Es ist 4.45 Uhr. Das Telefon klingelt. Und die Computerstimme auf der anderen Seite der Leitung sagt mir, dass ich das so haben wollte.

Ich bin irritiert. Ja, ich wollte, dass ich um 5.45 Uhr geweckt werde – und zwar als Backup, falls das Wecken mit dem iPhone um 5.30 Uhr nicht funktioniert haben sollte. Aber soweit sind wir doch noch gar nicht …

Ich bin verwirrt. Offensichtlich arbeitet der Weckruf-Computer hier mit deutscher Zeit – zumindest ist er schlichtweg mal eine Stunde zu früh. Super – damit wäre dann die eh schon kurze Nacht noch mal eine Dreiviertelstunde kürzer. Ich schlafe nämlich nicht mehr ein – denn irgendeiner muss ja aufpassen, dass wenigstens das iPhone pünktlich weckt.

Und so stehe ich dann um 5.30 Uhr auf, versuche mich im Bad einigermaßen in die Reihe zu bringen und betrete pünktlich zur Öffnung um 6.00 Uhr den Anckelmannsplatz. Und hier herrscht eine gespenstige Ruhe. Ich treffe hier nur auf wenige Passagiere (vermutlich die, die auch um 7.00 Uhr ihren Transfer zum Flughafen haben). Alle flüstern, keiner traut sich, laut zu reden (oder ist vielleicht auch zu verschlafen dazu). Es ist irgendwie wie damals, als ich als kleines Kind nachts um 3.00 Uhr geweckt wurde, bevor wir in den Urlaub gefahren sind – damals wurde irgendwie auch so geflüstert, um die Nachbarn nicht zu wecken. Schon komisch, welche Erinnerungen einem da so urplötzlich wieder kommen …

Ich esse jedenfalls erst einmal eine Kleinigkeit, trinke einen Tee und hole das gestern Abend bestellte Artisanbrot ab. Standesgemäß in einem Stoffbeutel verpackt wird das dann zu Hause noch für ein, zwei Tage die Erinnerung an den Urlaub erhalten – so ist zumindest der Plan.

Jetzt geht es aber erst mal noch kurz in die Kabine, um die letzten Sachen einzupacken und mich dann langsam mit meinen Koffern auf den Weg zu machen. Ab 6.45 Uhr sollen die Shuttlebusse bereitstehen – und dann kann man ja schon mal zu der Zeit dort einlaufen.

Draußen ist es noch dunkel, gegenüber von uns liegt wie bei unserer Abfahrt die AIDAsol und auch mein Hotel ist anhand seiner auffälligen Leuchtbeschilderung gut zu erkennen. Kaum zu glauben, dass unsere Abfahrt erst zwei Wochen her ist …

Ich gebe an den Transferbussen meinen Voucher ab, schaue dem Busfahrer beim Verstauen meiner Koffer zu und setze mich dann auf einen freien Platz im Bus. Die Klimaanlage gibt was sie kann; gut, dass ich das dünne Jäckchen doch noch eingepackt habe.

Eine halbe Stunde dauert die Fahrt zum Flughafen, die Straßen sind an einem Sonntagmorgen um diese Zeit erwartungsgemäß menschenleer. Und auch im Bus ist diese Ruhe wieder festzustellen … nur unterbrochen von Leuten, die regelmäßig husten. Keine Ahnung, wo und warum die sich alle erkältet haben – ich hoffe nur, dass es jetzt im Bus nicht noch die trifft, die es bis jetzt geschafft haben, gesund durch den Urlaub zu kommen.

Am Flughafen angekommen, dann das erwartete Chaos. Da ja (fast) alle an den gleichen Schalter wollen (mit Germania nach Köln/Bonn), kommen jetzt wieder die Urinstinkte zum Vorschein. Jeder will als erster seinen Koffer haben und viele haben keine Geduld darauf zu warten, dass der Busfahrer die Koffer geordnet aus dem Kofferraum hebt. Sie klettern ebenfalls im Kofferraum rum, ziehen und wuchten an irgendwelchen Koffern in den hintersten Ecken und halten damit den Betrieb noch länger auf.

