Es ist 6.30 Uhr, ich wache auf, die Sonne scheint in meine Kabine. Wir haben Rotterdam fast erreicht und beschäftigen uns jetzt in den nächsten 1 ½ Stunden mit dem „Einparken“. Dem Wetterbericht zu Folge soll ein es ein schöner Tag mit bis zu 20°C werden – aber so langsam wird es ja auch Zeit, dass wir dem Winter entfliehen.

Ich schalte mal kurz ins Morgenmagazin … habe ich zumindest vor. Hm, warum läuft das denn nicht? Und dann fällt es mir ein – heute ist ja Christi Himmelfahrt und damit ein Feiertag. Das haben gestern übrigens auch viele derjenigen gemerkt, die einen Ausflug nach Amsterdam gebucht haben und heute vor verschlossenen Geschäften stehen werden.

Mein Plan sieht hingegen vor, heute Vormittag das Wetter auszunutzen und mich ein bisschen in die Sonne zu legen, heute Nachmittag findet dann ja die „Sternstunde mit dem General Manager“ statt, von der wir bislang nur wissen, dass wir uns um 13.45 Uhr im Theatrium mit „wetterangepasster Kleidung“ treffen und zwischen 16.00 Uhr und 18.00 Uhr im Shuttleverkehr zurück zum Schiff kommen – was dazwischen passiert, ist noch geheim.

Und da wir hier overnight liegen, sollte sich heute Abend die Gelegenheit ergeben, mit dem Taxi zum „Euromast“ zu fahren, einem Aussichtsturm im Hafen, von dem aus man die illuminierte AIDAprima, die direkt gegenüber angelegt hat, eigentlich recht gut fotografieren können sollte. Und wie ich höre, soll heute Abend auch der Testlauf für die Lichtershow am Taufabend stattfinden – das wäre natürlich traumhaft.

Bis es soweit ist, haben ich ja aber noch etwas Zeit und so gehe ich mal schnell ins Bad bevor ich für ein kleines Frühstück in die AIDA Lounge wechsele. Zwei halbe belegte Baguettes, ein Croissant und ein Cappuccino müssen heute mal reichen. Und gleichzeitig nutze ich die Zeit und schreibe ein bisschen was zu dieser Reise auf.

Ach ja, das gleiche Frühstück würde es für Nicht-Suitenbewohner übrigens auch geben … im Pier 3 Market finden sich ja auch belegte Baguettes und Croissants, hier müsste man dann lediglich den Cappu bezahlen. Und könnte nicht draußen sitzen – es sei denn, man nimmt es einfach in der Lunchbox mit auf die Kabine. Wäre für mich bei guten Wetter in einer Verandakabine in jedem Fall eine Alternative.

Ich gehe jetzt zumindest erst einmal in die Sonne, schaue mal auf dem FKK-Deck vorbei und verbringe so noch mal ein paar Stunden „Urlaub“, ganz ohne Handy und Notebook. Und das Wetter ist traumhaft hier oben. Praktisch windstill und in der Sonne eigentlich schon zu warm. Dafür besteht heute erstmals die Möglichkeit, den Whirlpool (ist übrigens für maximal 12 Personen ausgelegt) zu nutzen – kein Netz und kein „Desinfektionsschild“ hindern mich daran. Jetzt müsste der nur noch ein bisschen wärmer sein … 😉 Aber das ist ja keine neue Erkenntnis, dass AIDA gern mal an der Temperatur in den Whirlpools spart – warum auch immer …

Bevor ich zurück in meine Kabine gehe, um mich für die „Sternstunde“ fertig zu machen, gehe ich noch mal kurz auf die Toilette – die gibt es inzwischen ja hier oben. Und stehe kurz vor einer Panikattacke. Was ist passiert? Nun, zunächst läuft alles so wie gedacht – aber dann will ich die Tür wieder aufschließen, drehe am Riegel – und nichts passiert. Also „nichts“ stimmt nicht so ganz – das Teil, was ich in der Hand habe, dreht sich schon – Runde um Runde. Nur scheint es keine funktionierende Verbindung zur Verriegelung (mehr) zu geben – die Tür bleibt zu.

