Unser heutiger Hafen ist Walfischbai (auch „Walfisbai“ oder „Walfischbucht“ genannt) in Namibia. Hier werden wir neben dem heutigen auch die kommenden beiden Tage bis Heiligabend verbringen, an dem wir gegen Mittag unsere Fahrt dann wieder in Richtung Südafrika fortsetzen.
Da unsere Ankunft erst gegen Mittag erfolgen wird, starten die Landausflüge des heutigen Tages auch erst zu moderaten Zeiten, so dass wir heute Morgen ohne Hektik in den Tag, sprich das Frühstück, starten können.
Hierzu treffen wir uns wie immer im Yacht Club (allerdings nicht alle zur gleichen Zeit), dem Buffetrestaurant des Schiffes mit großem Außenbereich. Eine alternative Möglichkeit für das Frühstück wäre auch noch das Bedienrestaurant „Weltmeere“ auf Deck 4, allerdings ziehen wir aktuell das Sitzen im Freien vor. Und da hier an Bord die Grenzen zwischen Buffet- und Bedienrestaurant fließend sind, ist das auch nicht wirklich unbequem.
Die Getränke zum Frühstück werden sowieso am Tisch bestellt und gebracht (im Übrigen sind die auch allesamt inkludiert), die gewünschten Speisen kann man Buffet oder der Grillstation holen, man kann sie sich aber auch problemlos bringen lassen – je nachdem, wie man das persönlich vorzieht.
Oder man bestellt sich etwas, was eigentlich gar nicht so richtig vorgesehen ist bzw. auf der Karte steht – hier aber selbstverständlich trotzdem gebracht wird. In meinem Fall sind das heute Weißwürstchen mit Brezel und süßem Senf. Frei nach dem Motto: „Geht nicht, gibt’s nicht.“ Und kurze Zeit später steht daher ein kleiner Kochtopf mit drei leckeren Weißwürstchen auf unserem Tisch.
Wem im Übrigen weder das eine noch das andere Restaurant zusagt, für den gibt es noch eine dritte, ebenfalls kostenfreie, Option: Frühstück auf der Veranda. Hierzu hängt man einfach vor dem Zubettgehen einen der in der Suite befindlichen Bestellzettel mit seinen Frühstückswünschen an die Tür – diese kommen dann pünktlich am nächsten Morgen auf die Suite. Und so steht einem privaten Frühstück auf der eigenen Veranda nichts im Wege …
Nach dem Frühstück schalte ich heute erstmals in den „Urlaubsmodus“: ich habe gesehen, was bislang zu sehen war und habe geschrieben, was bislang zu schreiben war. Und jetzt ist erst einmal Freizeit angesagt – und so mache ich es mir bis zu unserer Ankunft in Walfischbai mit einer meiner „Urlaubszeitschriften“ im Ruhebereich der Sauna gemütlich – natürlich nicht, ohne den einen oder anderen Sauna- bzw. Whirlpoolgang einzuschieben.
Um 13.30 Uhr werden wir zu unserem Ausflug „Mit Allradfahrzeugen durch die Namib-Wüste“ aufgerufen, so dass wir uns kurz vorher noch zu einem kleinen Mittagssnack im Yacht Club treffen. Wobei das heute in der Tat wirklich nur ein Snack ist – wir haben das Frühstück ja ausführlich genossen.
Vor dem Schiff werden wir derweil von etwa 25 geschlossenen Jeeps (Typ Landrover) erwartet, wobei unsere Vierergruppe dem Fahrzeug von Bernhard zugeordnet wird … und auch wenn wir das jetzt noch nicht wissen – das ist ein echter Glücksgriff für uns.
Bernhard ist Namibier deutscher Abstammung – seine Großeltern sind seinerzeit nach Namibia ausgewandert, seine Eltern und Geschwister wurden bereits hier geboren. Er spricht akzentfreies Deutsch und würde auch rein optisch eher nach Deutschland als nach Afrika passen. Bei uns würde man das als einen Mitbürger mit Migrationshintergrund bezeichnen – wobei man sich in der Tat fragen muss, wie jemand, der in einem Land geboren und damit Einwohner eines Landes ist, einen Migrationshintergrund haben kann. Wie viele Generationen hat man den denn dann?
Aber wie auch immer – Bernhard begleitet uns den heutigen Nachmittag in der Namib-Wüste, mit 80 Mio Jahren die älteste Wüste der Erde und Weltnaturerbe. Und besser hätten wir es nicht treffen können, da er alle unsere Fragen zur namibianischen Geschichte, zu den heutigen Einwohnern, zum Sozialsystem und vieles mehr kompetent und ausführlich beantworten kann. Das ist natürlich super, wenn man in so kurzer Zeit so viele Informationen aus erster Hand bekommt.
