Nach einer leicht unruhigen Nacht (die nicht ganz seefesten Passagiere dürften das registriert haben, alle anderen haben es vermutlich noch nicht einmal gemerkt) klingelt heute mal wieder kein Wecker – wir lassen den Tag heute ruhig angehen.

Und so treffe ich mich mit Arndt und Birga kurz nach 9 Uhr zum Frühstück, da Birga kurz darauf zu einer Radtour über die Insel aufbricht. Da Arndt, Dennis und ich unsere Schwerpunkte jedoch eher auf „Relaxen“ setzen, steht für uns heute ein Strandbesuch auf dem Tagesplan.

Dennis schwänzt zur Vorbereitung heute auch das Frühstück („Heute schlafe ich mal lange!“) und so gehen wir um kurz nach 10 Uhr zum Tenderausgang auf Deck 3. Zufällig kommen wir wenige Minuten vor der Abfahrt dort an, so dass wir uns gerade noch ein paar Handtücher schnappen können, bevor wir den Tender besteigen und die rund 10-minütige Überfahrt nach Sandy Ground Village starten.

Der Hafeninformation haben wir bereits gestern Abend entnommen, dass es einen schönen Strand in der Nähe des Anlegers gäbe und ein noch schönerer (gemäß Lonely Planet einer der fünf schönsten Strände der Welt) etwa 20 Fahrminuten entfernt zu finden wäre.

Wir entscheiden uns daher für den „noch schöneren Strand“ („Shoal Bay“) und wollen uns ein Taxi organisieren, wobei diesen Gedanken auch noch andere Passagiere haben – und so kommt es hier gleich zur Bildung von Fahrgemeinschaften. Und hier wird heute alles, was Reifen hat, aus der Garage geholt und als Taxi eingesetzt. Eine resolute Inselbewohnerin „organisiert“ das hier – Passagiere auf der einen Seite, Taxen auf der anderen. Und zwischendrin das Chaos …

Aber irgendwann besteigen auch wir einen der bereitgestellten Vans, wobei man nicht genau sagen kann, ob jetzt der Fahrer oder das Auto älter sind … aber für eine 20-minütige Fahrt an den Strand wird es schon gehen. Und so ist es auch … leider hat sich Kaya Yanar unserer Taxigemeinschaft nicht angeschlossen sondern der nächsten – das wäre sicher eine interessante Unterhaltung geworden …

Bei unserem letzten Zusammentreffen an der Bar auf der AIDAluna (dort hat er die Jungfernfahrt 2007 begleitet) hat er noch von einer „Inkompatibilität von Publikum und ihm“ auf der Luna gesprochen – davon kann man auf dieser Reise jedoch sicherlich nicht reden.

Und $8 pro Person später sind wir auch schon da – vor uns liegt … eine Baustelle. Und die wiederum liegt direkt am Strand. Also auch, wenn der Strand eigentlich einer der fünf schönsten der Welt sein soll – im Moment rangiert er vermutlich nur unter den ersten zehn. 😉

Aber das ist Jammern auf hohem Niveau – die wesentlichen Merkmale für einen schönen Karibikstrand sind ja der Sand und das Wasser sowie ggf. noch ein paar Palmen. Und mit allem kann dieser Strand dienen: weißer Sandstrand, türkisfarbenes Wasser ohne ein einziges Steinchen und Palmen am Rand des Strandes. Darüber hinaus eine Bar und ein Restaurant sowie ein bezahlbarer Liegenverleih (drei Liegen und ein Schirm für zusammen $15). Mehr kann man von einem Strand nicht erwarten. Und da er auch noch auf der Atlantikseite liegt, gibt es sogar ansatzweise so etwas wie kleine Wellen.

Irgendwie mag ich die Karibik – und ich kann auch gar nicht verstehen, dass die Leute zu Hause so merkwürdig reagieren, wenn ich hier von 27°C und Postkartenstränden berichte … Schneemänner bauen bei Temperaturen rund um den Gefrierpunkt macht doch auch Spaß … 😉

Aber im Ernst – das ist ein Traumurlaub, der sich nicht so schnell wiederholen wird. Ein Schiff in dieser Kategorie ist einfach nur der Hammer, jeder Wunsch wird Dir hier von den Augen abgelesen, jedes Detail gespeichert, Deine Suitennummer ist den Kellnern meistens genau wie Dein Name bekannt und selbst das, was Du gestern getrunken hast, hat der Kellner noch parat. Und dazu ein Postkartenstrand nach dem anderen, verbunden mit absolutem Traumwetter – wie sollte man das denn noch toppen können?

Und so verbringen wir die nächsten Stunden mit Spazierengehen, Schwimmen, Relaxen, Sonnen und Lesen bis gegen Mittag der Hunger kommt. Zumindest bei Dennis und mir. Und da wir ja beim Hinweg schon das Restaurant am Strand gesehen haben, das auf seinem Schild auch das Wort „Pizza“ stehen hatte, ist uns eigentlich auch schon klar, wo heute geluncht wird.

