Eine der wichtigsten Entscheidungen, die man bei der Buchung einer Kreuzfahrt zu treffen hat, ist – neben der Wahl des Schiffes und der Route – zweifelsohne die Entscheidung für eine bestimmte Kabine oder zumindest den richtigen Kabinentyp.
Was ist nun aber die „richtige“ Kabine? Und sind die Unterschiede denn wirklich so groß?
Fangen wir am besten mal von vorn an … Im wesentlichen unterscheiden sich die Kabinen durch ihren Typ (Innenkabine, Außenkabine, Balkonkabine), durch ihre Größe (normale Kabine, Juniorsuite oder Suite) und durch ihre Lage auf dem Schiff (vorn, mittig oder hinten bzw. auf einem höheren Deck oder weiter unten). Aber auch darüber hinaus gibt es noch so einiges, was man bei der Kabinenwahl beachten sollte.
Die erste zu treffende Entscheidung bezieht sich auf den Kabinentyp. Wenn man weniger Wert auf Tageslicht in der Kabine legt und eine möglichst günstige Kabine buchen will, ist eine Innenkabine sicherlich die erste Wahl. In der Regel sind dies die günstigsten Kabinen auf den Schiffen – dafür muss man damit leben, dass die Kabine absolut tageslichtfrei ist. Rund um die Uhr ist es dort stockdunkel, es gibt weder Balkon noch Fenster. Wer aber sowieso nur zum Schlafen in der Kabine ist, kann damit vielleicht auch ganz gut leben – insbesondere wenn man zum Schlafen absolute Dunkelheit braucht (das ist übrigens bei sommerlichen Nordlandfahrten nicht zu unterschätzen – durch die Mitternachtssonne ist es dort nämlich auch nachts taghell; bisweilen sind auf diesen Kreuzfahrten Innenkabinen daher sogar teurer als Außenkabinen). Wer aber gern sieht, was draußen so passiert oder gar nachts bei offener Balkontür dem Meeresrauschen lauschen will, wird mit einer Innenkabine tendenziell eher nicht glücklich werden.
Aber auch hier gibt es einen Tipp: man kann den Fernseher auf den Bugkamera-Kanal stellen und den Ton ausschalten – dann sieht man wenigstens in etwa, ob es noch Nacht oder schon Tag ist und ob der nächste Hafen schon erreicht ist. Und es ist nicht ganz stockdunkel in der Kabine. Übrigens gibt es auch schon erste Schiffe, bei denen diese Notlösung ein Feature geworden ist: spezielle Flachbildschirme simulieren dort den Blick aus dem Fenster …
Der Kompromiss zur Balkonkabine sind dann die Außenkabinen (manchmal auch „Meerblickkabinen“ genannt). Diese liegen an der Außenseite des Schiffes und sind – je nach Lage – entweder mit Bullaugen oder einem größeren Fenster versehen. Allerdings lassen diese sich i.d.R. nicht öffnen, das Meeresrauschen bleibt also draußen. Dafür hat man zum einen Tageslicht in der Kabine und kann zum anderen zumindest den Blick über das Meer schweifen lassen. Es sei denn, man hat eine Kabine mit „eingeschränkter Sicht“ gebucht – diese sind zwar günstiger, bieten aber nicht den vollen Blick aufs Meer. Das kann dann ein simpler Pfosten sein, der im Weg steht (aber nicht wirklich stört), aber auch ein direkt vor dem Fenster hängendes Rettungsboot (an dem man vielleicht noch nicht einmal vorbeischauen kann). Wer also vorher wissen will, wie groß die Einschränkung wirklich ist, ist auf die Unterstützung eines auf Kreuzfahrten spezialisierten Reisebüros angewiesen oder auf die zahlreichen Kabinentipps, die sich im Internet zu den einzelnen Kreuzfahrtschiffen finden lassen (einfach mal nach Schiffsname und Kabinennummer googlen).
Wer seine Außenkabine auf den unteren Decks oder im Bug des Schiffes bucht, muss übrigens damit rechnen, dass die Kabine mit Bullaugen ausgestattet ist und diese bei starkem Seegang oder stürmischer See mit einem Deckel aus Metall verschlossen werden (das ist zwar immer noch besser als eine nasse Kabine nach einem Glasbruch, macht aus einer Außenkabine dann aber ganz schnell auch eine Innenkabine).
Anders sieht das bei Balkon- oder Verandakabinen aus. Diese haben einen (mehr oder weniger großen Balkon) und bieten damit zum einen uneingeschränkten Zugang zu Tageslicht und meistens auch zu frischer (Meeres)luft. Die Türen sind i.d.R. als Schiebetüren ausgelegt (wobei sich diese allerdings nicht bei allen Schiffen in jeder Position arretieren lassen), können aber auch – gerade bei den Kabinen am Bug oder achtern – auch als normale Türen gestaltet sein (diese bleiben dann nur offen, wenn man sie mit einem Stuhl oder ähnlichem am Schließen hindert).
