Nachdem wir auch heute wieder einen Ausflug haben, der mitten in der Nacht losgeht (9.15 Uhr), muss ich ein weiteres Mal mein iPhone bemühen, um wach zu werden. Zum Glück ändert sich das dann ab morgen wieder, da wir dann jeweils auf eigene Faust unterwegs sein werden.

Der Blick aus dem Fenster zeigt das gleiche tolle Wetter wie an den vorherigen Tagen: mehr oder weniger wolkenfreier Himmel bei herrlichem Sonnenschein – und auch heute sind wieder Temperaturen um die 27°C zu erwarten. Was kann man von den letzten Tagen des Jahres Schöneres erwarten?

Heute geht es nach dem üblichen Frühstück im Yacht Club direkt an Land (wir liegen auch heute nicht auf Reede), von wo aus wir in einen direkt am Anleger liegenden Katamaran einsteigen können. Dieser ist deutlich größer als der Katamaran beim letzten Ausflug – und er wird auch mit deutlich mehr Passagieren besetzt. Das langt zwar immer noch für einen freien Platz (wäre ja auch schlimm wenn nicht), aber im Netz vorn wird es heute schon etwas kuscheliger … 😉

Wind und Wetter stimmen jedoch – und so fahren wir in strahlendem Sonnenschein in Richtung eines Riffes, an dem wir unseren ersten Schnorchelstopp haben. Ich bin mir allerdings nicht so sicher, ob das mit dem Schnorcheln eine gute Idee ist – denn irgendwie ist mein Insektenstich gestern wohl doch keiner gewesen – zumindest ist die komplette Fläche, auf der es gestern beim Einsprühen weh getan hat, jetzt auch ziemlich rot – und der eine Einstich ist durch etwa 50 rote Pünktchen, die alle wie kleine Einstiche aussehen, ersetzt worden. Sieht irgendwie aus wie ein Ekzem oder so – vielleicht muss ich heute Abend mal das Hospital besichtigen und den Schiffsdoc kennenlernen.

Und da ich nicht weiß, ob das vielleicht doch irgendwie mit dem Wasser zu tun hat, verzichte ich heute lieber aufs Schnorcheln sondern entscheide mich, die Zeit in der Sonne zu verbringen und lieber was für meinen Vitamin-D-Haushalt zu tun. Zumal beim letzten Mal ständig Wasser in die Brille gekommen ist (vielleicht sollte man doch besser keinen Bart tragen) und Schnorcheln damit dann nicht wirklich Spaß macht. Und während unter Deck die Schnorchelausrüstungen ausgegeben werden und sich jeder seinen Schnorchelgurt umlegt, bereite ich mich somit auf mein Sonnenbad vor.

Eine knappe Stunde bleiben wir – und die Schnorchler sind ziemlich begeistert: „Hunderte Fische schwimmen um uns herum“, „Da sind viele von den kleinen bunten“, „So etwas habe ich noch nicht gesehen“ und ähnliche Ausrufe gelangen zu uns an Deck. Hm, vielleicht hätte ich es doch noch mal probieren sollen … Aber egal, ich gebe Dennis meine Unterwasserkamera und schaue mir die Fische dann halt heute Abend am MacBook an …

Und während so langsam aber sicher unsere Schnorchler wieder zurück an Bord kommen, habe ich bereits meinen ersten Rumpunsch getrunken (da merkt man auch, dass Rum hier Grundnahrungsmittel ist). Und auch sonst wird Rum hier für praktisch alles verwendet – eine kleine Verletzung wird hier als Erstmaßnahme mal mit zwei Schluck Rum desinfiziert (der erste äußerlich angewendet, der zweite von innen).

Nachdem inzwischen jeder seinen „Planschi-Planschi“ (Insiderbezeichnung für „Rumpunsch“) intus hat (bzw. gern auch den zweiten), geht es weiter mit unserer Tour – mit reiner Segelkraft geht es nun in gemütlichem Tempo in Richtung eines relativ abgelegenen Sandstrands. Und zwar so einer vom Modell „Postkartenstrand“. Weißer Sand, der von türkisfarbenem, glasklaren Wasser umspielt wird, umsäumt von Palmen, erwartet uns – da könnte man sich durchaus überlegen, ob man da nicht etwas länger bleiben will. Und zwar insbesondere dann, wenn man in Facebook sieht, dass zu Hause Schneemänner gebaut werden …

Leider gibt der Zeitplan (der sowieso wieder mal hoffnungslos durcheinander ist) aber nur einen kurzen Aufenthalt her – und so geht es nach rund dreißig Minuten schon wieder zurück auf unseren Katamaran und dann aufs Schiff.

