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25. Juli 2014: Longyearbyen (Spitzbergen)

Und dabei hätte ich ihn gar nicht gebraucht, den Wecker. Gegen 5.00 Uhr wache ich das erste Mal auf und stelle bei einem Blick aus dem Fenster fest, dass wir bereits in den Fjord einfahren. Zumindest sieht man am Horizont erste schneebedeckte Berge und Gletscher, die bis zur Wasserlinie reichen.

Genau so hatte ich das gebucht … da stellt sich dann so ein bisschen arktisches Feeling ein – sofern man im Sommer überhaupt von arktischem Feeling sprechen kann. Aber die mit ihren spitzen Gipfeln aus dem Wasser ragenden Berge sehen halt schon ein bisschen so aus, als ob irgendeiner die Alpen unter Wasser gesetzt habe …

Und so geht es jetzt auch weiter – bis wir gegen 7.30 Uhr vor Longyearbyen auf Spitzbergen vor Anker gehen. Und damit den nördlichsten Punkt erreicht haben, den AIDA auf der Welt aktuell so anfährt. Die Formulierung mit dem „nördlichsten …“ wird mich heute übrigens noch öfter ereilen. Denn irgendwie ist alles, was hier so gibt, das „nördlichtste …“: der nördlichste Flughafen, die nördlichste Kirche, das nördlichste Feuerwehrhaus, die nördlichste Tageszeitung … aber gut, wir sind jetzt ja auch nur noch gut 1.000 km vom Nordpol entfernt.

Bereits vor einer Stunde hat sich das übrigens schon bemerkbar gemacht – da wurde das Fernsehprogramm mit einem Hinweis des Receivers ersetzt, dass man mal nach seiner Schüssel schaue solle, da diese ggf. verstellt sei. Und gleiches gilt für den Internetzugriff auf dem Schiff – auch hier ist jetzt Schluss, die jeweiligen Satelliten in der Umlaufbahn decken diesen Bereich der Erde nicht mehr ab.

Ich mache mich daher mal auf den Weg zum Frühstück ins Marktrestaurant, so dass ich pünktlich zu meiner Radtour um 9.00 Uhr am Biking Counter bin. Immerhin muss vorher ja noch die Frage gelöst werden, welche Kleidung bei dem zu erwartenden Wetter wohl geeignet ist und welche in den Rucksack kommt.

Aktuell haben wir 7°C und es ist wechselnd bewölkt; mit Schnee oder Regen ist eher nicht zu rechnen. Von daher ist also eher die Temperatur (und der Fahrtwind) in den Griff zu bekommen und weniger evtl. Nässe. Ich entscheide mich daher also für meinen Norwegerpulli und ein Paar Handschuhe. Die Mütze packe ich erst mal in den Rucksack – die wäre unter dem Fahrradhelm eh nicht so gut zu tragen. Und vielleicht geht es ja auch so. Und die Winterjacke kommt für alle Fälle in den Rucksack.

Mal schauen, ob das so passt … meine Radlerhose habe ich natürlich nicht dabei (an eine Radtour kurz vor dem Nordpol habe ich zu Hause ja auch eher nicht gedacht), so dass eine Jeans herhalten muss – auch wenn ich die entsprechende Polsterung der zum Gefährt passenden Hose schon geschätzt hätte. Aber gut, was nicht ist, ist nicht.

Und so sammeln wir uns jetzt alle auf Deck 9, um uns gemeinsam auf dem Weg zu unserem Tenderboot zu machen. Hier kommen wir auch alle unter, so dass wir etwa eine Viertelstunde später an Land sind. Hier treffen wir dann auch auf die Passagiere der MSC Magnifica und der MS Deutschland („Das Traumschiff“), die mit uns auf Spitzbergen sind. Denn – man glaubt es kaum – der Kreuzfahrthafen von Longyearbyen ist durchaus beliebt: rund 100.000 Kreuzfahrtpassagiere kommen hier jedes Jahr an Land – und das im Prinzip ja nur in den Monaten zwischen Juni und August.

Ansonsten hat die Insel geschätzte 6.000 Einwohner – rund 3.000 Menschen und rund 3.000 Eisbären. Und das ist auch der Grund, warum der Bewegungsspielraum der Menschen hier etwas eingeschränkt ist – genau genommen ist er beschränkt auf die Ortsgrenze von Longyearbyen. Jeweils am Ortsende steht ein Warnschild, dass ein Weitergehen verbietet – und das Ignorieren des Hinweisschildes wird mit empfindlichen Geldbußen geahndet … oder auch mal mit dem Leben bezahlt. Eisbären sind da nicht unbedingt zimperlich, wenn es um Nahrung geht …

Lediglich in Begleitung von bewaffneten Guides ist ein Verlassen des Ortes zulässig – die sind aber nur begrenzt verfügbar und begleiten dann auch lieber die Busausflüge als die Bikingtouren . Und daher endet auch unsere Tour jeweils am Ortsende.

Zunächst muss sie ja aber erst mal anfangen …

Die Räder haben die Biking Guides bereits mit dem ersten Tenderboot an Land gebracht, so dass wir nur noch unsere Räder schnappen, die Feineinstellung vornehmen und eine Proberunde drehen müssen.

Wir sind rund 50 Teilnehmer, so dass alle Räder im Einsatz sind. Und aufgeteilt auf drei Gruppen geht es dann auch schon los – etwa 15 km liegen vor uns. Von daher nichts Aufregendes, aber immer noch besser als zu Fuß los zu laufen oder die Rundfahrt mit dem Bus zu machen. Und nach rund zehn Tagen, bei denen Bewegung im wesentlichen daraus besteht, die Gabel zum Mund zu führen, tut so ein bisschen Radeln ja auch durchaus mal gut.

Unser erster Stopp ist dabei das erste Eisbärenwarnschild an der Ortsgrenze – natürliche ein beliebtes Fotomotiv. Danach geht es zurück in Richtung Innenstadt – den Begriff darf man bei eines Ortes dieser Größe aber nicht überbewerten. Obwohl es alles gibt, was man in Sachen Infrastruktur so braucht: Kirche, Post, Schulen, Kindergarten, Universität, Feuerwehr, drei Polizisten, Einkaufsläden, Hotel (Radisson Blu) und ein kleines Krankenhaus. Und natürlich auch mal wieder einen Internetzugang (sogar mit HSDPA) im norwegischen Mobilfunknetz.

Und so kalt ist es eigentlich auch gar nicht. Der Norwegerpulli macht seinem Namen alle Ehre und hält warm genug – nur ohne Handschuhe wäre es ziemlich frisch gewesen.

Und so geht es hier weiter … von der „Innenstadt“ geht es jetzt erst einmal stetig bergauf. Nicht wirklich steil, aber es zieht sich. Und von daher bin ich schon froh, dass ich da 27 Gänge habe … die brauche ich zwar nicht alle, aber zum Schluss bin ich dann schon froh, als wir am nächsten Eisbärenschild ankommen.

Von hier haben wir dann noch mal einen Blick auf den Ort und die ehemalige Kohlengrube – auf Spitzbergen wurde früher nämlich Kohle abgebaut. Und das zugehörige Kohlekraftwerk ist heute noch im Einsatz – und verhindert, dass Norwegen zu 100% regenerative Energien nutzt (es sind somit nur 99,x %).

Zurück geht es dann – logischerweise bergab – zur nördlichsten Kirche, die eher einem Wohnzimmer denn einer Kirche gleicht. Wie es hier üblich ist, müssen vor dem Betreten der Kirche die Schuhe ausgezogen werden (also nicht die „Golfsocken“, das sind die mit den 18 Löchern, anziehen) – wobei das im Gegensatz zu Tempeln oder Moscheen keinen religiösen Hintergrund hat sondern einfach der Sauberkeit dient.

Von hier steht dann noch einmal ein kurzer Aufstieg zu einem Aussichtspunkt (das wäre dann das dritte Eisbärenschild) an; von hier aus hat man dann noch einmal einen unverstellten Ausblick in den Hafen und den Fjord, so dass sowohl die MS Deutschland als auch unsere Cara schön zu sehen sind. Wobei ich sagen muss, dass die Deutschland von außen meines Erachtens kein wirklich schönes Schiff ist. Das man sich dann beim Betreten ändern – aber allein von der Optik her würde ich mich immer für die buntbemalte Cara entscheiden.

Hier oben trennen sich dann auch unsere Wege – diejenigen, die zurück zum Schiff wollen, beenden hier ihre Tour und rollen gemütlich an den Hafen zurück, während die anderen vorher noch einen etwa halbstündigen Stopp in der „Innenstadt“ einlegen. Sei es, um eine Postkarte vom nördlichsten Postamt der Welt zu verschicken (bin mal gespannt, ob die ankommt), einen Wandteller zu kaufen oder auch nur, um einen 10-€-Kaffee zu trinken. Ja, Norwegen ist jetzt nicht wirklich billig …

Ich schließe mich also der „Stadtgruppe“ an, mache, was zu machen ist (allerdings ohne den Kaffee) und gehe danach noch kurz Internet. In meiner Hosentasche habe ich meinen WiFi-Router mit der Keepgo-SIM, so dass ich mir hier meinen eigenen Hotspot aufbaue, auf den ich dann mittels iPhone zugreifen kann. Und das klappt richtig gut – billiger komme ich schlichtweg im Ausland nicht ins Netz.

Und schön zu beobachten sind auch die um mich stehenden Leute, die auf der Suche nach einem offenen WLAN sind – und meinen Hotspot zwar finden (der heißt übrigens „HRM-Hotspot“ – wenn den mal einer findet, darf er mich gern im Umkreis suchen), aber logischerweise nicht reinkommen.

Bis auf die letzten fünf Minuten unseres Aufenthaltes – als ich mit meinen Mails soweit durch bin, nehme ich kurz mal die Verschlüsselung raus und mache ihn auf. Und es dauert keine Minute, da sind die zehn maximal möglichen User mit meinem Hotspot verbunden. Und wenn ich nicht zurück zu unseren Fahrrädern müsste, wären die jetzt wahrscheinlich alle noch drin. So musste ich den Zugriff leider wieder sperren … was sich dann in den Gesprächen der Umstehenden widerspiegelte: „Hast Du noch Netz …?“, „Kommst Du noch rein …?“, „Ich sehe das WLAN nicht mehr …!“ Tja, tut mir leid …

Und nur mal so nebenbei; die richtige Software vorausgesetzt, hätte ich während dieser zehn Minuten von jedem, der über meinen Router im Netz war, alle gesendeten und empfangenen Informationen inklusive aller unverschlüsselten Passwörter, Mails, Zugangsgdaten, den Facebook-, Twitter- und Googleaccount und vieles mehr speichern – und später in aller Ruhe auswerten – können. Mache ich natürlich nicht – aber es soll durchaus ja auch Leute geben, die da ein etwas anderes Unrechtsbewusstsein haben. Also: Augen auf und immer schön verschlüsseln bevor man sich in offene WLANs einloggt …

Doch zurück zu unserer Fahrradtour, die inzwischen eigentlich schon fertig ist. Wir fahren noch den letzten Kilometer zurück zum Hafen, ich mache noch schnell ein Foto vom nördlichsten Feuerwehrhaus – und dann heißt es auch schon warten auf den Tender.

Aktuell stehen nur zwei Tenderboote der MS Deutschland im Hafen, so dass wir noch zehn Minuten Wartezeit in Kauf nehmen müssen, bevor es zurück zur Cara geht. Glücklicherweise erwische den Platz unter der vorderen Luke im Tender, so dass ich die Gelegenheit nutzen und ein paar Fotos von der Cara auf Reede machen kann (diejenigen, die mir im Vorfeld gesagt haben, dass man auf dem Platz nass werden kann und ich besser woanders sitzen sollte, haben zwar durchaus Recht gehabt, hätten dann aber während der Fahrt trotzdem gern mit mir getauscht).

Eine knappe Viertelstunde später sind wir dann zurück auf unserem Schiff, so dass ich mich meiner Winterkleidung entledigen und mich in das leichtere Bordoutfit werfen kann. Meine Kabine ist leider noch nicht aufgeräumt (wozu hänge ich eigentlich das Schild mit dem Staubsauger an die Tür?), so dass ich zunächst mal zu einem kleinen Mittagessen ins Calypso gehe.

Das wird dann allerdings doch eine längere Sache, da ich nicht nur eine Kleinigkeit esse sondern noch mit anderen Vielfahrern ins Gespräch komme und wir gemeinsam die aktuelle Situation von AIDA, insbesondere auch im direkten Vergleich mit TUI Cruises, analysieren. Und wir mehr oder weniger zu dem gemeinsamen Schluss kommen, dass AIDA gewisse Anpassungen vornehmen muss, um dem Publikum, dass teilweise ja ordentliche Preise für eine Kreuzfahrt zahlt (so kostet die Balkonkabine bei Doppelbelegung auf dieser Reise rund 13.500 €), ein entsprechendes Preis-/Leistungsverhältnis zu bieten. Und das ist aktuell in dieser Preisklasse bei den Mitbewerbern tendenziell höher …

Also sind wir mal gespannt, was da ggf. in der nächsten Zeit auf uns so zukommt – ich bin der festen Überzeugung, dass es hier Anpassungen geben wird. Und zugegeben – ein bisschen was merkt man auf dieser Reise schon davon. Sowohl die Auswahl als auch die Qualität der Speisen ist hier besser als auf den Standardtouren der großen Schiffe. Und gefühlt steht hier auch mehr Servicepersonal in den Restaurants zur Verfügung – Teller, die sich zwischen den einzelnen Gängen ans Buffet am Tisch stapeln, sind mir zumindest noch nicht aufgefallen.

Doch zurück zu unserer aktuellen Reise … im Calypso wird inzwischen schon zum Nachmittagskaffee eingedeckt, so dass ich mich jetzt auf den Weg in die AIDA Bar mache. Hier nimmt mein Router wieder Kontakt zum norwegischen Mobilfunknetz auf, so dass ich die Gelegenheit nutze, nach 1 ½ Tagen Internetabstinenz mal alle Mails auf den aktuellen Stand zu bringen (und soweit es geht zu beantworten), meine Webserver nach Viren zu checken, schnell mal einen Blick in die lokale Tageszeitung zu werfen – und die WELT Kompakt der letzten beiden Tagen auf dem iPad für nachher zu aktualisieren.

Und dann laufen wir auch schon wieder aus – und beginnen unseren Weg in Richtung des Nordkaps, wo wir morgen Abend gegen 23.00 Uhr ankommen werden.

Das Auslaufen aus dem Fjord ist dabei noch einmal ein fotografisches Ereignis – und kommentiert von unserem Bordlektor erfahren wir auch noch das eine oder andere Spannende über Spitzbergen. Zum Beispiel, dass der Flughafen erst 1975 erbaut werden durfte (da Spitzbergen einem Vertrag von 1925 zu Folge für die nächsten fünfzig Jahre frei von militärischen Einrichtungen bleiben musste und ein Flughafen als solche angesehen wurde). Oder dass es auf Spitzbergen einen Bunker gibt, in dem die wichtigsten Pflanzensamen der Erde tiefgefroren gelagert werden – für den Fall der Fälle (also einen Atomkrieg). Und aufgrund der Lage tief im Berg bleiben die Samen auch bei einem Stromausfall gefroren – herrscht hier doch Dauerfrost von -3,5°C.

Bis zum Abendessen – wobei ich heute erst die späte Runde um kurz vor neun nehme – nutze ich die freie Zeit zum Lesen. Ein neues, spannendes Buch lässt mich aktuell nicht wirklich los – und so freue ich mich auch schon auf den morgigen Seetag, den ich dann ziemlich sicher zum Lesetag erklären werde.

Lediglich die heutige Show im Theater „Zack-Zack“ nehme ich noch mit. Wer alt genug ist, um noch „Dalli-Dalli“ zu kennen, der weiß, um was es hier geht. Und wer nicht … naja, dem sei in Kurzform gesagt, dass es um eine Spielshow geht, in der Begriffe in möglichst kurzer Zeit gefunden und Spiele auf Geschwindigkeit absolviert werden müssen sowie zwischendurch immer mal wieder Gesang ertönt. Und dadurch, dass es sich bei den mitspielenden Teams um Mitreisende handelt, ist das Ganze meistens relativ lustig.

