Nachdem ich inzwischen ja 16 Tage auf AIDAmira verbringen durfte und im Nachgang sicher hunderte Beiträge und Reiseberichte auf Facebook, Insta und in den verschiedenen Foren gelesen habe, wage ich hier mal einen Gedankengang zur Einordnung von AIDAmira …
Meiner Meinung nach ist AIDAmira nicht einfach nur ein viertes Selection Schiff. AIDAmira ist das erste (und aktuell einzige) Schiff einer vierten AIDA-Schiffsklasse. Neben den neuen, großen Schiffen, die ich in die Kategorie „Familienschiff“ einordnen würde (hier ist ganz klar das Schiff das Ziel), der Sphinx-Klasse (die „Allround-Klasse“, bei der gleichberechtigt Schiff und Destination im Fokus stehen) und den drei Selection-Schiffen (klein, fein und Ziele im Vordergrund stehend) gibt es jetzt die vierte Schiffsklasse, die ich oberhalb der Selection-Schiffe einordnen würde (ich nenne die jetzt einfach mal „Exklusiv“).
Nun wird sich jeder fragen, wie ich auf „oberhalb von Selection“ komme, wenn man sich die Kritikpunkte anschaut – da gibt es ja doch noch das eine oder andere, was nicht unbedingt „exklusiv“ ist.
In der Tat – die AIDAmira ist aktuell noch nicht da, wo ich sie sehen würde. Dazu müssten zunächst ein paar bauliche Dinge in die Reihe gebracht werden (Bodenbeläge auf dem Pooldeck, Komplettrenovierung aller Kabinen usw.) – das klassische Design der Innenbereiche passt ja schon sehr gut dazu. Und eventuell könnte man den bisherigen Kids-Bereich durch den FKK-Bereich ersetzen und dafür den freigewordenen Platz am Heck auf Deck 14 für den Einbau der fehlenden Ocean Bar nutzen.
Dann muss klar kommuniziert werden, dass man auf AIDAmira eine Klasse über Selection unterwegs sein will – und das nicht nur beim Preis (wobei der dann sogar noch höher sein dürfte als heute). Sondern auch beim Service. Das würde damit beginnen, dass nicht alle Kabinen mit Passagieren belegt werden (ich würde mal von maximal 1.000 Passagieren ausgehen) und damit auch wieder Kabinenkapazitäten frei werden würden, um die Anzahl der Servicemitarbeiter zu erhöhen (einfach um einen entsprechenden Passagier-Crew-Schlüssel zu erreichen). Schlagartig wäre damit auch das Platzproblem in den Restaurants behoben und man könnte das Selection Restaurant zu dem machen, was es vom Namen her eigentlich sein sollte – ein Restaurant auf Sterneniveau und nicht (nur) der Speisesaal für die Suitenbewohner.
Auf dieses Konzept müsste man dann natürlich auch die Routen anpassen. Sei es der Einsatz des Schiffes für die Weltreisen oder für andere Reisen, bei denen Abfahrts- und Ankunftshafen nicht identisch sind, also Strecken gefahren werden. Vorbild hierfür könnten hier die MS Europa oder die MS Europa 2 von Hapag Lloyd sein.
Und damit verbunden muss man dann sicher auch festhalten, dass die AIDAmira kein Fami-lienschiff ist und wohl auch nie eins sein wird. Ob man dann gleich „Adults only“ daraus macht oder das den Passagieren freistellt (dann aber klar darauf hinweist, dass das Angebot an Bord nicht speziell für Kids und Teens geeignet ist), sei einmal dahingestellt. Ich selbst bin da ja eigentlich eher gegen „Adults only“, da es durchaus Kinder und auch Teens gibt, die mit „Erwachsenemprogramm“ mehr anfangen können als mit einem Kidsclub – und warum sollte man diesen dann eine solche Reise „verbieten“? Es ist dann nur wichtig, dass das im Vorfeld klar kommuniziert wird.
Tja, und dann hätte man ein hochwertiges Schiff mit exklusiven Routen, deutlich gehobenerem Service, einem sehr guten Passagier-/Crew-Schlüssel und einem deutlich exklusiverem Restaurantkonzept, so dass man das Schiff oberhalb der anderen AIDA-Schiffe bzw. TUI Cruises ansiedeln könnte – vielleicht so als Zwischenstufe zwischen AIDA/TUI für den Massenmarkt und Hapag Lloyd, die im Luxussegment unterwegs sind.
Klar, damit ist das dann kein typisches AIDA-Schiff mehr. Aber was ist denn überhaupt noch das „typische AIDA-Schiff“? Am ehesten doch noch die Schiffe der Sphinx-(II)-Klasse. Weder die Selection-Schiffe noch AIDAprima/perla/nova/cosma entsprechen doch dem, was wir vor 20 Jahren auf AIDA kennen- und schätzen gelernt haben. Beides sind Weiterentwicklungen des ursprünglichen Konzepts mit mehr oder weniger starken Abweichungen in die eine oder andere Richtung. Und alle drei Klassen haben ihre Fans gefunden. Und nicht jeder mag alle – der eine zieht die großen Schiffe vor, der andere die Kleinen.
Und AIDAmira wäre dann halt wieder etwas Neues – zugegebenermaßen mit relativ wenig „AIDA“ drin. Aber so what – bei demnächst 15 Schiffen ist doch sicher für jeden das passende dabei … und so wird dann auch die (neue) Mira ganz sicher ihre Anhänger und Fans finden …
(Auszug aus dem Buch „Südafrika und Namibia mit AIDAmira entdecken„)