Und trotzdem hat es nur bedingt etwas genutzt. Die Fahrt nach Madeira hat in der Tat eher etwas mit Schaukeln zu tun – ich bin nachts immer wieder mal aufgewacht, weil es im Bett doch ein bisschen unruhig zuging. Da wäre ein Wasserbett eine tolle Idee – mal ganz davon abgesehen, dass Wassermatratzen ja auch aus gesundheitlichen Gründen eine gute Wahl wären, würden sie auch den Seegang umgehend ausgleichen.

Aber gut, das hilft jetzt nicht wirklich weiter. Ich verbringe die Nacht also mit wechselweisem Einschlafen und Aufwachen – und irgendwann beginnt es draußen auch hell zu werden … und damit nähert sich auch Funchal immer mehr an.

Rund sieben Tage sind wir jetzt ununterbrochen auf dem Atlantik unterwegs gewesen, knapp 5.000 km haben wir zurückgelegt. Und vom letzten Tag mal abgesehen, haben wir während der gesamten Überfahrt nur gutes Wetter gehabt – besser kann es für diese Route eigentlich gar nicht sein.

Also stellen wir fest: das Projekt „Atlantiküberquerung“ ist soweit erfolgreich abgeschlossen, die sieben Tage auf dem Meer sind eine eindrucksvolle Erfahrung, man kann – wenn man sich das gönnen will – hier mal wirklich eine Auszeit nehmen und den Luxus „Zeit“ genießen.

Und von daher entscheide ich mich heute noch mal für ein Frühstück im Rossini – ich bin ja nicht wirklich im Zeitdruck. Und ich hatte es befürchtet … Zeit ist auch heute wieder nötig. Und zwar nicht, weil ich so langsam esse. Auch wenn das Personal sehr freundlich und bemüht ist – so richtig bekommen sie nicht die Kurve. Da sitze ich über eine Viertelstunde vor einem leeren Latte-Macchiato-Glas bis mal jemand danach fragt, ob ich noch eine trinken möchte. Der Räucherlachs wird offensichtlich frisch gefangen – anders ist eine Wartezeit von mehr als zehn Minuten eigentlich nicht zu erklären. Und dass selbst bei Verlassen des Tisches immer noch die Etagere meiner Vorgänger auf dem Tisch steht, spricht ja eigentlich auch für sich. Wenn man mal überlegt, dass der „normale“ Gast dafür 18 € bezahlen muss, ist das zumindest verbesserungswürdig.

Zeit ist übrigens auch das Thema hier auf Madeira. Ursprünglich sollten wir gegen 12.00 Uhr auf Madeira festmachen, irgendwie ist es aber doch ein bisschen schneller gegangen als erwartet – und so kommt es, dass unser Schiff bereits gegen 10.00 Uhr für den Landgang bereit ist.

Die individuellen Ausflügler nehmen das auch gleich wahr und machen sich auf den Weg in die Stadt während die AIDA-Ausflügler tendenziell erst gegen 12.00 Uhr ihren Ausflugsbeginn haben. Und das macht gar nichts; bleibt so doch zunächst noch etwas Zeit für die Vorbereitung. Und – viel wichtiger – auch die Wolken am Himmel, die heute morgen noch mehrheitlich Regen bei etwa 18°C bringen, haben die Chance, sich zu entfernen.

Gegen 12.00 Uhr haben sie es dann auch soweit geschafft. Wir wollen mal nicht von gutem Wetter reden – aber zumindest regnet es aktuell nicht mehr. Und das ist ja auch schon was (der Aktiv-Biking-Ausflug wurde beispielsweise wetterbedingt abgesagt).

Und so machen wir uns nach der üblichen Verzögerung am Ausflugsammelpunkt auf den Weg auf Deck 6, von wo aus wir die „Hühnerleiter“ auf den Kai hinabsteigen. Hier erwarten uns bereits drei Reisebusse für unseren Ausflug „MAD03: Malerische Aussichten“.