Und irgendwie kann ich mich nach wie vor nicht so richtig dran gewöhnen, dass es rund um die Uhr hell ist. Als ich gegen 22.30 Uhr in meine Kabine komme, ist es weiterhin taghell – und so wird es ja auch noch zwei Tage bleiben. Und auch wenn es mich beim Einschlafen nicht wirklich stört – bei jedem Aufwachen muss ich auf die Uhr gucken, weil schlichtweg jedwedes Zeitgefühl einfach nicht mehr vorhanden ist.

Weiter mit Tag 11: Honningsvåg und Nordkap (Norwegen)

24. Juli 2014: Seetag – auf dem Weg nach Spitzbergen

Und zwar genau drei Stunden … gegen 2.30 Uhr wache ich kurz auf, stelle fest, dass es draußen taghell, aber immer noch neblig ist und entscheide spontan, noch ein bisschen weiter zu schlafen. Gegen 5.30 Uhr mache ich das gleiche dann noch einmal bis ich mich gegen 9.00 Uhr entscheide, dann doch mal aufzustehen.

Bis ich meine Runde durchs Bad gemacht habe, wird es dann ja halb zehn sein – und da das Rossini nur bis 10.00 Uhr Frühstück anbietet, entscheide ich mich heute spontan mal wieder für das Marktrestaurant.

Das schließt zwar auch um 10.00 Uhr – durch die Selbstbedienung ist da aber eine halbe Stunde vollkommen ausreichend. Und so macht mir der „Omelettemann“ ein leckeres Omelette fertig, während ich die Beläge für meine zwei Brötchen einsammele und mich dann – zusammen mit meiner fertigen Eierspeise – auf den Weg zu einem freien Platz mache.

Hier treffe ich auf Daniela, so dass wir uns noch ein bisschen unterhalten bevor wir dann gegen 10.00 Uhr gemeinsam ins Theater zur Ausflugspräsentation von Honningsvåg und Hammerfest gehen.

Wie erwartet ist ein Teil der Ausflüge auch dieses Mal schon wieder ausgebucht – insbesondere die nächtliche Fahrt zum Nordkap (wir liegen von 23.00 Uhr bis 4.00 Uhr früh am nächsten Tag) in Honningsvåg) ist natürlich schon längst nicht mehr verfügbar. Da ich die aber bereits zu Hause gebucht habe, tangiert mich das eher nicht … jetzt hoffe ich nur auf genauso gutes Wetter wie beim letzten Mal, als ich 2008 mit Hurtigruten hier war – und dass sich aufgrund der Mitternachtssonne dann schöne Fotomotive ergeben.

In Hammerfest habe ich zwar keinen Ausflug gebucht, glaube aber auch nicht, dass ich dort einen bräuchte. Das Highlight, den Eisbärenclub, habe ich seinerzeit schon besucht (und bin da auch schon Mitglied) – und alles andere klingt für mich nicht so spannend. Von daher wird es wohl eher ein kleiner individueller Spaziergang werden.

Und genau wie gestern läuft es auch heute auf einen Lesetag im Saunabereich – natürlich immer wieder mal unterbrochen von ein paar Saunagängen mit anschließender Abkühlung im Freien – hinaus. Wobei es immer wieder schön ist, wenn man – nur mit Handtuch bekleidet – vor die Tür geht und dann von den in dicke Jacken, Mützen, Schals und Decken gehüllten Mitreisenden begutachtet wird als ob man direkt in die Anstalt eingewiesen werden müsste.

Die Sicht ist heute übrigens besser als gestern – mit Nebel haben wir nicht wirklich zu kämpfen und ganz vereinzelt schaut auch mal die Sonne für wenige Augenblicke durch die Wolkendecke. Aber kalt (gut 10°C) ist es natürlich trotzdem. Und auch ein bisschen wackelig. Ich weiß nicht, ob man da jetzt von Seegang reden sollte – das wäre sicherlich übertrieben. Heute merkt man aber zumindest, dass wir auf einem Schiff sind. Nicht unangenehm – im Gegenteil, eigentlich längst überfällig. Und zumindest anhand der nach wie vor hohen Gästedichte in den Restaurants scheint das auch keine Auswirkungen zu haben (von einzelnen Ausnahmen sicherlich mal abgesehen).

Und nachdem ich auch heute das Mittagessen erfolgreich ignoriert habe (und auch die Linsensuppe als Poolbrunch ist jetzt nicht so meins gewesen), schaue ich zumindest mal zur Kaffeezeit im Calypso vorbei, trinken einen solchen und esse – der guten Ordnung halber – ein Stückchen Schwarzwälder Kirsch.

Die restliche Zeit bis zum Abend verbringe ich auch heute wieder mit Lesen – zumal meine Internetflatrate ja gestern Abend ausgelaufen ist, Landnetze logischerweise aktuell nicht empfangbar sind (ist ja nun mal auch kein Land in der Nähe) und ich somit heute mal mehr oder weniger von der Außenwelt abgeschnitten bin.

Ich nutze zwar zwischendurch immer wieder mal meine Internet-Freistunde (die ich als Premiumbucher zur Verfügung gestellt bekommen habe), habe heute allerdings nur eine Übertragungsrate, die sinnvolles Arbeiten unmöglich macht. Offensichtlich verbringen die anderen 1200 Passagiere heute auch mal ihre Zeit im Netz.

Aber wie auch immer – ab morgen sollte ich dann ja ins norwegische Netz kommen … dann kann ich den heutigen Tag ja nachholen – die E-Mails gehen auf dem Server ja nicht verloren.

Um 17.30 Uhr versammeln sich dann alle an der AIDA Bar – da wird das „Bergfest“ mit Sekt und Häppchen gefeiert. Zugegebenermaßen aber ohne mich – das ist mir einfach zu viel Trubel für ein kostenloses Glas Sekt.

Ich nutze die Zeit eher, Euch mal einen virtuellen Schiffsrundgang anzubieten – höre ich als Resonanz doch immer wieder, dass das in meinen Büchern fehlen würde. Nun, das ist natürlich der Situation geschuldet, dass die Bücher im Prinzip eine Fortsetzungsreihe sind und ich nicht jedes mal von Neuem erzähle, was in früheren Büchern schon erwähnt wurde. Trotz allem will ich die Cara, als das „Mutterschiff“ der AIDA-Flotte, hier mal kurz vorstellen – wer das in meinem Reisebericht von 2009 (Südostasien) schon gelesen hat oder die Cara selbst kennt, kann jetzt ja mal ein bisschen vorblättern …

Im Gegensatz zu den „großen“ Schiffen (also ab AIDAdiva aufwärts) ist die Cara nicht nur das kleinste Schiff sondern auch das „persönlichste“. Das hängt einfach damit zusammen, dass auf diesem Schiff maximal 1.200 Passagiere an Bord sind und sich diese im Prinzip nur auf drei Decks mit zwei Restaurants und drei Bars verteilen. Man sieht sich hier also immer wieder – und spätestens nach einer Woche kennt man viele seiner Mitreisenden von Gesprächen im Restaurant, an den Bars oder bei den Ausflügen. Und genau das macht für mich das Reisen mit den drei kleinen Schiffen der Flotte für die 14-tägigen Reisen so attraktiv – da verzichte ich dann auch gern mal auf Sushi Bar und Brauhaus.

Doch schauen wir uns das Schiff mal genauer an. Auf den Decks 4, 5, 6 und 7 befinden sich fast ausschließlich Kabinen (und die Rezeption auf Deck 6) – Balkonkabinen gibt es nur auf Deck 7. Und da diese später angebaut wurden, sind es auch nur 44 Stück – und entsprechend sieht auch das Preisniveau für diese aus. Von daher buche ich auf den kleinen Schiffen i.d.R. eine Meerblickkabine auf Deck 6 – und zwar als Premiumbuchung, um sicher zu stellen, im Rahmen der „Varioverlosung“ nicht eine der Kabinen direkt im Schiffsbug zu erhalten, da diese aufgrund ihrer Lage zum einen sehr laut sind und zum anderen auch nur mit Bullaugen ausgestattet sind. Eine solche hatte ich mal für eine Nacht auf der Aura – und so eine möchte ich nie wieder haben.

Und die Buchung meiner Kabine auf Deck 6 erfolgt wegen des umlaufenden Außendecks – da ist man schnell mal zum Fotografieren draußen. Dafür muss ich mit dem Nachteil leben, dass außen vorbeilaufende Passagiere abends und nachts in die Kabine schauen können, wenn das Licht eingeschaltet ist. Nun, die wenigsten machen das … und wenn es doch jemand für spannend hält, dann möge er es halt tun – mir persönlich ist das egal. Zumal es ja die Möglichkeit gäbe, die in den Kabinen vorhandenen Rollos zuziehen (womit die Kabine dann aber praktisch zur Innenkabine wird).

Auf Deck 8 geht dann das öffentliche Leben los: Marktrestaurant, Shops, AIDA Bar, Fotoshop, Ausflugscounter, Reiseberater, Kunstgalerie und das Theater befinden sich hier. Auf Deck 9 ist dann die zweite Ebene des Theaters vertreten, der Kids-Club, die Teenslounge sowie der Sportbereich. Und natürlich die Lambada Bar sowie das Calypso Restaurant (mit Außenbar – wenn Wetter ist).

Deck 10 ist dann schon das Pooldeck mit der Poolbar, dem Spa- und Saunabereich, dem Volleyballfeld, dem einzigen Whirlpool des Schiffs sowie dem FKK-Deck. Den Abschluss bildet dann Deck 11, auf dem sich nur noch die Anytime Bar befindet.

Man sieht also – klein, aber fein. Ob das jetzt besser ist als die größeren Schiffe mit ihren vielfältigen Möglichkeiten sei einmal dahingestellt. Vermutlich hat da jeder auch eine andere Sichtweise dazu – der eine wird die kleinen Schiffe vorziehen, der andere die großen – und manche (so wie ich), mal die einen und mal die anderen …

Jetzt aber weiter im Tagesprogramm: und das sieht zunächst mal einen Besuch beim Port Operations Manager (das ist der neue Name für den bisherigen Reise Service Manager) vor – hier organisiere ich meinen Reisetaschentransport nach Hause mit TEFRA (die kommt dann am Dienstag nach Rückkehr zwischen 8 und 12 Uhr an). Danach geht es weiter zu den Bikern auf Deck 3 – hier wird die Ausrüstung für die morgige Radtour (Rucksack und Helm) ausgegeben, da wir morgen tendern müssen … da ist es natürlich leichter, wenn das soweit schon mal erledigt ist.

Im Anschluss daran entscheide ich mich für ein kleines Abendessen, heute im Calypso. Dort ist „Karibischer Inselmarkt“ angesagt – das liegt mir aber mehr als „Fleischlos glücklich in Frankreich“. Fleischlos und glücklich – zwei Adjektive, die irgendwie nicht so richtig zusammen passen wollen. Obwohl – vielleicht gibt es ja Raclette … dann wäre das natürlich eine Alternative. Am besten, ich schaue bei beidem mal vorbei … 😉

Wobei der Versuch im Calypso schon mal scheitert … denn heute ist es in der Tat so, dass da kein einziger freier Platz mehr zu finden ist. Und damit meine ich nicht, dass kein freier Tisch da ist – ich meine in der Tat, dass kein freier Platz an den Tischen zu finden ist. Ich gebe zu – das habe ich bislang noch nie erlebt. Und wenn man dann berücksichtigt, dass so gut wie niemand mehr etwas isst, sondern fast alle nur noch bei kostenlosem Tischwein „gemütlich beisammen sitzen“, dann muss sich AIDA hier meiner Meinung nach dringend etwas einfallen lassen.

Ich verschiebe meine Essensplanung daher um eine knappe halbe Stunde, nutze dann die zweite Runde im Marktrestaurant um 20.00 Uhr und checke halt erst einmal, was es in Frankreich denn so Fleischloses gibt – und unternehme danach ggf. nochmal einen Versuch im Calypso. Ich bin da ja flexibel – aber so richtig gut finde ich das nicht wirklich …

Wobei es im Marktrestaurant tatsächlich Raclette gibt – und damit passt das so schon. Der Rest ist dann in der Tat etwas gemüse- und fischlastig … aber irgendwas muss es bei „fleischlos“ ja geben. Und so wechsele ich dann wie geplant in der Tat danach noch mal ins Calypso, finde dort verschiedene Fleischsorten und ergänze jetzt somit die verspeisten französischen Beilagen mit den karibischen Hauptgängen. Also alles gut … 🙂

Und gut, dass ich nochmal ins Calypso gegangen bin: sitzt doch am Nachbartisch ein Mann mit seinem Handy. Soweit ist das ja nichts Ungewöhnliches. Außer dass er telefoniert – und zwar ziemlich lange. Geschätzt so zwischen 15 und 20 Minuten. Ob er weiß, dass er da pro Minute mit rund 5 € dabei ist? Seine Frau vermutet so was – zumindest signalisiert sie ihm immer wieder mal, dass er eigentlich auch mal wieder auflegen könne … ich denke mal, dass die beiden zu Hause noch mal Spaß haben, wenn die Handyrechnung kommt … 😉

Gut gesättigt mache ich jetzt noch einen schnellen Abstecher an die AIDA Bar, trinke noch einen Ramazotti zur Verdauung, hole in meiner Kabine schnell mein Jäckchen und mache dann noch einen Spaziergang rund um Deck 6 – wobei aktuell aufgrund des starken Windes nur die Türen auf der Steuerbordseite zu nutzen sind. Und spätestens am offenen Bug des Schiffes merkt man den dann auch. Gut, dass ich jetzt nicht ganz so leicht bin – da hat der Wind keine Chance … 😉

Ich gehe daher nun auf meine Kabine und verbringe den restlichen Abend mit meinem Buch – will ich doch morgen früh das Einlaufen auf Spitzbergen verfolgen. Und auf meine innere Uhr kann ich mich aufgrund der aktuellen Rund-um-die-Uhr-Helligkeit nicht so wirklich verlassen – irgendwie ist die ziemlich durcheinander gekommen. Ich stelle mir also mal für 6.00 Uhr den Wecker – mal schauen, wo wir dann sind …

Weiter mit Tag 10: Longyearbyen (Spitzbergen)

23. Juli 2014: Seetag – auf dem Weg nach Spitzbergen

Nach dem Aufwachen (also dem letzten Aufwachen so gegen 8.00 Uhr ) werfe ich einen Blick aus dem Fenster und sehe – nichts. Naja, „nichts“ stimmt nicht ganz – ich sehe schon noch den Pfosten vor meinem Fenster. Aber das ist es dann auch … der Blick über die Reling ist wie der Blick an eine weiße Wand. Wir haben Nebel – und so soll es heute auch erst einmal bleiben. Das ist wohl dem Temperaturunterschied zwischen Wasser- und Lufttemperatur (9°C) geschuldet – das könnte aber ein Physiker sicherlich besser erklären.

Von daher entscheide ich mich heute mal wieder für ein Frühstück im Rossini – ich habe ja sonst nichts vor … von der Einladung aufs Volleyballfeld mal abgesehen. Und so finde ich mich wenig später an einem schönen Tisch im Rossini wieder, vor mir steht eine Latte (die kommt inzwischen automatisch) und auch die Bestellung für mein Omelette ist schon in der Küche.

So stelle ich mir das vor … keine Ahnung, was da am ersten Tag los war – haken wir es mal ab unter „Stress nach dem Passagierwechsel“. Heute klappt jedenfalls alles so wie man sich das vorstellt – und so steht einem gemütlichen Frühstück nichts im Wege.

