Wie immer schlafe ich bei offener Balkontür – und so wache ich mehr oder weniger parallel zum Sonnenaufgang auf. Wobei – sagte ich nicht, dass ich bei offener Balkontür schlafe? Ich bin verwirrt – die ist nämlich zu. Zwar nicht verriegelt, aber halt nun mal doch zu. Ich beginne also mit der Ursachenforschung und stelle zweierlei fest: zum einen ist die Schiebetür sehr leichtgängig (so dass sie sich schon bei leichten Bewegungen des Schiffes bewegt), zum anderen verriegelt der Hebel – anders als ich das bei AIDA gewohnt bin – tatsächlich nur die geschlossene Tür und arretiert sie nicht in jeder beliebigen Position. Das erklärt es dann natürlich …
Das muss ich dann noch mal eine Nacht beobachten – wenn die Tür dann natürlich jede Nacht hin- und hergleitet (ich stelle mir das bei Seegang recht bewegt vor), muss ich mir da was einfallen lassen … vielleicht sollte ich mal den genauen Abstand zwischen geöffneter Tür und Rahmen messen und dann das nächste Mal ein Stück Dachlatte in passender Länge mitbringen, damit ich die Tür entsprechend blockieren kann. Wobei – sind Dachlatten eigentlich erlaubt an Bord? Naja, mal abwarten, wie sich das entwickelt.
Ich stehe jedenfalls jetzt auf, um gleich mal eine der Neuerungen auf dem Schiff, den 25-m-Sportpool, zu testen. Also rein in die Badehose, die Handtuchkarte und den Bademantel geschnappt (inzwischen weiß ich übrigens, dass der zweite Badmantel Größe „XL“ hat – und dass der daher eher zu mir passt) und ab auf Deck 12.
Neben dem Innenpool finde ich auch schon den Handtuchstand (der ist übrigens jeden Tag von 7.00 Uhr bis 19.00 Uhr besetzt – und nicht nur stundenweise wie bei AIDA), an dem ich meine Handtuchkarte gegen ein blaues Poolhandtuch tausche. Im Prinzip läuft das also so wie bei AIDA, nur dass hier nicht von vornherein mal 15 € Pfand einbehalten werden, die bei Rückgabe des Handtuchs wieder gutgeschrieben werden – hier wird dann wohl nur bei „Verlust“ des Handtuchs das Konto belastet (mit welchem Betrag auch immer – muss ich noch mal rausfinden).
Am Sportpool herrscht durchaus schon reges Treiben – etwa zehn Leute sind im Wasser unterwegs. Ich dusche mich schnell ab und schließe mich den Schwimmern an, um mein Ziel, jeden Tag vor dem Frühstück 1 km zu schwimmen, zu erreichen. Doch das ist gar nicht so einfach …
Der Pool ist ja etwa 5 m breit – bietet also drei Schwimmern gleichzeitig bequem Platz nebeneinander. Zumindest theoretisch. Es gibt da nämlich durchaus den einen oder anderen, der unter sportlicher Betätigung auch versteht, dass man mehr oder weniger bewegungslos im Wasser steht. Und zwar im Weg. Andere lassen sich partout nicht davon abbringen, immer auf derselben Bahn hin und her zu schwimmen anstelle das Prinzip des „Rechtsverkehrs“ (also auf der einen Bahn hintereinander hin und auf der anderen Bahn hintereinander zurück) anzuwenden – das führt dann halt regelmäßig zu „Gegenverkehr“ und damit verbunden zu Ausweichmanövern. Womit dann durch die Ausweichler auch die mittlere „Überholspur“ blockiert wäre.
