
Sonnenaufgang am Seetag
Der erste und einzige Seetag unserer Reise liegt vor uns, wir sind auf dem Weg von Savona in Italien nach Tarragona in Spanien. Die See heute Nacht war ruhig („Ententeich“), allerdings hat es wohl ein bisschen geregnet. Oder es wurde weiter oben gereinigt … Aber egal – Hauptsache tagsüber wird das Wetter gut.
Es ist noch dunkel draußen als mich mein Wecker aus den Träumen reißt – da der Schifffsrundgang heute aber bereits um 8.40 Uhr startet und ich vorher ja noch frühstücken muss, lässt sich das leider nicht vermeiden. Das wird dann aber das einzige Mal auf dieser Reise so sein, an den kommenden Tagen habe ich – zumindest aktuell – noch keine morgendlichen Aktivitäten geplant.
Und so mache ich mich nach einem Badbesuch auf den Weg ins Buffetrestaurant , da das Fiorentino Restaurant erst um 8.00 Uhr öffnet (laut „Oggi a Bordo“ soll es da allerdings auch Buffet geben – das schaue ich mir dann in den nächsten Tagen mal an). Um diese Zeit ist es noch herrlich leer im Restaurant, wobei ich auch hier – wie bei MSC – eher mit Kantinenathmosphäre empfangen werde. Für den Weg am Buffet vorbei nimmt man sich ein Tablett, die Speisen finden ihren Platz auf Tellern aus Hartplastik. Aber immerhin bei den Kaffeetassen ist man beim Porzellan geblieben.
Die Auswahl ist dabei erkennbar italienisch geprägt – viele süße Teilchen und Kuchen stehen zur Auswahl. Dazu finden sich dann zwei Sorten Brötchen (beide hell) sowie drei Sorten Brot (davon eine mit Körnern) und natürlich der obligatorische Toast. Als Belag sind neben Honig, Nutella und Marmeladen auch eine Sorte Wurst, Salami, Schinken und eine Sorte Käse zu finden. Natürlich gibt es aber auch die üblichen Cerealien, Joghurt und Obst sowie warme Speisen wie beispielsweise Spiegelei, Würstchen, Speck und Kartoffelecken. Von daher natürlich vollkommen ausreichend, wenn auch der deutsche Geschmack etwas mehr herzhaftem Belag vertragen würde.

Frühstücksauswahl im Buffetrestaurant
Zum Trinken stehen Filterkaffee, Tee, Kakao, Milch und verschiedene Säfte zur Verfügung; Kaffeespezialitäten gibt es – nach Auflegen der Bordkarte – am Vollautomaten (im Übrigen auch Decaf). In den Getränkepaketen sind die dann jedoch enthalten.
Und noch eine Gemeinsamkeit findet sich mit MSC: wenn man während des Frühstücks noch mal ans Buffet geht, um Nachschub zu holen, wird der Tisch abgeräumt – und nicht nur die leeren Teller und Tassen, sondern auch das, was noch nicht gegessen oder getrunken wurde. Wohl einfach der Tatsache geschuldet, dass bei internationalem Publikum im Regelfall Speisereste übrig bleiben und die Kellner daher davon ausgehen, dass man fertig ist. Eine halbe Tasse Kaffee hat da praktisch keine Chance am unbesetzten Tisch stehen zu bleiben (muss man halt nur wissen, dann kann man nämlich gleich eine neue mitnehmen, wenn man eh am Buffet ist).
Um 8.40 Uhr geht es dann weiter im Programm: die Schiffsführung hinter den Kulissen steht an. Insgesamt drei Stunden werden wir unterwegs sein und dabei rund vier Kilometer zurücklegen.
Knapp zwanzig Personen nehmen an dem Rundgang teil, der zweisprachig auf Deutsch und Italienisch durchgeführt wird. Unsere „Reiseleiterin“, eine Brasilianerin, spricht beide Sprachen übrigens perfekt – und darüber hinaus natürlich auch noch Englisch und Portugiesisch (und vermutlich auch Spanisch und Französisch).
