Auch heute wache ich wieder auf, bevor mein Wecker um acht darauf hinweist, dass es in Kapstadt noch viel zu tun gibt … und so sitze ich kurz nach acht bereits gewaschen und geföhnt beim Frühstück.

Das Buffet ist heute nicht weniger reichlich als gestern – und auch heute fällt es mir schwer zu entscheiden, was auf dem Teller (und damit im Harald) landet und was am Buffet bleibt. Aber irgendwie schaffe ich es dann doch, mich eine gute Stunde später von meinem Tisch zu trennen.

Das Wetter schließt auch heute nahtlos an gestern an und so „drohen“ uns heute wieder 30°C, viel Sonne und wolkenfreier Himmel. Womit das Programm für den heutigen Tag feststeht: ich gehe in die Luft.

Und zwar mit einem Helikopter. Zwei Anbieter buhlen hier um Kundschaft – an der Waterfront sind diese mit mobilen Verkaufsständen vertreten und bieten vier unterschiedliche Touren an. Gestartet wird dann am „Helipad“ – und der liegt keine zehn Minuten Fußweg vom Hotel entfernt im Hafen (hatte ich schon erwähnt, dass die Lage des Hotels sensationell ist?)

Ich gehe also – unter Umgehung der Verkaufsstände – direkt zum Helipad, da ich hoffe, dass man dort eher einen Überblick hat, wo noch ein freier Platz für mich frei ist. Und genau so ist es auch …

Die vier Touren unterscheiden sich im wesentlichen durch den Durchmesser des Kreises, den der Hubschrauber vom Startpunkt aus fliegt. Während Tour 1 nur rund 10 Minuten dauert und mehr oder weniger nur den Bereich unterhalb des Tafelbergs abfliegt, geht es bei Tour 4 bis zum Kap der Guten Hoffnung. Die Tour dauert dafür auch fast eine Stunde.

Ich habe mich im Vorfeld für Tour 3 („Two Oceans“) entschieden – diese dauert knapp 30 Minuten und umfasst Kapstadt, den Tafelberg sowie große Teile des Umlands. Und das passt genau zu dem, was ich fotografieren will – ganz davon abgesehen, dass ich auch sehr gern mit dem Hubschrauber fliege und mir daher eine etwas längere Flugzeit durchaus entgegen kommt. Vielleicht muss ich mich doch mal informieren, was man für so einen Pilotenschein für einen Heli so machen muss und was so was kostet …

Aber so weit sind wir ja noch nicht … ich suche ja erst mal noch einen freien Platz im Helikopter. Und stelle natürlich auch gleich Ansprüche. Die meisten Hubschrauber haben nämlich hinten drei Plätze nebeneinander – und während die Außenplätze am Fenster sind, ist der mittlere halt in der Mitte. Mit dem Ergebnis, dass man nichts fotografieren kann – und damit scheidet der halt aus. Ideal wäre natürlich der Platz links vom Piloten – aber den werden wahrscheinlich auch andere gern haben wollen … naja, mal schauen.

Wie auch immer – ich bekomme für 12.00 Uhr einen Flugtermin für meine gewünschte Tour 3 – gemeinsam mit drei anderen Personen. Damit ist dann auch ein Fensterplatz garantiert. 1.950 ZAR will man dafür haben – also keine 120 €. Das ist für einen Hubschrauberflug von knapp 30 Minuten nicht wirklich überteuert – in New York habe ich für 12 Minuten schon über 150 € gezahlt … von daher alles gut.

Bis zum Abflug habe ich noch eine gute Stunde Zeit – die will ich dann gleich mal für etwas Shopping nutzen. Ich mache mich also auf den Weg zurück zur Mall, werde unterwegs aber von einem Golfkarren (also so ein Ding, das man an Flughäfen oder auf Golfplätzen einsetzt, um sich dort nicht zu Fuß fortbewegen zu müssen) überholt. Auf der Seite steht „Cape Town Helicopters“ – und der Fahrer will es sich nicht nehmen lassen, mich zurück ins Hotel zu bringen. Und will mich dann um 11.45 Uhr auch gleich wieder abholen … Und da ist er wieder – dieser Servicegedanke.

Ich steige also ein und bin eine Minute später schon am Hotel. Von der Lobby aus fahre ich mit der Rolltreppe direkt in das Einkaufszentrum, um mir erst einmal bei Pick & Pay eine Sonnenmilch zu kaufen – irgendwie sagt mir mein Gefühl, dass ich mit dem Rest, den ich in einer angebrochenen Flasche hierher transportiert habe, nicht wirklich auskommen werde.