Also langer Rede, kurzer Sinn: die Idee mit dem 25-m-Pool zum Bahnenschwimmen ist richtig gut, die Umsetzung scheitert so ein bisschen an der Praxis. Wobei dieses Hindernisschwimmen ja nichts Neues ist – das erlebe ich auch jede Woche im Bad Heusenstamm – nur ist das Becken da breiter, so dass man sich etwas leichter aus dem Weg gehen äh, schwimmen kann. Vielleicht sollte man hier noch zwei große Pfeile auf den Beckenboden malen – damit wird’s dann auch jedem klar …
Trotz allem ziehe ich das mit dem Kilometer durch – auch wenn es durch die vielen Ausweichmanöver wahrscheinlich eher 1,1 km geworden sind …
Im Übrigen handelt es sich beim Sportpool um einen Salzwasserpool – man sollte also nicht zu viel davon trinken 😉 Und noch etwas für die eher technisch Interessierten: um einen solchen Pool auf einem Kreuzfahrtschiff (und dann noch so weit oben) bauen zu können, muss man sich eines Tricks bedienen. Bei Seegang wäre die Wassermenge nämlich so groß, dass diese unkontrollierbar hin- und herschwappen und damit eine Gefahr für die Stabilität des Schiffes darstellen würde. Dieses Verhalten umgeht man hier ganz elegant: der Pool kann in der Mitte mittels einer Trennwand geteilt werden, so dass danach zwei kleinere Pools mit je 12,50 m Länge entstehen – und davon geht dann wohl keine Gefahr mehr aus. Wieder was gelernt …
Jetzt aber raus aus dem Wasser … Und da direkt neben dem Pool zwei Whirlpools (für jeweils rund 10 Personen) vorhanden sind, mache ich dort auch gleich den Temperaturcheck. Da habe ich ja auf den unterschiedlichen Schiffen schon viel erlebt – von eiskalt (gern mal bei AIDA) bis kochend heiß (regelmäßig auf der Oasis oft the Seas) bis genau richtig (eigentlich nur auf Hurtigruten). Und jetzt auch hier. Die Wassertemperatur liegt leicht über (meiner) Körpertemperatur – und so soll es eigentlich ja auch sein in einem „hot tub“ (und es hat schon seinen Grund, warum die Dinger auf Englisch nicht „cold tub“ heißen). Hier bleibe ich … zumindest mal so ein Viertelstündchen.
Dann geht’s zurück in die Kabine unter die Dusche. Und auch die macht, was sie soll. Gefühlt ist sie etwas größer als auf AIDA, wobei das aber auch an der etwas eckigeren Form liegen kann. Der Ablauf ist kein reiner Bodenablauf sondern als Leiste an der Seite angebracht, was insbesondere bei sich bewegendem Schiff wohl Vorteile bringt, da sich das Wasser nicht ständig über dem Bodenablauf hin- und herschiebt sondern – wenn es denn einmal an der Wand angekommen ist – großflächig verschwindet.
Frisch geduscht ist es jetzt aber Zeit für ein kleines Frühstück. Optionen habe ich hier mehrere – von der Buffetform im Anckelmannsplatz oder im Atlantik auf Deck 3 bis zum A-la-carte-Frühstück im mediterranen Bereich des Atlantik-Restaurants.
Und da ich als „AIDA-Fahrer der Clubstufe Grün“ (so die offizielle Bezeichnung der „Grünen“ bei AIDA) das ja aus dem Rossini oder dem Buffalo Steakhouse gewohnt bin, entscheide ich mich heute auch hier dafür. Ich laufe also auf Deck 4 (da die Restaurants auch hier (fast) alle im hinteren Bereich des Schiffes angesiedelt sind, ist der Weg von meiner Heckkabine nicht ganz so weit) und werde am Eingang des Restaurants sofort in Empfang genommen.
Einer der Gastgeber führt mich zu einem netten Tisch am Fenster und drapiert die Serviette auf meinem Schoß. Ein Kellner kommt vorbei und fragt nach, ob ich Kaffee wünsche (die Kanne hat er vorsichtshalber schon in der Hand). Ja, wünsche ich – aber als Cappuccino, worauf er sich auf den Weg macht, um das Gewünschte zu besorgen.
Eine weitere Kellnerin kommt inzwischen mit einem Buffetwagen angefahren, auf dem sich allerlei Sorten Wurst, Schinken, Käse, Fisch, Joghurt, Müsli und Obst befinden. Ich lasse mir etwas Lachs reichen und frage nach etwas Meerrettich. Den habe sie zwar nicht dabei, aber das wäre kein Problem; sie würde sofort welchen am Buffet ein Deck tiefer besorgen. Wow, ich bin schon wieder überrascht – oder eigentlich eher begeistert.
