Cara gesessen.

Und zwar mit einem Cappu in der AIDA Bar beim Bearbeiten der Fotos des heutigen Tages. Und so viele werden da jetzt auf dieser Reise ja auch nicht mehr dazu kommen … heute gehe ich nicht mehr raus, morgen haben wir noch einen letzten Seetag und dann ist diese grandiose Reise auch schon wieder vorbei. Unglaublich wie schnell 17 Tage vergehen … da mache ich mir um meine 50-Tage-Jungfernfahrt mit der AIDAprima auch keine Sorgen mehr – das ist ja auch gerade mal drei Mal so lang 😉 Und die Ziele sind ja auch alle phantastisch …

Insgesamt fast 1.000 Fotos stehen daher jetzt zum Sortieren, Beschneiden, Nachbearbeiten und Löschen an. Sind dann doch viel mehr als gedacht – und vor allem will ich hinterher eigentlich nur höchstens 250 behalten. Und so zieht sich das Ganze dann doch bis in den späten Nachmittag hin … wahrscheinlich halten mich die Leute in der AIDA Bar schon für einen Workaholic, weil ich hier immer mit meinem MacBook in der Ecke sitze. 😉

Aber irgendwann ist dann auch das geschafft. 300 Fotos sind übrig geblieben – und die sind fertig bearbeitet und auch schon aufbereitet für den Upload auf generalalarm.de. Das klappt dann allerdings erst wieder im deutschen Mobilfunknetz – sonst wären meine 500 MB für den heutigen Tag relativ schnell verbraucht 😉

Ich überlege, ob ich jetzt noch mal ein Stündchen Sport mache oder den Saunaaufguss mitnehme, entscheide mich dann aber doch für zwei weitere Kapitel in meinem Buch bevor ich gegen 18.00 Uhr zum Essen gehe.

Im Marktrestaurant ist heute Spanien angekündigt – eigentlich ja nicht schlecht. Aber irgendwie komme ich über ein paar Tapas und einen Teller Knoblauchsuppe hier nicht hinaus – die Hauptspeisen machen mich irgendwie alle nicht so an. Lediglich die Paella käme in Frage – da bin ich aber ein bisschen zu verwöhnt … das kommt dann davon, wenn man spanische Freunde hat.

Und so wechsele ich die Lokalität und schaue mal, was es im Calypso so gibt – hier wird die „Vielfalt der Latinoküche“ angeboten. Aber auch hier finde ich irgendwie nur ein paar leckere Vorspeisen … alles andere lacht mich nicht so wirklich an. Und so wird das heute eine bunte Mischung von Vorspeisen und einem großen Teller mit Männerobst zum Abschluss.

Das geht aber auch den anderen an meinem Tisch so … vielleicht ist man nach mehr als zwei Wochen AIDA Buffet aber auch einfach zu verwöhnt und es wird Zeit, dass es daheim einfach mal wieder ein Brot mit Wurst zum Abendessen gibt … einfach um (wie Gabi es treffend bezeichnete) „mal wieder geerdet zu werden“. 😉

Dafür passt heute die Tischgesellschaft – umringt von vier netten Mädels wird das ein richtig netter Abend, der eigentlich auch erst endet, als der erste Staubsauger durchs Calypso geschoben wird.

Wobei „geendet“ nicht ganz stimmt – im Theater läuft jetzt die Schlagershow (OK, da muss ich jetzt nicht sein, wenn das Publikum in Extase gerät und geräuschvoll mitklatscht), danach gibt’s dann aber das legendäre Alpenglühn in der AIDA Bar – und das ist dann ja doch zumindest für eine Brezel und ein Weissbier gut … und es ist schon erstaunlich, wie viele Leute man in den zwei Wochen doch so kennengelernt hat – und sie jetzt irgendwie alle wieder trifft.

Aber irgendwann geht auch der schönste Abend zu Ende und der Harald ins Bett. Draußen ist es jetzt – so wie sich das gehört – endlich mal wieder richtig dunkel … und so fällt auch das Lesen vor dem Einschlafen weg – ich versuche zwar noch, die Aufzeichnung des heutigen AIDA TV anzuschauen (die Livesendung wird jeden Abend um 18.15 Uhr ausgestrahlt), aber irgendwie hat das wohl nicht ganz geklappt … zumindest läuft der Fernseher noch, als ich mitten in der Nacht mal kurz aufwache.

Weiter mit Tag 17: Seetag – auf dem Weg zurück nach Kiel

29. Juli 2014: Gravdal/Lofoten (Norwegen)

Und genau so kommt es dann auch – pünktlich zum Sonnenaufgang um kurz nach drei wache ich auf. Die innere Uhr scheint also wieder gestellt zu sein. Und das ist gut so – zeigt der Blick aus dem Fenster doch, dass es sich lohnt, mal kurz in T-Shirt und Short zu schlüpfen und vor die Tür zu gehen. Kombinieren sich doch Wolken und Sonne gerade zu einem schönen Fotomotiv. Aber zugegebenermaßen nur kurz – so richtig warm ist es aktuell ja noch nicht da draußen …

Also zurück ins Bett und noch ein paar Stündchen geschlafen, bis wir so gegen 8.00 Uhr in Gravdal auf den Lofoten ankommen. Eigentlich sollten wir hier vor Anker gehen und auf Reede liegen – warum auch immer steuern wir aktuell aber auf die Pier zu und legen parallel zur Le Boréal, einer Kreuzfahrtyacht (so nenne ich das 250-Personen-Schiff einfach mal) der französischen Reederei Ponant an. Kein Zweifel – heute wird nicht getendert.

Aber des Rätsels Lösung kommt umgehend: ich höre, dass unser Kapitän uns mit einer Durchsage begrüßt, schalte den Fernseher schnell auf Kanal 14 (da dort die Durchsagen übertragen werden, die man ansonsten auf der Kabine nicht hört) und bekomme gerade noch mit, dass wir heute – im Gegensatz zu den vergangenen Reisen – nicht tendern würden, da die See ruhig genug wäre, so dass wir direkt an die Pier fahren konnten.

Da scheinen wir mit unserem Reisetermin ja echt Glück gehabt zu haben. Bislang sind wir von jedwedem Seegang mehr oder weniger verschont geblieben, während die Passagiere auf unserer Vorgängertour den Berichten der Besatzung zufolge wohl kaum einen Tag ohne solchen verbracht haben und froh um jeden noch so kurzen Hafenaufenthalt waren, da das für einige wohl die einzige Möglichkeit der Nahrungsaufnahme war. OK, ist sicherlich ein bisschen übertrieben und mit Seemannsgarn vermischt – aber so ein bisschen Wahrheit muss, auch den Berichten in einschlägigen Foren folgend, durchaus dran sein.

Aber wie auch immer – gegen 9.00 Uhr haben wir an der Pier festgemacht und das Schiff wird zum Landgang freigegeben. Wobei mir ein kurzer Blick von Deck 6 schon zeigt, dass das in der Tat maximal ein kurzer LandGANG wird – denn in der Tat gibt es hier offensichtlich nichts. Ein kleiner Hügel neben der Pier bietet evtl. ein bisschen Aussicht auf die Natur – und das ist es dann auch gewesen. So etwas wie eine Stadt gibt es hier nicht – lediglich ein kleines Souvenirlädchen ist zu finden.

Und natürlich das Personal der Autovermietungen, die die Fahrzeuge für diejenigen anliefern, die sich im Vorfeld im Internet einen Mietwagen bestellt haben. Und das ist – wie sich später im Gespräch bestätigen wird – wohl eine sehr gute Alternative zu den AIDA-Ausflügen. Die Lofoten haben landschaftlich so viel zu bieten, dass Gravdal maximal der Ausgangspunkt für weitergehende Erkundungen sein kann. Und von daher kann der Tipp für nachfolgende Reisende nur sein, entweder einen der AIDA-Ausflüge zu buchen (und zwar am besten schon zu Hause über MyAIDA, da auf dem Schiff die wenigen Restplätze – wenn es denn überhaupt welche gibt – sehr schnell weg sind) oder sich alternativ einen Mietwagen zu ordern, der dann die notwendige Mobilität herstellt.

Die einzige Möglichkeit hier vor Ort wäre jetzt nur ein Shuttlebus, der alle 30 Minuten für 10 € nach Laknes fährt – dort gibt es dann wohl noch zwei, drei Geschäfte mehr … aber auch das hilft ja nicht wirklich weiter. Und so kann die Entscheidung für mich nur sein, in der Tat heute einen weiteren „Seetag“ einzulegen – und mich für das nächste Mal besser vorzubereiten. Der Plan, nach der Ausflugspräsentation eine Entscheidung zu treffen, ist hier definitiv der falsche gewesen.

Also beginne ich den Tag zunächst mal mit einem gemütlichen Frühstück. Und heute mal wieder im Rossini – ich bin ja nicht wirklich im Stress. Wobei ich bei direkter Abwägung für mich mehr und mehr zu dem Schluss komme, dass das Frühstück im Marktrestaurant mehr als eine Alternative darstellt. OK, die Bedienung am Tisch fehlt ebenso wie eine Latte – dafür ist die Auswahl natürlich bedeutend größer. Von daher bin ich froh, dass mir die Alternative des Frühstücks im Rossini zur Verfügung steht – es aber zum Glück kein „Muss“ ist.

Nach dem Frühstück ist es dann Zeit für den Landgang … ich gehe also mal kurz vom Schiff und werde gleich mit einem mit Maschinenpistole (oder ist es ein Maschinengewehr? Keine Ahnung.) bewaffneten Polizisten konfrontiert. Hoppla, auf was passt der denn auf? Hier gibt’s doch nicht nur nichts sondern eher gar nichts … Hm, muss ich nachher auf dem Schiff mal hinterfragen. Obwohl, passt ja eigentlich zu den Hinweisen in der AIDA Heute, dass in Norwegen aktuell mit terroristischen Anschlägen zu rechnen wäre – anscheinend ist da was in der Weltpolitik an mir vorbei gegangen …

Trotz allem verlasse ich das Hafengelände und erklimme den Hügel nebenan. Und habe von hier immerhin einen Blick auf die umliegende Landschaft, die ich dann auch fotografisch festhalte. Aber auch die erhöhte Aussicht ergibt keine neuen Erkenntnisse bezüglich der Möglichkeiten. Lediglich der Himmel gibt Anlass zur Hoffnung – immer mehr verziehen sich die Wolken und lassen blaue Farbtupfer durchschimmern. Von daher wird das dann ja zumindest noch der erwartete Sonnentag.

