Meine aktuelle Kreuzfahrt ist mal wieder eine Premiere. Klar, auch die findet auf einem Schiff statt – aber trotzdem ist dieses Mal (fast) alles ganz anders. Es handelt sich um eine Expeditionskreuzfahrt, d.h. dieses Mal ist eindeutig der Weg das Ziel – und nicht das Schiff. Und im Gegensatz zu meinen anderen Kreuzfahrten steht auch die genaue Route noch nicht fest – die wird die Natur vorgeben.

Es geht dieses Mal nämlich in die Arktis. Gestartet wird mit der MS Bremen, einem Expeditionsschiff für rund 150 Passagiere mit der höchsten Eisklasse für Passagierschiffe (E4) in Kangerlussuaq auf Grönland – und dort sollten wir nach 18 Tagen auch wieder anlegen. Dazwischen liegen einige grönländische Häfen, die kanadische Arktis und der Weg nach Norden (so in Richtung Nordpol), soweit es das Packeis eben zulässt. Wie weit das sein wird und wann wir wieder umdrehen müssen in Richtung Ausgangshafen, wird die Eisdicke auf unserem Weg entscheiden …

Doch beginnen wir von vorn. Und das ist der Flughafen Düsseldorf. Hier startet morgen der Charterflug von Hapag Lloyd mit Air Berlin nach Kangerlussuaq. Wobei sich die meisten der knapp 150 Reisenden aber bereits heute hier treffen, um am Abend gemütlich einzuchecken, danach noch eine Kleinigkeit zu essen, um dann die letzte Nacht in Deutschland im Sheraton Hotel am Flughafen zu verbringen.

Und so treffe auch ich hier auf meine Mitreisenden Birga, Arndt und Dennis sowie auf deren Urlaubsbekanntschaft Marlis und Wolfgang, mit denen ich die nächsten gut 2 ½ Wochen verbringen werde. Wir beginnen mit dem Vorabend-Check-In, bekommen unsere Wunschplätze in der Exit-Row (und haben damit auf dem knapp fünfstündigen Flug zumindest keine Probleme mit der Beinfreiheit) und machen uns danach auf den Weg zu einem nur wenige hundert Meter entfernt gelegenen Italiener, den Arndt von einer früheren Reise kennt. Er findet zugegebenermaßen zwar den Weg, hat sich allerdings mit der Entfernung ein bisschen vertan (waren wohl doch ein paar Meter mehr) – und hat auch nicht damit gerechnet, dass das Restaurant inzwischen nicht mehr existiert.

Von daher wird es dann doch ein anderer Italiener, weitere 1,5 km entfernt – aber sehr lecker. Und da es unterwegs das eine oder andere Pokémon zu fangen gab, war das jetzt irgendwie auch nicht so schlimm. Und für den Rückweg haben wir auch ganz schnell ein Großraumtaxi gefunden.

Für sechs Uhr am kommenden Morgen ist der „allgemeine Weckruf“ durch Hapag Lloyd avisiert und um 8.15 Uhr ist dann auch schon Boarding für unseren Flug, so dass die Zeit dazwischen mit einem kleinen Frühstück im Hotel und der Sicherheitskontrolle am Flughafen rasch vergeht.

Der Flug bringt dann keine weiteren Überraschungen, außer der Tatsache, dass es ein leckeres und umfangreiches Frühstück gibt – da hat Hapag Lloyd den normalen Air Berlin Standard dann doch ein bisschen aufgestockt. Lediglich beim Gepäck war Zurückhaltung angesagt: 23 kg pro Person und kein Gramm mehr war die Marschroute, die in den Reiseunterlagen ausgegeben wurde. Und das ist für zwei Wochen Mittelmeer ja schon nicht gerade üppig – für 2 ½ Wochen in der Kälte der Arktis ist das eine echte Herausforderung.

Und trotzdem haben die meisten das auch irgendwie hinbekommen. OK – 24,8 kg zeigte die Waage bei meinem Koffer – aber der kam genau so problemlos mit wie das Gepäck der Passagiere, die mal einfach einen Koffer mehr dabei hatten. Wenn man das mal vorher gewusst hätte … wobei das natürlich auch nicht heißt, dass das bei der nächsten Reise genau so problemlos geht – und wenn dann die Hälfte des Gepäcks in Düsseldorf anstatt auf dem Schiff ist, ist das dann ja auch irgendwie doof. Also daher bitte nicht darauf verlassen und dann am Flughafen sagen, der Harald hätte das aber gesagt … 😉
Doch zurück in den Flieger – wir sind inzwischen bereits über der Ostküste Grönlands, sehen die ersten vereisten Gletscher und kommen so langsam aber sicher in Urlaubsstimmung.

