Ja, und was soll ich sagen – ich wache irgendwann mal kurz auf, trinke einen Schluck Wasser, drehe mich um und werde dann erst wieder gegen acht Uhr wach, als man mit den Vorbereitungen für das Frühstück beginnt. Sieben Stunden Schlaf im Flieger – daran kann ich mich nicht wirklich erinnern … Ich putze mir rasch die Zähne (das ist der einzige Zeitpunkt, wo es vor den Toiletten mal zur Schlangenbildung kommt – wenn sich jeder von seinem Morgenurin trennen und sich frisch machen möchte) und freue mich über ein leckeres Schweizer Frühstück.

Und so kommt es, dass ich gut gestärkt (das Frühstück wird hier individuell vom Wagen serviert) und ausgeschlafen kurz vor 11.00 Uhr in Johannesburg den Flieger verlasse.

Hier haben wir jetzt gut zwei Stunden Zeit, bis es mit South African Airways weiter nach Kapstadt geht. Und in der Zeit ist ein bisschen was zu tun. Zunächst geht es mal zur Passkontrolle. Hier sind jedoch viele Schalter mit freundlichen Beamten besetzt, so dass das Ganze relativ rasch über die Bühne geht. Ein kurzer Plausch mit dem Grenzer über die verfolgten Absichten in Südafrika („Vacation“) und – man höre und staune – ein lobendes Wort für unsere Kanzlerin später („Merkel good!“) ist auch schon der Stempel mit dem Touristenvisum im Pass.

Die nächste Station ist dann das Gepäckband. Obwohl mein Gepäck bis Kapstadt durchgecheckt ist, muss ich es in Johannesburg vom Band holen, eigenständig durch den Zoll bringen und es danach erneut einchecken („Re-check-in“). Am Band angekommen sehe ich meine Koffer schon von weitem im Kreis fahren, so dass ich mich gleich auf den Weg durch den Zoll machen kann. Wie bei uns auch gibt es hier einen roten und einen grünen Ausgang und wie bei uns auch interessieren sich die Zöllner nicht wirklich für mich.

Direkt nach der Zollkontrolle geht es dann auch gleich zum Re-check-in – die Koffer werden abgegeben, fahren ins Ungewisse und ich mache mich – ausgestattet mit einer neuen Bordkarte (obwohl ich im Smartphone schon eine vom Online-Check-In habe) – auf den Weg zu D6.

Offensichtlich schaue ich mich aber einen Moment zu lange nach dem richtigen Weg um – denn sofort ist ein „Porter“ mit gelber Warnweste bei mir, der mich herzlich willkommen in Südafrika heißt, nach meinem Gate fragt und mich dort hinbringen will. Ja, richtig gehört, er will mir den Weg nicht nur zeigen, er will mich bis dahin bringen. Und ich nehme mal an, dass das nichts mit meinem senilen Aussehen zu tun hat – die sind hier wirklich so freundlich.

Ich lasse ihn kurz wissen, dass ich vorher noch an einen Geldautomaten müsste – und auch das ist natürlich kein Problem. Er führt mich zwei Gänge weiter direkt an drei ATMs, so dass ich mich erst einmal mit ein paar südafrikanischen Rand versorgen kann. Ich hatte im Vorfeld schon mal gecheckt, wieviel ungefähr 150 € sind („Hey Siri, wieviel südafrikanische Rand sind 150 Euro?“) und weiß daher, dass ich jetzt etwa 2.500 ZAR abheben muss.

Umso erstaunter bin ich, dass der geringste auswählbare Betrag 50 ZAR sind (das wären dann etwa 3 €) und der höchste 500 ZAR (das wären dann also etwa 30 €). Hm … Ob sich Siri da getäuscht hat? Mal schauen – ich wähle also „anderer Betrag“ aus (ja, der Automat spricht Deutsch mit mir) und gebe 2.500 ein. Zumindest scheint soviel drin zu sein – denn er gibt mir das Geld anstandslos. Ich stecke also ein ganzes Bündel 50-, 100- und 200-Scheine unauffällig ins Portemonnaie und nehme mir vor, das mit dem Wechselkurs noch mal zu checken – nicht, dass ich versehentlich soviel Geld abgehoben habe, dass es für einen Gebrauchtwagenkauf reichen würde.