Ich gehe also zurück an Bord und schaue mal bei der Rezeption vorbei. Mal sehen, ob hier einer mehr weiß zum Thema „Anschlagsgefahr in Norwegen“. Und siehe da – man weiß mehr. Allerdings nicht das gleiche … Während die eine Rezeptionistin das Ganze auf den seinerzeitigen Amoklauf auf der Insel mit dem Feriendorf zurückführt („Seit dem sind die Norweger extrem vorsichtig.“) weiß ihre Kollegin, dass es aktuell wohl zur Abweisung syrischer Flüchtlinge gekommen ist und man danach entsprechende Terrordrohungen erhalten habe.

Ah, jetzt ja. Oder – wie auch immer. Mit AIDA werden die sicher nicht anreisen … von daher entspanne ich mich (War ich eigentlich angespannt? Oder ist das inzwischen nicht – leider – schon Routine überall auf der Welt?) und gehe in die AIDA Bar. Hier nehme ich meinen Stammplatz ein, trinke einen Cappu und nutze die Gelegenheit, dass ich mal wieder das norwegische Internet nutzen kann.

Wobei das nur von kurzer Dauer ist. Relativ schnell ist meine Verbindung unterbrochen. Oder anders: die Verbindung ist noch da, nur der Datentransfer ist unterbrochen. Das ist jetzt natürlich ärgerlich … gerade heute kann ich das ja nun gar nicht gebrauchen.

Ich nutze also die Alternativverbindung über einen DayPass der Telekom, um den 24/7-Support meines Providers KeepGo zu nutzen. Die bieten u.a. einen Onlinechat an, was natürlich die billigste und schnellste Lösung sein dürfte, um mein Problem zu schildern und – hoffentlich – abstellen zu lassen.

Und das klappt sogar richtig gut … nach den anfänglichen (wohl nicht zu vermeidenden Tests), ob ich meine Hardware richtig konfiguriert habe, mein Browser aktuell ist und ähnlicher (in meinem Fall überflüssiger) Tests mehr kommen wir zum Punkt – es muss am norwegischen Roamingpartner liegen. Und siehe da – daran liegt es auch. Mein Tageslimit von 500 MB wäre verbraucht. Was nach wenigen Minuten selbst mit HSDPA eher unwahrscheinlich ist.

Und doch scheint es so zu sein: mein Router hat wohl, da er eingeschaltet an der Steckdose hing, seit heute morgen um kurz nach 4.00 Uhr im Sekundentakt Verbindungen ins Internet auf- und wieder abgebaut – und die wurden jeweils mit einem halben Megabyte berechnet. Und so sind die 500 MB – praktisch ohne wirklichen Datentransfer – nach 1.000 dieser Pseudoverbindungen verbraucht gewesen. Gut zu wissen … und Notiz für mich selbst: Router nur bei Bedarf, guter Netzabdeckung und wirklicher Nutzung einschalten.

Und noch etwas ist gut: KeepGo hat meinen Zugang – trotz erreichtem Limit – wieder freischalten lassen, so dass ich jetzt da weitermachen kann, wo ich vorhin aufgehört habe. Das nenne ich mal einen tollen Service!

Das zeitlich inzwischen anstehende Mittagessen lasse ich auch heute wieder ausfallen sondern nutze stattdessen die freie Zeit jetzt in der Tat lieber für das erhoffte Sonnenbad. Der Himmel ist jetzt fast durchgängig blau, die Sonne scheint ungehindert mit rund 17°C und bei nur leichtem Wind kann man sich heute erstmals auf dieser Reise auch für längere Zeit auf das FKK-Deck legen. Und das auch, ohne von frierenden Mitreisenden schief angeguckt zu werden … 😉

Und auch heute bin ich nicht allein hier oben sondern teile die Fläche mit mehreren Mitreisenden – scheint also von daher nicht nur mir so zu gehen, dass heute der Sommer ausgerufen wird.

Ab 15.30 Uhr gesellen sich dann übrigens noch deutlich mehr Lebewesen zu uns: die umherfliegenden Möwen haben offensichtlich entdeckt, dass auf dem Deck unter uns die Kaffee- und Kuchenzeit begonnen hat – und das führt wie seinerzeit schon in Lerwick zu regem Flug-, Gleit- und Landebetrieb auf Deck 9 und 10. Und da kommt sie dann auch gleich wieder auf – die Erinnerung an „Die Vögel“ von Hitchcock.

Und obwohl ich mich hier oben normalerweise mit meiner Kamera zurückhalte, muss ich das rege Treiben dann heute doch mal im Bild festhalten. Glücklicherweise haben die um mich herum Liegenden nichts dagegen und so entsteht das eine oder andere nette Bild der überhaupt nicht scheuen Tiere.

Gegen 17.00 Uhr ziehen dann die ersten vorwitzigen Wolken vor die Sonne – und abrupt wird es auch deutlich frischer. Von daher passt es zeitlich gut, in den 5-nach-5-Aufguss zu wechseln, danach noch mal kurz die Abkühlung zu suchen und sich dann auf den Weg in Richtung des Abendessens zu machen.

Hier gibt es heute (erneut) „Bella Italia“ – da Italien ja aber nicht nur Pasta kennt, lassen sich durchaus noch andere leckere Alternativen finden. Und mit dem richtigen Pep Knoblauch schmeckt dann sogar eine Spinatsuppe richtig gut. Wobei – so ganz ohne Nudeln geht es dann doch nicht: so ein paar „Spaghetti aglio e olio“ müssen es dann doch sein. Zumal die mit etwas Chili aufgewertet werden – und damit so machen Mitreisenden vor eine echte Herausforderung stellen.

Und nachdem ich beim Abendessen heute mal wieder mit richtig netten Leuten zusammensitze, zieht sich das Ganze dann auch bis kurz vor den heutigen Theatertermin – den zweiten Auftritt unseres Gastkünstlers Thomas Nicolei. Und da er während des Essens mit seiner Familie am Nebentisch gesessen hat, haben wir ihm natürlich auch gleich versprochen, zu seiner Show zu kommen – was wir jetzt dann auch gern tun.

Und die heute gefällt mir richtig gut. Während bei der letzten ja der eine oder andere Witz aus dem letzten Jahrtausend dabei war, ist das Ganze heute frischer und aktueller. Und beinhaltet viele Parodien anderer Künstler … und die sind richtig gut. Von daher bin ich froh, hier gewesen zu sein – und mich erst danach wieder in der Kabine meinem Buch zu widmen.

Gegen Mitternacht ist dann heute erstmals seit einer guten Woche auch mal wieder so etwas wie Dunkelheit zu erkennen – naja, zumindest merkt man, dass die Sonne hinter dem Horizont tatsächlich verschwunden ist. Und auch erst gegen 4.00 Uhr wieder zum Vorschein kommen wird …

Mit dieser Erkenntnis verschwinde ich dann auch unter meiner Bettdecke – und schaue mal, wann ich wieder zum Vorschein kommen werde …

Weiter mit Tag 15: Seetag – auf dem Weg nach Bergen

28. Juli 2014: Tromsø (Norwegen)

Mangels Sonnenaufgang erwache ich natürlich erst wieder viel zu spät … als wir schon längst in Tromsø festgemacht haben. Verpasst habe ich aber offensichtlich nichts, außer Nebel und Regen ist vor der Tür nichts wesentliches festzustellen.

Einen Ausflug hatte ich ja auch nicht gebucht, da ich bei meinem Hurtigrutenbesuch vor sechs Jahren die wesentlichen Highlights von Tromsø bereits besichtigt habe und von daher heute eigentlich nur noch mal raus gegangen wäre, um mich ein bisschen zu bewegen.

Aber nicht bei diesem Wetter … und so starte ich erst einmal mit einem Frühstück, nachdem die Masse zu den Ausflugsbussen geströmt ist und genieße die Ruhe auf dem Schiff. Zeitlich bedingt wähle ich wieder das Calypso, da das nicht um 10.00 Uhr die Pforten schließt, so dass ich in Ruhe frühstücken kann. Und da hier im Hafen auch der Internetzugang über das norwegische Netz gut funktioniert, gibt es dazu dann auch die WELT Kompakt auf dem iPad zum Lesen (ich muss daran denken, mein Abo bei amazon zu kündigen, da übermorgen der kostenlose 14-tägige Testzeitraum ausläuft).

Und während ich inzwischen satt bin, Omelette, Brötchen und Obst im Harald sind, wechsle ich in die AIDA Bar, um dort in Ruhe die Zeitung zu lesen. Und werde überrascht: die Restaurantleiterin des Rossini sieht mich, erkennt mich und offeriert sofort eine Latte Macchiato. Wow – so stelle ich mir das vor …

Ein Blick aus dem Fenster bestätigt inzwischen den ersten Eindruck vom Wetter (der ja auch der Vorhersage entspricht) – Regen und Nebel über Tromsø. Und so entscheide ich jetzt spontan, dass ich keinen Spaziergang mache sondern den Tag heute einfach zum Seetag erkläre.

Ursprünglich war ja der Plan, zum Polaria zu laufen – das ist ein Informationszentrum zur Polarzone mit Aquarium. Eigentlich nett gemacht und informativ – aber keinen Regenspaziergang wert. Und das zweite Highlight wäre dann die Eismeerkathedrale gewesen – und die wäre sogar einen Spaziergang im Regen wert (wobei man dort natürlich auch mit dem Taxi oder dem Bus hinfahren könnte). Aber das macht natürlich nur dann Sinn, wenn man sie noch nicht gesehen hat … und somit scheidet das für mich heute auch aus.

Stattdessen hole ich mir die Bewegung im Schiff. Genauer gesagt auf Deck 9 im Fitnessbereich. Da ist es heute natürlich auch schön leer – lediglich eine Dame quält ein Laufband (oder andersrum). Und jetzt komme ich halt noch dazu und schaue mal, wie die Crosstrainer hier so funktionieren. Eine halbe Stunde bzw. 3,5 km laufe ich im Kreis … nicht überragend, aber immerhin besser als nichts.

