Jetzt ist es bald wieder so weit: ein weiteres Jahr ist vergangen. Und wieder einmal erlebe ich Silvester auf einem Kreuzfahrtschiff – ich bin mal gespannt, wie der heutige Abend hier so begangen wird.
Zumindest muss man hier für den Jahreswechsel keinen Champagner im Vorfeld ordern – der steht rechtzeitig vor Mitternacht automatisch bereit. Aber so weit ist es ja noch nicht … und so lassen wir den Tag mal ganz geruhsam beginnen.
Und das ausnahmsweise mal nicht mit dem Frühstück sondern mit einem Saunagang. Ich bin heute nämlich bereits kurz nach sieben aufgewacht (so langsam scheine ich mich also wieder auf die Heimat einzustellen), so dass ich die Gelegenheit genutzt habe, die frühe Saunaöffnung (von 6.00 Uhr bis Mitternacht) zu nutzen.
Schön ist auch, dass unsere Suite ja nur wenige Schritte vom Ocean Spa entfernt liegt, so dass ich praktisch von der Suite in die Sauna falle. Außer mir ist noch niemand hier, so dass ich auch gleich die Gelegenheit nutzen kann und einige Fotos vom Saunabereich, der in der Tat sehenswert ist, machen kann.
Anschließend schwitze ich noch eine Runde in der finnischen Sauna, gehe ins Dampfbad und schließe den heutigen Erholungsteil mit einem Gang in den Whirlpool ab. Das ist echt ein angenehmer Start in den Tag – das hätte ich vielleicht schon viel früher machen sollen.
Auf dem Rückweg sehe ich Arndt auf dem Ergometer schwitzen, so dass wir uns noch gegen 9.00 Uhr zum Frühstück im Yacht Club verabreden. Ausflug haben wir ja keinen, Fahrrad fahren wir auch nicht – von daher ist auch heute eigentlich keine Hektik angesagt. Dennis schläft sowieso noch und hat mittels Zettelbotschaft auch gebeten, zum Frühstück nicht geweckt werden zu wollen, so dass ich die Zeit damit überbrücke, mich mal ein bisschen mit meinen Fotos zu befassen.
Und so treffen wir uns später im Yacht Club zum Frühstück und besprechen den Vorschlag von Arndt, doch bei der Radtour mitzumachen. Und sind eigentlich alle dafür … naja, fast alle. Von daher teilen wir uns auf: Arndt und Birga machen sich auf den Weg zum Biking Guide, um noch einen Platz nachzubuchen, Dennis und ich auf den Weg in die Innenstadt von San Juan.
Und da die Altstadt ein UNESCO Weltkulturerbe ist, gibt es dann auch gleich noch einen Strich bei mosttraveledpeople.com … und so schlendern wir einmal entlang der Stadtmauer um die Altstadt und einmal mittendurch, finden einen Ben & Jerry’s, essen ein leckeres Eis (Danke, Dennis!), ich finde im weiteren Verlauf einen Wandteller und zum Abschluss gibt es noch ein Sandwich bei Subway.
Die Altstadt ist überschaubar groß, in jeder Straße finden sich jedoch die verschiedensten Läden (wobei das natürlich schon ein bisschen touristisch geprägt ist), aber auch kleine Restaurants und Bars. Und da die Kreuzfahrtschiffe im Prinzip mitten in der Altstadt anlegen (zu Fuß etwa fünf Minuten entfernt), ist ein Abstecher auch vollkommen problemlos.
Allerdings darf man schon damit rechnen, dass es dort potenziell auch etwas voller sein könnte – heute liegen mit uns beispielsweise fünf Schiffe im Hafen (2 x Carnival, 1 x Disney, 1 x HAL und wir), da sind dann schnell mal mehr als 10.000 Personen in der Altstadt unterwegs.
