Vasco da Gama

Bildquelle: nicko cruises Schiffsreisen GmbH

Aktuell befinde ich mich ja wieder einmal auf der Vasco da Gama von nicko cruises – und möchte daher die Gelegenheit nutzen, um kurz mal auf eine Frage zu antworten, die mir immer wieder mal gestellt wird: „Du bist in letzter Zeit ja öfter mal auf der Vasco da Gama – was ist denn da besser als auf AIDA oder Mein Schiff?“

Nun, „besser“ ist ja immer schwierig zu beurteilen, wenn es um den Vergleich von Reedereien geht – das, was für den einen „besser“ ist, ist für den anderen ein „K.O.-Kriterium“ und umgekehrt. Von daher kann die Antwort nur subjektiv ausfallen. Ich kann aber gern mal beschreiben, welche Vorteile ich auf der Vasco da Gama gegenüber den anderen beiden Reedereien sehe – aber natürlich auch, wo sie meiner Meinung nach eher weniger punkten kann. Also, legen wir los …

Das Schiff – die Vasco da Gama

Eins noch vorweg – im Vergleich zu den Schiffen von AIDA und der Mein Schiff Flotte ist die Vasco da Gama ein „altes“ Schiff – der Stapellauf war 1992 als „Statendam“ für Holland America Line. Damit hat sie jetzt 33 Jahre „auf dem Buckel“ – und das sieht man an der einen oder anderen Stelle natürlich auch. Aber: die Vasco da Gama wird jedes Jahr beim Werftaufenthalt „verjüngt“ – so ist zwischenzeitlich die komplette Ausstattung der öffentlichen Bereiche erneuert worden, so dass man im Inneren des Schiffs kaum erkennen kann, dass das Schiff schon so alt ist. Natürlich sind die Kabinen nicht „topmodern durchgestylt“, aber auch hier gab und gibt es immer wieder Renovierungen und Verbesserungen – so wurden und werden beispielsweise die seinerzeit als Luxus geltenden Badewannen sukzessive durch große ebenerdige Duschen ersetzt. Und: „alt“ heißt ja nicht automatisch „schlecht“ – wir reden hier halt von einem „klassischen Kreuzfahrtschiff“.

Und noch ein wichtiger Aspekt: beim letzten Werftaufenthalt wurde sehr viel in den für Passagiere unsichtbaren Bereichen getan – insbesondere die Erfüllung aktueller und kommender Umweltvorschriften stand auf der Werft im Fokus: neue Motoren für schwefelarmen Marinediesel, innovative Abwassertechnik, Landstromanlage und ein neues Power-Management-System sorgen dafür, dass das Schiff aktuelle und künftige Umweltvorschriften erfüllt. Die Umrüstung ermöglicht zudem den Einsatz von klimaneutralem Biodiesel – ein Punkt, bei dem viele neuere, größere Schiffe noch Nachholbedarf haben

TIPP: Wer mehr zum Schiff und zu den Abläufen an Bord wissen möchte, dem empfehle ich meinen Blogeintrag „16.02.2023 – 18.03.2023: Vasco da Gama – Kanaren, Kapverden und Afrika“ sowie mein Fazitvideo zu dieser Reise auf YouTube.

Platz, Platz, Platz

Eines der Hauptargumente, das für mich für die Vasco da Gama spricht, ist die Größe des Schiffs – die Vasco da Gama ist im Vergleich zu den Schiffen der AIDA- oder Mein Schiff-Flotte nämlich ein kleines Schiff, das darüber hinaus auch mit nicht mehr als 1.000 Passagieren fährt. Die Folge hiervon ist sehr viel Platz für den einzelnen Passagier. Und das macht sich überall bemerkbar – sei es an den Bars (hier kommt immer sofort ein Kellner und auch das Getränk ist ruck-zuck am Tisch), auf den Außendecks (Liegenreservieren findet hier nicht statt – einfach, weil es nicht notwendig ist) oder auch in den Restaurants (es gibt praktisch immer freie Tische, am Buffet muss man nicht lange anstehen oder gar drängeln). Wer also nicht unbedingt den „Massenauftrieb“ haben möchte, der ist hier gut aufgehoben.

