Stimmt nicht so ganz. Dennis hat die Kabine so leise verlassen, dass ich erst später wach geworden bin. Gut gemacht! 🙂
Da mein Ausflug um 11.00 Uhr an der Tenderpforte startet und bis gegen 16.30 Uhr geht, fällt natürlich das Mittagessen aus. Von daher entscheide ich mich für ein spätes Frühstück kurz vor 10.00 Uhr – das muss dann das Mittagessen mit abdecken.
Und so nutze ich die Möglichkeit, mein MacBook an den in der Kabine befindlichen Flachbildschirm mittels eines HDMI-Kabels anzuschließen und meine eigenen Filme gucken zu können, ohne den verhältnismäßig kleinen Bildschirm des iPad nutzen zu müssen. Und falls sich jetzt jemand fragt, ob ich denn immer ein HDMI-Kabel dabei habe … nein, natürlich nicht. Nur den Adapter für mein Notebook habe ich immer in der „Kabeltasche“ dabei. Das HDMI-Kabel hat mir ein Mitarbeiter der Bord-IT netterweise bis zum Ende der Reise ausgeliehen, nachdem ich an der Rezeption danach gefragt hatte.
Wie geplant gehe ich dann kurz vor 10.00 Uhr in den Yacht Club zu einem späten Frühstück, wobei es natürlich auch noch die Option gegeben hätte, nach 10.00 Uhr am sogenannten „Spätaufsteher-Frühstück“ in der Sansibar teilzunehmen – das wird dort bis 14.00 Uhr angeboten. Aber so spät ist es ja noch nicht … also gibt es jetzt so etwas wie „Brunch“ mit Weißwürstchen, Omelette, Speck – das wird dann bis heute Abend ja langen.
Unser Ausflug trifft sich um 11.00 Uhr an der Tenderpforte des Schiffes, da wir hier in Mosselbaai nicht direkt anlegen können, sondern mit den Tenderbooten (von manchen Passagieren auch als „Shuttle-Yachten“ bezeichnet) an Land gebracht werden. Und da der heutige Seegang hier praktisch nicht stattfindet, ist das auch bei weitem nicht so dramatisch wie beim letzten Mal in Lüderitz.
Etwa 15 Minuten dauert die Überfahrt bis nach Mosselbaai, wo wir bereits von den Mitarbeitern der Touristik in Empfang genommen und zu unseren Bussen geleitet werden. Für unseren Ausflug stehen zwei Busse bereit (die hier – trotz gleicher Fahrzeuglänge wie bei uns – nur 34 Sitzplätze aufweisen und dementsprechend bequem sind), mit denen wir mit Begleitung eines örtlichen Guides zum „Botlierskop Private Game Reserve“ fahren.
Rund 30 Minuten dauert die Fahrt, wobei wir das erste Stück der weltbekannten „Garden Route“ entlangfahren, bis wir irgendwann in Richtung des Reservates abbiegen.
Das Botlierskop Naturreservat ist mit etwa 3.000 ha ein im Verhältnis zu anderen Reservaten in Afrika eines der kleineren – was aber durchaus auch Vorteile hat. Die Wahrscheinlichkeit, Tiere zu sehen, ist dadurch natürlich größer – andererseits geht dadurch natürlich auch die Weitläufigkeit verloren. „Zoocharakter“, wie manche befürchtet haben, hat das Ganze aber definitiv nicht. Vielleicht sollte man das Ganze daher mal als „Safari light“ bezeichnen.
Nach Ankunft im Reservat werden wir zunächst mal wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt – wie überall, wo schon mal ein amerikanischer Tourist gewesen ist, muss auch hier eine Haftungsfreistellungserklärung unterschrieben werden. Frei nach dem Motto, man habe gewusst, dass es hier Löwen gibt, man habe auch gewusst, das Löwen Menschen töten können und von daher wisse man auch, dass man Pech haben und zum Opfer werden kann.
Und da nur diejenigen, die das Teil unterschreiben, weitergehen können, unterschreiben alle. Einen Unterschied macht es ja wahrscheinlich eh nicht – falls ein Löwe auf die Idee käme, das Raubtier raushängen zu lassen, fragt er sicher nicht vorher nach, ob man denn so ein Teil unterschrieben habe …
Aber soweit wollen wir es ja gar nicht kommen lassen – und wer weiß, ob wir hier überhaupt Löwen zu sehen bekommen. Da die ja bekanntermaßen bis zu 20 Stunden am Tag schlafen, ist das ja sowieso immer auch ein bisschen Glückssache. Aus Zoos kennt man das ja auch – man sieht die Jungs zwar, aber meistens liegen sie irgendwo apathisch in der Ecke. Hier würde man sie dann ggf. gar nicht sehen.
