Und dann ist endlich soweit. Nachdem ich jetzt weiß, dass es mit einem First-Class-Flug nicht klappt (nein, Ihr müsst mich nicht bedauern – und ja, ich weiß, dass das Jammern auf höchstem Niveau ist!) mache ich mich gegen 18.00 Uhr auf den Weg zum Flughafen. Wie immer habe ich mir mein Taxi über myTaxi bestellt – und wie immer gibt es aktuell eine Gutscheinaktion, so dass mich die Fahrt 20 € weniger kostet. Irgendwie hab’ ich mich da echt dran gewöhnt …

Verkehr haben wir keinen oder zumindest nicht viel, so dass wir gut 25 Minuten später bereits am Airport sind. Der Weg zum Check-In-Schalter ist kurz, die Bordkarte habe ich inzwischen schon in der Wallet auf dem Handy (Swiss hat mich 24 Stunden vor dem Flug automatisch eingecheckt – irgendwie wird das auch immer bequemer) und so muss ich nur noch meine beiden Koffer abgeben. Über das Gewicht muss ich mir Dank Businessclass eigentlich keine Gedanken machen (da wären 64 kg frei), allerdings beschränkt Qatar Airways das Gewicht auf dem Rückflug auf 40 kg. Aber auch das sollte eigentlich ausreichen …

Am Schalter ist erwartungsgemäß nichts los und so bin ich wenige Minuten später schon auf dem Weg in Richtung der Business Lounge der Lufthansa. Ich muss nur noch kurz an der Sicherheitskontrolle vorbei. Dachte ich …

Zunächst ist alles wie immer. Taschen leer machen, Flüssigkeiten und Elektrogeräte auspacken, Jacke ausziehen und den Rucksack durchs Röntgengerät schicken. Harald hat derweil die Wahl zwischen Nacktscanner (heißt glaube ich richtig „Körperscanner“) oder „manueller Kontrolle“ und nimmt den Scanner. Auf dem angeschlossenen Bildschirm blinkt ein grünes „OK“ – also alles soweit gut.

Mein Rucksack wiederum muss zur Handinspektion. Das kenne ich ja nun auch schon – meistens will man ja einen Sprengstofftest mit meiner Kamera machen. Und so ist es auch heute … allerdings wischt der Securitas-Mitarbeiter heute nicht nur an der Kamera, sondern auch am Rucksack innen und außen. Nun ja, warum auch nicht. Ist ja kein Sprengstoff drin.

Soweit ich weiß. Denn das Gerät, das den Teststreifen auswertet, lässt eine rote Lampe angehen. Und irgendwie habe ich schlagartig das dumme Gefühl, dass da jetzt gerade was in die vollkommen falsche Richtung läuft. Und so ist es auch. Der Securitas-Mitarbeiter setzt ein betont unaufgeregtes Gesicht auf, murmelt etwas von „Moment bitte“ und geht kurz zum Mitarbeiter am Röntgengerät.

Als er sich umdreht und zurückkommt, bin ich nicht mehr allein. Zwei Beamte der Bundespolizei stehen neben mir und begrüßen mich freundlich. Ob ich mich denn ausweisen könne. Und wo ich den hinwolle. Nun, ich kann und ich will nach Zürich (das schien mir irgendwie günstiger als „Südafrika“). Man teilt mir mit, dass das Gerät angezeigt hätte, dass an meinem Rucksack Spuren von Materialien gefunden worden wären, die man zum Herstellen von Sprengstoff verwenden könnte. Und von daher müsse man da jetzt halt doch mal genauer nachschauen.

Irgendwie bin ich froh, dass das gerade hier in Deutschland passiert und nicht in einem anderen Land (ohne mich da jetzt auf eins festlegen zu wollen) – denn egal, was man da jetzt findet oder meint zu finden oder evtl. hätte finden wollen, irgendwie habe ich die Hoffnung, dass ich aus der Nummer wieder rauskomme. Zumal ich mir keiner Schuld bewusst bin.

Ich will also meinen Rucksack ausräumen, erfahre aber, dass man mir das freundlicherweise abnimmt. Die Herren sind so gut zu mir … und so kommt jetzt in der Tat alles, was in dem Rucksack ist, in die Transportkisten und wird mehr oder weniger einzeln geröntgt. Erstaunlich, was da alles so drin ist … an vieles erinnere ich mich, aber manches hätte man in der Tat auch schon mal entsorgen oder austauschen können (ich habe zum Beispiel kein Apple-Gerät mehr mit dem 30-poligen Anschluss, habe aber dennoch ein dafür passendes Ladekabel dabei). Aber ich habe Glück – die Einzeluntersuchung bringt nichts Verdächtiges zu Tage. Ich darf meinen Rucksack wieder einräumen (da hilft mir jetzt keiner mehr), die Polizisten nehmen eine entspannte Haltung ein (und die Hand von der Waffe) und erzählen mir, dass solche Fehlalarme öfter vorkommen. Ach … und das hätte man mir nicht vor zehn Minuten sagen können? Ich hatte mich schon auf eine Nacht am Frankfurter Flughafen in einem Raum mit 8 m2 und ohne Fenster eingestellt …

Und so wünscht man mir eine gute Reise – und ich darf mich dann doch auf den Weg in die Business Lounge machen anstelle in den Keller …

Oh Mann … so ist das ja alles nicht gedacht gewesen. Ich trinke daher auf den Schreck erstmal ein alkfreies Weizen und knabbere ein paar Wasabi-Nüsse. Das restliche Essen ignoriere ich, es wird ja nachher im Flieger nach Johannesburg wohl noch was Leckeres geben. Ich recherchiere daher mal in verschiedenen Autozeitschriften, was es demnächst so Neues auf dem Markt geben wird bevor es dann auch schon in Richtung Flieger geht.

