„Teil-Lockdown“, „Soft-Lockdown“ – wie auch immer man das nennen mag, im Ergebnis läuft es darauf hinaus, dass Deutschland in den kommenden vier Wochen ziemlich heruntergefahren werden wird. Das öffentliche Leben wird zu großen Teilen eingeschränkt, der Reiseverkehr innerhalb Deutschlands soll zum Erliegen kommen:
Wir fordern Bürgerinnen und Bürger auf, auf Reisen und auch Besuche von Verwandten zu verzichten.
(Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin)
Neben Kontaktbeschränkungen, Schließungen von Freizeiteinrichtungen und der Gastronomie soll dies durch ein Beherbergungsverbot in ganz Deutschland für nicht zwingend notwendige Aufenthalte erreicht werden.
Und während die Pressekonferenz der Bundeskanzlerin im Fernsehen läuft, steht in der Ecke – fast fertig gepackt – mein Koffer für meine Kreuzfahrt auf AIDAmar ab kommenden Sonntag auf den Kanarischen Inseln.
Ja, rein objektiv betrachtet, ist das nicht verboten. Ich kann mit dem Auto zum Flughafen fahren, Lufthansa fliegt nach aktuellem Stand nach Gran Canaria und auch der Flug ist legal. Und die Kreuzfahrt ab Gran Canaria sowieso. Mal ganz davon abgesehen, dass die Maßnahmen ja eh erst ab Montag greifen sollen und ich ja schon am Sonntag wegfliegen würde.
Und trotzdem fühlt es sich irgendwie falsch an.
Ich habe ein schlechtes Gewissen; mein Bauch sagt mir, dass es jetzt der falsche Zeitpunkt ist, um in den Urlaub zu fahren.
Obwohl das Hygienekonzept von AIDA sicherlich um ein Vielfaches besser ist als das, was ich hier zu Hause beim Einkaufen oder in der Freizeit erlebe, obwohl ich seit Juli inzwischen schon vier Kreuzfahrten mit AIDA und TUI gemacht habe und daher sehr genau weiß, was mich an Bord erwartet und ich mir sicher bin, dass mein Aufenthalt dort sicherer ist als zu Hause und ich auch nach Rückkehr tendenziell nach der Zeit in der „AIDA-Blase“ eher ein sehr geringes Risiko für meine Mitmenschen darstelle – trotz allem bleibt irgendwie ein „schlechtes Gefühl“.
Einer meiner ehemaligen Chefs sagte mal vor Jahren: „Nicht alles, was legal ist, ist auch legitim.“
Daran musste ich mich heute erinnern, als AIDA die Reisen für November abgesagt hat. Und das ist genau das, was mir auch mein Bauch sagt. Rein rechtlich betrachtet spricht nichts gegen eine Kreuzfahrt zum jetzigen Zeitpunkt. Und objektiv betrachtet, ist es ziemlich wahrscheinlich sogar mit das Sicherste, was man im Moment so machen kann.
Aber: es ist im Moment einfach der falsche Zeitpunkt dafür. Man könnte auch sagen: „es gehört sich einfach nicht„.
Und von daher habe ich nicht nur Verständnis für die Entscheidung von AIDA, in der Zeit des „November-Lockdowns“ eben keine Kreuzfahrten anzubieten; nein, ich begrüße diese Entscheidung ausdrücklich. Es zeugt für mich von einem hohen Maß von „gesellschaftlicher Verantwortung“.
Und auch wenn ich meinen Koffer jetzt wieder auspacken muss – es wird der Tag kommen, an dem ich ihn wieder packen kann. Darauf freue ich mich einfach – und versuche in den kommenden Wochen dazu beizutragen, dass das schon möglichst bald sein wird …