Ich bin ziemlich froh, als vermutlich einziger aus diesem Bus an den Air Europa Schalter zu müssen und daher ganz entspannt abwarten zu können, bis mein Koffer neben mir steht. Wobei – der steht da nicht lange. Ich hab’ mich nur kurz umgedreht und schon rollt er mit einem Mitreisenden in Richtung Flughafen. Und so bringe ich für einen kurzen Moment den Flughafenbetrieb zum Stillstand – ich rufe ihm ein kurzes, aber unmissverständliches „Stopp!“ hinterher. Aber irgendwie fühlen sich jetzt alle hier angesprochen und bleiben wie eingefroren stehen. Ein schönes Bild. 🙂

„Oh, ich dachte, der wäre mir.“ Ja, so ist das mit dem Denken … es soll halt jeder machen, was er kann. 🙂 Aber wie auch immer, der Koffer ist wieder bei mir und jetzt rollt er mit mir in das Flughafengebäude.

Natürlich sind die Check-In-Schalter von Air Europa noch geschlossen (warum sollten die hier auch früher aufmachen als in Frankfurt?) – aber immerhin steht mein Flug nach Madrid schon auf der Anzeigetafel. Allerdings mit einem Hinweis unter „Bemerkungen“: „Delayed – Retrasado“. Hm. das gefällt mir jetzt irgendwie gar nicht, da ich ja dort meinen Anschlussflug nach Frankfurt erreichen muss. Ich muss mal schauen, ob ich irgendwie herausfinden kann, von welcher Verspätung wir hier reden – oder ob ich schon mal eine Nacht in Madrid in die Tagesplanung aufnehmen kann.

Das scheint aber nicht notwendig zu sein. Beim Check-In, der inzwischen geöffnet hat, erfahre ich auf Nachfrage, dass es sich wohl nur um 40 Minuten handelt – und das würde in Madrid durchaus ausreichen. Und nachdem meine Koffer außer dem gelben „Priority“-Anhänger jetzt auch noch einen grünen mit „Transfer“ erhalten, kann ja praktisch nichts mehr schiefgehen. Hoffe ich.

Ich habe zumindest mal zwei Bordkarten für beide Flüge in der Hand – das ist schon mal gut. Allerdings hat mein Sitzplatz für den Flug nach Madrid von 1D auf 2C gewechselt, was allerdings kein großes Problem darstellt – das ist in der Business (zumal das wieder ein Langstreckenflieger sein soll) ja ziemlich egal. Aber vermutlich werden die beiden mittleren Plätze in der ersten Reihe für einen Babykorb benötigt. Von daher verfolge ich das erst einmal nicht weiter, sondern mache mich auf den Weg zur Sicherheitskontrolle.

Die verläuft aber auch hier ausgesprochen entspannt und so bin ich bereits wenige Minuten später auf dem Weg zu meinem Gate B01. Das Boarding verschiebt sich um die besagten 40 Minuten und so habe ich noch über eine Stunde Zeit – und die verbringe ich jetzt in der Lounge.

Wenn ich sie denn finde … denn natürlich liegt die nicht in der Nähe von B01 sondern eher so in der anderen Richtung. Also gehe ich den Weg gerade wieder zurück, werde dann aber irgendwann fündig: der „Sala VIP“ befindet sich eine Etage höher, ziemlich genau über der Sicherheitskontrolle. OK, das wäre auch leichter gegangen – wie immer gilt halt auch hier: „Wer lesen kann, ist klar im Vorteil.“

Dafür ist die Lounge dann ganz nett. Eine ordentliche Auswahl an Getränken und Snacks, WLAN-Zugang und bequeme Sessel – damit lässt sich die letzte Stunde dann auch ganz gut aushalten. Jetzt geht es noch mal kurz auf die Toilette und dann geht’s los in Richtung Flieger.

