Der vierte Tag meiner Donaukreuzfahrt ist erreicht – und gleichzeitig auch der letzte Tag, an dem wir in einer Stadt festmachen. Morgen haben wir dann noch die Fahrt durch die Wachau von Melk nach Krems und am Sonntagfrüh legen wir dann schon wieder in Engelhartszell an.

Aber so weit ist es ja noch nicht – heute ist erst einmal Bratislava in der Slowakei unser Ziel. Allerdings auch erst gegen Mittag, so dass der Vormittag geruhsam verlaufen kann. “Entschleunigt” halt. Irgendwie gefällt mir das Wort.

Geweckt werde ich heute von lautem Geschrei von draußen. Wir fahren gerade an einigen Ruderern vorbei und der Steuermann gibt da wohl den Takt vor. Nun gut, es ist ja auch schon kurz nach acht – da kann man ruhig auch mal wach werden und aufstehen. Ich mache den üblichen Abstecher ins Bad bevor ich mich dann im Restaurant mit dem Frühstück befasse.

Den restlichen Vormittag verbringe ich dann auf dem Sonnendeck – es ist zwar warm, aber leicht bewölkt und durch den Fahrtwind ist es hier sehr gut auszuhalten. Außerdem ist hier oben der Mobilfunkempfang deutlich besser als im Schiffsinneren. 😉

Das ist übrigens ein Stichwort. Eigentlich denkt man ja, dass man in Ufernähe unterwegs ist und damit grundsätzlich eine gute Mobilfunkverbindung haben sollte. Dem ist nicht wirklich so … man findet teilweise zwar unheimlich viele Netze (an manchen Stellen konkurrieren die ungarischen, slowakischen und österreichischen Netze miteinander), oftmals ist der Internetverkehr aber quälend langsam. Dagegen war ein 2400-Baud-Modem früher richtig schnell …

Und wenn man sich im Schiffsinneren oder der Kabine befindet, dann ist oftmals gar kein Netz mehr zu finden. Jetzt könnte man zwar auf das schiffseigene WLAN umschalten (das ist für die Premium Alles Inklusive Reisenden sogar kostenfrei), allerdings scheint sich das der gleichen Quellen zu bedienen – zumindest schütteln sich hier auch die einzelnen Bits die Hand, wenn sie am Smartphone ankommen.

Von daher kann ich zum Thema “Internet” folgende Erfahrungen weitergeben: den besten Empfang hat man auf dem Sonnendeck – und logischerweise in der Nähe von größeren Städten oder nach dem Anlegen in den einzelnen Häfen (da ist man tendenziell aber nicht auf dem Schiff) 😉 Ich habe mir daher hier angewöhnt, größere Datentransfers (Upload der Fotos, Download der Tageszeitung bzw. von Zeitschriften) auf dem Sonnendeck zu machen, wenn es gerade mal LTE-Netz gibt und danach offline auf die Inhalte zuzugreifen.

Inzwischen haben wir übrigens die Schleuse Gabcikovo erreicht. Dies ist die größte Schleuse auf unserer Donaukreuzfahrt – mit rund 18 m Höhenunterschied und einer Schleusenkammer, in die wir vier Mal passen würden. Beeindruckend.

Und so zieht die Landschaft weiter an uns vorbei, ab und zu verdeckt ein kleines Wölkchen die Sonne und plötzlich tauchen in der Ferne auch schon die ersten Brücken von Bratislava auf. Auf ihrer Anhöhe gut sichtbar ist die Burg Bratislava, die über der Altstadt thront. Am Anleger liegen auch hier wieder zahlreiche Schiffe und auch die A-Rosa Donna ist bereits hier. Und so kommt es auch heute wieder zum “Schwestern-Treffen”, wobei wir auch heute wieder nicht am Anleger sondern an der A-Rosa Donna festmachen und diese als Übergang zum Festland nutzen.

Auch heute haben wir ungefähr eine Stunde vor der geplanten Ankunftszeit festgemacht, so dass die Landgangszeit von 12.30 Uhr bis 16.30 Uhr beträgt. Schade, wenn ich das vorher gewusst hätte, hätte ich auch hier eine Segway-Tour machen können – mit den ursprünglich geplanten Zeiten hätte das allerdings nicht gepasst.

