Der dritte Tag meiner Donaukreuzfahrt steht vor der Tür – und heute ist Budapest das Ziel unserer Reise. Im Laufe der Nacht sind wir schon an Bratislava vorbeigefahren (unser morgiges Ziel), was mir allerdings genau so entgangen ist wie die vielen Schleusen gestern Nacht. Das mit dem Schlafen klappt hier also schon mal gut.

Auch heute scheint wieder die Sonne – in Budapest heute Mittag werden 32 Grad erwartet. Und das ist fast schon zu heiß … aber wir wollen mal nicht undankbar sein, das Wetter war in den vergangenen Wochen ja gerade schlecht genug. Und ich glaube, das sieht man auch noch – wenn ich die letzten Tage nämlich mal so aus dem Fenster schaue, sehe ich eigentlich durchgängig eine braune Brühe – das erinnert eher so ein bisschen an den Amazonas. Irgendjemand hatte da ja mal über die blaue Donau gesungen – der hat entweder eine andere Donau gemeint oder das Ganze ist in der Tat auf die Niederschläge der vergangenen Wochen zurückzuführen.

Zunächst mache ich mich aber kurz frisch bevor ich eine Kleinigkeit zum Frühstück esse. Auch das ist heute wieder mehr als entspannt – kein Gedränge am Buffet, genügend freie Tische … das ist überhaupt kein Vergleich mit dem, was man manchmal auf Kreuzfahrtschiffen so in den Buffetrestaurants erlebt.

Das Sonnendeck steht uns heute zur Verfügung – die Brücken sind also entweder von vornherein höher gebaut worden oder der Wasserspiegel ist etwas gesunken. Gut so – und so verbringe ich den restlichen Vormittag mit meinem Laptop auf Deck, schaue mir die Fahrt durch die grüne Landschaft an, schreibe ein bisschen was auf generalalarm.de und in andere Foren und bin ganz überrascht als wir kurz nach 11.00 Uhr schon in Budapest an den Anleger fahren – das war auch erst gegen 13.00 Uhr geplant.

Aber umso besser – dann schaffe ich es auch locker zu meinem Termin um 14.00 Uhr.

Vorher gibts dann noch einen kleinen Snack im Restaurant – ein bisschen Paprikahähnchen (immerhin sind wir ja in Ungarn), einen Salatteller und noch mal schnell einen halben Liter A-Schorle. Die Sonne brennt einem draußen ordentlich aufs Hirn – und die nächsten beiden Stunden bin ich der Sonne gnadenlos ausgeliefert. Was ich mache? Nun, erzähle ich gleich.

Erst einmal aber noch mal kurz was zum Anlegen: heute trifft es uns – wir “parken” in dritter Reihe neben unserer Schwester, der A-Rosa Donna und einem unbekannten Schiff, das zwischen uns liegt. Und so lernen wir dann auch mal den Weg ans Ufer kennen, wenn wir nicht direkt am Anleger liegen: zunächst geht es aufs Sonnendeck, dort wurde ein Übergang aufs Sonnendeck des unbekannten Schiffs geschaffen, von dort geht es ein Deck tiefer und einmal quer durch die A-Rosa Donna. Und schon sind wir draußen. Aber daran sieht man schon, dass es da keine wirklichen Sicherheitsprüfungen geben kann – wenn sich die Passagiere von drei Schiffen durchmischen und potenziell jeder, der zufällig vorbeikommt, auch aufs Schiff gehen kann, ist ja nicht wirklich nachvollziehbar, wer da gerade wo ist – und ob er da überhaupt hingehört.

In Google Maps habe ich vorhin schon mal geschaut, wo ich hin muss – und wie ich da hinkomme. Aber das geht genauso gut wie gestern in Wien: mein Ziel liegt 850 m vom Anleger entfernt, ist also in einer guten Viertelstunde bequem zu Fuß zu erreichen. Ich starte die Navigation und folge den Anweisungen meines Handys – und stehe um 13.45 Uhr vor der Eingangstür zu einem Segway Shop. Und da der nicht nur Segway verkauft, sondern auch Stadtrundfahrten anbietet, habe ich im Vorfeld meiner Reise dort eine zweistündige “Downtown-Tour” mit deutschsprachigem Reiseleiter gebucht (http://www.segwaytoursbudapest.hu).