Und während der erste Kellner den Cappuccino auf den Tisch stellt, fragt er bereits nach Eierspeisen. Ich werfe einen kurzen Blick in die Karte auf dem Tisch und finde eine große Auswahl an warmen Gerichten vor: eigentlich alles, was man so aus Eiern machen kann sowie Minutensteaks, Würstchen und vieles mehr, was man so zum Frühstück mag oder zumindest mögen könnte. Im Übrigen wieder mal alles inkludiert – lediglich Champagner und Austern kosten extra. Aber damit kann ich leben …
Ich entscheide mich für ein Omelette mit Schinken, Käse, Paprika und Zwiebeln als ich dann doch noch mit etwas aufpreispflichtigem konfrontiert werde: einem 0,3-l-Glas frischgepresstem O-Saft. Angerichtet wie ein Cocktail kommt der an meinem Tisch vorbei – da kann ich dann in der Tat nicht widerstehen. Und während es normale Fruchtsäfte inkludiert gäbe, kostet der hier 2,90 € – aber die ist mir das wert …
Ich muss zugeben, ich bin rundherum zufrieden. Allein die Aufmerksamkeit der Kellner ist auf höchstem Niveau – Wünsche werden im Prinzip erfüllt, bevor sie auftreten. Oder anders gesagt: immer dann, wenn ich mir gewünscht hätte, dass ein Kellner mal bei mir vorbeischaut, ist auch einer da. So wird der Cappuccino unaufgefordert durch einen neuen ersetzt und immer dann, wenn mein Teller leer ist, werde ich gefragt, wie meine weiteren Wünsche aussehen.
Tja, der Punkt geht ganz klar an TUI Cruises. Bei AIDA gibt es das zwar auch (wobei der Service hier erfahrungsgemäß sehr stark mitarbeiterabhängig ist), allerdings muss man dafür bereits mindestens 100 Tage auf AIDA unterwegs gewesen sein – oder bereit sein, dafür 18 € zu bezahlen. Und hier gibt es das für jeden – und zwar vom ersten Tag an.
Zum Frühstück lese ich übrigens gern eine Zeitung – und zwar auch, wenn ich vieles am Vortag schon mal irgendwo online gesehen habe. Und gerade im Urlaub, wo man ja nun nicht den ganzen Tag mit dem eingeschalteten Smartphone herumläuft (zumindest ich nicht), ist das immer eine schöne Zusammenfassung der Geschehnisse auf der Welt.
Dummerweise ist das auf einem Schiff bislang ja immer etwas schwierig gewesen, da die wenigsten Zeitungsboten gut genug schwimmen können. Hier sind also Alternativen gefragt. Und die gibt es inzwischen …
Bereits bei der Vorbereitung hatte ich ja festgestellt, dass TUI gedruckte Zeitungen morgens auf die Kabine liefert – das ist zwar nicht ganz billig, angesichts des enormen Aufwands (meine auf DIN A3 ausgedruckte und geheftete „Welt am Sonntag Kompakt“ war fast einen Zentimeter dick) aber nachvollziehbar.
Doch es geht auch günstiger – und vor allem unweltverträglicher: „iKiosk“ heißt das Stichwort. Auf der Mein Schiff kann ich mich überall in das bordeigene WLAN-Netz einbuchen; hierüber wird dann auch der Internetzugang abgewickelt. Ich kann aber auch Digitalausgaben gängiger Zeitungen kaufen und lesen. Und das geht problemlos: einfach den Browser aufrufen, auf der automatisch erscheinenden Startseite „Digitalzeitungen“ auswählen und dann – nach Anmeldung mit Name, Kabinennummer und PIN (bzw. Geburtsdatum) die gewünschte Zeitung auswählen und diese dann als PDF-Datei im Browser lesen oder auf das Gerät downloaden.