Mit einer kleinen Verspätung landen wir dann in Kangerlussuaq, stellen dabei fest, dass wir sogar zwei Flugkapitäne an Bord hatten, da der Landeanflug auf diesen Flughafen wohl ein eher herausforderndes Manöver ist, und machen uns direkt auf den Weg über das Flugfeld in einen der bereitstehen Busse.

Offensichtlich stehen hier jetzt auch alle Busse bereit, die es hier gibt (Kangerlussuaq hat rund 550 Einwohner): ein einigermaßen moderner Reisebus, ein Schulbus (so ein gelber wie aus den amerikanischen Filmen) und eine Art Safaribus (also so ein LKW mit Sitzen auf der Ladefläche wie man sie in afrikanischen Reservaten für die Pirschfahrt nutzt).
Wir haben dabei Glück und erwischen den Reisebus, so dass wir auf der rund zweistündigen Panoramafahrt (allerdings mit einigen umfangreichen Fotostopps) einigermaßen bequem sitzen können.

Unterwegs können wir uns dann einen Eindruck von der Landschaft verschaffen, sehen in der Ferne den einen oder anderen Gletscher, kommen mit den ersten Polarhunden in Berührung (die hier reine Arbeitstiere sind und von daher auch nur mit entsprechender Vorsicht gestreichelt werden sollten) und stellen fest, dass es mit knapp 15°C gar nicht so kalt ist wie wir das im Vorfeld befürchtet haben (oder anders gesagt: in der Sonne langt ein T-Shirt). Und das werden wir in den kommenden Tagen noch öfter merken.

Und dann ist es endlich soweit: wir erreichen den Hafen und sehen in der Ferne die MS Bremen auf Reede liegen. Unser Gepäck wurde uns ja am Flughafen schon gar nicht mehr gegeben – das könnte mit etwas Glück also schon irgendwie den Weg auf das Schiff gefunden haben (oder fährt, wenn es dumm gelaufen ist, in Düsseldorf noch auf dem Gepäckband im Kreis). Nur wir müssen da noch hin.

Als „erfahrene Kreuzfahrer“ wissen wir natürlich wie das geht: ab ins Tenderboot und dann zum Schiff. Oder eben halt auch nicht. Hier findet die Überfahrt mit den schiffseigenen Zodiacs (das sind diese großen Gummischlauchboote für acht bis zehn Personen) statt. Und so beginnen wir als erstes mit einer Kurzeinweisung in die Rettungsweste (angabegemäß gäbe es da 200 verschiedene Varianten, wie man diese anlegen könnte – und nur eine davon wäre die richtige). Aber auch diese Hürde wird gemeistert und so sind wir mit unserem Handgepäck kurz darauf auch schon auf dem Weg zur MS Bremen.

Der Bordfotograf hat kurz vor dem Besteigen des Zodiacs noch ein Willkommensfoto gemacht – und somit steht auch meinem „Kreuzfahrterinnerungsbilderrahmen“ (die deutsche Sprache ist schon etwas Feines) zu Hause nichts mehr im Wege.
Nach wenigen Minuten Fahrt hat uns unser Zodiacfahrer trockenen Fußes (und wie ich in den nächsten Tagen lernen werde, muss das nicht immer so sein) zum Schiff gebracht, wir steigen um (und lernen dabei, was der „Unterarmgriff“ ist) und ziehen auf unserem neuen Zuhause für die kommenden Tage ein.

Beim Betreten wird noch das obligatorische Sicherheitsfoto gemacht, die Bordkarte wird ausgegeben und unsere Anwesenheit an Bord registriert (bei den meisten Ein- und Ausstiegen an den Folgetagen muss das dann aber jeder meistens selbst machen).
Unser erster Weg führt uns dabei auf die Lidoterrasse, wo aktuell ein kleiner Lunch serviert wird. Und da die Kabinen eh noch nicht bezugsfertig sind, haben wir ja auch nichts Anderes vor. Etwa gegen 14.30 Uhr ist es dann soweit – wir können final einziehen und unsere 23 kg in die Schränke der Kabine verteilen.

Zuvor mache ich noch die obligatorischen Fotos der Kabine bevor diese durch meinen Mitbewohner verwüstet wird (nein, Scherz, das funktioniert ganz gut). Es handelt sich in diesem Fall um eine Außenkabine auf Deck 4 (Kabine 431), die auf rund 18 qm zwei Betten, einen Schreibtisch, einen kleinen Tisch, zwei Sessel sowie die obligatorische Nasszelle bietet.