Oasis Deck mit Oasis Pool

Oasis Deck mit Oasis Pool

Fahrtrouten, Liegezeiten

Aufgrund der Schiffsgröße hat die Vasco da Gama die Möglichkeit, auch kleinere Häfen anzulaufen, die eher nicht zu den Zielen der Schiffe der anderen beiden Reedereien zählen. Und aufgrund der geringeren Passagierzahl ist auch das Tendern als Alternative in Häfen, in denen selbst die Vasco nicht anlegen kann, gut möglich. So werden auf meiner aktuellen Reise im Mittelmeer auch Häfen wie Cannes, St. Tropez, Villefranche-sur-mer oder auch die Insel Elba angelaufen. Und die oftmals attraktiveren Routen werden ergänzt mit langen Liegezeiten in den Häfen: der Regelfall ist 8 – 20 Uhr, oftmals liegen wir aber auch bis 22 Uhr (oder sogar overnight) in den Häfen – damit ist ein Abend an Land (vielleicht verbunden mit einem leckeren Abendessen in einem Fischrestaurant am Hafen) problemlos möglich. Andere Reedereien legen dabei oftmals bereits um 18 Uhr (oder manchmal auch noch früher) ab, so dass eine Rückkehr am späten Nachmittag der Regelfall ist. Passend dazu hat nicko cruises ja auch als Leitspruch „time to discover“ („Zeit zum Entdecken“) gewählt …

Tenderboot der Vasco da Gama

Tenderboot der Vasco da Gama

Alleinreisende und Einzelbelegungszuschlag

Die Zahl der Alleinreisenden – aus welchen Gründen auch immer – nimmt immer mehr zu, die Möglichkeit, als Alleinreisender eine (bezahlbare) Kreuzfahrt zu finden, dagegen immer mehr ab. Auch wenn auf den neueren Schiffen vereinzelt Einzelkabinen eingebaut werden, wird es immer schwieriger, eine normale Kabine zur Einzelbelegung zu erhalten (diese werden immer öfter und immer früher gesperrt und nur noch zur Doppelbelegung freigegeben). Und selbst wenn man eine Kabine bekommen könnte, verhageln die Einzelbelegungszuschläge von mindestens 70% (und der Trend geht eher in Richtung 80-100%) den Wunsch, diese auch zu buchen.

Kabine 6162

Kabine 6162

nicko cruises geht hier einen anderen Weg – auch wenn hier im Einzelfall bei besonders beliebten Reisen höhere Einzelbelegungszuschläge berechnet werden, kann man bei vielen Reisen auch Kabinen zur Alleinbenutzung mit Zuschlägen von nur 15% (!) erhalten – im Vergleich zu den anderen Reedereien ein echtes Schnäppchen. Zugegeben, auch hier werden die Verfügbarkeiten weniger, aber oftmals kann man noch Kabinen zu diesen Konditionen erhalten (das erklärt dann auch die im Verhältnis zu anderen Reedereien höhere Anzahl an Alleinreisenden an Bord, für die hier mit einem „Alleinreisendentreff“ zu Beginn der Kreuzfahrt und „Alleinreisenden-Tischen“ in den Restaurants (die man nutzen kann, wenn man will, aber natürlich nicht muss) auch ein entsprechendes Angebot besteht).

Keine Selbstbedienung im Buffetrestaurant

Im Lido Buffetrestaurant gibt es keine Selbstbedienung, hinter jeder Theke steht ein Servicemitarbeiter, der die gewünschten Speisen in der gewünschten Menge auflegt – und damit auch kein gemeinsames Anfassen von Vorlegebesteck oder „Herumgewühle“ im Essen. Und damit verbunden ist auch die Präsentation der Speisen immer sehr appetitlich, da eben nicht jeder in den Schüsseln und Töpfen herumrührt. Von der Hygiene mal ganz zu schweigen – das ist hier einfach nur top.

Verschiedene Hauptgerichte im Buffetrestaurant

Verschiedene Hauptgerichte im Buffetrestaurant

Pool

Auf der Vasco da Gama gibt es zwei Pools – einen auf dem Außendeck und einen auf dem Lido-Deck (dessen Dach je nach Wetterlage geöffnet oder geschlossen werden kann). Im Verhältnis zu den „Planschbecken“ auf den AIDA-Schiffen sind diese relativ groß – und auch durchaus zum Schwimmen geeignet. Klar, mit den 25-Meter-Pools auf den Schiffen der Mein Schiff-Flotte können sie nicht konkurrieren, wobei ich aufgrund der geringeren Passagierzahl auf der Vasco da Gama hier aber eher meine Bahnen ziehen kann (vielfach ist man allein im Pool) als im oftmals überlaufenen Pool auf Mein Schiff.