Ich komme genau pünktlich zum Boarding an und kann somit direkt in den Flieger durchgehen. In der Businessclass sind mehr als die Hälfte der Sitze nicht besetzt – und auch nicht der eigentlich von mir angedachte 1D. Keine Ahnung, warum ich den nicht nehmen sollte.

Ist aber auch egal – ich setze mich jetzt eh wieder ans Fenster … da kann ich wenigstens noch mal ein Abschiedsfoto von der Mein Schiff 4 (und der AIDAsol, die sich halt mit aufs Bild drängt) machen 😉

Kurz nach dem Start gibt es dann noch ein zweites Frühstück (ich wusste schon, warum ich heute Morgen an Bord nur wenig gegessen habe) – und eine Premiere: ich bestelle einen Tomatensaft. Ja, richtig gehört. Hab’ ich nämlich noch nie gemacht, da das eigentlich überhaupt nicht mein Geschmack ist. Aber zugegeben – bislang habe ich das nur ein oder zwei Mal getrunken, und das am Boden (also nicht in der Luft). Und irgendwie sagt ja jeder, dass das nicht zu vergleichen wäre und das Zeug hier oben richtig gut schmecken würde.

Naja, ich bin skeptisch … aber was soll schiefgehen? Notfalls bleibt der Saft halt im Glas. Nun, wir machen’s kurz: nachher auf dem Flug von Madrid nach Frankfurt bestelle ich wieder einen. Denn das ist geschmacklich nicht mit dem zu vergleichen, was ich kenne. Der schmeckt einfach nur genial. Unglaublich, was so ein bisschen Luftdruck- und Luftfeuchtigkeitsreduzierung ausmachen. Und jetzt wird mir irgendwie auch klar, warum das jeder hier oben bestellt … Also, wieder was gelernt.

Ich mache jetzt noch ein kurzes Nickerchen (eigentlich wollte ich ja in meinem Hörbuch weiterhören – aber das muss ich wohl verschieben), bis ich kurz vor Madrid von der Stewardess geweckt werde: „Wenn Sie bitte Ihren Sitz wieder aufrecht einstellen würden?“ Guck mal einer an – dieses Mal spricht man sogar Deutsch – damit hätte ich jetzt gar mehr gerechnet. Von daher sind meine Erfahrungen mit Air Europa bislang absolut problemlos – ich würde jederzeit wieder mit denen fliegen (wobei ich zugegebenermaßen nicht beurteilen kann, wie das hinten im Flieger so zugeht … könnte also sein, dass meine Meinung dann eine andere wäre).

Kurz darauf setzen wir auch schon auf und wenige Minuten später bin ich bereits auf dem Weg zu meinem Anschlussgate. Und da das genau neben der Lounge liegt, entscheide ich mich, die knappe halbe Stunde bis zum Boarding hier zu verbringen, einen letzten Cortado zum Abschied von Spanien zu trinken und noch kurz in der Zeitung zu blättern.

Viel Zeit bleibt ja aber eh nicht. Also noch mal kurz den Facebookstatus upgedated und dann ab zum Flieger. Und da ich hier zusammen mit den Familien und Kleinkindern an Bord gehen muss (und natürlich auch mit den anderen Business-Passagieren), sitze ich relativ früh auf meinem Sitz in Reihe 1. Was dieses Mal aber gar nicht so schlecht ist – alle anderen Passagiere müssen ja nun zwangsweise hier vorbei … und da sieht man schon die unterschiedlichsten „Fliegertypen“.