Zu berücksichtigen bei Balkonkabinen ist im Übrigen auch die Brüstung. Während bei den Balkonkabinen in der Schiffsmitte im Regelfall eine Glasbrüstung vorhanden ist (die selbst morgens vom Bett aus einen ungehinderten Blick nach draußen erlaubt), ist bei vielen Balkonkabinen im vorderen oder hinteren Bereich die Brüstung aus Stahl. Damit ist zwar der ungehinderte Blick aus allen Lagen verwehrt, andererseits aber auch der unerwünschte Blick in die Kabine (und wer morgens überraschend im Hafen aufwacht und beim Aufstehen feststellt, dass drei Meter neben dem Schiff ein Bürogebäude steht, in dem schon eifrig gearbeitet wird, weiß vermutlich, was ich meine).
Und noch etwas ist zu beachten: die Überdachung. Während bei den meisten großen Schiffen die Balkone alle neben- und übereinander wie bei einer Häuserfront angeordnet sind, sind insbesondere die unteren Balkonkabinen oftmals mit größeren Balkonen ausgestattet – das bietet zwar mehr Platz, aber damit verbunden meistens auch mehr Öffentlichkeit, da man von oben auf die unteren Balkone schauen kann. Und diese eingeschränkte Privatsphäre hat noch einen Nachteil: bei Regen ist der Balkon nicht oder nur eingeschränkt nutzbar. Gleiches gilt übrigens auch für Balkone am Heck oder auf der Vorderseite des Schiffes: meistens sind diese ja terrassenförmig gestaltet und damit von oben gut einsehbar. Den tollen Blick nach vorn bzw. nach hinten erkauft man sich mit einem weiteren Nachteil: oftmals ist der Fahrtwind vorn so groß, dass man den Balkon nur im Hafen richtig nutzen kann. Und hinten muss man – abhängig von Windrichtung und –stärke – mit Rußablagerungen auf dem Balkon und den dort abgelegten Sachen rechnen (wobei diese üblicherweise umgehend vom Servicepersonal entfernt werden und man i.d.R. eine kostenfreie Reinigung der Kleidung angeboten bekommt).
In den vorderen und hinteren Bereichen sind übrigens häufig auch die Juniorsuiten und die Suiten zu finden – bedingt durch die Lage bevorzugt an den Ecken des Schiffes kann man diese mit einem größeren Balkon oder gar einem eigenen Sonnendeck ausstatten. Die oben erwähnten Nachteile muss man dabei natürlich dennoch in Kauf nehmen – dafür bieten diese deutlich mehr Platz, teilweise zwei getrennte Schlafzimmer und andere Annehmlichkeiten, die über die Ausstattung der Balkonkabinen hinausgehen. Welche das genau sind, unterscheidet sich von Reederei zu Reederei – dies sollte man im Vorfeld entsprechend prüfen, um sicher zu gehen, dass die Kabine auch den entsprechenden Aufpreis Wert ist.
Eine Besonderheit gibt es übrigens auf besonders breiten Schiffen (wie z.B. der Oasis-Klasse von Royal Caribbean) – hier gibt es Außen- und Balkonkabinen nicht nur zur Meeresseite hin sondern auch in den Innenbereich (meist als Atrium oder „Innenhof“ gestaltet). Diese bieten zwar auch Tageslicht und frische Luft – aber eben keinen Meerblick. Sondern meistens einen freien Blick in die gegenüber liegenden Kabinen – und das muss man schon mögen 😉 Außerdem ist dort oftmals mit einer deutlichen Geräuschkulisse zu rechnen – abhängig davon, was im Atrium darunter so zu finden ist. Der „Boardwalk“ auf der Oasis oft the Seas bietet beispielsweise selten die Ruhe, die man zum Schlafen gern hätte wohingegen diese über den „Central Park“ auf der anderen Schiffsseite tendenziell problemlos möglich ist.
Relativ neu finden sich inzwischen übrigens auch Kabinen für Alleinreisende (sogenannte „Studios“), so zum Beispiel bei Norwegian Cruise Lines. Hierbei handelt es sich um (relativ kleine) Innenkabinen, die an einem gemeinsamen Kabinengang liegen und einen exklusiv für diesen Kabinentyp zu nutzenden Loungebereich haben – quasi dem Treffpunkt für Einzelreisende. Ob man das mag, wird jeder für sich entscheiden müssen – eine Alternative, um die teilweise horrend hohen Einzelbelegungszuschläge zu sparen sind sie aber sicherlich.
