Während in Deutschland „25 Jahre Deutsche Einheit“ gefeiert wird, ist hier ein ganz normaler Samstag. Und der beginnt daher auch ganz normal – mit einem kurzen Aufenthalt im Bad (das im übrigen eine Fußbodenheizung hat, die den Raum und den Boden angenehm temperiert) und einem Frühstück im Hotel. Das hatte ich im Vorfeld nicht mitgebucht, um flexibel sein zu können, setze jetzt aber auf die Bequemlichkeit, schnell mal in den 23. Stock zu fahren und mich am Buffet zu bedienen.
Erwartungsgemäß steht am Eingang ein Kellner, der sich nach meiner Zimmernummer erkundigt, um kurz darauf mit Bedauern festzustellen, dass das Frühstück nicht im Preis mit inbegriffen sei. Das überrascht mich jetzt nicht wirklich … aber wir werden uns schnell einig – er füllt einen vorbereiteten Beleg aus, ich unterschreibe und dann geht es auch schon los.
Die Rezeption mal ausgenommen scheint Englisch hier im Hotel übrigens keine gängige Sprache zu sein – der Kellner am Eingang ist sogar mit den vier Zahlen meiner Zimmernummer überfordert. Und so greift dann auch hier Plan B und wir klären das auf Spanisch (notfalls hätte man natürlich auch den Google Translator am iPhone bemühen können).
Ich suche mir einen freien Platz und schaue mich mal um. An der Seite ist ein kleines Buffet aufgebaut und im Raum verteilt stehen zwei Kaffeeautomaten. Das war’s. Zwei Kellner laufen durch den Raum, sind aber ausschließlich mit Abräumen beschäftigt. Von daher ist nicht damit zu rechnen, dass hier irgendetwas am Tisch passiert.
Und so schaue ich mal, was denn am Buffet so los ist. Verschiedene Sorten Brötchen sind zu finden, mehrere Arten von Stückchen und Kuchen, zwei Sorten Schinken, zwei Sorten Käse, ein bisschen Melone und etwas Gemüse. Dazu Rührei und kleine Würstchen als einzige warme Speise sowie Joghurt. Das war’s. Zumindest essenstechnisch – neben Kaffee aus einem großen Warmhaltebehälter gibt’s noch drei Sorten Säfte.
Jetzt wollen wir mal nicht kleinlich sein – das ist schon ganz OK so. Satt wird man in jedem Fall und für jede Geschmacksrichtung ist ja auch was da. Aber ich muss auch sagen, dass ich in den meisten Hotels schon mehr Auswahl gesehen habe (von Kreuzfahrtschiffen will ich da mal gar nicht reden). Und 16,05 € (der krumme Betrag hat wohl was mit lokalen Steuern zu tun) sind ja nun auch nicht unbedingt ein Schnäppchen.
Dann will ich doch zumindest mal versuchen, noch einen Cappu aus den Kaffeeautomaten zu bekommen. Ich versuche mein Glück also noch mal bei einem der Kellner. Der beherrscht zwar auch kein Englisch, wir können uns aber zumindest soweit austauschen, dass ich danach weiß, dass es da nur Espresso gibt. Auch gut, dann halt einen Espresso – besser als der Kaffee aus der Riesenkanne.
Beim Annähern an den Automaten stelle ich fest, dass es sich offensichtlich um ein überdimensioniertes Nespresso-System handelt – schon mal nicht schlecht. Allerdings scheint man an den Kapseln gespart zu haben – zumindest sind keine zu finden. Auch nicht schlecht – den Leuten Hightech-Systeme vorzuführen, diese dann aber unbenutzbar zu machen. Also gut, auf ein Neues. Und auch wenn ich nicht weiß, was „Nespresso Kapsel“ auf Spanisch heißt, gelingt es dem Kellner und mir, uns erneut auszutauschen. Und siehe da – die Kapseln sind für diesen Maschinentyp kleine Alupäckchen – und die liegen gut versteckt in einer Schublade unter der Maschine.
Nachdem ich also auch diese Hürde gemeistert habe und ein Ristretto Doppio in meiner Tasse ist, schließe ich das Thema „Frühstück“ ab – morgen mache ich das anders. Ich gehe gleich morgens an den Hafen, checke auf der Mein Schiff 4 ein und frühstücke an Bord – kostet nix und ist deutlich besser. 🙂
Aber bis es soweit ist, habe ich ja noch einen ganzen Tag auf Las Palmas vor mir. Im Übrigen zusammen mit rund 7.000 Kreuzfahrern, die vorhin hier mit der Celebrity Eclipse und der P&O Britannia angelegt haben. Von daher wird’s wohl voll werden auf der Insel.
Geplant hatte ich für heute eine Hop-On-Hop-Off-Tour durch die Stadt, um mal mehr von der Stadt zu sehen als nur den Kreuzfahrthafen (den Rest der Insel habe ich schon auf verschiedenen früheren Ausflügen „abgearbeitet“) und so mache ich mich auf den Weg zur Haltestelle 1 direkt am Parque de Santa Catalina. Hier steht auch schon eine Ticketverkäuferin, die mir allerdings gleich zu verstehen gibt, dass es sein kann, dass der Bus randvoll ist, da zwei Stationen vorher die Kreuzfahrer eingestiegen sind.
Von daher solle ich mal besser noch kein Ticket kaufen und warten, wie es im Bus aussieht. Na gut, dann schauen wir halt mal. Und fünf Minuten später ist er auch schon da – und erwartungsgemäß randvoll. Randvoll? Nein, ein Platz hinten in der Ecke ist noch frei – und von daher ist es schon mal gut, (heute noch) Alleinreisender zu sein 😉 Kurz darauf sitze ich im hinteren Eck, stöpsele mir die deutschen Kommentare ins Ohr und bin gespannt, was mich hier erwartet.
