Um kurz nach 6 Uhr wache ich auf – und stelle fest, dass meine Entscheidung, den heutigen Tag an Bord zu verbringen, wohl die richtige ist: beim Blick aus dem Fenster sehe ich nichts. Nur Wasser und Nebel. Naja, das ist hier ja wohl auch irgendwie normal.
Von daher bleibe ich noch ein bisschen im Bett bevor ich dann einmal das „Suitenfrühstück“ im Buffalo Steak House teste. Denn in der Tat gibt es an Bord vier verschiedene Optionen, zu frühstücken:
Suitengäste können im Buffalo Steak House frühstücken (so wie auf den anderen Schiffen auch) – und hier gibt es dann auch bekannte Minutensteak und frisch gepressten Orangensaft. Und den gibt es übrigens ausschließlich hier. Ach ja – bei schönem Wetter hat das Buffalo natürlich noch einen unschätzbaren Vorteil: es hat einen Außenbereich und man kann von daher im Freien frühstücken.
Gäste der Clubstufe „Gold“ werden auf der AIDAprima in das „French Kiss“ verwiesen, erhalten hier aber auch das gleiche Frühstück – allerdings ohne die Option eines Minutensteaks und ohne frisch gepressten Orangensaft. Hier gibt es nur das Mischgetränk, das auch in den Buffetrestaurants gereicht wird. Das ist dann in der Tat eine kleine, aber nicht unwichtige Abwertung gegenüber dem Frühstück auf den anderen Schiffen, bei denen das Suiten-/Clubfrühstück kombiniert serviert wird.
Neu ist auf dem Schiff, das zukünftig (wenn die Zahl der „Goldenen“ an Bord wieder das Normalmaß angenommen hat) grundsätzlich jeder Passagier die Möglichkeit haben wird, ohne Aufpreis im French Kiss zu frühstücken – man muss nur vorher einen Tisch reservieren. Die Kaffeespezialitäten gibt es dann zwar nur gegen Aufpreis – der Rest soll aber identisch sein. Was de facto natürlich einer weiteren Abwertung des Clubfrühstücks entspricht – denn außer dem kostenlosen Cappuccino oder dem Glas Sekt ist dann hier nichts mehr exklusiv. Von daher wäre es vielleicht auch eine Anregung für AIDA, den Clubgästen zukünftig die Wahl des Restaurants freizustellen und die Kaffeespezialitäten dort kostenfrei anzubieten – dann kann jeder für sich wählen, ob er lieber ins French Kiss geht oder bei schönem Wetter vielleicht doch eher im Weite Welt Restaurant im Freien sitzen will.
Und wo geht der „normale“ Passagier frühstücken, der nicht ins „French Kiss“ geht? Ganz einfach: in jedes andere Restaurant an Bord. In allen anderen Restaurants (das Rossini ausgenommen) wird das Frühstück in Buffetform angeboten. Wobei sich das noch nicht überall herumgesprochen hat – während das Markt- und Weite Welt Restaurant eher gut besucht sind, finden sich im Brauhaus beispielsweise massig freie Plätze. Aber auch das wird sich mit der Zeit sicherlich einspielen. Ach ja – die Kaffeespezialitäten aus dem WMF-Automaten zur Selbstbedienung gibt es auch überall – freilich aber nur unter Einsatz der Bordkarte.
Um es aber noch mal deutlich zu sagen: auch die letzte der vier Optionen ist keine schlechte. Die Auswahl kann es nach wie vor mit den meisten Hotels an Land locker aufnehmen – und auch auf dem heimischen Frühstückstisch wird wohl selten eine vergleichbare Vielfalt zu finden sein.