Ich mache das jetzt mal am iPad mit der WELT Kompakt; die Zeitung kostet mich als PDF-Ausgabe 0,80 € und ist in wenigen Sekunden heruntergeladen. Und schon kann ich die Zeitung ganz in Ruhe im Originallayout lesen. Und das sogar auf allen meinen Endgeräten, da ich die einmal gekaufte Ausgabe mit meinen Zugangsdaten jederzeit erneut kostenlos herunterladen kann – also beispielsweise auch auf dem iPhone oder dem MacBook … ganz nach Belieben.
Und so sitze ich jetzt im Atlantik, lasse mir meinen Obstteller schmecken, den ich mir zum Abschluss habe zusammenstellen lassen und lese gemütlich die WELT Kompakt. So soll das sein …
Aber irgendwann geht es hier natürlich auch im Programm weiter. Und so mache ich mich nun auf den Weg ins Theater – um 10.00 Uhr gibt es hier die Ausflugspräsentationen von Dubrovnik und Kotor. Eigentlich habe ich ja in beiden Lokationen einen Strandausflug gebucht – zumal ich zumindest Dubrovnik ja schon kenne. Aber vielleicht gibt es ja doch noch eine Alternative oder ein „Must-have-seen“.
Das ist für Dubrovnik nicht der Fall – aber wer zum ersten Mal hier ist, sollte unbedingt die Fahrt mit der Seilbahn auf den Hausberg Srd, einen Besuch der Altstadt und einen Spaziergang auf der Stadtmauer unternehmen (wen die Details dazu interessieren, der schaut mal in meinen Reisebericht über meine Adria-Reise mit der AIDAaura). Für mich bleibt es bei dem Strandausflug am Nachmittag – das passt auch besser zum Wetterbericht, der für den Vormittag zwar Temperaturen knapp unter 30°C vorhersagt, aber auch eine Regenwahrscheinlichkeit von 35% angibt.
In Kotor ändere ich jedoch meine Meinung. Anstelle des Transfers zum Jaz Beach (der übrigens auch ganz toll aussieht) mache ich jetzt aber doch die Panoramafahrt – da ich noch nie in Montenegro war, scheint mir das die bessere Alternative zu sein … zumal es Meer und Strand ja immer wieder mal irgendwo auf dieser Welt gibt 😉
Ein Highlight der Präsentation muss ich aber noch erwähnen. Bei verschiedenen Ausflügen ist ein Mindestalter vorgeschrieben – das ist insoweit nichts Ungewöhnliches. Allerdings sind hier manche Ausflüge altersmäßig auch nach oben begrenzt (z.B. eine Bergwanderung, das Fahren mit Quads oder dem Segway). Da ist nämlich bei 60 (!) Jahren Schluss. Und dass das nicht unbedingt auf Zustimmung vieler im Publikum trifft, ist auch klar – und verständlich. Ich kenne 30-Jährige, die ich auf manche Bergwanderung nicht mitnehmen würde, aber auch knapp 90-Jährige, die heute noch ein Tau in der Turnhalle nach oben klettern (was ich beispielsweise nie konnte und wohl auch nie können werde). Zeitweise hatte ich sogar Angst, dass hier gleich ein Rollator auf die Bühne fliegt … 😉
Und da hilft es auch nicht viel, wenn TUI auf die örtlichen Agenturen verweist, die diese Regeln angabegemäß aufgestellt haben sollen (habe ich übrigens bei AIDA, die ja vermutlich die gleichen Agenturen beauftragt haben, so bislang noch nicht gesehen).
Aber ich habe ja Glück – mich betrifft das erst in gut zehn Jahren (je mehr ich aber drüber nachdenke, desto lächerlicher wird das – warum sollte ich denn in zehn Jahren nicht mehr mit dem Segway fahren können?) – und so mache ich mich also auf den Weg zum Ausflugscounter, finde sofort eine Ansprechpartnerin und kann meinen Ausflug in Kotor auch problemlos umbuchen (obwohl ich den im Vorfeld im Internet gebucht habe, geht das hier auch so wie bei AIDA – bis zum Buchungsschluss kann problemlos umgebucht werden). Und so tauscht man einfach mein Ticket für den Strandtransfer gegen das für die Panoramafahrt. Das war’s. Keine Unterschrift, keine Bordkarte, die irgendwo eingelesen werden müsste – einfach so. Ich hätte es nicht erwartet: „Wohlfühlschiff“ halt.