Arndt leistet zwar noch etwas Gegenwehr: „Ich wollte eigentlich nichts essen außer nachher vielleicht eine Waffel auf dem Schiff!“, gibt dann aber doch irgendwann auf: „Also gut, dann nehme ich auch eine.“ 😉 Und das ist eine gute Entscheidung: die Pizza ist nämlich absolut lecker … besser als vieles, was man zu Hause in mancher Pizzeria so angedreht bekommt. Das passt also schon mal zu den „schönsten Stränden“ …

Aber alles hat ja bekanntlich ein Ende … und so müssen wir um 15.00 Uhr auch schon zurück zu unserem Taxifahrer, der sich hier mit uns verabredet hat – und natürlich auch schon wartet. Irgendwie muss er sein Taxi in der Zwischenzeit frisiert haben – zumindest läuft das jetzt deutlich schneller als auf dem Hinweg. Und zwar auch, wenn die Straßen das nicht hergeben würden … und – lasst Euch das gesagt sein – die Straßen hier sind nur für niedrige Geschwindigkeiten gebaut. Wenn denn mal eine einigermaßen gerade verläuft und keine Schlaglöcher hat – dann hat sie sicherlich eine Schwelle bekommen, die dazu dienen soll, die Geschwindigkeit zu reduzieren … in der Praxis führt die aber maximal zu „Rücken“.

Trotzdem kommen wir eine gute Viertelstunde später wieder am Hafen an – wo auch jetzt das Tenderboot schon auf uns wartet. Wir schnappen uns noch ein Getränk am Eingang zum Tender (die, die beim An- und Ablegen der Tender immer kostenlos bereit stehen) und schaukeln uns dann hinüber zur Europa 2.

Unsere Kabine ist inzwischen wieder in bewohnbarem Zustand (OK, so schlimm ist es heute Morgen auch nicht gewesen) … da ist es aber auch richtig schön, dass es zweimal am Tag einen Kabinenservice gibt. Und der ist so aufmerksam, dass immer die Frühstücks- und Abendessenzeiten abgepasst werden. Zumindest gab es bislang noch keinen Tag, an dem das nicht immer punktgenau in die Essenspausen gepasst hätte.

Zumal neben den obligatorischen Reinigungs- und aufräumarbeiten in der Kabine auch immer die Minibar aufgefüllt und die Obstschale ergänzt wird bzw. die Früchte ausgetauscht werden, wenn diese Anzeichen von Altersschwäche zeigen. Von dem abendlichen Betthupferl (das manchmal wie berichtet ja auch mal ein bisschen größer ist) mal ganz abgesehen …

Zurück in der Kabine stellt sich jetzt natürlich wieder die Frage nach der Nachmittagswaffel – und da bleiben wir in der Tat alle standhaft und lassen die heute mal ausfallen. Lediglich einen Espresso lasse ich mir aus unserer Nespressomaschine laufen – und der hat ohne Milch und Zucker ja keine Kalorien. Hab ich übrigens schon erwähnt, dass ich das eine gute Idee finde mit der Maschine – und dass ich es auch schön finde, dass hier jeden Tag nicht nur eine Kapsel inkludiert ist (wie bei der Mein Schiff) sondern diese ohne Begrenzung genutzt werden können?

Irgendwann hat mal einer gesagt, dass er nicht glaubt, dass ich nach einer Kreuzfahrt auf der MS Europa 2 mal wieder eine mit AIDA oder TUI machen will. Und zugegeben, das ist schon anders hier (und in vielen Teilen natürlich auch wesentlich besser), aber nach wie vor haben auch AIDA und/oder TUI ihre Vorzüge. Klar, gegen solche Sachen wie Suitenservice, die Qualität des Essens, der Service des Personals, der relativ familiäre Umgang auf einem relativ kleinen Schiff mit relativ wenig Passagieren kommen die beiden anderen nicht an. Dafür haben sie beim Preis natürlich die Nase vorn – und auch bei der Betrachtung unter dem Gesichtspunkt „Kreuzfahrt für Alleinreisende“ kann ich zumindest dem Konzept von AIDA mit großen Tischen in den Restaurants deutlich den Vorzug geben. Auf der Europa 2 muss man ansonsten schon eher davon ausgehen, keinen Anschluss finden zu können – dafür ist das Konzept hier zu sehr auf Individualität ausgelegt. Zumal die an manchen Abenden angebotenen gemeinsamen Essenstermine für Alleinreisende zum einen nicht jedermanns Sache sind und es sich zum anderen oftmals auch um eine Vielzahl (sehr) betagter allein reisender Damen handelt, so dass auch hier eher mit „Inkompatibilitäten“ gerechnet werden muss.

