„Drauß’ vom Walde komme ich her, lasst Euch sagen, es weihnachtet sehr.“ Und auch wenn das mit dem Wald hier eher unwahrscheinlich ist, stimmt der Rest durchaus. Wieder einmal ist Heiligabend auf hoher See angesagt – und wieder einmal stellt sich die Frage nach der Weihnachtsstimmung, die im Hochsommer tendenziell eher schwieriger aufkommt als im kalten Winter zu Hause. Wobei, das mit dem „kalten Winter zu Hause“ stimmt zumindest in diesem Jahr ja auch nicht wirklich – auch dort muss man ja mit Temperaturen jenseits der 10°C-Marke leben.
Noch liegen wir ja in Walfischbai in Namibia und so ergibt sich für alle Interessierten die Gelegenheit, an einer gemeinsamen ökumenischen Weihnachtsmesse des Bordgeistlichen mit dem Pastor der deutsch-lutherischen Kirche in Swakopmund teilzunehmen. Allerdings geht es hierzu bereits um 7.15 Uhr von Bord.
Das ist übrigens auch die Startzeit für einen Bikingausflug zur Lagune von Walfischbai, wobei sich hierzu – außer Birga – nur noch fünf weitere Passagiere entschließen konnten. Alle anderen haben es dann wohl eher so wie Arndt, Dennis und ich gemacht und den Tag etwas später mit dem Frühstück beginnen lassen.
Allerdings haben auch wir einen Termin um 8.30 Uhr: die namibianischen Behörden sind wieder an Bord und wollen heute im Theater noch mal schauen, wer das Land so verlässt – und von daher stehen wir erneut zum Facecheck bereit. Allerdings geht das heute deutlich schneller als seinerzeit bei der Einreise – vermutlich wollen die Beamten heute an Heiligabend auch zeitig zu ihren Familien nach Hause kommen.
Ich gehe von dort in jedem Fall direkt auf das Pooldeck, setze mich an einen der dortigen Tische und beginne mit dem Schreiben, während mich ein weiterer Cappuccino wach hält. Außerdem ist das die Gelegenheit, mal ein bisschen was darüber zu schreiben, welche Speisen und Getränke hier an Bord im Reisepreis inkludiert ist und welche nicht.
Beginnen wir mit dem einfachen: die Speisen. Ganz egal, wann, wo und was – alles, was man essen kann, ist im Reisepreis enthalten. Das beginnt mit dem Obst und den Weihnachtsplätzchen, die hier an jeder Ecke bereit stehen und endet mit den erlesensten Speisen in einem der Spezialitätenrestaurants an Bord.
Ähnlich einfach verhält es sich mit den Getränken in der Minibar auf der Kabine: auch diese sind im Reisepreis enthalten. Gleiches gilt für alle Arten von Tee und Kaffee – zu jeder Tageszeit an allen Bars und in allen Restaurants sind Kaffee und darauf basierende Getränke wie Espresso, Cappu, Latte und so weiter kostenfrei erhältlich. Und auch die Getränke, die man vor und nach dem Landgang an der Gangway erhalten kann, sind im Reisepreis inkludiert.
Etwas anders verhält es sich bei den Getränken, die man zum Essen oder zwischendurch an einer der Bars bestellt: diese sind aufpreispflichtig und werden daher über das Bordkonto abgerechnet. Wobei man hierzu keine Bordkarte benötigt – sollte der jeweilige Kellner die Suitennummer noch nicht auswendig kennen (was eigentlich nur zu Beginn der Reise vorkommt), ist es ausreichend, diese kurz zu nennen.
Ach ja, natürlich wird hier zu allen denkbaren Gelegenheiten gern mal ein Champagner oder ein Cocktail gereicht – diese sind dann natürlich wieder kostenfrei. Genauso wie die Getränke, die man tagsüber immer wieder mal am Pool vorbeigebracht bekommt: sei es mal eine Eisschokolade, mal ein Eistee, mal ein Fruchtpunsch oder auch mal ein Kir Royal.
Oder drücken wir es anders aus – verhungern und verdursten muss hier an Bord ganz sicher niemand.
Doch zurück zu Weihnachten. Vielleicht schauen wir mal, was da heute sonst noch so geplant ist, bevor ich mich mit meinem Buch (oder besser gesagt mit meinem Reader) in die Sonne zurückziehe. Und das ist einiges. So beginnt die Phase „Wir warten aufs Christkind“ um 16.00 Uhr mit einem Kinofilm: „Der Polarexpress“, bevor es dann um 18.00 Uhr am Pool soweit ist: der Weihnachtsmann kommt – und hat für brave Kinder wohl auch etwas mitgebracht.
Seine Fortsetzung findet das Programm dann im Theater – um 19.15 Uhr beginnt die kurzweilige Weihnachtsgala mit weihnachtlichen Vorträgen, Liedern und dem gemeinsam gesungenen „Oh du Fröhliche“ zum Abschluss.