Und gehe danach noch in die Ecke mit den Geräten, um mich noch ein halbes Stündchen dem Krafttraining zu widmen. Ich will ja nächste Woche im Studio nicht bei Null anfangen müssen. Wobei ich ziemlich erstaunt bin, so schlecht sieht das ja gar nicht aus … Das gleiche mache ich dann noch an den beiden kommenden Seetagen – dann sollte es zu Hause schon wieder passen.

Durchgeschwitzt ist jetzt aber erst einmal Entspannung angesagt. Also zunächst eine Aufwärmrunde in der Sauna und dann in den Whirlpool – da ist so ein bisschen Regen ja nicht wirklich störend. Dummerweise ist der – warum auch immer – gesperrt. Ärgerlich.

Also auf dem Rückweg in die Kabine mal an der Rezeption gefragt: „Davon wissen wir nichts.“ OK, hilft mir aber jetzt nicht weiter: „Vielleicht weiß ja jemand anderes was?“ Sie schaut leicht gequält, ruft aber trotzdem irgendwo an. Da weiß man aber auch nix. Also noch ein Versuch bei jemand anderem – und da weiß man immerhin, dass man den Pool gerade chlort. OK, wäre zwar nachvollziehbar, wobei ich hier aber eigentlich von einer kontinuierlichen Chlorbeimischung ausgegangen wäre …

Aber wie auch immer – jetzt weiß ich zwar warum ich nicht, aber noch nicht, wann ich wieder in den Pool kann. Und die Rezeption weiß es auch noch nicht – verspricht mir aber immerhin, einen Zettel an die Kabine zu hängen, wenn man es weiß. Damit brauche ich zumindest nicht alle 30 Minuten nachschauen gehen.

Von daher entscheide ich mich erst mal wieder für einen Aufenthalt an der AIDA Bar, um den Regentag wenigstens produktiv zu nutzen. Ich stelle ein paar Artikel auf generalalarm.de ein, schreibe weiter am aktuellen Reisebericht und tue auch mal wieder was Berufliches. Macht aber nichts, denn alles was jetzt erledigt ist, steht nächste Woche nicht mehr auf der Agenda.

Zurück auf meiner Kabine finde ich dann einen Zettel an der Tür – der Whirlpool steht „am späten Nachmittag“ wieder zur Verfügung. OK, ist zwar Interpretationssache, 16.30 Uhr könnte damit aber durchaus gemeint sein. Und dann könnte ich da noch mal rein, bevor es dann um 5 nach 5 zum Aufguss geht.

Nun, kann ich nicht – entweder ist noch nicht „später Nachmittag“ oder vielleicht auch schon „früher Abend“ – zumindest ist der Pool immer noch oder schon wieder gesperrt. Also gut, dann halt nur Aufguss. Und der ist heute mal richtig gut – mit Mandelduft (hatte ich auch noch nicht) wird uns hier ordentlich eingeheizt.

Und das passt ja gut zum Wetter vor dem Fenster – es regnet zwar nicht mehr, aber neblig und kühl ist es trotzdem noch. Von daher wird es Zeit, dass wir aus Tromsø auslaufen, um zu unserem nächsten Ziel, den Lofoten, bei hoffentlich besserem Wetter zu kommen.

Und meine Wetter App signalisiert in der Tat für morgen 16°C und Sonnenschein – da ist es ja fast schade, dass ich keinen Ausflug mehr buchen konnte. Aber vielleicht gibt es ja noch Restplätze? Da laufen ja genug Leute übers Schiff, die husten und niesen – vielleicht ist ja das eine oder andere Ticket zurückgegeben worden?

Ich schaue also mal bei den Scouts vorbei – und siehe da: es gibt tatsächlich noch einige Restplätze. Dummerweise nur bei dem Ganztagesausflug nach Å mit sieben Stunden Dauer. Und auch wenn sich das gut anhört, ist mir das doch eindeutig zu lang – zumal viel Zeit im Bus verbracht wird und für den Ausflug auch 130 € aufgerufen werden.

Von daher verzichte ich und finde mich mit einem weiteren „Seetag“ ab, da in Gravdal selbst wohl eher nichts los ist. Oder drücken wir es anders aus: „Gravdal“ heißt übersetzt „Grabtal“. Wenn das Wetter aber so kommt wie es avisiert ist, kann man den Tag ja auch einfach in der Sonne verbringen – das würde meinem Teint, der in den letzten zwei Wochen schon ein bisschen unter der fehlenden Sonne gelitten hat, sicherlich nicht schaden.

Aber noch ist ja heute … und von daher befasse ich mich mal mit dem Abendessen. Und das hat heute viele bekannte Namen – zumindest wenn man ab und zu mal bei IKEA vorbeischaut. Heute ist nämlich „Skandinavien“ das Thema im Marktrestaurant – und damit ist „Köttbullar“ genauso wie vertreten wie beispielsweise Elchschulter.

Und in diesem Zusammenhang lernen wir auch gleich einen neuen Typ Mitreisenden kennen – den Typ „Kenn ich nicht, ess‘ ich nicht.“ Das ist nämlich genau seine Aussage als er vor dem Schild mit der Elchschulter über dem braunen Fleisch steht. Jo, kenn ich auch nicht – und deshalb nehme ich mir davon und nutze die Gelegenheit, es kennen zu lernen (und es gut zu finden). Er wird dann wohl über Schnitzel mit Bratkartoffeln in seinem restlichen Leben nicht mehr rauskommen …

Und eine andere Mitreisende bringt mich sogar dazu, den Tisch zu wechseln – und das passiert nur ganz selten. Aber sie schafft das – sitzt sie doch hustend und schniefend am Tisch. Naja, eigentlich ist das eher so ein Auf-der-Tischplatte-hängen … und sie erklärt das auch gleich: „Wissen, Sie, ich bin total erkältet und habe 38,5°C Fieber …“

So jemand wollte ich ja schon immer genau neben mir beim Abendessen haben … ich weiß ja so schon nicht, ob es mir gelingt, den umherfliegenden Viren auszuweichen – aber wenn ich hier sitzenbleibe, ist das Thema ganz sicher durch. Ich wünsche einen guten Appetit und gute Besserung – und verschwinde … weit weg.

Bis ich dann um 21.30 Uhr wieder im Theater auftauche. Das Ding ist randvoll – aber in der ersten Reihe sind noch freie Plätze. Warum auch immer … normalerweise ist das nur so, wenn die Gefahr besteht, dass die Leute auf der Bühne die Leute vor der Bühne ins Programm mit einbeziehen – dann sitze ich auch lieber auf Deck 9 ganz hinten. Aber bei einer Wildwest-Show …?

Ich nehme also Platz und harre der Dinge, die da kommen mögen. „Go West“ heißt das etwa einstündige Programm, das uns jetzt geboten werden wird. Ich kenne es noch nicht – und bin begeistert. Eine Westernparodie mit viel Comedy und guter Musik … OK, es schadet nicht wenn man „Der Schuh des Manitu“ und „Brokeback Mountain“ gesehen hat – zumal die Show auch mit der einen oder anderen homoerotischen Einlage versehen ist. Oder warum sonst schwenken die Indianer Regenbogenfahnen während das Lied „Go West“ läuft … ab und zu merkt man dann halt doch, dass da Corny Littmann beim AIDA Entertainment seine Finger im Spiel hat. J

Traurig finde ich es dann nur, wenn ein älterer Herr seiner Frau zuflüstert, dass „das ja nun ja nicht sein müsse, dass man den Kindern solche „Merkwürdigkeiten“ zeigt. Am Ende glauben die tatsächlich noch, dass das ganz normal wäre.“ Ob ihm mal einer sagen sollte, dass das ganz normal ist …?

Wie auch immer – da ist vermutlich nichts mehr zu retten … von daher rette ich mich am Ende der Show in die AIDA Bar und suche mir einen Platz dicht an der Bühne. Hier startet nämlich gleich „Crew meets Band“ – die legendäre Veranstaltung, bei der Crewmitglieder ihre gesanglichen Leistungen zum Besten geben. Und wie immer ist das eines der Highlights der Reise – und man fragt sich unweigerlich, warum die Leute nicht alle im Show Ensemble arbeiten …

Rund 1 ½ Stunden vergehen jetzt hier wie im Flug – bevor ich dann den Abflug ins Bett mache. Und heute ist es vor dem Fenster auch mal wieder dunkel. Naja, zumindest nicht taghell, also irgend so etwas dazwischen – laut „AIDA Heute“ hatten wir immerhin kurz vor Mitternacht einen Sonnenuntergang.

Aber wir haben gegen 3.00 Uhr morgen früh auch schon wieder einen Sonnenaufgang – so weit kann die Sonne in der Zwischenzeit ja nicht weg sein. Also schauen wir mal – vermutlich wache ich dazu dann ja wieder automatisch auf.

Weiter mit Tag 14: Gravdal/Lofoten (Norwegen)

27. Juli 2014: Hammerfest (Norwegen)

Und so verpasse ich auch das Anlegen in Hammerfest. Erst die Durchsage des Kapitäns, dass er sein Werk vollendet habe und die Behörden das Schiff bereits freigegeben haben, holt mich aus den Träumen.

Es ist jetzt kurz vor 10 – also durchaus Zeit, mal übers Aufstehen nachzudenken. Naja, nicht nur nachzudenken, sondern es auch zu tun. Zumal es ja nur bis 11.00 Uhr Frühstück gibt (und das ist auch schon nur noch das „kleine Frühstück“ im Calpyso).

Dort stelle ich allerdings fest, dass ich nicht der einzige bin, der die anderen Frühstückszeiten ignoriert (oder verpasst) hat – das Calypso ist randvoll. Und so verwundert es auch nicht, dass das kleine Frühstück dann doch eher dem normalen ähnelt – zumindest bekomme ich alles das, was ich sonst auch frühstücke.

Das Schiff haben inzwischen vermutlich nur diejenigen verlassen, die heute einen Ausflug gebucht haben, alle anderen sitzen hier beim Frühstück zusammen. Und es werden irgendwie nicht viel weniger – diejenigen, die gehen, werden durch die ersetzt, die noch kommen. Und nur vereinzelt sieht man Leute individuell das Schiff verlassen.

