„Alle Jahre wieder …“ so wird es heute Abend im Theater erklingen. Aber noch ist es ja nicht soweit – zunächst mal steht uns ja noch ein toller Tag auf Jost van Dyke, eine Insel der britischen Jungferninseln, bevor.
Und der beginnt natürlich auch heute mit dem Frühstück im Außenbereich des Yacht Clubs. Wobei das fast schief gegangen wäre, da hier kein freier Tisch mehr zu finden ist. Lediglich ein Tisch für zwei Personen steht noch etwas abseits, dort allerdings an schöner Stelle mit viel Sonnenschein.
Wir werden jedoch von einem Kellner bei unserer Suche beobachtet und sofort angesprochen, ob er uns helfen könne. Unser Wunsch nach einem Vierertisch wird dann auch sofort erhöhrt. „Das ist kein Problem“ höre ich – wie so oft schon auf dieser Reise. Und kurz darauf steht der Tisch ein bisschen anders, hat jetzt Platz für vier Personen und ist auch schon neu eingedeckt. Ich glaube, ich verstehe das mit dem „Plus“ hinter den fünf Sternen immer öfter.
Jetzt geht es aber erst einmal mit dem Frühstück los … und da heute Mittwoch ist, lasse ich mir zunächst einmal zwei Weißwürstchen bringen (regelmäßige Leser meiner Berichte wissen, dass Mittwoch der „Weißwursttag“ in unserer Cafeteria in der Bank ist), dann verlerne ich das Alltagsgeschäft nicht so sehr auf diesem Schiff. ;-). Die stehen zwar nicht auf der Karte, fallen aber auch unter die Kategorie „Kein Problem“.
Während des Essens hören wir dann auch schon die erste Durchsage des Tages. In wenigen Minuten beginnt nämlich die Ausschiffung, da wir heute auf Reede vor Anker liegen (da der Tiefgang hier nicht ausreicht, um im Hafen anzulegen (wobei ich gar nicht weiß, ob es hier überhaupt einen Hafen gibt)). Und da auch die Tenderboote nicht wirklich anlegen können, erfolgt die Überfahrt heute mit den Zodiacs, also den auf der Europa 2 vorhandenen Gummischlauchbooten mit Außenbordmotor für jeweils etwa acht bis zehn Personen.
Vorgesehen ist dabei eine sogenannte „nasse Anlandung“; das bedeutet, dass die Boote nicht ganz an den Strand fahren können, sondern die letzten zwei, drei Meter zu Fuß durch das knöcheltiefe Wasser erfolgen müssen.
Und damit nicht alle Passagiere auf einmal auf Deck 3 stehen und in die Zodiacs wollen, wurde während des Check-In auf alle Bordkarten ein farbiger Punkt geklebt, der die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Farbgruppe anzeigt – und nach diesen Farben erfolgt nun das Besetzen der Zodias. Eigentlich.
Denn irgendwie klappt das nicht so wirklich gut – zumindest stehen bei der ersten Gruppe, also denen mit dem grünen Punkt, so gut wie keine Passagiere auf Deck 3. Und auch die nächste Gruppe scheint wohl (noch) nicht an Land zu wollen. Danach sind dann allerdings wohl alle dabei – und schon gibt es Wartezeiten. Aber das hilft jetzt nichts, da müssen wir wohl durch. Und haben jetzt also eine knappe halbe Stunde Pause, bis es weitergeht.
Wobei das nicht nur damit zusammenhängt, dass verschiedene Passagiere ein Problem mit Farben haben, sondern auch mit Wind und Wellen. Denn trotz des guten Wetters mit Sonnenschein ist das Wasser hier draußen dann doch relativ bewegt – und da die Zodiacs ja nun doch eher klein sind, lassen die sich auch freudig auf den Wellengang ein und bewegen sich entsprechend mit. Was gerade beim Ein- und Aussteigen nicht ganz ungefährlich ist – und das damit etwas dauert.
Denn gerade für ältere Passagiere ist das mit dem Zodiac-Fahren nicht in allen Fällen geeignet … wobei man das natürlich nicht verallgemeinern kann – aber die Erfahrung zeigt nun einmal, dass ein Ausstieg aus dem Schiff in ein wackelndes Gummiboot nicht jedermanns Sache ist.
Vorneweg gibt es noch für jeden eine Schwimmweste – und dann geht es auch schon los. Insgesamt zu acht sitzen wir in unserem Zodiac – und wenn zu den Passagieren auch Heiner Lauterbach (als der zweite Gastkünstler an Bord) gehört, dann ist das sicherlich auch noch mal was Besonderes.