Hier passiert nicht wirklich was Aufregendes – wenn man mal davon absieht, dass ein 35-Minuten-Flug eigentlich viel zu kurz ist, um irgendwas Sinnvolles zu machen. Wir erreichen weder die normale Reiseflughöhe, die Anschnallzeichen gehen praktisch sofort wieder an, nachdem sie ausgegangen sind und mit Mühe schafft man es, den Snack und die Cola zero vom Servieren bis zum Abräumen zu essen und zu trinken. Die Fahrt morgens ins Büro dauert da meistens deutlich länger – vielleicht sollte ich mal nach einem Office in Zürich fragen 😉

In Zürich angekommen, bleiben jetzt gerade mal 20 Minuten bis zum Boarding nach Johannesburg. Und die braucht man auch für den Weg zum Abfluggate, dass sich in einem anderen Terminal befindet. Lediglich ein kurzer Sprung auf die Toilette ist noch drin und dann startet auch schon das Boarding.

Der Flieger scheint ziemlich ausverkauft zu sein, zumindest in der Businessclass sind alle Sitze besetzt. Von daher habe ich Glück gehabt, dass ich beim Reservieren noch einen der Einzelplätze bekommen habe – einer der Vorteile der Businessclass von Swiss. Im Gegensatz zur 2-2-2-Bestuhlung bei Lufthansa ist hier abwechselnd 1-2-1 und 2-2-1 bestuhlt. Und so hat man hier nicht nur seinen Sitzplatz, sondern noch eine zusätzliche Ablagefläche daneben (das ist der Bereich, in dem der Hintermann seine Beine „parkt“, wenn der Sitz zum Bett wird).

Und so richte ich mich auf meinem Platz 9K schon mal häuslich ein, ziehe die von Swiss bereitgelegten „Flugsocken“ an (die sind inzwischen übrigens knallrot – irgendwie scheint der neue Businesstrend, zum dunklen Anzug knallbunte Socken zu tragen, also auch hier angekommen zu sein) und freue mich über den Begrüßungschampagner (anstelle von Wasser und Brot im Flughafenkeller).

Wer übrigens auch mal mit Swiss fliegt, sollte bei den Einzelplätzen auf der rechten Seite abwägen, welche Reihe man nimmt. Da diese versetzt angeordnet sind, sind bei manchen die Ablageflächen auf der Fensterseite (J) und bei anderen auf der Gangseite (K). Während diese ein bisschen mehr Privatsphäre bieten, sitzt man hier aber direkt an der Außenwand – an die man mit der Schulter anstößt (entsprechende Schulterbreite vorausgesetzt). Alternativ sind dann ggf. die Plätze besser, bei denen die Ablagefläche am Fenster ist – da kann man problemlos gerade sitzen (sitzt dafür aber direkt am Gang). Aber auch das ist natürlich kein wirkliches Problem – zumal man ja sowieso die meiste Zeit bei einem Nachtflug schläft (oder das zumindest versucht). Und dann liegt man sowieso viel tiefer, so dass das dann keinen Unterschied mehr macht.

Inzwischen geht die Uhr auf Mitternacht zu – von daher wird es Zeit fürs Abendessen. Und das ist – wie bei Swiss üblich – wieder mal sehr lecker:

Mild geräucherter Saibling
Meerrettich-Buttermilch-Timbale mit Gurkengelee
Saisonsalat

Kalbsrahmragoût, Rucolaspätzli, glasierte Karotten
oder
Poulet-Cordon Bleu, Anna-Kartoffeln, grüne Bohnen
oder
Malaysia Rendang mit Zucchetti, Auberginen und Shitake Pilzen, Basmatireis

Alicia-Victoria und Camembert mit Birnenbrot
Marronikuchen mit Preiselbeerkompott
Schweizer Schokolade

Vorweg trinke ich aber erst einmal mein neues Lieblingsgetränk im Flieger (ja, ist wirklich so): einen Tomatensaft. Und den haben die hier in einer „scharf gewürzten“ Ausführung – der ist echt der Hammer. Da geht gleich noch einer. Zum Essen gibt es dann einen chilenischen Rotwein, der liefert dann auch gleich die nötige Bettschwere …

Per Knopfdruck wird der Sessel in ein „full-flat bed“ verwandelt und kurz darauf bin ich tatsächlich schon eingeschlafen. Lediglich der Schlafanzug aus der First-Class würde das noch bequemer machen … ich glaube, das nächste Mal nehme ich den von damals einfach im Handgepäck mit 🙂

16. Dezember 2015: Ankunft in Kapstadt