Sch … so schön es ist, dass hier oben jetzt Toiletten sind – so schlecht ist es, dass außer mir im Moment niemand mehr hier oben ist … alle anderen sind vermutlich zum Mittagessen entschwunden. Von daher würde auch Klopfen nicht wirklich weiterhelfen. Mein Handy liegt in der Tasche auf der Liege und auch sonst habe ich nicht wirklich etwas bei mir, was jetzt hier weiterhelfen könnte. Die einzige Kommunikationsverbindung nach außen scheint der Rauchmelder zu sein – aber der reagiert halt nur auf Rauch und Temperatur. Beides ließe sich zwar zur Not mit Toilettenpapier erzeugen – aber halt nicht ohne Feuerzeug.

Bleibt also nur die Hoffnung, dass auch diese Toilette mal gereinigt wird und ich mitbekomme, wenn der Toilettenreiniger vorbeischaut. Und während ich mich umschaue, ob ich nicht doch noch etwas finde, was mir jetzt irgendwie weiterhelfen könnte, versuche ich immer wieder mal die Tür zu öffnen – vielleicht geht’s ja doch irgendwann. Geht es aber nicht … bis auf den Moment, in dem ich – warum auch immer – mal nach links drehe. Da hat was geklackert. Ich drehe danach noch mal nach rechts – und siehe da: der Riegel schiebt sich zurück als ob er noch nie etwas anderes gemacht hätte.

Was auch immer der Grund für diese Fehlfunktion war – ich konnte sie (bei geöffneter Tür!) nicht noch einmal nachstellen. Der Riegel hat immer gemacht, was er sollte. Von daher fällt das wohl in die Kategorie „Dumm gelaufen“. Aber ist ja alles noch mal gut gegangen.

Zurück auf der Kabine berichte ich der Rezeption von dem Problem – ich bin mir nicht sicher, ob sie mir geglaubt oder das in der Kategorie „Zu doof, eine Tür zu öffnen“ abgelegt hat. Wie auch immer – in den kommenden zwei Tage gehe ich ein Deck tiefer auf die Toilette.

Wobei mir gerade einfällt, dass ich von der auch noch berichten wollte – die Herrentoilette vor dem Beach Club auf Deck 15 ist nämlich eine kleine Fehlplanung – das merkt man allerdings erst, wenn es zu spät ist: eines der Urinale ist nämlich so montiert, dass beim Öffnen der Eingangstür (und durch die Sensoren öffnet sich die komplett und bleibt dann etwa zehn Sekunden offen stehen) jeder, der draußen vorbeigeht, einen unverstellten Blick auf dieses Urinal hat. Und halt nicht nur auf das Urinal … 😉

Aber sprechen wir lieber von der Sternstunde. Um 13.45 Uhr treffen wir uns hierzu im Theatrium auf Deck 6 – wobei „wir“ auf dieser Reise mehr als 200 „Grüne und Goldene“ sind. Für uns stehen mehrere Reisebusse vor dem Schiff bereit, die uns in die Altstadt von Rotterdam bringen – genauer gesagt ins „Wereldmuseum“.

Hier werden wir von unserem General Manager Konstantin Burkämper und seinem Team mit einem Gläschen Sekt und kleinen Häppchen begrüßt, haben vom Balkon des Museums einen schönen Blick auf die AIDAprima und können die aktuell laufende Ausstellung über „Afrika“ besuchen.

Und da wir uns direkt in der Altstadt befinden, kann man den Aufenthalt auch gleich noch für einen kleinen Bummel nutzen – das Wetter lädt ja geradezu dazu ein. Zurück zum Schiff geht es dann mit den regelmäßig fahrenden Shuttlebussen oder individuell.

Ich entscheide mich für die Rückfahrt per Shuttlebus, stelle bei Rückkehr in meiner Kabine fest, dass man meine Abwesenheit genutzt hat, um zwei große Strahler in einer wasserfesten Hülle auf meiner Veranda zu installieren und hoffe, dass ich heute Abend vom Euromast aus ein schönes beleuchtetes Schiff sehen kann.

An der Touristeninformation am Hafen habe ich inzwischen auch herausfinden können, dass es verschiedene Möglichkeiten gibt, um vom Schiff zum Euromast zu kommen: zu Fuß (soll rund 30 Minuten dauern), mit dem Taxi, mit der Metro (die Station „Wilhelminaplein“ befindet sich direkt am Cruise Terminal und mit Umstieg in „Beurs“ kommt man zu den Stationen „Dijkzigt“ bzw. „Coolhaven“, die sich in der Nähe des Euromast befinden) oder – und das ist mein Plan – mit dem Wassertaxi, das direkt vom neben dem Schiff befindlichen Hotel „New York“ bis zum Euromast fährt. Mal schauen, ob das dann nachher auch so klappt.