Mein Begleiter hat übrigens auf mich gewartet und begleitet mich weiter in Richtung meines Gates. Und auch als ich die passenden Schilder entdecke und ihm signalisiere, dass ich das jetzt durchaus allein finden würde, gibt er nicht auf. „“No, no, I’ll bring you …“ Na dann – da will sich sicher jemand ein passendes Trinkgeld verdienen.

Kurz vor meinem Gate sehe ich dann den Hinweis auf die „SAA Lounge“. Und da ich noch rund 1 ½ Stunden Zeit habe, lasse ich ihn wissen, dass ich mein Ziel erreicht habe, bedanke mich für die Unterstützung und will ihm sein Trinkgeld geben. Und jetzt kommt das Unerwartete: „No, Sir, thank you. No tip – that’s my job.“ Sprach’s, winkt zum Abschied und macht sich auf den Weg zur nächsten Unterstützung. Das ist also mein erster Eindruck von Südafrika …

Ich gehe zum Counter der Lounge, zeige meine Bordkarte vor, werde willkommen geheißen und finde mich kurz darauf in einer stylischen Lounge wieder, die irgendwie genau nach Südafrika passt. Holzmobiliar, ein paar afrikanische Masken an der Wand, irgendwie heimelig. Hier gefällt es mir.

Ich gehe kurz auf die Toilette und sehe dabei das Schild zu den Duschen. Eine gute Idee … schließlich bin ich jetzt ja auch schon mehr als 12 Stunden in Fliegern gewesen. Am Empfang reicht man mir zwei große Badetücher, Duschgel sowie Shampoo und führt mich zu einer freien Duschkabine. Eine gute Viertelstunde später fühle ich mich wieder wie ein Mensch …

Ich nutze die restliche freie Zeit und lese ein paar Zeitschriften (seit ich die „Zeitschriften-Flatrate“ von readly.de nutze, habe ich immer einige auf dem iPad dabei) bis es dann zum letzten Reiseabschnitt nach Kapstadt an Bord der SA 337 geht.

Hier habe ich mit Platz 2D tatsächlich den Hauptgewinn gezogen (seatguru.com sei Dank). Dieser Platz ist in Reihe 1 nicht vorhanden, so dass die Beinfreiheit (die sowieso schon recht üppig ist) hier noch mal deutlich größer ausfällt … Und da die Bestuhlung in der Businessclass mit größeren und breiteren Sesseln erfolgt ist (also nicht wie bei unseren Airlines, bei denen auf Kurz- oder Mittelstrecke auf allen Plätzen der gleiche „Sparsitz“ verwendet wird), sind die letzten zwei Stunden durchaus angenehm.

Auch hier gibt es noch mal einen Snack (muss was Afrikanisches sein – zumindest weiß ich nicht so genau, was ich hier jetzt alles esse) und etwas zu Trinken (dieses Mal ist es ein südafrikanischer Rotwein) und so landen wir pünktlich in Kapstadt (wer übrigens auf der linken Seite am Fenster sitzt („A“) hat bei der Landung einen guten Blick auf den Tafelberg). Wenn jetzt noch meine Koffer aus Johannesburg angekommen sind, ist alles gut und der Urlaub kann beginnen.

Und machen wir es kurz – sie sind. Auch hier sind sie früher am Band als ich (was nicht verwundert, da der Weg vom Inlandsterminal bis hierher rund 10 Minuten gedauert hat), so dass ich sie direkt vom Band auf den Gepäckwagen stellen kann und mich in Richtung des Ausgangs begebe. Wenn alles so läuft wie geplant, steht hier jetzt jemand mit einem Schild, auf dem mein Name steht.