Das Mittagessen im Yacht Club fällt heute einem „Kommunikationsproblem“ mit Dennis zum Opfer … ist aber nicht so schlimm, hier wird eh zu viel gegessen. Und so bestelle ich mir beim Roomservice nur einen Caesar’s Salad und ein Club Sandwich auf die Suite. Hatte ich schon mal erwähnt, dass ich das ganz toll finde? -)

Parallel dazu kann ich die Zeit nutzen, um wieder ein bisschen was zu dieser Reise aufschreiben … zu erzählen gibt es ja genug. Unter anderem, dass ich dann heute doch wieder schwach werde und gegen 16.00 Uhr in Richtung Pooldeck gehe und eine Waffel esse. Ja, ich gebe es ja zu – das ist nicht gut. Und mein Doc wird in zwei Wochen dazu auch noch mal was sagen. Aber – sie ist richtig gut.

Allerdings lasse ich heute das Topping (also die Kirschen) weg. Und ersetze diese durch eine Eisschokolade – gerade kommt nämlich ein Kellner vorbei, der ein Tablett voll mit sich herumträgt. Und da wäre es ja fatal, wenn er sich einen Bruch hebt. Das will ich ja nun wirklich nicht. 😉 Ach ja, auch diese Art von Getränken ist hier im Reisepreis enthalten – also nicht nur die üblichen Kaffee- Tee- und Kakaospezialitäten.

Und während ich hier sitze, lasse ich meinen Blick über das Pooldeck streifen. Etwa 80% der Liegen sind aktuell unbesetzt (also weder mit einem Mensch noch mit einem Handtuch belegt), die Zahl der Kellner, die hier kostenlose Getränke servieren (und natürlich auch Waffeln oder so etwas in der Art) ist nahe der Zahl der Gäste. Jemand, der Angst vor Menschenansammlungen hat, hätte hier keinerlei Probleme …

Selbst im Pool sind nur einige Jugendliche, die sich mit einem Wasserball auseinandersetzten sowie zwei Damen gesetzteren Alters, die das zum einen nicht gut finden („Können die nicht woanders spielen?“) und zum anderen mit ihrem Schwimmstil selbst eher im Weg herum stehen (hat ja mit Schwimmen im Sinne von Fortbewegung auch eher nichts zu tun). Und während die Jugendlichen die Damen als gegeben hinnehmen, kommen die beiden aus dem Nörgeln nicht heraus. Auf die Idee, ihre Reisen außerhalb der Ferien zu buchen oder zumindest innerhalb der „Teenzeit“ nicht im Pool herum zu stehen, kommen sie nicht.

So, die Waffel ist gegessen, die Eisschokolade getrunken – und der Ausschlag an meinem Arm nicht besser geworden. OK, hatte ich auch nicht mit gerechnet. Ist aber jetzt doch ein Anlass, um mal beim Doc vorbei zu schauen.

Dieser residiert auf Deck 3 und hat ab 17.30 Uhr Sprechstunde. Ich bin pünktlich und komme somit auch nach einer kurzen Wartezeit dran. Und erfahre dann, dass ich mit meinem Insektenstich wohl nicht ganz falsch lag … es handelt sich in der Tat um einen Moskitostich, der sich durch das von dem Tier eingebrachte Toxin so entwickelt hat, dass rund um den Stich viele kleine Löcher entstehen – und diese vielen kleinen Wunden haben dann auch zu den brennenden Schmerzen bei der Desinfektion geführt.

Von daher gibt er Entwarnung … eine Behandlung ist nicht notwendig, in zwei Tagen sollte der Arm wieder aussehen wie vorher. Das sind ja schon mal good news. Und da es hier auch keine ernsthaften Krankheiten geben soll, die durch diesen Stich übertragen werden könnten, sollte das Thema eigentlich abgeschlossen sein. Schau’n mer mal …

Von daher richte ich mich mal für das Abendessen im Yacht Club (hier ist ja eher legere Kleidung angesagt). Grundsätzlich kann man zwischen den Restaurants an Bord frei wählen, wobei in den Spezialitätenrestaurants Plätze nur nach Reservierung zu erhalten sind. Und grundsätzlich kann jeder nur einmal pro Woche eines der Restaurants reservieren (damit jeder mal eine Chance hat) – an den anderen Tagen sind dann das „Weltmeere“ (als Bedienrestaurant) oder der „Yacht Club“ (als Buffetrestaurant) das Ziel.

