Unser vorletzter Seetag ist gekommen. Und auch wenn ich heute Nacht deutlich weniger oft aufgewacht bin, hat es wohl doch weiterhin Seegang gehabt. Zum einen merke ich es jetzt, wenn ich wach im Bett liege, zum anderen ist mein „Seegang-Indikator“, ein kleiner Milka Osterhase im Regal, umgefallen – wir scheinen also weiterhin aus dem Atlantik raus in Richtung Mittelmeer zu rollen.
Unterwegs haben wir nun zum sechsten Mal – und damit zum letzten Mal – die Uhren umgestellt, so dass wir jetzt wieder bei deutscher Sommerzeit agieren. Damit ist das Jetlag-Problem natürlich keins, sechs mal eine Stunde ist halt doch näher am menschlichen Biorhythmus als ein mal sechs Stunden.
Der Blick aus dem Fenster verheißt auch nichts wirklich Gutes. Es ist dunkel – und zwar aufgrund der Wolken am Himmel. Die reichen heute bis zum Horizont, weder blauer Himmel noch Sonne sind zu sehen. Und warm ist es auch nicht wirklich da draußen – zumal es auch noch regnet.
Also eigentlich könnte man gleich wieder ins Bett gehen. Auf der anderen Seite wartet irgendwo da draußen ein Frühstück. Und das gewinnt. Ich mache einen Abstecher ins Bad, um anschließend im Marktrestaurant eine Kleinigkeit zu essen. Hier werde ich zwar nicht bedient und muss zunächst auch auf meine Latte verzichten, dafür gibt’s hier die größere Auswahl – und ein Omelette bastelt mir der Spiegeleiermann auch zusammen.
Das mit der Latte nehme ich danach in Angriff. Ich setze mich in die AIDA Bar, schaue mal kurz ins Internet, was so in der Welt passiert, arbeite ein bisschen was von der To-Do-Liste ab – und lasse mir meine Latte vom Restaurantchef des Rossini in der AIDA Bar servieren – schließlich liegt ja beides nebeneinander. Und so kann ich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen … 😉 Also alles gut.
Bis auf den Blick aus dem Fenster. Hier wechseln sich Wolken und Meer ab, das Schiff bewegt sich nach wie vor rollend in Richtung Cadiz. In den Treppenhäusern hängen inzwischen wieder die Tüten aus und draußen regnet es sich ziemlich ein.
Also eigentlich ein idealer Tag für die Sauna. Und da gehe ich jetzt auch hin – zumal ich auch noch ein paar Zeitschriften lesen muss, sonst haut das mit der Gewichtsbegrenzung auf dem Rückflug nicht hin (im Gegensatz zu den 30 kg auf dem Hinflug muss ich jetzt nämlich mit 23 kg auskommen). Ich mache es mir also im Ruhebereich gemütlich, nachdem ich ein Viertelstündchen geschwitzt habe … und bekomme gleich Gesellschaft.
Eine Dame legt sich auf die Liege neben mir und richtet sich dort häuslich ein. Dazu gehört auch, eine dieser weißen Tüten aus dem Treppenhaus fein säuberlich neben die Liege (also zwischen uns) zu legen. Das verwirrt mich dann doch etwas … und als ob das noch nicht reicht, faltet sie diese gleich darauf mit den Worten „Man weiß ja nie …“ auseinander und stellt sie griffbereit zwischen uns.
Ich habe keine Ahnung, was die Dame nicht weiß – ich weiß dafür, dass ich eh noch mal ins Dampfbad will … und verschwinde unauffällig. Und als ich wiederkomme, ist sowohl sie als auch ihr Tütchen weg …
Und noch etwas ist geschehen – irgendwie hat es die Sonne geschafft, sich durch die Wolken durchzuarbeiten: ein Streifen blauen Himmels ist zu sehen. Wer weiß, ob es das noch mal gibt – also gleich raus aufs FKK-Deck, eine Liege aus dem Stapel gefummelt und ein windstilles Plätzchen gesucht. Und siehe da: ohne Wind und in der Sonne sind die 17°C vollkommen ausreichend, womit dieser Seetag vielleicht doch noch ein gutes Ende nimmt.
Fast zwei Stunden hält die Sonne durch – dann gewinnen die Wolken doch wieder die Oberhand, so dass sich Bewölkung und Regen abwechseln. Zumindest ist das Thema mit der Sonne durch – aber da die Dame von heute Morgen irgendwie nicht mehr aufgetaucht ist, ist jetzt ja auch der Ruheraum wieder nutzbar 😉
Inzwischen sind übrigens auch die Aufgüsse wieder an der Reihe, so dass jetzt alles wieder seinen gewohnten Gang geht. Wir schwitzen noch zwei bis drei Runden, fragen uns, ob der junge Mann, der heute in der obersten Reihe sitzt, die Sauna fluchtartig verlassen hat, weil es ihm zu heiß wurde oder ob die „Saunaaufgießerin“ ihn zu intensiv angelächelt hat (und ihm evtl. dadurch zu heiß wurde) und genießen den Ausblick durch die verspiegelten Scheiben (insbesondere dann, wenn Mitreisende davor stehen, die nicht wissen, dass dahinter die Sauna ist und sie zwangsweise von mindestens 25 Leuten beobachtet werden).
Und dann wird es dringend Zeit fürs Abendessen. Mittagessen und Kuchen sind heute bei mir ausgefallen, so dass ich mich auf den Start im Marktrestaurant (Thema heute ist „Frankreich“) freue. Und das zu Recht: Raclette, riesiges Käsebuffet, Cordon Bleu und vieles mehr. Fast so gut wie „Griechenland“ … 😉
Und da es das auf dieser Reise wohl nicht mehr geben wird, nehmen wir jetzt im Calypso mal die „Märkte der Antillen“ unter die Lupe. Und werden nicht enttäuscht. Da gibt es doch tatsächlich nochmal dieses Garnelen-Risotto (das Paulo demnächst nachkocht und ich mich schon auf das Rezept freue) und eine absolut geniale Bananensuppe mit Orangen und Chili. Dafür dass ich eigentlich höchstens noch ’ne Kugel Eis wollte, ist das wieder mal ziemlich daneben gegangen – das muss ab Montag dringend wieder in Angriff genommen werden. Manchmal würde ich mir da echt wünschen, dass das Essen hier auf AIDA so wäre, wie es manche in Internetforen immer mal wieder beschreiben … 😉
Gut gesättigt machen wir noch den obligatorischen Abstecher in die AIDA Bar, bevor es heute mal wieder ins Theater geht. „Zack zack“ steht auf dem Programm – Ähnlichkeiten zu „Dalli Dalli“ sind beabsichtigt. Eine Mischung aus Spiel, Spaß, Musik und Tanz versprechen einen kurzweiligen Abend – insbesondere wenn man sich anhören darf, „was man alles im Wald machen kann“. Da werden manche Eltern ihren Kindern heut Abend wieder mal neu aufgeschnappte Wörter erklären müssen … 😉
Zum Abschluss gibt es dann noch ein alkoholfreies Weizenbier in (bzw. vor) der Nightfly Bar bevor wir uns unseren leicht schwankenden Betten zuwenden.