Unser Weg führt uns zunächst auf und hinter die Bühne des Theaters. Doch halt, am Theatereingang werden wir in Jungs und Mädels eingeteilt und zunächst mal einem kurzen Check unterworfen, dass wir auch keine verbotenen oder gefährlichen Gegenstände dabei haben. Und natürlich haben zwei ihr Handy dabei – und gehen dann erstmal auf die Kabine. Aber es stand ja auch nur dick und fett im Anschreiben, dass Handys und Kameras verboten sind …
Die nächste Station ist dann gleich die Brücke – und auch hier steht ein Securitymitarbeiter mit einem Metalldetektor bereit, bevor wir durch die Tür ins „Gehirn“ des Schiffs eintreten. Und das wird dann auch der ausführlichste Teil des Rundgangs. Der Offizier hatte sich wohl vorgenommen, uns zu „Brücken-Hilfskräften“ auszubilden, so umfangreich hat er die Fragen beantwortet. Das war echt super.
Von hier aus ging’s dann auch gleich weiter mit dem „Organrundgang“ – nächste Station ist nämlich das „Herz“ des Schiffes, der Maschinenkontrollraum (so sagt das zumindest die hier arbeitende Crew) – natürlich erst nachdem der bereits bekannte Securitymitarbeiter mit dem ebenfalls bekannten Metalldetektor seine Arbeit getan hat. Und auch hier werden wir ausführlich informiert, was da so genau passiert.
Weitere Stationen des Rundgangs sind dann die Main Galley (Hauptküche), die Wäscherei und die Lagerräume für Speisen und Getränke, wobei vor Betreten der Küche natürlich die obligatorische Schutzkleidung anzuziehen ist.
Wir sind dabei im wesentlichen auf den unteren Decks des Schiffs unterwegs, das sind die Decks 0, A und B (könnte man auch als -1 und -2 bezeichnen). Und wir kommen auch an der Leichenhalle („Mortuary“) vorbei – das wird zwar nicht explizit erwähnt oder gar besichtigt, man kann es aber der Türbeschriftung entnehmen. Vier Grad sind es übrigens hinter der Tür – und ja, auch so etwas gehört auf ein Kreuzfahrtschiff, auch wenn viele den Gedanken daran lieber verdrängen.
Schöner ist allerdings der Zwischenstopp in der Patisserie des Schiffs. Denn da drängt sich gleich wieder der Gedanke an das gestrige Dessert auf. Wenn man sich hier so umsieht, weiß man auch, warum die so gut sind – hier hat die Crew wohl alles an Technik zur Verfügung, was eine (sehr gute) Konditorei bzw. Patisserie so ausmacht (das hatte mir übrigens AIDA-Gourmetpatin Andrea Schirmaier-Huber in einem Gespräch schon mal neidisch erzählt). Und damit wir das nicht nur theoretisch sehen, sondern auch praktisch einen Eindruck bekommen, hat man für uns hier gleich ein kleines Buffet mit einer Auswahl süßer Köstlichkeiten aufgebaut. Und für die „Nicht-Süßen“ unter uns gibts sogar ein paar herzhafte Snacks. Natürlich darf ein Gläschen Sekt dabei auch nicht fehlen … 🙂
Aber weiter im Rundgang – da gibt es nämlich noch Einblicke in die Crew-Bereiche (die normalerweise – aus gutem Grund – ja tabu sind). Und so sehen wir den Crew-Gym (ab 21 Uhr darf die Crew übrigens auch in den Gäste-Gym) und dürfen sogar mal einen Blick in die Kabine unserer Führerin werfen. Und auch wenn man das von Bildern kennt, ist es doch mal interessant zu sehen, wie wenig Platz da für zwei Personen tatsächlich ist. Ach ja, und noch etwas fällt auf: in den Kabinengängen hängen verteilt Kondomspender – kostenlos zur Mitnahme. Das ist doch mal eine gute Idee …
Da gibt es hier übrigens ganz hierarchische Regeln: die Kabinen der Crew sind im wesentlichen hier unten, teilweise aber auch im Passagierbereich. Offiziere haben dabei Einzelkabinen (Senior Officers) bzw. Doppelkabinen mit eigenem Bad, „Staff“ (das sind beispielsweise Rezeptionisten oder Tourguides) haben Doppelkabinen mit eigenem Bad und „Crew“ (das sind alle anderen) in der Regel Doppelkabinen mit einem geteilten Bad mit der Nebenkabine.