Aber eins haben praktisch alle gemeinsam: den Blick nach oben auf die Nummer der Sitzplatzreihe. Das scheint das erste zu sein, wo man im Flieger hinguckt – wobei sich mir in keinster Weise erschließt, warum. Du hast eine Bordkarte für 34C – wie groß ist denn die Wahrscheinlichkeit, dass die erste Reihe im Flieger, praktisch direkt hinter dem Cockpit, die 34 ist? Die Wahrscheinlichkeit, dass man da bis ziemlich weit hinten durchgehen muss, ist ja nun nicht so klein. Aber trotzdem wird mal genau geguckt, welche Nummer denn die erste Reihe hier so hat. Unlogisch – aber ich mach’s ja genau so 😉

Im Flieger ist es übrigens recht warm. Oder sagen wir ruhig, dass es hier heiß ist. Und das nimmt auch jeder wahr beim Einsteigen – und fast jeder kommentiert es. Interessanterweise jeder ein bisschen anders: während Männer tendenziell in die Richtung: „Puh, was für eine Hitze hier“ gehen, äußern sich die Damen eher mit „Oh, endlich mal nicht so kalt hier“. Aber für beides gibt es natürlich auch Gegenbeispiele – aber zugegeben, nicht so viele …

Das „Boarding“ ist „completed“, der obligatorische O-Saft wird verteilt – und es gibt endlich mal wieder eine deutsche Zeitung („Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“). Ich sag ja, so schlecht ist Air Europa wirklich nicht. Jetzt werden noch die typischen Stewardessen-Handbewegungen gemacht („… vier Ausgänge auf jeder Seite …“) und dann geht’s auch schon los.

Der Flug ist ziemlich unspektakulär – und so landen wir gut 2 ½ Stunden später pünktlich auf dem Rhein-Main-Flughafen in Frankfurt. Dort haben wir dann allerdings eine Vorfeldposition, was zumindest für die Gepäckausgabe eine Verzögerung bedeutet. Aber gut, im Gegensatz zum Hinflug muss ich hier ja keinen Shuttle erreichen.

Und so kann ich die knapp 30 Minuten, bis meine beiden Koffer auf dem Band vorbeifahren, gut verkraftet. Zumal ich dieses Mal Glück habe – sie sind beide relativ früh dabei. Allerdings stehen daher jetzt auch noch viele Passagiere um das Band herum, so dass man nicht wirklich gut an sein Gepäck kommt. Weiß man eigentlich, warum sich da immer alle ganz dicht vorn ans Band stellen und damit alle anderen behindern, die an ihre Koffer wollen? Mein Vorschlag dazu wäre eine dicke gelbe Linie in etwa 1,50 m Entfernung zum Band – und die darf nur überschreiten, wer seinen Koffer sieht und diesen vom Band heben will. Alle anderen bleiben hinter der Linie stehen – und schon wäre das ganze Thema schlagartig gelöst.

Mal schauen, vielleicht schreibe ich das tatsächlich mal Fraport.

Jetzt schnappe ich allerdings erst mal meine Koffer und mache mich auf den Weg zum Taxistand. Und errege dort leichten Unmut. Ich gehe nämlich nicht zum ersten Taxi in der Reihe, sondern suche mir das vierte aus. Das ist natürlich vollkommen legal und zulässig – aber halt ziemlich ungewöhnlich.

Trotzdem geht es jetzt nicht anders – denn das vierte Taxi in der Reihe ist das erste „My Taxi“-Taxi. Und so eins muss ich heute nehmen, da ich gerade vorgestern eine Werbe-E-Mail erhalten habe, dass bis Ende Oktober Flughafenfahrten nur 50% des normalen Fahrpreises kosten, sofern man die Fahrt direkt mit der MyTaxi-App bezahlt.

Und da ich das sowieso schon mache, ich das ja auch keine große Umstellung. Und eine Preishalbierung muss man ja nicht mutwillig auf der Straße liegen lassen – das sind ja immerhin knapp 25 €. Ach, irgendwie mag ich diese Werbeaktionen von MyTaxi – wobei die jetzt in der Tat mal wirklich gut ist.

Die Autobahn ist frei – und somit stehe ich eine knappe halbe Stunde später bei mir vor der Haustür. Ein toller Urlaub ist vorbei – und wenn ich hier das Wetter so sehe, wird es auch schon wieder Zeit für den nächsten …