Wobei das ganz gut so ist … der Yacht Club bietet zum einen ja eine legere Atmosphäre (Jeans und T-Shirt sind durchaus OK), zum anderen gibt’s dort immer leckere Sachen am Meeresfrüchtebuffet. Und so beginne ich auch den heutigen Abend mit ein paar leckeren Austern, einigen Muscheln und dem genialen Shrimpscocktail bevor es dann an den Kalbsrücken mit Gnocchi/Waldpilzragout geht. Käse schließt ja bekanntlich den Magen (und wenn der dann noch so angerichtet und ständig wieder aufbereitet wird, dass das Käsebuffet nach jedem Gast genau so aussieht wie vorher, dann erst Recht) – und so landet ein bisschen Ziegenkäse, ein schöner Stinker und ein grandioser Blauschimmelkäse im Harald.

Der Espresso zum Schluss wird mit einigen Trüffelpralinen (da wären sie wieder) angeliefert und der Ramazotti zur Verdauung danach ist einfach nur notwendig.

Ich muss dann doch noch mal vergleichen – auch zum besseren Verständnis. Das Buffet auf den AIDA-Schiffen ist einfach nur grandios. Auswahl und Zubereitung sind phantastisch. Und trotzdem gibt es Unterschiede zu dem Buffet hier: die Auswahl ist hier nicht unbedingt vielfältiger, aber ausgefallener – hier gibt es einfach mehr Dinge, die nicht so alltäglich sind. Und der Service ist das große Unterscheidungskriterium – hier wird ständig nachgelegt, aufgeräumt, gesäubert. Das Buffet sieht zu jeder Minute der Öffnungszeit praktisch identisch aus. Leere Schüsseln gibt es nicht, daneben gekleckertes Essen auch nicht (und wenn doch, dann nur für wenige Sekunden, bis jemand mit einem Lappen drüberwischt). Und natürlich macht es sich bemerkbar, dass sich nur 470 Personen auf sechs Restaurants verteilen – da gibt es keine Warteschlangen (außer vielleicht an der Grillstation, wenn da mehrere T-Bone-Steaks hintereinander gegrillt werden).

Und für Pastafreunde ist die Nudelstation die Anlaufstelle: neben den Nudeln des Tages gibt es verschiedene Sorten und Saucen zur Auswahl – frisch zubereitet.

Die Desserts werden nicht aus großen Schüsseln gekratzt sondern stehen in kleinen Gläschen bereit. Und nimmt jemand eins weg, wird das zeitnah durch ein neues ersetzt. Das separate Eisbuffet glänzt neben vielen verschiedenen Sorten (wobei es da auf Mein Schiff 3 noch mehr gibt) insbesondere mit den Toppings – da gibt es praktisch nichts, was man nicht aufs Eis legen könnte.

Und wenn jemand mal gar nichts findet – dann fragt man einfach einen der Kellner, die ständig präsent sind. In der Regel findet sich in einer der Küchen immer etwas, was schmeckt 😉 Und das ist dann wohl der ganz große Unterschied, der mit „5-Sterne-Plus“ gemeint ist.

Wir jedenfalls sind jetzt erst einmal satt und verbringen die nächste Stunde in der Sansibar ein Deck tiefer. Hier gibt es wieder „Sex on the Beach“ (Arndt zu Harald: „Hattest Du den schon mal?“ – Harald: „Ja, war gut … (Pause) … und der Cocktail schmeckt bestimmt auch.“). Ich weiß immer noch nicht so genau, warum die Barkarte (hat übrigens mehr als 30 Seiten) dann in meine Richtung geflogen ist … 😉

Etwa eine halbe Stunde später fragt jemand am Nebentisch: „Weiß eigentlich jemand, warum nach 30 Minuten die Internetverbindung getrennt wird?“ Dabei schaut sie von ihrem iPhone auf und sich in der Runde um. Die Antwort kommt prompt von ihrem Gegenüber: „Damit Du zumindest zwei Mal in der Stunde aufschaust und siehst, wer mit Dir hier am Tisch sitzt …“

Und das ist dann eigentlich auch das Stichwort … auch meine Gegenüber schauen auf und so können wir uns für den heutigen Abend verabschieden. Morgen früh geht es dann weiter – dieses Mal aber auf eigene Faust und damit deutlich entspannter als die letzten beiden Tage …

Auf dem Weg zurück in unsere Kabine treffen wir Dennis, der sich entschieden hat, heute mal etwas früher ins Bett zu gehen – und so endet dieser Tag kurz vor Mitternacht mit leichtem Schnarchen aus dem Nebenbett …

30. Dezember 2014: Sandy Ground Village auf Anguilla