Daher habe ich im Vorfeld ein Alternativprogramm vorbereitet, so dass ich die wesentlichen Sehenswürdigkeiten zu Fuß “abarbeite”. Für diejenigen, die vielleicht auch ab und an mal nur für kurze Zeit in einer Stadt sind und in dieser Zeit ein bisschen Sightseeing betreiben wollen, kann ich daher guten Gewissens die App “Tripwolf” empfehlen. Hier kann man je nach Bedarf die gewünschten Städte im Vorfeld installieren, so dass diese inklusive der benötigten Karten und Fotos offline verfügbar sind. Nachteil ist dabei, dass jeder Guide separat bezahlt werden muss – es sei denn, man hat das Komplettabo, das den Zugriff auf alle Guides erlaubt (dafür gibt es übrigens ab und zu mal Gutscheincodes im Netz, so dass sich dann das Abo für kleines Geld buchen lässt – und das lohnt sich dann in jedem Fall).

Doch zurück nach Bratislava. Ich sehe mir Städte ja immer mal gern aus der Vogelperspektive an – und so ist das erste Ziel schon gesetzt: die Aussichtsplattform des “UFO-Tower” auf der Neuen Brücke. Diese ist fußläufig vom Schiff aus zu erreichen (etwa eine halbe Stunde) – und für 7,40 € geht es dann mit einem schräg fahrenden Fahrstuhl (hab ich so noch nie erlebt) bis zur Aussichtsplattform in etwa 80 m Höhe.

Von hier hat man einerseits einen tollen Blick über die Donau auf die Altstadt und die Burg, zum anderen aber auch auf die am anderen Flussufer gelegenen schaurig-hässlichen Plattenbauten (da hilft auch bunte Farbe nicht wirklich) aus vergangenen Ostblockzeiten.

Zurück in Richtung Altstadt geht es dann erneut über die Neue Brücke, den Hinweisschildern zur Burg folgend, bis nach oben. Und auch wenn es “nur” rund 180 Stufen und danach noch ein Stückchen eine Straße nach oben sind, wäre bei rund 30°C die Fahrt mit der Bimmelbahn vielleicht doch eine Alternative gewesen.

Oben angekommen ist die Anstrengung dann aber schnell vergessen: der Ausblick – dieses Mal in Richtung des UFO-Towers – ist toll und auch die frisch renovierte Burg ist wirklich sehenswert. Auch wenn es gar nicht so einfach ist, ein Bild der Burg ohne Japaner davor zu machen. Da muss wohl irgendwo ein Bus angekommen sein – zumindest wuseln hier rund 50 japanische Touristen, ausgestattet mit Smartphones, Selfiesticks und die Damen mit Regenschirmen herum, die alle ein Foto von sich und der Burg wollen – und das natürlich auf dem gleichen Bild. Erinnert mich irgendwie an die Kleine Meerjungfrau in Kopenhagen – da ist irgendwo auch immer ein Japaner mit auf dem Foto …

Hier ist also Geduld gefragt – aber irgendwann ruft die Dame mit dem hässlichsten Schirm (scheint die Reiseleiterin zu sein) etwas – und die Gruppe macht sich auf den Weg zurück zum Bus … und damit den Weg frei für mein Foto.

Meine weitere Routenplanung sieht jetzt den Wechsel in die Altstadt vor – allerdings macht sich jetzt bemerkbar, dass ich auf dem Schiff auf das Mittagessen verzichtet habe und auch nichts zu trinken mitgenommen habe. Das ist mir irgendwie echt durchgerutscht. Aber ich erinnere mich an ein Schild mit einem gelben “M” auf rotem Grund – da gäbe es auf die Schnelle einen Burger (mehr braucht es nicht) und vor allem was zum Trinken. Und so bitte ich Siri um Hilfe – und folge kurz darauf ihren Anweisungen, um mein Ziel zu erreichen. Vielleicht finde ich ja auch zwischendurch einen netten Imbissstand mit regionalen Gerichten – das wäre dann natürlich auch ein Plan. Für einen Restaurantbesuch in der Altstadt (was durchaus verlockend wäre) reicht die Zeit allerdings nicht wirklich.

Und so folge ich den Pfeilen auf meinem iPhone, mache unterwegs noch schnell ein Foto vom Alten Rathaus und stehe dann wie geplant vor dem örtlichen McDonalds. Hier mache ich zunächst einen Abstecher auf die Toilette (kostet 0,50 €, die bei einer Bestellung angerechnet werden) bevor ich mich mit einem großen Big Mac Menü (kostet hier übrigens 4,90 €!) an einen freien Tisch unter einem Sonnenschirm setze.