Den Abschluss unseres Rundgangs haben wir dann übrigens in der Crew Bar. Hier stehen für uns nochmal Softdrinks bereit. Und das ist in der Tat sehr außergewöhnlich; Passagiere in der Crew Bar sind ja eigentlich ein No-go. Klar, es ist es mal interessant zu sehen, wie es da wirklich aussieht – aber andererseits habe ich auch vollstes Verständnis dafür, dass dieser letzte Rückzugsort für die Crew eigentlich „passagierfrei“ bleiben sollte.
Aber wie auch immer – das waren hochinteressante drei Stunden – selbst für mich, obwohl ich das ja (fast) alles schon mal irgendwo gesehen habe. Und die beiden Snack- und Getränkepausen in der Galley und der Crew Bar haben das natürlich abgerundet.
Trotz des kleinen Snacks schwebt mir jetzt aber ein kleines Mittagessen vor – die Idee haben aber auch andere. Das Buffetrestaurant ist brechend voll, da verzichte ich gern – und versuche es gegen halb drei nochmal (Mittagessen gibt es hier bis 15 Uhr). OK, es ist jetzt nicht viel leerer, einen Salat und ein bisschen Fleisch kann ich aber ergattern. Jetzt weiß ich übrigens auch, für was die Tabletts gut sind – hier geht jeder nur einmal ans Buffet und holt sich gleich alles von der Vorspeise bis zum Dessert – und das geht ohne Tablett natürlich nicht.
Den Nachmittag verbringe ich dann mit Lesen auf meinem Balkon mit Blick auf die Heckwelle – die Sonne scheint zwar auf der anderen Seite (das wird dann ab übermorgen vermutlich besser, wenn wir in die Gegenrichtung fahren), aber über 20 Grad hat es ja trotzdem.
Um 18.45 Uhr habe ich dann den nächsten Termin: das erste meiner drei Essen in den Spezialitätenrestaurants steht an (das Paket hat im Vorfeld bei Buchung in MyCosta übrigens 88 € gekostet, hier an Bord wären es 110 € gewesen). Und für heute hatte ich ja einen Tisch im Steakhouse reserviert (die Reservierung über den Restaurant Manager gestern hatte übrigens nicht geklappt, ich konnte heute Mittag aber vor Ort noch einen Tisch reservieren).

La Fiorentina Steakhouse
Es gibt hier zwei Menüs zur Auswahl – das „Light Menü“ für 29 € und das „Full Experience Menü“ für 39 €. In meinem Fall habe ich Dank des Pakets die freie Wahl zwischen beiden Menüs, wobei meine Wahl auf das Full Experience Menü fällt (ich hänge die Menükarten hier wieder an – zum Vergrößern einfach anklicken).
Und so gibt es für mich als Vorspeise die Lobster Bisque, als Hauptgang das Filet vom Angus-Rind mit Spinat und Sauce Bearnaise und BBQ-Sauce sowie Arabica zum Dessert.
Bislang habe ich ja das Steakhouse auf der MSC Euribia als das Beste bezeichnet – das teilt sich den Titel jetzt mit diesem hier. Es war einfach nur fantastisch. Die Hummer-Suppe hat genau nach ebendiesem geschmeckt und war super-cremig, das Filet war auf den Punkt, obwohl es rund sechs Zentimeter dick war (ich schätze es übrigens mal auf über 300 g!) und das Dessert, naja, da gilt das gestern Gesagte.

