Nachdem die erste Kurzreise mit der Mein Schiff 2 beendet ist, ist es an der Zeit, einmal zu schauen, wie sich „Kreuzfahrt“ von „vor der Corona Pandemie“ zu heute („Kreuzfahrt mit Corona“) verändert hat. Und sobald AIDA Cruises ebenfalls ihre erste Kurzreise mit AIDAperla abgeschlossen hat (voraussichtlich am 8. August), wird dieser Artikel entsprechend ergänzt und angepasst, so dass man beide Reedereien gegenüberstellen und vergleichen kann.

Gleich vorweg fällt natürlich eine massive Veränderung auf: die Zahl der Passagiere an Bord wurde drastisch reduziert. Maximal 60% soll die Auslastung an Bord betragen; bei der ersten Reise von TUI Cruises befanden sich rund 1.200 Passagiere an Bord der Mein Schiff 2. Und das hat man auch gemerkt: es gab keine Massenaufläufe, es hat sich alles gut verteilt, ja, man hat manchmal gar nicht bemerkt, dass man nicht allein an Bord war.

Beginnen wir aber mal mit dem Thema „Hygiene“. Das ist sicherlich der auffälligste Aspekt in Bezug auf die Neuerungen. Das Schiff wird vor und nach der Reise komplett gereinigt und desinfiziert und auch während der Reise finden ständige und regelmäßige Reinigungen und Desinfektionen statt. Desinfektionsspender sind an allen Ecken und Enden zu finden und auch deren Nutzung (ebenso wie die der Waschbecken an den Restauranteingängen) wird durch die Crew überwacht und im Bedarfsfall angemahnt. Eigentlich sollte das ja nichts wirklich Neues sein – die immer wieder mal auftretende Vermehrung von Magen-Darm-Infektionen an Bord zeigt aber, dass es viele Passagiere mit diesen Maßnahmen in der Vergangenheit wohl nicht immer so richtig Ernst genommen haben. Nun – das ist jetzt anders.

Auf das Verhalten der Passagiere ist man in weiten Teilen in Bezug auf die Verhaltensmaßregeln angewiesen: Kontaktreduzierung, Abstand, Einhaltung der Hust- und Niesetikette und das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes sind obligatorisch – wie halt im „richtigen Leben“ außerhalb von Schiffen auch. Und meine Erfahrung von der ersten Reise sind hier überaus positiv: das hat erstaunlich gut funktioniert. Im Prinzip hat jeder die Maske beim Verlassen der Kabine aufgesetzt und beim Erreichen seines Zieles bzw. bei Verlassen des Innenbereichs (z.B. auf dem Pooldeck) wieder abgesetzt.

Technisch gesehen versichert TUI Cruises, dass die Klimaanlagen, sowohl in den öffentlichen Bereichen als auch in den Kabinen, ausschließlich mit Frischluftzufuhr arbeiten – eine Verbreitung von Viren über diesen Weg wäre damit ausgeschlossen. Ob dies in der „Vor-Corona-Zeit“ auch schon so war, kann ich leider nicht sagen. Man kann aber wohl davon ausgehen, dass es nie mehr anders sein wird …

In Bezug auf die Gesundheit hat man das Bordhospital entsprechend umfangreicher ausgestattet. Neben mehr medizinischem Fachpersonal ist auch die technische Ausstattung erweitert worden und umfasst beispielsweise auch Laborgeräte für Corona-Schnelltests, deren Ergebnisse in weniger als einer Stunde vorliegen. Und auch die im Verdachtsfall bzw. bei einem positiven Testergebnis zu treffenden Maßnahmen sind in einen Konzept entsprechend erarbeitet worden und können in Zusammenarbeit mit den jeweiligen Gesundheitsbehörden rasch umgesetzt werden. In diesen Bereich gehören natürlich auch das Ausfüllen des Gesundheitsbogens (u.a. mit Prüfung der besuchten Länder/Regionen vor der Reise) als auch die tägliche Fiebermessung bei Crew und Passagieren. Das „Kreuzfahrterlebnis“ hat das jedoch nicht beeinträchtigt.

Nun aber zu den direkten Veränderungen und Einschränkungen im Bordleben:

Restaurants und Bars
Hier sind die Veränderungen bei TUI Cruises nur marginal: die Zahl der Sitzplätze in den Restaurants und Bars wurde reduziert, um die Mindestabstände einzuhalten, die Speise- und Getränkekarten liegen grundsätzlich in digitaler Form vor (können bei Bedarf aber auch papierhaft eingesehen werden) und das Essen im Buffetrestaurant „Anckelmannsplatz“ wird von der Crew ausgegeben (anstelle Selbstbedienung). Alles andere ist so geblieben, wie es auch vorher war.

Spa, Fitness und Pools
Der Fitnessbereich kann ganz normal genutzt werden, allerdings ist die Zahl der nutzbaren Geräte aufgrund der Abstandsregeln (die hier noch einmal größer angesetzt wurden) reduziert worden. Ggf. muss man also etwas auf einen freien Slot warten. Die Arena ist normal geöffnet, Sportveranstaltungen finden jedoch nicht statt.
Anwendungen, Massagen, Friseurtermine können ganz normal stattfinden, lediglich der Saunabereich ist aktuell noch geschlossen. Das dürfte – zumindest für Saunaliebhaber – wohl die größte Einschränkung sein.
Die Whirlpools sind allesamt geöffnet (begrenzt auf 8 Personen) und auch beide Pools auf der Mein Schiff 2 können genutzt werden, wobei auch hier die maximale Personenzahl auf 26 bzw. 52 Personen begrenzt ist. In der Praxis wurden diese Zahlen aber noch nicht einmal ansatzweise erreicht, so dass man hier wohl auch nicht von Einschränkungen sprechen kann.

