[Werbung] Um kurz vor fünf war die Nacht zu Ende.
Die Gäste meiner Nachbarkabine gehören offensichtlich zu denjenigen, die ihren Koffer bis 5 Uhr vor die Kabinentür stellen sollten, da um 6 Uhr deren Ausschiffung stattfindet (das gilt für alle, die den Bustransfer bis zur Haustür gebucht haben).
Und da kontrolliert man vorher ja gern nochmal, ob die Schränke und Schubladen alle leer sind. Man zieht die Schublade also ganz auf – und donnert sie dann krachend wieder zu. Und das kann man in dieser Kabine mit fünf Schubladen hintereinander machen.
Danach weiß man dann zweierlei: man hat nichts vergessen und der Nachbar ist zu 100% wach.
Ich wusste gestern schon, dass der Tag heute nichts werden wird. Und der Anfang ist also schon mal gemacht. 🙁
Mit Schlafen ist jetzt nichts mehr, also gucke ich heute vor dem Frühstück mal in die Zeitung, gehe dann ins Bad und bin so gegen 6.30 Uhr am Buffet. Meine Pressekollegen scheinen alle noch zu schlafen (zumindest ist keiner da) und die meisten anderen Passagiere scheinen wohl schon den Transfer gehabt zu haben.
Und so frühstücke ich erst einmal in Ruhe bevor ich mich dann kurz vor acht auf den Weg zur Rezeption mache – um 8 Uhr findet dann nämlich der Transfer zum Gare de l‘Est statt.
In meiner Kabine habe ich nach dem Aufwachen noch die Getränkerechnung der Reise gefunden – wenn man im Vorfeld seine Kreditkarte an der Rezeption hat einlesen lassen, muss man sich darum aber nicht weiter kümmern, der Betrag wird automatisch belastet. Ansonsten wäre jetzt die Gelegenheit, die Rechnung bar zu bezahlen.
Ich nutze dennoch die Zeit bis zur Abreise, um den Fragebogen zur Reise auszufüllen und diesen zusammen mit den Trinkgeldumschlägen an der Rezeption einzuwerfen.
Das Trinkgeld wird an Bord nämlich nicht automatisch belastet, sondern jedem Gast steht es frei, ob und wieviel Trinkgeld er gibt (die Empfehlung liegt bei 10-13 € pro Tag). Dabei wird das Geld für die komplette Crew verwendet, d.h. der im Umschlag befindliche Betrag wird unter allen Crewmitgliedern (auch den normalerweise unsichtbaren, für eine erfolgreiche Reise aber genau so wichtigen, Mitarbeitern) gleich verteilt. Finde ich eine gute und gerechte Lösung.
Der Bus steht schon bereit und auch mein Koffer hat bereits den Weg nach draußen gefunden, so dass ich diesen nur noch identifizieren muss und er eingeladen werden kann.
Die Fahrt zum Bahnhof verläuft heute deutlich entspannter als die Fahrt ins Cabaret vorgestern Abend, so dass wir bereits um 8.45 Uhr am Ziel sind. Jetzt heißt es also noch gut vier Stunden warten bis mein ICE nach Frankfurt kommt. Von einer Verspätung oder gar einem Zugausfall ist aktuell zumindest mal noch nicht die Rede…
Ich schließe daher meinen Koffer erst einmal in einem der Gepäckschließfächer ein – 9,50 € kostet das große Fach für 24 Stunden (aber halt eben auch für vier Stunden). Da aber geteiltes Leid nur halbes Leid ist, kann ich mich mit einer der Mitreisenden zusammentun, so dass wir uns das wirklich riesige Fach teilen können (und wer meinen Koffer kennt, weiß, dass der durchaus ein gewisses Format hat. Und wer ihn noch nicht kennt, der kann ihn hier kennenlernen [Werbelink] 😉
Im Bahnhof findet sich dann auch gleich ein kleines Café, in dem ich tatsächlich einen freien Tisch ergattern kann, an dem ich mein Homeoffice, pardon „Bureau de la gare“, aufschlagen und mich der Reisezusammenfassung widmen kann. Dann ist das hier wenigstens nicht ganz verlorene Zeit …
Gegen 12 Uhr wird es dann mal Zeit für einen Sprung auf die Toilette – und das stellt man sich auf einem französischen Bahnhof ja irgendwie mal eher unangenehm vor. Und schon wieder bin ich überrascht: am Eingang ist zwar an einem Drehkreuz 1 € fällig (aber immerhin mit Apple Pay zu bezahlen), dafür findet man aber auch eine blitzsaubere Toilette vor. Sehr ordentlich.
