Gestern Nachmittag überstürzten sich die Medien im Internet mit der Eilmeldung „Corona-Ausbruch auf der Mein Schiff 6“ – bzw. teilweise noch dramatischer formuliert.

Weitergehende Meldungen stellten bereits das ganze Schiff unter Quarantäne bzw. wiesen auf Reihentests aller Passagiere und der kompletten Crew hin. Wie sich herausstellen sollte, hat nichts davon wirklich gestimmt.

Was war aber nun geschehen?

Bei Routinetests von Besatzungsmitgliedern der Mein Schiff 6, die am Sonntag zu einer einwöchigen Kreuzfahrt in Griechenland in Heraklion abgelegt hat, gab es bei zwölf Besatzungsmitgliedern ein positives Testergebnis auf Covid-19. Die Tests waren von TUI Cruises beauftragt worden und sind durch ein Labor in Griechenland durchgeführt worden.

Im Rahmen des aktuell bestehenden Hygiene- und Sicherheitskonzeptes wurden daher die betreffenden Besatzungsmitglieder sowie deren Kontaktpersonen sofort auf dem Schiff isoliert und das weitere Vorgehen mit den griechischen Behörden abgestimmt.

Parallel wurde auf dem Schiff ein weiterer PCR-Test der betroffenen Crewmitglieder durchgeführt, der jedoch in allen Fällen negativ verlief.

Über direkte Kontakte zu Reisenden an Bord habe ich gestern um 16.00 Uhr folgende Information erhalten:

Die internen Crew Test waren nun alle negativ, und die Reise wird vorerst weiter laufen. Allerdings kommen morgen in Piraeus die Behörden an Bord, um nochmals von der betroffenen Crew Tests zu machen. Wenn alles gut läuft wird die Reiseplanung jeweils um einen Tag verschoben.

Um 9.30 Uhr heute Morgen dann die „Entwarnung“ von Bord:

So gerade eben die Durchsage vom Kapitän. Alle Crew Tests negativ und die Tour wird weiter laufen. Allerdings das Programm um einen Tag verschoben, wie gestern schon angedeutet. Also Luft raus bei den Medien. Alles ist gut.

Wie TUI Cruises inzwischen mitgeteilt hat, hat man zusätzlich noch zwei weitere Tests durchgeführt – einen weiteren PCR-Test und einen Antigen-Test. Und auch diese waren allesamt negativ, so dass davon auszugehen ist, dass es sich bei den ersten zwölf Testergebnissen um „falsch-positive“ Ergebnisse gehandelt haben muss. Dies wurde zwischenzeitlich auch von den griechischen Behörden bestätigt.

Das Schiff ist zwischenzeitlich weiter wie geplant nach Piräus gefahren, hat dort heute aber die geplanten Landgänge absagen müssen. Diese werden am morgigen Mittwoch nachgeholt. Da individuelle Landgänge auf der aktuellen Kreuzfahrt ja sowieso nicht möglich sind, entsteht hierdurch für die Passagiere auch kein Nachteil. Der weitere noch geplante Hafen in Korfu wird dafür einen Tag später angelaufen, die dort gebuchten Ausflüge werden ebenfalls entsprechend angepasst. Am kommenden Sonntag legt die Mein Schiff 6 dann wieder planmäßig in Heraklion an, um dort den Passagierwechsel für die nächste Kreuzfahrt durchzuführen.

Im Laufe des heutigen Nachmittag gab es dann eine weitere Information vom Pooldeck der Mein Schiff 6. Einige Passagiere haben sich wohl bei der Crew bedankt:

VIDEO: „Passagiere bedanken sich bei der Crew“

Soweit die chronologische Abfolge der Ereignisse. Aber was bedeutet das jetzt eigentlich für die Zukunft des „Kreuzfahrt-Neustarts“?

Nun, erst einmal, dass das Hygiene- und Sicherheitskonzept auch in der Praxis funktioniert. Das mit den Behörden im Vorfeld abgestimmte Konzept hat gegriffen und zeigt, dass Kreuzfahrten auch mit Corona möglich sind – wenn auch aktuell in angepasster Form.

Aber es zeigt auch, dass es natürlich bei den Covid-19-Tests immer wieder zu falsch-positiven Ergebnissen kommen wird. Und das bedeutet in Bezug auf Passagiere, die sich ja vor der Kreuzfahrt testen lassen müssen, dass der eine oder andere wohl auf seine Kreuzfahrt verzichten muss, wenn die Meldung „No go“ von der Heliosklinik bei TUI Cruises ankommt – auch wenn das Ergebnis falsch-positiv ist. Einen „zweiten Test-Versuch“ hat man da als Passagier allein schon aus Zeitgründen nicht.

Ob Schnelltests direkt vor der Kreuzfahrt im Terminal die Lösung darstellen, sei auch einmal dahingestellt. Dadurch wird zwar der Zeitraum zwischen Test und Boarding, der bei der aktuellen Methode ja bis zu 72 Stunden betragen kann, verkürzt. Auf der anderen Seite erfährt man erst kurz vorm Boarding im Hafen, dass man wieder zurückfahren bzw. -fliegen muss. Und das wird – mit einen positiven Covid-19-Test im Gepäck – sicher auch nicht ganz so problemlos. Da ist die Quarantäne vor Ort wohl die wahrscheinlichere Variante. Weiterhin kommt hinzu, dass zumindest die Passagiere, die mit dem positiv Getesteten im Shuttlebus (oder vielleicht sogar im Flieger) saßen als „Kontaktpersonen 1“ vermutlich ebenfalls nicht mit an Bord dürfen. Von daher wage ich zu bezweifeln, ob diese Variante wirklich die bessere ist …

Aber warten wir mal ab, wie AIDA das Thema jetzt angehen wird. Da steht ja dieser Tage eine Bekanntmachung an, wie der Ablauf bezüglich des Corona-Tests für die ersten Kreuzfahrten ab 17. Oktober in Italien sein wird. Ich bin gespannt …