Endlich ein AIDAsehenImmer wieder werde ich von Freunden und Bekannten gefragt, warum ich gerade jetzt auf Kreuzfahrt gehe. Das wäre doch alles vollkommen unsicher und vor allem ja auch gefährlich mit so vielen Menschen auf engstem Raum.

„Mich würden in der aktuellen Zeit keine 10 Pferde auf ein Schiff bekommen – selbst wenn ich die Reise geschenkt bekäme.“ Fast täglich werde ich mit solchen Aussagen konfrontiert.

Nun, ich habe inzwischen nach dem Neustart bereits drei Kreuzfahrten mit TUI Cruises im Nordmeer und in Griechenland unternommen und hatte auch alle „Leinen los“-Reisen mit AIDA gebucht – leider sind die bislang alle kurz vorher abgesagt worden. Aber gestern hats ja nun auch bei AIDA endlich mit dem Neustart der AIDAblu in Italien geklappt.

Aber sind die Kreuzfahrten denn im Moment tatsächlich so gefährlich?

Ich denke nicht. Im Gegenteil – ich fühle mich auf den Schiffen deutlich sicherer als zu Hause beim Einkaufen. Aufgrund der reduzierten Passagierzahl von max. 60% (und meistens sind es ja sowieso deutlich weniger, aktuell auf der Griechenlandreise lag die Auslastung gerade mal bei 35%) gibt es vor allem mal viel Platz auf dem Schiff. Abstand halten ist somit überall an Bord problemlos möglich. Und wo das nicht geht, wird eben konsequent Maske getragen. Vor der Reise hat jeder (mindestens) einen Covid-19-Test gemacht und während der Reise wird täglich präventiv die Körpertemperatur gemessen. Landausflüge sind nur von der Reederei organisiert in der Gruppe machbar und unterliegen dem gleichen Hygiene- und Sicherheitskonzept.

Sicherheitsbedenken sprechen also meiner Meinung nach schon mal nicht gegen eine gut organisierte Kreuzfahrt. Und TUI beweist das ja Woche für Woche: seit fast drei Monaten sind bereits drei Schiffe unterwegs, ohne dass es zu Problemen gekommen wäre.

Natürlich gibt es aber gegenüber der „Vor-Corona-Zeit“ auch gewisse Einschränkungen. Die Maske gehört im Kabinengang und im Aufzug dazu. Das gehört sie im Aldi beim Einkaufen aber auch – und inzwischen in vielen Städten ja auch schon in der Fußgängerzone. Von daher ist das eigentlich keine wirkliche Einschränkung – und wer damit nicht leben kann oder will … der wird wohl bis nach Corona warten müssen – wenn diese Zeit denn überhaupt jemals wieder kommt.

Und ja, es gibt keinen individuellen Landgang – entweder gibt es nur Seetage oder geführte Landgänge. Zugegeben, das sind Einschränkungen – und da muss in der Tat jeder für sich abwägen, ob man das in Kauf nehmen will oder nicht (aber denken wir mal an die „Pur-Reisen“ von AIDA – da gabs bis zu 13 Seetage ohne Landgang … und die waren ausgebucht. Irgendwo gibt es dafür also wohl auch eine Zielgruppe …) Ich für mich habe entschieden, dass ich damit leben kann – die Alternative wäre nämlich auf Kreuzfahrten auf unbestimmte Zeit komplett zu verzichten … und das ist zumindest für mich keine Alternative.

Betrachten wir das nämlich mal von der anderen Seite – viele dieser Einschränkungen bringen ja auch Vorteile mit sich: noch nie hatte ich soviel Platz auf einem Schiff. Im Theater sitzt niemand vor mir, der Blick ist unverstellt. Und rechts und links ist endlich mal Platz für die Arme auf der Armlehne – jeweils zwei Plätze bleiben nämlich ebenfalls frei. Und durch die vorherige Platzreservierung weiß ich auch sicher, dass ich in der Vorstellung einen Platz bekomme – ohne eine halbe Stunde vorher da sein zu müssen. Das Essen im Buffetrestaurant wird mir auf den Teller gelegt, niemand hat vorher im Essen rumgefummelt. Hätten wir das früher schon gehabt, wäre uns sicher mancher Magen-Darm-Virus erspart geblieben. In der Sauna bekommt durch die Besucherbegrenzung zwar nicht jeder immer einen Platz – aber jeder, der einen hat, hat einen eigenen 😉

Das gleiche gilt für Landausflüge – da, wo normalerweise Hunderte oder Tausende die Sehenswürdigkeiten bevölkern, sind wir aktuell fast allein. Das werden wir so wohl nie wieder erleben …

Ganz ehrlich – ich habe jetzt über 80 Kreuzfahrten gemacht – so entspannt wie die letzten drei war noch keine (wenn man mal von den auf der Europa 2 absieht – die kosten aber auch das 10-fache …) ….

Aber ich möchte noch drei weitere Aspekte in diesem Zusammenhang betrachten, die m.E. sonst immer zu kurz kommen.

Da sind zum einen die Reedereien. So ganz genau weiß ja keiner, wie lange sie diese Phase ohne Einnahmen durchhalten. Die ersten mussten ja schon Insolvenz anmelden und das eine oder andere Schiff steht inzwischen zur Verschrottung an. Und da leisten die ersten zaghaften Kreuzfahrten, selbst wenn die Auslastung überschaubar ist, schon Schützenhilfe. Zumindest werden angabegemäß dadurch nicht nur die direkten Kosten gedeckt – und das ist doch schon mal ein Schritt in die richtige Richtung.

Aber denken wir noch mal weiter – tausende von Mitarbeitern sind seit Monaten ohne Beschäftigung. Und damit ohne Lohn … es ist für die meisten von uns hier noch nicht einmal ansatzweise vorstellbar, was das insbesondere für die vielen Mitarbeiter aus dem asiatischen Raum bedeutet … und wie dankbar sie uns sind, dass wir uns aktuell auf das „Abenteuer Kreuzfahrt“ einlassen und damit einen Beitrag leisten für das Leben der vielen Crewmitglieder, die uns das „Erlebnis Kreuzfahrt“ doch erst ermöglichen. Gebt einfach mal ein paar Euro Trinkgeld und schaut dabei in die Gesichter der Crewmitglieder – da versteht man sehr schnell was mit „Geben ist seliger denn nehmen“ gemeint ist ….

Gleiches gilt natürlich auch für die komplette Tourismusindustrie, die mit an den Kreuzfahrten hängt. Angefangen bei den Reisebüros, den Fluggesellschaften, den Landausflugsanbietern, den Hafenagenten, den Lebensmittellieferanten, den Transportunternehmen …

Beispielhaft zitiere ich unsere Reiseleiterin beim Ausflug zur Akropolis in Athen: „Wir sind TUI Cruises so dankbar, dass sie diese Kreuzfahrten anbieten. Und Ihnen, liebe Gäste, dass sie uns bei ihren Landgängen besuchen. Ich arbeite in dieser Saison heute den dritten Tag – und glauben Sie mir, von drei Tagen Arbeit im Jahr kann man nicht leben. Sie geben uns Hoffnung und Zuversicht.“

Und aus all diesen Gründen mache ich auch in der aktuellen Zeit Kreuzfahrten – und werde das daher auch weiterhin tun … denn meines Erachtens gibt es wenige Dinge, die im Moment so sicher sind wie wine Kreuzfahrt mit den aktuellen Hygiene- und Sicherheitskonzepten.