Der erste Termin des Tages wäre um 3.00 Uhr gewesen – es gilt nämlich, die Borduhren um eine Stunde zurück zu stellen. Wir sind aber mal davon ausgegangen, dass man das auch schon am Abend vorher machen kann (eine passende Zeitzone am Smartphone ist übrigens „Dakar/Senegal“) und haben daher diesen Termin einfach verschlafen.

Aufgewacht sind wir dann um kurz nach acht – also eigentlich genau passend zum Frühstück. Wir drehen also eine Runde im Bad, ich lasse die Nespressomaschine mal schnell einen Guten-Morgen-Espresso brühen und lade die aktuelle Ausgabe der WELT Kompakt aus dem Bordnetz auf mein iPad, bevor wir uns auf den Weg ins Atlantik Restaurant machen. Durch eine Mitteilung an der Kabinentür lässt uns Arndt nämlich wissen, dass er vor etwa 20 Minuten ins Atlantik Restaurant zum Frühstücken gegangen ist.

Grundsätzlich gibt es hier auf dem Schiff ja die verschiedensten Möglichkeiten zu frühstücken – da wäre zum einen der Anckelmannsplatz mit einer reichhaltigen Auswahl vom Buffet. Was es da alles gibt, werde ich an einem der Landtage berichten, da wir dann tendenziell aus Gründen der Effektivität dort frühstücken werden. Eine Auswahl am Buffet gibt es darüber hinaus im Atlantik Klassik, wobei das Buffet hier deutlich reduzierter ist als im Anckelmannsplatz (das wichtigste gibt es da aber natürlich auch), dafür muss man sich auch hier mit den Getränken abfinden, die aus dem Automaten kommen.

An Schiffstagen ist allerdings das Atlantik Brasserie unser Frühstücksrestaurant der Wahl – hier findet der Service am Tisch statt, so dass sowohl die Getränke (inklusive der Kaffeespezialitäten) als auch Eierspeisen, Minutensteaks und ähnliche Leckereien mehr bestellt werden können. Darüber hinaus werden die gängigsten Speisen (eine Wurst-, Schinken- und Käseauswahl, Lachs, Joghurt und Obst sowie Brötchen, Brot und Stückchen/Teilchen) mit einem Buffetwagen direkt am Tisch serviert. Und wem das nicht reicht, der kann auch jederzeit mal schnell in das Klassikrestaurant ein Deck tiefer springen und sich dort am Buffet bedienen.

Und so sollte eigentlich jeder das für ihn richtige Frühstücksangebot finden können – zumal es noch eine vierte Alternative gibt, wenn man es denn noch mal etwas exklusiver haben will. Dann allerdings gegen Aufpreis …

In der Café Lounge wird nämlich ein „Italienisches Frühstück“ in mehreren Größen zu Preisen von 2,90 € bis 13,90 € angeboten – die „grande“-Variante beinhaltet dabei ein Heißgetränk nach Wahl, einen frisch gepressten O-Saft, ein Bauernomelette, Burrata mit Ochsenherztomaten, Rohschinken mit frischen Feigen sowie Mini-Panettone. Wir haben das im vergangenen Sommer mal ausprobiert – das ist wirklich „grande“. Und lecker natürlich auch.

Wir schließen uns heute also Arndt an und treffen ihn daher erwartungsgemäß im Atlantikrestaurant. Hier lassen wir uns zunächst mal Heiße Schokolade und Cappu bringen, bestellen zwei Omelette und ein Minutensteak, ich lasse mir noch etwas Chorizo, Schinken, Käse und Lachs anreichen und schließe das Frühstück dann mit einem kleinen Obststeller ab. In diesem Zusammenhang lässt sich übrigens auch noch mal was zum Thema „Service“ sagen – den Lachs hatte der Kellner zwar auf dem Buffetwagen, nicht jedoch den von mir dazu gewünschten Meerrettich. In Anlehnung an das Motto der Europa 2 („Geht nicht, gibt’s nicht.“) war der Kellner sofort auf dem Weg auf Deck 3, um diesen am Buffet für mich zu holen. Und genau diese Dinge sind es dann wohl, die ein „Wohlfühlschiff“ (Eigenwerbung TUI Cruises) ausmachen …