Wenn dann die Entscheidung für einen bestimmten Kabinentyp gefallen ist, ist die Qual der Wahl aber noch nicht zu Ende. Es sei denn, man überlässt die Auswahl der Kabine der Reederei. Diese Variante (z.B. „Just-/Variotarif“ bei AIDA, „Garantiekabine“ bei Hapag Lloyd, „Glückskabine“ u.ä.) ist deutlich kostengünstiger, bietet aber keinen Einfluss auf die Kabine. Und allein die Logik sagt einem schon, dass die hier zur „Verlosung“ kommenden Kabinen sicherlich nicht die besten auf dem Schiff sein werden, da diese i.d.R. bereits im Vorfeld durch die Passagiere ausgewählt werden, die sich ihre Kabine aussuchen können.
Wer sich hierauf einlässt, muss also zumindest damit rechnen, eine Kabine zu erhalten, die entweder nicht die beste Lage aufweist oder sonstige Nachteile hat. Wer damit leben kann, kann hier natürlich zuschlagen und den Kreuzfahrtpreis deutlich nach unten senken.
Wer jedoch bereits bei der Buchung genau wissen will, in welcher Kabine der nächste Urlaub stattfindet, der kommt nicht umhin, den teuersten Tarif (bei AIDA beispielsweise den „Premiumtarif“) zu buchen. Und wer sich im Vorfeld entsprechend informiert, kann sich auf einen Urlaub in einer tollen Kabine freuen. Bleibt nur noch die Frage, auf was man dabei so alles achten sollte …
Nun, zunächst wäre da die Lage der Kabine zu berücksichtigen. Hierbei gilt, dass Kabinen im vorderen (Bug) oder hinteren Bereich (Heck, achtern) bei Seegang „bewegter“ sind als Kabinen in der Schiffsmitte. Gleiches gilt für Kabinen auf den oberen Decks im Gegensatz zu den Kabinen weiter unten (dafür ist allerdings der Ausblick oben besser – und das erklärt dann auch den tendenziell höheren Preis für Kabinen auf den oberen Decks).
Aber auch das Umfeld der jeweiligen Kabine sollte man im Vorfeld einer Buchung anhand der Kabinenbeurteilungen im Internet und des Deckplans einer ausführlichen Prüfung unterziehen. So sind Kabinen eher zu meiden, wenn sich über oder unter der Kabine ein Restaurant, der Küchenbereich oder andere öffentliche Bereiche (Clubs, Disco u.ä.) befinden. Trotz guter Schallisolierung kann es schon nervig sein, wenn abends bis nach Mitternacht Geschirr gespült wird und morgens um 3.00 Uhr die Frühstücksvorbereitungen anlaufen. Bewährt haben sich daher die sogenannten „Sandwichkabinen„, also Kabinen, die sowohl oben als auch unten (und idealerweise auch von rechts und links) von anderen Kabinen eingerahmt sind.
Zu berücksichtigen sind auch die Lage der Treppenhäuser und der Aufzüge – während die Nähe hierzu einerseits wünschenswert ist („kurze Wege“), kann einen das ständige „Ding“ des Aufzugs schon zum Wahnsinn treiben.
Es lohnt sich auch, mal zu schauen, ob in der Nähe oder vielleicht sogar genau gegenüber Türen zum Crewbereich vorhanden sind. Aus Sicherheitsgründen handelt es sich dabei praktisch immer um schwere Feuerschutztüren – und die fallen nun mal ganz selten mit einem leisen „Plopp“ ins Schloss.
Wer Kinder hat, wird die räumliche Nähe zum „Kids-Club“ schätzen. Wer keine hat, tendenziell eher nicht. Auch hier hilft ein Blick auf den Deckplan bei der Planung der Reise … Zumal der Kids-Club (bzw. der Kabinengang davor) auch in den späten Abendstunden von Kindern und Jugendlichen gern als Rückzugsort genutzt wird.
Speziell für Reisen auf den Schiffen der Sphinx-Klasse von AIDA (also von der AIDAdiva bis zur AIDAstella) habe ich da auch noch einen Tipp für die Balkonkabinen unter dem Theatrium: hier ist der Blick nach vorn und hinten nicht nur eingeschränkt sondern schlichtweg nicht vorhanden. Aufgrund der Abstützungen für das Theatrium sind diese Balkone mit einer Art „Scheuklappe“ versehen, die den Blick vom Balkon dann doch sehr einschränken (beispielsweise Kabine 8133 auf der AIDAdiva).