Das ändert sich dann erst gegen 11.00 Uhr, als auch die letzte Frühstücksmöglichkeit ihre Pforten schließt. Und da es bis zum Mittagessen ja noch 1 ½ Stunden sind, kann man in der Zeit auch genauso gut mal schauen, was es in Hammerfest so zu sehen gibt.

Und das sind eigentlich nur zwei Sachen – zum einen die Meridiansäule und zum anderen der Eisbärenclub. OK, Kirchenfans würden wohl auch die beiden Kirchen noch erwähnen.

Und da die Sonne inzwischen Wolken und Nebel restlos verdrängt hat, entscheide auch ich mich für einen Spaziergang in Hammerfest. Da wir nicht direkt in der Innenstadt liegen (sofern man hier überhaupt von „Stadt“ sprechen kann) sondern an der gegenüberliegenden Hafenseite (die Anlegestelle in der Stadt wird aktuell von der Nordnorge, einem Schiff der Hurtigruten-Flotte belegt), steht mir jetzt ein gut 30-minütiger Spaziergang bevor.

OK, alternativ könnte man einen von AIDA eingesetzten Shuttlebus für die Strecke nutzen – da zum einen das Wetter aber so gut ist, dass ich mich inzwischen sogar von meiner Jacke getrennt habe und somit nur noch mein T-Shirt ausführe und zum anderen für das Ticket (Hin- und Rückfahrt) 10,00 € aufgerufen werden, bleibe ich bei meiner Spaziergang-Idee (wie übrigens die meisten anderen Passagiere auch).

Ich beginne dabei mit einem Abstecher zur Meridian-Säule, die nur fünf Minuten vom Schiff entfernt steht (das erklärt auch, warum ich die 2008 mit Hurtigruten nicht gesehen habe – da lagen wir halt auf der falschen Seite …). Sie wurde 1854 zur Erinnerung an die erste wissenschaftliche Vermessung der Welt aufgestellt – an ihrer Stelle lag einer der knapp 40 Messpunkte zwischen Norwegen und dem Schwarzen Meer. Und alle sind inzwischen Weltkulturerbe der UNESCO (wieder ein Haken mehr auf der Liste).

Von hier aus kann man dann entlang dem Hafen bis in die Innenstadt von Hammerfest laufen – ein schöner Spaziergang, der nebenbei auch noch tolle Fotomotive bietet. Sei es der Blick auf die Berge, das blau schimmernde klare Wasser oder dann eben auch die AIDAcara.

In Hammerfest angekommen fallen als erstes jedoch viele heruntergekommene Häuser in der Stadt auf, viele davon offensichtlich von ihren Bewohnern verlassen. Und das scheint auch eines der Probleme der Stadt zu sein – die Anzahl der Einwohner reduziert sich ständig, viele verlassen die Stadt, um in eine richtige Stadt mit entsprechender Infrastruktur zu ziehen bzw. kommen nur noch in den wenigen Sommermonaten hierher zurück.

Unabhängig davon gibt es hier aber dennoch eine zweite Sehenswürdigkeit. Wobei „Sehenswürdigkeit“ es eigentlich nicht ganz trifft – es handelt sich viel mehr um einen Verein. Nun sind Vereine in Norwegen zwar nicht so verbreitet wie in Deutschland (wo ja angabegemäß immer dann ein Verein gegründet wird, wenn sich sieben Personen – die Mindestzahl an Gründungsmitgliedern für einen Verein- zufällig treffen) – aber dennoch nicht so außergewöhnlich, dass man sie zur Sehenswürdigkeit machen würde.

Bei diesem hier ist das aber etwas anderes. Der „Isbjørnklubben“ (Eisbärenclub) ist vermutlich der bekannteste Verein der Welt. Er hat aktuell mehr als 250.000 (!) Mitglieder – und viele der AIDA-Passagiere sind es jetzt auch. Ganz im Sinne der Sendung mit der Maus: „Klingt unlogisch – ist aber so.“

Natürlich fragt man sich unweigerlich, warum Touristen, die sich nur wenige Stunden in Hammerfest aufhalten, Mitglied in einem Verein werden. Nun, das ist schnell erklärt – der Eisbärenclub ist ein Verein, der sich dem Schutz der Eisbären verschrieben hat und hierzu ein kleines Museum in Hammerfest betreibt. Und da haben nur Vereinsmitglieder Zutritt. Und das erklärt dann auch die hohe Zahl an Vereinseintritten.

Eine Mitglieds- oder Jahresgebühr fällt übrigens nicht an; es wird lediglich eine einmalige Aufnahmegebühr von 180 Kronen erhoben. Und dafür gibt es dann lebenslangen freien Eintritt ins Museum, eine Eisbärenclub-Anstecknadel und den Mitgliedsausweis (und wenn ich zu Hause daran gedacht hätte den mitzunehmen, hätte ich heute auch noch mal ins Museum gehen können). Ach ja, es gibt zukünftig dann auch jeweils eine Einladung zur jährlichen Jahreshauptversammlung Ende Januar – es ist aber wohl eher nicht zu vermuten, dass dazu alle Mitglieder anreisen … 😉

Und noch etwas muss man wissen: Mitglied werden kann nur, wer persönlich im Club vorstellig wird. Eine Vertretung ist dabei ebenso wenig zulässig wie ein Beitritt über das Internet – und das macht die Mitgliedschaft dann halt doch zu etwas Besonderem (so hört man beispielsweise, dass Elvis Presley gern Mitglied geworden wäre, man ihm das aber immer verweigert habe, da er niemals persönlich in Hammerfest gewesen sei).

So, und da ich mangels Mitgliedsausweis sowieso nicht reinkomme (und im Prinzip ja eigentlich auch weiß, was ich zu sehen bekommen würde), mache ich mich – nachdem ich noch ein paar schöne Fotos von AIDA im Hafen machen konnte – auf den Rückweg zum Schiff.

Das Wetter ist nach wie vor gnädig mit uns – ein T-Shirt reicht heute in jedem Fall. Wobei ich auf dem Pooldeck auf eine ältere Dame getroffen bin, die ihrer Enkelin eine dicke Jacke verordnet hat – „weil wir hier in Norwegen sind“. Da kommt es also offensichtlich nicht auf die Temperatur sondern auf den Ort an. Auch eine interessante Theorie – wobei ich mal nicht denke, dass sie zu Hause bei knapp 20°C eine Winterjacke anziehen muss …

Naja, wie auch immer – ich genieße das Wetter und den kleinen Spaziergang zurück zum Schiff. Und bin froh, nicht den Shuttlebus genommen zu haben – und zwar nicht wegen der 10 € sondern einfach wegen dem schönen Wetter.

Das nutze ich dann übrigens auch gleich auf dem Schiff weiter aus. Ich bringe kurz meine Sachen zurück auf die Kabine, esse noch schnell einen Teller „Männerobst“ im Calypso (das sind normale Früchte, die hier allerdings bereits in mundgerechte Stücke geschnitten sind – und dann schmeckt so was auch) und mache mich dann auf den Weg auf das FKK-Deck in die Sonne.

Dieses Mal bin ich auch nicht der erste hier oben (sondern der zweite) – und bis die Sonne hier nachher von Wolken verdeckt werden wird, werden wir auch schon zu fünft sein. Was im Übrigen diejenigen verwirrt, die in den letzten Tagen dieses Deck – mangels Nutzung als Nacktbereich – als Spazierweg genutzt haben … die meisten kehren heute relativ schnell wieder um. Und mit ein bisschen Glück bleibt das – wetterbedingt – dann jetzt ja auch so …

Nach rund zwei Stunden ist dann aber schon wieder alles vorbei. Einige vorwitzige Wolken ziehen auf – und zwar genau da, wo aktuell die Sonne ist. Mit dem Ergebnis, dass es dann doch etwas frisch wird. Und das ist dann auch der Punkt, an dem ich noch einen Saunagang mache (vielleicht schaffe ich es ja doch ohne Erkältung) und mich dann in die AIDA Bar zurückziehe, um ein bisschen was auf generalalarm.de einzustellen – hier hat man einfach den besten Internetempfang (und zu Trinken gibt es auch etwas).

Pünktlich mit dem Ablegen verschlechtert sich dann aber auch die Internetverbindung rapide, so dass ich die Gelegenheit nutze, mal im Marktrestaurant vorbeizuschauen – da ist heute nämlich „Asien“ angesagt.

Und da Japan ja nun auch in Asien liegt und Sushi aus Japan kommt, könnte es ja sein, dass … und genau so ist es auch. Eine große Platte Sushi erwartet uns. OK, nachdem ich dran war, ist die Platte zwar immer noch groß, aber nicht mehr so wirklich voll 😉 Schön wäre es jetzt nur, wenn es dazu auch Stäbchen geben würde – Sushi ist mit Messer und Gabel ja schon irgendwie schwierig zu essen …

Aber es gibt ja nicht nur Sushi – sondern alle möglichen Varianten von asiatischem Essen … und damit kann ich mich richtig gut anfreunden. Und natürlich esse ich wieder zu viel. Und auch wenn ich versuche, den Reis liegen zu lassen – mit Low Carb klappt das heute irgendwie nur begrenzt … Naja, ich lasse dafür das Eis weg und esse stattdessen noch mal einen Teller Männerobst.

Kurz bevor ich gehen will, setzt sich allerdings noch eine Dame an den Nebentisch. Und von der muss ich noch berichten. Es ist jetzt nämlich 19.25 Uhr – also fünf Minuten vor Ende der ersten Sitzung (heißt auf AIDA übrigens „Genießerzeit“). Und irgendwie will sie wohl nicht auf die zweite warten – was zur Folge hat, dass sie nur einen Gang ans Buffet hat. Und den absolviert sie mit einem Dessertschälchen. Und da ist dann alles drin, was sie am Buffet so gesehen hat … das Teil ist übervoll und beinhaltet so in etwa alles das, was ich auch gegessen habe: Reis, Ente, Sushi, Rindfleischsalat, Glasnudeln, … selbst Wasabi hat sie noch an den Rand geschmiert. Unglaublich … wobei: sie ist immerhin mit einer Gabel – ich hatte befürchtet, sie verwechselt das mit einem Hundenapf …

Ich gebe zu, das Elend möchte ich mir nicht länger anschauen – und so mache ich mich auf den Weg in die AIDA Bar … immer noch rätselnd, was so jemandem im Kopf vorgeht …

Unterwegs nehme ich noch rasch zwei bestellte Fotos am Fotoshop mit und genehmige mir dann noch einen Ramazotti Sour (den gibt es als Mixgetränk gegen einen Cocktailgutschein, einen normalen Ramazotti nicht) und einen Cappuccino, bevor ich mich dann entschließe, noch ein bisschen auf der Kabine zu Lesen.