Meine Mitreisenden kommen in der Tat von den beiden Schiffen im Hafen – zumindest tragen rund 90% das internationale Erkennungszeichen der Kreuzfahrer: die um den Hals an einem Lanyard baumelnde Bordkarte. Damit auch ja jeder Taschendieb auf Anhieb seine Beute erkennt … 😉
Und während wir so durch Las Palmas fahren, stellen wir (zumindest diejenigen, die rechts außen sitzen) fest, dass der Begriff „Palmas“ wohl tatsächlich was mit Palmen zu tun hat. Die stehen hier nämlich am Straßenrand – und sind in etwa so hoch wie der Bus. Was bedeutet, dass ab und an mal einer der Passagiere so einen Palmwedel beim Vorbeifahren in die Fre…, äh, ins Gesicht bekommt. Hier ist also Ducken angesagt (und das geht weiter hinten deutlich besser als vorn, da man hier bereits durch die Schmerzensschreie der vorderen Passagiere gewarnt ist).
Und noch etwas muss ich feststellen – Las Palmas ist nur begrenzt ein Highlight. Die Sehenswürdigkeiten sind schnell abgearbeitet (vermutlich habe ich sie auf der Rundfahrt alle gesehen) und den wirklich schönen Stadtstrand habe ich ja gestern Abend schon sehen können. Von daher kann man hier durchaus mal ein, zwei Tage vor oder nach einer Kreuzfahrt verbringen – ansonsten hat Gran Canaria aber landschaftlich im Inselinneren deutlich mehr zu bieten.
Inzwischen haben wir den größten Teil der Rundfahrt hinter uns und erreichen Haltestelle 9 („El Muelle“). Das ist das Einkaufszentrum direkt am Hafen – und hier warten jetzt etwa 150 Leute auf die Mitfahrt. Der Ticketverkauf scheint hier gut funktioniert zu haben – zumindest stehen die Leute brav in einer Schlange und warten auf die Busse. Bis auf mich steigen hier zwar alle Passagiere aus, aber dennoch kann nur ein kleiner Teil der Wartenden einen Platz ergattern – aber in einer knappen halben Stunde kommt ja schon der nächste Bus 😉
Ich nehme noch die letzten beiden Stationen mit, bis ich dann wieder an meinem Ausgangspunkt angekommen bin und den Bus verlasse. Da das Hotel direkt nebenan liegt, entscheide ich mich zunächst einmal, mir den Fußweg zum Kreuzfahrtterminal anzuschauen – dann muss ich morgen früh mit zwei Koffern und einem Rucksack nicht auf die Suche gehen.
Und das sieht in der Tat ziemlich einfach aus. Rund fünf Minuten dauert der Weg, dann stehe ich im Einkaufszentrum. Und direkt dahinter ist der Hafeneingang – das ist also auch mit Gepäck durchaus zu schaffen. Ich trinke noch eine Cola zero im örtlichen McDonalds und mache mich dann auf den Weg zurück ins Hotel.
Hier wechsele ich erneut das Beinkleid – die Shorts muss der Badehose weichen – und mache mich auf den Weg in die 25. Etage. Denn dort befindet sich die Dachterrasse mit dem Pool. Und das ist eigentlich ganz nett gemacht. Rund um einen mehr oder weniger runden Pool sind bequeme Liegen angeordnet, die Sonne scheint und eine kleine Bar dient der Getränkeversorgung.
Dann machen wir also mal ein bisschen Urlaub. Ich lese die neue „Mac&i“, kühle mich zwischendrin im Pool etwas ab (zugegeben, „etwas“ ist untertrieben – das Wasser ist schon saukalt) und mache dann ein kleines Nickerchen. Bis der Norwege (oder Schwede?), der sich zwischenzeitlich auf die Liege neben mir gelegt hat, sein Nickerchen mit einem Schnarcher krönt. Aber es ist inzwischen ja auch schon halb vier – da kann man ja auch mal das Thema „Mittagessen“ in Angriff nehmen.
Und genau das tue ich … und getreu dem Motto „never change a running system“ mache ich mich erneut auf den Weg an den Strand, um im „Al Maccaroni“ spanisch-italienische Küche zu genießen. Heute beginne ich mit einer kleinen kanarischen Vorspeise, „Papas arrugadas mit mojo picón“, also Pellkartoffeln in Salzkruste mit einer scharfen kanarischen Sauce, bevor ich dann wieder auf Pizza setze – dieses Mal mit Südtiroler Speck, Zwiebeln und Rucola.
Hier bleibe ich auch nach dem Essen noch ein bisschen sitzen, trinke noch einen Cortado und genieße auch heute den sonnigen Nachmittag am Strand bevor ich mich auf den Weg zurück zum Hotel mache. Natürlich auch heute nicht, ohne zuvor noch einmal in einen Sparmarkt zu gehen, um die Getränke für den Abend zu kaufen.
Den Abend verbringe ich dann lesend auf dem Balkon, beobachte die untergehende Sonne am Horizont und freue mich auf morgen, wenn es dann endlich auf die Mein Schiff 4 geht. Der Check-In ist ab 9.00 Uhr geöffnet und so weise ich Siri für alle Fälle an, mich um 8.00 Uhr zu wecken (für diejenigen, die Siri nicht kennen – das ist mein „persönlicher“ Assistent auf dem iPhone).