Auf dem Rückweg zum Schiff finden sich dann natürlich noch die üblichen Plagiatshändler („Eine echte Rolex für 40 € gefällig?“) – wer also mal schauen will, wie gut der deutsche Zoll funktioniert, kann sich ja mal eine mitnehmen 😉 Wobei interessanterweise neuerdings auf zoll.de steht, dass die Einfuhr von Plagiaten für den privaten Gebrauch toleriert und nicht mehr verfolgt wird … das klingt so ein bisschen nach Kapitulation. Aber wie auch immer – ich brauche keine …
Der Weg zum Schiff wird dann kurzzeitig noch mal eine Herausforderung: außer der Bordkarte wollen die Polizisten an der Zugangskontrolle hier nämlich auch eine „Photo ID“, sprich Personalausweis oder Führerschein sehen. Eigentlich ja nicht schlimm – wenn man das vorher weiß. Und so ist es pures Glück, dass sowohl Dennis als auch ich unseren Ausweis dabei haben … ansonsten hätten wir in die (lange) Schlange nebenan gemusst – und was da dann wieder passiert, wissen die Götter …
Aber so passt alles und wir kommen problemlos zurück aufs Schiff. Auf eine Sicherheitskontrolle am Hafen wird erstaunlicherweise auch verzichtet – offensichtlich geht man davon aus, dass sich Terroristen so eine Kreuzfahrt nicht leisten können (oder wollen). 😉
Zurück an Bord ist dann erst einmal Wellness angesagt. Wir statten dem Ocean Spa einen Besuch ab, relaxen im Whirlpool und stellen fest, dass die Wärmeliegen tendenziell eher nicht zum Lesen geeignet sind – man schläft einfach zu schnell ein 😉
Also widme ich mich zunächst einmal meinen Fotos bevor ich mich auf den Weg aufs Pooldeck mache, um das knappe Mittagessen mit einer frischen Waffel zu ergänzen. Dummerweise gibt es in den USA offensichtlich wieder mal eine Vorschrift, die das Backen von Waffeln auf Pooldecks verbietet. Weil das wohl gefährlich sein soll … also gibt es heute nur einen gedeckten Pflaumenkuchen – und das ist jetzt irgendwie nicht so mein Fall.
Von daher beschränke ich mich auf einen Cappu bevor ich zurück auf die Kabine gehe, um dort gemeinsam mit Dennis den Suitenservice für einen Snack zu bemühen. Wobei es immer wieder interessant ist zu beobachten, dass die Sterne hier im Detail stecken. Denn natürlich gibt es eine Speisekarte für den Suitenservice – aber realistisch betrachtet ist das halt nur eine Empfehlung. Man bestellt einfach, was man haben möchte – um die Realisierung kümmern sich dann andere.
Und so kommen eine Viertelstunde später neben meinem Clubsandwich (der auf der Karte steht) auch noch eine Schüssel gebackener Chips und eine Eisschokolade vorbei – da muss ich mich irgendwie noch dran gewöhnen (bzw. ich muss mir solche Gedankengänge für die nächste AIDA-Reise eher ganz schnell wieder abgewöhnen) 😉
Den Rest des Nachmittags verbringe ich dann mit Lesen auf der Veranda bzw. dem Lösen quadratischer Gleichungen – aber so kommt man zumindest nicht aus der Übung 😉
Inzwischen rücken die Zeiger unaufhörlich in Richtung Mitternacht – das Jahr 2014 scheint in der Tat seinem Ende entgegen zu gehen. Zunächst natürlich zu Hause – und so kann ich pünktlich um 19.00 Uhr die ersten Neujahrswünsche per SMS und WhatsApp in die Heimat senden. Ankommen werden sie dann ja vermutlich eh erst später.
Hier wiederum ist das der Startpunkt für das heutige Gala-Dinner, das wir im Restaurant „Weltmeere“ zu uns nehmen. Als Kleidungsempfehlung ist heute für die Restaurants auf Deck 4 „abendlich-elegant“ angegeben, was die meisten Passagiere als Anzug mit Krawatte interpretieren. Aber man sieht durchaus auch genügend Mitreisende, die den üblichen Dresscode mit Jackett ohne Krawatte als passend ansehen – so auch wir. Und ganz im Ernst: das reicht auch vollkommen aus.
Vor allem dann, wenn man sieht, was so manch einer noch unter „abendlich-elegant“ versteht: ein Kleid mit einem tiefen Ausschnitt, der nicht in der Lage ist, alles das zu verdecken, was dort im Interesse der Allgemeinheit verdeckt werden müsste oder alternativ eine Art Bademantel mit bunten Punkten (ist vermutlich ein Designer-Teil, sieht aber halt doch ein bisschen aus wie vom Karnevalsversender). Und da Silvester tendenziell der festlichste Tag des Jahres auf einem Schiff ist, lässt sich also durchaus sagen, dass es auf der Europa 2 vollkommen passend ist, wenn man hier mit langer Hose, Hemd bzw. Poloshirt und Jackett bekleidet ist. Wobei mehr natürlich immer geht … und auch vereinzelt gern gewählt wird.