Steakhouse: Menü „Full Experience“
Von daher habe ich meinen Termin im Sushi-Restaurant am Mittwochmittag mal storniert und für Donnerstagabend hier noch mal gebucht. Das schreit tatsächlich nach Wiederholung!
Im Übrigen ist die Dresscode-Empfehlung für heute „elegant“. Das das eine Empfehlung ist, zeigt aber der Blick aufs Publikum: geschätzt höchstens 20% haben sich da etwas mehr in Schale geworfen (und dann eher so in Richtung „smart casual“, so wie ich auch) – Anzüge, Krawatten und das „kleine Schwarze“ sieht man kaum.
Ich setze mich jetzt zum Abschluss des Essens noch mal an die Bar, trinke einen Cappu zur Verdauung (da merkt man übrigens, dass man auf einem italienischen Schiff ist – an allen Bars stehen Siebträgermaschinen, was der Qualität der Kaffeegetränke mehr als zuträglich ist, zumal die Crew auch damit umgehen kann) und warte auf die Offiziersvorstellung um 21.30 Uhr im Theater sowie die anschließende Show „Feel the Beat“, bevor ich mich dann zum Abschluss des Tages mit diesem Bericht beschäftigen kann.
Das Theater geht hier übrigens über drei Decks. ist also ziemlich groß. Und trotzdem war es heute brechend voll – ich muss morgen mal gucken, ob das an der Offiziersvorstellung lag oder ob das jeden Abend so ist.

Ach ja, solange ich hier auf den Beginn der Vorstellung warte, kann ich ja kurz mal über das Thema „Bordverkauf“ sprechen. Shops und Angebotsaktionen nehmen hier nämlich einen großen Raum ein (von Profis „On Board Revenues“) genannt. Neben einer großen Shoppingmeile gibt es nämlich Rabattaktionen am laufenden Band („10% off“, „Buy 2, get 3“, „Schlussverkauf – nur heute“ …) Und das Ganze sieht man auf Schildern, den Monitoren an Bord, bekommt es als Nachricht in die App und hört es fünfsprachig über die Bordlautsprecher. Muss man mögen …
Doch zurück zur Vorstellung der Offiziere und Abteilungsleiter – die war richtig gut gemacht. Und die Gruß- und Dankesworte von Kapitän Ignazio Giardina, im Übrigen fließend auf Italienisch, Deutsch, Englisch und Spanisch, waren ein würdiger Abschluss der Vorstellung.

Offiziersvorstellung
Aber auch die anschließende Show hat für viel Stimmung gesorgt – und hat mir wieder gezeigt, dass ein Theatrium zwar schön ist (eben weil es so flexibel ist, man kommen und gehen kann, wie man will), ein richtiges Theater aber auch etwas für sich hat. Und auch wenn ich verstehen kann, dass soviel tagsüber ungenutzer Raum nicht wirtschaftlich ist, kann man manche Sachen halt nur in einem geschlossenen Theater aufführen und nicht in einem Theatrium. Wobei der Weg von AIDA auf den beiden großen Schiffen, zusätzlich zum Theatrium mit dem TV-Studio einen weiteren geschlossenen Raum für Veranstaltungen geschaffen zu haben, ja schon mal ein guter Ansatz ist. Ein Theater ersetzt aber auch das nicht wirklich.

Show „Feel the Beat“
Die Schiffsvorstellung habe ich heute nicht mehr geschafft, das klappt dann wahrscheinlich morgen in Tarragona, wenn hoffentlich viele Leute an Land sind und ich dann auch die Möglichkeit habe, neben meinem Schiffsrundgang auch ein paar Fotos und Videos vom Schiff zu machen …
Und so geht wieder ein Tag an Bord zu Ende, inzwischen übrigens mit leichten Schiffsbewegungen (von Seegang will ich da nicht wirklich sprechen), die man in meiner Heckkabine natürlich stärker spürt als in der Schiffsmitte.

