Übersicht

[Das Ganze gibt es hier übrigens auch als Video: https://youtu.be/Rc7-fzKuECA]

Dass aktuell vor den von AIDA und TUI angebotenen Kreuzfahrten ein Covid-19-Test verpflichtend zu absolvieren ist, ist ja hinlänglich bekannt. Neu ist allerdings zum einen, dass beide Reedereien ab Mitte Mai eine „doppelte Testpflicht“ einführen und zum anderen, dass der Test bei TUI nicht mehr im Reisepreis integriert ist.

Ich möchte daher einmal die aktuelle Situation bei diesen beiden Reedereien gegenüberstellen und übersichtlich darstellen, was genau für welche Reise benötigt wird und wie die Reedereien die Abwicklung handhaben.

Beginnen wir aber zunächst einmal mit den Gemeinsamkeiten beider Reedereien:

Für eine Kreuzfahrt auf den Kanaren oder in Griechenland mit AIDA oder TUI ist es zwingend notwendig, vor der Abreise zwei Covid-19-Tests zu absolvieren:

  1. Einerseits einen PCR-Test, frühestens 72 Stunden vor der Einreise auf den Kanaren bzw. in Griechenland, sowie
  2. einen zusätzlichen Antigen-Schnelltest, frühestens am Vorabend der Abreise.

Für die Einreise nach Deutschland nach dem Ende der Kreuzfahrt ist nach aktueller Rechtslage beim Check-In am Flughafen ein negativer Antigen-Schnelltest vorzulegen. Dieser kann direkt an Bord gemacht werden.

Und auch wenn die Anforderungen beider Reedereien ähnlich sind, ist die Abwicklung doch abweichend.

PCR-Test

Beginnen wir mit dem PCR-Test, der bei beiden Reedereien ab sechs Jahren verpflichtend ist.

AIDA hat diesen Test in den Reisepreis inkludiert, d.h. es fallen für den Test keine weiteren Kosten an. Hierzu muss man in festgelegten Zeitfenstern vor dem Abflug den Test entweder in einer beliebigen Helios-Klinik in Deutschland oder in einem Centogene-Testcenter (gibt es an den meisten Flughäfen) machen. Alternativ besteht jedoch auch die Möglichkeit, den Test in einem beliebigen anderen Testzentrum oder bei einem Arzt zu machen – in diesem Fall müssen die Kosten für den Test zwar vom Reisenden übernommen werden, AIDA gewährt zum Ausgleich hierfür an Bord jedoch ein Bordguthaben über 50 €.

Das Testergebnis wird dabei von Helios direkt an AIDA übermittelt und steht – nach der Zusammenführung mit den Passdaten aus dem Schiffsmanifest – dann für den Reisenden zum Download und zur Vorlage am Flughafen in MyAIDA zur Verfügung.

Erfolgt der Test bei Centogene oder in einem anderen Testzentrum bzw. bei einem Arzt, so erhält der Reisende das Testergebnis direkt. Dieses ist dann entsprechend mitzuführen und beim Check-In am Flughafen vorzulegen. Hat man den Test nicht bei Helios oder Centogene durchführen lassen, dann muss man unbedingt die formellen Anforderungen an das Testergebnis beachten (notwendige Angaben, korrekte Pass- bzw. Personalausweisnummer, ausgewählte Sprache usw.). Die notwendigen Angaben sind daher in einem Informationsdokument enthalten, das AIDA mit den Reiseunterlagen allen Reisenden zur Verfügung stellt.

Bei TUI ist der PCR-Test nur noch für Abfahrten bis einschließlich 7. Mai im Reisepreis inkludiert; ab dann kann der Test zwar weiterhin bei einer beliebigen Helios-Klinik in Deutschland durchgeführt werden, allerdings wird dieser dem Reisenden auf dem Bordkonto mit 90 € pro Person in Rechnung gestellt. Das ist dann doch schon mal ein deutlicher Unterschied zu AIDA, insbesondere wenn man beispielsweise mit einer vierköpfigen Familie unterwegs – da erhöht sich der Reisepreis dann schnell mal um 360 €!

Möchte man den Test in einem anderen Testcenter (z.B. bei Centogene) oder bei einem Arzt durchführen, so ist das auch problemlos möglich – die Kosten sind in diesem Fall dann direkt vom Reisenden zu übernehmen, wobei dies – im Gegensatz zu AIDA – jedoch nicht mit einem Bordguthaben kompensiert wird.

Das Testergebnis nach einem Test bei Helios wird direkt an TUI weitergeleitet; von TUI erhält man zum Abreisetag per E-Mail ein sog. „Ready-to-Flight“- Dokument, das den Check-In am Flughafen erlaubt sowie zur Erfüllung der Testpflicht bei der Einreise dient. Eine gültige E-Mail-Adresse ist also Bedingung, um dieses zwingend notwendige Dokument zu erhalten.