Ich fühle mich zumindest wohl – und satt. Aber das Frühstück darf ja ruhig etwas umfangreicher sein – zumindest meine ich, das mal gehört zu haben. Aber vielleicht wollte ich auch nur, dass ich das mal gehört habe 😉

Ich entscheide mich daher zunächst mal für etwas Ruhe und verbringe die nächsten beiden Stunden mit ein paar Zeitschriften auf unserem Balkon. Und da die Sonne aktuell direkt gegenüber steht, wird es da auch schnell warm (oder sagen wir besser: heiß). Der Schweiß rinnt in Strömen, die Flasche Wasser ist schnell ausgetrunken. Es wird Zeit für eine Abkühlung – und da mache ich mir die räumliche Nähe zur Sauna zu nutze.

Abkühlung? Sauna? Naja, wo Hitze ist, ist ja auch Kälte – und von daher lasse ich mich in der Sauna noch mal kurz aufheizen bevor ich mich danach mit einer eiskalten Dusche wieder erfrischt fühle.

Und wo ich schon mal hier bin, kann ich ja auch gleich mal was zu einer der „großzügigstem finnischen Saunen auf den Weltmeeren“ und zum Saunabereich im Allgemeinen schreiben. Der ist nämlich in der Tat gelungen. Bestehend aus einer finnischen Sauna, eine Biosauna, einem Dampfbad, einem Salzbad, einem Rasul, einer Infrarotsauna sowie Wärmebänken, Fußbädern, mehreren Ruheräumen und einem Freibereich findet hier wohl jeder seine Lieblingssauna. Der Bereich ist sehr großzügig und modern gestaltet und lädt auch zum längeren Verweilen ein.

Viermal täglich wird im Übrigen ein Aufguss in der finnischen Sauna angeboten – dazu folgt dann später noch eine kleine Liveberichterstattung …

Der (normale) Zugang erfolgt dabei über eine Treppe direkt gegenüber der Spa-Rezeption auf Deck 12, von wo aus man die getrennten Umkleiden für Damen und Herren erreicht. Von einem großen Freibereich mit Wärmeliegen gehen dann die einzelnen Sauen, die beiden Duschbereiche (einmal nur kalt und einmal kalt/warm) sowie der große Ruheraum ab. Fußbäder und Wasserspender komplettieren die Ausstattung.

Aus meiner Sicht gibt es nur einen Wermutstropfen … der Freibereich ist leider als Textilbereich ausgewiesen (man hört, das habe mit der maltesischen Gesetzeslage zu tun, die ja für die Mein Schiff Flotte, die unter der Flagge Maltas fahren, maßgeblich ist).Natürlich spricht nichts dagegen, sich nach der Sauna im Bademantel oder mit Badebekleidung nach draußen zu legen – üblich (und praktischer) wäre es allerdings, wenn der Bereich als FKK-Bereich ausgewiesen wäre.  Aber gut, so bleibt ein Alleinstellungsmerkmal für AIDA, die flottenweit auf ihren Schiffen große FKK-Bereiche ausgewiesen haben (diese dann allerdings leider nicht mit direktem Zugang aus dem Saunabereich).

Doch wir reden hier ja nicht über AIDA – wobei: ein Vergleich passt jetzt doch noch. Ich bin nach der Sauna nämlich kurz aufs Pooldeck gegangen, um mich ein paar Minuten in einen der Whirlpools auf dem Schiff zu legen. Und die werden ihrem amerikanischen Namen („hot tub“) hier auch gerecht: das Wasser liegt hier nämlich etwas über Körpertemperatur – und so soll das ja auch sein. In Facebook würde ich jetzt sagen: „Gefällt mir!“ während ich für die relativ kühlen Whirlpools bei AIDA auf den „Gefällt mir nicht“-Button warte. Ach, manchmal könnte es so einfach sein, seine Gäste glücklich zu machen – sie in kaltem Wasser frieren zu lassen, gehört sicherlich nicht dazu.