Da ich von meinem ersten Besuch auf Madeira die Highlights von Funchal und Monte ja schon kenne, ist das eine schöne Möglichkeit, um noch einen anderen Blick auf die Insel (und von dieser herunter) zu bekommen.

Und so ist unser erstes Ziel Camara de Lobos, ein Fischerdorf, durch dessen enge Gassen wir jetzt geführt werden. OK, „geführt“ ist übertrieben. Geführt werden wir nur zu einer Bar, in der wir mit einer Poncha-Probe (madeirisches Nationalgetränk auf Basis von Zuckerrohrschnaps, Orangen- und Zitronensaft sowie Honig) unseren Rundgang beginnen. Den Rest des Rundgangs überlässt unsere Reiseleiterin uns dann uns selbst: „Links geht’s zum Hafen, geradeaus zum Meer, rechts zur Kirche. Wir treffen uns in 40 Minuten wieder am Bus.“ Aber das ist auch in Ordnung so – verlaufen kann man sich hier nicht und so kann man sich individuell ein bisschen umsehen.

Weiter geht es dann von hier zum ersten unserer drei Aussichtspunkte, dem Pico da Torre. Von hier hat man einen schönen Blick auf das Fischerdorf, den Hafen und die Küstenlinie – das ist gelungen (auch wenn wir nur einen Fotostopp machen). Denn weiter geht es, kontinuierlich die Serpentinen nach oben, zur Steilküste Cabo Girão, der höchsten Steilküste Europas mit rund 580 m Höhe. Und damit man das auch gut sehen kann, wurde ein Felsvorsprung einfach mit Glasplatten versehen, so dass man die 580 m im freien Blick nach unten hat.

Das ist schon beeindruckend – wobei nicht gerade wenige der Mitreisenden schon ziemlich viel Angst entwickeln als es darum geht, sich auf die Glasplatten zu stellen: „Und was ist, wenn das Glas zerbricht?“ Naja, was soll dann schon sein? Dann geht’s halt nach unten … und zwar ziemlich weit.

Aber da Glas ja ein durchaus festes Material ist, gibt s eigentlich keinen Anlass davon auszugehen, dass es kaputt gehen könnte. Und geht es natürlich auch nicht – nur ist es ziemlich dreckig, da ja jeder sofort darauf rumtrampeln muss. Die Erkenntnis, dass man da mit einem Glasreiniger viel erreichen könnte, hat sich hier noch nicht herumgesprochen.

Ich genieße also die Aussicht, lausche interessiert den Gesprächen zwischen Familien bzw. Großeltern und Enkeln – und stelle fest, dass Kinder deutlich weniger Angst haben, dass das Glas zerbrechen könnte (also eigentlich gar keine) als deren (Groß)eltern. Wobei sich meistens die Älteren durchsetzen: steigt der Herr Papa auf die Glasplatten, macht das auch der Junior. Verweigert der sich, ist das Projekt in der Regel für die ganze Familie gestorben. Wobei man auch immer wieder Herren sieht, die zunächst einmal die Gattin vorschicken – man weiß ja nie … 😉

Gern genutzt werden auch die hier befindlichen Toiletten, die von einem Mitarbeiter der Stadtverwaltung bewacht werden. Mit Warnweste bekleidet sitzt er vor seinem Tischchen auf einem wackeligen alten Drehstuhl und kassiert von jedem potenzielle Toilettenbenutzer 50 Cent – gern auch passend. Grob hochgerechnet sollten sich hier pro Stunde wohl schon 25-50 € ergeben – kein so schlechter Schnitt.

Weiter geht es nun zu unserem dritten Aussichtspunkt, dem Eira do Serrado. Gut 1.000 m über dem Meeresspiegel (mit entsprechender Temperatur) halten wir auf einem kleinen Parkplatz und gehen dann noch rund acht Minuten einen stufigen Weg bergauf  – die Aussicht über das Nonnental, den zugehörigen Vulkankrater und die Bergwelt Madeiras entschädigt dabei für jeden Aufwand.