Den Preis von 50 € zahle ich mit Kreditkarte, ich erhalte einen Fahrradhelm (“Aber nur wenn Du willst – das ist hier kein Muss.”- Ja, ich will!) und warte vor dem Geschäft auf meinen Segway. Der kommt zusammen mit dem Guide – und einem weiteren Teilnehmer an der Tour. Fein, wir sind also nur zu Dritt einschließlich  Guide – das verspricht ja eine intensive Tour. Der Typ kommt aus London und spricht erwartungsgemäß nur Englisch – und so einigen wir uns darauf, dass ich der Einfachheit halber auf die deutschen Übersetzungen verzichte – so ein paar Worte Englisch spreche ich ja auch 😉

Da der Engländer im Gegensatz zu mir bislang noch keine Segway.Erfahrungen hat, bekommt er erst mal eine Kurzeinweisung. Und die ist wirklich kurz – innerhalb von fünf Minuten bekommt er alles Wissenswerte zu hören und muss es auch gleich ausprobieren. Nicht, dass Segway-Fahren jetzt wirklich schwer wäre – ich bin aber froh, dass mein Einstieg etwas anders gelaufen ist und ich bei AIDA einen einstündigen Workshop absolvieren musste, bis ich dort bei Ausflügen mitfahren durfte. Allein das Thema “Vollbremsung” hat da rund eine halbe Stunde eingenommen – und genau das hat mich heute vor einem Unfall bewahrt. Der Engländer hätte da vermutlich keine Chance gehabt … denn mehr als langsam vorwärts fahren, sachte abbremsen und lenken kannst Du in fünf Minuten nicht lernen. Das reicht dann im Prinzip schon nicht, um eine längere Schräge oder gar einen Bordstein herunter zu fahren. Und dazwischen kommen darf dann schon mal gar nichts …

Ich würde mich also nicht auf die Kurzeinweisung vor Beginn einer Segway-Tour verlassen, sondern immer versuchen, im Vorfeld mal eine Stunde den “Umgang mit dem Gerät” zu üben … und dafür gibt es ja genügend Anbieter – notfalls macht man es halt mal bei AIDA. Es ist ja auch nicht so, dass das keinen Spaß machen würde … 😉

Doch zurück nach Budapest und unsere Downtown-Tour. Wir machen uns auf den Weg, immer auf Gehwegen, Fahrradwegen oder notfalls auch mal am Rand der Straße und sehen so die wesentlichen Sehenswürdigkeiten von Budapest. Und da unser Guide nicht nur Segway fahren kann sondern auch geprüfter Reiseleiter ist, erfahren wir zu allem was wir sehen auch die passenden Hintergründe. Von daher – alles richtig gemacht,

Wen es interessiert – ich kopiere hier einfach mal die Tour-Beschreibung ein: “Sightseeingwas never so easy, so effortless and so much fun… After a few minutes of practice you can see all the sights, that take more than an entire day to discover by walking: The Váci street, and the Vörösmarty square: the beautiful, touristic center of the city, the Erzsébet square: the ‚Central park‘ of Budapest, the Andrássy boulevard and the Opera (optional), the famous St. Stephen Basilica, the Parliament and its surroundings, the Danube riverside with its amazing view of the castle and the mountains of Buda, the Chain bridge and the Scientific academy, Budapest’s ‚riviera‘ between the Chain bridge and the Elisabeth bridge: one of the most beautiful riversides in Europe, the Pálos monastry, the most ancient building in Budapest, and the ruins of the roman city that once protected the Roman empire’s borders. If you want to save time and money, you also have the possibility to do one hour tours (on demand).”

Und das mit der Kurztour von einer Stunde hat übrigens der Engländer gemacht – wahrscheinlich spart der schon nach dem BREXIT … 😉 Aber das hat auch was Gutes: nach einer Stunde wird er an der Statue von Ronald Reagan abgeholt und ich bin die zweite Stunde allein mit dem Guide unterwegs. Und jetzt auch auf Deutsch – und da er eine Weile in Berlin gearbeitet hat, spricht er das richtig gut … Und wie sagt er so schön: “Jetzt können wir auch mal ein bisschen Gas geben …” Und schon macht die Tour gleich noch mehr Spaß …

Den Abschluss der Tour bildet dann ein kurzer Abstecher zu einem der besten (sagt der Guide zumindest) “Baumkuchenläden” Budapests – hier gibt es noch eine kurze Verkostung bevor wir dann nach rund zwei Stunden zurück am Start sind. Ganz klar, das hat sich gelohnt – und ich bin nach wie vor überzeugt, dass es praktisch keine bessere Form der Stadtbesichtigung gibt als mit einem Segway (gegebenenfalls noch mit dem Rad – das bringt aber weniger Fun).

Auf dem Rückweg zum Schiff halte ich dann noch mal an dem Baumkuchenladen und nehme noch einen davon (heißt auf ungarisch übrigens “Kürtőskalács”) als Wegzehrung mit für den Weg zum Schiff, das ich dann wieder nach rund 20 Minuten erreiche. Wobei – irgendwie nicht. Die A-Rosa Riva befindet sich nicht mehr am Anleger sondern mitten auf der Donau. Hoffentlich habe ich da nicht irgendwas nicht mitbekommen …

Aber das Ganze klärt sich recht schnell – die A-Rosa Donna musste bereits weiterfahren, so dass unsere Dreierbelegung des Anlegers zur Doppelbelegung wird und wir jetzt direkt am Anlieger liegen. Dummerweise mit der rechten Seite – das bedeutet nämlich, dass mein Balkon jetzt zum “Innenbalkon” geworden ist und direkt neben dem unbekannten Schiff liegt.