Auch der Zeitungsdownload klappt noch mal problemlos – für morgen muss ich mir dann was Neues überlegen, da meine Internetflatrate auf dem Schiff heute Abend gegen 19.00 Uhr endet. Und meine über Keepgo gebuchte Flatrate für Norwegen erst übermorgen in Spitzbergen beginnt. Den morgigen Seetag muss ich dann also irgendwie überbrücken …

Aber bis dahin ist ja noch viel Zeit – und so schaue ich jetzt erst mal im Theater vorbei. Dort werden die Ausflüge auf Spitzbergen vorgestellt. Und das ist ja dann noch mal eine Gelegenheit, zu schauen, ob der gewählte Ausflug der richtige ist oder ob es nicht noch etwas Besseres gibt.

Zu Hause gebucht habe ich – allerdings mehr so aus der Not heraus, weil ich nichts wirklich Gutes gefunden habe – einen Ausflug zum Camp Barentz. Da wären dann zumindest Huskys zu streicheln. ;-J

Aber schnell stelle ich fest, dass das irgendwie auch nicht so der Brüller ist. Und dummerweise sind die anderen Ausflüge (vom Stadtspaziergang mal abgesehen) wieder mal alle ausgebucht. Wenn Du da nicht vor der Reise in MyAIDA zuschlägst, hast Du da echt keine Chance mehr. Von daher finde ich mich damit ab, dass ich wohl auf eigene Faust mal durch Spitzbergen laufen werde (und vielleicht findet sich ja kurzfristig noch was an der Touristeninfo) – bis einer der Biker auf die Bühne kommt.

Und er berichtet von noch drei freien Plätzen auf der Bikingtour durch Spitzbergen („Die Arktis per Bike entdecken“). Und das scheint dann ja doch eine Alternative zu sein – es ist keine Aktivtour mit hunderten von Höhenmetern und somit sollte die dann ja auch für einen sportlichen Laien wie mich zu schaffen sein.

Ich gehe also gleich zum Bikingschalter – und jetzt sind nur noch zwei Plätze frei. Denn einer ist jetzt mir. Jetzt hoffe ich nur, dass das Wetter mitspielt und wir nicht bei Eiseskälte durch den Regen fahren müssen – da hätte ich ja nun gar keinen Bock drauf. Aber gut, jetzt ist es nicht mehr zu ändern – warten wir’s ab.

Ich hole daher mein Ausflugsticket für den ursprünglich gebuchten Ausflug aus der Kabine und gehe an die Ausflugschalter, um ihn zu stornieren. Da finde ich allerdings eine lange Schlange vor – die Präsentation im Theater ist vorbei und jeder versucht doch noch, irgendwo einen Platz zu ergattern.

Nun, ich hätte ja nun einen – und gehe davon aus, dass ich mich damit einfach an der Schlange vorbei nach vorn stellen kann … ich muss ja nur das Ticket zurückgeben. Denkste – die Dame, die als nächstes an der Reihe ist, lässt nicht mit sich reden. Jetzt wäre sie dran – und da könnte ja jeder kommen. Also gut, der Herr hinter ihr versteht mein Anliegen und lässt mich vor. Und manchmal schreibt das Leben halt die schönsten Geschichten: die Dame will ins Camp Barentz. Kann sie aber nicht – es gibt keine freien Plätze mehr. Verärgert geht sie von dannen – hört mich aber noch sagen, dass ich einen Platz für das Camp Barentz stornieren will. Sie dreht auf dem Absatz um, kommt zurück und bekommt von dem netten Herrn hinter mir unmissverständlich mitgeteilt, dass das hier der Reihe nach geht und sie sich gefälligst hinten anstellen soll … und jetzt fährt halt der freundliche Herr ins Camp Barentz. Find‘ ich gut!

Ich schnappe mir nun meinen Kindle und gehe in den Saunabereich. Dort ist es erstaunlicherweise recht leer (hätte ich bei diesen Temperaturen eigentlich anders erwartet) und verbringe da den Rest des Tages bis zu unserem Termin auf dem Volleyballfeld. Nur unterbrochen durch einen Teller Gulaschsuppe auf dem Pooldeck – das ist nämlich der heutige Poolbrunch.

Das einzige, was hier echt nervig ist, sind die Duschen. Da ist in der Tat mal eine Generalüberholung fällig – von den beiden Warmwasserduschen geht inzwischen nur noch eine (die andere ist mit einem Schild „KAPUT“ gekennzeichnet) – und die ist nur nutzbar, wenn keine der anderen Kaltwasserduschen im Einsatz ist. Offensichtlich ist diese Dusche nämlich die letzte am Kaltwasserstrang – denn jede andere aufgedrehte Dusche verwandelt diese dann in eine Heißwasserdusche … und zwar mit kochendem Wasser.

Dennoch bin ich pünktlich um 15.30 Uhr auf dem Volleyballfeld – und werde gemeinsam mit den anderen Mitreisenden der Clubstufe „Grün“ von unserem Reiseberater abgeholt. Es geht jetzt nämlich auf den Balkon des Kapitäns. Dort wartet auf uns bereits der Glühwein – ist es doch nach wie vor nicht wärmer geworden. Und auch die Sicht ist – sagen wir mal – weiterhin eingeschränkt: der Nebel verbindet Himmel und Meer zu einer nahtlosen Einheit. Die Sicht ist gleich Null.

Und das ist richtig schade – denn eigentlich sind wir nicht nur zum Glühweintrinken hier … eigentlich sollten wir hier die Passage der Insel „Jan Mayen“ hautnah verfolgen können. Und klar, die Insel und den zugehörigen Gletscher passieren wir – wir sehen halt nur nichts davon.

Schade eigentlich … aber nicht zu ändern. Von daher mache ich mich nach geraumer Zeit dann auf den Weg ins Calypso, um einen Muffin zu essen, nachdem das Mittagessen schon ausgefallen ist. Und kaum habe in den Muffin in der Hand, erfahre ich durch eine Durchsage, dass gerade jetzt der Nebel sich ein bisschen gelichtet hat und man einen Blick auf den Gletscher werfen könnte.

Ich mache mich also wieder auf den Weg auf Deck 10 – und werde von einigen Passagieren irritiert beobachtet als ich mich durch das „Crew Only“ Tor auf des Kapitän’s Balkon begebe. Einer sagt das sogar: „Hallo, da darf nur die Besatzung hin!“ – „Stimmt“, bestätige ich ihm. Nützt aber nichts – bis ich auf dem Balkon stehe, ist die Nebelwand schon wieder geschlossen …

Dann also nicht … ich gehe auf meine Kabine und überbrücke die Zeit bis zum Abendessen mit meinem Buch. Wobei ich dann beim Abendessen pünktlich erscheine – heute ist nämlich „Griechenland“ angesagt. Und wer mich kennt, weiß, dass das mein Lieblingsthemenabend ist.

Von daher stehe ich heute auch mal pünktlich um 18.00 Uhr vor dem Marktrestaurant und begehre Einlass. Und bin wieder mal begeistert: die Auswahl und Qualität der Speisen ist einfach nur Spitze. Und ich bin nach wie vor der Ansicht, dass die Themenabende auf den kleinen Schiffen essenstechnisch mehr Abwechslung bieten als die Buffetrestaurants auf den großen.

Und so gibt es jetzt erst einmal eine kleine Auswahl griechischer Vorspeisen, dann Gyros (sehr gut gewürzt) mit Krautsalat und Tzatziki, danach ein paar Biftekiröllchen (natürlich ebenfalls mit Tzatziki), ein bisschen Lamm und zum Abschluss noch einen Teller griechischen Bauernsalat (den habe ich nach den Vorspeisen vergessen). Dafür fällt dann heute aber das Dessert aus – es sei denn, man sieht den Ramazotti, den ich gleich an der AIDA Bar trinken werde, als Nachspeise an.

Ach ja, als ich heute wieder mal pünktlich zur Restaurantöffnung ins Marktrestaurant gegangen bin, habe ich auch wieder den „Biermann“ getroffen – so wird der Mitreisende von einigen Passagieren genannt, der jeden Tag Punkt 18.00 Uhr ins Marktrestaurant geht, dort auf direktem Weg den Zapfhahn ansteuert und dann – etwa eine halbe Stunde lang – um diesen herumläuft. Und zwar so, dass er bei jeder Runde ein neues Bier zapft, dass er dann auf seinem Weg trinkt. Bis halb sieben hat er dann meist so acht bis zehn davon geschafft – und dann verschwindet er wieder. Beim Essen habe ich ihn zumindest noch nie gesehen … aber gut, das bisschen, was man so ist, kann man ja auch trinken … 😉

In der AIDA Bar schreibe ich jetzt noch schnell meine Erlebnisse auf, trinke meinen Ramazotti zum Verdauen (und das ist heute auch unbedingt notwendig) und gehe dann gegen halb zehn mal wieder ins Theater: „In the Jungle“ wird gegeben – bekannte Lieder, die irgendwas mit dem Dschungel zu tun haben, werden heute zu Gehör gebracht … und das ist eigentlich (auch wenn ich das schon kenne) immer wieder ganz nett.

Tja – und obwohl es draußen taghell ist (und wie wir wissen, wird das ja auch für vier Tage so bleiben), entscheide ich mich dann für den Weg ins Bett. Irgendwie macht ja auch Nichtstun müde – und so lese ich noch ein bisschen bis ich mich meinen Träumen hingebe.

Weiter mit Tag 9: Seetag – auf dem Weg nach Spitzbergen

22. Juli 2014: Akureyri (Island)

Unser letzter Tag auf Island ist gekommen – aber der hat es noch mal in sich.

Nach dem üblichen Aufwachen zur Sonnenaufgangszeit (irgendwann so gegen 3.00 Uhr) und dem nochmaligen Umdrehen weckt mich mein Wecker um 6.30 Uhr. Den hatte ich mal vorsorglich gestellt, da wir heute bereits um 8.00 Uhr in Akureyri anlegen werden – und ich dann gleich zu meinem Ausflug mit FAB Travel muss. Und da ich vorher zumindest noch mal kurz ins Bad und eine Kleinigkeit frühstücken will, ist heute halt mal frühes Aufstehen angesagt.

Doch zumindest das mit dem Frühstücken ist leichter gesagt als getan. Um diese Zeit hat nämlich lediglich das Calypso offen – und gefühlt sind da jetzt alle 1.200 Passagiere drin. Also warte ich notgedrungen bis um 7.30 Uhr das Marktrestaurant aufmacht – aber eine halbe Stunde sollte ja reichen …

Dummerweise sind im Calypso wohl doch nur 600 Passagiere gewesen – die anderen 600 treffe ich jetzt im Marktrestaurant. Und ich habe mich noch nicht richtig hingesetzt und meinen Kaffee eingegossen, da begrüßt uns der Kapitän mit der Durchsage, dass die Cara jetzt an der Pier festgemacht habe und auch die Behörden das Schiff schon freigegeben hätten. Er wünscht uns noch einen schönen Tag in Akureyri – und ich bin gerade erst dabei, mein erstes Brötchen zu essen.

Super – das war ja eigentlich anders gedacht. Also esse ich schnell auf, schütte noch den Kaffee hinterher und nehme beim Rausgehen noch ein Croissant und eine Banane mit – das muss dann heute halt mal reichen.

Vor dem Schiff treffe ich schon auf einen Teil derjenigen, die auch vorgestern in Reykjavik den Ausflug mit FAB Travel mitgemacht haben – scheint also potenziell die gleiche Truppe zu werden. Und wird es auch – kurz darauf kommt nämlich ein Kleinbus von FAB Travel vorgefahren, dessen Fahrer uns verrät, dass wir wieder die Gruppe von vorgestern sind, allerdings heute noch sechs Personen dazu kommen, die gleich noch vom Schiff der American Holland Line dazu steigen. Das Schiff hat ja gestern in Isafjördur schon mit uns auf Reede gelegen und ist uns dann heute Nacht bis hierher gefolgt.

Wobei wir mit insgesamt 16 Personen ja immer noch eine überschaubare Gruppe – allerdings durch die gemischte Zusammensetzung nun mehrsprachig – sind. Mal schauen, wie das gelöst wird.

Und das ist ganz einfach – mit Englisch. Unsere eigentlich gebuchte deutschsprachige Reiseleiterin ist wohl kurzfristig erkrankt, so dass wir mit einem litauischen Praktikanten vorlieb nehmen müssen. Und der spricht halt nun mal nur Englisch. Was für die Mehrzahl der Passagiere nicht weiter schlimm ist, für den einen oder anderen, der dieser Sprache nun mal aber nicht mächtig ist, aber schon eine echte Beeinträchtigung darstellt. Und aufgrund der Fülle der Informationen, die wir hier übermittelt bekommen, ist es auch schwierig, das alles simultan zu übersetzen.

Ist jetzt allerdings ja nicht zu ändern – also fahren wir gegen 8.30 Uhr los in Richtung unseres ersten Stopps, dem Wasserfall Godafoss. Die knapp 40-minütige Fahrt wird dabei nur durch einen kleinen Fotostopp unterbrochen, von wo wir einen schönen Blick auf die AIDAcara im Hafen haben.

Das Wetter lässt dabei im Übrigen auch noch zu wünschen übrig. Es ist wolkenverhangen, die Berge sind teilweise im Nebel nicht bzw. nur teilweise zu erkennen – und die Temperaturen sind mit rund 10°C auch noch etwas von den erwarteten Höchsttemperaturen von 19°C entfernt. Wollen wir mal hoffen, dass sich das noch ändert – immerhin wollen wir ja nach dem Mittag noch ins Naturbad Jardbodin gehen.

Doch vorher geht es jetzt erst einmal an den Godafoss – den Wasserfall der Götter, der zu den schönsten Wasserfällen Islands zählt. Und während wir vorgestern ja schon den Goldenen Wasserfall gesehen haben fällt dieser doch durch seine größere Fallhöhe auf. Und durch die Möglichkeit, beim Vortasten an den Rand von glitschigen Steinen abzurutschen und dabei nass zu werden. Was im Übrigen auch einige schaffen 😉

Man kann aber durchaus auch aus sicherer Position vernünftige Fotos machen – Selbstüberschätzung ist hier also fehl am Platz. Rund 20 Minuten bleiben wir hier bevor es weiter geht zu unserem nächsten Ziel, dem Myvatn.

Eine knappe halbe Stunde später kommen wir an – und werden schon beim Aussteigen von Mücken überrascht. Obwohl wir ja wussten, dass es welche gibt, haben wir mit den Schwärmen doch erst später gerechnet. Jetzt wissen wir aber immerhin schon mal, dass es auch hier welche gibt. Und die treten in Rudeln (oder bei Mücken ja wohl eher Schwärme genannt) auf – teilweise so intensiv, dass das wie eine kleine Wolke am Himmel aussieht.

Wobei man gleich einschränkend sagen muss, dass die Viecher nix tun – also weder beißen noch stechen noch sonst was. Naja, sonst was eigentlich schon – sie fliegen gern in Körperöffnungen. Und zwar in alle die sie so finden, also insbesondere in Mund, Nase, Augen und Ohren. Und das ist dann doch schon ein bisschen lästig – die letzten werde ich dann später beim Naseputzen finden …

Allerdings hält sich das Aufkommen der Mücken hier durchaus in Grenzen – ab und zu muss man mal durch so ein Wölkchen durch … aber das ist überschaubar. Das Ganze fällt also eher in die Kategorie „lästig“ – nicht mehr und nicht weniger. Berichten im Internet zu Folge kann das noch wesentlich schlimmer sein – da färben sie dann durchaus ein buntes Auto auch mal schwarz …

Aber jetzt schauen wir uns erst mal hier um. Aufgrund vulkanischer Bewegungen sind hier unzählige Krater und Seen entstanden, die heute eine recht bizarre Landschaft abgeben. Mit Gras, Moos und Flechten bewachsen gleichen sie aus der Entfernung eher einem Golfplatz …

Wir durchwandern das Gebiet in einer knappen halben Stunde bevor es – nach einer kurzen biologischen Pause in einem nahegelegenen Hotel – wieder on the road geht. Apropos „on the road“ – wir befahren hier die Straße Nummer 1, das ist hier so etwas wie der Highway Islands. Und das muss man sich eher so vorstellen wie eine einfache Kreisstraße bei uns.