Im Theater gibt es heute den dritten Teil des Terri Green Projects (das ist die Soul-Band) – und die sind zwar sicherlich gut, aber nicht unbedingt mein Geschmack. Da bin ich allerdings nicht der Einzige – und so verschiebt sich der Leseabend noch ein bisschen. Ich treffe nämlich noch auf zwei Mitreisende, mit denen ich zusammen die Ausflüge in Reykjavik und Akureyri gemacht habe – somit verlängert sich mein Aufenthalt in der AIDA Bar doch noch etwas … 😉

Gegen 23.00 Uhr komme ich dann aber endlich in meine Kabine, stelle fest, dass die Sonne auch heute wieder nicht untergeht (ab morgen dann aber wieder), lese noch ein paar Kapitel und schlafe dann beim zweiten Teil des Reisefilms ein, der seit heute Abend auf Kanal 2 vorgestellt wird.

Weiter mit Tag 13: Tromsø (Norwegen)

26. Juli 2014: Honningsvåg / Nordkap (Norwegen)

Und bei einem Blick auf die Uhr stelle ich fest, dass wir bereits 9.00 Uhr haben – also Zeit, um sich mal dem Frühstück zu widmen. Ich setze also kurz das Bad unter Wasser (ist beim Duschen baulich bedingt nicht ganz zu verhindern) und gehe aufgrund der späten Uhrzeit wieder ins Marktrestaurant.

Und noch bevor ich mich mit dem Essen befassen kann, ertönt die Durchsage von der Brücke, dass auf Steuerbord ein Wal zu sehen wäre. Ich rette mich noch an einen freien Tisch bevor die Meute losstürzt. Nach kurzer Unsicherheit, wo denn nun Steuerbord sei, hat die Masse aber die richtige Seite gefunden – und mehr oder weniger alle im Restaurant stürzen an die Fenster auf der rechten Seite.

Glücklicherweise wissen wir Dank vieler nautischer Fragestunden, dass die Verlagerung aller Passagiere auf eine Seite keine Auswirkungen auf die Neigung des Schiffs hat, so dass auf den Generalalarm verzichtet werden kann. Und in der Tat – da schwimmt wohl in der Tat ein Wal. Allerdings wohl ziemlich unspektakulär – er springt nicht, er schlägt nicht mit der Schwanzflosse und er stößt auch keine Wasserfontänen aus seinem Loch. Und so beruhigt sich die Situation relativ schnell wieder.

Und so gibt es dann für mich – neben dem obligatorischen Omelette – noch ein bisschen Lachs, Fleischsalat, Käse und Joghurt, bevor ich um 10.00 Uhr zur Ausflugspräsentation über Gravdal auf den Lofoten gehe. Und wie immer erfahre, dass auch diese Ausflüge – mit Ausnahme der Bikingausflüge – alle wieder mal ausgebucht sind. Hm, hier hatte ich extra keinen gebucht, da ich nicht so sicher war, welcher der richtige wäre. Oder ob ein Ausflug hier überhaupt Sinn macht.

OK, diese Entscheidung hat sich jetzt erübrigt. Und die Ergänzung der Scouts, dass man ohne Ausflug hier eigentlich gar nicht erst von Bord gehen muss, da es hier nichts gibt, was man fußläufig erreichen könnte, wird dann wohl zu einem Seetag führen. Aber gut, so ein ruhiger Tag an Bord ist ja auch nicht so schlimm (ich denke da an mein Buch) – zumal ich ja auf den Lofoten durch meine Reise mit Hurtigruten schon ziemlich viel Natur gesehen habe.

Ich nehme das Ganze daher nur zum Anlass, mal zu schauen, ob in den Folgehäfen noch potenzielle Ausflüge vorhanden sind, die ich ggf. mal prophylaktisch buchen sollte – stornieren kann ich sie nach den jeweiligen Präsentationen ja immer noch.

Und so finde ich in Bergen noch zwei Ausflüge, die nicht in der Ausflugsbroschüre standen und die auch im Vorfeld nicht über MyAIDA buchbar waren – zum einen „Bergen auf eigene Faust“ und zum anderen einen „Helikopterflug über Bergen“.

Und während „Bergen auf eigene Faust“ eigentlich kein Ausflug ist sondern nur die Aushändigung eines Stadtplans, eines Tickets für die Standseilbahn auf den Floyen und ein Gutschein für ein Fischbrötchen auf dem Fischmarkt, ist der Helikopterflug natürlich schon was Besonderes.

Ich bekomme einige Bilder des letzten Rundflugs aus der Ausflugspräsentation gezeigt und entscheide mich spontan für den Flug. Zum einen fliege ich ja ganz gern mit dem Hubschrauber und zum anderen gibt es hier nur Fensterplätze (und nicht wie in New York auch Mittelplätze ohne Aussicht). Jetzt muss nur noch die Mindestteilnehmerzahl erreicht werden – und dazu fehlt noch ein Mitreisender. Hoffentlich findet sich der noch …

Ich buche also mal beide Ausflüge, da „Bergen auf eigene Faust“ eigentlich genau das darstellt, was ich mir für den Tag vorgenommen habe – ich kann mir jetzt nur das Anstehen für ein Seilbahnticket sparen. Und einen Fischweck hätte ich dort sowieso gegessen. Von daher wähle ich die bequeme Variante – und zeitlich bin ich damit vollkommen unabhängig, kann das also um den Heliflug herum machen. Jetzt müssen wir zur Abwechslung nur noch einen Sonnentag in Europas regnerischster Stadt haben – bislang hatte ich bei meinen Besuchen dort ja immer Regen …

Doch bis dahin ist ja noch ein bisschen Zeit – und so gehe ich zunächst in die AIDA Bar, schreibe ein bisschen was zu dieser Reise auf und verbringe dann den Rest des Tages mit Lesen – teilweise im Saunabereich, natürlich unterbrochen mit dem einen oder anderen Saunagang und teilweise in der Kabine, unterbrochen durch ein kleines Nickerchen. Immerhin fällt die kommende Nacht ja dem Nordkap mehr oder weniger zum Opfer.

Ach ja, was ich die ganze Zeit ja schon mal erwähnen wollte … die Reise hat ja insgesamt sieben Seetage, zwar gut verteilt, aber dennoch genügend Zeit, in der man nicht unbedingt das Schiff verlassen kann (gut, können kann man schon, wird aber allgemein nicht empfohlen). Bei einer Transatlantikreise mit einigermaßen gutem Wetter ist das ja kein Thema – da legt man sich einfach ein paar Tage in die Sonne. Oder auch in Südostasien oder in Südamerika. Aber hier – bei 10°C? Eher nicht.

Ab und zu sieht man zwar den einen oder anderen Hartgesottenen in Decken gehüllt oder im Schlafsack auf einer Liege an Deck – aber das ist ja nicht die Masse.

Nun, viele verbringen die Zeit offensichtlich in den Restaurants – da muss man in den wenigen Minuten zwischen den Mahlzeiten zwar kurzzeitig mal raus, wenn man sich aber ein Plätzchen vor dem Calypso aussucht, kann man da eigentlich von 6.00 Uhr bis Mitternacht sitzen bleiben. Und bekommt ab 6.00 Uhr das Frühaufsteher-Frühstück, von 7.00 – 10.00 Uhr normales Frühstück, danach noch eine Stunde Spätaufsteher-Frühstück. Ab 12.30 Uhr gibt es dann Mittagessen bis 14.30 Uhr, das dann ab 15.30 Uhr für eine Stunde von Kaffee und Kuchen abgelöst wird. Parallel dazu gibt es natürlich ununterbrochen Pizza und Sandwiches. Ab 18.30 Uhr wird dann ja auch schon wieder das Abendessen serviert – und wer um 21.30 Uhr noch nicht satt ist, hat dann bis Mitternacht ja weiterhin die Möglichkeit, mit Pizza, Bagels und Salat weiterzumachen.

Andere sind in der AIDA Bar anzutreffen – entweder beim Lesen oder beim Spielen. Und dann gibt es natürlich noch die Angebote des Clubteams, des Lektors und der „Edutainer“ (da kann man etwas Lernen ohne dass man es Workshop nennen müsste) an Bord. Deren Angebot ist gerade an Seetagen natürlich vielfältig: Vorträge über unser Zielgebiet (heute über die Lofoten und das Nordkap), das Erlernen von Maltechniken, das Verstehen von (Selbst)hypnosetechniken, der Kartenspieltreff, der Tanzkurs (heute Foxtrott), Fotoworkshops, Volleyball-, Dart- und Shuffleboard-Treffs und vieles mehr. Dazu natürlich noch die Sportkurse wie Bauch, Beine, Po und ähnliche Dinge, die aus der Ferne betrachtet eigentlich immer irgendwie witzig aussehen … 😉

Also von daher: Langeweile muss man hier nicht unbedingt haben – oder nur dann, wenn man das wirklich will.

Ich habe mich beispielsweise entschieden, mir jetzt um 16.00 Uhr den Vortrag unseres Bordlektors zum Nordkap mal anzuhören – das gibt sicherlich interessante Einblicke in das, was uns dann heute gegen Mitternacht erwartet. OK, parallel hätte es jetzt in der Tat Bauch, Beine, Po gegeben – aber das habe ich ja schon alles … von daher gebe ich dann dem Lektor doch den Vorzug … 😉

Und das ist die richtige Entscheidung. Wir erfahren nicht nur viel zum geschichtlichen Hintergrund sondern auch viel zum Ablauf unserer Ausflüge zum Nordkap in der heutigen Nacht. Und dass wir gerade noch rechtzeitig kommen, um die Mitternachtssonne zu erleben – in vier, fünf Tagen ist diese Zeit dann vorbei und die Sonne wird den Horizont nicht nur touchieren, um dann sofort wieder am Himmel zu erscheinen sondern zumindest in Teilen versinken. Jetzt können wir nur hoffen, dass das Wetter heute Nacht stimmt.