Hat man den Test bei einem anderen Testzentrum oder einem Arzt gemacht, so muss man das erhaltene Testergebnis über das Portal „Meine Reise“ hochladen; auch in diesem Fall erhält man ein „Ready-to-Flight“-Dokument für den Check-In am Flughafen. Für die Einreise wird dann ggf. jedoch das Originaldokument benötigt. Und auch hier sind unbedingt die formellen Voraussetzungen wie beispielsweise Sprache, notwendige Angaben und Passnummer zu berücksichtigen – es wäre ja schade, wenn die Teilnahme an der Kreuzfahrt an formellen Fehlern scheitern würde.

Antigen-Schnelltest

Bei beiden Reedereien neu ist die Notwendigkeit eines zweiten Tests, der kurz vor der Abreise zu absolvieren ist – idealerweise am Morgen des Abflugs, frühestens jedoch am Vorabend. Dieser ist bei AIDA ab 6 Jahren, bei TUI ab 4 Jahren verpflichtend.

Sowohl bei AIDA als auch bei TUI ist hier ein Antigen-Schnelltest ausreichend, wobei es allerdings einen signifikanten Unterschied in der Abwicklung gibt:

Während AIDA einen offiziellen Test mit entsprechendem schriftlichen Testergebnis fordert (also z.B. einen der kostenlosen Bürgertests, die praktisch überall in Deutschland in Testzentren, bei Ärzten oder in Apotheken angeboten werden), akzeptiert TUI alternativ hierzu auch einen Selbsttest, den die Reisenden zu Hause vornehmen können (das sind die Tests für knapp 5 €, die man in jedem Discounter kaufen kann). Eine schriftliches Testergebnis wird von TUI daher auch nicht gefordert, sondern lediglich eine Eigenbestätigung auf dem Gesundheitsfragebogen, dass man einen solchen Test gemacht hat und dieser negativ war.

Für mich stellt sich an dieser Stelle aber durchaus die Frage nach der Sinnhaftigkeit dieses Vorgehens – während der von AIDA geforderte Test aufgrund der Notwendigkeit eines offiziell bestätigten Testergebnisses in der Tat eine weitere Sicherheitsstufe einzieht, würde ich – ohne jemandem etwas unterstellen zu wollen – nicht meine Hand dafür ins Feuer legen, dass jeder ein evtl. positives Ergebnis eines Selbsttests auch entsprechend so im Fragebogen angibt. Die Konsequenzen wären doch sehr weitgehend.

Wie weitgehend genau – das schauen wir uns jetzt einmal an:

Positives Testergebnis – und nun?

Ein positives Ergebnis beim PCR-Test führt ja automatisch zu einer Meldung durch das jeweilige Testcenter an das zuständige Gesundheitsamt sowie zu einer sofortigen Quarantäne zu Hause. Eine Teilnahme an der Kreuzfahrt ist somit nicht mehr möglich.

Handelt es sich um eine Kreuzfahrt mit TUI, so ist ein Reiserücktritt oder eine Umbuchung nicht möglich; hier muss dann die hoffentlich vorhandene Reiserücktrittsversicherung in Anspruch genommen werden, sofern diese für diesen Fall leistet. Auf der Homepage schreibt TUI dazu:

Darf ich meine Reise kostenfrei umbuchen oder stornieren, wenn ich vor der Kreuzfahrt ein positives COVID-19 Testergebnis erhalte?

Nein. Grundsätzlich empfehlen wir immer den Abschluss eines umfassenden Versicherungsschutzes für Kosten, die kurzfristig durch einen krankheitsbedingten Reiserücktritt oder Reiseabbruch verursacht werden. Bitte klären Sie mit Ihrer individuellen Reiseversicherung, ob eine Erkrankung im Pandemiefall abgesichert ist.

Bei einer Kreuzfahrt mit AIDA ist das Ganze etwas problemloser – bei Vorliegen eines positiven Testergebnisses kann die Reise kostenfrei auf einen anderen Termin umgebucht werden:

Zusätzlich zu Ihrem PCR-Test ist aktuell auch ein Antigentest notwendig, dies gilt für alle Gäste ab 6 Jahren. Beide Testergebnisse müssen negativ sein. (…) Ein Selbsttest ist nicht ausreichend. Sollte Ihr Antigentest wider Erwarten positiv ausfallen, kontaktieren Sie bitte umgehend Ihr Gesundheitsamt und unser AIDA Kundencenter (…). Sie können dann kostenfrei auf eine andere Reise umbuchen.

Ist der kurz vor Abreise gemachte Antigen-Schnelltest positiv, so greift auch hier die sofortige Quarantäne-Verpflichtung sowie eine Meldung an das Gesundheitsamt, das dann einen PCR-Test zur Validierung anordnet. Sollte dieser dann negativ sein (weil der Antigen-Schnelltest falsch-positiv war), wird zwar automatisch die Quarantäne aufgehoben, für eine Mitreise dürfte es dann aber zu spät sein. Analog zu einem positiven PCR-Test ist bei AIDA im Falle eines positiven Antigen-Schnelltests eine kostenlose Umbuchung möglich, bei TUI jedoch nicht. Ob in diesem Fall (insbesondere bei einem falsch-positiven Testergebnis) dann eine evtl. vorhandene Reiserücktrittsversicherung leistet, muss dann sicherlich im Einzelfall geprüft werden – ich hätte da allerdings in vielen Fällen Zweifel.