Ich lasse mich hier also ein bisschen „beblubbern“ und stelle fest, dass – im Gegensatz zur Ostseereise im Sommer – die Zahl der Familien mit Kindern deutlich größer ist. Und gerade hier im Bereich des Innenpools, der offiziell als „Aktivitäten- und Spaß-Pool“ bezeichnet wird (im Gegensatz zum Außenpool mit seinen 25 m Länge, der als „Schwimm-Pool“ deklariert ist), fällt das natürlich auf. Und so ist hier die ganze Zeit Stimmung – aber irgendwie mag ich es ja, wenn man merkt, dass auf dem Schiff noch Leben ist …

Und noch etwas fällt auf – eine junge Frau mit einem orangefarbenen T-Shirt mit dem Aufdruck „Poolaufsicht“ ist hier unterwegs. Und ganz im Stile eines Bademeisters schaut sie nicht nur nach den vielen Kids hier sondern achtet auch darauf, dass nicht gerannt und nicht in den Pool gesprungen wird. So etwas habe ich bis jetzt nur im Kinderpoolbereich der Oasis of the Seas gesehen – auf deutschen Schiffen ist mir eine explizite Poolaufsicht bislang nicht aufgefallen. Finde ich aber gut … und ich glaube, die Eltern auch 😉

Ich verlasse den Whirlpool und mache mich wieder auf den Weg in meine Kabine – nicht jedoch ohne kurz der „Eisbar“ auf dem Pooldeck einen Besuch abzustatten. Das ist heute vermutlich der am meisten frequentierte Ort. Aber bei den Temperaturen hier (irgendwo so um die 30°C), ist ein Eis ja auch die ideale Form der Abkühlung. Wobei die Wahl echt schwer fällt – bei knapp 20 Sorten, von denen eine besser klingt als die andere: „Quark-Limette“, „gebrannte Mandeln“ oder „Amalfi Orange“ sind nur eine Auswahl davon. Und natürlich auch „all-inclusive“ – genau wie die Crêpes und die Waffeln, die es ebenfalls den ganzen Tag hier gibt.

Beim Löffeln meines Oreo-Eis („Black & White“) fällt mein Blick auf dem „Schwimm-Pool“. Und der ist randvoll. Allerdings schwimmt da niemand – die stehen da alle nur drin rum. Zum Glück immerhin ohne Bierflasche oder Cocktail (wie ich das auf der Oasis erlebt habe) – dafür braucht sich allerdings niemand mit Sonnenmilch eincremen, ein kurzer Aufenthalt im Pool wird wohl die gleiche Wirkung haben … zumindest sieht das Wasser heute leicht milchig aus. Von daher macht es wohl Sinn, geplante Schwimmmaßnahmen in die frühen Morgenstunden (ab 7.00 Uhr ist der Pool von seinem Netz befreit) zu verlegen.

A propos verlegen – ich verlege meinen Standort jetzt wieder auf die Kabine und nutze den Balkon. Dieser liegt jetzt (glücklicherweise) im Schatten, so dass ich meine Haut in der nächsten Stunde beim Lesen nicht allzu sehr strapaziere – die wird in den nächsten Tagen sicher noch genug Sonnenstrahlen abbekommen (die Wetter-App sagt für die nächsten Tage eigentlich mehr oder weniger das gleiche Wetter mit Temperaturen um die 30°C voraus).

Und von daher suche ich mir jetzt mal einen klimaanlagengekühlten Platz im Inneren des Schiffes – und ich entscheide mich für die TUI-Bar, da ich an den Hochtischen dort sehr gut schreiben kann und nebenbei noch einen guten Cappuccino (und später einen Hugo) bekomme. Heute bekomme ich allerdings Besuch … denn auf einmal steht ein älterer Herr (ich schätze ihn mal so um die 70) neben mir und liest ungeniert, was ich aktuell in mein Notebook tippe (es ist zwar nur dieser Text hier – aber das hätte durchaus ja auch was Vertrauliches sein können). Ich glaub’s ja nicht – da fragt man sich echt, was genau bei seiner Erziehung schief gegangen ist. Und genau das hab’ ich ihn dann auch gefragt … OK, Freunde werden wir wohl nicht mehr – aber jetzt tippe ich wieder allein …

Bis um 17:50 Uhr eine Erinnerung aufpoppt: „AUFGUSS!“. Ich klappe meine Technik zu und mache mich auf den Weg – zumindest einen Aufguss will ich ja heute mitnehmen. Aufgrund unseren Seiteneingangs reicht auch die Zeit und so sitze ich pünktlich um 18.00 Uhr neben Birga in der finnischen Sauna auf meinem grünen (Sauna)-Handtuch.