Und wenn ich schon mal im Einkaufszentrum bin, kann ich meinen Klamottenbestand auch gleich noch um zwei „Kapstadt-T-Shirts“ erweitern. Ich kaufe außerdem noch einige Ansichtskarten und dazu passende Briefmarken im „Post Office“ (das ist übrigens der einzige „Shop“ hier, der nicht so wirklich in das sehr moderne Einkaufszentrum passt – weder vom Design, noch vom Interieur noch von den Beschäftigten).

Inzwischen drängt auch schon die Zeit – Siri hatte den Auftrag bekommen, mich um 11.30 Uhr zu erinnern, dass der Heliflug ansteht und das tut sie jetzt mittels leichter Vibrationsbewegungen in meiner Hosentasche. Ich mache mich also auf den Weg zurück in mein Zimmer, tausche die Einkäufe mit meiner Kamera und gehe zum Hinterausgang des Hotels, wo der Golfkarrenfahrer schon auf mich wartet.

Kurz darauf sitze ich auf einer Holzbank in der Sonne im Garten des Helipads und warte auf den Start. Mit mir warten noch mehr Leute hier – wie sich später herausstellt, sind drei davon  meine „Mitflieger“. Kurz nach 12.00 Uhr werden wir dann zurück ins Gebäude gebeten, um uns den Sicherheitsfilm anzuschauen. Dieser ist logischerweise in Englisch gedreht worden, wurde aber u.a. mit deutschen Untertiteln versehen – blöderweise hat das offensichtlich Google gemacht. Und so bin ich froh, dass ich die englischen Texte verstehe – die deutschen Übersetzungen hätten sich mir nicht erschlossen.

Im Anschluss daran müssen wir noch ein Formular unterschreiben (da verzichten wir dann auf die Haftung für alles und jeden) und bekommen die wichtigste Frage des Tages gestellt. Ob wir uns schon geeinigt hätten, wer neben dem Piloten sitzt. Nun, da habe ich mal meine ganze Erziehung sausen lassen und „Me“ gerufen (falls das jemand liest, der noch im Erziehungsprozess ist: nicht nachmachen – ist äußerst unhöflich).

Die anderen drei hatten da wohl mehr Erfolg bei ihrer Erziehung – sie haben nicht widersprochen. Und somit habe ich den Co-Piloten-Platz mit freier Sicht nach vorn. Also nehmen wir das mal in die Rubrik „Frechheit siegt“ – zumindest freue ich mich über meinen Sitzplatz.

Wir machen uns nun auf den Weg zum Heli, uns wird von einem Mitarbeiter beim Anschnallen geholfen und dann geht es auch schon los. Noch schnell die Kopfhörer aufsetzen, damit wir die Kommentare des Piloten hören und Fragen stellen können – der Pilot drückt ein paar Knöpfe, dreht an zwei Rädchen und der Rotor beginnt sich zu drehen.

Knapp 30 Sekunden später scheint alles so zu sein, wie es zum Start sein muss – zumindest hebt der Hubschrauber ab und steuert auf die Küste zu. Ach ja, wer nicht den Platz vorn links hat, sollte zumindest versuchen, einen der hinteren Plätze auf der linken Seite zu bekommen – rechts hat man zwar den besseren Blick auf Robben Islands aber praktisch keinen Blick auf Kapstadt – und da wir rechts herum fliegen, ist alles Sehenswerte praktisch immer auf der linken Seite.

Der Flug verläuft äußerst ruhig – der Helikopter bahnt sich seinen Weg fast unmerklich durch den stahlblauen Himmel, immer an der Küste entlang. Wir haben einen tollen Blick auf den Tafelberg, auf Kapstadt, das WM-Stadion, die Waterfront, sehen Lions Head und Signal Hill, fliegen entlang der tollen Strände von Camps Bay, bis wir irgendwann nach einer langen Linkskurve Kurs zurück auf den Helipad nehmen.

Hier hat man nun einen Blick auf die Rückseite des Tafelbergs sowie das Umland von Kapstadt, sieht den riesigen Bahnhof und das eine oder andere Township.

Etwa eine halbe Stunde nach dem Start landen wir sicher und ruhig wieder zurück am Startpunkt. Hier hat wirklich alles gepasst – tolles Wetter, ein guter Pilot, der viel erklärt hat (wobei da dann wieder Englischkenntnisse von Vorteil sind), ein günstiger Preis. Einen besseren Eindruck von Kapstadt kann man eigentlich nicht bekommen. Für Nachahmer würde ich jedoch empfehlen, den Flug nicht im Vorfeld sondern lieber kurzfristig in Abhängigkeit vom Wetter zu buchen. Wenn auf dem Tafelberg das obligatorische Tischtuch liegt oder es gar regnet, ist es nicht weit her mit dem Postkartenmotiv.