Und wir haben Glück … als wir 15 Minuten später nämlich wieder unten ankommen, hat sich der Regen entschieden, doch nicht in seiner Wolke zu bleiben und uns mit einem kleinen Schauer zu beglücken. Während wir bereits wieder unten sind und uns die Zeit in einem kleinen Souvenirladen vertreiben, ist die andere Hälfte zuerst im Souvenirladen gewesen – und gibt sich jetzt dem Regenschauer auf dem Weg nach oben hin.

Zurück am Bus geht es dann wieder in Richtung AIDAaura. Der Weg führt über die gleichen Serpentinen den Berg wieder hinab – so ein bisschen reisefest sollte man also schon sein … aber daran durften wir uns in der vergangen Tagen auf dem Schiff ja sowieso schon gewöhnen – obwohl echter Seegang ja eigentlich auch nur punktuell aufkam.

Um 16.45 Uhr sollte der Ausflug wieder beendet sein – und um 16.45 Uhr stehen wir noch im Stau vor einer Schule, da um 16.30 Uhr offensichtlich alle Schulen gleichzeitig den Tag beenden. Und so kommt es, dass wir erst mit rund zehn Minuten Verspätung auf der Aura ankommen – was ja eigentlich egal ist, dann aber doch zu etwas Zeitdruck führt, wenn man um 5-nach-5 im Aufguss sitzen will.

OK, es klappt – aber das ist jetzt wirklich ein ziemlicher Quickie. Boarding, Security Check, Kabine auf Deck 7 aufsuchen, Bademantel und -schlappen anziehen, auf Deck 11 laufen, dort noch schnell duschen und dann ab in die Sauna. Punktlandung … leider nur auf der mittleren Bank – mal schauen, wie heiß das heute wird …

Es wird heiß. Nein, eigentlich noch heißer – und so kommt es, dass ich vor dem dritten Durchgang schon in Richtung der Duschen unterwegs bin. Bevor es noch Brandblasen gibt …

Das gleiche Spiel wiederholt sich dann noch um 6-nach-6 – aber hier sitze ich wieder da, wo ich hingehöre … und trotz räumlicher Nähe zum Ofen ist es hier aushaltbarer. Und zwar bis zum Schluss.

Jetzt noch eine Viertelstunde in die untergehende Sonne – und dann ab unter die Dusche und in Richtung der Restaurants. Denn: im Marktrestaurant gibt es heute „Portugal“ während im Calypso „Brasilien“ auf uns wartet. Irgendwie sind heute beide Durchschnitt, aber wenn man sie nacheinander abklappert, findet man durchaus genügend, was man essen kann (und was auch gut schmeckt).

In der Nightfly Bar wird heute das Dortmund-Spiel der Champions League übertragen (bzw. zusätzlich noch im Theater als der Platz in der Nightfly Bar erschöpft ist), so dass ab etwa 19.30 Uhr eine gewisse Ruhe auf dem Schiff einkehrt und wir den Abend wieder mal mit einem Drink an der AIDA Bar ausklingen lassen können.

Jetzt haben wir also noch einen Seetag vor uns, dann einen Tag in Cadiz und danach einen letzten Seetag, bevor wir dann am Sonntag unser Ziel, Palma de Mallorca, erreichen.

In Cadiz hatte ich ursprünglich einen Ausflug nach Gibraltar gebucht – allerdings sieht die Wettervorhersage für Mittwoch bislang so schlecht aus (Regen, Wind und maximal 15°C), dass ich mich dazu entscheide, den Ausflug zu stornieren – nach Gibraltar komme ich sicher noch mal. Und je nach tatsächlichem Wetter gehe ich dann mal ein bisschen in Cadiz bummeln oder bleibe an Bord – dort dürfte es dann ja eher ruhig zugehen.

Jetzt gehe ich aber erst einmal ins Bett und lasse mich vom Seegang (der auch weiterhin fast ausschließlich aus Rollen besteht) in den Schlaf wiegen – mal schauen, wie das dann heute Nacht wird.

Weiter mit Tag 13: Auf dem Weg nach Cadíz