Zumal ja der komplette Ausflug drumherum auch noch stattfindet. 🙂 Beginnen werden wir – abweichend vom Programm – an der nur wenige Minuten entfernten Lagune von Walfischbai, in der sich hunderte von Flamingos tummeln. Das Wasser ist hier sehr seicht, so dass die Tiere hier gut im Wasser stehen und mit ihrem Schnabel gut an die hier angeschwemmten Krabben und Meeresfrüchte gelangen können.
Nach einem kurzen Fotostopp machen wir uns dann aber auf den Weg von Walfischbai zur ehemals deutschen Kolonie Swakopmund, die etwa 40 Kilometer entfernt ist. Und ab hier geht es dann in die Wüste, die auf den ersten Blick sehr steinig und felsig erscheint – also eigentlich gar nicht so richtig sandig, wie man sich „Wüste“ halt so vorstellt.
Wenn man sich aber vor Augen führt, dass „Wüste“ im wesentlichen erst einmal einen Ort beschreibt, an dem es kein Wasser gibt (es regnet hier in etwa 1 Liter pro Quadratmeter – pro Jahr!) bzw. mehr Wasser verdunstet als durch Regen oder Nebel zugeführt wird, wird das schon logischer.
Erstes Ziel ist dabei die „Moonlandscape“; hier vermitteln die Gesteinsformationen tatsächlich den Eindruck, sich in einer Mondlandschaft zu bewegen – nur, dass er hier doch deutlich wärmer ist (auch wenn es heute gut auszuhalten ist) und man sich hier nicht in der Schwerelosigkeit bewegt.
Und so reiht sich hier Fotomotiv an Fotomotiv, wobei sich der Eindruck der Weite der Wüste selbst mit gutem Fotoequipment nicht in der Form wiedergeben lässt wie wir es aktuell wahrnehmen. Egal wohin das Auge reicht: außer Steinen und Felsen (und natürlich ab und an auch Sand) ist hier bis zum Horizont nichts zu sehen.
Und Bernhard hält uns weiterhin auf dem Laufenden – so erfahren wir unter anderem, dass Deutsch inzwischen nicht mehr Amtssprache in Namibia ist (das ist jetzt nur noch Afrikaans und seit einigen Jahren Englisch), man sich aber dennoch oftmals auch auf Deutsch unterhalten kann, da die Sprache weiterhin sowohl in der Schule unterrichtet wird als auch nach wie vor Deutschlehrer aus Deutschland nach Namibia gehen.
Im Übrigen wurden vor 1990 etwa 800 Waisenkinder (schwarzer Abstammung) in die damalige DDR geschickt, um dort die Schule zu besuchen und eine neue Heimat zu finden – viele sind jedoch in den Jahren danach zurück nach Namibia gekehrt, so dass hier in Ergänzung zu den ehemaligen deutschstämmigen Einwohnern aus der Kolonialzeit auch weiterhin die deutsche Sprache und Kultur Bestandteil des Landes ist.
Auffällig sind in diesem Zusammenhang insbesondere auch in Swakopmund befindliche Hinweisschilder wie „Hotel Zur Post“ oder „Restaurant Goldene Brücke“. Und auch die Bismarckstraße wird man hier genau so finden wie deutsche Radiosender oder die „Allgemeine Zeitung“, eine deutschsprachige Tageszeitung.
Und so gelangen wird im Laufe unserer Fahrt durch die Wüste an eine wundervolle Oase – die „Goanikontes-Oase“. Ein deutsches Restaurant mitten in der Wüste erwartet uns hier – mit Kaffee und Kuchen sowie Ziegen, die sich wie wild freuen, wenn Dennis sie füttert. Schattenspendende Bäume sind hier genauso vorhanden wie mehrere Bungalows oder Chalets. Und so gibt es jetzt erst einmal wahlweise Nuss-, Apfel oder Käsekuchen zur heutigen Kaffeezeit.
Und da wir zwischendurch ein bisschen Zeit aufgeholt haben, sind wir vor den anderen Fahrzeugen der Jeeptour hier und haben damit auch ausreichend Zeit für Erholung und ein kurzes Gespräch mit dem Besitzer – natürlich auch auf Deutsch.
Einen Programmpunkt haben wir noch vor uns – die 180 m hohe „Düne 7“. Beim Forschen nach dem Ursprung des Namens kommt man ja schnell auf die Idee, dass da einer mehrere Dünen durchnummeriert hat … nur ist das leider falsch. Richtig ist viel mehr, dass diese Düne genau 7 Meilen von Walfischbai entfernt liegt – und so hat sich im Laufe der Zeit aus den Angaben „Düne“ und „7“ der Name „Düne 7“ entwickelt.