Auf dem Rückweg zur Kabine mache ich dann gleich noch einen Abstecher zur Fotogalerie. Dort ist alles so wie man das erwartet und kennt – die bei der Anreise gemachten Fotos werden ausgestellt und man kann diese kaufen. Allerding sind die Bilder nicht in ausgedruckter Form vorhanden sondern nur elektrisch. An großen Touchscreens wählt man zunächst das Thema aus (in meinem Fall also „Anreise“ und dann „8 – 10 Uhr“) und schon werden alle Bilder in allen Variationen (mit und ohne verschiedene Schmuckrahmen) angezeigt. Man blättert am Bildschirm also einfach durch die Galerie (an mehreren großen Monitoren an der Wand können dann auch andere dem Geschehen folgen), bis man das gewünschte Bild gefunden hat. Das kann man dann per Knopfdruck bestellen – mit und ohne Schmuckrahmen und in verschiedenen Größen (zu Preisen ab 7,50 € für ein Bild ohne Schmuckrahmen in 13×18 cm).
Der Warenkorb wird dann durch Vorhalten der Bordkarte an den RFID-Leser final bestellt, die Bilder können ab dem nächsten Tag abgeholt werden.
Und auch wenn das System mit der Gesichtserkennung auf den neuen AIDA Schiffen innovativer ist (wobei es da schon interessant zu sehen ist, wer mir nach Meinung des Computers alles ähnlich sieht), klappt das hier auch ganz hervorragend. Und ist in jedem Fall besser als Tausende von entwickelten Papierbildern zu vernichten (jetzt müsste sich diese Kostenersparnis halt auch noch im Verkaufspreis widerspiegeln).
Bis zum Mittagessen ist jetzt ja noch ein bisschen Zeit – und die verbringe ich mit einem Saunagang und einem anschließenden Sonnenbad auf dem Nicht-FKK-Sauna-Außendeck mit einem guten Buch (besser gesagt einem E-Book). Die Sonne scheint unablässig, Wind ist praktisch nicht vorhanden und die UV-Strahlung soll entsprechend hoch sein. Von daher entscheide ich mich nach rund 1 ½ Stunden für etwas Schatten – und den finde ich im Gosch Sylt bei einem Bismarckhering- und einem Krabbenbrötchen. Sehr lecker.
Und dann wird es dringend mal Zeit, dass ich den heutigen See- pardon Schiffstag mal produktiv nutze und ein paar meiner Erlebnisse aufschreibe. Dazu mache ich mich wieder auf den Weg in die Schaubar (scheint meine Lieblingsbar zu werden), bestelle mir ein Tonic Water und setze meinen Bericht fort.
Gleichzeitig befasse ich mich mal mit dem Internetzugang auf dem Schiff, da hier auf See natürlich keine Landnetze empfangen werden können. Dem heutigen technischen Stand entsprechend scheint auf dem gesamten Schiff ein WLAN-Netz zu existieren (zumindest habe ich bislang noch keinen Winkel entdeckt, auf dem kein WLAN verfügbar gewesen wäre). Neben dem Zugriff auf das digitale Zeitungsabonnement gibt es hier dann noch die Möglichkeit des Internetzugriffs. Hierfür werden – neben dem minutenbasierten Zugriff für 0,49 € pro Minute – zwei Pakete angeboten: 60 Minuten für 19,90 € und 180 Minuten für 49,90 €. Flatrates sucht man leider vergeblich.
Da ich zumindest an den beiden Schiffstagen einen Internetzugriff brauche (naja, haben will), entscheide ich mich für das 3-Stunden-Paket. Gebucht wird mittels Angabe von Name, Vorname, Kabinennummer und PIN, wobei die PIN für den Erstzugang das Geburtsdatum in der Form „TTMM“ ist. Nach dem ersten Einloggen muss diese dann in eine frei gewählte vierstellige PIN geändert werden, die dann für alle weiteren Zugriffe (und somit auch für die finale Buchung des Pakets) genutzt wird. Wenn also jemand weiß, wie ich heiße, wo ich hier wohne und wann ich geboren bin, hat er freien Zugriff auf meinen Account – ob ich das so richtig gut finden soll, weiß ich nicht. Von daher kann man eigentlich nur empfehlen, sofort nach dem Aufsteigen die PIN entsprechend zu ändern – unabhängig davon, ob man die digitalen Dienste nutzen möchte oder nicht.