Ich gehe also durch den Ausgang und sehe meinen Namen. Besser geht es ja kaum. Eine junge Südafrikanerin hält ihn nach oben, ich gehe zu ihr, stelle mich kurz vor und schon geht es zu dem Schalter eines Shuttlebusanbieters. Hier wird ein Fahrer geholt und der begleitet mich und mein Gepäck zu einem Mini-Van. Als einziger Passagier habe ich hier auch ausreichend Platz, so dass die 30-minütige Fahrt bis zu meinem Hotel bequem erledigt ist. Da habe ich USA auch schon ganze andere Shuttles erlebt – voll gequetscht bis auf den letzten Platz, die Füße auf den Koffern, wirst Du da teilweise durch die Stadt gekurvt. Dagegen ist das hier der reinste Luxus …

Das Wetter hier ist trotz der ungewöhnlich warmen Temperaturen zu Hause doch noch mal ein bisschen besser. Etwa 28°C, wolkenloser Himmel und Sonnenschein erfreuen mich hier im südafrikanischen Sommer – so kann es gern bleiben.

Am Hotel angekommen, öffnet sich die Schranke auf das Hotelgelände, an der Vorfahrt reißt jemand meine Tür auf und ein anderer Mitarbeiter schnappt sich meine beiden Koffer. Und während ich zur Rezeption begleitet werde, machen sich meine Koffer bereits auf den Weg in mein Zimmer. Da machen sich die 5 Sterne dann doch bemerkbar.

Der Check-In verläuft unkompliziert, es ist alles vorbereitet. Und so bin ich fünf Minuten später schon auf dem Weg in mein Zimmer. Naja, eigentlich nicht. Der Concierge, der sich meiner angenommen hat, macht zunächst nämlich eine kleine Hotelführung mit mir. Er stellt mir die Restaurants vor, zeigt mir den Weg zu Pool und Businesscenter, erklärt mir, wann und wo es Frühstück gibt (und das das Buffet das beste in ganz Kapstadt wäre, da es aus über 250 (!) verschiedenen Speisen und Zutaten bestehen würde) und führt mich an der Rolltreppe vorbei, die direkt ins Einkaufszentrum an der Waterfront führt.

Aber jetzt – jetzt geht’s ins Zimmer. Wir fahren mit dem Lift in den 3. Stock und zwei Gänge weiter finden wir Zimmer 315. Ich bekomme erläutert wie die Tür aufgeht (Karte reinschieben), für was die Lichtschalter sind, wie die Nespressomaschine funktioniert, erhalte eine Kurz–einweisung für den Fernseher und – jetzt wird’s wichtig! – erhalte den Zugangscode für das Internet.

Und kaum ist der erste weg, steht schon der nächste in der Tür – dieses Mal werden meine beiden Koffer angeliefert. Zugegeben, ich habe ja schon öfter in Hotels gehobener Kategorien gewohnt – an diesen Service hier kam aber noch keiner ran.

Das Zimmer ist eher im viktorianischen Stil eingerichtet – wer den Einrichtungsstil der meisten Hilton Hotels in den USA kennt, wird hier etwas Ähnliches vorfinden. Also nicht wirklich modern (vom Flachbildschirm mal abgesehen), aber durchaus zweckmäßig und für drei Tage ausreichend. Zumindest ist alles da, was man braucht – und das, was man nicht im Zimmer haben will (also tendenziell alles, was mehr als zwei Beine hat), ist offensichtlich auch nicht da. Das Bad ist relativ groß mit Badewanne und separater Dusche sowie räumlich abgetrennter Toilette. Bislang bin ich mit meiner Hotelwahl also schon mal zufrieden.

Ich packe alles das aus, was ich voraussichtlich in den nächsten drei Tagen brauche und packe das in den Safe, was ich unterwegs eher nicht abgenommen haben möchte bevor ich mich auf den Weg zu einem ersten Erkundungsgang mache.

Durch den direkten Anschluss des Hotels an die Mall an der Waterfront hat man hier natürlich alle Möglichkeiten – gerade diejenigen, die hier (auch) shoppen wollen, sind hier goldrichtig aufgehoben. Rund 450 Geschäfte und über 80 Restaurants befinden sich an der Waterfront – alle direkt vom Hotel aus zu erreichen. Und alles picobello sauber und mit tollem und aufwändigem weihnachtlichem Schmuck versehen. Irgendwie erinnert das alles an die großen Malls in Singapur, Kuala Lumpur oder Dubai … da steht Kapstadt also in nichts nach.