Doch kommen wir lieber zu den wesentlichen Teilen des Abends: zum Gala-Dinner. Auch wenn ich nicht mehr alle Gänge zusammen bekomme, an den Kaviar vom Stör, das Carpaccio und den Tatar vom Rind, das Filet vom Wagyu-Rind, die Ziegenkäseknödel und die dreierlei Desserts habe ich dennoch beste Erinnerung.
Im Übrigen zeigt sich heute beim Abendessen auch wieder, was mit „5-Sterne-Plus“ gemeint ist: „Wir erfüllen hier alle Wünsche …“. Zumindest ist das das Zitat der Kellnerin, als – abseits der heutigen Karte – Fischstäbchen mit Pommes geordert werden … und diese auch prompt gebracht werden. Dazu passt dann auch das (leicht wehmütige) Zitat von Dennis wie die Faust auf’s Auge: „Es muss echt schön sein, wenn einem so vieles schmeckt …“
Gegen 22.30 haben wir es geschafft … und sind richtig satt. Jetzt wäre es eigentlich Zeit für einen kleinen Verdauungsschnaps – da der Abend aber noch genügend Alkoholika bereit hält, begnügen wir uns mit einem Espresso. Und machen uns auf den Weg zum Pooldeck (bzw. das Deck darüber mit entsprechendem Ausblick auf das Pooldeck).
Hier ist Mr Rod bemüht, mit seiner Hommage an Rod Steward dessen alte Lieder in Erinnerung zu rufen. Und das gelingt ihm mit seiner exakt passenden Stimme auch richtig gut … nur leider ist das Repertoire nicht unbedingt zum Stimmungmachen geeignet.
Zwischendurch kommt immer mal wieder ein Getränk bei uns vorbei – und dieses Mal bleibt ein Gin Tonic auch bei mir … denn noch haben wir fast eine halbe Stunde, bis wir auf Champagner (der hier übrigens nicht bestellt werden muss sondern „im Reisepreis enthalten ist“ und rechtzeitig vor Mitternacht verteilt wird) umsteigen müssen.
Doch die vergeht schneller als gedacht – und so zählen wir jetzt schon den Countdown auf 0:00 Uhr. 10, 9, …, 3, 2, 1. Prost Neujahr …! Doch halt, zuvor spricht noch der Kapitän: „… hoffen wir, dass es im nächsten Jahr vielleicht noch besser wird …“ Hm, da haben wir jetzt doch ein bisschen mehr erwartet. Vielleicht zwei, drei zusammenhängende Sätze? Die kommen aber nicht … und das ist dann vielleicht doch ein bisschen wenig.
Aber vielleicht reißt es ja das Feuerwerk raus. OK, ich kürze es ab – reißt es nicht. Denn aus Sicherheitsgründen hat man sich entschieden, dieses Jahr auf den Schiffen von Hapag Lloyd kein Feuerwerk zuzulassen. Und so kommt das Feuerwerk aus dem Videobeamer und ist nur auf der großen Leinwand auf dem Pooldeck zu sehen. Schade eigentlich – denn das Feuerwerk letztes Jahr auf AIDAaura hat Maßstäbe gesetzt.
Aber auch sonst kommt nur bedingt Stimmung auf. Mr. Rod ist zwar sehr gut – aber Partymusik war nicht die Stärke von Rod Stewart. Da wäre ein DJ mit ein bisschen Après-Ski-Musik ggf. die bessere Alternative … wobei es sicherlich mindestens genau so viele Leute an Bord gibt, die dann genau das eher nicht für passend erachten würden. Wie auch immer – wir haben das neue Jahr standesgemäß begrüßt und sitzen jetzt gemütlich in der Sansibar bei einem Absacker zusammen bevor auch der letzte Abend des Jahres zu Ende geht und ich mich in Richtung Bett bewege. Und heute mal wieder ohne den Wecker zu stellen.