Und kurz darauf kommt ein weiteres bekanntes Gesicht hinzu: unser Fahrradguide, bekleidet mit dem typischen Handtuch der Saunaaufgießer, wird den heutigen Aufguss zelebrieren. Und so wie ich das schreibe, meine ich das auch. Zusammen mit einem Kollegen verteilt er zunächst nämlich erst einmal Eukalyptusblätter (für den Duft), die sie auf der vergangenen Reise auf Madeira gesammelt haben. Das ist dann schon mal was Besonderes … auch wenn dann die drei Runden des Aufgusses ganz normal ablaufen (unterbrochen von einer kurzen Abkühlungspause mit Crusheis).

Jetzt ist noch mal kurz Abkühlung im Freibereich und unter der Dusche angesagt, bevor es dann in der Kabine weitergeht. Denn für 19.00 Uhr haben wir einen der Barbeque-Tische im Freibereich des Steakhouse Surf & Turf reserviert. Die hatten wir im Sommer auf der Ostsee ja schon zwei Mal testen dürfen, so dass wir uns auf einen gemütlichen Abend mit leckerem Fleisch freuen.

Denn hier steht ein Koch nur für uns an einer Grillstation bereit, um uns die gewünschten Fleischstücke lecker grillen zu können. Das ist zwar nicht Bestandteil von all-inclusive, dafür aber All-You-Can-Eat. Und da geht was … 😉 Für einen Preis von 34,90 € p.P. wählt man zunächst eine kalte Vorspeise (Tomate Mozzarella, Scampi-Ceviche, Melone mit Parmaschinken, Gemischter Salat mit einem Dressing nach Wahl oder Artischocken mit Orangen- und Ziegenkäsefüllung) und eine Suppe (Kürbis-Ingwer-Suppe, Klare Fleischbrühe mit Trüffelravioli oder frische Melonensuppe mit Scampi) aus.

Zu unbegrenzt Fisch (Scampi, Schwertfisch) und Fleisch (Salsicca, Schweinenackensteak, Chicken Wings, Lammkotelette, Rinderfilet und Kalbsleber) gibt es dazu noch zwei Beilagen nach Wahl (Ofenkartoffel, Grüne Bohnen, Maiskolben oder gegrilltes Gemüse) sowie mehrere Soßen und Dips (Kräuterbutter, Chilibutter, Salsa verde, Tomaten-Salsa, Sour Cream, Pfeffersoße und Chimichuri).

Den Abschluss bildet dann ein Dessert (Schoko-Brownie oder Pannacotta mit Zabaione) bzw. eine Käseauswahl.

Allein das Ambiente mit dem Grill auf dem Außendeck, dem eigenen Koch sowie den leckeren Speisen lassen so einen Abend zu etwas ganz Besonderem werden. Und so klingt auch schon der zweite Abend auf der Mein Schiff 4 langsam aber sicher aus – morgen haben wir dann einen weiteren Schiffstag, bis wir am 7. Oktober die kapverdischen Inseln erreichen. Und ab dann geht auch das Ausflugsprogramm los – und da haben wir uns einiges vorgenommen … Ihr könnt gespannt sein.

Jetzt geht es aber erst mal ins Bett … ich werde zwar noch ein bisschen Lesen – aber gefühlsmäßig wird mein Körper in den nächsten Stunden mit Verdauen beschäftigt sein, so dass ich wohl zeitnah in den Schlafzustand übergehen werde. Allerdings nicht, ohne erneut die Uhr um eine Stunde zurück zu stellen – dieses Mal auf kapverdische Zeit.

6. Oktober 2015: Schiffstag – auf de Weg nach Kapverden