Bei den Restaurants steht alles zur Auswahl, was man sich so vorstellen kann. Vom Fischrestaurant über südafrikanische Spezialitätenrestaurants bis zur „Bavarian Bakery“ (mit Würstchen und Leberkäs’), von KFC über McDonalds bis zum Pizzabäcker – wer hier nicht das Passende findet, wird wohl nirgendwo zufrieden zu stellen sein.

Nur wenige Schritte sind es dann bis zum Riesenrad („The Wheel“), dem Startpunkt der Hop-On-Hop-Off-Busse, dem Aquarium oder dem Foodmarket. Und alles sauber und sicher. An jeder Ecke steht irgendjemand, der auf irgendwas aufpasst. Entweder steht „Securitiy“ auf dem Rücken oder „Parking Marshall“ oder „Crew“ (die haben dann meistens einen Besen in der Hand) – und ganz egal, wen man anspricht oder fragt: „Hier werden Sie geholfen“. Der gute Eindruck vom Flughafen in Johannesburg setzt sich hier 1:1 fort. Kapstadt gefällt mir immer mehr.

Und überall ist Party. Sei es vor dem Einkaufszentrum, wo heute eine „Dudelsack-Combo“ Weihnachtslieder zum Besten gibt oder in den Bars oder einfach auch nur auf der Straße. Und noch etwas fällt auf – das Durchschnittsalter und die Zahl der Kinder. Während das Durchschnittsalter vielleicht nur halb so hoch ist wie bei uns, ist die Zahl der Kinder hier um ein Vielfaches größer – und das macht sich bemerkbar. Hier ist einfach mehr Leben auf der Straße – und das ist sehr angenehm.

Ich entscheide mich für das Abendessen nur für einen kurzen Snack und gehe dafür zu einer lokalen Pizzakette. Hier gibt es eine normalgroße Pizza mit Fleisch („Something Meaty“) und Extra-Käse für rund 80 ZAR (das sind 4,80 €), zusammen mit einer mittleren Coke zero sind wir etwa 1 € weiter. Also billig ist das hier allemal …

Gut gesättigt mache ich mich auf den Weg ins Einkaufszentrum, um noch etwas Wasser für heute Abend und die Ausflüge in den nächsten beiden Tagen sowie Oreos für die Ausflüge vom Schiff aus zu kaufen. Im Basement finde ich dafür eine Filiale von „Pick & Pay“ (also sowas wie bei uns ein Rewe) – und genauso sieht es da auch aus. Die Auswahl ist vergleichbar, die Preise sind deutlich günstiger. Vor allem gibt es hier viele Frischetheken und auch ausreichend Auswahl für diejenigen, die selbst eigentlich eher keine Speisen zubereiten wollen. Frisch zubereitete Gerichte zum Mitnehmen sind ebenso vorhanden wie eine riesige Salatbar und auch Obst in mundfertiger Form (von mir immer gern als „Männerobst“ bezeichnet) findet sich hier.

Zugegeben – das hätte ich so alles nicht erwartet. Aber vielleicht bin ich da auch zu sehr von Ägypten, Tunesien und dem Senegal beeinflusst … und sicher gibt es das hier in Südafrika auch – aber zumindest hier an der Waterfront in Kapstadt finde ich ein anderes Afrika vor als das, was ich kenne und zumindest in Teilen hier auch erwartet habe.

Ich schiebe meine Einkäufe zur Kasse und zahle 6 € – für 12 Flaschen Mineralwasser, zwei große Packungen Oreos, vier Dosen Cola zero und eine Tüte Wasabi-Erdnüsse. Da könnte man schon mal auf den Gedanken kommen, mit einer deutschen Rente hier zu leben …

Zwei Stockwerke höher finde ich relativ schnell den Weg zurück ins Hotel, so dass ich kurze Zeit später bereits im Bett liege. Ein kurzer Check im Menü des Fernsehers bringt die Erkenntnis zu Tage, dass es hier immerhin einen deutschen TV-Sender gibt – und glücklicherweise nicht RTL (wie auf Gran Canaria) sondern das ZDF. Und so kann ich mir beim „heute-journal“ mal einen kurzen Überblick verschaffen, was zu Hause so los ist, bevor ich dann doch relativ schnell einschlafe – war halt doch eine relativ lange Anreise.

17. Dezember 2015: Erster Tag in Kapstadt