Wir betreten also das Empfangsgebäude des Reservates, das neben einem kleinen Souvenirshop auch ein Restaurant, eine Bar und – ganz wichtig – Toiletten beherbergt. Und da da unsere Pirschfahrt rund drei Stunden dauern wird, macht es sicher auch Sinn, diese jetzt noch mal zu besuchen. Zuvor gibt es jedoch noch ein Willkommensgetränk, wobei drei Säfte zur Auswahl stehen.
Und dann geht es auch schon los. Die Jeeps fahren zum Einsteigen vor. Das darf man sich so vorstellen, dass es sich um LKWs handelt, auf deren Ladefläche Sitzbänke montiert wurden. Fünf Reihen mit Platz für jeweils vier Erwachsene sind vorhanden, so dass maximal 20 Personen mit einem der Allradfahrzeuge gefahren werden können. Dieses wiederum wird durch einen Ranger des Reservats gefahren, der in dem nach hinten und oben offenen Führerhaus sitzt. Abgerundet wird das Fahrzeug durch eine Plane als Dach, so dass man nicht den ganzen Tag in der prallen Sonne sitzen muss – denn das würde wohl auch mit dem einen oder anderen Sonnenstich enden.
Für den Einstieg ist seitlich an dem Empfangsgebäude eine Plattform aus Holz montiert, so dass man direkt zu den Sitzbänken einsteigen kann – diese sind ja immerhin rund 1 – 1,50 m über dem Boden montiert.
Und los geht’s. Uns erwarten jetzt etwa drei Stunden Fahrt durch das Botlierskop Private Gate Reserve, bei dem wir mit etwas Glück fast alle Tiere der Gruppe der „Big Five“ sehen können – lediglich die Leoparden fehlen hier. Die Tiere bewegen sich dabei völlig frei innerhalb des Reservats und sind auch auf sich allein gestellt – sie werden weder versorgt noch bei Verletzungen oder Erkrankungen behandelt. Einzige Ausnahme sind die abgetrennt lebenden Löwen – diese werden gefüttert. Würde man sie gemeinsam mit den anderen Tieren halten, würden sie sich zwar selbst um ihre Nahrung kümmern, sie wären dann aber sehr bald die einzig übrig gebliebene Tierart hier im Reservat …
Unser Weg führt uns zunächst über eine zwar unebene, aber relativ flache Strecke in das Reservat. Und zur Einstimmung nähern wir uns auch alsbald einer Gruppe von Impala-Antilopen, die in der Nähe von einigen Wasserbüffeln stehen. Unser Ranger hält dabei gerade so viel Abstand, dass die Tiere nicht die Flucht ergreifen, wobei sie die Jeeps natürlich auch gewöhnt sind.
Die ersten schönen Fotos entstehen – wobei hier zugegebenermaßen ein einfaches iPhone nicht wirklich ausreicht. Hier ist jetzt schon ein Teleobjektiv angesagt, wenn man die Tiere einigermaßen formatfüllend ablichten will.
Auf unserem weiteren Weg, der inzwischen auch schon die ersten steileren Abschnitte hat, fahren wir an einer Gruppe Nashörner vorbei, die aktuell unter einem Baum im Schatten Siesta macht. Nicht, dass die Tiere nicht imposant wären – aber ein bisschen mehr Aktivität würde die Attraktivität natürlich schon steigern. Aber gut – so ist das halt mit der Natur …
Dafür können wir uns weder bei den Springböcken noch bei den Zebras beschweren, die als nächstes unseren Weg kreuzen: die sind eher zu aktiv. Haben sie sich doch für die Flucht vor dem Jeep entschieden – damit sind sie zwar nicht aus dem Sichtfeld, aber deutlich weiter weg. Und zu allem Überfluss stehen sie auch noch falsch herum. Nichts gegen einen Zebrahintern – schöner wäre aber dann doch der Kopf. Glücklicherweise dreht sich ab und an mal ein Zebra zu uns um …
Während wir einen steilen Berghang hinauffahren (und das hört sich bei unserem Jeep so an, als ob das der letzte Berghang wäre, den er in seinem Motorenleben nach oben fahren wird), können wir unseren Blick auf einige Strauße richten, die abseits des Weges im Feld stehen und sich – im Gegensatz zu den Zebras vorher – nicht im Geringsten von uns stören lassen.