Lido Deck mit Main Pool

Lido Deck mit Main Pool

Familienkabinen

Zur Eignung der Vasco da Gama für Familien komme ich später noch einmal – hier will ich nur mal die Familienkabinen hervorheben. Dies sind zwei nebeneinanderliegende Außenkabinen mit einer Verbindungstür, die von Familien (zwei Vollzahler mit Kindern bis 16 Jahre) gebucht werden können. Dadurch wohnt man als Familie zwar zusammen, hat aber den Komfort zweier getrennter Kabinen mit jeweils eigenem Bad und Kleiderschränken – und das ist sicherlich angenehmer als sich auf den anderen Schiffen eine Kabine zu viert zu teilen (mit entsprechend wenig Platz im Kleiderschrank, nur einem Bad für alle Bewohner und einem mit Betten vollgestellten Raum ohne Sofa). Und das beste daran: die zweite Kabine ist kostenfrei, wenn die erste Kabine von zwei Vollzahlern belegt wird und die Kinder unter 16 Jahre alt sind. Ältere Kinder oder andere Erwachsene zahlen ansonsten einen Tagessatz von 80 €.

Es gibt aber auch Nachteile – vielleicht …

Wo Licht ist, ist auch Schatten. Und so auch auf der Vasco da Gama. Allerdings ist hier noch einmal der Hinweis angebracht, dass das meine subjektive Sichtweise ist – andere sehen das vielleicht völlig anders bzw. es stört sie nicht, weil sie das Angebot sowieso nicht nutzen. Und dann sind die Nachteile auch keine …

Kids und Teens

Die Vasco da Gama ist nicht das typische „Familienschiff“. Es gibt zwar auch hier an Bord Angebote für Kids und Teens und in den Ferien auch ein entsprechendes Programm – aber vergleichbar mit den größeren Schiffen von beispielsweise AIDA (mit Funpark, Kletterwand, Wasserrutsche usw.) ist das natürlich nicht. Ist das jetzt ein Nachteil – nun, kommt darauf an. Jedes Kind ist anders – und während der eine sich einen Urlaub ohne Wasserrutsche und Dauerbespaßung nicht vorstellen kann, setzt sich die andere vielleicht gern mit einen Buch in einen bequemen Lesesessel. Ob die Vasco daher für die eigenen Kids und Teens geeignet ist, muss jeder für sich selbst (und idealerweise auch mit den betroffenen Kids) klären.

YT-Thumbnail Kids und Teens auf der Vasco da Gama

TIPP: Ich bin vor zwei Jahren extra mal in den Osterferien mit der Vasco gefahren und habe die Zeit genutzt, um ein kleines Video zum Angebot für die Kids und Teens an Bord zu erstellen, in dem auch einige der Kids zu Wort kommen – vielleicht hilft das ja bei der Entscheidung. Zu finden ist das Video „Kids und Teens auf der Vasco da Gama“ auf YouTube.

Und wie ich schon gesagt habe – was für denen einen ein Nachteil ist, kann für den anderen ein Vorteil sein. Wer sich also von Kindern tendenziell gestört fühlt (und nein, nicht alle sind als Erwachsene auf die Welt gekommen), der wird hier auf dem Schiff natürlich mehr Ruhe haben als beispielsweise auf einer AIDAcosma, auf der in Ferienzeiten auch mal eine vierstellige Zahl an Kindern über das Deck rennt …

Entertainment

Ja, auch auf der Vasco gibt es Unterhaltung wie beispielsweise Livemusik in den Bars und auch ein Showprogramm im Theater. Wer allerdings das Entertainment im Theatrium auf den AIDA-Schiffen kennt, der wird dann doch einen Unterschied feststellen – sowohl bei der Anzahl als auch bei der Vielfalt und der Qualität. Es ist beileibe nicht schlecht, was hier geboten wird – an das Entertainment auf Mein Schiff oder gar auf AIDA kommt das hier allerdings nicht heran. Aber auch hier gilt: wer nicht jeden Abend irgendwie bespaßt werden will, sondern gern einmal einen ruhigen Abend mit ein bisschen musikalischer Unterhaltung (oder auch ohne) bei einem leckeren Drink in einer der vielen Bars an Bord verbringt, der ist hier genau richtig.

Legends of Rock

Legends of Rock

Fazit

Wer Wert auf Individualität, außergewöhnliche Routen, lange Liegezeiten und eine familiäre und persönliche Atmosphäre legt und nicht unbedingt den „Massenauftrieb“ der größeren Schiffe sucht, der wird mit der Vasco da Gama nichts falsch machen. Hier wird ein klassisches Kreuzfahrterlebnis (aber ohne Captain’s Dinner, Anzug und Krawatte) mit modernem Komfort auf einem klassischem Kreuzfahrtschiff geboten – optimal für Paare, Einzelreisende und Best Ager. Familien, Partygänger und Aktivurlauber sollten vorher allerdings abwägen, ob das Angebot ihren Vorstellungen und Ansprüchen entspricht.