Der bereits für die letzte Nacht avisierte Seegang ist mehr oder weniger ausgeblieben und auch heute morgen werde ich nicht wirklich von Wellenschaukeln geweckt, sondern vielmehr von der Sonne, die mit aller Kraft in die Kabine scheint.

Ich entscheide mich daher für ein frühes Frühstück im Yacht Club, um es mir anschließend am Pooldeck auf einer der vielen Liegen gemütlich zu machen. Und vielleicht ist das jetzt auch die richtige Gelegenheit, um das Pooldeck mal ein bisschen vorzustellen.

Zentraler Mittelpunkt des Pooldecks ist – das wird jetzt nicht überraschen – der Pool. Dieser verdient seinen Namen durchaus zu Recht, bietet er mit einer Länge von etwa 15 m doch durchaus die Möglichkeit, auch ein bisschen zu schwimmen und nicht nur zu planschen wie dies beispielsweise auf den Schiffen der AIDA-Sphinx-Klasse der Poolgestaltung geschuldet ist. An einen 25-m-Pool wie bei den Neubauten von TUI ab der Mein Schiff 3 kommt aber auch dieser Pool nicht heran. Gefüllt ist der Pool im übrigen mit Meerwasser, allerdings auf angenehme 29°C temperiert.

Rund um den Pool befinden sich dann etwa 50 Liegen sowie mehrere Sitzgelegenheiten, teils im Loungestil, teils im Barstil sowie teilweise auch in Form von Tischen und Stühlen. Die Liegen sind dabei mit einer sehr bequemen Auflage versehen, ein gerolltes Poolhandtuch liegt auf jeder Liege bereit. Zwischen den Liegen befinden sich kleine Tischchen als Ablagemöglichkeit bzw. für die Getränke, die vom Service am Platz serviert werden.

Oberhalb des Pooldecks befindet sich eine umlaufende Galerie, die ebenfalls rundum mit Liegen ausgestattet ist, wobei sich an der Stirnseite zusätzlich sechs Daybeds befinden. Außerhalb der Galerie befinden sich, genau wie auf dem eigentlichen Pooldeck, weitere Liegen im Freien, die – je nach Lage – teilweise in der Sonne als auch im Schatten liegen (somit stehen hier durchaus ausreichende Schattenplätze zur Verfügung, was insbesondere auf den AIDA-Schiffen immer wieder mal bemängelt wird).

Das Glasdach über diesen beiden Decks kann dabei teilweise oder vollständig geöffnet werden, so dass – entsprechendes Wetter vorausgesetzt – die Decks als Freidecks genutzt werden können.

Auf dem Pooldeck selbst befindet sich dann zum einen noch die Poolbar, die auch den „Am-Platz-Service“ auf dem Pooldeck sicher stellt, als auch eine zusätzliche Theke, an der morgens ein Frühaufsteher-Frühstück gereicht wird, tagsüber Eistee, Wasser und Obst zur Verfügung steht und die nachmittags ab 15.00 Uhr zur legendären „Waffel-Station“ wird.

Und während ich hier so liege und meinen Cappuccino trinke, dabei in meinem Buch lese, fällt mir einer der ganz großen Vorteile der Europa 2 ins Auge … hier gibt es keine Hektik. Alles geht ruhig von statten, es drängeln sich keine Menschenmassen auf einem überschaubar großen Pooldeck in der Sonne, man merkt einfach, dass der Platz pro Passagier um ein Vielfaches größer ist als auf den Schiffen der TUI- oder gar AIDA-Flotte. Zugegeben, den muss man sich hier natürlich mit einem Reisepreis erkaufen, der ebenfalls um ein Vielfaches über den Preisen von TUI oder gar den Vario-/Justpreisen von AIDA liegt. Ob es das Wert ist, ist dabei eine individuelle Entscheidung, die jeder für sich treffen muss. Bei vergleichbarer Reiseroute würde ich persönlich jedenfalls unter Berücksichtigung des Preis-/Leistungsverhältnisses eine Kreuzfahrt mit TUI Cruises vorziehen.

Doch zurück zu meinem heutigen Tag. Nachdem die Sonne meine Liege jetzt vollends ins Visier genommen hat und ich nach wie vor noch leicht an der Sonneneinstrahlung der vergangenen Tage „leide“, wechsele ich meinen Platz gegen einen Schattenplatz auf der anderen Seite des Pooldecks. Unnötig zu erwähnen, dass hier irgendwie immer irgendwo freie Liegen zur Verfügung stehen …

Und kaum habe ich mich drüben häuslich eingerichtet (also mein Handtuch auf der Liege ausgelegt), stelle ich beim Blick auf die gegenüberliegende Seite fest, dass meine bisherige Liege bereits wieder im Ursprungszustand mit entsprechend aufgerichteter Lehne an ihrem Platz steht und ein frisches gerolltes Handtuch für den nächsten Gast auf der Liege bereitliegt. Aber auch das gehört hier eben zu einem 5-Sterne-Plus-Service dazu …

Gegen Mittag schaue ich dann mal in unserer Kabine vorbei, rüste mich für einen Besuch in der Sauna und verlagere mich mit meinem Zeitschriftenabo von readly.de auf das Saunaaußendeck.