In diesem Zusammenhang kann ich dann übrigens auch gleich was zum Liegeplatz der AIDAprima sagen – wir liegen hier mehr oder weniger direkt in der Innenstadt am Cruise Terminal (also nicht wie befürchtet irgendwo im Containerhafen), so dass man kurze Wege in die Altstadt hat. Das Terminal ist von mehreren Hochhäusern umgeben (ich hatte irgendwie gar nicht vor Augen, dass Rotterdam so etwas wie eine Skyline hat), was allerdings auch den Nachteil hat, dass auf diesem Liegeplatz kein Fernsehempfang möglich ist – die Satelliten werden schlichtweg durch die Gebäude abgeschirmt.

Und was auf den ersten Blick gar nicht so dramatisch erscheint (muss man denn ständig Fernsehen gucken?), wird hier an Bord und auch schon auf Facebook sehr intensiv diskutiert (das EM-Spiel Deutschland gegen Polen findet beispielsweise an einem Donnerstag (16. Juni) statt – und das hat einen Kommentator auf Facebook bereits dazu veranlasst, diese Reise zu stornieren).

Gegen 19.30 Uhr will ich mich auf den Weg zum Euromast machen (der Sonnenuntergang ist nach Rückfrage bei Siri um 21.14 Uhr), damit ich genügend Zeit habe, vorher und nachher zu fotografieren – außerdem weiß ich nicht, wie groß da aufgrund des Feiertages heute der Andrang ist.

Und so gehe ich nur kurz einige Tapas essen bevor ich mich auf den Weg zum Hotel New York mache, um mal zu schauen, ob das mit den Wassertaxen da so funktioniert wie gedacht.

Und direkt neben dem Hotel finde ich dann auch die „Watertaxi“-Station. Ich frage kurz nach einem Wassertaxi zum Euromast und werde gebeten, kurz zu warten. Es dauert keine fünf Minuten bis ein leeres Boot, gelb-schwarz lackiert, angefahren kommt. Der Fahrer bittet mich einzusteigen und Platz zu nehmen – und schon geht es los. Er schiebt den Gashebel nach vorn und das Boot legt los. Und genauso wie das schreibe, meine ich das auch: mit rund 50 km/h schießt das Boot einmal quer über den Fluss – und keine drei Minuten später stehe ich am Fuß des Euromast. Wow – das hatte was. Schneller kann man da nicht hinkommen. Ist allerdings nicht ganz billig: kostet 11,40 € – bei mehreren Personen (bis zu acht Personen passen in das Wassertaxi) relativiert sich das dann natürlich.

Und schon wieder stellen sich verschiedene Fragen. Ich will da ja jetzt hoch und später, wenn es dunkel ist, noch einmal. Der Sonnenuntergang ist um 21.14 Uhr, der letzte Aufzug fährt um 21.45 Uhr. Das sollte ja passen. Ich frage also mal an der Kasse, wie das hier so geht – und siehe da, das ist viel einfacher als gedacht. Ich kaufe ein Ticket für 9,50 €, kann damit den Turm betreten und mich dann im Turm frei bewegen. Beim Verlassen am Ausgang wird das Ticket erneut eingelesen und damit entwertet – und so lange ich nicht nach draußen gehe, ist alles gut.

Ein wichtiger Hinweis für diejenigen, die das vielleicht nachmachen wollen: an der Kasse des Euromast werden ausschließlich (!) Kartenzahlungen akzeptiert – das Bargeld hat man hier schlichtweg abgeschafft. Von daher gilt: Ohne Karte kein Ticket – so einfach ist das hier.

Es ist jetzt 19.30 Uhr – von daher bleibt wie geplant ausreichend Zeit für Fotos. Ich fahre also zunächst mal mit dem Aufzug nach oben. „Oben“ heißt in diesem Fall die erste Plattform auf etwa 100 m. Ich schaue von hier auf die AIDAprima – und sehe nur die vordere Hälfte, da die hintere von einem Hochhaus verdeckt wird.