Ach ja, bevor wir losfahren, verteilt unser Reiseleiter noch kleine Büchlein über die Myvatn-Gegend – in Deutsch. Die hat er während des Stopps in einem Souvenirshop gekauft – als kleine Entschädigung dafür, dass das mit der deutschen Reiseleiterin nicht geklappt hat. Finde ich eine nette Geste …

Vulkane, Krater und Lava bestimmen dann auch unser nächstes Ziel. Wir sind jetzt am einzigen Lavalabyrinth dieser Art außerhalb von Mexiko, Dimmuborgir, angekommen – und sind von der Größe angetan. Wohl wissend, dass der ganze Bereich irgendwann mal mit Lava gefüllt war und heute aus unzähligen Phantasiegestalten besteht, machen wir uns auf den Weg zu einem rund halbstündigen Rundweg durch das Gelände.

Und wir sind jetzt gerade mal fünf Minuten unterwegs als es anfängt zu regnen. Eigentlich kein Problem – wenn nicht meine komplette Regenausrüstung im Rucksack wäre. Denn der steht im Bus. Und so habe ich zwar theoretisch sechs verschiedene Sachen dabei, die vor Regen schützen würden (Hut, Basecap, Strickmütze, Jacke mit Kapuze, Regenschirm und Regenumhang) und werde praktisch dann halt doch nass. Super – wieder was gelernt: Regensachen nicht nur einpacken sondern auch mitnehmen.

Und es kommt wie es kommen muss: kurz bevor wir zurück an unserem Bus sind, hört der Regen auf. Das ist mal wieder Murphy vom feinsten heute …

Rund eine halbe Stunde später sind wir dann praktisch am Ziel unserer Reise – Namaskard. Oder auch „Lunar Landscape“ (Mondlandschaft) genannt. Im absoluten Gegensatz zu grün bewachsenen Kratern zu Beginn unserer Rundfahrt und dem Lavagestein gerade eben sind wir jetzt in einer kargen Landschaft gelandet, die nur als Sand und Gestein besteht – und aus kleinen Kratern, in denen Schlamm in bunten Farben vor sich hin blubbert.

Absolut beeindruckend … und mit Worten kaum zu beschreiben. Ich probiere es trotzdem einmal: man stelle sich eine große Fläche aus Sand und Stein vor, die von großen Bergen eingerahmt wird. Sämtliche Brauntöne der Farbskala sind hier vertreten – und unterbrochen wird das Ganze von kleinen kraterähnlichen Löchern mit einem Durchmesser zwischen 50 cm und 3 Metern, in denen unterschiedliche Flüssigkeiten vor sich hin blubbern. Manche sind klar, andere sind blau gefärbt. Und die Warnschilder am Eingang mit der Geysirabbildung und der Temperaturangabe „80 – 100°C“ erklären auch das Blubbern. Also am besten mal nicht reinfassen … 😉

Wir haben übrigens Glück: bis vorgestern ist hier ein Eintritt von rund 1.000 Kronen fällig gewesen (etwa 6 €). Das hat der isländischen Regierung, die einen freien Zugang zu allen Naturwundern anstrebt, allerdings nicht so wirklich gut gefallen. Und so hat der örtliche Sheriff vorgestern einfach mal Tatsachen geschaffen und die Umzäunung neben der Einlassschranke entfernt. Jetzt ist der Zutritt wieder kostenfrei … 😉

Ach ja, kurz mal ein Hinweis zum Wetter: wie von meiner Wetter-App vorhergesagt, sind die Wolken inzwischen der Sonne gewichen – und auch die 19°C sind nicht ganz unrealistisch … so macht das durchaus mehr Spaß hier.

Eine halbe Stunde haben wir hier jetzt Auslauf – und den braucht es auch. Ist doch in jedem Krater etwas anderes zu entdecken.

Und zu entdecken gibt es noch mehr. Und zwar fünf Minuten von hier entfernt – Jardbodin. Das Naturbad, ähnlich der Blauen Lagune (die man von Reykjavik aus erreichen kann), nur etwas kleiner (und billiger), ist unser nächstes Ziel. Und diese Naturbäder sind ja nun einmal ein wesentlicher Bestandteil Islands. Und von daher muss man da auch mal drin gewesen sein.

Etwas mehr als eine Stunde haben wir Zeit, uns als Teil der isländischen Natur zu betrachten. 3.500 Kronen später (rund 21 €) bin ich auch schon drin. Erste Station nach der Kasse sind die Schuhregale. Hier zieht man – wie übrigens in allen privaten Haushalten Islands auch – als erstes die Schuhe aus und stellt sie ins Regal. Und wenn ich mir meine Schuhe nach dem Vormittag so anschaue: mit Recht. An dieser Stelle passt übrigens der Hinweis, dass außer Badekleidung und Handtuch auch Badeschlappen in den Rucksack gehören …

Danach geht es weiter in den (geschlechtergetrennten) Umkleidebereich. Der ist gestaltet wie eine Sammelumkleide in unseren Schwimmbädern auch – ein großer Raum, viele Spinde (die auch groß genug sind, um einen großen Rucksack aufzunehmen) und Sitzbänke davor.

Wobei man sich im Prinzip hier eigentlich nicht um- sondern nur auszieht. Vor dem Anlegen der Badekleidung ist nämlich erst einmal eine gründliche „Körperreinigung“ mit Wasser und Seife vorgesehen. Und ein großes Plakat weist zum einen darauf hin, dass das ohne Badebekleidung erfolgt und zeigt zum anderen auch die Körperstellen auf, an denen das zu geschehen hat. Und ohne ins Detail zu gehen – eigentlich ist jedem von uns klar, welche das genau sind.

An dieser Stelle kommt dann übrigens der eine oder andere dann doch ein bisschen ins Straucheln – nacktes Duschen in der Öffentlichkeit ist offensichtlich nicht jedermanns Sache. Hilft hier aber nichts -die „soziale Kontrolle“ durch die anwesenden Isländer funktioniert recht gut … und die wollen halt nicht in dreckigem Wasser baden.

Ach ja, der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass es auch zwei Duschen gibt, die mittels Vorhang abtrennbar wären – allerdings kommt da wohl nur kochend heißes Wasser aus dem Duschkopf, so dass diese nicht wirklich benutzbar sind. Außer man will mal das Feeling erleben, das ein Hummer hat, bevor es vor dem Farewell Dinner ab in den Topf geht.

Bis auf einen (der hat die 3.500 Kronen jetzt halt nur fürs Schuheaus- und wiederanziehen bezahlt) sind wir jetzt alle durch und auf dem Weg ins warme Nass. Zwischen 38°C und 44°C warm ist das Naturbad – je nachdem an welcher Stelle man sich im Wasser befindet. Und es fühlt sich so ein bisschen an, als ob man in einer Seifenlauge baden würde. Tut man natürlich nicht – das Gefühl ist dem hohen Schwefelgehalt geschuldet. Und der wiederum macht die Haut glatt – glatt wie ein Kinderpopo … OK, wie ein ziemlich behaarter Kinderpopo.

Ach ja, das macht noch was … und zwar Silber schwarz. Wer also Silberschmuck trägt, sollte den vorher tunlichst ausziehen – oder sich damit abfinden, dass z.B. ein Anker an einer Halskette nach dem Bad schwarz ist (was bei einem Anker ja glücklicherweise noch geht …). Aber gut, ist ja trotzdem noch Silber – man sieht es halt nur nicht mehr.

Nach einer Dreiviertelstunde ist dann aber schon wieder alles vorbei – jetzt geht das Ganze rückwärts in der Dusche und der Umkleide. Wobei jetzt jeder irgendwie das Gefühl hat, dass es gut wäre, mal ausgiebig zu duschen. Ist es zwar wahrscheinlich gar nicht – aber das Gefühl nach dem „Seifenbad“ drängt sich auf.

Für die nasse Badehose gibt es hier noch eine kleine Schleuder, so dass das Teil halbwegs trocken eingepackt werden kann – und dann geht es auch schon wieder zu unserem Bus. Ach ja, dieser Stopp hätte dann auch die Möglichkeit geboten, im angegliederten Restaurant eine Kleinigkeit zu essen. Hätte – denn was soll man denn in 60 Minuten noch alles machen …

Und so haben dann nur die gegessen, die nicht im Naturbad waren – und umgekehrt 😉 Aber gut, es sind ja nur noch zwei Stunden bis zum Schiff – das muss heute dann halt mal ohne Mittagessen gehen – und irgendwo im Rucksack finden sich bestimmt noch ein paar Oreos …

Stimmt, da sind noch welche … und während die jetzt erst einmal im Harald verschwinden, geht es parallel zurück nach Akureyri. Und so kommen wir rund 1 ½ Stunden später wieder am Ausgangsort unseres Ausflugs an. Hier machen wir noch eine kleine Stadtrundfahrt bevor wir dann gegen 15.15 Uhr just in time zur Cara zurückkommen. Um 15.30 Uhr heißt es „Alle Mann an Bord“ – aber noch stehen Hunderte vor der Gangway. Irgendwie scheinen die Ausflüge alle gleichzeitig zurückgekommen zu sein – und noch sind nicht mal alle da. Mal schauen, ob das mit dem Auslaufen um 16.00 Uhr klappt …

Zumindest sind wir rechtzeitig an Bord – eine knappe halbe Stunde Wartezeit müssen wir aber schon in Kauf nehmen. Aber gut, bei gerade mal acht Stunden Liegezeit ist das wohl nicht zu vermeiden. Ach ja, Anmerkung am Rande für diejenigen, die meinen Reisebericht von der Mein Schiff 3 von letzter Woche gelesen haben: auf AIDA muss ich bei der Eingangskontrolle meinen Gürtel regelmäßig ausziehen – und dann piepst da auch nix …

Ich mache mich jetzt auf den Weg in meine Kabine – will ich doch das Auslaufen aus der Sauna beobachten … da ist es wärmer als draußen. In meiner Kabine werde ich dann von einer Einladung überrascht – man möchte die „Grünen“ morgen um 15.30 Uhr auf dem Volleyballfeld treffen. Na, hoffentlich nicht zu einem Volleyballspiel …

Ich wechsele also kurz die Kleidung, gehe in die Saunaumkleide, wechsele erneut die Kleidung (warum es auf der Cara nicht auf jeder Kabine einen Bademantel gibt sondern die nur im Saunabereich ausliegen, muss man ja auch irgendwie nicht verstehen) und mache mich dann auf den Weg in die Sauna zum Auslaufen.

Hätte auch gut geklappt, wenn es bei 16.00 Uhr geblieben wäre. Aber wie befürchtet, laufen wir erst etwas später aus – und da bin ich natürlich nicht mehr in der Sauna … aber vom FKK-Deck aus kann man sich das ja auch anschauen. Und da hört man sogar noch die Auslaufmusik …

Bis zum Abendessen ist ja nun noch etwas Zeit – von daher lege ich mich noch mal ein halbes Stündchen in meiner Kabine aufs Ohr – schließlich bin ich ja heute Morgen schon recht früh geweckt worden. Und werde erneut geweckt – um 19.15 Uhr ertönt eine „wichtige Durchsage von der Brücke“ in meiner Kabine: „Heute Nacht werden die Borduhren eine Stunde vorgestellt.“

Na dann … aber so langsam wird es ja in der Tat Zeit, mal wieder aufzustehen – sonst fällt das Abendessen auch noch aus. Und das wäre schade, gibt es doch heute „Mexiko“ im Calypso.

Und da gibt es in der Tat einige mexikanische Leckereien und – vor allem – da wo dransteht, dass da was Scharfes drin ist, da ist auch was Scharfes drin. Und nicht nur was gut Gewürztes. Das gefällt mir (aber zugegeben: manch einer ist auch erstaunt, wie scharf auf AIDA „scharf“ sein kann …)

Und als ich kurz vor 21.00 Uhr hier rausgehe, stelle ich noch fest, dass mindestens 80% der Leute im Restaurant nichts mehr essen sondern nur noch beim netten Gespräch (und kostenlosem Tischwein) zusammensitzen. Das will ich auch gar nicht kritisieren – warum auch, das hat ja jeder so gebucht und auch bezahlt – aber: bei TUI findet das aufgrund von Premium Alles Inklusive an den Bars statt. Und da ist es zum einen gemütlicher und zum anderen sind die Plätze in den Restaurants tendenziell eher wieder verfügbar.

Vielleicht sollte man bei AIDA – wenn man nicht irgendwann sowieso All-Inclusive einführt – zumindest mal darüber nachdenken, während der Essenszeiten Bier, Wein und Softdrinks auch an den Bars (oder zumindest der AIDA Bar) kostenfrei anzubieten – das würde die Situation in den Restaurants sicherlich entzerren. Ist aber nur so eine Idee …

Für mich geht es dann – mit einem kleinen Abstecher über die AIDA-Bar, wo es zwischen 20.00 und 21.00 Uhr in der Happy Hour ja zwei Ramazotti Sour zum Preis von einem gibt – ins Theater. Hier tritt heute unser Gastkünstler Thomas Nicolai auf. Das Theater ist randvoll, die Erwartungen hoch. Und er erfüllt diese – zumindest teilweise: manches ist gut, manches sogar richtig gut, vieles hat man aber auch schon mal gehört – vor 20 Jahren. Von daher – es ist nicht der Brüller gewesen, sondern eher nette Abendunterhaltung. Und das eine oder andere müssen die anwesenden Eltern nachher dann halt noch ihren Kindern erklären … 😉

Ich wechsele danach noch mal in die AIDA Bar, schreibe noch ein bisschen was auf und stelle fest, dass mein Webserver um Hilfe schreit: er hätte einen Virus. Super – das brauche ich im Urlaub ja wie Magen/Darm. 🙁

Zumal das bei der Geschwindigkeit dieser Internetverbindung auch nicht so trivial zu lösen ist … das geht ja nun hier doch sehr gemütlich zu. Und dann stelle ich auch noch fest, dass Port 21 hier im Schiffsnetz offensichtlich gesperrt ist (für die Nicht-Techniker: das ist der Standardport für FTP-Übertragungen – und für die Überhaupt-Nicht-Techniker: den brauche ich, um auf die Dateien auf meinem Webserver zugreifen zu können). Und ohne den kann ich hier nun gar nichts reparieren …

Aber zum Glück gibt es ja da noch einen Umweg – über mein VPN zu meinem Router zu Hause komme ich dann doch auf den Port (und wer das jetzt nicht verstanden hat: ist egal. Und wem es hilft: bitte sehr!), so dass ich die befallenen Dateien auf meiner Website austauschen kann. Und eine gute Stunde später ist alles wieder im Lot.

Naja, fast. Einer der Mitreisenden sieht mich an meinem Rechner sitzen und meine E-Mails lesen. Und kommt mir nahe … sehr nahe. Als er dann neben mir steht, schaut er interessiert auf meinen Bildschirm (und klappt den dabei noch etwas an): „Und, was machen Sie da Schönes?“

Ich bin ja im Urlaub hier. Und von daher noch entspannter als sonst. Viel entspannter. Aber davon hat er nichts gemerkt. Alles was Recht ist – geht’s noch? Und für den Fall, dass Sie zufällig diesen Bericht lesen und sich wieder erkennen: alles, was ich eben gerade gesagt habe, habe ich auch genau so gemeint!

Ich weiß nicht, was bei seiner Erziehung schief gegangen ist … scheint aber eine Menge zu sein.

Wie auch immer, ich bin jetzt wieder ruhig – ganz ruhig. Gehe auf meine Kabine, nehme die AIDA Heute für den morgigen Seetag von der Tür und stelle fest, dass dort als Zeit für den Sonnenuntergang aufgeführt ist: „Keiner bis zum 27. Juli“. Das wäre dann der erste Hinweis auf die Mitternachtssonne – vier Tage ist es dann ab morgen rund um die Uhr hell. Da bin ich echt mal gespannt drauf …

Aber heute geht die Sonne ja noch mal für rund vier Stunden unter – und von daher gehe ich dann auch langsam mal ins Bett. Ich lese noch ein bisschen – morgen ist ja der erste von zwei Seetagen auf der rund 1.800 km langen Strecke bis nach Spitzbergen – da haben wir ja keine Hektik …

Und von daher: Gute Nacht!