Aber wie auch immer – zumindest Birga und Dennis wollen die Gelegenheit nutzen, das Teil zu besteigen. Was nicht ganz so trivial ist, da das Klettern auf eine Sanddüne nach dem Motto „zwei Schritt vor, ein Schritt zurück“ funktioniert – aber irgendwann (genau genommen nach rund 10 Minuten sind die beiden oben und winken Arndt und mir zu).
Irgendwie ist das aber schon ein Wunder der Natur – steht da doch einfach irgendwo ein Sandklotz in der Landschaft rum … „faszinierend“ würde ein allseits bekannter Raumschiffoffizier mit spitzen Ohren dazu sagen und es damit ziemlich genau treffen.
Wir hören Bernhard, der uns mit kurzem Hupen signalisiert, dass es Zeit zum Aufbruch ist – wir müssen zurück zum Schiff. Was eigentlich schade ist – wir wären mit Bernhard auch noch zwei Wochen durch Namibia gefahren und hätten uns von ihm die Schönheiten seines Landes zeigen lassen. Aber gut, vielleicht ergibt sich das ja wirklich irgendwann einmal – solche Überlandausflüge bietet er als Reiseleiter nämlich auch an …
Aber alles hat ja bekanntlich mal ein Ende und so sind wir dann gegen 19.30 Uhr zurück an Bord. Ich springe noch mal schnell unter die Dusche und dann treffen wir uns auch schon im Yacht Club zum Dinner.
Das bietet mir übrigens die Gelegenheit, das Abendessen hier oben mal ein bisschen ausführlicher zu beschreiben. Beginnen wir mit den Gästen – die erscheinen hier nämlich in „smart casual light“, will heißen, auch gut angezogen, aber ein kleines bisschen legerer als in den Bedienrestaurants. So fällt hier gern auch mal das Jackett weg, das Kragenshirt kann man mit einem guten T-Shirt ersetzen und auch eine normale Jeans sind hier problemlos. Wobei der eigenen Ausstattung je nach Wunsch nach oben natürlich keine Grenzen gesetzt sind – ich fühle mich hier mit einer Jeans und einem T-Shirt wohl.
Aber kommen wir zum Essen. Es gibt verschiedene Buffets, an denen es die unterschiedlichsten kalten und warmen Speisen gibt. So gibt es ein Fischbuffet (wozu auch Austern, Muscheln, Hummer und Garnelen gehören), ein Vorspeisenbuffet (meistens mit vier bis fünf verschiedenen Vorspeisen bestückt), zwei verschiedene Suppen, gern auch mal einen Braten, Wild oder Geflügel samt passenden Beilagen, verschiedene Salate und Dressings, ein großes Käsebrett sowie ein Dessertbuffet, natürlich mit Eisbar.
Im Außenbereich findet sich dann ergänzend dazu noch die Pastastation, an der es mehrere Sorten Nudeln mit verschiedenen Saucen gibt, sowie den Grill, an dem verschiedene Fleisch- und Fischsorten mit entsprechenden Beilagen live und frisch zubereitet werden.
Auffällig sind für mich dabei immer zwei Dinge – zum einen sieht das Buffet in der Tat zu jeder Zeit immer gleich aus: fehlende Teile bzw. Schälchen mit Vorspeisen oder Desserts werden umgehend ersetzt, „Spuren“ am Buffet durch unachtsame Gäste werden sofort entfernt und selbst zwei Minuten vor Schließung des Restaurants findet sich nirgendwo eine leere Schüssel oder Schale. Und zum anderen ist die Aufmerksamkeit des Servicepersonals einfach nur exzellent. Steht man beispielsweise mit einem Teller am Buffet und überlegt, ob man noch ein Schälchen mit einer Vorspeise mitnimmt, wird das sofort registriert. Der Teller wird dann bereits an den richtigen Tisch gebracht, so dass man in Ruhe weitere Speisen am Buffet mitnehmen kann.
Ich stelle mir daher mal die eine oder andere Vorspeise zusammen (wobei zumindest die Austern und die Garnelen mit Knobidip immer gesetzt sind), finde noch ein bisschen Rinderfilet auf dem Grill, das zu dem Caesars Salad passt und schließe das Mahl mit einem überbackenen Pudding mit Waldbeeren ab.
Und da unser morgiger Ausflug bereits um 7.30 Uhr startet, beschließen wir auch den heutigen Abend ohne Absacker – ich sortiere noch schnell die Fotos des Tages und dann geht es gegen Mitternacht auch schon ins Bett.