Entertainment
Beim Entertainment machen sich zwei Dinge bemerkbar: das Theater und die Schaubühne sind aufgrund der vielen freie Sitze tendenziell eher leer bei den Vorstellungen und das Programm ist der aktuellen Situation angepasst. Aktuell sind daher mehr Gastkünstler im Einsatz, auf den Einsatz von Bands, Gesang und mehreren Personen auf der Bühne wird verzichtet. Damit ist das Programm anders, aber nicht schlechter. Und durch die häufigeren Aufführungstermine kann trotz der reduzierten Platzkapazität dennoch jeder seine Lieblingsshows besuchen.
Neu ist allerdings die Tatsache, dass Showbesuche vorher im Bordportal reserviert werden müssen. Das geht einfach und schnell, sichert freie Plätze, ohne dass man eine halbe Stunde im Vorfeld im Theater sein muss – schränkt aber natürlich die Flexibilität etwas ein. Bei anderen (insbesondere amerikanischen) Reedereien ist das aber bereits vor Corona Standard gewesen. Man muss sich daran gewöhnen, einen echten Nachteil sehe ich darin – insbesondere bei den Abendshows – aber eigentlich nicht.

Shops
Mit Ausnahme der Tatsache, dass die Anzahl der Personen, die sich gleichzeitig im Shop aufhalten dürfen, begrenzt ist, sind hier keine Einschränkungen festzustellen.

Kinderbetreuung
Im Bereich der Kinderbetreuung ist allerdings einiges anders als bisher. Es gibt keine Betreuung über den ganzen Tag, sondern nur zu festgelegten Zeiten (aufgeteilt in verschiedne Gruppen von 4-7 Jahre, 8-11 Jahre und 12-17 Jahre). Hier findet dann jeweils ein 90-minütiges Programm statt, zu dem man seine Kinder bzw. Teens über das Bordportal anmelden muss. Aufgrund der begrenzten Plätze geht das aber nur jeweils einmal pro Tag. Wer es also gewöhnt ist, seine Kids im Kids-Club „abzugeben“, wird hier mit Umstellungen leben oder auf eine Kreuzfahrt verzichten müssen. Wobei das sicherlich ein Punkt ist, den jeder individuell für sich und seine Kids entscheiden muss – zu unterschiedlich sind hier die Kinder, die Erwartungen und auch die Vorstellungen vom „perfekten Urlaub“.

Alleinreisende
Diesem Personenkreis möchte ich dann auch noch ein kurzes Kapitel widmen. Denn in der Tat ergeben sich hier aufgrund der anderen Maßnahmen auch Veränderungen. Bei TUI Cruises vielleicht weniger deutlich als bei AIDA, aber dennoch wahrnehmbar.
Aufgrund der Kontaktbegrenzungen ist es jetzt eben nicht mehr so einfach möglich, Kontakt zu anderen aufzunehmen – etwas was Kreuzfahrten früher durchaus ausgezeichnet hat. Man hat gemeinsam an der Bar gesessen, an großen runden Tischen beim Dinner oder auch in der Sauna. Alles das findet heute eigentlich nur noch im Familienkreis an Bord statt. Wer also nicht unbedingt die Einsamkeit oder eine „Auszeit für sich selbst“ sucht, der sollte diesen Aspekt berücksichtigen, wenn es um die Entscheidung für oder gegen eine Kreuzfahrt geht – das ist aktuell zumindest ein bisschen anders als früher.

Und sonst? Sonst war das eine Kreuzahrt wie vor Corona auch. Weitere Veränderungen habe ich nicht wirklich bemerkt. Und ganz ehrlich – die Reduzierung der Passagierzahl ist sehr angenehm und die umfangreicheren Hygienemaßnahmen habe ich mir auch früher oftmals schon gewünscht.

Bleibt die Maskenpflicht – nun, mit der werden wir wohl noch längere Zeit leben müssen. Ob auf dem Schiff oder an Land … von daher ist das jetzt wohl das neue „Normal“.

Und hier alle Veränderungen gegenüber früher noch mal in der Übersicht:

  TUI Cruises AIDA Cruises
Allgemeines Passagierkapazität nur noch 60%  
Gesundheit und Hygiene Gesundheitsfragebogen, Tägliche Messung der Körpertemperatur, Verpflichtende Nutzung von Waschbecken und Desinfektionsspendern, Abstandswahrung, Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes bei Bewegung im Innenbereich  
Restaurants und Bars Weniger Plätze, keine (Sammel)-Tische, keine Sitzplätze direkt an der Bar, Speisenausgabe im Buffetrestaurant durch Crew  
Spa, Fitness und Pools Saunabereich ist geschlossen, Kapazität im Fitnessbereich ist eingeschränkt  
Entertainment Plätze müssen vorher reserviert werden  
Kinderbetreuung Keine durchgehende Betreuung, sondern einzelne Programmpunkte, die vorher reserviert werden müssen (begrenzte Kapazität)