Von hier habe ich einen guten Ausblick auf das Nationaltheater – und auf viele Polizisten. Sehr viele. Und die Feuerwehr, den Rettungsdienst und ein Sprengstoffkommando. Da kommt man sich irgendwie so richtig unsicher vor 😉 Aber dann fällt es mir ein – heute hat ja die Slowakei die EU-Ratspräsidentschaft übernommen und die EU-Kommission tagt hier irgendwo in meiner Nähe …

Ich setze meinen geplanten Weg fort, mache noch einen Abstecher zur schlumpfblauen Modry kostoliv (“Blaues Kirchlein”) – einem Geheimtipp von Tripwolf, der den Abstecher wirklich lohnt, denn die Kirche ist allein aufgrund der Farbgestaltung in der Tat  sehenswert. Von hier aus geht es dann zurück zum Schiff, das ich gegen 16.00 Uhr erreiche – rechtzeitig zum Ablegen in einer halben Stunde.

Ich setze mich noch ein bisschen unter das Sonnensegel auf dem Sonnendeck, trinke erst mal zwei große A-Schorlen und genieße das Ablegen in Bratislava. Und stelle erstmals fest, dass es auch bei A-Rosa eine Auslaufmelodie gibt: “Following my heart”. Das hatte ich bislang gar nicht mitbekommen – hängt aber wohl daran, dass die vom DJ hier oben mittels Laptop und tragbarer Lautsprecherbox zu Gehör gebracht wird. Aber das macht es nicht weniger stimmungsvoll … gefällt mir irgendwie.

Ich bleibe noch ein bisschen hier sitzen, lasse mir noch einen Cappu servieren und vertiefe mich in mein Buch bis ich – nach einem Boxenstopp in der Kabine – zum Abendessen gehe. Das ist heute von 18.30 – 20.30 Uhr geplant, das Thema ist “Böhmischer Abend”.

Es ist jetzt 20.00 Uhr – da sollte das Gros bereits satt sein. Und genau so scheint es auch zu sein – das Buffet ist ziemlich überschaubar. Das hatte ich hier bislang so nicht erlebt. Es gab noch etwas von dem brasilianischen Beefragout (was hat das eigentlich mit Böhmen zu tun?), Marktgemüse und Butterreis. OK, davon kann man natürlich auch satt werden – vor allem wenn man das noch mit einem Dessert (Schokoladencreme mit Frischkäse) und einer Käseplatte ergänzt. Aber ein bisschen mehr Auswahl wäre schon nett gewesen.

Wie auch immer – ich bin jetzt auch so satt geworden und plane halt für morgen, dann doch früher essen zu gehen – da habe ich die älteren Herrschaften an Bord wohl doch unterschätzt. Aber moment mal, was läuft denn da an mir vorbei? Die Cruise Chefin (ich weiß den richtigen Titel immer noch nicht) trägt einen voll gefüllten Teller mit Fleisch und Salat an mir vorbei. Wo kam die denn jetzt her? Ich drehe mich in Richtung Außenbereich um, schaue mal leicht um die Ecle und glaube es nicht – da ist ein großes Grillbuffet aufgebaut.

Mit allem, was ich vor einer knappen halben Stunde gern gefunden hätte: Grillsteaks, Spare Ribs mit BBQ-Sauce, Putenbrust “Texas Style”, argentinisches Bohnenragout und Süßkartoffel Fries mit Kräuterquark. Dazu frisch zubereiteten Salat …

Ich schaue mir die Speisekarte am Eingang zum Restaurant jetzt doch mal genau an: da hat man aus dem “Böhmischen Abend” stillschweigend mal einen “Grillabend bei A-Rosa” gemacht. Und ich habs nicht gewusst – und bin jetzt auch satt. Sch … – so war nicht der Plan. Also: neues Memo an mich – wenn das Buffet ein bisschen sparsam aussieht, einfach mal nach draußen gehen …

Ich gehe also zur Bar, bekomme ohne zu bestellen einen doppelten Ramazotti (wenigstens der Barkeeper versteht mich) und bereite mich aufs heutige EM-Spiel vor. Da ich gerade einen günstigen Platz in der Bar habe, bleibe ich auch gleich hier sitzen und schaue mit einigen Gleichgesinnten, wie die Waliser die Belgier aus dem Turnier schießen – zumindest das Spiel hat sich gelohnt.

Bevor ich nun in Richtung Kabine gehe, mache ich noch mal einen Abstecher auf die Terrasse (das Sonnendeck ist wegen der niedrigen Brücken leider gesperrt) – hier kommen wir gerade an Wien vorbei. Und das sieht bei Nacht bestimmt gut aus …