Die erste Nacht an Bord der SEINE COMTESSE ist vorbei – und ich habe so gut wie selten geschlafen. Keine Ahnung, ob das am Bett oder der Fahrt auf dem Fluss lag, in jedem Fall wache ich um kurz vor sieben ausgeschlafen auf. Frühstück gibt es ab 7 Uhr im Restaurant und so mache ich mich erst einmal auf den Weg ins Bad, um mal die Dusche zu testen.
Und hier treffe ich dann auch gleich auf den größten Feind des Menschen – den Duschvorhang. Es ist ja kein Geheimnis, dass ich diese Teile nicht wirklich mag, haben sie doch die unangenehme Eigenschaft, gern menschlichen Kontakt zu suchen und dabei ihre eigentliche Aufgabe, das Bad trocken zu halten, vernachlässigen. Und natürlich macht das auch dieses Exemplar – aber zugegebenermaßen weniger penetrant als ich das schon woanders erlebt habe: das Bad ist hinterher in der Tat noch einigermaßen trocken und auch ich habe wenig Berührungspunkte mit dem Teil gehabt. Von daher: dieser hier ist einigermaßen akzeptabel – auch wenn ich dennoch eine „normale“ Duschabtrennung vorziehe.
Frisch gestylt mache ich mich danach auf den Weg ins Restaurant. Aufgrund der günstigen Lage meiner Kabine sind es nur wenige Meter, bis ich an unserem Tisch 27 sitze und meinen Blick durch das fast noch leere Restaurant schweifen lasse. Der Kellner offeriert sofort Getränke, wobei leider keine Kaffeespezialitäten zu erhalten sind. Diese gibt es erst ab Öffnung der Bar im Salon um 9.00 Uhr – just also zu dem Zeitpunkt, an dem das Frühstücksrestaurant schließt. Gleiches habe ich ja auch schon auf der nickoVISON und der nickoSPIRIT erlebt – schade eigentlich, ich kann doch nicht der Einzige sein, der zum Frühstück gern einen Cappuccino oder einen Latte Macchiato trinken würde … und so ein zweiter Vollautomat, der müsste doch (allein aus „Backup-Gründen“) in der Nähe des Restaurants zu installieren sein. So gibt es heute halt erst mal nur einen schwarzen Tee – mal schauen, vielleicht steige ich dann morgen doch auf Filterkaffee um, um meinem Körper das morgendliche Koffein zuzuführen.
Zwischendurch kommt dann der Kellner noch mal an meinem Tisch vorbei, um meine Wünsche für das Mittag- und das Abendessen aufzunehmen. Im Gegensatz zu nickoVISION und nickoSPIRIT muss man sich hier bereits morgens für das gewünschte Menü entscheiden – eine Speisekarte auf dem Tisch zeigt die einzelnen Optionen auf.
Für das Mittagessen gibt es dabei immer zwei grundsätzliche Varianten – entweder den „Light Lunch“ im Panorama Salon mit einer Vorspeise, einer Suppe, einem Hauptgang und einem Dessert in Buffetform oder dem gesetzten Essen im Hauptrestaurant mit Auswahl aus mehreren Optionen. Ich habe mich heute mal für das Essen im Hauptrestaurant entschieden – einfach weil mir das überbackene Schweinerückensteak lieber ist als die im Rahmen des Light Lunch offerierten Nudeln. Und zum Abendessen gibt es dann für mich zur Abwechslung mal Fisch. Welchen genau – das seht Ihr dann heute Abend.
Das Frühstück selbst wird übrigens komplett in Buffetform angeboten, hier findet sich mehr oder weniger alles, was man morgens als durchschnittlicher Mitteleuropäer so frühstückt: Brot und Brötchen, Muffins, Stückchen (Teilchen), süßer und herzhafter Belag, Lachs, Rühr-, Spiegel- und gekochte Eier (weich und hart), Bacon, Joghurt, Quark, Obst- und Müslivariationen, verschiedene Säfte und Sekt. Da sollte eigentlich jeder etwas finden.