Und nachdem ich jetzt im Netz bin, könnte es auch gleich weiter gehen (die aktuelle Version meines Berichtes liegt nämlich in der Cloud – ist halt doof, wenn man verschiebt anstatt zu kopieren …). Wenn denn da nicht die Gruppe Engländer wäre, die sich am Tisch neben mir niedergelassen hat. Die sind so lebhaft, dass ich nicht dazu komme, einen klaren Satz zu formulieren. Vielleicht sind das ja die gleichen wie an der Kölner Hotelbar …?
Naja, wie auch immer – ich ziehe in die entgegengesetzte Ecke um und finde dort die notwendige Ruhe. Aber eigentlich passt das ganz gut, dann kann ich ja gleich was zu meinen Mitreisenden schreiben. Die sind nämlich meistens etwas älter als ich (obwohl in NRW schon Sommerferien sind) – oder andersrum gesagt: ich senke den Altersdurchschnitt. Ob das typisch für Mein Schiff ist, kann ich noch nicht sicher sagen, ganz auszuschließen wäre es allerdings nicht. Wobei das ja nicht wirklich schlimm ist … es fällt halt nur auf. So braucht man sich hier an Bord auch keine Gedanken über das „Du“ oder „Sie“ zu machen – das „Sie“ ist selbstverständlich (so wie es sich bei den AIDA-Passagieren inzwischen ja auch nach und nach durchzusetzen scheint).
Und noch etwas fällt auf: das Publikum ist ein bisschen internationaler als auf AIDA. Während dort so gut wie niemand an Bord ist, der nicht aus einem deutschsprachigen Land kommt (die Niederländer zähle ich jetzt einfach mal dazu – auch wenn es natürlich falsch ist), finden sich hier doch immer wieder mal Vertreter anderer Sprachgebiete. So sind mir bislang – neben den erwähnten Engländern – auch noch einige Spanier und Italiener aufgefallen. Und nur um das klarzustellen: das ist weder schlimm (im Gegenteil) noch problematisch. Die Bordsprache ist ja weiterhin Deutsch – man merkt es halt nur an der einen oder anderen Stelle, wenn zusätzlich noch mal etwas in Englisch ergänzt wird.
Oder jetzt halt – ich habe mir zum Schreiben natürlich genau den Ort ausgesucht, an dem jetzt Bingo gespielt wird. Soviel also zum Thema „Ruhe zum Schreiben“ … und das findet dann tatsächlich zweisprachig statt. Wobei das keine wirkliche sprachliche Herausforderung ist – außer den Zahlen wird hier nämlich nichts gesprochen. Hat also nichts mit dem Aktiv-Bingo auf AIDA zu tun sondern eher mit „Rumsitz-Bingo“ auf der MS Deutschland. Und obwohl rund 50 Passagiere mitspielen, ist die Stimmung – sagen wir mal – überschaubar. Oder andersrum: ich war schon auf Beerdigungen, da war mehr los … 😉
Von daher stört das beim Schreiben also eher gar nicht. Lediglich beim finalen Bingo (es gibt 170 € zu gewinnen) tobt der Saal – oder anders ausgedrückt: es wird immerhin verhaltener Applaus zu Gehör gebracht. Also ganz ehrlich: dagegen ist selbst das Bingo auf den großen AIDA-Schiffen, das ja auch eher verhaltener ausfällt als auf den kleinen, ein Unterhaltungshighlight.
Ich denke nicht weiter darüber nach sondern mache mich so langsam auf den Weg in die Sauna . um mal einen Aufguss auf Mein Schiff mitzumachen. Mal schauen, wie das hier so läuft. Wie ich gelernt habe, macht es ja Sinn, im Bademantel die Sauna aufzusuchen (wegen der fehlenden Schlösser an den Spinden) – und da die Zeit noch langt, mache in noch einen Abstecher in meine Kabine, ziehe mich um und schlendere ans andere Ende de Schiffes. Hier komme ich kurz vor fünf an und erfahre, dass schon alles voll sei.