Drei schmale Kleiderschränke sollen das Gepäck aufnehmen (und das klappt mit einer einigermaßen intelligenten Aufteilung auch recht gut) und ein weiterer dient der Aufnahme von Parkas und Gummistiefeln (die nachher verteilt werden). An der Wand befindet sich ein (relativ kleiner) Flachbildschirm, der Richtung Bett geschwenkt werden kann sowie drei Steckdosen, von denen eine dem amerikanischen Standard entspricht (Adapter mitnehmen!) und zwei unserer Norm entsprechen (aber hinter Abdeckkappen verdeckt sind, so dass wir sie erst später finden werden – das kann aber auch an uns gelegen haben). Zusätzlich ist noch eine im Reisepreis inkludierte Minibar vorhanden.
Das Bad ist mit einer Dusche (ausreichend dimensioniert, aber mit Duschvorhang versehen) sowie einer Vakuumtoilette und einem Waschtisch ausgestattet. Von daher für zwei Personen völlig ausreichend.

Bei dem Fenster handelt es sich um ein „Panoramafenster“, wobei sich das größer anhört als es ist. Der Begriff soll wohl vielmehr zur Unterscheidung zu den Bullaugen in den Kabinen ein Deck unter uns dienen. Aber wie auch immer – man sieht, was vor dem Schiff so vor sich geht. Ach ja, der Vorhang davor lässt sich relativ dicht schließen und ist somit fast „lichtdicht“ – für eine Kreuzfahrt nördlich des Polarkreises nicht ganz unwichtig, da die Mitternachtssonne (es wird im Sommer hier halt schlichtweg nicht dunkel) ansonsten den Tag-/Nacht-Rhythmus schon ein bisschen durcheinanderbringen kann.

Inzwischen ist auch unser Gepäck eingetroffen, so dass wir damit beginnen, knapp 50 kg Wäsche und Kleidung in den Schränken zu verteilen. Aber wie gesagt, das geht schon irgendwie – wir sind da ja nicht so anspruchsvoll.

Und dann ist auch schon der nächste Programmpunkt erreicht: die Ausgabe der Parkas und Gummistiefel, die uns von Hapag Lloyd für die Dauer der Reise geliehen werden. Und auch wenn das hier jetzt vielleicht ein bisschen chaotisch abläuft (Du bekommst einen beliebigen Parka mit dem Kommentar „Könnte passen“ vor die Brust gehalten und stellst dann fest, dass „M“ ganz sicher nicht passt), haben wir am Ende alle einen roten Parka und ein paar Gummistiefel in der richtigen Größe in der Kabine stehen.

Der eine oder andere wird auch schon darauf gewartet haben: auch hier gibt es eine Seenotrettungsübung. Wobei die niemanden vom Hocker reist, der schon mal eine Kreuzfahrt gemacht hat – man kennt das. Rettungsweste anziehen, mit warmer Kleidung und lebenswichtigen Medikamenten zur Musterstation kommen (für uns ist das der „Club“ auf Deck 5) und dort an der Sicherheitseinweisung teilnehmen (die hier wie auf der Europa 2 auch nicht vom Band kommt, sondern ebenfalls live vermittelt wird). Und das war es dann auch schon.

Jetzt geht es noch zum Abendessen (zu Hause ist es aufgrund der Zeitverschiebung inzwischen übrigens fast schon Mitternacht). Hier haben wir einen schönen Sechsertisch am Fenster bekommen können – jetzt müssen wir nur mal schauen, wie viele verschiedene Möglichkeiten es gibt, uns auf den sechs Stühlen in den nächsten Tagen so zu verteilen, dass sich keine Kombination wiederholt.

Das Abendessen findet in einer Sitzung zu einer festen Zeit statt (was schon mal ganz anders ist, als ich das von meinen bisherigen Kreuzfahrten gewohnt bin), was aber aufgrund der Anzahl der Passagiere und des Charakters einer Expeditionsreise (da kann auch mal eine Anlandung zur Abendessenzeit erfolgen) nicht anders darstellbar ist. Und zugegebenermaßen ja auch kein Problem darstellt.

Das Essen kann sich dabei jeder à la carte zusammenstellen, wobei diese täglich wechselt, mehrere Vorspeisen, Suppen, Zwischengänge, Hauptspeisen und Desserts enthält, die in jeder beliebigen Kombination bestellt werden können. Die Speisen sind dabei – wie alle Speisen an Bord (inklusive des Kabinenservice, der zwischen 7 und 22 Uhr Speisen auf der Kabine serviert) – im Reisepreis inkludiert, die Getränke (außer Kaffeespezialitäten, Kakao und Tee sowie die Getränke aus der Minibar auf der Kabine) werden separat berechnet.

Gut gesättigt verzichten wir auf einen Absacker zum Abschluss im „Club“ und ziehen uns in unsere Kabinen zurück – der Tag hat mit 28 Stunden ja doch deutlich länger gedauert als wir es gewohnt sind. Und so stellt sich auch bald ein rhythmisches Schnarchen auf meiner Kabine ein (was sich aber durch leichte Anstupsbewegungen mit der linken Hand meistens rasch beenden lässt – notfalls muss man dabei halt etwas in der Stärke variieren) 😉

Weiterlesen: 5. August 2016: Qeqertarsuaq (Disko Insel), Grönland