Nachdem uns gestern die Hiobsbotschaft erreicht hat, dass das Thema „Internet“ für die nächsten Tage kein Thema mehr ist, erfahren wir heute beim Frühstück, dass sich auch das Thema „Cola zero“ so langsam seinem Ende nähert … offensichtlich haben einzelne Passagiere den kompletten Vorrat des Schiffes so deutlich dezimiert, dass auf der Getränkekarte jetzt als Alternative nur noch Cola light auftaucht. Und dummerweise kann man hier auch nicht einfach mal nachkaufen …

Aber wie beim Internet gilt auch hier: ist ja nicht zu ändern, also stellen wir demnächst halt unseren Getränkekonsum entsprechend um – oder trinken stattdessen mal den einen oder anderen Cocktail …

Jetzt gibt es aber erst einmal ein leckeres Frühstück bevor unsere erste Tour des heutigen Tages, eine etwa einstündige Zodiacausfahrt rund um einen Gletscher, beginnt.

Bislang hatten wir ja nur Anlandungen mit den Zodiacs, heute geht es also auf „Spazierfahrt“. Wir entscheiden uns für warme Kleidung (heute kommt erstmals die lange Unterwäsche in Verbindung mit einer Skihose zum Einsatz), nachdem sich die Außentemperatur mit 5°C auch so langsam dem Gefrierpunkt nähert und machen uns dann auf den Weg zu unserem Zodiac.

Um die MS Bremen herum ist Treibeis zu sehen, auf dem Meer bildet sich eine dünne Eisschicht und ein etwa 5 km langer Gletscher liegt vor uns. Im Hintergrund sind einzelne braune Berge zu sehen, zwischen unserem Zodiac und dem Gletscher schauen vereinzelt neugierige Robben aus dem Wasser und in der Ferne ist ein Eisbär beim Landgang zu erkennen. Jetzt scheint es also soweit zu sein: wir kommen in den Bereich der Arktis, den wir mit dem Namen Arktis auch optisch in Verbindung bringen.

Gemütlich fahren wir mit unseren Zodiacs durch das treibende Eis, sehen die unterschiedlichen Lichtverhältnisse, die Spiegelungen des Eises im kalten Wasser und genießen die Stille der Arktis, die aktuell nur von den Motorengeräuschen der Zodiacs unterbrochen wird. Vor diesem Hintergrund wird übrigens der zukünftige Einsatz von Elektro-Zodiacs eine interessante Entwicklung werden, wobei diese aktuell noch deutlich teurer, schwerer und aufgrund der begrenzten Batteriekapazität auch nicht ausreichend flexibel sind. Dazu kommt noch eine bauliche Besonderheit – bei Elektro-Zodiacs kommen Carbon-Schrauben zum Einsatz, die bei Beschädigung nicht so einfach repariert werden können wie die Stahlschrauben der Motor-Zodiacs, die wohl relativ einfach geschweißt werden können.

Der Ausblick ist fantastisch: ein riesiger Gletscher vor uns, kleinere Eisberge und Treibeis um uns herum, dazwischen einige Zodiacs und am Rand die MS Bremen – genau so habe ich mir das vorgestellt. Und auch wenn ich dauernd den Auslöser meiner Kamera bemühe – diesen Eindruck von Weite und Natur können die Bilder nicht wirklich wiedergeben.

Viel zu schnell vergeht unsere Ausfahrt – so hätte ich noch stundenlang weiter umherfahren können. Das ist einfach nur gigantisch. Glücklicherweise wird sich das in den nächsten Tagen auf unserem Weg nach Norden ja wohl noch öfter wiederholen …

Zurück an Bord ist zunächst noch etwas Freizeit angesagt bevor es dann eine Kleinigkeit zum Mittagessen gibt und uns am Nachmittag unser nächster Landgang erwartet. Aufgrund des gestrigen Precaps wissen wir, dass erneut ein alter Polizeiposten, der ursprünglich die Grenzen Kanadas sichern sollte, Ziel unseres Besuchs sein wird: Dundas Harbour. Geplant ist eine kurze Überfahrt mit den Zodiacs, eine nasse Anlandung und dann etwas Zeit zur individuellen Besichtigung der Insel – natürlich wie immer innerhalb der durch die Eisbärenwächter abgesteckten Grenzen.

Aber auch heute kommt es etwas anders: kurz vor der geplanten Anlandung wird in der Nähe ein Eisbärenweibchen mit ihrem Jungen gesichtet – ein willkommenes Fotomotiv (auch wenn es weit entfernt ist), aber gleichzeitig auch der Grund, warum die geplante Anlandung so nicht erfolgen kann.

Stattdessen fahren wir noch etwa eine halbe Stunde weiter und gehen dort mit den Zodiacs an Land. Hier besteht die Möglichkeit für einen kleinen Spaziergang rund um einen See und eine Schlucht – und auch ein Moschusochse hat sich für uns in Position gestellt. Eis ist dafür hier wieder Mangelware – einige kleinere Eisberge und Treibeis sind auf dem Meer zu sehen, ansonsten ist hier eher wieder „Dubai“ … auch wenn es mit 5°C weiterhin eher frisch ist.

Dafür hat der Pool inzwischen wieder Wasser und 26°C – und so greift für mich dann Plan B: Sauna, Pool und ein kleines Sonnenbad. Eigentlich wollte ich ja endlich mal auf den Cross Trainer – dummerweise ist der gerade jetzt besetzt gewesen. Naja, mal schauen – vielleicht klappt es dann ja morgen mal … bevor das eine oder andere Kleidungsstück eingeht (oder war das andersrum?)

Mit dem neuen Harry Potter bin ich inzwischen übrigens zu rund 75% durch – und nach wie vor bewundere ich J.K. Rowling. Einfach exzellent, wie sie auf die sieben Bände von Harry Potter doch noch einen draufsetzt – und der ist mindestens genauso spannend wie die Bände zuvor. Nach dem Abendessen und dem Recap/Precap für den heutigen bzw. morgigen Tag im Anschluss daran muss ich dann gleich weiterlesen …

Weiterlesen: 11. August 2016: Ellesmere Island, Kanada