Und das erlaubt dann auch die Beantwortung der Frage, die mir jemand mal auf facebook gestellt hatte – nämlich ob es sich hier um einen FKK-Bereich handelt. Nun, im Gegensatz zu TUI, die den Bereich auf der Mein Schiff explizit als „Nicht-FKK-Bereich“ kennzeichnet und um einen Bademantel oder das Umlegen eines geeigneten Handtuchs bittet, ist dies hier so deutlich nicht ersichtlich. Und es geht auch aus sonstigen Unterlagen nicht wirklich hervor. Und genauso wird das Deck auch genutzt. Man sieht vereinzelt Passagiere in Badekleidung, manche mit Bademantel oder Handtuch und andere wiederum ohne Textilien. Auf neudeutsch – und so wird es ja auch in immer mehr Thermen in Deutschland bereits gehandhabt – heißt das dann wohl „Clothing optional“. Also jeder, wie er will und wie er sich wohlfühlt. Soweit also zur Praxis an Bord – ob man sich das ursprünglich so gedacht hat oder ob man das so handhabt, weil es funktioniert, kann ich allerdings nicht sagen.

Ich verbringe die nächsten Stunden dann abwechselnd in der Sauna, im Whirlpool (auch dieser wird übrigens teilweise mit und teilweise ohne Badekleidung genutzt – unterliegt also dem gleichen Prinzip) oder auf dem Außendeck, mal in der Sonne und mal im Schatten, bevor ich mich gegen 15.00 Uhr entscheide, doch eine Kleinigkeit zu Mittag zu essen.

Die Restaurants haben inzwischen (mit Ausnahme der Grillstation des Yacht Club) inzwischen jedoch bereits geschlossen, so dass ich mich mal wieder für den Room- äh, Suitenservice entscheide und mir ein Wiener Schnitzel mit Pommes und Salat (also mal was ganz „Normales“) auf die Veranda liefern lasse. Und das ist übrigens eines der Dinge, die ich bei TUI und bei AIDA echt vermisse … also nicht das Schnitzel, sondern den Kabinenservice.

Den restlichen Nachmittag verbringe ich dann mit Nichtstun. Das Wetter fängt so ein bisschen an zu schwächeln, die Sonne weicht der einen oder anderen Wolke (wobei es dabei aber nicht wirklich kälter wird), die See beginnt sich leicht im Wind zu bewegen (aber wirklich nur leicht) und ich liege mit Musik am Ohr auf der Veranda und genieße es, einfach mal gar nichts zu tun.

Zwischendurch begleitet uns eine Delfinschule ein Stück auf unserem Weg – etwa 20 dieser Flipper springen parallel zu uns durch den indischen Ozean (kommen aber nicht ganz auf unsere 18 Knoten, so dass sie ihre Verfolgung irgendwann einstellen).

Und dann wird es 19.30 Uhr – Zeit fürs Abendessen. Auch heute entscheiden wir uns erneut für den Yacht Club, da wir hier die Flexibilität, die Auswahl, das relativ legere Outfit und – vor allem – die Option im Freien zu sitzen, dem Hauptrestaurant „Weltmeere“ vorziehen.

Die Spezialitätenrestaurants kommen dann in den restlichen Tagen noch mal zum Tragen – allerdings sind dort je Suite nur jeweils maximal zwei Reservierungen pro 14-Tages-Reise möglich, damit alle Passagiere in den Genuss der exquisiten Menüs kommen können. Und von daher sind wir erst morgen wieder an der Reihe, wenn es im Tarragon erneut zu Beef Tartar und (das haben wir vorbestellt) Châteaubriand kommt.

Nach dem Essen teilen wir uns dann ein bisschen auf – Dennis ist mit seinen Teenskollegen irgendwo an Bord unterwegs (meistens da, wo wir nicht sind) ;-), Arndt schaut mal bei der Touristik vorbei, um den Kreuzfahrturlaub für 2017 anzudenken, Birga sieht sich die Show im Theater an und ich setze mich an meinen Laptop, um mal in Ruhe das eine oder andere aufzuarbeiten, was in der vergangenen Woche so liegengeblieben ist …

Gegen Mitternacht beschließe ich dann aber auch den Abend, schaue noch die Aufzeichnung der tagesthemen im Bord-TV, um zumindest ein bisschen auf dem Laufenden zu bleiben, was zu Hause so passiert (kann es sein, dass die Temperaturen in manchen Teilen Deutschlands mit bis zu 17°C (!) für „die Jahreszeit als zu warm“ einzuschätzen sind?). Wenn das so weitergeht, kann ich an Weihnachten ja auch wieder zu Hause bleiben …

Morgen früh wollen wir dann gegen 6.00 Uhr den Lotsen aufnehmen und um 8.00 Uhr in Durban zum Landgang bereit sein – und da steht für mich dann das zweite Mal „Tiere gucken“ an. Dennis wird mich dieses Mal begleiten, während Birga und Arndt einen ausgedehnten Helikopterflug über die Drakensberg Mountains machen wollen. Schaun’ mer mal, wie’s wird …

29. Dezember 2015: Durban (Südafrika)