Das kann ich ja kaum glauben … ich schaue in die Sauna und bin verwirrt; da sind ja gerade mal 25 Leute drin. Das Teil ist mindestens doppelt so groß wie sie Sauna auf der Cara – eher noch größer. Und da fahren schon über 35 Leute drin … OK, war gegen Ende einer 14-Tages-Reise als man sich etwas besser gekannt hat und kein Problem mehr damit hatte „Sauna“ als „Sau-nah“ auszusprechen. Aber 25 Leute … in diesem Riesenteil? Geht ja gar nicht. Aber meint Ihr, da wäre mal einer gerückt. Nix ist passiert … unglaublich.
Ich finde dennoch einen Platz. Einer kratzt sich nämlich unvorsichtigerweise am Kopf (und hat in dem Moment die Hand nicht mehr neben sich liegen gehabt). Und da sitze ich jetzt – leicht grinsend. 😉
Und dann kommt der Sportie, der heute den Aufguss macht und erklärt lang und breit, was ein Aufguss ist, wie er ihn macht, was er von uns erwartet und gibt gleich noch ausführliche medizinische Hinweise, wie man sich danach richtig abkühlt. Ist klar, deswegen hat am Anfang, als er gefragt hat, wer noch keinen Aufguss mitgemacht hat, ja auch niemand die Hand gehoben. Ich möchte nicht wissen, wie seine Einweisung ausgefallen wäre, wenn sich einer als Neuling geoutet hätte.
Ein 13-jähriges Mädchen, das mit ihrer Mutter hier war, wurde übrigens gleich darüber informiert, dass sie nicht auf der zweiten Ebene zu sitzen habe sondern ganz unten und nach der ersten Runde unaufgefordert die Sauna zu verlassen habe. Das wäre ihm ansonsten zu riskant. Selbst der Hinweis der Mutter, das ihre Tochter schon seit Jahren in die Sauna geht und Aufgüsse mitmacht, hat ihn da nicht sonderlich interessiert. Ich bin immer mehr verwirrt, was die hier treiben – wahrscheinlich muss man hier zum nächsten Saunabesuch ein ärztliches Attest mitbringen …
Der Aufguss selbst ist dann allerdings ganz OK. Es gibt drei Runden, er verwedelt gut und hat auch das mit dem Abschlagen einigermaßen im Griff. Lediglich die Raterunde nach dem Duft wäre spannender gewesen, wenn er nicht seine Frage im gleichen Atemzug selbst beantwortet hätte: „Wollen Sie mal raten, welchen Duft ich dabei habe? Es ist Papaya-Orange.“ Ah, jetzt ja.
Ich muss das morgen noch mal probieren – vielleicht geht das ja noch besser hier …
Nach einer kurzen Abkühlung im Nicht-FKK-Sauna-Außenbereich und einer schönen kalten Dusche mache ich mich dann auf den Weg zum Abendessen (natürlich gehe ich erst in die Kabine und tausche den Bademantel gegen die lange Hose, die ich gestern aus dem Koffer geholt habe). Heute soll es mal ein A-la-carte-Restaurant sein – ich laufe also auf Deck 3 in den Klassik-Bereich des Atlantik.
Direkt am Eingang werde ich abgefangen und an einen netten Tisch geführt. Die Speisekarte wird gereicht, die Bestellung für einen Aperitif aufgenommen (es wird ein trockener Sherry, übrigens eines der „meisten Getränke“). Und während ich feststelle, dass das Schlemmermenü genau zu meinem Geschmack passt und ich weder etwas weglassen, noch etwas austauschen muss, kommt auch schon das bestellte alkfreie Hefeweizen (auch hier ein „meistes Getränk“).