Ganz anders die Giraffen. Die stehen uns jetzt nämlich erst einmal im Weg und treten die Flucht erst an, als wir sie mehr oder weniger erreicht haben. Leider allerdings auch weg vom Weg, so dass wir auch hier nur mit der Rückseite der Tiere vorliebnehmen können. Bis eine weitere Giraffe in der Ferne durch das Reservat streift – mittels Teleobjektiv lässt sich das Tier schön einfangen.
Etwa die Hälfte der Rundfahrt ist inzwischen vorbei – und wir waren schon recht erfolgreich. Wobei wir jetzt unsere Fahrt kurz unterbrechen und jeder die Gelegenheit hat, sich kurz die Beine zu vertreten. Und an der einzigen „Show-Einlage“ teilnehmen kann: drei Elefanten stehen hier nämlich zur Fütterung bereit. Wer schon immer einmal wissen wollte, wie sich der Rüssel eines Elefanten anfühlt, hat hier die Gelegenheit dazu. Einfach einen Apfel in die Hand nehmen und dem Dumbo hinhalten. Sofort nähert sich der Rüssel, man hört ein saugendes Geräusch (das klingt wirklich wie beim Staubsauger) und ruck-zuck ist der Apfel angesaugt und wird in das Elefantenmaul befördert.
Eine Viertelstunde später geht es weiter: zu den Löwen. Per Funkfernbedienung öffnet unser Ranger ein schweres Stahltor, das ein mit einem Elektrozaun umzäuntes Gebiet abtrennt und wir fahren ein in die „Höhle des Löwen“. Wir schauen uns um und sehen: nichts.
Bis unser Ranger auf einmal neben einer kleinen Erdsenke anhält. Und da sehen wir ihn: den König der Tiere. Die Senke ist nämlich ein Wasserloch und an diesem stillt der Löwe gerade seinen Durst.
Kurz darauf scheint er genug getrunken zu haben – er hebt den Kopf und läuft in unsere Richtung. Wenige Meter neben dem Jeep bleibt er kurz stehen, um dann seinen Weg parallel zu unserem Fahrzeug fortzusetzen. Und da merkt man halt schon, dass man nicht in einem Zoo ist, bei dem wir von den Löwen durch Zäune, Mauern, Wassergräben oder Glasscheiben getrennt sind. Hier liegt zwischen uns und dem Löwen nur Luft. Flucht unmöglich.
Ich weiß jetzt nicht wirklich, ob ein Löwe in der Lage wäre, unseren Jeep zu erklimmen – ausschließen würde ich es aber nicht. Aber unser Ranger beruhigt uns: die Löwen würden für uns keine Gefahr darstellen – sie wären nämlich satt. Na danke, hoffentlich wissen die Löwen das auch.
Aber wie auch immer – wenn wenige Meter neben mir schon ein Löwe spazieren geht, kann man ja auch mal schnell ein paar Fotos machen. Und da würde jetzt sogar das iPhone ohne Teleobjektiv ausreichen – so nah ist er.
Und nicht nur er – auch die beiden Löwendamen, die zum Rudel gehören, sind in der Nähe. Einfach faszinierend. Denen könnte ich stundenlang zusehen … Und ich hatte es schon erwähnt – Löwen schlafen zwischen 18 und 20 Stunden am Tag – unter diesem Gesichtspunkt haben wir schon Glück, sie hier so zu sehen.
Trotz allem müssen wir irgendwann weiter – das Tor öffnet sich und wir verlassen diesen Bereich des Reservates, um uns auf den Rückweg zu machen. Bergauf, bergab führt uns der schmale Weg durch die Landschaft, manches Mal nur wenige Zentimeter von einem mehrere Meter tiefen Abgrund entfernt. Da will ich jetzt gar nicht dran denken, was passieren würde, wenn die Reifen auf einer Seite mal wegrutschen.
Dass die Strecke jetzt keine asphaltierte Straße ist, wussten wir ja vorher. Aber manch einer ist tatsächlich überrascht, dass der in der Ausflugsbeschreibung erwähnte Satz „Für Gäste mit Rückenproblemen und Schwangere nicht geeignet.“ genau so gemeint ist, wie er da steht. Es geht hier drei Stunden bergauf und bergab über Wege, die so steil sind, dass man Mühe hätte, sie zu Fuß zu gehen. Und die holprig sind – richtig holprig. Wer also noch keinen Bandscheibenvorfall hat, sollte froh sein, wenn das auch danach noch so ist. Und bei Schwangeren könnte (ohne dass ich mich da jetzt wirklich auskenne) durchaus die Chance einer „Jeep-Geburt“ bestehen …
Inzwischen haben wir aber wieder fast den Eingang erreicht, als wir erfahren, dass die Nashörner ihren Schattenplatz unter dem Baum verlassen haben und sich fressend über das Gras bewegen. Wir hätten also die Option, die Tiere in (etwas mehr) Aktion zu sehen. Und da fragt der Ranger doch tatsächlich, ob wir noch Lust dazu haben.