Und so ist es auch – eine gute halbe Stunde später bin ich gut gesättigt und setze mich auf das Sonnendeck (der aus der Hochseekreuzfahrt bekannte Begriff des Pooldecks greift hier mangels Pool halt nicht), um mal einen Blick in die Sonntagszeitung zu werfen und die vorbeiziehende Landschaft Frankreichs zu genießen.
Leider ist es heute ein bisschen bewölkt – das führt dann auch gleich dazu, dass es deutlich kühler ist als gestern (wobei wir trotz der frühen Uhrzeit sicherlich schon um die 20°C haben), zumal der Fahrtwind dann doch deutlich zu spüren ist. Ich mache also einen kleinen Abstecher in meine Kabine und hole mal einen dünnen Hoodie – und schon gehts.
Allerdings sowieso nur bis gegen 9.00 Uhr – zum einen macht jetzt die Bar auf und es gibt einen Cappuccino, zum anderen findet in einer Viertelstunde die Sicherheitseinweisung („Generalalarm“) im Panorama-Salon statt. Im Anschluss daran gibt unser Kreuzfahrtleiter Wolfgang dann noch einen Einblick in die Abläufe an Bord, die geplante Fahrtroute und stellt die angebotenen Ausflüge der Reise vor. Und diese Informationsveranstaltung sollte man in der Tat nicht verpassen, gibt sie doch den Gesamtüberblick über unsere Fahrt und die Optionen, die man in den einzelnen Häfen so hat.
Heute legen wir beispielsweise um 14.00 Uhr in Rouen an – direkt danach kann man an einem zweistündigen geführten Stadtrundgang für 22 € teilnehmen:
„Begleiten Sie uns auf einem Rundgang durch die Geburtsstadt von Gustave Flaubert. Zahlreiche gotische Bauwerke vermitteln den Eindruck, als befände man sich in einem Freilichtmuseum. Die normannische Hauptstadt lebt von Kontrasten: altes Fachwerk und Kirchen im Zentrum und am Ufer der Seine hohe Hafenkräne neben banalen Nachkriegsbauten. Victor Hugo hat Rouen einmal als Stadt der hundert Kirchtürme bezeichnet. Unzählige Bauwerke wurden durch die Bombardements während des Zweiten Weltkriegs zerstört, vor allem im Bereich zwischen Kathedrale und Seine. Dennoch sind heute noch an die 2000 Fachwerkhäuser erhalten. Sie werden von dem Charme dieser Stadt begeistert sein.“
Dieser Ausflug ist u.a. auch Bestandteil eines Ausflugspaketes mit vier Ausflügen dieser Reise, die dann vergünstigt angeboten werden – je nach persönlichen Vorlieben macht es dann u.U. Sinn, dieses Paket zum Vorzugspreis zu buchen, wenn man die Ausflüge sowieso machen würde.
Ich habe mich jedoch gegen den heutigen Ausflug entschieden, sondern werde Rouen heute Nachmittag auf eigene Faust erkunden – wir liegen ja direkt in der Innenstadt, so dass das problemlos möglich sein sollte. Und an den einen oder anderen interessanten Ort wird mich sicherlich – wie schon so oft – ein Geocache oder ein Adventure Cache führen. 🙂
Den restlichen Vormittag verbringe ich jetzt mit dem Erstellen des Kabinenvideos (das ist inzwischen übrigens bei YouTube unter https://youtu.be/90nGKpeVCgE zu finden) und mit dem Beobachten der vorbeiziehenden Landschaft am Fluss – was ja der für eine Flusskreuzfahrt typischen „Entschleunigung“ dient. Lohnenswert sind heute vor allem die immer wieder mal steil aufragenden Kreidefelsen, die ja typisch für die Normandie sind.
Doch bevor es an Land geht, steht ja noch das Mittagessen an. Vorweg gibt es einen gemischten Blattsalat (alternativ hätte es eine Linsensuppe gegeben), als Hauptspeise für mich ein überbackenes Schweinerückensteak (mit Gorgonzola, Feigensauce, Brokkoli und Kartoffeln), wobei Pasta mit Tomatensauce oder ein gebackener Brie die Alternativen gewesen wären und zum Abschluss ein Birnenmousse mit Schokoladensauce (alternativ wäre Obstsalat verfügbar gewesen).