Weiter mit Tag 8: Seetag – auf dem Weg nach Spitzbergen

21. Juli 2014: Isafjördur (Island)

Es ist kurz vor fünf Uhr – da meldet sich meine innere Uhr. Und signalisiert: „Steh auf!“. Nach einem kurzen Zwiegespräch mit dem ebenfalls erwachten Gehirn führt das dann aber zu einem anderen Ergebnis: „Dreh‘ Dich nochmal um!“

Und genau das mache ich – und wache dann kurz vor sieben auf. Schon besser – und durchaus auch eine zum Aufstehen geeignete Zeit. Ich schaue mal ins Bad und gehe dann zum Frühstück zur Abwechslung mal ins Marktrestaurant. Mal schauen, wie das hier so ist. Und was soll ich sagen – genau so wie erwartet. 😉 Eigentlich fast noch besser als im Rossini, da ich mir hier meine Omelettezutaten selbst zusammenstelle – und dadurch den Käseanteil signifikant höher gestalten kann.

Lediglich das Paar an meinem Tisch stört ein bisschen … irgendwie haben die beiden sich darauf verständigt, alles schlecht finden zu müssen, was sie hier erleben. Das fängt damit an, dass der Kaffee auf dem Tisch angeblich kalt wäre (die Kanne hat mir der Kellner drei Minuten vorher hingestellt – und da war er heiß). Aber die Dame des Hauses probiert den Kaffee noch nicht einmal – allein dadurch, dass der schon auf dem Tisch steht als sie sich setzt, ist der kalt. Punkt. Ich versuche zwar zu erläutern, dass der Kaffee nicht kalt sein kann, gieße mir sogar noch (dampfenden) Kaffee nach – keine Chance. „Hallo!“ ruft sie dem nächstbesten Kellner zu – „Neuer Kaffee, der hier kalt.“ Jetzt weiß ich, wie fremdschämen geht …

Weiter geht es mit der Butter. Die ist zu hart. Zumindest ihr. Ihm ist sie zu weich. Und zu spät legen wir auch an – da hat man ja nichts mehr vom Tag. Ach ja, Tischabfalleimer gibt es nicht. Auf Costa gibt’s die aber. Wohin soll man hier dann nur mit der Butter-Alufolie? Nun, andere legen sie einfach auf den Tellerrand.

Wie auch immer … irgendwie scheine ich bei meiner Tischbesetzung immer Pech zu haben. Ich frage mich da echt, warum so jemand dann überhaupt noch mit AIDA unterwegs ist, wenn doch alles so schlecht ist. Da würde ich meinen Mitreisenden doch einen Gefallen tun, und mein Geld für etwas anderes ausgeben …

Ich verlasse daher die Szene, nicht ohne im Rausgehen noch zwei Pancakes mitzunehmen, und widme mich nun der Hafeneinfahrt in Isafjördur. Ähnlich wie ich das aus Norwegen kenne, gleiten wir sanft durch die Fjorde bis wir gegen 10.00 Uhr an der Pier festmachen. Und da zeigt sich wieder mal der Vorteil der kleineren Schiffen wie der Cara – wir passen direkt an die Pier während das nach uns ankommende Schiff der American Holland Line auf Reede liegen muss.

Wettermäßig haben wir heute übrigens ein bisschen weniger Glück als gestern. Es ist jetzt nicht unbedingt kalt (13°C), aber es regnet leicht. Aber gut, da müssen wir jetzt durch – und vielleicht ändert es sich ja auch noch … soll ja hier manchmal schnell gehen.

Und als wir dann kurz darauf zu unserem Ausflug zur Insel Vigur aufbrechen, ändert es sich tatsächlich: es regnet stärker. 😉 Ist aber halt nicht zu ändern – und, da wir jetzt sowieso erst mal eine gute halbe Stunde mit einem überdachten Ausflugsboot unterwegs sind, auch nicht so wirklich schlimm.

Wobei „Ausflugsboot“ der Begriff ist, den unser Scout verwendet – nachdem unser Kapitän mal ein paar Hebel nach vorn geschoben hat, bewegt sich da richtig was. „Speedboat“ ist wohl noch mal was anderes, aber das trifft es schon eher.

Aber kurz mal zurück – wo fahre ich jetzt eigentlich hin … und warum? Nun, dazu schreibt AIDA in der Ausflugsbroschüre: „ca. 40 min Bootsfahrt zur Vogelinsel Vigur; ca. 2 h Aufenthalt mit Rundgang über die Insel, auf der Eiderenten, Papageientaucher und Küstenseeschwalben leben; Besuch der einzigen Siedlung auf der Insel mit dem kleinsten Postamt und Islands einziger Windmühle, kurze Kaffeepause im Bauernhof Viktoria; per Boot zurück“ nach Isafjördur„.

Und da sich so gut angehört hat, hatte ich den seinerzeit schon zu Hause gebucht. Und das war auch gut so – der Ausflug ist nämlich lange vor der Reise komplett ausgebucht gewesen. Und selbst ein für den Nachmittag kurzfristig zusätzlich gechartertes Boot war binnen weniger Stunden gefüllt.

Doch zurück auf unser Boot. Nach einer guten halben Stunde zwischen schneebedeckten Bergen und Gletschern legen wir jetzt auf Vigur an. Und werden direkt am Anleger von drei Papageientauchern empfangen, die auf einem Felsen auf uns warten.

Sehr schön – und auch wenn der Regen nicht wirklich abnimmt, ist das schon ein schöner Start auf der Insel. Und der wird noch besser: hunderte, nein, tausende Seeschwalben und Eiderenten flattern herum, ziehen ihre Kreise – und beschützen ihre Brut.

Denn während wir hier die einzige noch existierende Windmühle Islands betrachten, werden wir mit unserer „Ausrüstung“ für den Tag ausgestattet: etwa einen Meter lange Holzlatten mit blauen Fähnchen am oberen Ende. Und die sollen wir jetzt immer schön nach oben halten während wir entlang der Küste gehen.

Warum das so ist? Nun, schauen wir mal bei Wikitravel nach: „An der Küste sollte man bei Angriffen von Möwen und Seeschwalben in deren Revier nicht in Panik geraten. Ein hochgehaltener Gegenstand (Stock o.ä.) lenkt sie angeblich vom sonst höchsten Punkt des Menschen (Kopf) ab. Ein geordneter Rückzug beim ersten Scheinangriff (der meistens ziemlich knapp über den Kopf geht) ist ratsam.

Ah, jetzt ja. Und wenige Minuten später weiß ich auch, dass das nicht nur Theorie ist – sondern auch in der Natur funktioniert. Offensichtlich haben die Vögel auch mal bei Wikitravel nachgelesen – zumindest passiert genau das, was da steht. Die Vögel finden unser Interesse für sie (und natürlich ihre Brut) nicht so wahnsinnig witzig, so dass sie uns signalisieren, dass sie nichts dagegen hätten, wenn wir wieder zurück fahren würden.

Ich bin ja zunächst ein bisschen skeptisch, ob es nicht besser wäre, die Vögel hier und jetzt ganz in Ruhe zu lassen, werde aber von dem örtlichen Vogelführer eines Besseren belehrt – die Vögel würden dadurch keinen Schaden nehmen; das wäre ein ganz natürliches Verhalten, das sie auch bei anderen „Angreifern“ regelmäßig an den Tag legen würden und was keinen negativen Einfluss auf sie hätte.

Na dann, ich bin beruhigt. Und gebe mich ganz dem Fotografieren der Tiere hin. Wobei ich zugegebenermaßen auch heute wieder regelmäßig an Hitchcock’s „Die Vögel“ denken muss. Die hatten damals aber keine Stöcke – glaube ich. Das wird der Unterschied gewesen sein … 😉

Nach einer knappen Stunde, die wir über die Insel gehen, erreichen wir einige bunte Holzhäuser. Ein zu einem Restaurant umgebauter Kuhstall (riecht man noch), in dem wir jetzt ein Stückchen Kuchen und eine Tasse Kaffee angeboten bekommen und ein Postamt. Und zwar nicht irgendeins: sondern das kleinste Islands.

Da ich jetzt nicht wirklich Bedarf an Postdienstleistungen habe (und die meisten anderen auch nicht), gehen wir so langsam in Richtung Boot, um den Rückweg anzutreten. Zwischenzeitlich sind damit die Ausflügler der American Holland Line auf die Insel gefahren worden (und zumindest einer Dame scheint die Fahrt nicht so richtig bekommen zu sein, füttert sie doch direkt nach dem Anlegen die Vögel), so dass es hier auch langsam voll wird – und so treten wir dann den empfohlenen „geordneten Rückzug“ an.

Und sind eine gute halbe Stunde später wieder zurück auf der Cara. Der Regen ist inzwischen auch vorbei und an wenigen Stellen sind kleine blaue Flecken am Himmel erkennbar. Wenn meine Wetter-App Recht behält, haben wir zum Auslaufen dann schönsten Sonnenschein.

Bis es aber soweit ist, gehe ich schnell mal ins Calypso und esse eine Kleinigkeit (wirklich!), um danach in der AIDA Bar mein „Ship Office“ einzurichten und mal ein kleines bisschen was zu arbeiten. Und natürlich das hier aufzuschreiben – bevor da noch was vergessen geht. Unterstützt werde ich dabei von dem Drink des Tages, einmal mit und einmal ohne Alkohol (und an dieser Stelle noch mal ein Dankeschön an den Spender).

Bis zum Abendessen bleibt aber trotzdem noch ein bisschen Zeit, so dass ich noch ein bisschen im Saunabereich lese und den 5-nach-5-Aufguss mitmache. Wobei auch der eher zu wünschen übrig lässt – unsere „Aufgießerin“ macht das Ganze ziemlich ernst und vermittelt auch nicht den Eindruck, dass sie es gut fände, wenn jetzt einer spricht oder gar lacht. Macht dann halt auch keiner … schade, das habe ich schon besser erlebt.

Ich gehe danach daher zunächst mal auf meine Kabine, hole meinen Foto und mache einige Bilder beim Auslaufen aus Isafjördur, währenddessen dann tatsächlich die Sonne scheint. Und da das Wetter auch morgen in Akureyri so sein soll (da zeigt meine App sogar 19°C an!), steht einem schönen Ausflug zum Myvatn („Mückensee“) morgen ja dann hoffentlich nichts im Wege.

Naja, doch. Das Abendessen. Und da gibt es heute „Karibik“ und „Zarewitsch“. Und da fällt mir natürlich sofort die hervorragende Soljanka ein, die ich seinerzeit mal auf der Aura hatte. Und von daher ist das russische Essen im Marktrestaurant gesetzt.

Und siehe da – es gibt Soljanka. Und die ist so gut, dass gleich zwei Schüsseln dafür herhalten müssen. Einfach nur ein Traum. Dafür wird der Rest dann überschaubar: ein bisschen Kosakensalat, zwei, drei Eier mit Kaviar, ein paar russische Fleischbällchen – und satt ist der Harald.

Ich bin mir jetzt gar nicht sicher, ob ein Ramazotti oder ein Espresso besser für die Verdauung wäre – und nehme daher vorsichtshalber beides in der AIDA Bar zu mir. Jetzt weiß ich zwar nicht, was geholfen hat – aber eins von beidem ist wohl die richtige Wahl gewesen.

Um 21.30 Uhr gibt es im Theater heute „Polaris“ – eine Art Musical. Und da ich das noch nicht kenne, schaue ich mir das gleich mal an. Und bin musikalisch begeistert – das hat tatsächlich Musicalniveau. Und auch der technische Aufwand mit Lasern, Projektionen und Lichtspielen ist enorm. Lediglich die Handlung – die erschließt sich mir (und meinen Sitznachbarn) nicht wirklich. Aber besser, die Musik ist gut und ich weiß nicht warum, als wenn ich verstehen würde, worum es geht, mir die Musik aber nicht gefallen würde.

Auf dem Rückweg in meine Kabine, in der ich noch meinen Rucksack für meinen Ausflug morgen packen muss, da es da schon um 8.00 Uhr losgeht, bestelle ich noch schnell zwei Fotos vom Clubtreffen und vom heutigen Ausflug und stelle erneut fest, dass das Gesichtserkennungssystem verdammt gut arbeitet – ich bin bislang auf allen Bildern korrekt erkannt worden.

Andererseits macht das natürlich auch ein bisschen Angst – solche Systeme kann man ja auch für andere Zwecke (miss)brauchen. Ich denke da nur an Google Glass, die mir theoretisch den Lebenslauf (oder zumindest die Infos aus Facebook) von jedem ins Blickfeld legen könnte, der an mir vorbeigeht … Ob da schon wirklich jedem klar ist, was da so auf uns zukommen wird …?

Aber wie auch immer – ich bin ja hier im Urlaub und schreibe einen Reisebericht und keine Abhandlung zum Thema Datenschutz … Und deshalb vervollständige ich jetzt noch schnell meinen Tag und gehe dann mal ein bisschen früher ins Bett, wobei ich bei der Helligkeit vor dem Fenster erst mal noch ein bisschen lese …

Weiter mit Tag 7: Akureyri (Island)

20. Juli 2014: Reykjavik (Island)

Der heutige Tag fängt ganz geruhsam an. Zwar recht früh, denn ab 6.30 Uhr bin ich hellwach – aber das hängt sicherlich damit zusammen, dass es hier inzwischen schon gar nicht mehr richtig dunkel wird. Selbst in der Zeit zwischen Sonnenuntergang und -aufgang ist es eher dämmrig als wirklich dunkel. Aber trotzdem habe ich zu jederzeit das Gefühl gehabt, ausgeschlafen zu sein. Naja, mal schauen, wie das dann wird, wenn es in drei Tagen dann rund um die Uhr Tag ist …

Und da wir erst um 10.00 Uhr in Reykjavik anlegen, bleibt jetzt noch genügend Zeit, mal in die Zeitung zu schauen und in Ruhe zu frühstücken.

OK, das mit dem „in die Zeitung schauen“ lasse ich zunächst mal sein: „Leider steht der Internetzugang zur Zeit nicht zur Verfügung.“ Das ist dann der Nachteil, wenn man sich dicht an den Bergen bei der Hafeneinfahrt aufhält – da ist so eine Satellitenverbindung dann auf einmal auch mal nicht mehr da.

Nun gut, dann halt nur Frühstück – ohne Zeitung. Hierzu wähle ich heute nochmal das Calypso aus und lese mir dabei halt mal die Hafeninformationen durch. Und finde eine ganz interessante Information – im Kapitel „Geld und Währung“ steht: „In Island zahlt man mit Kreditkarte.“ Das interessante daran ist, dass in den anderen Hafeninfos an dieser Stelle beispielsweise steht: „In Norwegen zahlt man mit der Norwegischen Krone.“ Der Hinweis auf die Isländische Krone kommt erst weiter hinten. Sieht also ganz so aus als ob das hier auch ohne Bargeld geht.

Zunächst frühstücke ich aber erst mal weiter, lasse mir ein schönes Omelette machen und komme immer mehr zu dem Schluss, dass hier das Frühstück auch außerhalb des Rossini eine gute Wahl ist. Zumal es einfach mit weniger Wartezeiten verbunden ist, was insbesondere dann, wenn man noch was vor hat, einfach von Vorteil ist.

Und vor habe ich heute natürlich etwas – nämlich einen Ausflug in den Süden Islands. Hier habe ich mich mal gegen einen AIDA-Ausflug entschieden sondern alternativ einen lokalen Anbieter gewählt – einfach, weil der im AIDA-Fanforum gute Kritiken bekommen hat und er mit einem Package für Reykjavik (FAB100) und Akureyri (FAB302) für zusammen 115 € einen guten Preis aufgerufen hat.