Um 12.45 Uhr treffen wir uns dann an den Schließfächern, um unsere Koffer wieder auf uns zu verteilen – und dann steht auch gleich schon die Rückfahrt an. Und von Zugausfall oder Verspätung immer noch keine Spur … ich bin immer noch verwirrt 😉
Ich gehe also zu Gleis 23, an dem mein ICE abfahren soll. Der Zug steht bereits da, anders als bei uns findet hier aber vor dem Betreten des Bahnsteigs eine Ticketkontrolle statt – ohne Fahrkarte (und Reservierung!) kommt man hier also gar nicht bis zum Zug.
Das hat auch was – vor allem stellt das sicher, dass nur Leute mit einem reservierten Sitzplatz einsteigen können. Wenn man das erst im Zug prüfen würde (wie auf der Hinfahrt), würde der Sinn und Zweck ja verpuffen.
In jedem Fall fahren wir pünktlich los – es scheint also doch alles gut zu gehen. Und wenn es nachher im Zug auch noch was zu Essen gibt, endet der Tag dann doch deutlich besser als er begonnen hat …
Unterwegs taucht dann noch der französische Zoll in zivil im Zug auf. Etwa zehn Beamte und ein Hund befragen jeden einzelnen Passagier, wo er herkommt (Überraschung: Paris) und wo er hin will (also der Hund fragt natürlich nicht, der schnüffelt am Gepäck). Und wie lange man in Paris war und warum. Manche dürfen den Mitreisenden sogar den Inhalt ihres Koffers präsentieren … 😉
So eine Kontrolle hatte ich das letzte Mal bei der Einreise in die USA – die Angst vor Anschlägen in Frankreich scheint aktuell in der Tat exorbitant hoch zu sein.
Inzwischen haben wir übrigens fast Saarbrücken erreicht – bei einer Spitzengeschwindigkeit von knapp 320 km/h geht das aber auch recht zackig. Kaum hat ein ICE also französische Gleise unter den Rädern, funktioniert der also auch richtig … 🙂
Unterwegs halten wir kurz – hier steigt dann die Bundespolizei ein und nimmt eine lückenlose Ausweiskontrolle vor; irgendwie scheint man da jetzt doch Ernst zu machen mit den Kontrollen an den Binnengrenzen.
Einziger Nachteil der Bahnfahrt: um mich herum hustet und schnieft es unentwegt. Da ist bestimmt auch ein bisschen Corona dabei – mal sehen wie gut die Impfung vom letzten Herbst noch wirkt … die kommende Woche sieht jedenfalls keinen Slot für Krankheit vor.
Der Rest der Fahrt verläuft dann aber ohne weitere Vorkommnisse – allerdings auch ohne den ja eigentlich in der 1. Klasse bezahlten Service am Platz. Langsam nervt das ein bisschen … ständig für Leistungen zu bezahlen, die dann nicht erbracht werden. Da ist wohl mal wieder ein Schriftwechsel mit der Bahn angezeigt mit dem Hinweis auf eine Preisminderung bei Leistungsmängeln. Denn dass ich nach Bahnfahrten regelmäßig hungrig aussteige, ist ja eigentlich nicht der Plan.
Aber wie auch immer – wir sind praktisch pünktlich in Frankfurt angekommen, Christine stand schon zur Abholung bereit (Merci!) und so endet kurz darauf auch dieser Urlaub …