Heute liegt der erste Seetag unserer Reise vor uns – und fünf weitere werden noch folgen. Im Gegensatz zur Transatlantik allerdings nicht alle am Stück sondern in homöopathischen Dosen – immer wieder mal einer.

Aufgewacht bin ich natürlich viel zu früh – aber an die frühen Sonnenauf- und späten Sonnenuntergänge, die dann ja demnächst mehr oder weniger ganz wegfallen, werde ich mich schon noch gewöhnen. Jetzt schlafe ich erst mal noch ein bisschen weiter bevor ich dann so gegen 7.00 Uhr endgültig wach bin – aber die Nacht ist ja eh schon eine Stunde länger gewesen.

Ich schaue mal, was im Bad so geht und mache mich dann auf den Weg ins Rossini – dort gibt es ab 7.30 Uhr das „Grünen-Frühstück“. Leider läuft es heute nicht ganz so wie geplant – das Verhältnis von Personal zu Gästen weist offensichtlich ein gewisses Missverhältnis auf – zumindest stehe ich rund zehn Minuten am Eingang, bis endlich mal jemand den Haken neben meiner Kabine macht und ich mir einen Platz suchen kann. Da hätte nicht mehr viel gefehlt und ich wäre ins Calypso gegangen …

Dafür klappt das mit der Latte gut – der erste vorbeikommende Kellner fragt nach meinem Kaffeewunsch und kurz darauf steht auch schon die Latte auf dem Tisch. Das war’s dann aber leider auch schon – alles andere kommt nur nach expliziter Bestellung. Selbst das leere Latte-Glas bleibt am Schluss leer … da bin ich in der letzten Woche auf Mein Schiff in der Tat regelrecht verwöhnt worden. Aber vielleicht wird es morgen ja besser …

Auch wenn AIDA auf einigen Schiffen aktuell wohl analog zu TUI das iKiosk-Angebot von PDF-Zeitungen testet, die täglich über das Bordportal mittels Tablet oder Laptop heruntergeladen werden können, ist das zumindest auf der Cara noch nicht verfügbar, so dass ich mich – wie früher schon oft – für ein Abonnement der WELT Kompakt für den Kindle entscheide. Das kostet für die zwei Wochen rund sechs Euro und lässt sich mit der Kindle App am iPad sehr gut lesen. Einziger Nachteil: man braucht für den Download eine Internetverbindung.

Da ich vorhin jedoch schon die Wochenflat gebucht habe (ist mit 159 € leider recht teuer – dafür muss ich mir aber keine Gedanken mehr über meine Nutzung machen), ist das natürlich kein Problem – kurz nach dem Start der App ist die aktuelle Ausgabe geladen und ich kann gemütlich bei einer Latte, die ich mir noch in der AIDA Bar vor dem Rossini servieren lasse, die gestrigen Ereignisse Revue passieren lassen.

Bis gegen 10.00 Uhr – dann habe ich nämlich einen Termin im Theater zu einer Veranstaltung, die ich so noch nicht gesehen habe: die Vorstellung der Reise-Highlights. In einer etwa halbstündigen Präsentation werden die einzelnen Tage der Reise vorgestellt, u.zw. sowohl die Highlights der einzelnen Häfen als auch die Programmpunkte auf dem Schiff. Keine schlechte Idee – insbesondere auch für die Erstfahrer (von denen wohl doch einige an Bord sind), die so schon mal einen ersten Eindruck bekommen, was „Crew meets Band“ oder das „Alpenglüh’n“ ist.

Im Anschluss daran schaue ich mir noch die Ausflugspräsentationen von Lerwick auf den Shetland Inseln und von Reykjavik in Island an – auf den Shetlands habe ich ja bislang nichts gebucht (und das bleibt auch so) und in Reykjavik bin ich ja mit einem lokalen Anbieter, FAB Travel, unterwegs – allerdings sind die Ziele die gleichen wie bei den AIDA-Ausflügen, so dass das schon mal einen ersten Eindruck gibt. Und wenn das Wetter noch stimmt, wird das echt genial …

So, jetzt ist es aber Zeit für Wellness. Ich verlagere mich ein bisschen in den Saunabereich, wobei der Fahrtwind jedoch so stark ist, dass der anschließende Aufenthalt zum Abkühlen an Deck eher kurz ausfällt. Außerdem fällt man schon ein bisschen auf, wenn man – nur mit Handtuch bekleidet – zwischen den in dicken Jacken und mit zusätzlicher Decke eingepackten Menschen an Deck den Weg zum FKK-Deck einschlägt. Aber gut, ohne vorher in der Sauna gewesen zu sein würde ich das ja auch eher nicht machen 😉

Für ein schnelles Mittagessen gehe ich heute mal kurz ins Calypso – hier gibt es dann ein paar Vorspeisen und danach ein Softeis. Da steht nämlich auf einmal so ein Automat – scheint wohl beim letzten Werftaufenthalt während des Umbaus des Calypso eingebaut worden zu sein. Gute Idee, ist mal was anderes …

Und nach dem Essen steht noch eine kurze Pflichtveranstaltung an: der Faceckeck für die Einreise nach Großbritannien. Das kannte ich bislang ja nur aus den USA und aus Israel – scheint man aber hier jetzt auch zu machen. Und dazu hat man kurzerhand die Behörden an Bord geholt, so dass die 1.200 Leute nach Musterstationen geordnet jetzt sukzessive an den Beamten vorbeigehen und hoffen, dass diese eine – wenn auch nur entfernte – Ähnlichkeit zwischen dem Passfoto (meistens ja nach biometrischen Grundsätzen aufgenommen) und dem tatsächlichen Urlaubsgesicht an Bord erkennen.