Mist, so war das nicht geplant. Aber es geht ja noch höher – eine Treppe führt auf 112 m. Aber auch von dort ist nicht das ganze Schiff zu sehen. Bleibt also nur noch der „Euroscoop“, eine sich rotierende, verglaste Gondel, die sich die obere Hälfte des Mastes bis auf 185 m nach oben schraubt. Und jetzt geht der Plan auf – von hier hat man geschätzt 30 km Sicht in alle Richtungen. Und auch auf AIDAprima …

Und so mache ich die ersten Fotos aus der Gondel bevor ich wenige Minuten später wieder auf der 112 m hohen Plattform bin. Es ist kurz vor acht, bis zum Einbruch der Dunkelheit bleiben also noch etwa 1 ½ Stunden. Aber zum Glück kann man mit Smartphones ja nicht nur telefonieren – und so lese ich in der Kindle-App in meinem Buch an der Stelle weiter, an der ich heute Mittag in der Sonne auf dem Kindle aufgehört habe.

Gegen 21.00 Uhr wird es dann Zeit für weitere Fahrten – ich steige erneut in die Gondel ein und mache die nächsten fünf Fahrten mit. Der Gondelführer lässt mich dankenswerterweise immer gleich vom Ausgang zum Eingang durch und so kann ich ausgiebig den Sonnenuntergang und die inzwischen illuminierte AIDAprima fotografieren. Mal schauen, wie die Bilder durch die Glasscheibe denn so geworden sind.

Gegen halb zehn verlasse ich den Mast und mache mich auf den Rückweg. Da ich gern noch einige Bilder vom dem Schiff gegenüberliegenden Ufer machen würde (also von dort, wo wir heute mit der Sternstunde waren), entscheide ich mich, den Rückweg zu Fuß zurückzulegen. Ich hoffe, dass ich da nicht versehentlich in eine „No-Go-Area“ gerate – aber irgendwie sieht es nicht danach aus. Und geht eigentlich auch ganz easy. Wenn man mal davon absieht, dass sich knapp 3 km dann halt doch ziehen.

Dafür werde ich am Hafen mit einem tollen Blick auf die AIDAprima belohnt – und inzwischen ist auch von Zeit zu Zeit die Beleuchtung für die Taufe, die ja heute Abend getestet werden sollte, zu sehen. Und ab hier bin ich auch nicht mehr allein unterwegs – hier stehen einige Passagiere mit ihren Kameras am Ufer und halten die Szenerie auf ihren Speicherkarten fest.

Ich mache also noch einige Fotos und gehe dann über die Erasmusbrücke zurück zum Schiff. Hier gibt es jetzt noch eine Currywurst an der Scharfen Ecke (inzwischen weiß der Würstchengriller auch, dass ich das Teil gern extra-scharf esse) und zwei alkfreie Hefeweizen an der Casino Bar – irgendwie habe ich nach dem Fußmarsch dann doch etwas Durst.

An der Bar werde ich dann auch gleich wieder in die Diskussion des Tages an Bord verwickelt – der ausgefallene Fernsehempfang. Wie wichtig ist das den Menschen hier eigentlich? Und anstelle den Fakt mal zur Kenntnis zu nehmen, dass der Empfang aufgrund baulicher Gegebenheiten hier gestört ist (wenn ich die Satellitenschüssel zu Hause hinter den Schornstein montiere, klappt das ja auch nicht), werden hier Verschwörungstheorien vom Allerfeinsten aufgestellt: das wäre ja alles von AIDA so eingefädelt, um den Umsatz an den Bars zu steigern … ohne Worte. Bei so viel Beratungsresistenz helfen auch die besten Erklärungen nichts mehr …

Aber wo ich schon mal im Casino bin, kann ich auf dem Rückweg ja auch gleich meinen Gewinn mitnehmen, den ich auf den Rubbellosen freirubbeln konnte (dafür, dass die nix gekostet haben, sind 10 € ja schon mal nett) und lasse mir mein Guthaben aus der Casino App auszahlen (und auch das ist erfreulicherweise um fast 100 € mehr geworden).

Zurück in der Kabine kopiere ich noch schnell die Fotos auf das Notebook bevor ich dann ins Bett verschwinde – zum Einschlafen schaue ich noch die Wiederholung der Prime Time … die anderen Fernsehprogramme gehen ja nicht … 😉 Und lache mich jetzt noch schlapp über einen von Stephan produzierten „Werbespot“ aus Japan: Stephan sitzt mit einem Snickers in der Hand am Hafen, im Hintergrund die AIDAprima. Kommentar aus dem Off: „Snickers – wenn’s mal wieder länger dauert!“

Jetzt bin ich wieder wach … naja, dann kann ich auch noch ein bisschen lesen. Morgen steht ja nix Besonderes an …

Weiterlesen: 6. Mai 2016: Seetag – auf dem Weg zur Taufe