Beim Abendessen entscheide ich mich heute mal für die zweite Schicht, da gegen 19.15 Uhr die Passage des Nordkap-Felsens geplant ist – und da will ich natürlich an Deck sein. Bin ich auch – aber das ist wohl ein Satz mit X. Dichter Nebel umhüllt die Cara, im Minutenabstand gibt der Kapitän Signal mit dem Typhon – und zu sehen gibt es: nichts.

Gegen 19.30 Uhr gebe ich auf – ich öffne die Tür, um wieder ins Schiff zu gehen, da passiert es: innerhalb von noch nicht mal einer Minute verzieht sich der Nebel mehr oder weniger komplett und gibt den Blick frei auf den Nordkap-Felsen. Sogar die Weltkugel ist zu erkennen. Unglaublich, wie schnell sich das Wetter hier ändern kann – da stimmt sogar die Aussage „von einer Minute auf die andere“.

Dann dauert es übrigens etwa eine weitere Minute – dann hat jeder die Information unseres Lektors über die Bordlautsprecher verarbeitet, dass der Felsen doch zu sehen ist. Und irgendwie sind jetzt alle 1.200 Passagiere auf Steuerbord. Die einen noch im Restaurant, die anderen auf Deck 6 und der Rest auf dem Oberdeck.

Ich habe meine Bilder im Kasten – und mache mich langsam auf den Weg zum Marktrestaurant. Da beginnt in 10 Minuten ja die zweite Sitzung. Und das Thema „Portugal“ passt auch gut. Und so gibt es heute im wesentlichen mal Fleisch, Fisch, Gemüse und Salat – irgendwann muss ich ja mal wieder auf Low Carb umsteigen, damit das hier nicht ganz aus dem Ruder läuft …

Die Magie-Show unseres Gastkünstlers Peter Valence muss dafür heute halt leider ausfallen – da die aber bedingt durch unseren späteren Landaufenthalt in Honningsvåg bereits um 20.30 Uhr beginnt, passt das nicht ganz zum Abendessen. Aber gut, alles kann man ja nicht haben.

Und so verfolge ich nach dem Essen das Einlaufen in Honningsvåg und packe schon mal meinen Rucksack für den Ausflug zum Nordkap (meine Abfahrtszeit ist um 23.45 Uhr), damit da nachher nichts vergessen geht.

Leider verdichtet sich der Nebel aktuell wieder – so wirklich was ist nicht zu sehen. Es bleibt halt nur die Hoffnung, dass wir nachher am Nordkap über den Wolken sind und dort eine fantastische Sicht haben – aller Wahrscheinlichkeit und Erfahrung nach ist das aber in der Tat mehr Hoffnung als Realismus.

Und dennoch treffen wir uns um 23.45 Uhr vor dem Schiff auf der Pier. Wir – das sind die Passagiere für ungefähr zehn Reisebusse, die jetzt zum Nordkap aufbrechen. Und die kommen von überall aus Skandinavien – aus Norwegen, aber auch aus Schweden und Dänemark. Wir müssen uns halt immer vor Augen halten, dass Honningsvåg mal gerade 3.000 Einwohner hat und sich der Tourismus (von Hurtigruten mal abgesehen) eigentlich nur im Sommer abspielt – da kann man hier nicht ganzjährig zig Busse und Busfahrer vorhalten.

Inzwischen werden die Passagiere, die das Schiff auf Deck 6 über die „Hühnerleiter“ ausspuckt, wie von einem großen Staubsauger von den Bussen wieder aufgesogen – und so geht es dann auch wenige Minuten später schon los in Richtung Nordkap-Felsen. Eine Kontrolle der Teilnehmer findet nur insoweit statt, als dass der erste Abschnitt des Ausflugstickets beim Besteigen des Busses eingesammelt wird.

Begleitet werden wir von einer Betreuerin des Kids&Teens-Club – heute sind hier alle eingesetzt, die irgendwie betreuen können. Und so erfahren wir bereits unterwegs, wie das Ganze dann ablaufen wird: nach dem Ausstieg haben wir rund 90 Minuten Zeit, den Felsen, das Monument und die Nordkaphalle anzuschauen. Und je nach Wetter sollte man dann dort halt seine Prioritäten setzen …

Nach 1 ½ Stunden werden wir dann wieder da aufgesammelt, wo wir ausgestiegen sind – und unter Vorlage des zweiten Ticketabschnitts auch wieder mit zum Schiff genommen.

Im Bus hat man übrigens das Gefühl, in einem Lazarett zu sein – in fast jeder Reihe hustet oder schnieft einer … und während man bei dem einen oder anderen darauf verweisen könnte, dass sich das bessert, wenn man das Rauchen sein lassen würde, merkt man vielen anderen – gerade den mit den parallel tropfenden Nasen – durchaus an, dass hier eine massive Erkältung zugeschlagen hat. Und von daher befürchte ich jetzt mal das Schlimmste und beneide die Japaner, die ja immer einen Mundschutz im Gesicht haben – den hätte ich jetzt auch gern. Denn eigentlich würde ich die letzte Woche dieser Reise noch gesund verbringen wollen – ob das bei den aktuell in Umlauf gesetzten Viren allerdings klappt, muss ich wohl mal abwarten.

Parallel zu meinen Überlegungen schraubt sich unser Bus die Serpentinen der Nordkapstraße immer weiter nach oben, wobei der Nebel immer schlimmer wird. Zum Schluss ist außer einer weißen Wand rund um den Bus nichts mehr zu sehen – wir befürchten das Schlimmste.

Und so ähnlich kommt es dann auch. Beim Verlassen des Busses ist zwar das Nordkapmonument, also die berühmte Weltkugel, zu sehen – mehr aber auch nicht. Die Mitternachtssonne, die in etwa einer halben Stunde den Horizont kurz berühren sollte, macht dies leider ohne uns. Es ist zwar taghell hier (OK, so hell wie es halt ist, wenn es neblig um einen herum ist), aber Sonnenschein ist nicht wirklich erkennbar.

Und so beschränken wir uns zunächst mal auf die Weltkugel. Natürlich will jeder ein Foto haben, auf dem sowohl die Kugel als auch man selbst oder die Familie oder Teile davon zu sehen sind. Was zur Folge hat, dass diejenigen, die gern die Weltkugel ohne fremde Menschen sehen wollen, zunächst mal scheitern. Und es dauert auch fast eine Dreiviertelstunde, bis der letzte fotografiert ist und die Kugel für wenige Sekunden ohne Menschen davor abgelichtet werden kann.

Wenn jetzt im Hintergrund noch die Sonne scheinen würde, wäre es hier halt noch spektakulärer – aber das wäre wohl auch zu viel des Guten gewesen. Habe ich doch 2008 bei meiner Reise mit Hurtigruten schon gelernt, dass es solche Tage maximal fünf Mal im Jahr geben würde – und damals hatte ich ja einen davon erwischt. Und da ich damals im Winter unterwegs war, wäre jetzt natürlich ein entsprechendes Bild im Sommer der Traum schlechthin – aber gut, so gibt es halt einen Grund, da irgendwann noch einmal hinzufahren.

Inzwischen wird es hier auch langsam ein bisschen zugig – und während der Norwegerpulli die Kälte vom Körper noch gut abhält, fangen die Finger und die Ohren an, um Wärme zu betteln. Und da es hier ja sowieso nichts mehr zu sehen gibt, gehe ich in die Nordkaphalle, schaue bei der dortigen Post vorbei und verschicke mal noch schnell fünf Postkarten von hier – versehen mit dem Nordkapstempel, den es natürlich nur hier gibt.

Die restliche Zeit bis zur Abfahrt verbringe ich dann im Keller der Halle – hier wird regelmäßig ein Film über das Nordkap gezeigt. Und der beinhaltet natürlich auch alles das, was wir jetzt gern gesehen hätten, aktuell aber nicht zu sehen bekommen.

Dafür verstärkt sich der Nebel weiter … was insbesondere für diejenigen schade ist, die in der zweiten Runde um 1.00 Uhr am Schiff abgefahren sind – aktuell ist die Weltkugel von der Nordkaphalle aus schon nicht mehr zu sehen …

Von daher haben wir Glück gehabt, dass wir den früheren Ausflug hatten – aber das ist natürlich nicht vorhersehbar, das hätte auch ganz anders kommen können. Und während die einen jetzt im Nebel stochern, besteigen wir wieder die Busse, um zurück zum Schiff zu kommen. Wobei das jetzt irgendwie nicht mehr so generalstabsmäßig abläuft wie bei der Hinfahrt – es herrscht ein ziemliches Chaos, wer da jetzt wo einsteigt, wer da den zweiten Ticketabschnitt einsammelt und wann die Bordkarten kontrolliert werden.

Und trotzdem sind irgendwann die Busse voll – und wir auf dem Weg zurück zum Schiff. Und wenn schon auf der Hinfahrt nicht viel zu sehen war, ist auf der Rückfahrt schon gar nichts mehr zu erkennen. Zumindest bis wir im Hafen ankommen – da erwartet uns dann teilweise sogar ein Stück blauer Himmel. Und da es inzwischen kurz vor 3.00 Uhr ist, führt uns das wieder vor Augen, wie es sein muss, wenn rund drei Monate lang 24 Stunden Tag ist und es nicht dunkel wird.

Und so mutet die Antwort auf die Frage nach dem nächsten Sonnenuntergang auch merkwürdig an – sie lautet nämlich: „Im August“. Und das erleben wir auf dieser Reise nicht mehr – zumindest nicht hier oben. Ab übermorgen sind wir dann unterhalb des Polarkreises soweit südlich, dass wir auch wieder mit – allerdings kurzen – Tag-/Nacht-Wechseln konfrontiert werden.