Dass die Ausflüge darüber hinaus in kleineren Gruppen stattfinden und daher einfach individueller sein können, kommt natürlich noch hinzu. Und so kommt es, dass sich kurz nach Freigabe des Schiffes zehn Passagiere auf den Weg zu den beiden Vans von FAB Travel (http://www.fabtravel.is) machen, die direkt am Hafen auf uns warten.

Wir werden von einem deutsch sprechenden Reiseleiter, der noch eine Praktikantin dabei hat, begrüßt und stellen nach kurzem Smalltalk fest, dass er einige Jahre in Deutschland gelebt hat – und zwar teilweise gerade mal fünf Kilometer von mir entfernt. Irgendwie ist die Welt dann halt doch recht klein.

Als wir vollständig sind und jeder seinen Platz in dem 13-Sitzer gefunden hat, geht es auch schon los. Unser Ziel sind die Sehenswürdigkeiten in Islands Süden – der sogenannte „Golden Circle“ bestehend aus den drei Hauptattraktionen Gullfoss (Wasserfall), Strokkur (Geysir) und Thingvellir (Naturpark). Insgesamt werden wir heute eine Strecke von rund 300 km zurücklegen und – mit Ausnahme des Naturbades „Blaue Lagune“ (das wäre ein separater Ausflug gewesen) – alles gesehen haben, was man hier gesehen haben „muss“. Und das Fehlen der Blauen Lagune wird dann übermorgen ersetzt durch den Besuch des Naturbads „Jardbodin“ in Akureyri.

Doch beginnen wir von vorn – einer etwa einstündigen Fahrt in den Süden. Unterwegs erfahren wir von unserem Guide vieles über Island, die Geschichte des Landes und die aktuelle Situation im Land. So wusste ich bis jetzt beispielsweise nicht, dass die Leute in Island grundsätzlich nur Vornamen haben – als Nachname wird dann der Vorname des Vaters, ergänzt mit einem „Füll-s“ sowie „son“ für Sohn oder „dóttir“ für Tochter. Ich würde hier also „Harald Herbertsson“ (= Harald, der Sohn von Herbert) heißen. Und schon wird einem auch klar, warum die meisten Nachnamen hier die gleichen Endungen haben … 😉

Und während wir hier so fahren, dabei eine Stunde lang mehr oder weniger das gleiche sehen, wenn wir aus dem Fenster gucken (nämlich vor allem viel „Gegend“), sage ich mal was zum Wetter. Das ist nämlich erwähnenswert: wir haben heute rund 17°C und mehr oder weniger Sonnenschein. Ab und zu huscht zwar mal ein Wölkchen vorbei, das stört aber nicht im Geringsten. Also absolutes T-Shirt-Wetter (und mehr habe ich auch nicht an – also zumindest obenrum) – und das hat man auf Island wohl nicht jeden Tag. Oder anders gesagt: ganz, ganz selten.

Wobei sich das Wetter in Island auch mal rasch ändern kann. Scherzhaft heißt es hier zum Beispiel auf T-Shirts: „You don’t like the weather in Iceland? – Just wait five minutes …“ Heute gilt das aber nicht – das Wetter bleibt bis zum Abend so … einfach nur traumhaft.

Die Landschaft um uns herum erinnert so ein bisschen an eine Mondlandschaft – nur dass sie hier viel grüner ist. Aufgrund von Moosen und Flechten ist die ganze Insel mit einer grünen Schicht überzogen, die nur ab und zu mal von Bergen mit großen Gletschern unterbrochen wird. Vereinzelt sieht man Islandpferde (die, obwohl kleiner als 148 cm, hier trotzdem Pferd und nicht Pony genannt werden) und das eine oder andere Schaf. Einfach „Natur pur“ …

Zwischendurch sieht man immer wieder mal Dampf aus der Erde aufsteigen – aber das ist ja irgendwie auch das, was man von Island so erwartet. Und das interessante daran ist tatsächlich, dass die Warmwasserversorgung Islands tatsächlich direkt aus der Erde erfolgt: jeder Haushalt hat neben einem Kaltwasseranschluss auch einen für warmes Wasser im Keller. Und das kommt dann mit etwa 85°C direkt aus der Leitung – ohne dass da irgendwo eine Heizung eine Rolle spielt. Schön, wenn man seine Energieprobleme so einfach lösen kann …

Wir haben dafür inzwischen unsere erste Station, den Krater Kerid, erreicht und machen hier einen rund 20-minütigen Stopp. Für 350 Kronen oder alternativ 2 € kann man einen Blick in den mit Wasser gefüllten Krater werfen, der rund 55 m tief ist und aus der eruptiven Phase vor etwa 5.000 bis 6.000 Jahren stammt.

Und man kann beim Drumherumlaufen auf dem losen Gestein ausrutschen und sich dann die Hand aufschürfen. So einem Jugendlichen aus unserer Gruppe geschehen – und der fand das gar nicht witzig. Aber Dank Verbandkasten und einer einigermaßen brauchbaren Erste-Hilfe-Ausbildung des Autors (irgendeinen Nutzen muss das Ganze ja auch mal haben) kann die Hand gerettet werden und der Ausflug geordnet weiterlaufen.

Und somit setzen wir unsere Fahrt fort und erreichen etwa eine Viertelstunde später den Bischofssitz Skáholt mit einer kleinen Kirche. Dort findet gerade ein Gottesdienst statt, der sich jedoch pünktlich zu unserem Besuch dem Ende entgegen neigt – erkennbar am Applaus für den Pfarrer nach seinem Abschlussgebet. Nun gehe ich jetzt ja eher selten in die Kirche – das habe ich bei uns aber noch nicht erlebt. Ich meine, da würde das eher mit einem „Amen“ enden …

Wichtig für diejenigen, die diese Tour auch mal buchen wollen: bei diesem Stopp besteht erstmals die Gelegenheit für einen Toilettenbesuch. Und der eine oder die andere nimmt das auch dankbar an – obwohl in einer Art Sammelbox entweder 200 Kronen, 1 € oder ein US-$ erwartet werden (am günstigsten pinkelt man übrigens für den Dollar – wer also von allem etwas dabei hat, sollte den dort einwerfen) …

So langsam nähern wir uns übrigens unseren drei Hauptzielen auf dieser Tour – lediglich noch ein Halt nach etwa 15 Minuten (da aber auch nur für einen Fotostopp) bei einem kleinen Wasserfall („Faxa“) trennt uns von dem „großen“ Wasserfall, dem Gullfoss, auch „Goldener Wasserfall“ genannt.

Hier halten wir uns eine gute halbe Stunde auf – und die braucht man auch. Der Wasserfall ist mit seinen gut 30 m Höhe, die auf zwei Stufen aufgeteilt sind, schon beeindruckend. OK, wer jetzt die Wasserfälle in Iguazú in Argentinien bzw. Brasilien schon gesehen hat, ist vermutlich nicht ganz so beeindruckt – aber allein die Einbettung in die Landschaft ist schon sehenswert. Zumal man hier auch ganz dicht rankommt …

Und jetzt geht es Schlag auf Schlag – schon zehn Minuten später sind wir da, wo jeder, der Island besucht, eigentlich unweigerlich hin will (eigentlich hin muss): zu den Geysiren.

Der Geysir Strokkur befindet sich dabei in unmittelbarer Nähe zum Großen Geysir, der aber nur noch mit ein bis zwei Ausbrüchen im Jahr aufwartet, so dass wir uns mit den Eruptionen des Strokkur, die alle fünf bis zehn Minuten erfolgen, zufriedengeben. Wobei sich das jetzt so anhört, als ob das nicht wirklich spektakulär wäre – dem ist aber beileibe nicht so.

Das erste Mal habe ich mich an den Rand der Absperrung gestellt – und einfach mal gewartet, was so passiert. Und dann geht das ruck-zuck: ein kurzes Zischen und der Geysir spuckt seine Wassersäule rund 20 – 30 Meter in die Höhe. Das Ganze dauert keine zehn Sekunden – und das war es dann auch schon.

Bis in etwa zehn Minuten. Dieses Mal stehe ich auf der anderen Seite (da ist man deutlich näher dran) und harre der Dinge, die da kommen. Und die kommen – und zwar schneller als erwartet: keine fünf Minuten nach dem ersten Ausbruch folgt schon der zweite. Ich habe die Kamera zwar schon im Anschlag, bin dann aber von der Wucht doch ziemlich überrascht, oder besser gesagt, erschrocken. Unweigerlich springe ich fünf bis zehn Meter zurück – jetzt nicht unbedingt, weil ich nicht nass werden will sondern weil mir siedend heiß das Warnschild am Eingang, dass das Wasser zwischen 80°C und 100°C heiß ist, einfällt. Und der Plan ist ja nun nicht, hier bei lebendigem Leib gekocht zu werden.

Aber es geht alles gut – und das wäre es auch gegangen, wenn ich stehen geblieben wäre … aber das weiß man ja beim ersten Mal noch nicht unbedingt, was da so passiert, wenn’s kommt …

Beim nächsten Ausbruch (und der lässt jetzt wieder fast zehn Minuten auf sich warten), bin ich da schon cooler – ich springe nur noch zwei, drei Meter zurück. Und wieder geht alles gut. Und beim dritten Ausbruch, der wieder etwas schneller kommt, bleibe ich dann einfach stehen und halte den Finger auf den Auslöser – und auch dieses Mal passiert nichts. Außer dass das einfach beeindruckend ist, wie da ein Schwung kochendes Wasser rund 30 m in die Höhe geschleudert wird …

Bis zu unserer Abfahrt bleibt mir jetzt noch rund eine Viertelstunde – von daher wird es Zeit, mal in Richtung des Restaurants zu gehen. Dort hole ich mir einen Schinken-Käse-Toast und eine Cola – und stelle fest, dass das mit dem Zahlen mit Kreditkarte in der Tat hier das Normalste der Welt ist. Und zwar unabhängig vom Betrag. Vor mir sind etwa sechs, sieben Leute in der Schlange an der Kasse – da wird selbst ein simples Snickers mit Karte bezahlt. Gefällt mir – das gibt Meilen … 😉

Jetzt wäre zwar das mit dem Mittagessen geklärt, aber noch fehlt ein wichtiges Andenken an Island – der obligatorische Wandteller. Glücklicherweise ist direkt nebenan ein Souvenirshop – und so ist auch diese Herausforderung rasch gelöst. Und eine Ansichtskarte für die Mannheimer Ansichtskartensammlerin (ist ein Insider, gar nicht drüber nachdenken) findet sich auch.

Als wir uns dann kurz danach wieder in unserem Van sammeln und uns über unsere Erlebnisse in der vergangenen Stunde austauschen, erwähnt jemand, dass das hier doch sehr nach Schwefel gestunken hätte. Das ist mir zugegebenermaßen nur minimal am Anfang aufgefallen – und da kann ich jeden auch nur auf die Schwefelquellen auf St. Lucia verweisen … wer jemals dort war, weiß, was mit „nach Schwefel stinken“ gemeint ist … 😉

Parallel dazu sind wir aber auch schon wieder auf der Straße – unterwegs zu unserer dritten Station des Golden Circle, Thingvellir. Den Naturpark, ein weiteres UNESCO-Naturerbe, erreichen wir nach etwa 30 Minuten – und haben dann etwa vierzig Minuten Zeit, durch den Park zu gehen. Und so unscheinbar das Ganze am Anfang auch aussieht, während des kurzen Aufstiegs weiß man gar nicht so genau, wo man hinschauen soll. Da kann man sich echt im Kreis drehen und sieht immer wieder etwas Neues. Mein iPhone macht eine Panoramaaufnahme nach der anderen – mit einem normalen Foto lässt sich dieser Eindruck von endloser Weite, von Natur und Landschaft noch nicht einmal ansatzweise wiedergeben. Einfach nur Wahnsinn.

Und hier zeigt sich auch der Unterschied zum AIDA-Ausflug (den es in einer ähnlichen Form für gut 60 € auch gibt) – der Aufenthalt hier sind dann beispielsweise nur 15 Minuten … und das langt eigentlich noch nicht einmal für einen ersten Eindruck. Und so habe zumindest ich es absolut nicht bereut, den Ausflug mit FAB Travel gemacht zu haben.

Zumal wir ja auch zwischendrin den einen oder anderen außerplanmäßigen kurzen Stopp gemacht haben, der mit einem vollbesetzten Bus einfach nicht zu machen ist, ohne den Zeitplan gnadenlos durcheinander zu bringen.

Und da der eh schon ziemlich knapp ist, geht es auch gleich weiter. Nur noch mal schnell auf die Toilette gehen. Hm, das Schild weist auf 100 Kronen hin, die dafür zu entrichten sind. Das ist jetzt natürlich doof, da ich keine Kronen habe. Und da der Zugang zur Toilette mittels Schranke funktioniert (analog unserem Sanifair-System an den Autobahnen), kann man sich da auch nicht einfach mal so reinschmuggeln.

Aber guck mal einer schau: die umgerechnet 60 Cent lassen sich natürlich – wie konnte ich daran zweifeln – auch mit Kreditkarte entrichten. An der Schranke sind nicht nur die Schlitze für den Münzeinwurf der 100 Kronen vorgesehen sondern auch Kartenleser installiert. Und so bezahle ich wohl das erste Mal in meinem Leben für eine Toilettenbenutzung mit Kreditkarte (wobei ich feststelle, dass die Isländer vor und hinter mir das alle so machen – es stimmt also tatsächlich: „In Island zahlt man mit Kreditkarte.“)

Ich tue jetzt also was getan werden muss und mache mich dann wieder auf den Weg zu unserem Van. Hier hat unser Fahrer inzwischen das Dachfenster aufgemacht – und damit haben auch die weiter hinten sitzenden die Chance, während der Fahrt etwas Frischluft zu erhalten – denn Klimaanlagen sind hier tendenziell eher nicht so verbreitet … und an den meisten Tagen ja wohl auch nicht nötig.

Und somit treten wir das letzte Stück unseres Ausflugs an: in etwa 45 Minuten geht es nun zurück nach Reykjavik, wo wir als letzte Station Perlan anfahren – ein Restaurant mit Aussichtsplattform, das einen Blick über die Dächer von Reykjavik ermöglicht. Zugegeben, der ist überschaubar schön – etwa so, also ob man auf Wuppertal oder Offenbach von oben guckt (sollte ein Leser zufällig aus einer der beiden Städte kommen, ist natürlich nur die jeweils andere Stadt gemeint). Interessanter ist aber die Entstehung – das Restaurant („Die Perle“) wurde nämlich auf die Dächer der fünf Wasserspeicher von Reykjavik gebaut – hier wird das heiße Wasser, das aus der Erde gefördert wird, für die Weiterleitung an die Haushalte gespeichert (solche Speicher gibt es natürlich auch bei uns – da ist das Wasser dann aber kalt).

Den Abschluss unserer dann anschließenden Fahrt zurück zum Schiff bildet noch eine kleine Stadtrundfahrt durch Reykjavik, ein gelungener Abschluss eines tollen Tages in den Süden von Island. Rund 300 km sind wir heute durch Island gefahren, haben alles gesehen, was man hier gesehen haben muss und waren anstelle von geplanten sechs Stunden über acht Stunden unterwegs – ich würde es also ganz sicher wieder so machen.

Zurück auf dem Schiff jagt dann wieder mal ein Termin den nächsten … heute findet parallel zum Auslaufen um 19.30 Uhr das kulinarische Highlight für die „Grünen“ statt – und das ist heute „Rossini einmal anders“. Wer die Veranstaltung kennt, weiß, dass dabei das Auslaufen bei Champagner und kleinen Häppchen (das weiße Tomatenschaumsüppchen und der Jakobsmuschelcocktail sind einfach nur genial) vom Balkon vor der Brücke auf Deck 10 verfolgt wird (und die Passagiere auf Deck 11 dadurch in der Regel vom Zuschauen beim Auslaufen abgelenkt sind), um dann anschließend im Rossini noch fünf weitere Gänge zu genießen.