Wir warten also noch eine knappe Viertelstunde, bis die Gangway wieder abgelassen und der Übergang zum anderen Schiff eingerichtet wurde. Ich gebe meine Landgangskarte ab und stelle beim Betreten der Kabine fest, dass es jetzt hier ziemlich dunkel ist. Klar, direkt vor meinem Fenster liegt der Rezeptionsbereich unseres “Partnerschiffs”.

Hier bleiben ist also keine Option – ich gehe daher ein Deck höher in den Saunabereich. Da liegt das Schiff zwar auch vor dem Fenster, am oberen Rand fällt allerdings etwas Licht hinein. Immerhin.

Und so setze ich mich erst mal in die finnische Sauna (die heute sicherlich nahe der 100-Grad-Grenze arbeitet) und schwitze ein bisschen vor mich hin. Dabei habe ich einen schönen Ausblick auf das fremde Sonnendeck, das rege genutzt wird. Entweder sind die Ausflüge da schon alle durch oder man beschränkt Sightseeing dort auf den Blick auf die Stadt.

Leicht irritiert bin ich allerdings, als mir eine Oma (ich weiß natürlich nicht, ob sie wirklich Großmutter ist – das ist mehr so als Synonym für “betagte Dame” gemeint) vom gegenüber liegenden Sonnendeck lachend zuwinkt. Beinahe wäre ihr dabei sogar das Gebiss aus dem Mund gefallen … und als ich realisiere, was hier gerade passiert, habe auch ich Angst um mein Gebiss – und das ist eigentlich noch gut fest. Ich glaub’ es ja fast nicht – aber auch hier sind die Scheiben der Sauna offensichtlich nicht verspiegelt und ich sitze nur etwa 1,50 m von der Dame entfernt. Hat irgendwie was von Herbertstraße in Hamburg – nur haben die Damen im Schaufenster dort meistens noch mehr an als ich gerade …Na hoffentlich hat sie nicht aus Mitleid gelacht …

Wenn das so weiter geht, bekomme ich echt noch ein “Saunatrauma”: erst mein ähnlich gelagertes Erlebnis auf der Mein Schiff 3 (da aber mit mehreren Hundert Zuschauern auf einem MSC-Schiff) und dann die gleiche Erkenntnis auf der Mein Schiff 4 und der AIDAprima (da wusste ich es aber immerhin vorher und konnte mich drauf einstellen). Man meint ja fast, es gäbe weltweit keine Spiegelfolie mehr für Fenster … Daher Memo an mich selbst: vor Nutzung einer Schiffssauna zukünftig mal von draußen reinschauen …

Ich beende meinen Saunagang, springe unter die Dusche und gehe über meine Kabine mit meinem Laptop in die Lounge. Hier teile ich meine Erlebnisse mit dem Rest der Welt bevor ich gegen 18.30 Uhr ins Restaurant wechsele (heute mal direkt zur Restaurantöffnung). Aber auch um diese Zeit ist hier alles entspannt, kein Gedrängel am Buffet und viele freie Plätze.

Im Gegensatz zu AIDA-Schiffen, auf denen es viele Vierertische und ergänzend einige große 8er-Tische gibt, liegt hier der Schwerpunkt auf 4er-und 2er-Tischen. Daran merkt man auch, dass hier tendenziell mehr Alleinreisende und dafür weniger Familien an Bord sind.

Passend zu unserem Aufenthalt in Budapest gibt es heute den “Ungarischen Abend”, der mit einer Gulaschsuppe eröffnet wird. bevor ich mich dann durch die Vorspeisen mit ungarischer Salami, Minipaprika mit Frischkäsecreme und einem Räucherfischmix, die Gänseleber und den Rostbraten als Hauptgang und einem gefüllten Palatschinken als Dessert arbeite. Und es hätte noch deutlich mehr gegeben – aber irgendwann ist halt auch mal gut …;-)

Die Kellner wissen inzwischen übrigens alle meinen Namen und meine Kabinennummer, so dass mein alkoholfreies Weizen jetzt auf Blickkontakt ohne Vorlage der Bordkarte kommt … das haben die Jungs hier echt drauf – der Service ist einfach nur top.

Heute Abend ist dann ja endlich auch mal wieder Fußball … ich kann die Übertragung entweder in der Bar (da gibts allerdings nur wenige Plätze) oder in der Kabine sehen – ich entscheide mich für die Kabine, da kann ich parallel noch ein bisschen weiterschreiben. Das Deutschlandspiel am Samstag gibt es dann ja vermutlich auf der Leinwand in der Lounge – da sieht das dann anders aus. Und da kommt dann auch das passende Trikot zum Einsatz … 🙂

Tja, und so endet dann auch der dritte Tag dieser doch recht kurzen Reise auf der Donau – ich kann aber schon jetzt sagen, dass es da eine Wiederholung geben wird. Vermutlich auf einem anderen Fluss, aber wahrscheinlich doch wieder mit A-ROSA … hier gefällt es mir einfach!