Gegen 14.00 Uhr verlassen die Ausflugsgäste das Schiff für den Stadtrundgang, so dass ich mich auch kurz danach auf den Weg in die Altstadt von Rouen mache, um den einen oder anderen Geocache zu finden, einen Blick in die Kathedrale zu werfen und die „über 2.000 Fachwerkhäuser“ zu besichtigen.
Nun, so viele sind es dann doch nicht – aber einige lassen sich schon finden. Und hinter jeder Straßenecke stehen welche – von daher ist die Altstadt durchaus sehenswert. Und wenn dann an einem Wochentag noch richtig Leben dort ist, ist Rouen sicherlich ein schönes Städtchen, in dem man die eine oder andere Stunde, vielleicht auch in einem der vielen Restaurants oder Straßencafés, verbringen kann.
Heute habe ich die Zeit mehr für das Suchen von Geocaches verwendet (und drei habe ich sogar gefunden) und bin dabei an vielen interessanten Orten vorbeigekommen, die ich sonst vermutlich nicht gesehen hätte. Mit ein bisschen mehr Zeit hätte ich auch noch den einen oder anderen Adventure Cache machen können – das war mir heute allerdings zu aufwändig, da in dem Fall ja nicht nur die Fragestellungen auf Französisch sind (das wäre ja noch gegangen, zur Not mit Hilfe von Deepl), sondern auch die Antworten in französischer Sprache gegeben werden müssen. Und da das ganz selten nur einzelne Worte sind, ist das in der Tat ein bisschen schwieriger – da hilft auch ein Übersetzungstool nur eingeschränkt.
Und so bin ich nach rund 1,5 Stunden Spaziergang (das waren immerhin auch gut 6 km) jetzt wieder zurück an Bord, ruhe mich noch etwas aus und gehe dann gegen 18.30 Uhr zum Willkommensempfang mit unserem Kapitän, dem Kreuzfahrtleiter und dem Hoteldirektor bevor es zum gemeinsamen Abendessen ins Restaurant geht.
Bestellt habe ich ja schon heute Morgen – zugegebenermaßen bin ich aber jetzt gar nicht mehr so sicher, was ich eigentlich bestellt habe, da sich auf der Karte eigentlich alles irgendwie gut angehört hat – von daher wird das jetzt so eine Art „Menu surprise“ 🙂
Den Anfang macht dabei ein Salat Nicoise (Thunfisch, Kartoffeln, grüne Bohnen, Tomaten, Zwiebeln, gekochtes Ei), danach eine Tomatenessence (also eine farblose Tomatensuppe), zum Hauptgang hatte ich final dann das „Hähnchen Supreme“ gewählt (gefüllt mit Tomaten Oliven Farce, an Merlot Jus mit Karotten und Macaire Kartoffeln), wobei als Alternativen ein gebratenes Forellenfilet, Flammkuchen, ein Wurstsalat oder ein Vesperteller mit Schinken, Wurst und Käse zur Verfügung gestanden hätten. Den Abschluss bildet heute dann ein Schokoladen-Whisky-Mousse.
Und was soll ich sagen – das war alles absolut lecker. Und wer sich Sorgen macht, dass er davon nicht satt werden würde – man kann auf Wunsch jederzeit eine größere Portion bestellen (oder alternativ natürlich auch eine kleinere). Wobei es mir eigentlich immer gelangt hat …
Den Abschluss des Abends finde ich dann noch bei einem Campari Orange mit Kolleginnen und Kollegen an der Bar bevor ich mich mit dem Bericht über den heutigen Tag und den zugehörigen Fotos befasse. Und da der erste meiner beiden morgigen Ausflüge bereits um 8.30 Uhr startet, ist die Nacht dann auch nicht so lang – schließlich will ich ja vorher auch noch etwas frühstücken ….