Und so sehe ich nach und nach folgende Speisen auf meinem Platz:
Creme Brulée von der Gänseleber mir Schokoladenkirschen
Weiße Spargelcremesuppe mit Morcheln
Steinpilzrisotto mir Bra-duro-Käse
Entenbrust mit Honig-Mohn-Glasur und getrüffeltem Kartoffelpüree
Pannacotta mit Waldfruchtkaviar
Zum Abschluss nehme ich dann noch die alternativ zum Pannacotta angebotene internationale Käseauswahl, ergänzt um einen Ramazotti und einen Espresso (beides ebenfalls inkludiert).
Und was soll ich sagen? Das ist echt lecker gewesen … geschmacklich ist das irgendwo zwischen Marktrestaurant und Rossini angesiedelt. Aber in jedem Fall ist der Service herausragend. Keine Tischsuche, kein ständiges Laufen zwischen Buffet und Tisch – einfach gemütlich beim Essen sitzen, seine Wünsche äußern und bedient werden … das hat schon auch was. Und das ist ja auch einer der Gründe, warum ich bei AIDA immer wieder gern ins Brauhaus gehe (mal davon abgesehen, dass es da auch super schmeckt).
Es ist jetzt gegen acht – ich bin gut gesättigt und schwanke noch, welchen Termin ich gleich wahrnehmen soll. Denn da stehen zwei zur Auswahl …
Einerseits ist um 21.00 Uhr die Kapitänsvorstellung im Theater mit anschließender Rockmusik-Show, andererseits steht parallel dazu eine Demonstration der Möglichkeiten des Klanghauses und ein kleines klassisches Konzert auf dem Tagesplan. Und da ich Kapitäne ja grundsätzlich schon mal gesehen habe (und unseren kenne ich darüber hinaus auch schon von der Vorpremierenfahrt auf der Mein Schiff vor fünf Jahren), entscheide ich mich für das Klanghaus.
Denn das ist mal wieder etwas Neues an Bord eines Kreuzfahrtschiffes. Oder anders ausgedrückt: so etwas gibt es aktuell noch auf keinem Schiff. Und darauf sind sie hier echt stolz. Und wie ich gleich erleben werde, zu recht.
Das Klanghaus ist im Prinzip so etwas wie eine kleine Philharmonie (also wie das Teil, dass sie da seit Jahren in Hamburg zu bauen versuchen). Komplett aus Aluminium gebaut und im Holzlook verkleidet, sieht der Raum aus als ob er vollständig aus Holz bestehen würde. Doch die wahren Geheimnisse stecken hinter den Wänden, in Nischen und Spalten. Unzählige Mikrofone, Lautsprecher, Subwoofer und vor allem viel digitale Steuertechnik machen den Raum zu dem, was er ist.
Jedes auf der Bühne gesprochene Wort, jeder auf einem Instrument gespielte Ton wird von den Mikrofonen eingefangen und je nach Bedarf verstärkt und mit dem notwendigen Hall versehen. Und wie das dann klingt, das hören wir jetzt bei einer kurzen Demonstration. Mit geschlossenen Augen würde ich in der Tat denken, die Orgel stünde im Kölner Dom oder ich wäre versehentlich in einen Club gebeamt worden, in dem einen die Beats die Musik nicht nur hören sondern im ganzen Körper spüren lassen. Einfach der Wahnsinn.
Und da nehme ich auch ein etwa halbstündiges Konzert in Kauf, bei dem uns ein Streichquartett auf Violine und Cello bekannte klassische Melodien zu Gehör bringt. Und auch, wenn Klassik jetzt nicht zwingend meine Musikrichtung ist, gefällt mir das richtig gut, was ich da zu hören bekomme. Gut vorstellen könnte ich mir hier auch ein Solo-Konzert mit David Garrett – dafür würde ich glaube ich sogar eine Reise buchen 😉
Mal schauen, was diese Woche hier sonst noch so geboten wird – ich glaube, da könnte ich noch mal einen Abend vorbei schauen …
Ansonsten ist der heutige Abend jetzt aber soweit gelaufen. Ich hole mir noch einen Cocktail und lese noch ein bisschen auf dem Balkon, den Blick immer wieder mal auf die Heckwelle gerichtet … So könnte das jeden Abend sein – die regelmäßigen Besucher der Ocean Bar auf der Aura oder Vita wissen bestimmt, was ich meine …