Noch sind wir aber hier – und so schadet es sicher auch nicht, nach Betreten des Schiffs (inzwischen übrigens auf Deck 3, da scheint das Wasser zwischenzeitlich also gestiegen zu sein) in der AIDA Bar vorbeizuschauen und einen Teller Kartoffelsuppe zu essen. Aber gut, Schlaf wird ja sowieso überbewertet … 😉

Und trotzdem bin ich dann kurz vor vier Uhr im Bett – denn morgen (oder besser nachher) legen wir ja bereits um 10.00 Uhr in Hammerfest an, nachdem wir kurz nach vier Uhr Honningsvåg verlassen werden). Ich habe zwar keinen Ausflug gebucht (worum mich viele der anderen in der AIDA Bar beneiden, die gerade feststellen, dass sie in knapp fünf Stunden schon fix und fertig – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes – am Ausflugstreffpunkt stehen müssen), will aber in Hammerfest trotzdem vom Schiff gehen, um mir zumindest mal die Meridiansäule anzusehen und ein paar Fotos vom Schiff zu machen (das hier voraussichtlich gegenüber der Stadt anlegen wird, da der Anleger in der Stadt für die Hurtigruten-Schiffe reserviert ist).

Von daher merke ich gerade noch wie die AIDAcara jetzt in Honningsvåg ablegt – und entschwinde dann ins Reich der Träume … trotz blauem Himmel vor dem Fenster.

Weiter mit Tag 12: Hammerfest (Norwegen)

25. Juli 2014: Longyearbyen (Spitzbergen)

Und dabei hätte ich ihn gar nicht gebraucht, den Wecker. Gegen 5.00 Uhr wache ich das erste Mal auf und stelle bei einem Blick aus dem Fenster fest, dass wir bereits in den Fjord einfahren. Zumindest sieht man am Horizont erste schneebedeckte Berge und Gletscher, die bis zur Wasserlinie reichen.

Genau so hatte ich das gebucht … da stellt sich dann so ein bisschen arktisches Feeling ein – sofern man im Sommer überhaupt von arktischem Feeling sprechen kann. Aber die mit ihren spitzen Gipfeln aus dem Wasser ragenden Berge sehen halt schon ein bisschen so aus, als ob irgendeiner die Alpen unter Wasser gesetzt habe …

Und so geht es jetzt auch weiter – bis wir gegen 7.30 Uhr vor Longyearbyen auf Spitzbergen vor Anker gehen. Und damit den nördlichsten Punkt erreicht haben, den AIDA auf der Welt aktuell so anfährt. Die Formulierung mit dem „nördlichsten …“ wird mich heute übrigens noch öfter ereilen. Denn irgendwie ist alles, was hier so gibt, das „nördlichtste …“: der nördlichste Flughafen, die nördlichste Kirche, das nördlichste Feuerwehrhaus, die nördlichste Tageszeitung … aber gut, wir sind jetzt ja auch nur noch gut 1.000 km vom Nordpol entfernt.

Bereits vor einer Stunde hat sich das übrigens schon bemerkbar gemacht – da wurde das Fernsehprogramm mit einem Hinweis des Receivers ersetzt, dass man mal nach seiner Schüssel schaue solle, da diese ggf. verstellt sei. Und gleiches gilt für den Internetzugriff auf dem Schiff – auch hier ist jetzt Schluss, die jeweiligen Satelliten in der Umlaufbahn decken diesen Bereich der Erde nicht mehr ab.

Ich mache mich daher mal auf den Weg zum Frühstück ins Marktrestaurant, so dass ich pünktlich zu meiner Radtour um 9.00 Uhr am Biking Counter bin. Immerhin muss vorher ja noch die Frage gelöst werden, welche Kleidung bei dem zu erwartenden Wetter wohl geeignet ist und welche in den Rucksack kommt.

Aktuell haben wir 7°C und es ist wechselnd bewölkt; mit Schnee oder Regen ist eher nicht zu rechnen. Von daher ist also eher die Temperatur (und der Fahrtwind) in den Griff zu bekommen und weniger evtl. Nässe. Ich entscheide mich daher also für meinen Norwegerpulli und ein Paar Handschuhe. Die Mütze packe ich erst mal in den Rucksack – die wäre unter dem Fahrradhelm eh nicht so gut zu tragen. Und vielleicht geht es ja auch so. Und die Winterjacke kommt für alle Fälle in den Rucksack.

Mal schauen, ob das so passt … meine Radlerhose habe ich natürlich nicht dabei (an eine Radtour kurz vor dem Nordpol habe ich zu Hause ja auch eher nicht gedacht), so dass eine Jeans herhalten muss – auch wenn ich die entsprechende Polsterung der zum Gefährt passenden Hose schon geschätzt hätte. Aber gut, was nicht ist, ist nicht.

Und so sammeln wir uns jetzt alle auf Deck 9, um uns gemeinsam auf dem Weg zu unserem Tenderboot zu machen. Hier kommen wir auch alle unter, so dass wir etwa eine Viertelstunde später an Land sind. Hier treffen wir dann auch auf die Passagiere der MSC Magnifica und der MS Deutschland („Das Traumschiff“), die mit uns auf Spitzbergen sind. Denn – man glaubt es kaum – der Kreuzfahrthafen von Longyearbyen ist durchaus beliebt: rund 100.000 Kreuzfahrtpassagiere kommen hier jedes Jahr an Land – und das im Prinzip ja nur in den Monaten zwischen Juni und August.

Ansonsten hat die Insel geschätzte 6.000 Einwohner – rund 3.000 Menschen und rund 3.000 Eisbären. Und das ist auch der Grund, warum der Bewegungsspielraum der Menschen hier etwas eingeschränkt ist – genau genommen ist er beschränkt auf die Ortsgrenze von Longyearbyen. Jeweils am Ortsende steht ein Warnschild, dass ein Weitergehen verbietet – und das Ignorieren des Hinweisschildes wird mit empfindlichen Geldbußen geahndet … oder auch mal mit dem Leben bezahlt. Eisbären sind da nicht unbedingt zimperlich, wenn es um Nahrung geht …

Lediglich in Begleitung von bewaffneten Guides ist ein Verlassen des Ortes zulässig – die sind aber nur begrenzt verfügbar und begleiten dann auch lieber die Busausflüge als die Bikingtouren . Und daher endet auch unsere Tour jeweils am Ortsende.

Zunächst muss sie ja aber erst mal anfangen …

Die Räder haben die Biking Guides bereits mit dem ersten Tenderboot an Land gebracht, so dass wir nur noch unsere Räder schnappen, die Feineinstellung vornehmen und eine Proberunde drehen müssen.

Wir sind rund 50 Teilnehmer, so dass alle Räder im Einsatz sind. Und aufgeteilt auf drei Gruppen geht es dann auch schon los – etwa 15 km liegen vor uns. Von daher nichts Aufregendes, aber immer noch besser als zu Fuß los zu laufen oder die Rundfahrt mit dem Bus zu machen. Und nach rund zehn Tagen, bei denen Bewegung im wesentlichen daraus besteht, die Gabel zum Mund zu führen, tut so ein bisschen Radeln ja auch durchaus mal gut.

Unser erster Stopp ist dabei das erste Eisbärenwarnschild an der Ortsgrenze – natürliche ein beliebtes Fotomotiv. Danach geht es zurück in Richtung Innenstadt – den Begriff darf man bei eines Ortes dieser Größe aber nicht überbewerten. Obwohl es alles gibt, was man in Sachen Infrastruktur so braucht: Kirche, Post, Schulen, Kindergarten, Universität, Feuerwehr, drei Polizisten, Einkaufsläden, Hotel (Radisson Blu) und ein kleines Krankenhaus. Und natürlich auch mal wieder einen Internetzugang (sogar mit HSDPA) im norwegischen Mobilfunknetz.

Und so kalt ist es eigentlich auch gar nicht. Der Norwegerpulli macht seinem Namen alle Ehre und hält warm genug – nur ohne Handschuhe wäre es ziemlich frisch gewesen.

Und so geht es hier weiter … von der „Innenstadt“ geht es jetzt erst einmal stetig bergauf. Nicht wirklich steil, aber es zieht sich. Und von daher bin ich schon froh, dass ich da 27 Gänge habe … die brauche ich zwar nicht alle, aber zum Schluss bin ich dann schon froh, als wir am nächsten Eisbärenschild ankommen.

Von hier haben wir dann noch mal einen Blick auf den Ort und die ehemalige Kohlengrube – auf Spitzbergen wurde früher nämlich Kohle abgebaut. Und das zugehörige Kohlekraftwerk ist heute noch im Einsatz – und verhindert, dass Norwegen zu 100% regenerative Energien nutzt (es sind somit nur 99,x %).

Zurück geht es dann – logischerweise bergab – zur nördlichsten Kirche, die eher einem Wohnzimmer denn einer Kirche gleicht. Wie es hier üblich ist, müssen vor dem Betreten der Kirche die Schuhe ausgezogen werden (also nicht die „Golfsocken“, das sind die mit den 18 Löchern, anziehen) – wobei das im Gegensatz zu Tempeln oder Moscheen keinen religiösen Hintergrund hat sondern einfach der Sauberkeit dient.

Von hier steht dann noch einmal ein kurzer Aufstieg zu einem Aussichtspunkt (das wäre dann das dritte Eisbärenschild) an; von hier aus hat man dann noch einmal einen unverstellten Ausblick in den Hafen und den Fjord, so dass sowohl die MS Deutschland als auch unsere Cara schön zu sehen sind. Wobei ich sagen muss, dass die Deutschland von außen meines Erachtens kein wirklich schönes Schiff ist. Das man sich dann beim Betreten ändern – aber allein von der Optik her würde ich mich immer für die buntbemalte Cara entscheiden.

Hier oben trennen sich dann auch unsere Wege – diejenigen, die zurück zum Schiff wollen, beenden hier ihre Tour und rollen gemütlich an den Hafen zurück, während die anderen vorher noch einen etwa halbstündigen Stopp in der „Innenstadt“ einlegen. Sei es, um eine Postkarte vom nördlichsten Postamt der Welt zu verschicken (bin mal gespannt, ob die ankommt), einen Wandteller zu kaufen oder auch nur, um einen 10-€-Kaffee zu trinken. Ja, Norwegen ist jetzt nicht wirklich billig …

Ich schließe mich also der „Stadtgruppe“ an, mache, was zu machen ist (allerdings ohne den Kaffee) und gehe danach noch kurz Internet. In meiner Hosentasche habe ich meinen WiFi-Router mit der Keepgo-SIM, so dass ich mir hier meinen eigenen Hotspot aufbaue, auf den ich dann mittels iPhone zugreifen kann. Und das klappt richtig gut – billiger komme ich schlichtweg im Ausland nicht ins Netz.