Den Weg zurück ins Hotel darf ich selbstverständlich nicht zu Fuß zurücklegen – die Golfkarre steht schon wieder bereit. Die anderen drei Mitflieger sind da übrigens auch dabei – sie werden zurück zu einem der Rundflugverkaufsstände gefahren. Und dabei stellt sich heraus, dass einer der drei auch Deutscher ist … vielleicht hätte man das vorher mal klären sollen – dann hätten wir uns nicht die ganze Zeit auf Englisch unterhalten müssen 😉

Ein knapper halber Tag steht mir jetzt noch zur Verfügung – und machen könnte man noch so viel. Robben Islands (das ist die Gefängnisinsel, auf der Nelson Mandela eingesessen hat) wäre eine Option – leider muss man hierzu die Tickets mindestens eine Woche im Voraus buchen. Von daher wird das leider nichts. Denkbar wäre auch die Wanderausstellung zur Titanic, die aktuell an der Waterfront gastiert. Das Kap der Guten Hoffnung ist natürlich auch ein „Must have seen“ – das steht allerdings als Landausflug mit der Europa 2 bei unserer Rückkunft im Januar auf dem Plan.

Und so entschließe ich mich, mein Busticket noch ein bisschen auszunutzen, und mit der gelben Tour eine Rundfahrt durch Downtown zu machen. Unterwegs kann ich dann am „District Six Museum“ aussteigen und mich ein bisschen zur Apartheit informieren, bevor es dann zurück zur Waterfront geht.

In der Tat sehe ich jetzt ein bisschen ein anderes Kapstadt. Die Straßen sind nicht mehr ganz so sauber, unter der einen oder anderen Brücke scheint man zu wohnen und auch das subjektive Sicherheitsgefühl reduziert sich etwas. Aber gut, das ist jetzt ja nicht unerwartet.

Ich steige an der Station aus, die neben dem District Six Museum liegt, stelle beim Betreten aber fest, dass das Museum nur bis 16.00 Uhr geöffnet hat – und es jetzt 15.50 Uhr ist. Freundlicherweise verzichtet man auf den Eintritt, allerdings reichen zehn Minuten natürlich nicht, um sich der Thematik ausreichend zu nähern. Von daher bleibt das Museum auf meiner Agenda für das nächste Mal Kapstadt.

Den Rückweg zur Waterfront gestalte ich dann mit einer Kombination der gelben und der roten Tour, wobei ich dieses Mal auf der anderen Seite im Bus sitze, so dass ich jetzt einen besseren Blick auf die Strände von Camps Bay habe.

Zurück im Hotel stellt sich dann erneut die Frage nach dem Abendessen. Das Mittagessen habe ich heute ja tatsächlich mal ausfallen lassen, so dass jetzt doch etwas anderes als Fast Food gefragt ist. Ich recherchiere mal kurz bei Tripadvisor und finde ein gut bewertetes afrikanisches Restaurant in der Mall: „Karibu“. Nun, das klingt nach einem Plan.

Das Restaurant ist schnell gefunden, der Kellner sehr freundlich und so weiß ich wenige Minuten später bereits, was gleich auf meinem Teller landen wird. Auf meine Frage nach einem typischen afrikanischen Gericht mit (viel Fleisch) bekomme ich ein „Braai“ empfohlen (wird ausgesprochen wie „cry“ nur mit „b“ am Anfang) – das ist ein typisches afrikanisches Barbeque.

Fleisch wird auf dem Holzfeuer gegrillt und dann mit einer Marinade gereicht (von der ich nach wie vor nicht weiß, aus was sie besteht). Klingt gut – und so kommen heute vier Tiere auf meinen Teller: ein Lammkotelett, ein Rindersteak, mehrere Würstchen mit Lamm- und Minzefüllung und ein Stückchen vom Springbock. Dazu ein Salat und geröstetes Brot. Seeehr lecker!

Womit dann auch der letzte Tag in Kapstadt vor der Einschiffung auf die Europa 2 zu Ende geht – ich lese noch ein bisschen was im Hotel bevor ich mich mit dem Jahresrückblick der heute-show (Ihr erinnert Euch, ZDF kann man hier empfangen) in das Reich der Träume verabschiede.

19. Dezember 2015: Einschiffung auf der Europa 2