Und wie sie das bei mir auch immer gemacht hat – sie ist wohl zufrieden gewesen. Und dann bin ich das auch und mache mich auf den Weg in meine Kabine, um mal ein bisschen zu lesen – schließlich ist das ja Urlaub hier …

Etwa 1 ½ Stunden später wache ich wieder auf – genau richtig, um im Calypso einen Kaffee zu trinken und einen Muffin zu essen. Das Wetter ist nach wie vor eigentlich recht gut, die Sonne scheint in weiten Teilen und mit 17 Grad ist es auch nicht wirklich kalt – nur der Fahrtwind ist halt schon frisch, so dass der Aufenthalt im Freien am besten nach einem Saunagang funktioniert.

Also mache ich mich wieder auf den Weg – um vier nach vier steht ja der erste Aufguss dieser Reise an. Die kleine Sauna ist recht voll (ich habe über 20 Leute gezählt) und die Vertretung für den Sportie, der normalerweise bei den Aufgüssen in Erscheinung tritt, kommt zu uns.

Eukalyptus-Kiba (Kirsch-Banane) habe er dabei, lässt er uns wissen. Und dann fängt er an. Aber irgendwie klappt das nicht so richtig. Zum einen ist die Sauna – warum auch immer – nicht so richtig heiß (weniger als 80 Grad), zum anderen verwedelt er mit einem Handtuch in einer Größe, das bei mir zu Hause als Gästehandtuch zum Einsatz käme. Mit dem Ergebnis, dass es halt nicht richtig so wird, wie es werden sollte.

Das Eis zwischendurch nutzen wir dann auch eher, um dem Ofen ein bisschen einzuheizen als uns abzukühlen – aber so richtig warm wird es erst, als er fertig ist und einer der Gäste mit einem großen Handtuch und den passenden Wedelbewegungen loslegt – aber zugegeben, der Vergleich ist unfair: wie wir später erfahren, arbeitet er seit über 45 Jahren schon als Saunameister.

Dafür erfahren wir noch etwas anderes: nämlich, dass wir richtig Glück mit dem Wetter haben. Auf der letzten Reise war es da wohl etwas lebhafter auf See – auf der Strecke zu den Shetland Inseln waren die Wellen wohl sieben bis acht Meter hoch (und das Hospital entsprechend frequentiert). Und in Island konnten die Häfen wohl nur in geänderter Reihenfolge und teilweise auch nur auf Reede angelaufen werden. Naja, fängt bei uns ja schon mal gut an – hoffen wir mal, dass das so bleibt (müsste ja eigentlich, von wegen „wenn Engel reisen“ oder so …) 😉

Aber kommen wir wieder mal zu den wesentlichen Dingen des Bordlebens: dem Essen. Auf den kleinen Schiffen gibt es ja zum einen an den Seetagen immer den Poolbrunch als Alternative zum Mittagessen (wobei das manche aber auch als Ergänzung für die Zeit zwischen Frühstück und Mittagessen ansehen). Und den gab es natürlich auch heute, das Thema war „Italien“. Leider habe ich den aber irgendwie verpasst …

Zum anderen gibt es in den Restaurants jeden Abend einen anderen Thementag (was ich persönlich echt toll finde). Und da haben wir heute „Spanien“ und „Ranchero“ zur Auswahl. Und da Ranchero so ein bisschen nach Fleisch klingt (oder ehrlicher: ich weiß aus Erfahrung, dass da Fleisch im Spiel ist), nehme ich das auch gleich …

Und auch heute Abend treffe ich auf Bekannte aus dem AIDA-Forum (wobei ich bislang eigentlich nur den Forennamen kenne und sich der Rest erst beim Essen ergibt), so dass es ein interessantes Abendessen mit viel Erfahrungsaustausch wird. Und nur mal so am Rande sei erwähnt, dass es natürlich auch gut schmeckt.

Im Theater haben wir dann heute Abend die Offiziersvorstellung auf dem Programm. Und irgendwie kenne ich die in der Tat alle noch nicht – bis auf den Reiseberater. Und das ist in der Tat ganz selten … normalerweise ist immer mal der eine oder andere dabei, mit dem ich schon unterwegs war. Aber gut, vielleicht taucht ja übermorgen beim Clubtreffen noch einer aus dem Hintergrund auf … Und ansonsten lerne ich sie halt kennen (und sie mich …) 😉

Auf die anschließende Show verzichte ich heute – zu Gunsten eines gemütlichen Leseabends. Das ist nämlich genau das, wozu ich zu Hause irgendwie nicht komme. Das muss ich aber auch mal in Angriff nehmen – irgendwie läuft da was schief …

Ach ja, falls sich jemand wundert, warum ich nicht beim Bingo anzutreffen bin, obwohl das auf den kleinen Schiffen doch eigentlich genau mein Ding ist … ganz einfach: es findet wieder mal in der Anytime Bar statt – und da das die Raucherbar ist, fällt für mich Bingo auf dieser Reise halt (wieder) aus. Aber eine Stunde im Qualm sitzen – sorry, das muss ich nicht haben.

Und von daher klingt der Abend genau so gemütlich aus wie der gestrige … und morgen haben wir ja auch schon unseren ersten Hafen vor uns: Lerwick auf den Shetland Inseln erwartet uns.

Weiter mit Tag 3: Lerwick (Shetland Inseln)