Und wer die Veranstaltung noch nicht kennt? Nun, der hat sie ja gerade kennengelernt. Und da man die immer wieder auch mal buchen kann, empfehle ich die gern mal weiter – sie ist bislang immer ihr Geld wert gewesen (auch wenn ich sie zugegebenermaßen fast immer auf Einladung von AIDA genießen durfte).

Und so verbringen wir den heutigen Abend zu viert an einem tollen Tisch im Rossini, tauschen uns über vergangene und kommende Reisen aus, lachen viel und merken dabei überhaupt nicht, wie die Zeit vergeht.

Das kann aber natürlich auch daran liegen, dass es draußen immer noch ziemlich hell ist – und das, obwohl die Uhr inzwischen Mitternacht anzeigt – das ist dann schon mal ein kleiner Vorgeschmack auf die Mitternachtssonne, die wir ab übermorgen dann ja erleben werden.

Ich gehe jetzt aber trotzdem ins Bett (einen Vorteil hat das Ganze allerdings: die Fenster auf Deck 6 sind jetzt auch spät abends von außen nicht mehr durchsichtig – zumindest solange es draußen mehr hell als dunkel ist.) und schaue mal, wann ich dieses Mal aufwache …

Weiter mit Tag 6: Isafjördur (Island)

19. Juli 2014: Seetag – auf dem Weg nach Island

Um kurz nach fünf Uhr ist die Nacht zu Ende. Zumindest erst einmal. Draußen ist es taghell, war doch der Sonnenaufgang schon vor rund 1 ½ Stunden. Und das wird in den nächsten Tagen ja noch extremer – ab dem 23. Juli, wenn wir uns dann nördlich des Polarkreises befinden, soll sie dann gar nicht mehr untergehen …

Ich entscheide mich aber erst einmal fürs Weiterschlafen – das ist mir dann doch etwas zu früh (auch wenn es zu Hause ja bereits kurz nach 7.00 Uhr ist). Und das ist dann auch so die Zeit, zu der ich dann erneut aufwache. Passt schon eher.

Ich mache mich ein bisschen frisch und entscheide mich heute spontan für ein Frühstück im Calypso – das Rossini öffnet ja erst in rund einer halben Stunde. Auf dem Weg nach oben schaue ich noch mal kurz auf das Freideck und stelle fest, dass es gar nicht so kalt ist wie vermutet. Es sind zwar nur 13 Grad – aber es ist jetzt nicht so, dass ich im T-Shirt sofort friere. Eigentlich sehr angenehm.

Seegang haben wir übrigens so gut wie keinen (die Wellenhöhe dürfte so bei einem knappen Meter liegen), allerdings ist es ziemlich bewölkt und ein bisschen nebelig. Für ein Sonnenbad ist der Tag dann wohl eher nicht so geeignet – aber gut, dass hat auf dieser Route ja auch niemand ernsthaft erwartet. Zumindest bewahrheitet sich, dass sich schlechtes Wetter auf zwei Routen hintereinander in der Regel nicht wiederholt – unsere Vorgänger vor gut zwei Wochen haben hier ja offensichtlich einen echten Kampf gegen die Wellen geführt … dagegen ist das hier bis jetzt eine echt gemütliche Kreuzfahrt.

Im Calypso erwartet mich dann das altbekannte AIDA-Frühstücksbuffet. Ich bekomme an meinem Tisch sofort einen Kaffee und kann mich dann durch Spiegeleiger mit Speck sowie Wurst, Schinken, Käse, Lachs, ein bisschen Obst und drei Pancakes kämpfen. Und – Überraschung – der Orangensaft stammt jetzt aus einem Automaten, auf dem „Nestlé Vitality“ steht. Und schmeckt. Zugegeben, noch nicht wie frisch gepresst – aber immerhin so, dass man erkennen kann, dass da mehr Orangen als Wasser drin sind. Sollte da etwa jemand mein Flehen erhört haben? 😉

Wie dem auch sei – das Frühstück hier ist heute wieder mal echt lecker gewesen und die große Auswahl steht da natürlich in Konkurrenz zur Latte und dem Minutensteak im Rossini. Ich glaube, der goldene Mittelweg ist da das beste – ich werde dann je nach Lust und Laune mal hier oder mal da frühstücken …

Anders als das Paar, die sich an meinem Tisch zu mir gesellen. Im Laufe des Gesprächs stellt sich nämlich heraus, dass die beiden mitbekommen haben, dass es für die Clubmitglieder der Stufe „Grün“ die Möglichkeit gibt, kostenlos das „Gourmet-Frühstück“ im Rossini zu genießen. Und das finden die beiden gar nicht gut. „Zwei-Klassen-Gesellschaft“ und „halten sich wohl für was Besseres …“ sind nur zwei der Aussagen, die die beiden dazu treffen. Sogar beschweren wollen sie sich – immerhin wären sie jetzt ja auch schon das vierte Mal unterwegs …

Spannend wird es erst, als ich dann mal zu Wort kommen darf: „Was halten Sie denn davon, junger Mann?“ Nun, auf Konfrontationskurs gehen oder nicht – das ist hier die Frage. Sagen wir mal so – ich sage meine Meinung dann durch die Blume: „Ich glaube, morgen früh gehe ich wieder ins Rossini zum Frühstück …“ J

Glücklicherweise bin ich mit meinem Frühstück durch – da kann ich mich auch gleich verabschieden und das Weite suchen … bevor ich jetzt noch persönlich dafür haftbar gemacht werde, dass es das Frühstück im Rossini überhaupt gibt.

Meine nächsten Termin habe ich heute erst um 10.00 Uhr: die Ausflugspräsentation von Isafjördur auf Island steht an. Und bis dahin schlendere ich noch ein bisschen um Deck 6, genieße die frische Seeluft und schaue danach Dank Internet mal, was es so Neues gibt auf dieser Welt. Und das ist aktuell ja nicht gerade wenig …

Das Theater ist voll – die Präsentation der Ausflüge stößt offensichtlich auf viel Interesse. Doch das reduziert sich schlagartig, als wir zu Beginn gleich erfahren, dass das jetzt weniger eine Präsentation der Ausflüge ist, die man buchen kann sondern viel mehr der Ausflüge, die man hätte buchen können. Denn: alle Ausflüge in Isafjördur sind restlos ausgebucht.

Und so kommt es, dass sich das Theater parallel zu den vorgestellten Ausflügen leert – offensichtlich geht jeder, nachdem „sein“ Ausflug vorgestellt wurde. Und bei mir ist das der ISA03 – “ Vogelparadies Insel Vigur“. Ich bin ja mal gespannt, was uns da erwartet. Geysire und heiße Quellen sollte ich bis dahin ja schon in Reykjavik gesehen haben – da wären Papageientaucher dann ja mal eine echte Abwechslung.

Aber noch ist ja etwas Zeit bis dahin – und so entschließe ich mich, den heutigen Seetag ganz in Ruhe mit Lesen zu verbringen. Und das natürlich im Saunabereich, in den ich mich jetzt erst einmal verabschiede. Den Poolbrunch („Erbsensuppe“) lasse ich heute mal bewusst aus – aber vielleicht steige ich nach dem Mittagessen beim „Glühwein auf dem Pooldeck“ ja wieder ein.

Steige ich nicht … und ich lasse auch das Mittagessen ausfallen, das Frühstück war reichlich genug. Stattdessen verbringe ich dann jetzt erst einmal ein paar Stunden abwechselnd mit Schwitzen und Lesen, wobei man es – zumindest nach den Saunagängen – durchaus auch mal ein Weilchen draußen aushalten kann (erstmals sehe ich dabei übrigens jemand, der einen Schlafsack (!) mitgebracht hat). Das Thermometer zeigt aktuell 14°C – das ist für die Überfahrt von den Shetland Inseln nach Island ja mal gar nicht schlecht. Und auch wenn es den ganzen Tag über bewölkt ist, ist kein Regen in Sicht. Also, ich bin zufrieden mit dem Wetter.

In der Sauna kommt dann auch noch mal leichte Unruhe auf. Einer der Passagiere will einen bekannten Comedian erkannt haben. Und eine andere Dame ist sich auch sicher, dass „er“ es war. Wiederum andere wissen, dass das ja gar nicht sein kann (Warum eigentlich nicht? Dürfen Promis denn keinen Urlaub auf AIDA machen? Hatten wir auf der Mein Schiff 3 letzte Woche mit Karl Dall doch auch schon). Aber wie dem auch sei, das ganze kann aufgeklärt werden … ja, er ist es.

Ich hatte ihn heute Morgen schon kurz vor dem Fotoshop getroffen – und war mir eigentlich auch sicher, dass er es tatsächlich ist. Und spätestens als er kurz darauf seine Bordkarte in den Fotoautomaten geschoben hatte und mit „Guten Tag, Herr …“ begrüßt wurde (ich lasse den Namen hier mal offen, da ich nicht weiß, ob er der ganzen Welt erzählen will, dass er hier Urlaub macht), war alles klar. Jetzt stellt sich nur die Frage, ob er wirklich nur Urlaub macht oder ob sich AIDA ihn als Gastkünstler geleistet hat. Nun, wir werden sehen – jetzt lassen wir ihn erst mal in Ruhe Urlaub machen (wobei das zumindest in der Sauna wohl nicht mehr klappt – bin mal gespannt, mit was er da die gewünschten Autogrammkarten unterschreiben will …) 😉

Und das mit dem Gastkünstler ist auch schon geklärt. Dafür hat AIDA ja eine Homepage, auf der alle Gastkünstler des Jahres aufgeführt sind (nur für den Fall, dass die einer noch nicht kennt: http://www.aida.de/kreuzfahrt/reisen-mit-aida/startseite/shows/gastkuenstler.25276.html). Und von daher: ist er also nicht – auf dieser Reise haben wir nämlich den Comedian Thomas Nicolai an Bord. Mal schauen, was der so bringt, ist ja wohl schon ein paar Mal bei Stefan Raab in „TV Total“ aufgetreten.

Ich mache jetzt aber zunächst mal eine Pause und ziehe mich auf meinen Lieblingsplatz in der AIDA Bar zurück, um ein bisschen was vom heutigen Tag zu Papier zu bringen. Und einen weiteren Cocktailgutschein einzulösen – heute für einen „Hurricane“.

Und nachdem das Mittagessen vorhin ja ausgefallen ist und das Abendessen sich etwas nach hinten schiebt (um 18.00 Uhr findet das Clubtreffen statt), entscheide ich mich spontan zur Teilnahme an der Kaffee und Kuchen Schlacht um 15.30 Uhr im Calypso. Und das ist in der Tat unvorstellbar – als ob es tagelang nichts zu essen gegeben hätte … und die nächsten Tage auch nichts mehr geben wird. Da komme ich mir ja echt verloren vor mit meinem kleinen Stückchen Pistazientorte …

Die restliche Zeit bis zum Clubtreffen verbringe ich dann mit meinem Fotoalbum von der Mein Schiff 3 – die Bilder sind zwar schon alle auf generalalarm.de eingestellt, müssen aber noch mit den passenden Bildunterschriften versehen werden.

Und dabei fallen mir dann doch die Unterschiede zwischen den MS3 und der Cara auf – klar, dazwischen liegen zwanzig Jahre. Und das sieht man – obwohl die Cara echt gut in Schuss ist. Von Kleinigkeiten (wie zum Beispiel den Duschen in der Sauna oder der Farbgestaltung, die heute halt – sagen wir mal vorsichtig – nicht mehr ganz dem Zeitgeist entspricht) abgesehen, ist das nach wie vor einfach nur ein geniales Schiff. Kurze Wege und sehr familiär – und für so eine Reise ziehe ich die Cara nach wie vor größeren Schiffen, egal von welcher Reederei, vor.

Jetzt aber weiter im Programm: um 18.00 Uhr sind die Clubmitglieder aller Farbstufen ab Rot im Theater zum Clubtreffen geladen. Und ich bin erstaunt – es sind schätzungsweise keine 100, die da auflaufen. Also eine sehr überschaubare Anzahl; da hätte ich bei dieser Reise mehr erwartet (bei der letzten Transamerika müssen es wohl knapp 500 (!) gewesen sein).

Und wie immer ist es nett. Ein Gläschen Sekt, ein paar Häppchen zur Vorspeise und einige Informationen, die ich jetzt nicht zwingend als neu bezeichnen würde (ja, die Jungfernfahrt wird jetzt in zwei Teilstrecken angeboten und ja, am Clubprogramm wird sich was ändern – die interessante Frage wäre jetzt aber gewesen, was genau sich ändern wird).

Dafür gibt es noch einen kurzen Show Act und das obligatorische „Familienfoto“ – und das ist es dann auch schon wieder gewesen.

Macht aber nix – zum einen haben wir ja morgen noch das kulinarische Highlight im Rossini, zum anderen ist es jetzt auch Zeit fürs Abendessen. Zusammen mit Arvi und Volker, die ich schon lange aus dem AIDA-Forum kenne und jetzt endlich auch mal persönlich kennenlerne, gehen wir ins Marktrestaurant – das Thema heute: „Bella Italia“.

Warum es parallel dazu im Calypso „Pasta“ geben muss (ist das nicht auch irgendwie Italia?) habe ich ja noch nie verstanden. Aber vermutlich muss man dann nur einmal Spaghetti kochen und kann die dann in beiden Restaurants in die Auslage legen.

Wobei das Essen natürlich trotzdem sehr lecker ist – aber klar, ist ja auch italienische Küche. Und die ist ja eh lecker. Allein wenn ich an das Carpaccio denke, an das Caprese oder an die mit Käse überbackenen Rigatoni könne ich gleich nochmal …

Aber wir wollen es ja nicht übertreiben – zumal das mit dem Sport heute doch irgendwie wieder untergangen ist. Obwohl, noch wäre ja Zeit …

Wenn ich jetzt nicht zur Happy Hour in die AIDA Bar müsste – und die zwei Splash sind dabei natürlich nur ein Abfallprodukt, im wesentlichen geht es mir natürlich darum, für Euch diesen Bericht zu schreiben. Und an der Bar schreibt es sich nun einfach mal besser … Und somit muss der Sport wohl doch wieder bis morgen warten. Aber da klappt es bestimmt.

Und gerade als ich den Deckel vom MacBook zuklappen will, passiert dann doch noch was: ein (Ehe)paar betritt die Bar (schätzungsweise so um die 50), beide ein iPhone (oder einen iPod Touch) in der Hosentasche und beide weiße Kabel vor dem Bauch, die in Richtung Ohren führen. Und da stecken doch tatsächlich Earphones drin. Nicht gelogen – die beiden sitzen jetzt nebeneinander an der AIDA Bar und hören Musik (oder bekommen ein Buch vorgelesen oder so). Schon schade, wenn man sich so gar nichts mehr zu sagen hat …

So, das musste mal gesagt werden … und jetzt klappe ich den Deckel wirklich zu, befasse mich noch mit den restlichen Erdnüssen, die auf meinem Tisch stehen und schaue dann mal im Theater vorbei, was da heute gegeben wird.

„Es war einmal …“, die etwas „verkehrte“ Erzählung bekannter Märchen, steht auf dem Programm. Sensationell gut, aber für mich nicht mehr wirklich spannend – habe ich das doch inzwischen bestimmt schon fünf Mal gesehen.

Und da morgen mit Reykjavik der erste der drei isländische Hafen auf dem Programm steht, ich da ja einen privaten Ausflug gebucht habe und ich voraussichtlich gegen 4.00 Uhr zum Sonnenaufgang aufwachen werde, gehe ich jetzt langsam ins Bett, lese noch ein bisschen und gebe mich dann meinen Träumen hin – die ruhige See (jetzt fahre ich schon die Nordmeerroute und selbst da gibt’s keinen Seegang) hindert zumindest nicht am Einschlafen. Nur die Seeluft fehlt – aber dazu hätte es halt eine (auf der Cara nicht gerade günstige) Balkonkabine gebraucht …

Weiter mit Tag 5: Reykjavik (Island)

18. Juli 2014: Lerwick, Shetland Inseln (UK)

Wie immer erwache ich zu früh – mal schauen, ob sich das auf dieser Reise noch einspielt. Aber die frühen Sonnenaufgänge haben das halt so an sich – von daher schwören ja viele Reisende bei Nordlandreisen im Sommer auf Innenkabinen – die sind halt immer dunkel.