Nach dem Theater steht dann noch das gemeinsame Foto mit dem Weihnachtsmann an (natürlich nur, wer will) bevor es danach in allen Restaurants an Bord mit dem „Heiligabend Gala Dinner“ weitergeht. Seinen Abschluss wird der Abend dann mit einem erneuten Film im Bordkino („Schöne Bescherung“), der „Christmas Party Night“ in der Sansibar und der Mitternachtsmesse im Theater finden.
Aber soweit sind wir ja noch nicht – es ist jetzt kurz vor Mittag, so dass es Zeit wird, Namibia zu verlassen und wieder Kurs auf Südafrika zu nehmen. In diesem Zusammenhang werden wir auch gleich darauf eingestimmt, dass das Wetter nicht unbedingt Rücksicht auf Weihnachten nimmt und wir von daher mit Wind von vorn bei Windstärken bis 8 bft sowie einer Wellenhöhe von 3 – 5 Meter rechnen müssen. Vorsichtshalber sollte man daher mal nichts auf den Tischen in der Suite liegen lassen sondern alles, was von dort herunterfallen könnte, in Schränken und Schubladen verstauen. Zeit also, um meine Anti-Rutsch-Matte auf dem Nachttisch zu platzieren …
Also gut, es ist wie es ist … aber wenn man eine Kreuzfahrt macht, muss man ja wohl auch mal damit rechnen, dass sich Wasser wie Wasser verhält. Nehmen wir’s also sportlich und genießen die kommenden 2 ½ Seetage bis Mosselbaai trotzdem – zumal wir übermorgen einen kurzen Zwischenstopp in Kapstadt machen, so dass die notwendigen Einreiseformalitäten für Südafrika schon einmal vorgenommen werden können.
Ich genieße jetzt jedenfalls erst mal den heutigen Urlaubstag auf See, lege mich wechselweise auf unserer Veranda oder dem Saunaaußenbereich in die Sonne (je nachdem, wo sie gerade scheint), lese ein bisschen was und unterbreche das Ganze nur für einen kurzen Mittagssnack, den ich mir vom Suitenservice auf die Kabine kommen lasse.
Und so langsam setzen auch schon die untrüglichen Zeichen dafür ein, dass es auf den festlichen Abend zu geht – Dennis zieht Hemd und Anzug an und bindet sich eine Krawatte um. Zeit auch für mich, in mein Weihnachtsgewand zu schlüpfen, wobei ich mich unter Verzicht auf eine Krawatte der Hälfte der Passagiere anschließe, die das auch tun.
Pünktlich zur Öffnung des Theaters stehen wir daher am Eingang bereit, lassen uns mit Champagner und Häppchen auf die Weihnachtsgala einstimmen und suchen uns vier schöne Plätze im vorderen Bereich des Theaters.
Eine gute Dreiviertelstunde werden wir nun künstlerisch hochwertig auf Weihnachten eingestimmt. Reden des Bordgeistlichen und des Kapitäns, eine kleine Comedyeinlage und insbesondere die vier Damen, die weihnachtliche Lieder a capella zu Gehör bringen und die durch ihre Sangeskunst überzeugen, signalisieren: „It’s Christmas Time“.
Und dennoch muss ich persönlich sagen (wobei das natürlich immer subjektiv ist): bei aller Qualität finde ich die AIDA-Weihnachtsgala emotionaler – insbesondere das Finale, das von der Crew in vielen Sprachen gesungene „Stille Nacht“, konnte bislang noch keine Reederei toppen.
Für das heutige Abendessen haben wir uns für den Yacht Club entschieden – zum einen gehen wir davon aus, dass es dort im Verhältnis relativ leer sein wird, zum anderen ist die Speisenauswahl heute sowieso in allen Restaurants mehr oder weniger gleich („Heiligabend Gala Dinner mit Kaviar“), so dass die legere Atmosphäre des Buffetrestaurants in Verbindung mit der Flexibilität bei der Speisenauswahl für uns entscheidend gewesen ist.
Und so genießen wir einen netten Abend bei leckerem Essen, natürlich erst nach dem für Weihnachten obligatorischen Geschenkeaustausch – und falls mich bei einer meiner kommenden Reisen jemand mal in einem Poloshirt mit „Europa 2“-Schild auf dem Ärmel sehen sollte, dann wisst Ihr jetzt, wo das herkommt. Von daher vielen Dank nochmal … 🙂
Ein halbes Dutzend Austern, zwei Portionen Kaviar und ein Rinderfiletsteak später gebe ich dann auf … ich bin satt. Und muss mir in der Tat ernsthaft Gedanken über die Kombination von Sport und Nahrungsaufnahme in den nächsten Tagen machen, wenn das hier nicht aus dem Ruder laufen soll – es schmeckt aber auch verdammt gut. Und es ist natürlich verlockend, wenn man ständig an irgend etwas Essbarem vorbeiläuft – und seien es auch nur die leckeren Weihnachtsplätzchen, die hier überall für den kleinen Hunger zwischendurch bereitstehen.
Und so beschließen wir den heutigen Weihnachtsabend und machen uns auf den Weg in unsere Suiten – wobei ich meinen ursprünglichen Plan, noch etwas zum Einschlafen zu lesen, relativ schnell aufgebe … Seegang macht halt doch müde.