Klar haben wir, die Frage stellt sich doch gar nicht. Doch – tut sie. Und es gibt sogar einige Leute, die sie verneinen. Mal wolle lieber noch etwas mehr Zeit im Souvenirshop haben. Ich glaub es nicht – da fährt man zum Tiere gucken in ein Reservat, hat die Möglichkeit, Rhinos zu sehen während sie nicht faul im Schatten liegen – und da wollen einige stattdessen lieber einen Stofflöwen kaufen? Ich glaub es nicht. Und glücklicherweise einige meiner Mitreisenden auch nicht – und so haben wir einen kurzen, aber heftigen Meinungsaustausch an Bord des Jeeps. Bis die „Souvenirshop-Damen“ dann unsere Meinung haben – wäre ja noch schöner.
Also geht es noch mal zu den Rhinos. Die stehen inzwischen schon nicht mehr da wo sie vorhin gelegen haben, sondern lassen es sich auf einer Wiese schmecken. Und natürlich von uns nicht dabei stören. Und auch hier versichert unser Ranger, dass die Tiere Angst vor dem Jeep hätten und deshalb ein Angriff nicht zu erwarten wäre. Denn bei dem hätten wir auch eher schlechte Karten … zumal die Jungs ja auch einigermaßen schnell sein sollen.
Aber heute geht alles gut – wir verlassen das Reservat in Richtung Eingang, sehen noch eine Impala-Familie beim Sonntagsspaziergang, der allerdings kurz unterbrochen wird durch etwas, was unser Ranger mit „They are enjoying themselves.“ Kommeniert. Naja, zumindest der Bock hatte wohl seinen Spaß. 🙂
Kurz darauf sind wir auch schon zurück an der Lodge – und haben trotzdem noch genügend Zeit für den Stofflöwenkauf (oder den Kauf einer Fleecejacke mit Botlierskop-Stick) bevor es zurück zu den Bussen geht, mit denen wir eine gute halbe Stunde später zurück am Tenderboot ankommen.
Hier haben wir Glück – ein Boot steht gerade zur Abfahrt bereit und der Platz reicht auch (zumindest für die meisten von uns) noch aus. Und so bin ich 15 Minuten später zurück auf der Europa 2 – gerade noch rechtzeitig für eine Waffel auf dem Pooldeck (ich erinnere noch mal an das ausgefallene Mittagessen).
Im Anschluss daran bringe ich meinen Rucksack auf die Kabine, entledige mich der staubigen Sachen und gehe auf einen Sprung zum Duschen und für einen Saunagang in den Ocean Spa. Hier schwitze ich mir den Staub von der Haut, lasse mich noch kurz im Whirlpool aufkochen und lege mich danach frisch geboren noch etwas mit meinem E-Book in die Sonne.
Um 19.30 Uhr treffen wir uns dann zum gemeinsamen Abendessen im Yacht Club, so dass wir auch ausreichend Gelegenheit haben, unsere Ausflugserfahrungen des heutigen Tages auszutauschen. Und während ich mit meinem Ausflug zu 100% zufrieden gewesen bin, gilt dies bei Arndt, Birga und Dennis nur eingeschränkt.
Die drei hatten nach einer zweistündigen Fahrt mit dem Bus über die Garden Route einen gemütlichen Segeltörn in der Lagune von Knysna und danach Freizeit für Shopping in Knysna selbst bevor es wieder zurück nach Mosselbaai ging. Und während die Fahrt entlang der Garden Route wohl interessant und der Segeltörn sehr entspannend war, ist die Freizeit in Knysna wohl viel zu lang ausgefallen.
Und spätestens als wir uns danach in der Sansibar bei einem Absacker meine Fotos anschauen, bin ich mir sicher, für mich die richtige Wahl getroffen zu haben – das ist heute schon alles sehr spektakulär gewesen …
Ich verabschiede mich daher jetzt in das Reich der Träume während Birga und Arndt noch ins Theater wechseln: hier geben heute Rolf Stahlhofen von den Söhnen Mannheims zusammen mit Mousse T. und Emma Lanford ein exklusives Konzert – „spontan, charmant und groovy!“ Und wie man am nächsten Tag hören wird, hätte man das tatsächlich besuchen sollen …