Der Weg zum Strand dauert knapp zehn Minuten – das ist aber ausreichend, dass zumindest diejenigen, die vorne rechts sitzen, ausreichend Wasserkontakt haben. Zwar nicht im Sinne von „ins Wasser fallen“ sondern viel mehr im Sinne von „nassspritzen“. Durch die Bewegung des Bootes auf dem Wasser (das ist eher so ein Gleiten, das bei Wellenkontakt in ein „Hüpfen“ mit anschließendem Aufschlagen auf dem Wasser übergeht) spritzt da eigentlich immer irgendwie Wasser auf. Aber gut, bei rund 27°C ist das ja nicht so schlimm …
Nicht so schlimm ist übrigens auch die Ankunft am Strand. Die findet nämlich mit einem Gläschen Champagner statt. Alternativ natürlich auch gern mit einem Fruchtpunsch. Aber mit was auch immer – es gibt Schlimmeres, als an Heiligabend an einem weißen karibischen Sandstrand mit einem Glas Champagner auf das türkisfarben schimmernde glasklare Wasser zu gucken. Und der etwas merkwürdig geschmückte Weihnachtsbaum am Strand erinnert zumindest ein bisschen daran, dass heute Weihnachten ist.
Neben uns sind einige blaue Europa-2-Pavillons aufgebaut, darunter mit weißen Tischdecken versehene Sitzgarnituren und einige Stehtische. Aber das lassen wir erst einmal noch links liegen sondern gehen in Richtung der aufgestellten Liegen mit den orangefarbenen Europa-2-Sonnenschirmen. Hier lassen wir uns zunächst einmal nieder, wobei unser Weg am Cocktailstand vorbeiführt, so dass wir das leere Champagnerglas hier gehen einen Cuba Libre austauschen können.
Man kommt fast in Versuchung sich zu fragen, ob das nicht vielleicht ein bisschen dekadent ist … und ganz ehrlich: ja, das ist es. Aber es gefällt mir trotzdem … 😉
Und während wir so auf der Liege in der Sonne liegen und vor uns hinbrutzeln, wird regelmäßig eine Erfrischung vorbeigebracht – sei es ein Wasser, ein weiterer Fruchtpunsch, Champagner, Cuba Libre oder was eigentlich auch immer. Ergänzend dazu kommt noch eine weitere Art der Erfrischung vorbei: Mitarbeiter des Schiffs kommen mit Sprühflaschen vorbei (so in der Art wie die, mit der man Blumen einsprüht) und benetzen auf Wunsch die Arme mit kühlem Wasser. Was hab‘ ich eben über dekadent geschrieben … 😉
Ich entscheide mich jedoch eher für richtiges Wasser und mache mich auf den Weg ins Meer. Glasklar liegt das türkisfarbene Nass vor uns, die MS Europa 2 im Hintergrund, Palmen und Sandstrand im Vordergrund. Ein typischer Weihnachtstag also …
Das Wasser ist angenehm warm (zumindest wenn man mal drin ist), kleine Fischchen säumen unseren Weg (zumindest wenn sie nicht von einem der Vögel am Strand als Bestandteil der Nahrungskette angesehen werden) und die eine oder andere kleine Yacht (Preisklasse zwischen fünf und zehn Millionen) treibt im Wasser vor sich hin.
So kann man es aushalten – zumindest bis der kleine Hunger kommt. Ab 12.00 Uhr ist nämlich das Buffet eröffnet – ein Strand-BBQ in der Karibik. Unter den blauen Pavillons finden sich so langsam die Passagiere ein, um einen frisch gegrillten Hummer oder auch einfach etwas vom Rinderhüftsteak, ein Würstchen, ein bisschen Fisch oder eine der zahlreichen Beilagen zu sich zu nehmen. Natürlich ist auch noch Champagner da, aber auch die typischen Grillgetränke wie Bier vom Fass oder Weißburgunder sind im Ausschank. Und natürlich gibt es auch das dazu passende Obst und ein kleines Dessertbuffet …
Ach ja, das alles hier ist übrigens im Reisepreis enthalten – Sorgen um eine allzu hohe Bordrechnung muss sich deswegen also keiner machen (würde vermutlich aber auch keiner). Und das ist dann natürlich auch einer der Gründe, die die Preisdifferenz zwischen einem Urlaub auf der Europa 2 und beispielsweise der AIDAbella, deren Gäste etwas weiter nördlich an diesem Strand liegen (und an den gelb-weißen Handtüchern zu erkennen sind), erklären.
Und so verbringen wir noch die eine oder andere Stunde im Wasser und in der Sonne bevor wir uns gegen 15.30 Uhr auf den Weg zurück zum Schiff machen. Denn da steht uns ja noch das eine oder andere weihnachtliche Ereignis ins Haus.
Zurück auf dem Schiff geht es jetzt aber erst noch einmal wenig weihnachtlich zu … da es zwischen 15.00 und 17.00 Uhr ja diese super-leckeren Waffeln auf dem Pooldeck gibt, können wir nicht verhindern, dass wir zunächst einmal den Weg nach dort finden – und jeder eines dieser Wunderwerke essen muss. Gemeinsam mit einem Cappuccino ist das ein schöner Ausklang für den Nachmittag.