Und schön zu beobachten sind auch die um mich stehenden Leute, die auf der Suche nach einem offenen WLAN sind – und meinen Hotspot zwar finden (der heißt übrigens „HRM-Hotspot“ – wenn den mal einer findet, darf er mich gern im Umkreis suchen), aber logischerweise nicht reinkommen.

Bis auf die letzten fünf Minuten unseres Aufenthaltes – als ich mit meinen Mails soweit durch bin, nehme ich kurz mal die Verschlüsselung raus und mache ihn auf. Und es dauert keine Minute, da sind die zehn maximal möglichen User mit meinem Hotspot verbunden. Und wenn ich nicht zurück zu unseren Fahrrädern müsste, wären die jetzt wahrscheinlich alle noch drin. So musste ich den Zugriff leider wieder sperren … was sich dann in den Gesprächen der Umstehenden widerspiegelte: „Hast Du noch Netz …?“, „Kommst Du noch rein …?“, „Ich sehe das WLAN nicht mehr …!“ Tja, tut mir leid …

Und nur mal so nebenbei; die richtige Software vorausgesetzt, hätte ich während dieser zehn Minuten von jedem, der über meinen Router im Netz war, alle gesendeten und empfangenen Informationen inklusive aller unverschlüsselten Passwörter, Mails, Zugangsgdaten, den Facebook-, Twitter- und Googleaccount und vieles mehr speichern – und später in aller Ruhe auswerten – können. Mache ich natürlich nicht – aber es soll durchaus ja auch Leute geben, die da ein etwas anderes Unrechtsbewusstsein haben. Also: Augen auf und immer schön verschlüsseln bevor man sich in offene WLANs einloggt …

Doch zurück zu unserer Fahrradtour, die inzwischen eigentlich schon fertig ist. Wir fahren noch den letzten Kilometer zurück zum Hafen, ich mache noch schnell ein Foto vom nördlichsten Feuerwehrhaus – und dann heißt es auch schon warten auf den Tender.

Aktuell stehen nur zwei Tenderboote der MS Deutschland im Hafen, so dass wir noch zehn Minuten Wartezeit in Kauf nehmen müssen, bevor es zurück zur Cara geht. Glücklicherweise erwische den Platz unter der vorderen Luke im Tender, so dass ich die Gelegenheit nutzen und ein paar Fotos von der Cara auf Reede machen kann (diejenigen, die mir im Vorfeld gesagt haben, dass man auf dem Platz nass werden kann und ich besser woanders sitzen sollte, haben zwar durchaus Recht gehabt, hätten dann aber während der Fahrt trotzdem gern mit mir getauscht).

Eine knappe Viertelstunde später sind wir dann zurück auf unserem Schiff, so dass ich mich meiner Winterkleidung entledigen und mich in das leichtere Bordoutfit werfen kann. Meine Kabine ist leider noch nicht aufgeräumt (wozu hänge ich eigentlich das Schild mit dem Staubsauger an die Tür?), so dass ich zunächst mal zu einem kleinen Mittagessen ins Calypso gehe.

Das wird dann allerdings doch eine längere Sache, da ich nicht nur eine Kleinigkeit esse sondern noch mit anderen Vielfahrern ins Gespräch komme und wir gemeinsam die aktuelle Situation von AIDA, insbesondere auch im direkten Vergleich mit TUI Cruises, analysieren. Und wir mehr oder weniger zu dem gemeinsamen Schluss kommen, dass AIDA gewisse Anpassungen vornehmen muss, um dem Publikum, dass teilweise ja ordentliche Preise für eine Kreuzfahrt zahlt (so kostet die Balkonkabine bei Doppelbelegung auf dieser Reise rund 13.500 €), ein entsprechendes Preis-/Leistungsverhältnis zu bieten. Und das ist aktuell in dieser Preisklasse bei den Mitbewerbern tendenziell höher …

Also sind wir mal gespannt, was da ggf. in der nächsten Zeit auf uns so zukommt – ich bin der festen Überzeugung, dass es hier Anpassungen geben wird. Und zugegeben – ein bisschen was merkt man auf dieser Reise schon davon. Sowohl die Auswahl als auch die Qualität der Speisen ist hier besser als auf den Standardtouren der großen Schiffe. Und gefühlt steht hier auch mehr Servicepersonal in den Restaurants zur Verfügung – Teller, die sich zwischen den einzelnen Gängen ans Buffet am Tisch stapeln, sind mir zumindest noch nicht aufgefallen.

Doch zurück zu unserer aktuellen Reise … im Calypso wird inzwischen schon zum Nachmittagskaffee eingedeckt, so dass ich mich jetzt auf den Weg in die AIDA Bar mache. Hier nimmt mein Router wieder Kontakt zum norwegischen Mobilfunknetz auf, so dass ich die Gelegenheit nutze, nach 1 ½ Tagen Internetabstinenz mal alle Mails auf den aktuellen Stand zu bringen (und soweit es geht zu beantworten), meine Webserver nach Viren zu checken, schnell mal einen Blick in die lokale Tageszeitung zu werfen – und die WELT Kompakt der letzten beiden Tagen auf dem iPad für nachher zu aktualisieren.

Und dann laufen wir auch schon wieder aus – und beginnen unseren Weg in Richtung des Nordkaps, wo wir morgen Abend gegen 23.00 Uhr ankommen werden.

Das Auslaufen aus dem Fjord ist dabei noch einmal ein fotografisches Ereignis – und kommentiert von unserem Bordlektor erfahren wir auch noch das eine oder andere Spannende über Spitzbergen. Zum Beispiel, dass der Flughafen erst 1975 erbaut werden durfte (da Spitzbergen einem Vertrag von 1925 zu Folge für die nächsten fünfzig Jahre frei von militärischen Einrichtungen bleiben musste und ein Flughafen als solche angesehen wurde). Oder dass es auf Spitzbergen einen Bunker gibt, in dem die wichtigsten Pflanzensamen der Erde tiefgefroren gelagert werden – für den Fall der Fälle (also einen Atomkrieg). Und aufgrund der Lage tief im Berg bleiben die Samen auch bei einem Stromausfall gefroren – herrscht hier doch Dauerfrost von -3,5°C.

Bis zum Abendessen – wobei ich heute erst die späte Runde um kurz vor neun nehme – nutze ich die freie Zeit zum Lesen. Ein neues, spannendes Buch lässt mich aktuell nicht wirklich los – und so freue ich mich auch schon auf den morgigen Seetag, den ich dann ziemlich sicher zum Lesetag erklären werde.

Lediglich die heutige Show im Theater „Zack-Zack“ nehme ich noch mit. Wer alt genug ist, um noch „Dalli-Dalli“ zu kennen, der weiß, um was es hier geht. Und wer nicht … naja, dem sei in Kurzform gesagt, dass es um eine Spielshow geht, in der Begriffe in möglichst kurzer Zeit gefunden und Spiele auf Geschwindigkeit absolviert werden müssen sowie zwischendurch immer mal wieder Gesang ertönt. Und dadurch, dass es sich bei den mitspielenden Teams um Mitreisende handelt, ist das Ganze meistens relativ lustig.

Und irgendwie kann ich mich nach wie vor nicht so richtig dran gewöhnen, dass es rund um die Uhr hell ist. Als ich gegen 22.30 Uhr in meine Kabine komme, ist es weiterhin taghell – und so wird es ja auch noch zwei Tage bleiben. Und auch wenn es mich beim Einschlafen nicht wirklich stört – bei jedem Aufwachen muss ich auf die Uhr gucken, weil schlichtweg jedwedes Zeitgefühl einfach nicht mehr vorhanden ist.

Weiter mit Tag 11: Honningsvåg und Nordkap (Norwegen)

16. Mai 2006: Oslo (Norwegen)

Kurz vor sieben ist die Nacht vorbei – einige vorwitzige Sonnenstrahlen tauchen die Kabine in helles Licht und kündigen einen herrlichen Tag mit stahlblauem Himmel und Sonnenschein an. Auch wenn der Wetterbericht heute erneut Bewölkung und Regenschauer für uns vorgesehen hatte, ist davon nichts zu spüren – Glück gehabt!

Also nichts wie unter die Dusche, dann auf einen Sprung in den California Grill zu einem Frühstück mit Sandwiches und Muffins und los geht der letzte geplante Landausflug „OSL01“ (Stadt mit Holmenkollen-Sprungschanze & Vigeland-Skulpturenpark). Da wir heute nur sechs Stunden im Hafen liegen, musste die Entscheidung für einige Highlights fallen – alles geht nicht. Also geht es zunächst in den Bus (same procedure as every day), wobei vielleicht einmal erwähnt werden sollte, dass in Norwegen hier offensichtlich viel Wert auf Sicherheit gelegt wird. Dass vorhandene Gurte (und hier sind an allen Plätzen Gurte vorhanden) anzulegen sind, ist ja inzwischen auch bei uns Standard – dass vor Beginn der Fahrt jedoch eine Sicherheitseinweisung analog Flugreisen erfolgt, habe ich hier zum ersten Mal erlebt: der Reiseleiter informierte ausführlich über die vorhandenen Notausgänge, die Lage der Feuerlöscher und des Erste-Hilfe-Kastens und die Notöffnung der Türen – faszinierend.
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14. Mai 2006: Hellesylt/Geirangerfjord (Norwegen)

Wie soll man den Geiranger Fjord besser beschreiben als dies in „AIDA heute“ geschieht: „Wer diese Teile der Erde gestaltet hat, muss ein Dichter gewesen sein, oder ein Maler, oder ein Philosoph. Jede Beschreibung des Anblicks ist eine glatte Untertreibung, denn diese Landschaft ist wohl eine der schönsten auf der ganzen Welt. (…) Die urtümliche Gewalt senkrecht aufsteigender Felswände, tosende Wasserfälle, steile Berge mit eiskalten Gletschern und sattes Grün lassen den Betrachter alles andere vergessen.“ Und so ist es auch … schon bei der morgendlichen Einfahrt in den Fjord bestätigt sich – trotz eher bescheidenen Wetters mit vereinzelten Regenschauern und tief hängenden Wolken – der erste Eindruck: mächtiger kann Natur wohl kaum sein.
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