Eine andere Art der Einschränkung muss man bei AIDA auch bei den Außenkabinen auf Deck 5 (AIDAdiva bis AIDAstella) bzw. Deck 6 (AIDAcara, AIDAaura, AIDAvita) beachten: vor den Kabinenfenster befindet sich das Freideck, so dass vor dem Fenster mit regem Passagieraufkommen zu rechnen ist. Und während das tagsüber i.d.R. nur dazu führt, dass ggf. mal ein Liegestuhl vor dem Fester steht, ist nach Einbruch der Dunkelheit der Blick in die Kabine möglich, sofern in dieser das Licht eingeschaltet ist. Das kann man zwar verhindern, indem man den vorhandenen Rollo komplett schließt – wenn man jedoch eine Außenkabine gewählt hat, um nach draußen gucken zu können, ist das eher kontraproduktiv und daher keine wirkliche Lösung. Dann muss man entweder das Licht auslassen oder kein Problem damit haben, dass ab und an mal jemand neugierig schaut, was in der Kabine so vor sich geht …
Weiteres Kriterium für die Kabinenwahl kann übrigens auch die Stärke des in der Kabine empfangbaren WLANs sein (bzw. die Frage, ob in der Kabine überhaupt ein WLAN-Empfang möglich ist – gerade bei älteren Schiffen ist dies nämlich nur bei Kabinen gegeben, die in der Nähe von öffentlichen Bereichen liegen) oder das Vorhandensein einer Verbindungstür zu einer Nachbarkabine (das ist beispielsweise dann sinnvoll, wenn Eltern ihre Kinder in eine separate Kabine „ausgelagert“ haben, aber dennoch „mal schnell rüberhuschen wollen“ – je nach Alter der Kinder bzw. Jugendlichen ist dieses Interesse übrigens meistens nur einseitig vorhanden – auch das sollte man bei der Buchung bedenken).
Ein Thema führt übrigens immer wieder zu Überraschungen auf dem Schiff: die Stellung der Betten. In der Regel stehen diese nebeneinander (und können auf neueren Schiffen manchmal durch den Kabinensteward in getrennte Betten verwandelt werden), je nach Schiff und Kabine stehen diese aber auch ab und an von vornherein getrennt (und lassen sich nicht zusammenstellen). Und je nachdem, mit wem man die Kabine teilt, ist manchmal das eine wünschenswerter als das andere …
Jeder, der auf eine entsprechende Bettenkonstellation Wert legt, sollte sich also im Vorfeld der Buchung schon mal erkundigen, was einen in der angedachten Kabine so erwartet. Oder gleich eine Kabine buchen, die beide Optionen erlaubt – bei einer 14-tägigen Kreuzfahrt können sich da die Prioritäten ja durchaus auch mal ändern. Und zwar sowohl in die eine als auch die andere Richtung … 😉
Nicht unerwähnt bleiben sollte auch, dass der gleiche Kabinentyp nicht immer gleich ist. Auf der AIDAprima wird es beispielsweise vier verschiedene Typen von Balkonkabinen geben: die „normale“ Balkonkabine und die Balkonkabine „Komfort“. Und die wiederum in drei Varianten: mit extra viel Platz, mit begehbarem Kleiderschrank oder mit separater Toilette.
Und je nach persönlichen Präferenzen sollte man da schon die richtige aussuchen: während zwei Freunde vielleicht eher getrennte Bäder bevorzugen würden, ist die alleinreisende Dame mit dem begehbaren Kleiderschrank vermutlich besser bedient. Und wer kleine Kinder dabei hat, freut sich evtl. über den zusätzlichen Platz zum Spielen.
Ein relativ neuer Trend ist es übrigens, bestimmte Kabinen mit „Zusatzleistungen“ aufzuwerten. Und das muss nicht nur die Ausstattung sein (z.B. Minibar in der Suite, Spielkonsole in der Juniorsuite u.ä.), das kann sich auch auf Zusatzleistungen beziehen (z.B. Butlerservice, kostenloser Internetzugang u.ä.) oder auch auf den Zutritt zu bestimmten (exklusiven) Bereichen auf dem Schiff (z.B. separates Sonnendeck für Suitengäste, Loungezutritt für (Junior)suiten u.ä.). Ein Beispiel ist auch hierfür die neue AIDAprima, die sogar ein ganzes Sonnendeck („Patiodeck„) nur für Suiten- und Panoramakabinenbucher bietet. Wer hierauf Wert legt, sollte also bereits bei der Kabinenwahl intensiv im Katalog schauen, ob und welche Besonderheiten mit den einzelnen Kabinentypen verbunden ist.
Und nun drücke ich jedem die Daumen, dass er die für sich richtige Kabine findet – hilfreich sind dabei vielleicht – neben dem intensiven Studium der Kataloge und Deckpläne – meine eigenen Kabinenerfahrungen als auch die zahlreichen im Internet zu findenden Kabinentipps (z.B. im Forum bei wasserurlaub.info).