Nach einem ausgiebigen Frühstück (dafür fällt nachher der Lunch aus) gehe ich direkt an meinen neuen Lieblingsplatz an Bord, die AIDA Lounge und befasse mich bei einem weiteren Cappuccino mit diesem Buch. Zwischenzeitlich haben wir auch in Southampton festgemacht und warten auf die örtlichen Behörden für den Facecheck. Und da es jetzt bereits kurz vor halb zehn ist, werden zumindest diejenigen langsam unruhig, die individuell einen Zug nach London gebucht bzw. ein Ticket im Voraus für das Londoner Riesenrad „London Eye“ gekauft haben. So lange der Ausflug nach London mit dem AIDA-Ausflug im Reisebus auch dauert – das Risiko bei individueller Organisation (auch wenn die Fahrt mit dem Zug deutlich schneller und bequemer ist) ist nicht unbeträchtlich. Ggf. ist der Wochenendtrip nach London von zu Hause aus mit dem Flieger dann doch die beste Option …
Das Wetter ist weiterhin nur mäßig gut, so dass ich beschließe, kurz in die Sauna zu gehen. Dort hat man allerdings kurzfristig das Wasser für Wartungsarbeiten abgestellt (allerdings ohne das dort jemandem mitzuteilen, was zumindest bei denjenigen zu Irritationen sorgt, die gerade aus der Sauna kommen), so dass ich meinen Plan auf später verschiebe und erst einmal zurück in die AIDA Lounge gehe. Wie sagte mal jemand Schlaues: „Jeder Gang macht schlank.“
Ich nutze dann auch gleich die Gelegenheit und bestelle für morgen mal mein Frühstück auf die Suite – denn in der Tat gibt es noch eine fünfte Option an Bord zu frühstücken. Diese ist allerdings den Suitengästen vorbehalten, könnte bei schönem Wetter aber eine echte Option sein: Frühstück auf der eigenen Veranda.
Ich gehe gemeinsam mit dem Concierge die umfangreiche Speisekarte durch und stelle mir mein „Wunschfrühstück“ zusammen – Anlieferung zwischen 8.00 Uhr und 8.30 Uhr. Bis dahin sollte dann mit etwas Glück die Sonne scheinen, so dass man draußen sitzen kann.
Nach dem Mittagessen, das ich heute ausfallen lassen bzw. mit etwas Obst ersetze, das ich in meiner Suite im frisch aufgefüllten Obstteller vorfinde (leider wird auch der Pralinenteller daneben immer wieder gefüllt), versuche ich erneut mein Glück im Saunabereich – und siehe da: das Wasser fließt wieder, die Whirlpools sind mal nicht abgedeckt und auch einigermaßen warm. So langsam wird’s. Wenn jetzt noch die Duschen warmes Wasser liefern würden, wäre es perfekt.
Mein nächster Termin wäre jetzt eigentlich das „exklusive Suitentreffen“ in der Spray Bar – ich entscheide mich allerdings dazu, hierauf zu verzichten (ist mir irgenwie zu „exklusiv“) und stattdessen schon mal einen guten Platz im Theatrium zu suchen, um mir die Preview der neuen Exklusiv-Show der AIDAprima „Crystal Ball“ anzusehen.
Und da wird in der Tat aufgefahren, was das Theatrium an Technik hergibt: die LED-Kugel an der Decke (wiegt übrigens fast eine Tonne) kommt genauso zum Einsatz wie die beiden LED-Wände, die jetzt aus jeweils neun Elementen bestehen und sich auch nach oben bewegen lassen sowie die „Aufzüge“ für die Artisten. Und – ebenfalls erstmals auf einem AIDA-Schiff im Einsatz: eine Wasserschale mit rund 1.000 Litern Inhalt, die für einen kleinen Unterwasserauftritt genutzt wird. Die Musik trifft meinen Geschmack allerdings nicht wirklich – aber das wird jeder für sich natürlich anders empfinden
Im Anschluss daran schaue ich mir noch Stephan’s Prime Time an bevor ich dann mal das East Restaurant einem Test unterziehe. Hier hat man Anleihen bei Mein Schiff genommen und ebenfalls eine Wok-Station eingeführt, die sich hier „Teppanyaki Grill“ nennt. Man nimmt sich die gewünschten Zutaten (Rinderfiletstreifen, Schweinenacken, Hähnchenbrust, Krabben, Tintenfisch, Chinakohl, Paprika, Bambussprossen, …) vom Buffet und lässt diese dann frisch zubereiten und mit Reis servieren – und was soll ich sagen: einfach lecker (und soll ja auch irgendwie gesund sein). Während der Zubereitung muss man übrigens nicht warten, sondern erhält – wie an der Burgerstation im Fuego – einen dieser blinkenden und vibrierenden Pager.