Und genau hier setzt dann auch meine Kritik an dem Verfahren von TUI an: die Folgen eines selbst durchgeführten Antigen-Schnelltests mit positivem Ergebnis (also Nichtteilnahme an der Reise ohne Umbuchungs- und Erstattungsmöglichkeit, evtl. Nichtleistung durch die Reiserücktrittsversicherung und damit Verlust des kompletten Reisepreises) wären so weitgehend, dass ich Zweifel daran habe, dass jeder, der sich selbst testet und ein positives Ergebnis erhält, umgehend TUI und sein Gesundheitsamt informiert, sich in Quarantäne begibt und von der Teilnahme an der Kreuzfahrt zurücktritt. Ich hätte da eher die Befürchtung, dass man den Test vielleicht gar nicht erst macht oder ein evtl. positives Ergebnis ignoriert (nach dem Motto: „wird eh falsch sein“). Vielleicht sehe ich das aber auch zu pessimistisch …

Ausgehend davon, dass in den meisten Fällen beide Tests jedoch negativ sein werden, steht einer großartigen und sicheren Kreuzfahrt allerdings nichts mehr im Wege.

Test vor Rückreise nach Deutschland

Allerdings kommt dann noch die Rückreise nach Deutschland – und auch da steht wieder ein Test an. Dieser ist zwingend notwendig, um mit dem Flugzeug aus dem Ausland nach Deutschland einreisen zu können – das negative Testergebnis muss also beim Check-In am Flughafen vorgelegt werden.

Damit dies möglich ist, bieten sowohl AIDA als auch TUI einen Antigen-Schnelltest an, der am letzten Reisetag an Bord vorgenommen wird. Hierfür wird bei beiden Reedereien eine Kostenbeteiligung von 25 € dem Bordkonto belastet; das Testergebnis wird dann noch am gleichen Abend auf die Kabine geliefert.

Allerdings bleibt auch hier eine kleine Unwägbarkeit: ist der Test positiv, erfolgt an Bord eine umgehende Isolierung in einem speziell dafür vorgesehenen Kabinenbereich und es wird zur Validierung direkt an Bord ein PCR-Test vorgenommen. Das Ergebnis liegt nach etwa einer Stunde vor – ist es negativ (wenn also der Antigen-Schnelltest falsch-positiv war), wird die Isolierung aufgehoben und der Passagier kann das Schiff am nächsten Tag ganz normal verlassen und mit dem PCR-Testergebnis auch problemlos die Heimreise antreten; ist jedoch auch der PCR-Test positiv, so erfolgt die Ausschiffung am nächsten Tag im Zielhafen und es muss eine Quarantäne in einem lokalen Quarantäne-Hotel nach den jeweiligen lokalen Regelungen erfolgen.

Wie werden Geimpfte und Genesene behandelt?

Ein Thema muss man in diesem Zusammenhang allerdings auch noch ansprechen – wie sieht die Testverpflichtung für bereits vollständig Geimpfte bzw. Genesene aus? Das ist aktuell ganz einfach zu beantworten: genau wie bei Nicht-Geimpften.

Aktuell werden von den Reedereien hier noch keine Unterschiede gemacht bzw. beispielsweise auf den zweiten Test verzichtet. Allerdings wird die rechtliche Situation sowohl in den Reiseländern als auch in Deutschland und in den Flaggenstaaten Italien bzw. Malta beobachtet und diskutiert, so dass durchaus zu erwarten ist, dass es in absehbarer Zeit hier zu Erleichterungen für diese Gruppe kommen könnte, so wie dies teilweise ja bereits in Bezug auf Quarantäneverpflichtungen nach Rückkehr oder Entfall der Testerfordernis für Friseurbesuche oder Einkäufe der Fall ist.

Fazit

Zusammenfassend lässt sich sicher sagen, dass durch die umfangreichen Testungen im Vorfeld der Reise und auch vor dem Rückflug das Risiko einer Infektion so minimiert wird, dass eine Kreuzfahrt als eine sehr sichere Urlaubsform angesehen werden kann. Und die wenigen positiven Fälle, die seit Beginn der „Blauen Reisen“ im Sommer des vergangenen Jahres aufgetreten sind, beweisen dies ja eindrücklich – Inzidenzen wie es sie aktuell auf Kreuzfahrtschiffen gibt, würde man sich weltweit wünschen.

Und trotzdem bleibt ein kleines Restrisiko – das muss man aktuell natürlich immer berücksichtigen, wenn man eine Kreuzfahrt bucht. Sowohl vor der Anreise kann ein positives Testergebnis den Urlaub verhindern (und durch den zusätzlichen Antigen-Schnelltest ist das Risiko natürlich noch einmal etwas größer geworden) als auch bei einer (unwahrscheinlichen) Infektion an Bord die Rückreise um zwei Wochen in einem lokalen Quarantäne-Hotel verlängern.

Zusammenfassung