Nun, meins ist das nicht … dann schon lieber einmal kurz wach werden, wieder umdrehen und dann weiterschlafen. Zumindest so bis gegen 7 Uhr. Aber das passt dann ja auch genau zum Frühstück – mal schauen, ob das heute besser klappt.

Zugegeben – es klappt besser. An die Latte kann man sich noch erinnern (die kommt praktisch automatisch) und auch nach Eierspeisen, Steak und Obstsalat fragt jemand. Und als die Latte dem Ende zugeht, kümmern sich drei Kellner um den Nachschub. Von daher gibt es heute die volle Punktzahl.

Und während ich mich nach dem Frühstück wieder mit meiner Zeitung beschäftige, legen wir auf den Shetland Inseln an – am Holmsgarth-Kai, etwa zwanzig Minuten zu Fuß von der Innenstadt entfernt. Und wer nicht laufen will, kann einen kostenlosen Shuttlebus benutzen.

Und genau das mache ich jetzt – zwar nicht, weil ich nicht laufen will, sondern weil ich nicht so genau weiß, wie ich mit der Zeit hinkomme. Immerhin legen wir um 16.00 Uhr schon wieder ab – und somit ist um 15.30 Uhr schon „Alle Mann an Bord“. Das sind also gerade mal fünf Stunden – und da ich noch gar nicht so genau weiß, was ich hier mache, bin ich da halt erst mal ein bisschen vorsichtig.

Beim Einsteigen in den Bus erhalten wir übrigens eine kleine Willkommensbroschüre mit Stadtplan (auf Deutsch) – also so eine Art „Hafeninfos“. Nette Idee und sehr gastfreundlich. OK, vielleicht aber auch einfach geschäftstüchtig.

Wobei das ja erst mal egal ist – wir fahren knapp zehn Minuten mit dem Bus bis zum „Town Centre“. Und natürlich auf der falschen Straßenseite. Wie ein Mitreisender auch gleich bemerkt. Und es dem Busfahrer (scherzhaft) sagt: „You drive on the wrong road side.“ (ich hoffe, ich habe das jetzt genau so aufgeschrieben wie er es gesagt hat). Aber er hat es verstanden – kontert er doch mit: „Oh, that’s not a problem at all – as all the others do so, too.“

So, und was macht nun hier in Lerwick? Man weiß es nicht so genau. In den Foren wird immer wieder empfohlen, sich einen Mietwagen zu nehmen und dann einfach mal über die Insel zu fahren – da würde man überall etwas sehen. Das ist mir jetzt aber ehrlich gesagt zu aufwändig – insbesondere, da ich ja eigentlich kein konkretes Ziel habe.

Denkbar wäre auch noch ein Ausflug gewesen, bei dem man Shetland Ponys sehen kann. OK, liegt auf den Shetland Inseln natürlich nahe. Aber mal ganz im Ernst: Shetland Ponys haben wir doch jetzt irgendwie alle schon mal gesehen – und anders sehen die hier ja auch nicht aus.

Von daher entscheide ich mich für einen Spaziergang zu „The Knab“, einem Aussichtspunkt etwa dreißig Minuten von der Innenstadt entfernt. Mit etwas Glück sieht man unterwegs wohl Seevögel und Robben. OK, ohne Glück sieht man zumindest Möwen. Und davon nicht zu wenige … vor allem ist das Kreischen der Vögel unser ständiger Begleiter – und das bleibt den Tag über auch so.

Nach einer knappen Stunde bin ich wieder zurück in der Innenstadt. Bevor ich aber einen Bummel über die Commercial Street, in der sich viele kleine Geschäfte aneinander reihen, mache, schaue ich noch mal am Fort Charlotte vorbei. Von hier aus hat man einen tollen Blick auf den Hafen und versteht – angesichts der Kanonen – auch, warum es früher eher nicht so gesund war, über den Hafen anreisen zu wollen.

Wenige Schritte später bin ich dann auf der „Haupteinkaufsstraße“, der Commercial Street – und wer auf der Suche nach einem Pulli aus Shetlandwolle ist, findet hier natürlich auch einen. Und wer keinen sucht, kann zumindest einen Teller kaufen, auf dem „Shetland Islands“ steht.

Und nachdem das auch erledigt und das eine oder andere Foto im Kasten ist, mache ich mich auf den Weg zurück zur Cara. Dieses Mal zu Fuß – ist es doch erst 12.00 Uhr. Soviel Zeit braucht es hier dann wohl doch nicht – zumindest, wenn man nur mal ein bisschen durch die Gegend schlendern will.

Knapp zwanzig Minuten dauert der Weg zurück zum Schiff – verlaufen kann man sich eigentlich nicht. Man muss halt nur aufpassen, wenn man über die Straße geht (und das ist ernst gemeint) – denn die fahren hier nun mal tatsächlich auf der falschen Seite. Und wenn man seit fast fünfzig Jahren eingebläut bekommt, dass man erst nach links und dann nach rechts gucken soll, kann das hier auch schon mal schief gehen.

Inzwischen sehe ich auch schon die Cara – sie lächelt mich an … 😉 Und knapp zehn Minuten später bin ich auch schon wieder an Bord. Und während es heute Vormittag ziemlich bewölkt war, reißt jetzt so langsam der Himmel auf und die Sonne kommt durch. Im Schatten beglückt sie uns mit 14 Grad (geht gerade so, da es relativ windstill ist), in der Sonne selbst sind es 23 Grad (und das ist eine klare Indikation fürs Sonnendeck).

Ich ziehe mich also um und mache mich auf den Weg aufs FKK-Deck. Vorher mache ich noch einen schnellen Saunagang zum Aufwärmen – und dann geht’s in die Sonne. Ich bin hier zwar der erste (und einzige), aber schau’n mer mal – die Erfahrung zeigt ja, dass da immer nur mal einer den Anfang machen muss bevor andere nachziehen.

Und genau so ist es: kaum habe ich das Paket mit den Liegen aufgeschnürt und mich in die Sonne gelegt, kommen die nächsten. Und zehn Minuten später liegen schon weitere fünf neben mir. Und so kommt es heute zu einer interessanten Zweiteilung: die einen liegen mit Jacke und Decke im Schatten, die anderen mit nichts in der Sonne. Fragt sich jetzt nur, wer da jetzt wen für bekloppt hält … 😉

Übrigens sind wir hier oben nicht allein. Mindestens zehn Möwen haben sich dazu entschieden, ihre Flugpause auf der Cara zu verbringen. Auf der Reling, auf den Tischen im Außenbereich des Calypso oder einfach nur so an Deck. Und ich gebe zu, wenn die von da oben nach da unten stürzen, bist Du nicht so wirklich sicher, ob das eine gute Idee ist, da mittendrin zu liegen. Die Schnäbel sehen ja nun doch schon irgendwie bedrohlich aus – und dann kommt mir auch noch dauernd der Film „Die Vögel“ von Alfred Hitchcock in den Kopf. Hoffentlich geht das mal gut …

Aber wie auch immer – zurück zum Wetter. So kann das von mir aus bleiben (Ja, ich weiß, das bleibt so nicht. Aber hoffen kann man doch mal.) Wobei es sich gegen 16.00 Uhr schon ändert – die Sonne scheint zwar noch, aber spätestens nach dem Ablegen verhindert der Fahrtwind weitere Aktivitäten in der Sonne.

Und so entscheide ich mich spontan, das ausgefallene Mittagessen durch einen Muffin im Calypso zu ersetzen. Und dabei teste ich auch gleich mal das neue Mobiliar im neu geschaffenen Pizzabereich – hohe Bartische für jeweils vier Personen erwarten uns hier. Sieht zwar nett aus – ich finde sie aber ein bisschen unbequem. Insbesondere weil die Tische meiner Meinung nach zu hoch sind für die Bänke – kann aber auch sein, dass mein Körperbau dazu einfach nicht kompatibel ist.

Aber was soll’s – für Kaffee und Muffin reicht es ja. Und mehr passiert jetzt ja hier eh nicht. Zum Mittag- oder Abendessen würde ich mich da jetzt aber eher nicht hinsetzen.

Dafür sitze ich jetzt an der AIDA Bar. Oder besser gesagt an einem der beiden hohen Tische, die neben dem Ausgang in Richtung Theater an der Wand stehen – das ist nämlich mein Lieblingsplatz zum Schreiben. Hinter mir die Wand (das ist der alte „Säbelzahntigerinstinkt“ – Männer mögen es eher ja nicht, wenn sie nicht wissen, was hinter ihnen passiert), vor mir die AIDA Bar und der Weg von vorn nach hinten im Schiff. Da gibt es immer viel zu sehen …

Und während ich so schreibe und dabei meinen ersten Cocktailgutschein einlöse („Choco Banana Colada“), sehe ich so nach und nach alle 1.200 Passagiere vorbeilaufen – zumindest gefühlt. Und da sind schon lustige Typen dabei. Bei einem habe ich mich gleich umgeschaut, ob eine RTL2-Kamera hinterherläuft – für eine neue Doku oder so. Kann aber auch sein, dass er ein „Walking Act“ ist, also ein Gastkünstler, der witzige Sachen macht. Vielleicht sieht er aber auch wirklich so aus … 😉

Im Übrigen scheint jemand, der mit einem Rechner in der AIDA Bar sitzt, auch irgendwie dafür prädestiniert zu sein, Ahnung von Netzwerktechnik zu haben. Zumindest bringe ich im Laufe dieser zwei Stunden fünf Mitreisende ins Internet. Dabei ist das doch eigentlich gar nicht so schwer: mit dem Schiffs-WLAN verbinden (macht der in der Regel eh automatisch), dann den Browser öffnen, „Internet-Zugang“ auswählen, Nachname, Kabinennummer und PIN aus den Reiseunterlagen eingeben – und fertig: „Bin ich schon drin?“ – „Ja!“

Parallel läuft auch noch eine Schiffsrally vom Kids-Club. Und da jemand, der mit einem Rechner in der AIDA Bar sitzt, … die Geschichte wiederholt sich. „Können Sie uns vielleicht bei ein paar Fragen helfen?“ Und so wissen wir jetzt, wie lang die AIDAcara ist (193,34 m), wie viele Kabinen sie hat (590), wie der Kapitän mit Vornamen heißt (Erik) und vieles mehr. Übrigens interessant, dass nur die Mädchengruppen gefragt haben – und das setzt sich dann ja auch im späteren Leben so fort … oder hat schon mal jemand gesehen, dass ein Mann nach dem Weg fragt? Never ever …

Inzwischen ist es übrigens wieder mal Essenszeit. Und da heute im Marktrestaurant „Alpenländer Küche“ angesagt ist, stehe ich dort auch um kurz nach 18.00 Uhr auf der Matte. Und neben „Griechenland“ ist das ja auch mein Lieblingsthema … Zunächst eine Brez’n mit Obatzda, dann zwei Weißwürstchen, danach einen Schweizer Wurstsalat und zum Hauptgang dann eine Scheibe Krustenbraten mit Semmelknödel und ein kleines Wiener Schnitzel. Der Apfelstrudel zum Dessert geht dann schon nur noch mit viel Mühe rein – ist aber saugut.

Und eins nehme ich mir fest vor: morgen nutze ich den Seetag und gehe zum Sport. Versprochen.

Jetzt schleppe ich mich aber erst mal in die AIDA Bar und röchele etwas von Ramazotti. Bekomme ich dann auch – und mit ein bisschen Glück hilft der … Bis es soweit ist, kann ich ja noch ein bisschen über das Abendessen schreiben.

Zum Beispiel über das Paar an meinem Tisch. Die haben das mit den Achtertischen komplett falsch verstanden. Die Idee dahinter ist ja, dass man mit einander ins Gespräch kommt. Soviel zur Theorie. Hier die Praxis: „Und – haben Sie heute einen Ausflug gemacht?“ – „Nein.“ OK, neuer Versuch: „Sind sie schon öfter mit AIDA gefahren?“ – „Ja.“ Und weder bei dem „Ja“ noch bei dem „Nein“ hat einer von beiden aufgeguckt.

Das ist dann einer der Abende, wo man das Dessert dann doch eher an einem anderen Tisch isst …

Immer wieder interessant sind dann auch die „Museumsbesucher“. So nenne ich die, die am Buffet immer „erst mal gucken“ wollen. Dagegen ist ja gar nichts zu sagen – wenn die da nur nicht immer im Weg stehen würden. Und dann mittendrin feststellen, dass ihnen das, was sie da sehen, gefällt. Dann stehen sie erst mittendrin im Weg, müssen sich dann einen Teller besorgen (konnte man ja auch nicht ahnen, dass man einen gebrauchen könnte) und drängeln sich danach wieder an die Stelle, wo sie zuletzt geguckt haben. Oh Mann … am besten sollten die Restaurants zukünftig fünf Minuten früher öffnen – nur zum Gucken …

Es ist jetzt kurz vor Acht und es wird voll in der AIDA Bar. Oder anders gesagt: es gibt keinen freien Platz mehr. Hab‘ ich was verpasst? Also mal schnell in die AIDA Heute geguckt – und siehe da, von 20.00 Uhr bis 21.00 Uhr ist die Happy Hour. Zwei Cocktails zum Preis von einem. Und da fährt der Deutsche ja drauf ab: da kann man was sparen – und so werden jetzt überall die Doppelpacks ausgeliefert (ich bekomme auch gerade zwei Splash hingestellt) 😉

Besser ist dann nur noch das „Premium Alles Inklusive“ auf Mein Schiff – da ist immer Happy Hour, nur dass ich da noch nicht mal den ersten Cocktail bezahlen muss. Und während ich da anfangs ja Bedenken hatte, dass der eine oder andere Gast damit nicht klar kommt (im Sinne von mehr trinkt als der Körper verträgt), kann ich nach der Woche an Bord nur sagen, dass das einfach nur entspannend ist. Ich hatte nicht den Eindruck, dass da mehr getrunken wurde als hier – es war einfach nur entspannender, da man nicht ständig die Bordkarte zücken muss … Klar, das ist ein anderes Konzept als auf AIDA – aber gut finden, darf ich das ja wohl trotzdem …

Und dann ergibt sich auch noch ein Kontakt zu einer Mitreisenden – sie hat mein MacBook gesehen und Hoffnung geschöpft. Sie hat nämlich ihr Ladekabel zu Hause vergessen – und damit jetzt ein Problem. Aber das lässt sich ja lösen – ich habe ein Ersatzkabel dabei (für alle Fälle, man weiß ja nie, was so passiert) – und von daher hat sie in einer Stunde wieder Strom im Akku …

Von daher: die gute Tat ist vollbracht, die Splash sind getrunken, die Happy Hour ist vorbei und der Tag soweit im MacBook. Zeit für einen Ortswechsel – in die Kabine. Die Soul-Solodarbietung im Theater ist nicht ganz so mein Fall und auch Karaoke in der Lambada Bar will ich niemandem antun – und so gibt es heute nochmal einen gemütlichen Leseabend …

Natürlich nicht, ohne vor dem Einschlafen die Uhr erneut eine Stunde zurück gestellt zu haben – sonst bin ich morgen zu früh beim Frühstück. Und da wir morgen ja erneut einen Seetag haben, gibt es dafür ja nun gar keinen Grund … stehen danach doch drei Tage Island am Stück an – das wird dann anstrengend genug, zumal ich an allen Tagen Ganztagesausflüge gebucht habe. Da tut morgen ein Tag Ausspannen noch mal richtig gut.

Und so wünsche ich jetzt erst mal eine gute Nacht …

Weiter mit Tag 4: Seetag – auf dem Weg nach Island

 
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