Ein ähnliches System wird hier übrigens für eine Suppe angeboten. Man sucht sich die gewünschten Zutaten aus, lässt diese kurz anbraten und dann als Suppe servieren. Das hab’ ich jetzt zwar nicht probiert, sieht aber interessant aus.
Kleines Schmankerl in diesem Zusammenhang: in den großen schwarzen Behältern, in denen in anderen Restaurants die Suppen serviert werden, befinden sich hier zwei Saucen für die Teppanyaki-Gerichte: „Soja-Teriyaki-Sauce“ und „Süß-Sauer Sauce“. Vermutlich aus „gegebenem Anlass“ befindet sich hier aber noch ein weiteres Schild: „Dies sind keine Suppen, es sind zwei Saucen für Ihre Gerichte vom Teppanyaki-Grill!“
Das kann man also schon mal zusammenfassend sagen: bezüglich des Essens gibt es hier nichts zu bemängeln. Man hat das gute Angebot der anderen Schiffe nicht nur beibehalten, sondern entsprechend ausgebaut. Hier sollte jeder in der Tat etwas finden, was nach seinem Geschmack ist – die Auswahl ist in jedem Fall da. Und auch in Bezug auf überfüllte Restaurants ist nach meinem Gefühl eine deutliche Verbesserung eingetreten – durch die größere Anzahl an Restaurants, die Möglichkeit, in fast allen Restaurants Plätze zu reservieren (und seit heute geht das auch über das Bordportal) und teilweise ausgedehntere Öffnungszeiten hat sich die Lage hier deutlich entspannt. Aktuell sind rund 3.000 Passagiere an Bord – also auch von daher lässt sich da durchaus schon von Echtbetrieb sprechen.
Bevor ich mich dann in Richtung meiner Kabine begebe, nutze ich noch einmal die neuen Möglichkeiten an Bord und statte dem Organic Spa noch einen Besuch ab – und die Abendstimmung hier hat schon was. Das Außendeck ist schön illuminiert, die Saunen sind bei den Aufgüssen nicht überfüllt (besser gesagt, wir sind zu Zweit in der Sauna) – das hat was. Und da praktisch niemand auf seinem Balkon sitzt, ist auch niemand da, der sich an den Nackedeis im Whirlpool stören könnte …
Im Übrigen höre ich, dass man das Konzept mit den Tageskarten wohl noch einmal modifizieren will. Anstelle der Tageskarten soll es zukünftig so eine Art „Zeitkarten“ geben, d.h. man bucht sich entweder für den Vormittag, den Nachmittag oder den Abend ein – wobei ich zu den Preisen noch keine Informationen erhalten habe. Die Wochenkarte für 99 € soll aber weiterhin im Angebot bleiben – und die stellt für mich auch die einzige vernünftige Alternative dar, da ich schlichtweg im Vorfeld einer Reise nicht weiß, zu welchen Zeiten ich den Bereich nutzen möchte … das hängt einfach von zu vielen Faktoren ab (Wetter, Lust, Laune, Freunde, parallele Veranstaltungen an Bord, …). Für eine gewisse „Entspannung“ kann das neue Modell allerdings schon sorgen – so lange die Zahl der verkauften Karten wie aktuell auf 115 begrenzt ist, ist die Zahl derjenigen, die den Organic Spa auf einer Wochenreise niemals von innen sehen können, halt doch ziemlich groß.
Zurück auf meiner Kabine finde ich dann noch Post … die Media Managerin schreibt mir und fragt an, ob ich morgen als Gast gemeinsam mit Feliks Büttner (das ist der Künstler, der den Kussmund entworfen hat) in Stephan’s Prime Time kommen mag und mich mit den beiden ein bisschen über AIDA unterhalten mag. Hm, das hatte ich auch noch nicht – da muss ich bis morgen mal drüber nachdenken, ob ich das wirklich will …
Weiterlesen: 3. Mai 2016: Le Havre (Frankreich)