Den heutigen Tag verbringen wir auf See, unterwegs zurück in Richtung Grönland. So ganz ohne Programm ist aber auch dieser Tag nicht – für heute Vormittag ist eine Zodiac-Ausfahrt zwischen den Eisschollen geplant. Und das wird eines der Highlights der Reise werden …

Zunächst gibt es aber erst einmal ein kleines Frühstück, heute wieder im Club, da es mir vor der Tür dann doch einen Tick zu kalt ist. Aber auch das wird sich in den nächsten Tagen, wenn wir in die Nähe Grönlands kommen, vermutlich wieder ändern.

Wir sind heute wieder in zwei Gruppen eingeteilt, wobei wir in der zweiten Runde an der Reihe sind (was sich später noch als Vorteil herausstellen wird). Ich bin relativ früh an der Ausbootungsstation auf Deck 3, so dass ich gleich das erste Zodiac der zweiten Gruppe bekomme.

Etwa eine Stunde werden wir nun auf dem Wasser unterwegs sein, die unterschiedlichsten Eisschollen direkt neben uns sehen, einen tollen Ausblick auf die MS Bremen haben und – das ist der Vorteil der zweiten Gruppe – durch den gegen Ende der Ausfahrt aufkommenden Nebel (noch) schöne(re) Fotomotive haben als es die jetzt ohnehin schon in Hülle und Fülle gibt. Eigentlich kann man gar nicht den Finger vom Auslöser nehmen.

Und jetzt komme ich auch zu meinem Wunschfotomotiv: die MS Bremen im Eis im Hintergrund mit Eisschollen im Vordergrund. Mission completed!

Eigentlich könnte ich jetzt noch seitenweise weiterschreiben, wie unser Zodiac langsam zwischen den Eisschollen hindurch gleitet, wie wir an den Eisgebilden um uns herum vereinzelt Eiszapfen sehen, die die Eisschollen tröpfchenweise dem Meer überlassen. Die Sonne, der aufkommende Nebel, das blaue Wasser, das weiße Eis direkt neben uns, die Ruhe um uns herum – alles das ist schöner, als man sich das vorstellen kann.

Viel zu schnell vergeht die Zeit im Zodiac – wir alle hätten da wohl noch stundenlang weiterfahren können. Aber irgendwann ist auch für uns die Zeit gekommen, zurück an Bord zu gehen und die Welt um uns herum von Deck aus zu beobachten.

Wobei das nicht mehr allzu lange geht – der Nebel nimmt weiter zu und irgendwann ist die Sicht auf wenige Meter begrenzt. Aber glücklicherweise wird man hier an Bord dann ja an die Hand genommen und bekommt die Chance, etwas zu lernen 🙂

Und so lausche ich nun einem Vortrag über Grönland – und bin immer wieder überrascht, wie kurzweilig einige der Lektoren innerhalb einer Stunde ein komplexes Thema vorstellen können. OK, manche sitzen in der Tat mit Block und Stift in der Panorama Lounge – so weit würde ich jetzt nicht gehen wollen. Aber so viel wie jetzt habe ich noch nie über Grönland gewusst … und auch das ist ja Bestandteil einer Expeditionskreuzfahrt.

Dafür fällt das Unterhaltungsangebot auf diesen Kreuzfahrten ein bisschen sparsamer aus als dies bei „normalen“ Kreuzfahrten ist. Oder besser gesagt, es findet praktisch nicht statt. Lediglich nach dem Abendessen entlockt der Bordpianist dem Klavier im Club einige Töne – mehr gibt es nicht. Außer dem Bord-TV, in dem täglich wechselnd drei Spielfilme zu sehen sind (ergänzend zu den DVDs, die in der Bibliothek zur Ausleihe zur Verfügung stehen) und natürlich dem Buchvorrat, den man selbst mitgenommen hat, vor der Reise auf seinen E-Book-Reader geladen hat (mangels Internet ist hier ein Download natürlich nicht möglich) oder in der Bordbibliothek findet.

Und nicht vergessen darf man natürlich auch, dass wir seit rund einer Woche keine Internetverbindung mehr zur Verfügung haben … und während ich erstaunt bin, wie wenig mir das tatsächlich ausmacht (ich habe mein iPhone seit einer Woche nicht mehr geladen und es hat immer noch über 60% Akkustand!), gibt es doch den einen oder anderen, der auf den morgigen Tag wartet, ja, sich diesen herbeisehnt – da soll es Gerüchten zu Folge zumindest stundenweise wieder Internetzugriff geben.

Zum Abschluss des Tages erwartet uns vor dem Abendessen nun noch einmal unser Expeditionsleiter mit einem Precap für die beiden kommenden Tage. Hier werden wir so langsam aber sicher wieder an die Zivilisation herangeführt, übermorgen sollen wir sogar wieder auf Menschen treffen.

Bis es soweit ist, genieße ich noch ein bisschen die langsam an uns vorbeiziehende Landschaft (das erinnert mich jetzt wieder an meine Flusskreuzfahrt auf der Donau, die ich Anfang Juli gemacht habe – nur dass dort weniger Eisberge unterwegs waren), hoffe nach wie vor noch auf den Eisbären auf der Scholle (wobei die Hoffnung von Stunde zu Stunde mehr schwindet) und ziehe mich dann irgendwann mit meinem Buch ins warme Bett zurück.

Weiterlesen: 16. August 2016: Etah, Grönland