Was wollte ich jetzt eigentlich sagen …? Ach so, ja. Die spannende Frage ist also, ob man nach so einer Reise noch mit Freude auf AIDA bzw. TUI fährt? Nun, ich denke schon. Zum einen habe ich bei beiden Reedereien noch in 2015 anstehende Reisen vor mir (zugegebenermaßen habe ich aber bereits auch eine weitere mit der Europa 2 geplant), zum anderen ist ja gerade für Alleinreisende das Umfeld dort m.E. besser geeignet. Und so freue ich mich durchaus auch auf meine weiteren Reisen mit AIDA und TUI im kommenden Jahr.

Und ganz klar – eine finanzielle Frage ist das natürlich auch … denn für eine Kreuzfahrt mit der Europa 2 kann man alternativ natürlich auch mehrmals mit der AIDA- oder der Mein Schiff-Flotte reisen.

Doch zurück zu dieser Reise. Auf dem Weg zum Abendessen in den Yacht Club gebe ich an der Rezeption noch mein Kreuzfahrtbuch von Hapag Lloyd ab. Das bekommt jeder, der Mitglied im Hapag Lloyd Kreuzfahrtclub ist – und das wiederum ist Voraussetzung für das Sammeln von Bonusmeilen. Und da kommt der Meilenjunkie wieder durch: die lassen sich dann wahlweise in Bordguthaben umtauschen oder auch für Upgrades und Spezialreisen für Clubmitglieder. Von daher macht es durchaus Sinn, diese Bonusmeilen zu sammeln – und zwar auch, wenn man die Aufnahmegebühr von 150 € und die Jahresgebühr von 50 € rechnet … zumindest, wenn man pro Jahr einmal mit Hapag Lloyd unterwegs sein wird. Davon gehe ich zugegebenermaßen aber aus – dafür ist das hier einfach zu toll.

Das Abendessen ist dann eigentlich schon Routine: zunächst müssen die Austern und Muscheln dran glauben, dann gibt es ein Süppchen sowie Schweinemedaillons mit Ofenkartoffel und Sauerrahm und zum Abschluss noch ein paar von diesen Trüffelpralinen. Wobei der obligatorische Espresso nicht fehlen darf – und der praktisch auch schon automatisch kommt 😉

Den Abschluss des heutigen Abends bildet dann ein Ramazotti an der Poolbar und eine kleine Schreibsession über die gestrigen und heutigen Strände – bevor es dann mit dem neuesten Fitzek („Passagier 23“) ins Bett geht.

Morgen haben wir in San Juan auf Puerto Rico ja einen ruhigen Tag geplant (außer Birga, die eine Radtour macht), so dass wir wieder nicht zu früh beim Frühstück erscheinen müssen, bevor wir dann zu Fuß mal einen kleinen Bummel in der Altstadt machen. Und Arndt, keine Angst, morgen verführt Dich niemand zur Pizza .. 😉 Dafür aber morgen Nachmittag vielleicht zu einer leicht angebackenen Waffel … 😉

Beim Rückweg in die Kabine passiert dann aber das unvermeidliche: ein Briefumschlag steckt in der Postbox. Und ich ahne es schon … es sind die Abreiseinfos. L Das ist in der Tat immer der traurigste Moment einer Kreuzfahrt, deutet der doch eindeutig darauf hin, dass es dem Ende entgegen geht.

Der Ablauf am Samstag ist damit i.w. auch vorgegeben: in der Nacht muss alles außer dem Handgepäck vor die Tür gestellt werden, so dass es am nächsten morgen ab 8.00 Uhr im Hafenterminal bereit steht. Selbst darf das Gepäck aufgrund behördlicher Bestimmungen niemand mit von Bord nehmen (das kenne ich ja auch schon von der Luna in New York) – nur das Handgepäck ist zulässig. Um 9.00 Uhr ist dann die Kabine und spätestens um 9.30 Uhr das Schiff zu verlassen.

Lediglich die Pauschalbucher mit Abreisepaket haben teilweise noch etwas längere Aufenthalte an Bord bevor aber auch diese zu einer Stadtrundfahrt aufbrechen, mittags in einem Hotel lunchen und danach am Flughafen abgesetzt werden.

Ich hätte als Individualreisender ja die Möglichkeit gehabt, den Tag in der Farewell Lounge zu verbringen – aufgrund meiner Erfahrungen mit der Welcome Lounge verzichte ich (trotz Zusage von Hapag Lloyd, dass das jetzt anders und deutlich besser organisiert wird) jedoch darauf und werde daher mit einem Taxi vom Hafen direkt zum Flughafen fahren und den Abreisetag in der Business Lounge der Lufthansa verbringen. Da kann ich dann auch gleich ein bisschen an meinem Fotoalbum und dem Reisebericht arbeiten.

Doch noch ist es ja nicht soweit, so dass ich jetzt erst mal ins Bett gehe und ich mich an dieser Stelle für heute verabschiede …

31. Dezember 2014: Der letzte Tag des Jahres auf Puerto Rico