Ich entscheide mich nochmals für die Sonne und gehe zunächst in den Whirlpool im Ocean Spa bevor ich mich im Außenbereich der Sauna noch ein bisschen in die Sonne lege.
Und hier beginnt dann auch der weihnachtliche Teil des Tages: durch lautes Klingeln geweckt sehe ich beim Blick auf das Wasser ein Zodiac näher kommen – und wer steht da drin? Genau, der Weihnachtsmann. Sein Rentier ist vermutlich in der Werkstatt oder hat sonst irgendein Leiden – und so ist er in diesem Jahr wohl auf eines der Zodiacs umgestiegen.
Seinen Besuch im Schiff hatte er ursprünglich für 18.15 Uhr avisiert – ggf. hat er ja aber zwischendurch noch irgendetwas zu erledigen …? Und so ist es auch – denn der Zeitplan des Abends bleibt unverändert. Zunächst sind die Kids an der Reihe, deren Geschenke vom Weihnachtsmann höchstpersönlich auf dem Pooldeck übergeben werden. Ein Bläserquartett gibt dem ganzen den passenden musikalischen Rahmen und der „Kids-Chor“ bedankt sich beim Weihnachtsmann mit einem Weihnachtslied.
Ach ja, die anwesenden Erwachsenen erfreuen sich derweil an einem Gläschen Champagner und ein paar kleinen Häppchen, u.a. mit Kaviar und Lachs – bevor es gleich weiter ins Theater geht. Dort ist jetzt die Weihnachtsgala angesagt, die mit Musik, Show und (meist) besinnlichen Reden unseres Kapitäns und des Bordgeistlichen sowie einer kleinen Lesung von Heiner Lauterbach dem Anlass angemessenen Tribut zollt (oder wie heute jemand am Telefon sagte – man solle „Halleluja nicht mit Halligalli“ verwechseln).
Und auch wenn die Veranstaltung schon ein bisschen Einstimmung auf den Heiligen Abend darstellt – insbesondere das gemeinsame Absingen von Stille Nacht am Ende mit Violinenbegleitung ist weniger besinnlich als das gemeinsame Stille Nacht der Mitarbeiter aus den verschiedensten Nationen auf AIDA. Ich habe so ein bisschen den Eindruck, also ob man auf der Europa 2 in dieser Sache noch nicht den richtigen Weg, also die richtige Mischung aus Halleluja und Halligalli, gefunden hat.
Wir finden dafür aufgrund des schnellen Spurts von Arndt nach der Gala gleich einen tollen Tisch im Windjammer Restaurant – und da es in allen Restaurants heute das gleiche Weihnachtsmenü gibt, ist das Restaurant heute auch nicht unbedingt entscheidend – vielmehr geht es ja darum, in gemütlicher Atmosphäre bei einem festlichen Abendessen das Weihnachtsfest zu feiern.
Ach ja, zum Thema „festliches Abendessen“ passt auch gut die Thematik mit dem Dresscode – so richtig sicher, wie man damit hier richtig umgeht, sind sich viele nämlich noch nicht wirklich. Und zwar insbesondere dann, wenn es um einen der festlichen Anlässe wie z.B. Weihnachten geht.
Grundsätzlich ist hier ja mal kein besonderer Dresscode vorgeschrieben, es erfolgt lediglich der Hinweis, dass am Abend in den Spezialitätenrestaurants für die Herren ein Jackett empfohlen wird und eine Krawatte nicht notwendig sei.
Der heutige Abend scheint da allerdings eine Ausnahme zu sein … rund 60% der Herren haben sich für Anzug und Krawatte entschieden … der Rest – so wie wir – nur für Hemd und Jackett. Und das ist auch gut so … einen Urlaub mit formellem Dresscode würde ich aktuell nämlich nicht wirklich machen wollen. Aber vielleicht komme ich ja auch noch mal in das passende Alter dazu … 😉
Jetzt sitzen wir jedenfalls erst einmal beim Dinner im Windjammer Restaurant und suchen uns aus dem umfangreichen Weihnachtsmenü einige Gänge aus … und von denen ist wirklich einer leckerer als der andere – das ist hier wirklich Gastronomie auf höchstem Niveau an Bord. Ansatzweise vielleicht vergleichbar mit dem Rossini auf AIDA und dem Richard’s auf der Mein Schiff – aber im Endeffekt doch noch mal ein bisschen gehobener.
Ach ja, der Weihnachtsmann hat auch für mich etwas dagelassen … am 1. Januar darf ich mich im Ocean Spa einer Thai Massage hingeben … ich bin mal gespannt, wie das so ist, wenn da jemand über eine Stunde alles durchknetet, was man durchkneten kann. In jedem Fall noch einmal ein großes Dankeschön an den Weihnachtsmann.
Und wieder einmal ist ein Weihnachtsfest auf hoher See vorbei … wer mag, kann jetzt noch an einer ökumenischen Christmette an Bord teilnehmen – und wer nicht, der geht wie wir ins Bett und lauscht dem Rauschen des Meeres …